Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.1.1 Womit befasst sich die Wissenschaft Chemie? Chemie ist die Wissenschaft von den Stoffen und ihren spezifischen Eigenschaften und den Stoffänderungen. 8.1.2 Stoffebene Stoffebene = makroskopische Ebene Beobachtung von … / Aussagen über... Stoffeigenschaften (Qualität z.B. Farbe) und Stoffportion (Quantität z.B. Masse) Aggregatzustand 8.1.3 Teilchenebene Teilchenebene = submikroskopische Ebene Welt der Teilchen Teilchenarten: Atome, Moleküle, Ionen modellhaft darstellbar, z. B. Ionengitter Deutung der Fakten / Beobachtungen durch die Vorstellung von der Existenz kleinster Teilchen und Teilchenverbände 8.1.4 Reinstoff Reinstoffe lassen sich durch kein physikalisches Trennverfahren (Entmischungsmethode) zerlegen. Sie zeichnen sich bei gleichen äußeren Bedingungen (Druck und Temperatur) durch bestimmte, messbare physikalische Eigenschaften (= Kenneigenschaften) aus: Schmelztemperatur ϑm Siedetemperatur ϑb Dichte ρ Härte Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG Zustand, in dem ein Stoff vorliegt 8.1.5 fest (s) - flüssig (ℓ) - gasförmig (g) Aggregatzustand 8.1.6 Gemische aus zwei oder mehreren Reinstoffen, deren Komponenten mit bloßem Auge oder einfachen optischen Hilfsmitteln, also makroskopisch, unterscheidbar sind. Heterogene Gemische Definition und Beispiele Beispiele Gemenge (Feststoff mit Feststoff: Granit) Suspension (Feststoff in Flüssigkeit: Schmutzwasser) Emulsion (Flüssigkeit in Flüssigkeit: Milch) Nebel (Flüssigkeit in Gas) Rauch (Feststoff in Gas) 8.1.7 Gemisch aus zwei oder mehreren Reinstoffen, deren Komponenten mit bloßem Auge oder einfachen optischen Hilfsmitteln, also makroskopisch, nicht unterscheidbar sind. Homogene Gemische Definition und Beispiele Beispiele Lösung (Feststoff/Flüssigkeit/Gas in Flüssigkeit: Salzwasser, Speiseessig, Sprudel) Legierung (Feststoff mit Feststoff: Messing) Gasgemisch (Gas mit Gas: Luft, Knallgasgemisch) 8.1.8 Wichtige physikalische Trennverfahren Filtrieren: Trennung aufgrund unterschiedlicher Teilchengröße Sedimentieren: Trennung aufgrund unterschiedlicher Dichte Destillieren: Trennung aufgrund unterschiedlicher Siedetemperaturen Extrahieren: Trennung aufgrund unterschiedlicher Löslichkeit Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.1.9 Chemische Verbindung Ein Reinstoff, der sich durch eine chemische Reaktion in neue Reinstoffe (letztlich in Elemente) zerlegen lässt. 8.1.10 Chemisches Element Ein Reinstoff, der sich durch eine chemische Reaktion nicht mehr in neue Reinstoffe zerlegen lässt. Chemische Elemente sind entweder Metalle, Halbmetalle oder Nichtmetalle. 8.1.11 Chemische Reaktion Stoffebene: Jede chemische Reaktion zeichnet sich durch eine Stoffumwandlung (Edukt/e → Produkt/e) und einen Energieumsatz aus. Der Reaktionspfeil symbolisiert dabei die Stoffänderung. Teilchenebene: Bei jeder chemischen Reaktion werden Teilchen durch Trennung und Ausbildung von chemischen Bindungen umgruppiert („Lego-Modell“). 