pro natura regio 4/16 Graubünden • Grigioni • Grischun Sonderausgabe in Zusammenarbeit mit Pro Natura Ticino Parc Adula Daco gie! – Darum Ja! – Perché sì! 2 ■■■ Editorial ■■■ Parc Adula: Eine historische Chance Silva Semadeni, Präsidentin von Pro Natura (Bild: Pro Natura). Impressum Mitgliedermagazin von Pro Natura Graubünden, Sondernummer in Zusammenarbeit mit Pro Natura Ticino Herausgeberin: Pro Natura Graubünden Ottostrasse 6, 7000 Chur Tel.: 081 252 40 39 [email protected] www.pronatura-gr.ch Postkonto: 70-32-1 und Pro Natura Ticino c.p. 2317, 6500 Bellinzona Tel.: 091 835 57 67 [email protected] www.pronatura-ti.ch Postkonto: 65-787107-0 Auch für die Natur? Kann ein neuer Nationalpark, wie 1909, als Pro Natura das Fundament für den bis heute einzigen Schweizerischen Nationalpark (SNP) im Unterengadin legte, zu einer “Pioniertat des Naturschutzes” werden? Oder dient er nur als Tourismusmagnet und Instrument der Regionalentwicklung? Die Fragen sind berechtigt und begleiten die Gründung neuer Nationalpärke in ganz Europa. Es gilt dabei mindestens zwei Aspekte zu berücksichtigen. Heute werden immer neue und immer mehr Nutzungsansprüche an die Natur gestellt – auch im alpinen Raum. Fast alle Wildnisgebiete sind verschwunden. Die vielen Eingriffe in Natur und Landschaft zeigen den Widerspruch der touristischen Nutzung: “Touristen zerstören, wonach sie suchen, indem sie finden”, hat einmal der deutsche Dichter Hans Magnus Enzensberger gesagt. Ein Nationalpark gewährleistet hingegen eine nachhaltige Entwicklung. In der Kernzone ist die Natur weitestgehend sich selbst überlassen, in der Umgebungszone sind Ziele zur Aufwertung der Kulturlandschaft und der natürlichen Lebensräume für Pflanzen und Tiere anzustreben. Da- durch entstehen auch Chancen für die Natur, wie die Entwicklung der neuen Pärke in Deutschland beweist. Nichts anderes zeigt die über 100-jährige Geschichte des SNP. Dies ist der zweite wichtige Aspekt: Ein Nationalpark ist nicht einfach da, sondern entsteht Schritt für Schritt. Um die Entwicklung zum Nationalpark zu ermöglichen, braucht es zuerst den Gründungsakt. Danach kommt die Aufbauarbeit. Alle zehn Jahre werden die Fortschritte überprüft, die Ziele angepasst. Weitere Gemeinden können dazu kommen. Das Parklabel kann bei einer enttäuschenden Entwicklung aber auch entzogen werden. Beim Parc Adula sind wir ganz am Anfang. Der Gründungsakt steht demokratisch den Stimmberechtigten in den Parkgemeinden zu. Pro Natura sieht in der Gründung des entwicklungsfähigen Parc Adula eine historische Chance, auch für die Natur. Pro Natura empfiehlt darum allen Mitgliedern, Naturfreundinnen und Naturfreunden in den Parkgemeinden ein Ja zum Parc Adula in die Urne zu legen. Silva Semadeni, Nationalrätin GR und Präsidentin Pro Natura Redaktion, Text und Gestaltung: Martina Spinelli und Jacqueline von Arx mit ihren beiden Redaktionskommissionen. Übersetzung: Ines Gartmann und Luca Vetterli Produktion und Druck: Vogt-Schild Druck, Derendingen Auflage: GR: 6’200 (TI: 7’000) Bilder: Andrea Persico, sofern nicht speziell erwähnt. Bild auf vordere Umschlagseite: Bergmassiv des Rheinwaldhorns (Adula) aus Westen gesehen (Lareccio). Im Vordergrund kleine Dolinen. © Pro Natura Graubünden Inhalt Ein Gemeingut Für heute, für morgen, für alle! Der Parc Adula auf einen Blick Zentrum Pro Natura Lucomagno 1000 und 1 Projekte Parc Adula – darum Ja! Jetzt bestellen 3 5 8 10 12 14 15 conoscere 3 Ein Gemeingut Sicht von Hüttenturra auf den Hinterrhein und den St. Bernhardin-Pass. Das Projekt Parc Adula wird inspiriert durch eine alte Tradition, die in der alpinen Kultur fortlebt: Diejenige des Gemeinguts, welches Vorrang vor Sonderinteressen geniesst. Baldassare Scolari und Silvano Toppi erklären uns die Gründe. (Aus dem Italienischen übersetzt.) Das Gemeingut in der Geschichte Die Verwaltung des Gemeingutes hat eine lange Geschichte in der alpinen Kultur. Die gemeinsame Bestossung der Weiden ist eine sehr alte Tradition und war entscheidend für das Überleben der Berggemeinden und die Pflege der sozialen Beziehungen. Sie äussert sich noch heute im Wesen der Bürgergemeinden. Die Bürgergemeinde entstand als Körperschaft von Betreibern und Nutzniessern der ungeteilten Gemeingüter; sie ist Trägerin der Nutzungsrechte an den Verwaltungs-, Erbund Kulturgütern. Die Idee des Gemeingutes spielte von Anfang an eine zentrale Rolle in unserer Kulturgeschichte. Das Konzept war bereits bei Aristoteles bekannt, welcher behauptete, das ultimative Ziel des griechischen Stadtstaates (polis) sei die Glückseligkeit seiner Bürger, welche nur durch das Engagement aller Bürger für das Gemeingut zu erreichen sei. Es liegt auf der Hand, dass es sich aus ei- nem Willen zur Verbesserung einer aktuellen Situation entwickelt. Das Gemeingut ist immer verbunden mit einem Ziel, welches man gemeinsam erreichen will. Was ist das Gemeingut, oder anders gefragt: Was sollte es für uns Zeitgenossen sein? Im Allgemeinen: Die Welt; im Besonderen: Das Land. Im Unterschied zu Aristoteles wissen wir heute, dass