Fallbericht: Seltene Ursache eines embolischen Schlaganfalls

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Fallbericht: Seltene Ursache eines
embolischen Schlaganfalls - Der
Stellenwert der Echokardiographie
in der Suche nach der Emboliequelle
Gappmaier W, Schlotterbeck K
Werner P, Schachner T, Grimm M
Benzer W
Journal für Kardiologie - Austrian
Journal of Cardiology 2016; 23
(3-4), 88-90
Homepage:
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Fallbericht: Seltene Ursache eines embolischen
Schlaganfalls – Der Stellenwert der Echokardiographie in der Suche nach der Emboliequelle
W. Gappmaier1, K. Schlotterbeck1, P. Werner2, T. Schachner3, M. Grimm3, W. Benzer1
Aus dem 1Institut für Interventionelle Kardiologie, dem 2Institut für Akutneurologie und Schlaganfall, LKH Feldkirch, und
der 3Universitätsklinik für Herzchirurgie, Universitätskliniken, Innsbruck
 Zusammenfassung
Wir berichten über eine 43-jährige Patientin mit einem akut
aufgetretenen, linkshirnigen Schlaganfall. Die zerebrale Magnetresonanztomographie zeigte multiple linkshemisphärielle
frische Ischämien im Sinne eines Morbus embolicus. Die CTAngiographie der hirnversorgenden Arterien inklusive Aortenbogen konnte keine vaskuläre Emboliequelle aufdecken.
Allerdings fand sich eine verdächtige kleine Kontrastmittelaussparung im Bereich der Aortenklappe. Die Patientin wurde
uns zur Suche nach einer intrakardialen Emboliequelle mittels
Echokardiographie zugewiesen.
In der transthorakalen Echokardiographie waren keine strukturmorphologischen Auffälligkeiten – auch nicht an der Aortenklappe – zu erheben. Erst die transösophageale Echokardiographie erbrachte den Nachweis einer rundlichen Raumforderung am akoronaren Segel der Aortenklappe bei sonst
unauffälligem Untersuchungsbefund. Somit war die Emboliequelle gesichert. Der Tumor konnte in minimal-invasiver Operationstechnik unter Erhalt der Aortenklappe vollständig entfernt werden. Die histologische Aufarbeitung des Tumors ergab ein papilläres Fibroelastom der Aortenklappe.
nestische Episode in Kombination mit einer Aphasie heraus,
aufgrund des Auftretens gut passend zu einer frischen linkshirnigen Ischämie. Zum diesem Zeitpunkt waren die neurologischen Ausfälle bereits deutlich rückläufig und die Patientin subjektiv nahezu beschwerdefrei, insbesondere bestanden
keine kardialen Beschwerden und auch keine Auffälligkeiten
in der kardiologischen Basisuntersuchung. An kardiovaskulären Risikofaktoren waren eine mit einem Betablocker behandelte arterielle Hypertonie WHO-Stadium I und eine mit einem Statin behandelte Hypercholesterinämie zu erheben.
Im Rahmen der stationären Abklärung an der Stroke-Unit wurde unter anderem ein zerebrales Magnetresonanztomogramm
(MRT) durchgeführt. Es konnte eine frische Diffusionsstörung im Sinne eines kleinen kortikalen Schlaganfalls hoch
dorso-parietal links nachgewiesen werden (Abb. 1). Die zur
Suche der Emboliequelle zuerst durchgeführte CT-Angiographie der hirnversorgenden Arterien inklusive Aortenbogen
konnte keine vaskuläre Emboliequelle aufdecken. Allerdings
wurde im detaillierten Befund eine verdächtige kleine Kontrastmittelaussparung im Bereich der Aortenklappe beschrieben (Abb. 2). Die Patientin wurde uns daraufhin zur Suche
nach einer intrakardialen Emboliequelle mittels Echokardiographie zugewiesen.
Die Mehrheit der papillären Fibroelastome bleibt klinisch
asymptomatisch. Die klinische Manifestation eines Fibroelastoms verläuft allerdings meistens typisch als Morbus embolicus. Aufgrund des Embolierisikos ist beim Fibroelastom besonders mit Lokalisation im linken Herzen die operative Entfernung die Therapie der Wahl.
Der Nachweis einer kardialen Emboliequelle als mögliche Ursache für einen zerebralen Insult erfordert den Einsatz bildgebender Verfahren. Wie unser Fall eindrücklich zeigt, ist
die transthorakale Echokardiographie allein nicht geeignet,
eine intrakardiale Emboliequelle mit letzter Sicherheit auszuschließen. Gerade bei jüngeren und scheinbar herzgesunden
Patienten mit Schlaganfall sollte auf der Suche nach einer kardialen Emboliequelle deshalb immer auch eine transösophageale Echokardiographie durchgeführt werden.
 Fallbericht
Wir berichten über eine 43-jährige Patientin, die aufgrund
einer plötzlich aufgetretenen Erinnerungslücke zum Ausschluss eines „Krampfgeschehens“ in die Notfallaufnahme
des Instituts für Akutneurologie und Schlaganfall (IANS) gebracht wurde. Die klinische Symptomatik stellte sich als am88
Abbildung 1: Zerebrales MRT (isoDWI): Nachweis einer frischen Diffusionsstörung
im Sinne eines kleinen kortikalen Schlaganfalls hoch dorso-parietal links.
