Infomaterial

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Landesstudienkolleg Sachsen-Anhalt
Martin-Luther Universität
Halle-Wittenberg
 Infomaterial
 Arbeitsblätter
 Testfragen
P HYSIK M-K URS
Wärmelehre
1. Auflage
Landesstudienkolleg Sachsen-Anhalt
Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
Autor: Jörg Thurm
© 2010
Internes Lehrmaterial
Infomaterial -1- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Inhaltsverzeichnis
Thermodynamik........................................................................................................................................... 2
Wärmeausdehnung ..................................................................................................................................... 3
Dichteanomalie des Wassers ....................................................................................................................... 4
Zustandsgleichung des idealen Gases........................................................................................................... 5
Zustandsänderungen eines idealen Gases .................................................................................................... 6
Reale Gase ................................................................................................................................................... 7
Isothermen des realen Gases ....................................................................................................................... 9
Die Wärme ................................................................................................................................................ 10
Wärmeübertragung ................................................................................................................................... 11
Aggregatzustände ...................................................................................................................................... 12
Der Ø. Hauptsatz der Thermodynamik (thermisches Gleichgewicht) .......................................................... 15
Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik (Energieerhaltungssatz) .................................................................. 15
Anwendung des 1. Hauptsatzes auf die Zustandsänderungen von Gasen ................................................... 16
Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik (Entropiesatz) ................................................................................. 17
Der 3. Hauptsatz der Thermodynamik (Nernstsches Wärmetheorem) ........................................................ 19
Wärmelehre
Infomaterial -2- Physik
J.Thurm
ThermodynamikI
Die Thermodynamik (von altgriechisch ϑ ερμός thermós „warm“ sowie δύναμις dýnamis „Kraft“)II, auch
als Wärmelehre bezeichnet, ist ein Teilgebiet der klassischen Physik. Sie ist die Lehre der Energie,
ihrer Erscheinungsformen und ihrer Fähigkeit, Arbeit zu verrichten.
Die Basis der Thermodynamik bilden vier Hauptsätze. Die Thermodynamik bringt Größen wie Energie,
Wärme, geleistete Arbeit, Druck und Volumen miteinander in Zusammenhang. Sie erlaubt Aussagen
darüber, welche Änderungen an einem System möglich sind (beispielsweise welche chemischen
Reaktionen ablaufen können) und erlaubt Angaben über die hierzu erforderlichen Druck- und
Temperaturbedingungen. Sie macht aber keine Aussagen darüber, wie schnell die Prozesse ablaufen
oder was dabei mikroskopisch im Einzelnen geschieht.
Die Theorie der Thermodynamik stellt die Verbindung zwischen makroskopischen Größen wie der
Temperatur und den Eigenschaften der mikroskopischen Atome und Moleküle her. Durch diese Theorie
werden auch die Temperaturabhängigkeiten verschiedener anderer physikalischer Größen erklärt.
Alle festen Stoffe, Flüssigkeiten und Gase bestehen aus sehr kleinen Teilchen, den Atomen und
Molekülen. Diese befinden sich in ständiger Bewegung und zwischen ihnen wirken Kräfte. Die
Geschwindigkeiten der Teilchen eines Stoffes sind unterschiedlich groß und sind im Mittel 0 für einen
ruhenden Körper, allerdings gilt das im Mittel nicht für den Betrag und das Quadrat der
Geschwindigkeiten. Wie groß das mittlere GeschwindigkeitsquadratIII aller Teilchen eines Stoffes ist,
hängt von der Art des Stoffes, vom Aggregatzustand und vor allem von der Temperatur ab. Für feste,
flüssige und gasförmige Körper gilt: Je höher die Temperatur eines Körpers ist, desto größer ist das
mittlere Geschwindigkeitsquadrat aller Teilchen des Stoffes, aus dem der Körper besteht. Der
anschauliche Zusammenhang zwischen Temperatur und mittlerem Geschwindigkeitsquadrat der
kleinsten Teilchen suggeriert, dass es eine tiefste Temperatur gibt, den absoluten Nullpunkt, an dem
sich die kleinsten Teilchen nicht mehr bewegen.
Umrechnung zwischen den Temperatureinheiten
Kelvin (K)
Grad Réaumur (°Ré)
= TK
= TC + 273,15
= TRé · 1,25 + 273,15
= (TF + 459,67) · 5⁄9
TCelsius
= TK − 273,15
= TC
= TRé · 1,25
= (TF − 32) · 5⁄9
TRéaumur
= (TK − 273,15) · 0,8
= TC · 0,8
= TRé
= (TF − 32) · 4⁄9
= TC · 1,8 + 32
= TRé · 2,25 + 32
= TF
Aus Wikipedia
Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. München/Wien 1965.
III
III Wegen E=m/2*v² wird das Geschwindigkeitsquadrat betrachtet
II
Grad Fahrenheit (°F)
TKelvin
TFahrenheit = TK · 1,8 − 459,67
I
Grad Celsius (°C)
Infomaterial -3- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
WärmeausdehnungIV
Unter Wärmeausdehnung versteht man die Änderung der geometrischen Abmessungen
(Länge, Flächeninhalt, Volumen) eines Körpers, hervorgerufen durch eine Veränderung seiner
Temperatur. Der Kennwert ist der Ausdehnungskoeffizient.