die Ressourcen dieser Welt begrenzt sind und dass sie eines Tages zu Ende gehen, sofern wir nicht unsere Konsumgewohnheiten ändern. Wir wissen auch, dass diese Ressourcen von mächtigen Interessengruppen ausgebeutet werden, welche Umweltkatastrophen verursachen, die dazu beitragen, das Leben von hunderten Millionen Menschen auf der ganzen Welt zu verschlechtern. Wir selber in der Schweiz, in Europa - wir wissen, dass wir keinen vertretbaren Lebensstandard haben. Trotz der guten Absichten, die an den internationalen 4 ■■■ Wissen ■■■ Umweltkonferenzen geäussert werden (die letzte fand im Jahr 2015 in Paris statt), scheint die internationale Gemeinschaft darüber zu schweigen, wie Massnahmen, welche den Planeten wirklich wie ein Gemeingut verwalten würden, umgesetzt werden sollen. Das Land: Ein Gemeingut Alpweide im Val Sumvitg Tatsächlich bringt die Idee der Verwaltung der Welt als Gemeingut eine Reihe komplexer Probleme mit sich, und vom Finden einer passenden Lösung sind wir noch sehr weit entfernt. Sehr viel konkreter erscheint mir die Möglichkeit, einen Bewirtschaftungs- und Nutzungsplan umzusetzen für das Land als Gemeingut. Für die Regionen Blenio, Misox, Calanca, Surselva und Rheinwald wäre eine solche Möglichkeit nicht nur praktikabel und erstre- Gemeingut: Ausdruck von Solidarität, Freiheit und Selbständigkeit Mit all den sprachlichen Mutationen, vom vorrömischen pagus und vicus zum compascuo, zu der comunitas vallis, zu den vicinie oder comunaglie, zur boggia, zeigte sich immer die Notwendigkeit für eine lokale oder regionale Gemeinschaft, eine Institution (im juristischen Sinn) zu haben, welche ein Patrimonium aufzeigt und organisiert (meistens Wälder, Weiden, Alpen, Wasserläufe) und gemeinschaftliche wirtschaftliche Funktionen hat. Auch wenn im 19. Jahrhundert die Restauration mit dem Namen des Patriziats (im Tessin) dieser weltlichen Institution gemeinschaftlicher Landwirtschaft einen selektiven und diskriminierenden Stempel aufdrückt, drücken die Ordnungen immer den ursprünglichen Charakter der Verwaltung des öffentlichen Gemeinguts aus. Im doppelten Sinn: Eine gemeinschaftliche Verwaltung und Nutzung eines Gutes; dessen Nutzung steht der ganzen Gemeinschaft zur Verfügung, nicht nur aus wirtschaftlichen Zwecken, sondern zum höheren Zweck des sozialen und politischen Lebens. Dabei fliesst auch das Prinzip der Solidarität mit ein. All diese wirtschaftlichen, sozialen, politischen Funktionen waren auch organisatorisch immer eng verbunden mit den natürlichen, geografischen und geophysischen, demografischen Elementen, welche die gemeinschaftliche Verwaltung der Ressourcen auferlegten, die sonst nicht oder weniger gut nutzbar wären. Mit anderen Worten: Die Aufwertung eines ausgedehnten territorialen Patrimoniums, gemischt und von Natur aus schwierig, nicht völlig unproduktiv, aber nur anbaufähig in extensiven Formen. Die Wirtschaft der Region kann davon profitieren unter bestimmten Bedingungen, die sich jedoch mit dem Schutz befassen müssen; die lokalen Gemeinden, die mit der Solidarität der erweiterten Gemeinschaft rechnen können, die aber vor allem die Gemeinschaft mit der Natur oder das Gefühl grösserer Sicherheit in der Natur verstärken, verschmelzen und wachsen nur mit dem Konzept des Gemeingutes und der gemeinschaftlichen Verwaltung. Dies ist nicht ein Konzept der Restriktion, der Unterordung oder des Verzichts auf etwas, sondern ein Konzept hoher Freiheit und verantwortlicher Autonomie. Silvano Toppi, Journalist und Wirtschaftswissenschafter benswert, sondern auch in Reichweite! Das Projekt Parc Adula ist, ausser einem optimalen Ausgangspunkt zur Förderung einer gemeinschaftlichen Landnutzung, auch eine Chance, um eine Errungenschaft unserer Vorfahren - fähige Meister in der Bewirtschaftung von Gemeingütern - in moderner Form wieder aufleben zu lassen. Anders als bei der internationalen Gemeinschaft sind die am Projekt beteiligten Gemeinschaften ganz konkrete Entitäten, zusammengesetzt aus Gemeinden, Vereinen, Stiftungen etc. Gewiss, darunter und innerhalb der Regionen gibt es verschiedene Interessen, verschiedene Arten, sich auf das Gebiet und seine Ressourcen zu beziehen. Alle Beteiligten müssten sich jedoch die Frage stellen, ob es besser sei, wenn sich jeder auf die eigenen Sonderinteressen besinnt, in der Hoffnung, sich bei den anderen durchsetzen zu können, oder ob es Zeit sei, zusammen zu arbeiten, um ein Gebiet neu zu lancieren, um den kulturellen und natürlichen Reichtum der Region aufzuwerten, um eine der schönsten Berglandschaften zu schützen, um zu entscheiden, wie man gut zusammenlebt? Das Gebiet als Gemeingut nutzen und bewirtschaften bedeutet, wie ein Musikensemble zu handeln. Wenn eine Geige, ein Cello, eine Trompete, eine Flöte und ein Kontrabass im selben Saal fünf verschiedene Kompositionen zu spielen beginnen, ergibt dies eine Kakophonie. Sind sie sich einig und spielen dieselbe Melodie, ergibt sich daraus eine harmonisches Zusammenspiel. Das Projekt Parc Adula ist die Partitur; die Gemeinden des Tales haben die