1. Allgemeine Charakteristik der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa Die Euroregion Neisse-Nisa-Nysa (ERN) umfasst drei Grenzgebiete, die im Herzen Europas, am Berührungspunkt der Tschechischen Republik, der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen gelegen sind. Diese drei Gebiete sind miteinander durch viele gemeinsame Probleme und Interessen verbunden, die aus der jahrhundertealten wechselvollen Geschichte des europäischen Kontinents resultieren. Die Euroregion entstand auf der Initialkonferenz, die im Mai 1991 in Zittau unter der Schirmherrschaft der Präsidenten der drei Länder: Vaclav Havel, Richard von Weizsäcker und Lech Wał sa und unter Beteiligung von über 300 Vertretern der tschechischen, deutschen und polnischen Bevölkerung statt fand. Ende 1991 erklärten 34 Gemeinden der ehemaligen Jelenia Góra-Wojewodschaft, fünf Landkreise aus Nordtschechien und neun Landkreise sowie eine Kreisfreie Stadt aus Ostsachsen ihren Beitritt zur Euroregion. Die offizielle Entstehung der Euroregion fällt auf den 21. Dezember 1991 – dies ist das Datum der ersten Ratssitzung in Zittau, in der die Delegierten der drei Seiten den Beschluss fassten, die neue, erste in Mittel- und Osteuropa grenzüberschreitende Struktur „EUROREGION NEISSE-NISA-NYSA“ zu gründen. Das Gebiet der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa umfasste 2002 eine Fläche von etwa 13 000 km2, davon beträgt der Flächenanteil des deutschen Teils 35 Prozent, des polnischen Teils 44 Prozent und des tschechischen Teils 21 Prozent. In diesem Gebiet wohnen fast 1,7 Millionen Menschen, davon leben auf der deutschen Seite 39 Prozent, auf der polnischen Seite 35 Prozent und auf der tschechischen fast 26 Prozent der Menschen. Im mittleren und südlichen Teil der Euroregion dominiert die Gebirgslandschaft und das Sudeten- und Untersudetenhochland. Der nördliche Teil ist gekennzeichnet durch Heide- und Teichlandschaften. Der deutsche Teil der Euroregion umfasst das Gebiet von Ost-Sachsen (Landkreise: Bautzen, Kamenz, LöbauZittau, Niederschlesischer Oberlausitzkreis und die Kreisfreien Städte Görlitz und Hoyerswerda), ca. 1 Prozent der Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Ende 2003 befanden sich auf diesem Gebiet 132 Gemeinden mit ca. 656 000 Einwohnern. Die größten Städte in diesem Teil der Euroregion sind Görlitz, Hoyerswerda, Bautzen, Weißwasser und Zittau. Diese Region ist durch eine Vielzahl landschaftlicher Formen gekennzeichnet. Neben ausgedehnten Heide- und Teichlandschaften sowie Wäldern sind das Zittauer Gebirge und das malerische Oberlausitzer Vorland zu nennen. Der höchste Berg im deutschen Teil der Euroregion ist die Lausche mit 793 m. ü. d. M. im Landkreis Löbau-Zittau. Andere beliebte Reiseziele sind die Görlitzer Landeskrone und der Kottmar im Landkreis Löbau-Zittau, an dem die Spree entspringt. Die höchstgelegene Gemeinde ist der Kurort Oybin OT Hain (555 m. ü. d. M.) im Landkreis Löbau-Zittau. Die wichtigsten Flüsse im deutschen Teil der Euroregion sind die Lausitzer Neiße, die Spree, die Schwarze Elster, die Weiße Schöps und die Schwarze Schöps. Zu den Baudenkmälern gehören die erhaltene Architektur und die Struktur der Bebauung von vielen Städten. Die ausnehmend gut erhaltene Architektur der Städte Görlitz, Bautzen und Zittau ist in ihrem einheitlichen Charakter sehr selten und sogar in ganz Deutschland einmalig. Einen besonderen Charakter hat die Oberlausitzer Umgebinde-Bauweise. Sie stellt ein Denkmal der Volksarchitektur dar. Die kulturelle Landschaft wird unter anderem durch die Theater in Bautzen, Görlitz und Zittau geprägt. Seit Jahrhunderten bildete diese Region eine Kreuzung bedeutender Handelswege: „Via Reggia” vom Westen nach Osten sowie die sogenannte „Salzstraße“ vom Norden nach Süden. Die gegenwärtigen inneren und äußeren Verkehrsverbindungen sind sehr gut. Die Autobahn aus Richtung Dresden wurde bis zur polnischen Staatsgrenze ausgebaut. Der polnische Teil der Euroregion