Kommt es zu unterschiedlichen Wärmeausdehnungen in einem Körper
oder in mechanisch verbundenen Körpern, können mechanische Spannungen
entstehen, die im Extremfall zur Beschädigung oder Zerstörung eines
Bauteils führen können. Im sogenannten Bolzensprengversuch wird das
eindrücklich demonstriert. Bestimmte Maße verändern sich
entgegengesetzt zur Längenänderung der Bauteile. Also können sich
konstruktiv vorgesehene Abstände zwischen Bauteilen bei deren Ausdehnung verringern oder schließen.
Ursache eines Ausdehnungsunterschiedes kann ein Temperaturunterschied oder die Kombination von
Materialien mit unterschiedlichem Wärmeausdehnungsverhalten sein.
Es gilt für die Längenänderung:
bzw.
und
für die Volumenänderung gilt:
bzw.
mit
α ist der Koeffizient der linearen thermischen Ausdehnung in K-1
Bimetall
Ein Bimetall (auch Thermobimetall) ist ein Metallstreifen aus
zwei Schichten unterschiedlicher Materialien, die miteinander
stoffschlüssig oder formschlüssig verbunden sind.
Charakteristisch ist die Veränderung der Form bei
Temperaturänderung. Diese äußert sich als Verbiegung. Ursache ist der unterschiedliche
Wärmeausdehnungskoeffizient der verwendeten Metalle. Diese Metalle können zum Beispiel Zink und
Stahl sein oder auch Stahl in Kombination mit der Legierung Messing.
Zwei Metalle mit unterschiedlichem Längenausdehnungskoeffizienten verlängern sich bei Erwärmung
um unterschiedliche Strecken. Verbindet man die beiden Enden zweier Metallstreifen, z.B.
durch Nieten oder Walzen, führt die unterschiedliche Verlängerung zu einer Verbiegung des
Bimetallstreifens. Wegen der temperaturabhängigen Formänderung von Bimetallen lassen sich
Bimetallthermometer oder Temperaturschalter herstellen.
IV
Aus Wikipedia
Infomaterial -4- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Dichteanomalie des WassersV
Der Fachmann beschreibt dieses Verhalten als die
Dichteanomalie des Wassers.
Sie war für Physiker lange Zeit ein Rätsel. Heute
weiß man, dass die Struktur des Wasser-Moleküls
dafür verantwortlich ist. Es besteht aus einem
Sauerstoff- und zwei Wasserstoff-Atomen.
Diese sind nicht direkt in einer Reihe angeordnet,
sondern sie bilden einen Winkel. Dadurch und durch
die Anordnung der Elektronen im Molekül verhält
sich Wasser so anders, als wir es von den meisten
Substanzen her kennen.
Dichteanomalie des Wassers
Salzwasser - schwerer als Wasser
Im Meer gelingt es leichter, sich als "Toter
Mann" auf der Wasseroberfläche treiben zu
lassen.
Im sehr salzreichen Toten Meer ist es sogar
ein Kinderspiel. Der Grund ist, dass Salz die
Dichte des Wassers erhöht. Somit wird der
Auftrieb stärker, und wir können uns leichter
treiben lassen.
Auch Schiffe liegen bei der gleichen Beladung
im Meer weniger tief im Wasser als in einem
Fluss.
Schwimmen im Toten Meer ©
Mauritius
Salz, das sich im Wasser löst, findet sozusagen zwischen den Wassermolekülen gut Platz, ohne ihnen
viel Raum zu nehmen. Dadurch vergrößert sich das Volumen des Salzwassers kaum, das Gewicht nimmt
aber um das des Salzes zu. Daher hat Salzwasser eine höhere Dichte als Süßwasser.
Neben dem Dichtemaximum bei 4°C wird oft auch die Tatsache als Anomalie bezeichnet, dass beim
Übergang vom flüssigen Wasser in den festen Zustand (Eis) die Dichte sprunghaft ab- und das Volumen
um fast 10% zunimmt!
Die Begründung dafür: Beim Gefrieren bildet sich ein weitmaschiges, mit zahlreichen Hohlräumen
durchsetztes Kristallgitter, das mehr Platz einnimmt, als die isoliert nebeneinander liegenden
Einzelmoleküle!
V
Aus www.planet-schule.de
Infomaterial -5- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Zustandsgleichung des idealen GasesVI
Die Gleichung
für feste und flüssige Körper kann für Gase nicht verwendet
werden. Das Volumen eines Gases hängt nicht nur von der Temperatur, sondern auch vom Druck ab!
Allgemein gilt, dass der Druck p (engl. pressure) den Betrag einer auf eine Fläche A (engl. area) normal stehenden
VII
Kraft F(engl. force) je Flächeninhalt von A darstellt:
Die abgeleitete SI-Einheit des Drucks ist das Pascal Pa. Das Formelzeichen p darf hierbei nicht mit der Leistung P (von
engl. power ) beziehungsweise mit dem Impuls p verwechselt werden.
Zunächst vereinfacht man die Betrachtung beim Gas durch die Einführung eines Modells: „das ideale
Gas“.
Als ideales Gas bezeichnet man in der Physik und Physikalischen
Chemie eine bestimmte idealisierte Modellvorstellung
eines Gases. Obwohl es eine starke Vereinfachung darstellt,
lassen sich mit diesem Modell bereits
viele thermodynamische Prozesse von Gasen verstehen und
mathematisch beschreiben.
Im Modell des idealen Gases werden alle Gasteilchen als
ausdehnungslose Massepunkte angenommen, welche sich frei durch das ihnen zur Verfügung stehende
Volumen bewegen können. Mit frei ist gemeint, dass die Teilchen keinerlei Kräfte verspüren. Allerdings
dürfen (und müssen) sich die Teilchen untereinander und an der Wand des Volumens stoßen. Ein
Gasteilchen bewegt sich also geradlinig mit einer konstanten Geschwindigkeit, bis ein Stoß es in eine
andere Richtung lenken und dabei beschleunigen oder abbremsen kann.