Gelegenheit, sie in etwas Exemplarisches umzusetzen: In eine wunderbare Harmonie der Berge. Baldassare Scolari, Philosoph und Dozent für Medienethik ■■■ Wissen ■■■ 5 Für heute, für morgen, für alle! Der Parc Adula umfasst einige der faszinierendsten Gebiete des gesamten Alpenbogens, was die landschaftliche und geologische Vielfalt sowie die artenreiche Fauna und Flora der Berge betrifft. Die Schaffung eines Nationalparks ist die Gelegenheit, den Schutz des Natur- und Kulturerbes sowie des historischen Erbes zu fördern und zu sichern und gleichzeitig die örtliche Wirtschaft zu unterstützen. Vielfalt und Reichtum Der Parc Adula umfasst eine ausserordentliche Vielfalt an Landschaften und Lebensräumen: Da sind diejenigen, die der Mensch im Laufe der Jahrhunderte geformt hat, wie die ländlichen Gegenden am Talgrund mit wertvollen Trockenwiesen und Weiden, Terrassierungen und Trockenmauern, daneben die halbwegs oder gänzlich natürlichen Gegenden wie die Auenlandschaften, die Laub- und Nadelwälder, die Flachund Hochmoore, die Heiden mit Heidelbeeren und Alpenrosen sowie die Alpweiden. Als Höhepunkt der intakten Natur gelten Schneefelder und Gletscher. Das Geheimnis eines solchen Reichtums ist die Vielfalt: Vielfalt an unterschiedlichen Gesteinen (sauren und basischen), an Höhenlage (von 397 m. ü. M. bis zum Piz Adula auf 3'402 m. ü. M.), an Ausrichtung der Täler (milde und typisch mediterrane des Tessins und Südbündens bis hin zu den nördlicher gelegenen); an Lage und Gefälle (allerlei Varianten) und an Bodendurchlässigkeit (nasse und trockene Böden bieten die grösste Artenvielfalt). Zur Vergrösserung des Reichtums trug dann die jahrhundertealte Präsenz der Menschen bei, welche die offenen Gebiete und Blumenwiesen schuf, auf einer Höhe, wo sonst nur Wald gedeihen würde. Ein Mosaik verschiedener Landschaften, die sich um die Adula gruppieren, was die Voraussetzungen schafft für einen ausserordentlichen Reichtum der Flora und Fauna. Doch aus welchem Grund ist es wichtig und der Mühe wert, diese landschaftliche, biologische und geologische Vielfalt zu schützen? Die extensive Nutzung von Wiesen und Weiden in Dötra sichert ihre ausserordentliche Vielfalt für die Zukunft. 6 Von den Felsen zu den Blumen Im Parc Adula kommen die verschiedensten Gesteine vor – verschieden in Herkunft und Zusammensetzung. Im Nordwesten erhebt sich das Gotthardmassiv mit seinen harten, kompakten, sauren Granitsteinen der Kontinentalplatte: Wir finden sie in Selvasecca, auf dem Pizzo dell’Uomo oder nördlich des Scopi. Im Süden dominieren der Gneis und andere harte metamorphische Gesteine, ebenso saure Gesteine, die Qualitätsmaterial für die ländlichen Bauwerke liefern. In der nördlichen und östlichen Zone des Parks überwiegen dagegen die kalkigen (basischen) Steine, welche von der Transformation uralter Ablagerungen von Meeresorganismen (auch sie sind Früchte der Biodiversität früherer Zeiten!) während der Formung der Alpen herrühren. Einige Beispiele davon sind die schwarzen Schiefer von Gana Negra oder des Pizzo Coroi oder auch der weisse Sand, der sich bildet, wenn der ■■■ Wissen ■■■ weisse, dem Zucker ähnliche Dolomit auf dem Lukmanier zerbröckelt Jedes Gestein hat seine eigene Art, sich durch die Gletscher modellieren und vom Wasser erodieren zu lassen. Daher widerspiegeln der Reichtum und die Schönheit der Landschaften, die sich vor uns ausbreiten, die geologische Verschiedenheit, die seinerzeit eine Vielfalt verschiedener Böden schuf. Die Pflanzen wissen es genau: Einige bevorzugen kalkhaltige (basische) Böden und meiden die kieselhaltige (saure) Erde, andere tun das Gegenteil; einige bevorzugen die gut entwässerten, trockenen Böden, andere die mit Wasser durchtränkte Erde. Beide kommen reichlich vor im Perimeter des Parks: Dies ist der Grund, warum dessen Flora und Fauna so ausserordentlich artenreich sind. Hier gedeihen auch sehr viele seltene Arten, die in der Vielfalt des Parks auf kleinem Raum die Bedingungen finden, deren sie bedürfen. Ein schutzwürdiges Erbe Alpen-Bergscharte (Stemmacantha rhapon- tica), Brenno-Quellen bei der Alp Pertusio und die Kleine Goldschrecke (Euthystira bra- chyptera). Die Biodiversität ist die Grundlage unseres Lebens. Die Gesamtheit der menschlichen Ernährung, der grösste Teil der Arzneimittel wie auch viele Rohstoffe (etwa für Bekleidung oder Bau) sind Früchte der Biodiversität. Diese liefert uns den Blütenhonig des Bleniotales oder den Alpenrosenhonig des Lukmaniers und qualitativ hochstehende Milchprodukte (dank den feinen Weidekräutern). Ausserdem können wir historische Siedlungen und Verbindungswege bewundern und bäuerliche Fertigkeiten, die auf genaue Kenntnis der Eigenschaften jeglicher Holzart beruhen. Ausserdem sind die abwechslungsreichen Landschaften mit ihrer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt auch die schönsten, um darin zu leben, zu spazieren und sich zu erholen. Die Biodiversität ist somit eine Quelle der Entspannung, der Freude und des Tourismus. Während Jahrhunderten trug der Mensch bei zur biologischen