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Vorkommen
Nitrat gehört wie Ammonium und Nitrit zu den Stickstoffverbindungen des natürlichen
Stickstoffkreislaufs. Es ist sehr gut im Wasser löslich und verteilt sich dort sehr schnell. Durch
den biogenen Abbau von Stickstoffverbindungen kommt es zu einer Nitrat-Grundbelastung in
Grund- und Oberflächenwässern und damit auch im Trinkwasser. Gehalte von etwa 25
Milligramm Nitrat pro Liter können in diesen Wässern noch als natürlich angesehen werden. In
einigen Fällen sind aber Grund- und damit auch Trinkwässer wesentlich stärker mit Nitrat
belastet, weil zusätzlich Nitrat aus häuslichen Abwassereinleitungen und landwirtschaftlichen
Einträgen ins Wasser gelangen. Bei erhöhten Nitratgehalten im Trinkwasser sind fast immer
landwirtschaftlich genutzte Flächen mit intensiver Düngung im Einzugsgebiet der
Wassergewinnungsanlage vorhanden.
Nitrate können direkt von pflanzlichen Organismen als Stickstoffquelle aufgenommen und
verwertet werden. Überschüsse an Nitrat, die von den Pflanzen nicht aufgenommen werden,
sammeln sich im Erdboden an. Bei Schneeschmelze oder Regen wird das Nitrat in tiefere
Bodenschichten und damit ins Grundwasser ausgewaschen bzw. können auch Einträge über das
Grundwasser oder oberflächliche Abschwemmungen in Fließgewässer oder Seen erfolgen.
Unser mit Nitrat -belastetes Trinkwasser wird je nach Region, eben aus Grund- Oberflächenund Quellwasser gewonnen. Nitrat in höheren Konzentrationen wird vor allem durch
landwirtschaftliche Intensiv-Nutzung (Überdüngung) sowie Abwasserversickerungen
verursacht.
Besonders belastet sind oberflächennahe Grundwässer, die zur Trinkwassergewinnung genutzt
werden. Wässer aus tieferen Grundwasserstockwerken enthalten in der Regel kein Nitrat. In
sauerstoffarmen bzw. sauerstofffreien Grundwasserleitern wird Nitrat zu Ammonium reduziert,
in sauerstoffreichen bleibt es praktisch unverändert erhalten.
Nitratreiche Salate und Gemüse wie Rucola, Kopf- und Feldsalat, Spinat, Rote Rüben sowie
gepökelte Fleischerzeugnisse können deutlich zur Nitrat-Gesamtbelastung beitragen.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Die Trinkwasserverordnung 2001 legt für Nitrat einen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter
fest. Vom Nitrat (NO3-) selbst geht nur eine sehr geringe unmittelbare Gesundheitsgefährdung
für den erwachsenen Menschen aus. Unter bestimmten Umständen (z. B. durch Bakterien im
Mundraum oder Magen) kann Nitrat jedoch teilweise zu Nitrit (NO2-) umgewandelt werden
Der Grenzwert der Trinkwasserverordnung 2001 für Nitrat wurde vom Gesetzgeber so
festgelegt, dass bei Aufnahme des Wassers in üblichen Mengen weder die Gefahr einer
Methämoglobinämie* bei Säuglingen noch eine endogene Bildung von Nitrosaminen in
gesundheitlich erheblichem Ausmaß stattfindet. Bei Einhaltung des Grenzwerts ist somit für
alle Verbraucher, auch für die besonders empfindlich reagierenden Säuglinge, gewährleistet,
dass bei regelmäßigem, täglichem Verzehr des Trinkwassers keine gesundheitsschädlichen
Auswirkungen hervorgerufen werden.
Im Gegensatz zu Säuglingen ist es für Erwachsene unproblematisch, während eines begrenzten
und gemäß Trinkwasserverordnung 2001 zuzulassenden Zeitraumes auch ein Trinkwasser mit
einem Nitratgehalt über dem Grenzwert von 50 mg/l aufzunehmen. Nach einer Empfehlung des
Umweltbundesamtes kann in einem solchen Fall ein Nitratgehalt bis zu 130 mg/l zeitlich
befristet toleriert werden. Allerdings sollten dann nur nitratarme Lebensmittel verzehrt werden.
Außerdem muss auf eine ausreichende Jod-Zufuhr geachtet werden. Eine ausreichende JodZufuhr ist wichtig, weil bei hoher Nitratbelastung ein Jodmangel in der Schilddrüse auftreten
kann, worauf diese mit einer Vergrößerung (Ausbildung eines Kropfes, Struma) reagiert.
*Methämoglobinämie: durch eine erhöhte Konzentration von Methämoglobin im Blut kann es,
insbesondere bei Säuglingen unter 3 Monaten, eine Methämoglobinämie auslösen. Nitrit
bewirkt dabei, dass der rote Blutfarbstoff, das Hämoglobin, zum Methämoglobin umgewandelt
wird. Methämoglobin ist im Gegensatz zum Hämoglobin nicht mehr in der Lage, Sauerstoff in
die Gewebe zu transportieren. Daher kann sich eine Blausucht (Zyanose) entwickeln. Der
resultierende Sauerstoffmangel in lebenswichtigen Organen wie dem Zentralnervensystem und
dem Herz kann bei entsprechender Ausprägung bis zum Tod führen.
Nitrit kann mit sekundären Aminen im Magen sogenannte "Nitrosamine" bilden. Sekundäre
Amine sind stickstoffhaltige chemische Verbindungen, die in vielen Lebensmitteln vorkommen
und auch bei der Verdauung entstehen. Einige Nitrosamine wirken im Tierversuch
krebserzeugend. Ihre Entstehung sollte daher so weit wie möglich vermieden werden.
Abhilfemaßnahmen zur Verringerung des Nitratgehalts im
Trinkwasser
Von kommunaler und staatlicher Seite werden Maßnahmen mit dem Ziel ergriffen, den
Nitratgehalt im Grund- und damit im Trinkwasser zu verringern. Die Nitratgehalte belasteter
Grundwässer werden in einigen Wasserwerken mit speziellen Anlagen zur Nitrateliminierung
verringert, oder nitratbelastetes Wasser wird mit nitratarmem so gemischt, dass die Verbraucher
ein Trinkwasser erhalten, dessen Nitratgehalt deutlich unter dem Grenzwert der
Trinkwasserverordnung 2001 liegt. Neben diesen kurzfristigen, technischen Lösungen gibt es
auch langfristig angelegte Maßnahmen zur (wichtigeren) Ursachenbeseitigung, die sich
hauptsächlich an die Landwirtschaft richten. Diese reichen von Ausgleichszahlungen der
Wasserversorgungsunternehmen an die Landwirte, um deren Einkommensverluste beim
Verzicht auf bestimmte Düngemaßnahmen zu decken, über freiwillige Vereinbarungen zur
Nitratverringerung in Wassereinzugsgebieten bis hin zu staatlichen Beratungs- und
Förderprogrammen. Durch diesen Maßnahmenkatalog ist eine Verbesserung der Situation in
Teilbereichen erkennbar. Als letzte Maßnahme kommt nur noch die Erschließung eines neuen
Wassergewinnungsgebietes (Brunnenneubohrung) oder der Anschluss an eine andere
Wasserversorgung in Betracht.
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