Die allgemeine Zustandsgleichung
beschreibt den Zustand des idealen Gases
bezüglich der Zustandsgrößen Druck p, Volumen V, Temperatur T und Stoffmenge n. Die Größe R ist
die allgemeine Gaskonstante und hat den Tabellenwert:
Mit
ist der Quotient
für einen bestimmten Zustand des idealen Gases genau
bestimmbar.
Soll eine Aussage zur Änderung dieses Zustandes getroffen werden, so kann man daraus
schlussfolgern, dass für zwei Zustände gilt:
. Diese Gleichung gilt unter den
Bedingungen: abgeschlossene Gasmenge (Masse konstant) und ideales Gas.
Ein Zustand
VI
VII
http://www.k-wz.de/waerme/gasgleichung.html
Aus Wikipedia
Zustandsänderung
Wärmelehre
Infomaterial -6- Physik
J.Thurm
Zustandsänderungen eines idealen GasesVIII
Der thermische Zustand eines Gases wird durch die Größen Volumen V, Druck p und Temperatur T
beschrieben. Man stellt fest: Für eine beliebige abgeschlossene Gasmenge (ideales Gas) ist bei
Zustandsänderungen der Quotient pV/T konstant.
Ist eine der drei Größen konstant, so ergeben sich folgende Spezialfälle:
1. Isotherme Zustandsänderung
(die Temperatur T bleibt konstant)
Man erhält das Gesetz von BOYLE und MARIOTTE:
(T konstant)
2. Isobare Zustandsänderung
(der Druck p bleibt konstant)
Man erhält das Gesetz von GAY-LUSSAC:
(p konstant)
oder V1=V0(1+γ∆ϑ ) mit ϑ 0=0°C und γ =1/273,15K
3. Isochore Zustandsänderung
(das Volumen V bleibt konstant)
Man erhält das Gesetz von AMONTONS:
(V konstant)
oder p1=p0(1+γ∆ϑ ) mit ϑ 0=0°C und γ =1/273,15K
Robert Boyle
VIII
Edme Mariotte
http://www.walter-fendt.de/ph14d/gasgesetz.htm
Joseph Louis Gay-Lussac
Guillaume Amontons
Infomaterial -7- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Reale GaseIX
Die vorangegangenen Formeln haben sich immer nur auf ideale Gase bezogen. Die Versuche
von Gay-Lussac und Boyle wurden mit Gasen durchgeführt, die sich annähernd ideal
verhalten haben. Das waren z.B. Sauerstoff (O2), Stickstoff (N2) und Wasserstoff (H2). Die
meisten anderen Gase allerdings reagieren nicht streng nach diesen Formeln, sondern zeigen
Abweichungen. Die Voraussetzungen, die man bei den idealen Gasen gemacht hatte, sind nur
theoretisch, decken sich aber nicht mit der Wirklichkeit. Um die gefundenen Formeln auf
reale Gase umzusetzen, muss man erst noch Berichtigungen machen:
Volumenberichtigung: Gasteilchen haben ein
Volumen. Das bedeutet, dass den Teilchen eben
nicht der gesamte Raum des Systems zur Verfügung
steht. Betrachtet man rechtsstehendes Bild, sieht
man, dass z.B. das Teilchen Nr. 1 nicht den Platz
besetzen kann, auf dem momentan die Teilchen Nr.
2-5 sind. Dieses Volumen ist sozusagen gesperrt und
muss vom Gesamtvolumen abgezogen werden:
Druckberichtigung: Eine weitere Berichtigung muss
man beim Druck machen. Die Gasteilchen üben einen
Druck auf die Gefäßwand aus indem sie dagegen
stoßen. Dieser Druck ist der von uns gemessene. Da
aber die Teilchen in Wechselwirkung miteinander
stehen, verringert sich der Druck auf die Wand. Das
kann man in nebenstehendem Bild erkennen. Das
Teilchen Nr. 1 fliegt auf die Wand zu, wird aber von
den Teilchen Nr. 2-5 zurückgezogen. Damit
verringert sich die Kraft, mit der Teilchen Nr. 1
gegen die Wand stößt und somit auch der Druck.
Deswegen muss man nun noch den gemessenen Druck
dadurch berichtigen, dass man etwas dazu addiert,
um den verloren gegangenen Druck zu
berücksichtigen:
IX
http://www.pctheory.uni-ulm.de/
Infomaterial -8- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Es gibt viele Wissenschaftler, die versucht haben, eine Formel zu finden, die sich auch auf alle realen
Gase anwenden lässt. Sie haben dabei oft komplizierte Formeln aufgestellt. Hier wird aber nur die
von Van-der-Waals gezeigt.
Volumenberichtigung: Wie bei den realen Gasen gesehen, haben die Moleküle ein Eigenvolumen, das bei
den idealen Gasen nicht berücksichtigt wird. Van-der-Waals bezeichnete dies mit dem Buchstaben b.
Das bezieht sich aber nur auf ein mol. Deswegen muss man b noch mit der Stoffmenge n multiplizieren,
um das gesamte Volumen zu erhalten, das die Teilchen einnehmen. Diesen Wert muss man nun von dem
gemessenen Volumen abziehen (siehe reale Gase):
Druckberichtigung: Da bei einem idealen Gas die gegenseitige Anziehung weggelassen wurde, die die
Teilchen aufeinander ausüben (siehe: reale Gase), muss man den gemessenen Druck auch noch
berichtigen.