8.1.12 Zersetzung einer Verbindung (Reinstoff) in zwei oder mehrere neue Reinstoffe. Analyse Iodoxid → Iod + Sauerstoff Allgemeines Schema: AB → A + B Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.1.13 Aufbau einer neuen Verbindung (Reinstoff) aus zwei oder mehreren Reinstoffen. Synthese Zink+ Schwefel → Zinksulfid Allgemeines Schema: A + 8.1.14 Umsetzung B AB → Kombination aus Analyse und Synthese, so dass aus zwei oder mehreren Reinstoffen zwei oder mehrere neue Reinstoffe entstehen. Submikroskopisch werden dabei Atomarten der Edukte voneinander getrennt und wieder neu kombiniert. Magnesium + Wasser → Magnesia + Wasserstoff Allgemeines Schema: A + BC → AC + B 8.1.15 Kleinster Baustein aller Stoffe / eines Elements (Grundbaustein der Materie) Atom chemisch nicht zerlegbar, aber Kernspaltung physikalisch möglich es gibt so viele Atomsorten wie chemische Elemente 8.1.16 Teilchen aus mindestens zwei Atomen (Atomverband) Molekül bei Elementen: Aufbau aus gleichartigen Atomen bei Verbindungen: Aufbau aus verschiedenartigen Atomen Grundwissen Chemie 8.1.17 8. Jahrgangsstufe NTG Ionen Definition und Einteilung Elektrisch geladene Teilchen: Kation: Teilchen mit positiver Ladung, wandert im elektrischen Feld zum negativen Pol (= Kathode) Anion: Teilchen mit negativer Ladung, wan- dert im elektrischen Feld zum positiven Pol (= Anode) 8.1.18 Häufige Elemente und ihre Symbole H O S N C P Fe Cu Mg Mn Ag → (Hydrogenium), Wasserstoff → (Oxygenium), Sauerstoff → (Sulfur), Schwefel → (Nitrogenium), Stickstoff → (Carboneum), Kohlenstoff → (Phosphoros), Phosphor → (Ferrum), Eisen → (Cuprum), Kupfer → Magnesium → Mangan → (Argentum), Silber 8.1.19 Zur Beschreibung von Molekülverbindungen (Nichtmetall-Nichtmetall-Verbindungen) verwendet man die Molekülformel. Molekülformel (= Summenformel bei Molekülen) Die Molekülformel gibt die Anzahl der in einem Molekül vorhandenen Atomarten an. Beispiele: H2O, N2, C6H12O6 Index 8.1.20 Zur Beschreibung von salzartigen Stoffen (Metall-Nichtmetall-Verbindungen) verwendet man die Verhältnisformel. Verhältnisformel (= empirische Formel) Die Verhältnisformel gibt das Zahlenverhältnis der Ionenarten in einer Verbindung an. Beispiel: NaCl N(Na +) : N(Cl -) = 1 : 1 Die empirische Formel ist eine spezielle Verhältnisformel. Sie gibt das Zahlenverhältnis der Atome in einem Molekül an. Beispiel: Die empirische Formel von Traubenzucker C6H12O6 ist (CH2O)x (x ist hier die Zahl 6). Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.1.21 (Stöchiometrische) Wertigkeit Definition und Bedeutung Die Wertigkeit gibt an, wie viele Wasserstoffatome ein anderes Atom in einer chemischen Verbindung binden oder ersetzen kann. Die Wertigkeit dient als formales Hilfsmittel zur Ableitung des Atomzahlenverhältnisses einer chemischen Formel. Beispiele Element Wertigkeit H I Na I Mg II Al III O II C IV 8.1.22 Beispiel (Kohlenstoffdioxid): kgV-Regel (zur Ermittlung einer chemischen Formel aus zwei Atomarten) Elementsymbole: Wertigkeiten : kgV der Wertigkeiten: kgV = Index: Wertigkeit C IV 4 4 =1 IV 4 =2 II C(1)O2 Formel 8.1.23 O II 4 Fe + 3 O2 → 2 Fe2O3 Formelgleichung (= Reaktionsgleichung) Symbole und ihre Bedeutung am Beispiel: Eisen und Sauerstoff reagieren zu Eisen(III)-oxid Symbole: + → zum Aufzählen der beteiligten Edukte bzw. Produkte (niemals Minus-Zeichen!) „reagiert zu“ (niemals „=“- Zeichen!) Koeffizienten: ganze Zahlen vor den Formeln zum Ausgleichen der Anzahl einer jeden Teilchensorte auf der Edukt- und Produktseite Keine Abänderung eines Formelindex !! Die Reaktionsgleichung gibt das kleinstmögliche Teilchenanzahlverhältnis an, in dem die an der Reaktion beteiligten Teilchen miteinander reagieren bzw. entstehen. 