und landschaftlichen Vielfalt der Region durch seine traditionelle landwirtschaftliche Tätigkeit. Die natürliche und kulturelle Vielfalt für die kommenden Generationen zu schützen ist eine politische und moralische Verpflichtung unserer Zeit: aus ökologischer Sicht garantiert sie die Stabilität der Ökosysteme und das Überleben der Arten; aus kultureller Sicht schützt sie die lokalen Traditionen und das Wissen über unser Gebiet; aus touristischer Sicht garantiert sie die Attraktivität der Region. conoscere 7 Überwundene Gefahren Es ist ein Glück, dass es noch so viel Erhaltenswertes gibt: In den Achtzigerjahren drohte die spektakuläre Mondlandschaft der Greina-Hochebene – heute das Herzstück der Kernzone des Parc Adula – durch das Staubecken eines geplanten Wasserkraftwerkes unter Wasser gesetzt zu werden. Im selben Zeitraum waren auch die Blumenwiesen von Dötra in Gefahr, einem grossen Zentrum für den Wintertourismus weichen zu müssen. Beide Projekte wurden vereitelt dank des vereinten Einsatzes von Naturschutzverbänden und -stifungen und dank wirtschaftlichen Bedingungen, die sich als weniger günstig herausstellten als ursprünglich durch die Befürworter der Projekte angenommen. Die grössten Eingriffe bleiben der Militärschiessplatz in Hinterrhein und die exzessive Wassernutzung des Brenno, welche besonders seine Auenlandschaften abwertet: Das Erbe eines Werks der Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts. Der Reichtum der Landschaft und der Natur im Inneren des Parc Adula ist wahrnehmbar, über seine Schönheit hinaus auch durch den Status seines Schutzes. Eine grosse Anzahl von Landschaften und Naturgebieten des Parks sind heute als Schutzobjekte von nationaler Bedeutung anerkannt und sind geschützt durch die entsprechenden Inventare des Bundes und der Kantone (siehe Karte auf den mittleren Seiten). Diese Instrumente sind unabdingbar zum Schutz der einzelnen Gebiete, aber der Status eines Nationalparks wäre ein umfassender Schutz und würde erlauben, die Gesamtheit der Landschaft und nicht nur ein Archipel einzelner voneinander getrennter Inseln zu schützen. Natur und Kultur Der Nationalpark beschützt nicht nur die Natur besser, sondern will auch das kulturelle und historische Erbe der Region fördern und aufwerten, wie zum Beispiel das Kloster Disentis und die Burgen von Serravalle und Mesocco, um einige der repräsentativsten Bauwerke zu erwähnen, aber auch jede Art von Zeugen der lokalen bäu- Überreste der Burg Serravalle im der gleich- erlichen Tradition wie zum Beispiel die in Stein, Holz oder mit beiden Materialien erbauten Hütten, die Terrassierungen, Getreidespeicher, Dreschtennen, Brachland und Alpweiden. Auch die alten Verbindungswege (San Bernardino, Lukmanier, Splügen, Greina und Soreda) sind wichtige historische und kulturelle Routen. Jede von ihnen weiss ihre Geschichte zu erzählen, einige waren bereits in vorrömischer Zeit begangen, andere im frühen Mittelalter, auf einigen herrschte der grosse Handel über die Alpen vor, auf anderen, die aber dadurch nicht weniger wichtig waren, fand der regionale Austausch statt. Handelsstrassen, über die man wieder gehen kann, welche ihre Zeichen in der Landschaft, in den Siedlungen und in der Kultur der Region hinterlassen haben, die Anregungen bieten können für touristische Angebote im Einklang mit der örtlichen Natur und Kultur. Carpe diem Der Reichtum der Landschaft, der Kultur und der Geschichte ist die Trumpfkarte zur Förderung der lokalen Wirtschaft und der Parc Adula ist eine Gelegenheit diesen Schatz aufzuwerten und zu fördern. Christian Bernasconi und Martina Spinelli, Pro Natura Ticino (Aus dem Italienischen übersetzt) namigen Gemeinde. ■■■ Perimeter Parc Adula ■■■ 8 Der Parc Adula auf einen Blick Hütten u Im Park gibt es 25 H einem grossen Pub weite und wunderba Ein grosses Wegnet ständigt das Angeb Erreichen eines gro ten Punkte sowie de Perimeter des Parc Adula Mit einer Ausdehnung von gut 1230 km2 könnte der neue Park der grösste der Schweiz werden. 7 Gemeinden, 5 Regionen, 2 Kantone, 14’000 Einwohner und 3 Sprachen verei- 3⃣ nigt in einem einzigen Projekt. Centro Pro Natura Lucomagno 1⃣ Das Zentrum befindet sich in einem der reichsten und vielfältigsten Gebiete des Parks und bildet einen privilegierten Ausgangspunkt, um diese wurderbare Region zu entdecken. Pro Natura Schutzgebiete 2⃣ ‘Naturetum’ in Acquacalda, Magerwiesen in Castro, Moor Suossa. Kernzone Die Kernzone ist das Herz des Nationalparks, wo die Natur die Freiheit hat, sich spontan zu entwickeln. Rundherum befindet sich die Umgebungszone, die geprägt ist durch natürliche ländliche Gebiete und eine grosse Vielfalt an Moorlandschaften Landschaften von grosser naturalistischer, von nationaler Bedeutung landschaftlicher und kulturhistorischer Wichtigkeit. Es handelt sich um Gebiete, die wegen ihrem Reichtum an Mooren und ihrer Schönheit besonderen Schutz geniessen. Schweizweit wurde die Fläche von Mooren in den letzten 150 Jahren um Bundesinventar der Landschaften und Natur- beinahe 90% reduziert und die sensiblen