Jedes Teilchen im Gas übt eine Anziehung aus, deswegen ist es wichtig, zu wissen, wie viele Teilchen in
dem Gas sind. Wir nehmen an, dass das Gas N Teilchen enthält. Die Dichte des Gases ist N/V. Umso
größer die Dichte des Gases ist, desto mehr Teilchen stoßen an die Wand. Daraus folgt, dass die
Dichte proportional zur Anzahl der stoßenden Teilchen ist. Ebenso ist sie proportional zu den sich
zurückziehenden Teilchen. Da es bei größerer Stoffmenge mehr Teilchen sind, ist die Teilchenzahl N
der Stoffmenge n proportional. Deswegen kann man N durch n ersetzen. Da es immer zwei Teilchen
sind, deren Kräfte aufeinander wirken, muss man quadrieren, und erhält folgendes: (n/V)2.
Van-der-Waals nannte den Größenverhältnisfaktor a und erhielt folgende Formel für den Druck, der
dazu addiert werden muss:
Daraus ergibt sich die Zustandsgleichung von Van der Waals für reale Gase:
Die Werte der Konstanten a und b sind für die meisten Gase bereits bestimmt worden. Normalerweise
sind die b-Werte von Gasen mit größeren Molekülen größer als Werte der Gase mit kleineren
Molekülen. Über die a-Werte kann man sagen, dass Moleküle mit größerer Oberfläche sich gegenseitig
stärker anziehen, und deswegen auch größere Werte liefern.
Die Van-der-Waals´sche Gleichung gilt immer noch nicht für alle Druck- und Temperaturbereiche,
jedoch ist sie eine bessere Annäherung an das Verhalten von realen Gasen als die ideale Gasgleichung.
Bei kleinen Drucken und Zimmertemperatur jedoch kann man sie sehr gut anwenden. Unter diesen
Voraussetzungen ist sogar die ideale Gasgleichung relativ genau gültig, so dass in der Praxis oftmals
doch nur mit letzterer gerechnet wird.
Infomaterial -9- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Isothermen des realen Gases
Komprimiert man bei konstanter Temperatur T1 ein
reales Gas, so erhöht sich sein Druck (rechts von B)
Bei weiterer Volumenverringerung bleibt der Druck bis
Punkt A konstant.
Von B ab beginnt sich das Gas zu verflüssigen (zu
kondensieren), d.h. aus dem Gas entsteht zunehmend
Flüssigkeit. Es können also Gas (Dampf) und Flüssigkeit
als Aggregatzustände (Phasen) desselben Stoffes im
Gleichgewicht existieren (Koexistenzbereich).
Die Korrekturgerade von B nach A wird Maxwellp-V-Diagramm eines realen Gases für verschiedene
Temperaturen; T1<T2=Tkritisch<T3
Die durchgezogenen Linien stellen die Isothermen
eines realen Gases das; die punktierten Anteile
entsprechen der van der Waals’schen
Zustandsgleichung;
Für T3>Tkritisch ergibt sich die Isotherme des idealen
Gases; d.h. bei hohen Temperaturen und niedrigen
Drücken verhalten sich reale Gases wie ideale Gase.
Gerade genannt. Die Flächen oberhalb und unterhalb
der Geraden sind gleich.
Erst wenn das Gas vollständig in Flüssigkeit
umgewandelt ist, steigt wieder der Druck, jetzt aber
viel schneller, da es sich um eine Flüssigkeit handelt.
Bei Temperaturen oberhalb der kritischen Temperatur
ist keine Verflüssigung möglich.
Infomaterial -10- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Die WärmeX
Es wurde lange nicht genau zwischen den beiden Begriffen Wärme und Temperatur unterschieden. In
früheren Jahrhunderten wurde für beides der Begriff „calor“ verwendet.
Ein System kann bei Zufuhr von Arbeit genauso verändert werden, wie bei Zufuhr von Wärme. Rührt
man z.B. Wasser, so erwärmt es sich. Das macht es auch, wenn es mit einem
wärmeren Körper in Kontakt gebracht wird. Deswegen wurde vermutet, dass
Wärme auch eine Energieform darstellt. Einer der ersten Wissenschaftler,
der zwischen den beiden Größen unterschied war Joseph Black. Er zeigte u.a.,
dass Wärme eine extensive und Temperatur eine intensive Größe ist. Auch
der Arzt Robert Mayer und der Brauer James Prescott Joule haben von
1840-1850 in dieser Richtung zahlreiche Versuche unternommen.
Joules Apparatur zur Bestimmung des
mechanischen Wärmeäquivalents. Das sich
herabsenkende Gewicht leistet Arbeit,
E = mgh, im Wasser des Behälters, wobei die
Energie E über die Temperaturveränderung
bestimmt werden kann.
Wärmeenergie – oft auch thermische Energie genannt [Q] = 1J
(1J = 1Nm = 1 Ws)
Die spezifische Wärmekapazität (kurz "spezifische Wärme") ist jene Energiemenge, die man benötigt,
um 1 kg eines Stoffes um 1° C zu erwärmen.
Die Wärmekapazität c eines Körpers ist definiert durch:
Q = c.m.
T
Q ... Wärme (Energiemenge)
Einheit:
[c] = 1 J.kg-1.K-1
c ... spezifische Wärmekapazität
m ... Masse des Körpers
T ... Temperaturdifferenz
Wird 1 kg Wasser eine Energie von ca. 4190 Joule zugeführt, so erhöht sich die Wassertemperatur um
1° C. Die spezifische Wärme von Wasser
ist besonders groß.