8.1.24 Namensbildung bei Metall-Nichtmetall-Verbindungen: Metallname – ggf. Wertigkeit des Metalls in Klammern – Wortstamm des Nichtmetalls – Endung -id Benennung einer binären Verbindung (= Verbindung aus zwei verschiedenen Atomsorten AxBy) Beispiel: Natriumoxid Na2O Kupfer(II)-chlorid CuCl2 Namensbildung bei Nichtmetall-Nichtmetall-Verbindungen (die Anzahl der Atome wird durch vorangestellte griech. Zahlwörter ausgedrückt): 1. Nichtmetallname –Wortstamm des 2. Nichtmetalls – Endung -id Beispiel: Diiodpentaoxid I2O5 Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.1.25 Gesetz von der Erhaltung der Masse Bei einer chemischen Reaktion ist die Masse der entstandenen Produkte gleich der Masse der eingesetzten Edukte, d.h. die Gesamtmasse der Reaktionsteilnehmer ändert sich nicht. Erklärung auf Teilchenebene: Bei einer chemischen Reaktion werden Atome lediglich umgruppiert. 8.1.26 Gesetz der konstanten Massenverhältnisse (Proportionen) 8.1.27 Innere Energie Ei und Reaktionsenthalpie ∆HR In einer Verbindung sind die Elemente stets in einem ganz bestimmten (= konstanten) Massenverhältnis enthalten. Erklärung auf Teilchenebene: Beim Aufbau eines Teilchens einer Verbindung schließen sich die Atome der Elemente immer in einem konstanten Zahlenverhältnis (z.B. 1 : 1) zusammen. Die innere Energie Ei beinhaltet die thermische und chemische Energie einer Stoffportion. Sie ist direkt nicht messbar. Nur der Energieumsatz ∆Ei bei einer chemischen Reaktion, die so genannte Reaktionsenthalpie ∆HR, ist experimentell ermittelbar. ∆HR = ∆Ei = Ei (Produkte) - Ei (Edukte) Die Reaktionsenthalpie ist die bei konstantem Druck umgesetzte Wärmeenergie im Verlauf einer chemischen Reaktion. ► exotherm: 8.1.28 Exothermer und endothermer Reaktionsverlauf ∆HR < 0 Beim Reaktionsverlauf wird Energie an die Umgebung abgegeben. Die Reaktion verläuft (dann) in der Regel freiwillig. ► endotherm: ∆HR > 0 Beim Reaktionsverlauf wird Energie aus der Umgebung aufgenommen. Eine endotherme Reaktion kann (in der Regel) nur durch ständige Energiezufuhr erzwungen werden. Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.1.29 Energie wird nie verbraucht oder aus dem Nichts neu gebildet, sondern nur von einer Energieform in eine andere umgewandelt. Energieformen: thermische Energie Lichtenergie kinetische Energie Lageenergie elektrische Energie usw. Energieerhaltungssatz 8.1.30 Aktivierungsenergie im Energiediagramm einer exothermen Reaktion Energie instabiler Zustand Aktivierungsenergie metastabiles Eduktsystem Produkt(e) Stoffebene Ein metastabiles Eduktsystem wird durch Zufuhr von Aktivierungsenergie (= bestimmter Energiebetrag) in einen instabilen ( = reaktionsbereiten) Zustand überführt. Teilchenebene Chemische Bindungen der Edukte werden durch die Energiezufuhr hinreichend gelockert, so dass eine Umgruppierung von Teilchen möglich wird. Reaktionsverlauf 8.1.31 Katalysator (Definition und Wirkungsweise) Energie Aktivierungsenergie ohne Kat Aktivierungsenergie mit Kat metastabiles Eduktsystem Produkt(e) Reaktionsverlauf Ein Katalysator ist ein Stoff, der eine chemische Reaktion beschleunigt. die Aktivierungsenergie der betreffenden Reaktion erniedrigt, indem er neue Reaktionswege eröffnet. an der Reaktion beteiligt ist, letztlich aber unverändert aus der Reaktion hervorgeht. keinen Einfluss auf die Größe der Reaktionsenthalpie ∆HR hat. Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.2.1 Atomhülle: massearm, aber mit großer Ausdehnung; lässt αStrahlen durch; wird durch Elektronen gebildet Kern-Hülle-Modell Atomkern aus Nukleonen (Protonen und Neutronen); sehr große Dichte; lenkt α-Strahlen ab 8.2.2 Elementarteilchen und deren Kenndaten Elementarteilchen Proton p relative Masse 1u Elementarladung +1 Neutron n 1u 0 Elektron e¯ Symbol 1 2000 u –1 8.2.3 Isotope Isotope sind die verschiedenen Atomsorten eines Elements. Sie gleichen sich in ihrer Protonenzahl, weisen aber eine verschiedene Anzahl an Neutronen auf, wodurch unterschiedliche Atommassen resultieren. (Erste) Ionisierungsenergie Mindestenergie, die nötig ist, um ein Elektron von einem isolierten Atom vollständig abzutrennen. 8.2.4 Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG Die Auswertung von Ionisierungsenergien lässt erkennen, dass die Elektronen einer Atomhülle bestimmten Energiestufen/Schalen zugeordnet sind. 2 Maximale Elektronenanzahl einer Energiestufe : 2n 8.2.5 Hauptquantenzahl n Energiestufen und Schalenmodell des Atoms (Beispiel: Natriumatom) E 3 1 e¯ 2 8 e¯ L 1 2 e¯ K M NaAtom 8.2.6 Valenzelektronen Die Valenzelektronen sind die Elektronen der äußersten Energiestufe (Schale) eines Atoms. Sie sind für das chemische Verhalten der Atome verantwortlich. 8.2.7 Valenzstrichschreibweise Bis zu vier Valenzelektronen werden als Einzelpunkte um das Elementsymbol gruppiert, jedes weitere Valenzelektron wird mit einem bereits vorhandenen zu einem Elektronenpaar (Valenzstrich) zusammengefasst dargestellt. 8.2.8 Tabellarische Übersicht aller bekannten Elemente Periodensystem der Elemente (PSE) Spalten heißen Gruppen Zeilen heißen Perioden Ordnungsprinzip im PSE: steigende Protonenzahl der Atome Elemente mit ähnlichen chemischen Eigenschaften werden untereinander gesetzt Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.2.9 Die Gruppen sind die senkrechten Spalten des PSE. Gruppe im PSE Die Gruppennummer entspricht der Anzahl der Valenzelektronen eines Atoms ! Jede Gruppe enthält eine Elementfamilie, also Elemente mit ähnlichen chemischen Eigenschaften (z.B. VII. Gruppe stellt die Elementfamilie der Halogene dar). Die Perioden sind die waagrechten Reihen des PSE. 8.2.10 Periode im PSE Die Periodennummer entspricht der Hauptquantenzahl (= Anzahl der vorhandenen Energiestufen = Schalen) eines Atoms ! 1 2 3 I 1H 3Li II II IV V VI VII 4Be 5B 6C 7N 8O 9F VIII 2He 10Ne 8.2.11 Nukleonenzahl A (= Massenzahl) Kurzschreibweise eines Atoms 12 C 6 Elementsymbol Protonenzahl Z (= Kernladungszahl = Ordnungszahl) 8.2.12 Ordnungszahl Kernladungszahl Protonenzahl Z Nukleonenzahl N Massenzahl Ordnungszahl = Kernladungszahl = Protonenzahl Z (= Elektronenzahl eines Atoms) Nukleonenzahl A = Protonenzahl Z + Neutronenzahl N Massenzahl = Atommasse in u Beispiel: He-Atom Ordnungszahl = 2 Atommasse ma(He) = 4 u Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.2.13 