Restflä- denkmäler von nationaler Bedeutung chen sind deshalb besonders schützenswert. Es handelt sich um ein Inventar, welches die schweizerischen Landschaften von grösserem Wert umfasst, mit dem Ziel, deren Vielfalt und Besonderheit zu bewahren. In der Region des Parc Adula befnden sich gleich vier solche: 1. Piora-Lukmanier-Dotra, 2. Fluss- und Kulturlandschaft der Valle del Sole, 3. Greina-Piz Medel und 4. Quellgebiete zwischen Hinterrhein und dem San Bernardino. Waldreservate Manche Wälder des Parc Adula wertvoll und stehen deshalb al Schutz. Dazu gehört die Selvas venwald der Südschweiz, gleic tura Zentrum Lucomagno. Man jegliche Waldbewirtschaftung; sich natürlich zugunsten der B der Zersetzung des Totholzes dies für Pilze, Insektenlarven u ■■■ Perimeter Parc Adula ■■■ 9 Trockenwiesen und Wegnetz Die Trockenwiesen sind das Resultat der harmoni- Hütten und Biwaks, die schen Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die blikum ermöglichen, dieses traditionelle extensive Bewirtschaftung begün- are Gebiet zu erkunden. stigte eine grosse Vielfalt von Pflanzenarten, viele Auengebiete tz (gut 1160 km!) vervoll- bot und erlaubt ein leichtes davon sind selten, wie zum Beispiel verschiedene Diese Gebiete unterstehen der natürlichen Dy- ossen Teils der interessan- namik der Flüsse (Hochwasser, Erosion, Abla- er Hütten und Alpweiden. Orchideen. Diese Gebiete beherbergen auch Tiere wie Heuschrecken, Schmetterlinge und Vögel. gerung von Geschiebe...) und sind äusserst selten und wertvoll. Sie sind nicht nur bevorzugte Erholungsgebiete, sondern auch der Lebensraum für verschiedene Pflanzen- und Tierarten, welche zum Überleben Kiesbänke und sandige Zonen benötigen. Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung Die Amphibien sind eine äusserst empfindliche Tiergattung, und alle in der Schweiz vorkommenden Arten sind geschützt. Für die Fortpflanzung benötigen sie Gewässer, die sich leicht erwärmen und keine Räuber wie z. B. Fische aufweisen; Gebiete, die in unserem Land immer seltener zu finden sind. Unter den Amphibien, denen man im Park begegnen kann, finden wir Grasfrösche, Kröten, Molche, Feuersalamander und den seltenen Alpensalamander. Hochmoore Hochmoore sind extreme Gebiete, die 4⃣ fortwährend von saurem Wasser durchnässt werden. Die dort wachsenden Pflanzen können nirgendwo anders leben, da sie ganz besondere Bedürfnisse haben. Neben fleischfressenden Pflanzen, Seggen und ganz speziellen Moosarten, den Torfmoosen, sind seltene Libellenarten, Schmetterlinge, Käfer und Spinnen hier beheimatet. Flachmoore Im Park gibt es Flachmoore für jeden Geschmack: An Abhängen, in flachen Gebieten, Auen, bei den Quellen. Sie entstehen auf saurem oder basischem Boden. Diese Vielfalt der Gebiete setzt sich um in eine ls Waldreservate unter Perimeter Militärgebiet asecca, der grösste Ar- ch neben dem Pro Na- Der Waffenplatz der Armee, der sich im hoch- n verzichtet hier auf gelegenen Teil des Hinterrheintals befindet, ist der Wald entwickelt aus dem Perimeter des Parks ausgeschlossen. Biodiversität, die mit Es handelt sich trotzdem um eine wertvolle einhergeht: ein Para- Zone, die durch das Bundesinventar der Land- und... Spechte. schaften, Orte und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung geschützt wird (4). Planvorlage des Parc Adula. Flachmoorarten. a gelten als besonders Von Flavio del Fante überabeitete ebenso reiche Vielfalt verschiedener 10 ■■■ Centro Pro Natura Lucomagno ■■■ Das Centro Pro Natura Lucomagno Aktivitäten für jeden Geschmack • Exkursionen in der Natur (auf Anfrage oder gemäss Programm) • Animationen für die Schulen • Vorträge über die Natur und die Beziehung Mensch-Natur • Exkursionen bei Nacht und astronomische Beobachtungen • Kurse in der Natur (Fotografie, Aquarell, Yoga,...) • Aktivitäten für Junge – Naturlager, Exkursionen und andere Veranstaltungen • Hochschullager zur Vertiefung • Enogastronomische Anlässe mit lokalen Produkten (Brunch und Markt) • Natur-Ausstellungen Konsultieren Sie das Jahresprogramm: www.pronatura-lucomagno.ch/agenda Das Centro Pro Natura ist ein gutes Beispiel für ein Projekt im Einklang mit dem Parc Adula: Es fördert einen sansten Tourismus und eine Gastronomie mit lokalen Produkten, und es bietet ein Programm an, welches die Natur und die Geschichte der Region aufwertet. Zwischen 2010 und 2015 umgebaut, präsentiert sich das Centro Pro Natura Lucomagno heute einladender denn je. Die für die Beherbergung der wachsenden Besucherzahl in der Region vorgesehenen Räumlichkeiten (Hotel, Restaurant, Camping und Konferenzräume) bieten dem Besucher einen qualitativ hochstehenden Aufenthalt. Gewiss, es gibt noch viel zu tun, bevor unser festgesetzter Standard erreicht ist, doch in diesen ersten Jahren im Zeichen von Pro Natura konnte das Centro seine eigene Arbeit ständig verbessern und wurde zu einem funktionstüchtigen und anerkannten Bezugspunkt für all jene, die sich in der Schönheit des Lukmaniers erholen wollen. Die Teilnahme an geführten Exkursionen, Kursen und Seminaren sowie die