Spezifische Wärmekapazitäten:
Stoff
c in J/kg
Gold
130
Eisen
450
Sauerstoff 730
Benzol
1710
Wasser
4190
Die spezifische Wärme wirkt sich auch auf das Klima aus. Das Meer speichert im Sommer infolge
seiner hohen spezifischen Wärme bedeutende Energiemengen, ohne sich dabei stark zu erwärmen.
Diese Energie wird im Winter wieder abgegeben. Das Klima am Meer ist daher das ganze Jahr über
relativ ausgeglichen, und es treten nur geringe Temperaturunterschiede auf.
X
http://www.ebgymhollabrunn.ac.at/
Infomaterial -11- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Wärmeübertragung
Betrachtet man zwei Systeme zwischen denen ein Temperaturunterschied ist, so wird solange Energie
(in Form von Wärme) von Kälteren zum Wärmeren übertragen, bis beide die gleiche Temperatur haben.
Voraussetzung ist, dass die beiden Systeme miteinander im thermischen Kontakt stehen. Bei offenen
Systemen kann Wärme allerdings auch durch Stofftransport von einem System zum anderen
übertragen werden.
Haben zwei Körper unterschiedlicher Temperatur Kontakt, so gibt der Körper mit höherer Temperatur
Wärme an den Körper mit niedriger Temperatur ab. Dieser Vorgang läuft solange ab, bis beide Körper
die gleiche Temperatur Mischungstemperatur erreichen. Die abgegebene Wärme ist gleich der
aufgenommenen Wärme. Die Mischungstemperatur lässt sich mit der
"Richmannschen Mischungsregel(*)" wie folgt berechnen:
m1c1(ϑ1- ϑ M)=m2c2(ϑ M- ϑ 2) oder
Dabei ist:
"ϑ M" ist die Mischungstemperatur in Grad Celsius [ °C ]
"c1" ist die spezifische Wärmekapazität des ersten Stoffes in [ J / ( kg °C ) ]
"c2" ist die spezifische Wärmekapazität des zweiten
"m1" ist die Masse des ersten Stoffes in Kilogramm [ kg ]
"m2" ist die Masse des zweiten Stoffes
" ϑ 1 " ist die Temperatur des ersten Stoffes in Grad Celsius [ °C ]
" ϑ 2 " ist die Temperatur des zweiten Stoffes
Beispiel zur Mischungstemperatur:
Man mischt 12 Liter Wasser mit einer Temperatur von 20 Grad Celsius mit 18 Litern Wasser mit einer
Temperatur von 40 Grad Celsius. Welche Endtemperatur stellt sich ( durch die Berechnung der
Mischungstemperatur ) ein?
Lösung: 32°C
(*) Richmann studierte Mathematik und Physik an den Universitäten Halle und Jena bei Georg Erhard
Hamberger, bevor er 1735 nach Sankt Petersburg ging, wo er Erzieher der Söhne von
GrafOstermann war. 1741 wurde er an der dortigen Akademie der
Wissenschaften außerordentlicher Professor für Physik und 1745 ordentlicher
Professor als Nachfolger von Georg Wolfgang Krafft. Außerdem wurde er Direktor
ihres Physikalischen Labors.
Tod Richmanns im Beisein seines Assistenten (der den Vorfall überlebte), als
seine Apparatur während eines ihrer gewitterelektrischen Versuche in Sankt
Petersburg vom Blitz getroffen wird. Der Vorfall erregte in Europa großes
Aufsehen und bestärkte die Gegner der Blitzableiter in ihrer Überzeugung von
der Gefährlichkeit der neuen Technik. Das Bild zeigt eine dramatisierte
Darstellung dieses Vorfalls aus dem 19. Jahrhundert.
Infomaterial -12- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
AggregatzuständeXI
Erscheinungsform der Materie: gasförmig, flüssig, fest. Im Gas überwiegt die Wärmebewegung über
die Anziehungskräfte, die Moleküle fliegen bis auf Stöße frei umher; daher sind Gestalt und
Rauminhalt veränderlich. In Flüssigkeiten lagern sich zahlreiche Moleküle zu kleinen Gebilden
zusammen, die ihrerseits dicht nebeneinander liegen, daher ist die Gestalt veränderlich und der
Rauminhalt fest. In festen Körpern bilden Moleküle meist Kristallgitter (Metalle), seltener glasartige
(amorphe) Massen (Glas, Bitumen). Der Aggregatzustand ist von Druck und Temperatur abhängig. Die
Übergangstemperaturen von einem Aggregatzustand in einen anderen bei Normaldruck werden jeweils
als Kondensations-, Siede-, Erstarrungs-, Schmelzpunkt bezeichnet (z. B. bei Wasser). - Als vierter
Aggregatzustand wird gelegentlich der sog. Plasmazustand bezeichnet: hochgradig ionisierte Gase
A: Die Atome eines Feststoffes führen aufgrund
ihrer Bewegungsenergie ständig kleine
Schwingungen um ihre Orte im Kristallgitter aus,
entfernen sich jedoch nicht ganz von diesen Orten.
B: Erhitzt man den Stoff, so nehmen die
Schwingungen zu und verursachen eine
Volumenvergrößerung. C: In einer Flüssigkeit
bewegen die Atome sich frei. Auf sie wirken nur
noch zwei Kräfte ein. D: In Gasen bewegen sich die
Atome äußerst rasch, ihre Zusammenstöße mit den
Gefäßwänden verursachen einen bestimmten
Gasdruck. Im Gegensatz zu Flüssigkeiten füllen
Gase jeden angebotenen Raum gleichmäßig aus.