umfasst über zwei Prozent der Fläche Polens. Hier leben über 684 000 Menschen. Im In- und Ausland sind die touristischen Orte und Kurorte Szklarska Por ba (Schreiberhau), Karpacz (Krummhübel), Jelenia Góra (Hirschberg) mit dem Kurort Cieplice Zdrój (Bad (Warmbrunn) und wieradów Zdrój (Bad Flinsberg) sehr bekannt. In der Landschaft dieses Teiles überwiegen Gebirgsketten. Naturwissenschaftlich und landschaftlich sind dies sehr attraktive Gebiete. Entlang der Grenze zur Tschechischen Republik liegt der westliche Teil der Sudety (Sudeten), das Góry Izerskie (Isergebirge) und die das Tal von Jelenia Góra umgebenden Gebirge: Karkonosze (Riesengebirge), Góry Kaczawskie (Bober-Katzbach Gebirge) und Rudawy Janowickie (Landshuter Kamm). Im Riesengebirge befindet sich der höchste Gipfel in der Euroregion – nie ka (Schneekoppe) (1 603 m. ü. d. M). Ein reiches touristisches Angebot bilden die herrlichen Niederschlesischen Wälder im Norden und malerischen Flusstäler der Flüsse Kwisa (Queis), Kaczawa (Katzbach) und Bóbr (Bober). Das Gebiet des polnischen Teiles der Euroregion ist reich an Heil- und Mineralwasser. In wieradów Zdrój (Bad Flinsberg) gibt es Radonwasser und im Kurort Cieplice Zdrój (Bad Warmbrunn) auch Thermalquellen mit einer Temperatur von bis zu 73˚C, die zu Heilzwecken bei vielen Krankheiten angewandt werden. Gute Verkehrsverbindungen und zahlreiche Beherbergungs- und Gastronomieeinrichtungen wirken sich günstig auf den Kurbetrieb und den Tourismus aus. Ein wichtiger Vorteil ist die gute Lage an dem Verkehrsweg, der den Süden Europas mit Skandinavien verbindet und der sich mit der Autobahn Wrocław-Berlin und internationalen Wegen nach Dresden, Leipzig und München kreuzt. Das kulturelle Erbe ist eine zusätzliche touristische Attraktion. Die meisten Städte stammen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert. Bis heute blieben ihre städtebaulichen Systeme gut erhalten. Ehemalige Residenzen, Schlösser und Paläste sind durch hohe künstlerische Werte gekennzeichnet. Von großer Bedeutung sind die Piastenburgen und sakrale Objekte. Zu den berühmtesten Baudenkmälern gehören die aus dem 13. Jahrhundert stammende ZisterzienserAbtei in Krzeszów (Grüssau), die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche Wang in Karpacz und die mittelalterlichen Burgruinen Chojnik (Kynast), Bolczów (Bolzenschloss) und Bolków (Bolkenhain). Der tschechische Teil der Euroregion umfasst ca. fünf Prozent der Fläche der Tschechischen Republik. Hier leben 435 000 Menschen. In diesem Teil der Euroregion befinden sich viele Gebirgsketten. Die größten von ihnen sind das Iser- und das Riesengebirge. Diese Gebirgsketten liegen im Norden und zusammen mit dem Lausitzer Gebirge bieten sie viele touristische Attraktionen. Es gibt Wanderwege, Radwege und Wintersportmöglichkeiten. Im südlichen Teil des tschechischen Gebietes der Euroregion gibt es einzigartige Felsformen aus Sandstein. Dieses Gebiet trägt den Namen „ eský ráj“ („das tschechische Paradies“). Zu den Hauptflüssen gehören: Lausitzer Neiße, Sm da, Plou nice, Izera. Die Landschaft wird um zahlreiche Gewässer bereichert, von denen zu den bekanntesten der Máchovo-See gehört. Charakteristischer Bestandteil der Landschaft sind Wasserbecken mit Trinkwasser (Souš, Jesef v D l, erná Nisa). Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehören das Schloss des Herzogs von Wallenstein in Frydland, die Barockkirche in Jablonne, mittelalterliche Burgen und Schlösser (Valdstein, Sychrov, Hruba Skala), Gebiete mit Spuren der ersten Siedlungen aus dem Neolithikum. Zwischen den wichtigsten Städten des tschechischen Teiles der Euroregion gibt es verhältnismäßig gute Straßen- und Bahnverbindungen. Die Region ist mit Prag durch eine Autobahn verbunden, die dann weiter von Turnov nach Jablonec und Liberec als Straße der ersten Kategorie führt. Darüber hinaus befindet sich nicht weit von Liberec ein Flugplatz für den Güterverkehr und ein weiterer in der Gegend von eská Lipa.