Übernachtungen und die servierten Mahlzeiten nehmen laufend zu. Solche Daten sind ermutigend und bestätigen das Potenzial der Region. Sie beweisen ausserdem, dass es möglich ist, den Schutz der Natur mit der wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung zu verbinden. Die Natur als Motor Ausser den geschichtlichen Stätten, besonders jenen, die mit dem Weg der Hospize miteinander verbunden sind, besteht die Faszination des Lukmaniers in seiner Vielfalt an Landschaften, in der Schönheit und im biologischen Reichtum, in der Kraft und Authentizität ■■■ Centro Pro Natura Lucomagno ■■■ der landwirtschaftlichen Arbeit. Das Gebiet zwischen Piora, Lukmanier und Dötra wurde im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen und das Gebiet zwischen Lukmanier und Dötra ebenso im Bundesinventar der Moorlandschaften von besonderer Schönheit und von nationaler Bedeutung. Es handelt sich um die grösste und artenreichste Moorlandschaft auf der Alpensüdseite: Sie umfasst nicht nur Weiher, Auen, Hochmoore, Wälder und Weiden, sondern auch Trockenwiesen und besondere geologische Formationen wie die Dolinen oder die karstige Quelle des Pertusio und die dolomitischen Felsnadeln des Pizzo Colombe. Diese ausserordentliche Vielfalt bietet vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Die Trockenwiesen sind einmalige und ideale Lebensräume für eine grosse Anzahl seltener und geschützter Pflanzen, Insekten und Vögel. Offene Wasserflächen sind ideale Reproduktionsplätze der Amphibien, speziell der Frösche und Schwanzlurche, während Auenlandschaften, Flachmoore und Hochmoore kostbare Lebensräume sind, in denen mehrere geschützte Arten wie etwa der Sonnentau gedeihen. Dieser ganze Reichtum fasziniert und befriedigt den Besucher des Centro Pro Natura von Acquacalda, weckt seine Neugier, seine Beobachtungsgabe, seine Freude am Wissen, seinen Wunsch, Natur zu respektieren und zu schützen, seine Lust, wiederzukommen. Eine private Initiative… Aus Anlass der Fünfzigjahrfeier ihrer Gründung im Jahr 2010, wagte Pro Natura Ticino ein neues Abenteuer mit dem Erwerb des Zentrums in Acquacalda, mit dem Ziel, es zu einem Ort der Begegnung mit dem Ziel, es zu einem Ort der Begegnung zwischen Mensch und Natur zu machen, einem Ort der Entspannung und der Liebe zur Natur. Die neue Lancierung des Centro Pro Natura ist ein Beispiel privater Initiative, die es mit öffentlicher Unterstützung und privaten Partnern erlaubt, das Potenzial der Region fühlbar aufzuwerten. … zum Nutzen aller Verschiedene Akteure und Interessengruppen tragen zum Erfolg des Centro bei: Von den Landwirten und Jägern, die Käse und erlegte Wildtiere liefern, zu den Lieferanten weiterer regionaler Produkte bis zu den Vortragsreferenten und Leitern von Kursen, Exkursionen und Seminaren. Die angebotene Umweltbildung ebnet den Weg für mannigfache Zusammenarbeit mit anderen regionalen Projekten, wie die Ausstellung “Formiche, l’unione fa la forza" (Ameisen – gemeinsam sind sie stark) in Olivone. Auf diese Art möchte das Centro eine vermittelnde Rolle zwischen Aufwertung des Naturpotentials, Umwelterziehung und regionalen Entwicklung spielen und zugleich Pro Natura einem breiteren Publikum bekannt machen - kurz gesagt einen Beitrag an die Aufwertung eines ganzen Alpentals leisten. Christian Bernasconi, Leiter des Centro Lucomagno (Aus dem Italienischen übersetzt) 11 Centro Pro Natura Lucomagno Das Projekt auf einen Blick Ziele des Zentrums • Natur, Geschichte und Kultur des Lukmaniers vermitteln; • ein besseres Verhältnis des Menschen zur Natur fördern; • eine Begegnungsstätte anbieten; • Pro Natura einem breiten Publikum bekannt machen. Kulturelle Räume • 1 Saal à 30 Plätze mit Projektor • 1 Saal à 10 Plätze • 1 Alpenbibliothek • 1 Alpengarten, das Naturetum mit über 200 verschiedenen Arten Hotel (total 30 Betten) • 7 Doppelzimmer mit eigener Nasszelle • 2 kommunizierende Doppelzimmer mit gemeinsamer Nasszelle • 2 Schlafräume mit 6 und 4 Betten Camping • 20 Plätze (Strom steht zur Verfügung) • ideal für Zelte und Kleinbusse • Jurten und Bungalows Geöffnet Von Mai bis Oktober Linke Seite: Das renovierte Pro Natura Zentrum am Lukmanier. Unten (von l. nach r.): Zurück aus der Alp Gana, Murmeltiere in Samprou, Männertreu in Casaccia. ■■■ Für mehr Natur und Kultur ■■■ 12 1000 und 1 Projekte Kräutergarten Bidem in Vals L’uniun Center sursilvan d’agricultura (Mustér) s’engascha cun lavur da scolaziun e sensibilisaziun els secturs agricultura, producziun persistenta ed ambient. L’uniun vul promover la creaziun da valur regiunala ell’agricultura da muntogna, ell’economia ed el turissem. L’uniun presta aschia ina contribuziun importanta per in futur vivent en ina regiun muntagnarda perifera. Ulteriuras informaziuns: www.agricultura.ch Seit diesem Sommer blühen und wachsen im Kräutergarten Bidem in Vals Kräuter, Heilpflanzen und Gemüse, vorwiegend ProSpezieRara-Sorten. Bio-Gemüse und Kräuter werden direkt aus dem Garten an Gastronomie und Privatkunden verkauft. Die Gründer/innen der Kräuterakademie Graubünden haben