PhasendiagrammXII
Ein Phasendiagramm (man sagt auch Zustandsdiagramm dazu) gibt an, welche Phase eines Stoffes bei
einer bestimmten Temperatur und einem bestimmten Druck stabil ist.
Man kann aus dem Phasendiagramm also ablesen, bei welcher Temperatur und bei welchem Druck ein
Stoff fest, flüssig oder gasförmig ist. Man kann ablesen, wann ein Stoff schmilzt, verdampft oder
sublimiert.
Bildet ein Stoff mehrere feste Phasen (zum Beispiel sind Graphit und Diamant die beiden festen
Phasen des Kohlenstoffs), kann man ablesen, unter welchen Bedingungen welche der Phasen stabil ist.
XI
XII
http://www.wissen.de/
http://www.cumschmidt.de
Infomaterial -13- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Das idealisierte Phasendiagramm
Jedes Phasendiagramm hat die Grundstruktur des Diagramms
links. Man nennt es daher auch ein idealisiertes Phasendiagramm.
Auf der waagrechten Achse wird die Temperatur des Systems
aufgetragen, auf der senkrechten Achse der Druck. 3 Linien
trennen die Bereiche der festen, flüssigen und gasförmigen Phase.
Die Trennlinie zwischen fester und flüssiger Phase verläuft immer
fast gerade und sehr steil nach oben, die anderen beiden eher
flach und gebogen.
Beispiel Kohlendioxid
Auf der rechten Seite ist das Phasendiagramm
vonKohlendioxid abgebildet. Sehen wir uns einige Punkte
darin an.
Am Punkt A ist die Temperatur niedriger als – 78,5 °C.
Der Druck ist höher als 518.000 Pa, also höher als
5,18 bar. Unter diesen Bedingungen ist Kohlendioxid fest.
Der Punkt B beschreibt annähernd die
Normalbedingungen, also einen Druck von einem Bar und
eine Temperatur von 20 °C. Kohlendioxid ist unter diesen
Bedingungen gasförmig. Um genau zu sein : Die gasförmige
Phase ist unter diesen Bedingungen die thermodynamisch
stabile. Bringt man festes Kohlendioxid (man kann es als Trockeneis kaufen) auf die Temperatur und
den Druck des Punktes B, so wird es gasförmig. Dieser Vorgang wird einige Zeit dauern. Das System
braucht also Zeit, bis sich der thermodynamisch stabile Zustand einstellt.
Am Punkt C beträgt der Druck 1,013 Bar bzw. 101.300 Pa und die Temperatur – 78,5 °C. Der Punkt C
liegt genau auf der Trennlinie zwischen fester und gasförmiger Phase. Kohlendioxid ist unter diesen
Bedingungen sowohl im festen als auch im gasförmigen (nicht aber im flüssigen) Zustand stabil. Beide
Phasen stehen im Gleichgewicht. Es ist kein Zufall, dass Kohlendioxid bei dieser Temperatur und
diesem Druck sublimiert, das heißt vom festen in den gasförmigen Zustand übergeht.
Der Punkt D ist dem Punkt C vergleichbar. Hier existieren flüssige und gasförmige Phase gemeinsam.
Ändern sich die Bedingungen (Druck oder Temperatur) in der Nähe dieses Punktes ein wenig, geht
Kohlendioxid vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über, oder umgekehrt.
Der Punkt T ist ein besonderer Punkt. Nur an diesem Punkt existieren alle 3 Phasen (die feste, flüssige
und gasförmige) gemeinsam. Man nennt ihn Tripelpunkt.
Auch der Punkt K ist ein besonderer Punkt. Er heißt kritischer Punkt.
Infomaterial -14- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Tripelpunkt
der durch eine bestimmte Temperatur und einen bestimmten Druck gegebene Punkt in einem
Zustandsdiagramm, in dem drei verschiedene Phasen eines reinen Stoffes im Gleichgewicht sind.
Beim Tripelpunkt des Wassers (Temperatur = 273,16 Kelvin, Druck p = 610,6 Pa) bestehen Eis, Wasser
und Wasserdampf nebeneinander. Der Tripelpunkt des Wassers ist seit 1960 Fundamentalpunkt der
internationalen Temperaturskala anstelle des Dampfpunkts.
Der kritische Punkt
Sammelbezeichnung für die drei physikalischen Größen kritischer Punkt, kritische Temperatur,
kritischer Druck, die sowohl wissenschaftlich als auch technisch von großer Bedeutung sind. Befindet
sich z. B. in einem Kessel bei geringer Temperatur ein Gas (z. B. Kohlensäure), so bleibt es bei niedrigen
Drücken gasförmig; bei etwas steigendem Druck erscheint es gleichzeitig teils in gasförmigem, teils in
flüssigem Zustand, beide Arten gehen stetig ineinander über; das Volumen vermindert sich, der Druck
bleibt konstant; bei einem bestimmten Volumen ist das Gas vollständig verflüssigt. Der Grenzpunkt, an
dem gerade noch eine Verflüssigung eintritt, heißt kritischer Punkt, die dazu gehörigen anderen
Größen kritischer Druck und kritische Temperatur. Oberhalb deskritischen Punkts ist eine
Gasverflüssigung durch Anwendung noch so hoher Drücke nicht mehr möglich.
