Der Buchsbaumzünsler frisst die Bäume leer Von Simone Rau. Aktualisiert am 26.08.2009 Im Bezirk Meilen macht ein neuer Schädling von sich reden: der Buchsbaumzünsler. Er macht sich über die beliebte Pflanze her. Besonders schlimm betroffen sind Erlenbach und Herrliberg. Der Falter des Buchsbaumzünslers. Bild: Gesa Lüchinger Der Erlenbacher Gärtner Thomas Hering mit einem befallenen Buchsbaum: Die Blätter haben sich hell verfärbt. (Bild: Gesa Lüchinger) Auch Pilze schaden dem Buchsbaum Dem Buchsbaum macht nicht nur der Buchsbaumzünsler zu schaffen, sondern auch die beiden Pilzarten Volutella buxi und Cylindrocladium buxicola. Sorgen macht den Fachleuten vor allem Letzterer: Er legt Dauersporen im Boden ab, sodass die Pilzerkrankung immer wieder neu ausbricht. Betroffen sind gemäss Kaspar Pünter von Pünter Blumen in Stäfa vor allem die geschnittenen Bäume, die dichter wachsen: «Wenn es feucht ist, trocknen diese weniger schnell.» Feuchtigkeit begünstigten Pilze stark, zudem sei die Vitalität der Pflanze entscheidend, sagt Pünter. Der Pilz befällt die Blätter und Zweige des Buchsbaums. Sie bekommen helle Flecken, vertrocknen schliesslich und fallen ab. Die Bekämpfung des Pilzes ist schwierig. «Mit Spritzen kann man den Pilz nur eindämmen», sagt Pünter. «Die einzig nachhaltige Lösung ist, den Baum auszureissen.» (sir) Die Raupen des Buchsbaumzünslers sind gefrässig. Seit 2007 treiben sie ihr Unwesen in Basel und Umgebung, nun gibt es einen zweiten Herd: in Erlenbach und Herrliberg. Zuerst fressen die Schädlinge die Blätter des Buchsbaums, dann die grüne Rinde um die Zweige – bis auf das Holz hinunter. Stark befallene Triebe sterben ab, manchmal sogar ganze Pflanzen. «Praktisch alle Anlagen in Erlenbach und Herrliberg sind betroffen – private und öffentliche», sagt Thomas Hering von der Spalinger Gartenpflege in Erlenbach. Ende Mai hatte ihn eine Hausbesitzerin angerufen. Vor Ort angekommen, entdeckte Hering die Raupen des Buchsbaumzünslers und deren Gespinste. «Danach kontrollierten wir alle anderen Gärten, die wir betreuen – und tatsächlich. Der Schädling verbreitet sich sehr schnell.» Auch Georg Feichtinger von der Fachstelle Pflanzenschutz des Kantons Zürich weiss, dass der Schädling am rechten Seeufer wütet. Vor drei Wochen hat er die Fundorte kontrolliert. «Es handelt sich um stark befallene Exemplare. Etwa einen halben Kilometer entfernt fand ich weitere Pflanzen, allerdings weniger stark befallene.» Bei starkem Befall nützt nur Chemie Wie der Buchsbaumzünsler in die Gegend gekommen sei, lasse sich nicht genau eruieren, sagt Feichtinger. «Vermutlich ist er durch Einschleppen befallener Buchspflanzen nach Erlenbach gelangt.» Das könne durch Import geschehen, aber auch innerhalb der Schweiz würden Pflanzen verschoben. Ursprünglich sei der Schädling aus Ostasien eingeschleppt worden, sagt Feichtinger. Da die Raupen im Innern des Buchsbaums mit dem Fressen beginnen, sind befallene Pflanzen im Anfangsstadium schwierig zu erkennen. Befallene Triebe verfärben sich hellbeige. Erst wenn die Raupen auf ihrer Fresstour zuäusserst angelangt sind und dichte Gespinste ziehen, bemerkt der Besitzer den Befall. «Bis es so weit ist, hat sich der Schädling schon einen Monat lang durch die Blätter gefressen», sagt Feichtinger. Wenn nur kleinere Einzelpflanzen betroffen seien, könne man die grünen Puppen mit den dunkelvioletten bis schwarzen Streifen von Hand ablesen. Bei starkem Befall an grossen Pflanzen und Hecken nütze aber nur eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln, die am besten ein Gärtner vornehme. «Wir spritzen ein starkes chemisches Insektizid. Nur so können sich die Bäume wieder erholen», sagt Gärtnermeister Hering. Die verwendeten Mittel – Spintor, Pyrethrum FS und Karate Zeon – erforderten allerdings, dass man gewisse Massnahmen beachte: «Unsere Mitarbeiter tragen Masken, zum Teil sogar Schutzanzüge.» Weil die Mittel so stark seien, setze er sie nur ungern ein – und gezielt. Vorbeugend nützten sie nichts, und auch nützlingsschonende Produkte hätten keine Wirkung gezeigt. In Basel, wo der Schädling bereits das dritte Jahr sein Unwesen treibt, wurde eine Sprühaktion mit einem vierten Insektizid – Marshal 25 CS – Mitte August abgebrochen: Das Mittel ist in der Schweiz auf den Schädling nicht bewilligt. «Das Problem ist, dass der Buchsbaumzünsler hierzulande keine natürlichen Feinde hat», sagt Hering. Er werde sich wohl schweizweit weiterverbreiten und sei nicht mehr einzudämmen. «Wir müssen mit dem Schädling leben», sagt auch PflanzenschutzExperte Feichtinger. Mittlerweile sei im Kanton Zürich auch die Region Brüttisellen betroffen, und er habe Meldungen aus weiteren Kantonen. Dabei sei der teure Buchsbaum lange eine äusserst robuste Pflanze gewesen. Raupen überleben sogar den Winter Gemäss Feichtinger vermehrt sich der Buchsbaumzünsler rasant: «Es entstehen bis zu drei Generationen pro Sommer. Deshalb können mehrere Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln nötig sein.» Den erwachsenen Falter bekomme man dann vor allem nachts zu Gesicht. Er hat eine Lebensdauer von etwa acht Tagen. In dieser Zeit sucht der Schmetterling – allerdings nur auf kürzeren Strecken – nach neuen Buchsbäumen und legt dort seine Eier ab. Sogar den Winter übersteht der Schädling problemlos: «Er verkriecht sich zwischen den Blättern in den Gespinsten.» Erstellt: 26.08.2009, 07:32 Uhr