das Ziel in Vals ein Kompetenzzentrum für Heilpflanzen aufzubauen. Bereits seit 2014 bieten sie Kräuterkurse und Vorträge an und stellen diverse Produkte aus Kräutern her. Hinter dem Projekt steht Claudia Vieli Oertle mit Partner/innen. Academia Vivian, Stagias, Medel * Torbiera Bosch de San Remo * Geoturismus-Projekt Soreda-Pass * La camona d’uaul Academia Vivian sin 1600 meters sur mar ei in liug d’educaziun ambientala e sensibilisaziun. L’uniun Center sursilvan d’agricultura realisescha excursiuns ed occurrenzas che meinan ils carstgauns anavos ella natira e promovan ina relaziun pli cunscienta cun las resursas natiralas. La casa enamiez igl uaul alpin sa era vegnir utilisada da privats. Ulteriuras informaziuns: www.academiavivian.ch Le torbiere del Bosch de San Remo (San Bernardino) rivestono un'importanza nazionale ma sono degradate da drenaggi costruiti negli anni '60 e stanno rimboscandosi. Grazie all'inserimento di barriere nel terreno per trattenere l'acqua e ricreare le condizioni originali, esse possono nuovamente evolvere in modo naturale. Geoturistische Alpenwanderung an der Kantonsgrenze Tessin-Graubünden. Der Weg umfasst eine “Geschichte der Gesteine”, eine “Geschichte der Verformungen” (Alpenfaltung) und eine “Geschichte der Formen” (infolge Gletscherund Wasserwirkung). Sie schliesst mit einer “Geschichte des Menschen” ab, welche die Nutzung der Alp Soreda durch die Hirte aus dem Bleniotal seit dem Spätmittelalter verfolgt. Bild: Claudia Vieli Oertle. Bild: Tabea Baumgartner. Folgende Projekte wollen Natur, Kultur und Geschichte der Täler um den Rheinwaldhorn-Massiv in Wert setzen. Sie gehen auf die Initiative von Einzelpersonen, Vereinen und lokalen Körperschaften zurück und stehen in Einklang mit den Zielen des zukünftigen Nationalparks. Einige davon laufen seit Jahrzehnten, andere sind noch jung und entstanden zum Teil dank der Unterstützung des Parc Adula. Der Nationalpark unterstützt bisherige Tätigkeiten und fördert ebenso die Entwicklung und Umsetzung neuer Projekte. Center sursilvan d’agricultura * ■■■ Für mehr Natur und Kultur ■■■ Paesaggio della Valle Malvaglia 13 Kulturwege * Questa valle è un gioiello naturalistico, paesaggistico ed architettonico. Nel 2000 il Comune di Malvaglia ha lanciato un progetto per salvaguardarne le peculiarità, un lavoro a tappe che sta dando i suoi frutti in vari settori. Le aziende agricole sono sostenute nella gestione dei prati secchi e nel recupero di superifici inselvatichite che si impegnano poi a gestire adeguatamente; il patrimonio storico è valorizzato da interventi di ripristino di antiche vie di transumanza, murature a secco o di edifici rurali, come già fatto per il Mulino di Madra. Bis zum Bau der ersten Fahrstrassen Anfang 19. Jahrhundert waren die Menschen nur auf Fuss- und Saumwegen unterwegs. Die meisten Wege waren sehr einfach, nur wo nötig baute man Trockenstützmauern, steinerne Gassen oder pflästerte die Wegoberfläche. Das Projekt des Parc Adula «Kulturwege Adula» will diese frühen Verkehrswege im Val Calanca und über die Pässe San Bernardino, Lukmanier, Soreda und Greina als regionsübergreifendes Wegnetz touristisch erlebbar machen. Dötra in fiore Uomo e natura in armonia * Tra castello e castagni * Assieme a 16 aziende agricole locali che partecipano al progetto di interconnessione coniugando l'utilizzazione agricola alla valorizzazione ecologica, la Fondazione Dötra preserva lo straordinario mosaico di prati secchi e umidi di Dötra e Anveuda, ricchissimi di specie diverse (Olivone). L'abbandono dell'attività agricola, che ha plasmato nei secoli un paesaggio ricco e diversificato, provoca oggi un rimboschimento non voluto. Grazie a progetti come il recupero del Lariceto pascolato di Ronco Loda (Val di Campo), la valorizzazione delle selve castanili come pure il decespugliamento dell’Alpe Prou (Serravalle) è possibile salvare la biodiversità e la storia di questi luoghi. Questo percorso didattico tra Mesocco e Soazza permette di ammirare il patrimonio della regione, dalle preziose tele nella Chiesa Santa Maria del Castello, restaurate di recente, alle selve castanili recuperate attorno a Soazza. Un opuscolo informativo permette di apprezzare meglio il territorio. www.parcadula.ch/Shop Terrazzamenti del Calvari * * Vom Parc Adula unterstützte Projekte. Bild: Robert Kruker. Bild: Denise Gamboni. La zona terrazzata con muri a secco del Calvari (Rossa in Val Calanca), è situata in un paesaggio carico di storia, cultura e biodiversità. Un progetto organizzato nell’ambito dell’interconnessione alta Val Calanca ha permesso di rivalorizzare la zona conservando la testimonianza di un insediamento probabilmente anteriore a quello dell’attuale paese. In collaborazione con il Museo del Moesano sono state elaborate delle offerte per scoprire il patrimonio archeologico presente. ■■■ Stimmen aus dem Parkgebiet ■■■ 14 Parc Adula – Daco gie! Darum Ja! – Perché sì! “Der Parc Adula kann wesentlich zur “Per un’ulteriore valorizzazione del nostro Förderung des Sommertourismus beitragen.” territorio