Etwa in der Mitte des 18. Jahrhunderts setzte die industrielle Revolution ein. Maschinelle Produktion in Fabriken
ersetzte zunehmend handwerkliche Arbeit. Dem lagen zwei technische Revolutionen zugrunde: Die Erfindung der
Dampfmaschine als Antriebskraft (James Watt 1765) und die Einführung von Werkzeugmaschinen. So verwundert
es nicht, dass sich Naturforscher intensiv dem Übergang einer Flüssigkeit in den
Gaszustand widmeten. Früh wurde erkannt, dass die Siedetemperatur mit dem
äußeren Druck ansteigt (Koexistenz beider Phasen). Es bestand die Ansicht, dass ein
solcher Siedepunkt bei jedem noch so hohen Druck existiert.
1869 widerlegte Thomas Andrews diese These aufgrund sorgfältiger
Untersuchungen des p-V-T-Verhaltens von Kohlendioxid. Sie zeigten, dass es einen
ausgezeichneten Punkt gibt, bei dem die Dichte der Flüssigkeit gleich der Dichte des
Gases ist, d.h. beide Phasen nicht mehr unterscheidbar sind. Bei
Temperaturerhöhung oberhalb des kritischen Druckes ist es nicht mehr möglich, die
flüssige neben der gasförmigen Phase zu beobachten. Diesen ausgezeichneten Punkt
bezeichnete Andrews als kritischen Punkt.
Schmelzwärme bzw. Schmelzenergie (oder auch Schmelzenthalpie) bezeichnet die Energie, die
benötigt wird, um eine Stoffprobe von dem festen in den flüssigen Aggregatzustand zu überführen.
Dabei werden Bindungskräfte zwischen Molekülen bzw. Atomen überwunden, ohne deren kinetische
Energie und damit ihre Temperatur zu erhöhen. Einheit: Joule
Die spezifische Schmelzwärme bzw. spezifische Schmelzenergie bezeichnet die Menge Energie, die
zum Schmelzen eines Stoffes benötigt wird, bezogen entweder auf die Stoffmenge (Einheit:
Joule/mol) oder auf die Masse (Einheit Joule/Kilogramm).
Infomaterial -15- Physik
Der
Ø.
Wärmelehre
J.Thurm
Hauptsatz der Thermodynamik (thermisches Gleichgewicht)
Der 0. Hauptsatz wurde erst nach den anderen dreien entdeckt. Da er aber grundlegend für
die Thermodynamik und die anderen Hauptsätze ist, wurde er an den Anfang gestellt. Damit man die
Bezeichnungen für die anderen, bereits zugeordneten Hauptsätze nicht mehr ändern muss, wurde er
einfach mit der 0 betitelt.
Der Ø. Hauptsatz macht folgende Aussage:
Es steht das System A mit dem System B in thermischem Gleichgewicht. Das System B steht auch mit
System C im thermischen Gleichgewicht. Daraus folgt, dass auch die beiden Systeme A und C
miteinander im thermischen Gleichgewicht stehen müssen:
Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik (Energieerhaltungssatz)
Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik ist eine besondere Form des Energieerhaltungssatzes der
Mechanik. Er sagt aus, dass Energien ineinander umwandelbar sind, aber nicht gebildet, bzw. vernichtet
werden können. Er lautet für den Übergang eines geschlossenen Systems vom Zustand A nach B:
ΔU=ΔQ+ΔW
In Worten bedeutet dies: Die Änderung der inneren Energie eines geschlossenen Systems ist gleich
der Summe der Änderung der Wärme und der Änderung der Arbeit.
Das bedeutet, dass die innere Energie in einem geschlossenen System konstant ist. Dabei wird am
System verrichtete Arbeit, bzw. zugegebene Wärmemenge mit einem positiven Vorzeichen versehen
und vom System verrichtete Arbeit bzw. abgegebene Wärmemenge mit einem Negativen.
Die gesamte Energiemenge in einem System, das von einem Zustand A in den Zustand B übergegangen
ist, ist folglich die Summe der als Wärme und Arbeit zugeführten Energien. Diese
Gesamtenergiemenge ist die innere Energie U. Für ihren Zahlenwert ist es egal, ob Wärme oder Arbeit
zugeführt wurde. Sie ist somit unabhängig vom Weg und folglich eine Zustandsgröße.
Wärmelehre
Infomaterial -16- Physik
J.Thurm
Anwendung des 1. Hauptsatzes auf die Zustandsänderungen von Gasen
1. Energieumwandlung bei isochoren Zustandsänderungen
Ein Gas wird in einem geschlossenen Gefäß erwärmt, dessen Volumen konstant bleibt. Dadurch wird
keine mechanische Arbeit verrichtet.
Energiebilanz: ΔU=ΔQ
(Bei einer isochoren Zustandsänderung ist die Vergrößerung bzw. Verringerung der inneren Energie des
Gases gleich der zugeführte bzw. abgegebene Wärmemenge.)
Schlussfolgerung:
ΔU=ΔQ=mcVΔT  ΔU= mcVΔT mit cV … spezifische Wärmekapazität bei
V=konst.
2. Energieumwandlung bei isobaren Zustandsänderungen
Beim Erwärmen des Gases im Gefäß wird der Kolben gegen den
Außendrucknach oben bewegt. Das Gewicht des Kolben wird
vernachlässigt. Dabei verrichtet das Gas die Arbeit
W=-Fh=-pAh=-pΔV=-p(V2-V1)
Diese mechanische Arbeit kann im Diagramm als Recheckfläche
dargestellt werden.
Energiebilanz: ΔU=ΔQ-pΔV
(Bei einer isobaren Zustandsänderung ist die
Vergrößerung bzw. Verringerung der inneren
Energie des Gases gleich der zugeführte bzw.
abgegebene Wärmemenge und der vom Gas bzw.
am Gas verrichteten mechanischen Arbeit.)