Atomradius Innerhalb der Gruppen nimmt der Atomradius von oben nach unten zu, in den Perioden von links nach rechts ab. 8.2.14 H Stellung von Metallen, Halbmetallen und Nichtmetallen im PSE He Li Be B C N O F Ne Na Mg Al Si P S Cl Ar K Ca Ga Ge As Se Br Kr Rb Sr In Sn Sb Te I Xe Cs Ba Tl Pb Bi Po At Rn Fr Ra = Metall = Nichtmetall = Halbmetall 8.2.15 Element mit charakteristischen Eigenschaften: Nichtmetall keine elektrische Leitfähigkeit (außer Graphit) chemische Reaktion von Nichtmetallatomen: Aufnahme von einem oder mehreren Valenzelektron/en (Atome sind Elektronenakzeptoren) unter Bildung von Anionen oder Molekülen Beispiele: Gase: z.B. Sauerstoff, Edelgase Flüssigkeit: z.B. Brom Feststoffe: z.B. Schwefel, Kohlenstoff 8.2.16 Element mit Eigenschaften zwischen Metallen und Nichtmetallen: Halbmetall schwache elektrische Leitfähigkeit, nimmt beim Erwärmen zu („Halbleiter“) Aussehen ähnlich wie Metalle stehen im PSE auf einer Diagonalen zwischen Bor (B) und Astat (At) Beispiele: Bor, Silicium, Arsen, Selen, … Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.2.17 Element mit charakteristischen Eigenschaften: Metalle elektrisch leitfähig verformbar („duktil“) metallischer Glanz chemische Reaktion von Metallatomen: Abgabe von einem oder mehreren Valenzelektron/en (Atome sind Elektronendonatoren) unter Bildung von Kationen Metalle stehen im (gekürzten) Periodensystem „links und unten“ Beispiele: Natrium, Aluminium, Blei, Eisen, Kupfer, 8.2.18 Edelgaskonfiguration Elektronenbesetzung wie bei einem Edelgasatom (besonders energiearmer = stabiler Zustand) Acht Valenzelektronen auf der äußersten Schale (= „Elektronenoktett“, „Achterschale“) Ausnahme: Helium mit zwei Elektronen (= „Elektronenduplett“) 8.2.19 Oktettregel (= Edelgasregel) Atome haben das Bestreben, durch Aufnahme oder Abgabe von Valenzelektronen in ihren Elektronenhüllen die Edelgaskonfiguration zu erreichen. Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.3.1 Entstehung der Ionen bei der Salzbildung Metallatome (Elektronendonatoren) geben Elektronen ab und bilden positiv geladene Kationen mit Edelgaskonfiguration. Nichtmetallatome (Elektronenakzeptoren) nehmen Elektronen auf und bilden negativ geladene Anionen mit Edelgaskonfiguration. 8.3.2 Ionenbindung und Ionengitter Salze sind aufgebaut aus Kationen und Anionen, die durch ungerichtete (= nach allen Richtungen gleichmäßig wirkende) elektrostatische Anziehungskräfte (Ionenbindung) im dreidimensionalen Ionengitter fest zusammengehalten werden. Die Koordinationszahl gibt die Anzahl der einem Ion direkt benachbarten Ionen an. 8.3.3 Eigenschaften der Salze hohe Schmelz- und Siedetemperaturen aufgrund starker elektrostatischer Anziehungskräfte zwischen Kationen und Anionen Kristallbildung wegen regelmäßiger Anordnung der Ionen im Ionengitter Sprödigkeit: bei Krafteinwirkung auf den Kristall leicht spaltbar wegen Abstoßung gleichnamiger benachbarter Ladungen elektrische Leitfähigkeit (Ionenleiter): nur in Schmelzen oder wässrigen Lösungen sind Ionen frei beweglich (Ionenwanderung) 8.3.4 Metallbindung Der Zusammenhalt im Metallgitter beruht auf den elektrischen Anziehungskräften zwischen den positiv geladenen Metallatomrümpfen und dem negativ geladenen delokalisierten Elektronengas. Diese chemische Bindung wird Metallbindung genannt. Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.3.5 Feststoffe (außer Quecksilber Hg) Eigenschaften der Metalle sehr gute elektrische Leitfähigkeit (Elektronenleiter) aufgrund des frei beweglichen Elektronengases Verformbarkeit (= Duktilität) wegen gleitender Verschiebbarkeit von Atomrumpfschichten bei Krafteinwirkung Wärmeleitfähigkeit aufgrund der leichten Übertragbarkeit von Schwingungen auf Nachbarteilchen metallischer Glanz 8.3.6 Nur wenige Metalle kommen gediegen d.h. elementar vor (z.B. Gold). Herstellung von Metallen 8.3.7 Edle und unedle Metalle Die meisten Metalle gewinnt man durch Elektrolyse von Salzlösungen oder – schmelzen (z.B. bei der Herstellung von Natrium Na) Reduktion von Metalloxiden (z.B. bei der Herstellung von Eisen Fe) Je edler das Metall, desto geringer ist seine Reaktivität gegenüber Sauerstoff und verdünnten Säuren (Elektronendonatorfähigkeit der Metallatome ist gering). Je unedler das Metall, desto höher ist die Reaktivität gegenüber Sauerstoff und verdünnten Säuren (Elektronendonatorfähigkeit der Metallatome ist hoch). Beispiele: unedle Metalle: Na, Mg, Ca, Zn, Fe edle Metalle: Pt, Au, Ag, Cu 8.3.8 Satz von Avogadro Volumengesetz von Gay-Lussac Satz von Avogadro: Gleiche Volumina verschiedener Gase enthalten bei gleichem Druck und gleicher Temperatur (gleiche äußere Bedingungen) gleich viele Gasteilchen. Volumengesetz von Gay-Lussac: Gase reagieren bei konstanter Temperatur und konstantem Druck stets miteinander in kleinen ganzzahligen Volumenverhältnissen. Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG 8.3.9 Ableitung von Molekülformeln bei Gasreaktionen Beispiel: Synthese von Chlorwasserstoff (Wasserstoff-, Hydrogenchlorid) H2 + Cl2 → 2HCl Fazit: Alle Gase bestehen aus Molekülen, die aus mindestens zwei Atomen aufgebaut sind. (Ausnahmen bilden Edelgase und Metalldämpfe, die atomar vorkommen !) 8.3.10 Darstellung der Nichtmetalle Sauerstoff und Wasserstoff Darstellung der Gase durch Elektrolyse von Wasser (z.B. im HOFMANNschen Dreischenkelgerät): 2 H2O(ℓ) → 2 H2(g) + O2(g) Grundwissen Chemie 8. Jahrgangsstufe NTG Elektronenpaarbindung (= Atombindung, kovalente Bindung) 8.3.11 Elektronenpaarbindung H• + H• H−H Hierunter versteht man den durch mindestens ein gemeinsames bindendes Elektronenpaar bewirkten Zusammenhalt zweier gleich- oder ungleichartiger Nichtmetallatome. Eine Elektronenpaarbindung erfolgt durch mindestens zwei Elektronen, die von beiden Atomkernen der Bindungspartner angezogen werden. Die Elektronenhüllen der Atome überlappen sich dabei. Beide Nichtmetall-Atome erreichen durch die Ausbildung eines gemeinsamen Elektronenpaars die stabile Edelgaskonfiguration. 8.3.12 Zur Erfüllung der Edelgasregel müssen bei manchen Molekülen Doppel- bzw. Dreifachbindungen zwischen den Atomen ausgebildet werden. Doppel- und Dreifachbindungen 8.3.13 Darstellung von Molekülen durch Valenzstrichformeln (LEWIS-Formeln) Beispiele: HF, Br2, O2, N2, NH3, CO2 Je mehr gemeinsame Elektronenpaare zwischen zwei Atomen ausgebildet werden, umso geringer ist der Abstand der Atomkerne, umso größer ist der Betrag der Bindungsenergie und umso stabiler ist die betrachtete Bindung.