ed una promozione mirata Urs Giezendanner, dei prodotti locali.” Regionalentwicklung Surselva Alberto Stern, Landwirt, Lostallo “Oft ist die Tür nur einmal geöffnet, wenn man die Chance nicht packt, wird man dies später bereuen.” Martin Jäger, Regierungsrat “Mit dem Rückzug der Landwirtschaft in den Berggebieten verlieren viele Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum. Ein Nationalpark bietet die Möglichkeit, dank © Meret Bissegger innovativer Lösungen Lebensräume in der traditionellen Kulturlandschaft aufrecht zu “Non sarà una rivoluzione… ma il Parco è un erhalten oder wieder herzustellen.” incentivo a relazionarci in maniera più Thomas Hertach, Singzikadenforscher amichevole, curiosa e rispettosa con il nostro territorio, dà più dignità a chi lavora e vive in © Beat Deplazes queste valli e più valore ai loro prodotti.” Meret Bissegger, cuoca e autrice, Malvaglia “Der Parc Adula, ein Naturpark der neuen Generation, welcher den Schutz und die Nut- “Der Parc Adula schafft ökonomischen, zung zulässt, ist für betroffenen Regionen eine ökologischen und soziokulturellen Mehrwert. grosse ökologische und ökonomische Chance. Letzteren beispielsweise mit dem Projekt Ein Parc, zwei Kantone drei Kulturen - “Blicke in Raum und Zeit – das ist einmalig.” Eine kulturhistorische Zeitreise in die Beat Deplazes, SP Grossrat Surselva”. Dabei soll traditionelles Kulturgut und Handwerk den heutigen Generationen “Il territorio è una delle poche e principali nähergebracht werden.” ricchezze delle nostre valli: la cultura rurale Reto Solèr, solerworks.ch, Vrin/Zürich tradizionale, molte attività economiche e la biodiversità sono strettamente legate allo “Sì per il Parc Adula perche aiuterà a tener © Hansjörg Hassler stesso. Il progetto Parc Adula ci offre la piu forte per un futuro fiorente.” “Pärke sind nicht Killer einer wirtschaftlichen questa nostra risorsa in modo sostenibile. Toni Theus, Braggio, vicesindaco di Calanca Entwicklung! Das Gegenteil ist der Fall! Sie Cogliamo questa opportunità!” bilden eine geeignete Plattform um den Luca Plozza, ingegnere forestale, Soazza e Orio Guscetti, forestale, Selma, Calanca vive le valli laterali e perche sarà la visione possibilità di valorizzare maggiormente “Die wunderbare Landschaft rund um den Tourismus, die Landwirtschaft und das Péz Adula ist einmalig. Dieses einzigartige Gewerbe zu fördern und zu unterstützen. Naturpotenzial wird durch das Projekt Parc Die bestehenden Pärke, insbesondere der Adula bewahrt und gleichzeitig auch in Wert Nationalpark im Engadin, die Chance, mit einem Nationalpark die Zu- gesetzt. Ein grosser und sicherer Beitrag an sind beste Beispiele dafür!” kunft neu zu gestalten, denn wertschöpfungs- die zukünftige regionale Wertschöpfung. Hansjörg Hassler, intensive Wirtschaft kann hier nicht ohne Darum stehe ich aus Überzeugung zum Parc Präsident Naturpark Beverin weiteres angesiedelt werden.” “Als ländlich geprägte Alpenregion haben wir Adula, denn zurzeit gibt es kein einziges Silvio Capeder, Präsident und regionales Projekt mit annährend gleichem Geschäftsführer der pro val lumnezia Entwicklungspotenzial!!” Sep Cathomas, Altnationalrat ■■■ Aktuell ■■■ 15 Jetzt bestellen Parc Adula entdecken Bei San Bernardino, im Gebiet des Parc Adula, befindet sich ein sehenswertes Schutzgebiet von Pro Natura; das Hochmoor Suossa. Mit dem Schutzgebietsführer von Pro Natura Graubünden erfahren Sie über das Hochmoor und elf andere Schutzgebiete in Graubünden allerlei Wissenswertes und erhalten auf einem emp- fohlenen Rundgang von 2.5 Stunden einen Eindruck von dieser faszinierenden Natur- und Kulturlandschaft am San Bernardino. Das handliche und reich illustrierte Büchlein kann für 12.50 Fr. (inkl. Porto) auf der Geschäftsstelle bezogen werden. Natur erleben 12 Naturschutzgebiete von Pro Natura Graubünden Biberkoffer für Schulklassen Neu im Umweltbildungsangebot von Pro Natura Graubünden ist der Biberkoffer. Lehrpersonen finden darin Unterrichtshilfen für alle Altersstufen mit vielen Illustrationen. Für die Schüler gibt es ein Biberfell, Spuren, Schädel, Duftstoffe, abgenagtes Holz und vieles mehr zu entdecken. Der Koffer kann jeweils für zwei Wochen kostenlos ausgeliehen werden, abzuholen auf der Geschäftsstelle in Chur. Eine Liste mit dem Kofferinhalt findet sich auf der Website in der Rubrik Jugend. Ausstellung Bär Wanderausstellung bestellen — Der Bär kehrt heim. Ab Januar 2017 Mehr Infos: www.pronatura-gr.ch/ wanderausstellung-baer Kontakt Pro Natura Graubünden Ottostrasse 6, 7000 Chur Tel. +41 (0)81 252 40 39 pronatura-gr@ pronatura.ch www.pronatura-gr.ch Die Sonderausstellung “Der Bär kehrt heim” aus dem Naturzentrum Torre Belvedere in Maloja geht auf Wanderschaft. Von Oktober bis Dezember 2016 ist die Ausstellung in der Umweltarena in Spreitenbach zu sehen. Danach wird die zweisprachige Ausstellung von Pro Natura Graubünden kostenlos zur Verfügung gestellt. Interessierte melden sich bitte bei der Geschäftsstelle. Schutzgebiet Hochmoor Suossa. Foto: Matthias Kunfermann, demateo.com