Schlussfolgerung: ΔQ=mcpΔT mit cp … spezifische Wärmekapazität bei p=konst.
Da die innere Energie eines Gases nur von der Temperatur (und nicht vom Druck) abhängt, gilt:
mcVΔT= mcpΔT-pΔV 
und damit cp>cV
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Infomaterial -17- Physik
J.Thurm
3. Energieumwandlung bei isothermen Zustandsänderungen
Da , wie bereits besprochen, die innere Energie des Gases nur von der Temperatur abhängt, ist deren
Änderung
ΔU=0.
Energiebilanz: ΔQ=-
ΔW
(*)
(Bei einer isothermen Zustandsänderung ist dem Gas zugeführte bzw. vom Gas abgegebene
Wärmemenge gleich der vom Gas bzw. am Gas verrichteten mechanischen Arbeit.)
(*)
Die mechanische Arbeit kann wieder als Fläche unter der
Kurve dargestellt werden.
Da
gilt für ΔW:
Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik (Entropiesatz)
Der 1. Hauptsatz setzt durch die Energieerhaltung Grenzen, innerhalb derer
ein Prozess ablaufen muss. Es gibt jedoch Prozesse, die den
Energieerhaltungssatz nicht verletzen würden, aber in der Natur nicht
vorkommen. Bringt man z.B. eine 300K warme Kugel in ein Gefäß mit 275K
kaltem Wasser, so fließt solange Wärme zum Wasser, bis beide die
gleiche Temperatur haben:
Es ist aber noch nie passiert, dass Wärme vom Kälteren zum Wärmeren fließt,
was den Temperaturunterschied noch vergrößern würde. Die 300K warme
Kugel wird nicht auf 400K aufgeheizt, während das Wasser auf 175 abkühlen
müsste.
Um eine Aussage machen zu können, in welche Richtung ein Vorgang abläuft, wird eine Gleichung
benötigt, die sich nur auf den Anfangszustand eines Systemsund den darauf ausgeübten Zwang
bezieht. Isolierte Systeme streben immer dem Gleichgewicht zu. Dabei muss eine Größe die
Antriebskraft sein. 1850 wurde sie von Clausius die Entropie S genannt. Die Entropie S ist eine
thermodynamische Zustandsfunktion, die über eine reversible Zustandsänderung definiert wird:
Infomaterial -18- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Reversible Entropieänderungen eines thermodynamisches Systems, das weder Energie noch Materie
mit der Umgebung austauscht, sind null, da keine Wärme zu- oder abgeführt wird:
In der Praxis können in thermodynamischen Systemen nur
irreversible Prozesse stattfinden. Bei diesen Prozessen nimmt die
Entrope immer zu! Daraus folgt:
Die Entropie ist daher ein Maß für die Irreversibilität (Reversibilität) von Zustandsänderungen sowie
ein Maß für den Unordnungsgrad eines betrachteten Systems und wird in Clausius oder Joule / Kelvin
angegeben.
Ein Gas dehnt sich nach Entfernen der Zwischenwand (oberes Bild)
spontan aus (unteres Bild), wobei die Entropie erhöht wird
„Freiwillig“ würde sich das Gas niemals in der linken Hälfte
konzentrieren und die rechte Hälfte freihalten.
Das Streben nach einem Maximum an Entropie
Eine Zelle ist ein hochgradig geordnetes System von
Kompartimenten, in denen tausende von Substanzen
getrennt voneinander auf kleinstem Raum gelagert und
umgesetzt werden. Ohne ständigen Energieaufwand
würde durch Diffusion sofort ein völliges Chaos d.h. eine
gleichmäßige Durchmischung aller Stoffe einsetzen.
"Leben" bedeutet also ständigen "Kampf gegen
Unordnung". Sofort nach dem Tod einer Zelle strebt die
Entropie einem Maximum zu.
Entropie: Maß für die Unordnung in einem System
Beispiel: Beim Aufbau eines Proteins aus vielen Aminosäurebausteinen nimmt die Entropie stark ab, da
die "Unordnung" der vorher frei beweglichen Bausteine zugunsten einer geordneten Primär-Sekundärund Tertiärstruktur aufgegeben wird. Es ist unwahrscheinlich, dass aus Unordnung spontan Ordnung
entsteht. "Freiwillig" oder "zufällig" würde dieses Molekül also sehr unwahrscheinlich entstehen.
Ein Lebewesen ist also ein hochgradig geordnetes, entropiearmes System, das nur durch
ständige Energiezufuhr erhalten bleibt!
Infomaterial -19- Physik
Wärmelehre
J.Thurm
Der 3. Hauptsatz der Thermodynamik (Nernstsches Wärmetheorem)
Der 3. Hauptsatz wurde 1906 von Walter Nernst aufgestellt. Der 3. Hauptsatz der Thermodynamik
besagt, dass der absolute Nullpunkt der Temperatur durch keinen Prozess mit einer begrenzten Anzahl
von Schritten erreicht werden kann. Man kann sich dem absoluten Nullpunkt beliebig nähern, ihn aber
nie erreichen.
Zitate von Planck:“Am absoluten Nullpunkt verschwinden die Entropien aller in einem inneren
Gleichgewichtszustand befindlichen reinen Stoffe".
Sollten Sie die Thermodynamik
(Wärmelehre) nicht verstanden
haben, so empfehle ich ein heißes
Fußbad als Hilfsmittel!
Ende
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