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For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.
Fallbericht
Abbildung 4: TEE 3D: Rundliche Raumforderung am akoronaren Segel der Aortenklappe.
Abbildung 2: CT-Angiographie: Befund einer verdächtigen kleinen Kontrastmittelaussparung im Bereich der Aortenklappe.
Abbildung 5: OP-Situs: Tumor an der Aortenklappe.
Abbildung 3: TTE 2D: Keine sichere Auffälligkeit an der Aortenklappe.
Schließlich konnte der Tumor in minimal-invasiver Operationstechnik über eine partielle obere Sternotomie unter Erhalt
der Aortenklappe vollständig entfernt werden (Abb. 5). Die
histologische Aufarbeitung des Tumors ergab ein papilläres
Fibroelastom der Aortenklappe.
In der transthorakalen Echokardiographie (TTE) waren keine
strukturmorphologischen Auffälligkeiten zu sehen (Abb. 3).
Erst die transösophageale Echokardiographie (TEE) mit 3DDarstellung war in der Lage, in Erweiterung des Verdachtsbefundes der CT-Angiographie eine rundliche Raumforderung
am akoronaren Segel der Aortenklappe nachzuweisen (Abb. 4).
Auch in Kenntnis dieses Befundes ließ sich die Raumforderung nach nochmaliger, nunmehr gezielter Beurteilung des
Bildmaterials der transthorakalen Echokardiographie nur unsicher erahnen.
 Diskussion
Unmittelbar nach Sicherung der Emboliequelle wurde eine
Thromboembolieprophylaxe mit niedermolekularem Heparin
eingeleitet. Der Befund wurde gemeinsam mit der Herzchirurgie diskutiert. Im Hinblick auf das durch den Tumor bestehende hohe embolische Rezidivrisiko entschied man sich
zur zeitnahen operativen Entfernung. Wegen der Gefahr der
Katheter-bedingten Tumorfragmentation und dem daraus resultierenden zusätzlichen Embolierisiko wurde bei fehlenden
nicht-invasiven Hinweisen für eine koronare Herzerkrankung
auf eine präoperative Koronarangiographie verzichtet.
Primäre Herztumoren sind selten und überwiegend gutartig.
Das papilläre Fibroelastom macht nur etwa 10 % aller primären Herztumoren aus, ist aber der häufigste gutartige Tumor an den Herzklappen. Makroskopisch handelt es sich um
ein weißliches, gelatinöses, im Blutstrom flottierendes Gebilde, das an eine Seeanemone erinnert. Der Tumorgröße beträgt
meist 1–2 cm im Durchmesser [1]. Grundsätzlich kann das
Fibroelastom an allen vier Klappen auftreten, klinisch manifestieren sich die Fibroelastome allerdings eher an den linksseitigen Herzklappen.
Ein Jahr nach dem Eingriff ist die Patientin vollständig rehabilitiert und beschwerdefrei. Eine Kontrolle der postoperativen Verhältnisse an der Aortenklappe mittels TEE zeigt einen
morphologisch und funktionell unauffälligen Befund.
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Fallbericht
Die Mehrheit der papillären Fibroelastome bleibt klinisch
asymptomatisch. Sie werden als Zufallsbefunde bei einer
Echokardiographie oder allenfalls bei einer Autopsie gefunden. Bei einzelnen Patienten kommt es jedoch zu zerebralen
Embolien mit unterschiedlich ausgeprägter Symptomatik
eines Schlaganfalls. Ob bei dieser Symptomatik Teile des
Tumors oder ein aufgepfropftes Gerinnsel embolisieren, ist in
der Literatur nicht eindeutig festgehalten [2].
Die Manifestation eines Fibroelastoms verläuft typischerweise als Morbus embolicus. Die Suche nach der Emboliequelle erfordert den Einsatz bildgebender Verfahren. Dazu eignen
sich die Echokardiographie, die Computertomographie und
die Magnetresonanztomographie. Nur selten sind zusätzliche
invasive bildgebende Verfahren zur Diagnosestellung notwendig. Wie unser Fallbericht zeigt, lässt sich eine intrakardiale
Emboliequelle mit einer TTE nicht mit letzter Sicherheit ausschließen. In diesem Fall konnte das Fibroelastom an der Aortenklappe erst mit der TEE mit ausreichender diagnostischer
Sicherheit abgebildet werden.
Aufgrund des Embolierisikos ist beim Fibroelastom insbesondere mit Lokalisation im linken Herzen die operative Entfernung die Therapie der Wahl. Die Indikation zur chirurgischen
Exzision eines asymptomatischen papillären Fibroelastoms
wird heute auch großzügig gestellt, weil eine vollständige Exzision häufig mit Erhaltung der nativen Klappe durchgeführt
werden kann [3].
Unser Fall zeigt, dass man sich bei der Suche nach einer intrakardialen Emboliequelle nicht auf das negative Resultat einer
TTE verlassen sollte. Die Sensitivität der TTE in der Diagnose z. B. eines endokardialen Fibroelastoms ist nur knapp
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> 50 %, die der TEE zumindest > 75 % [4]. Nach einem
embolischen Schlaganfall ist es im Verlauf der Suche nach einer intrakardialen Emboliequelle daher notwendig, die endokardialen Strukturen auch mittels TEE sorgfältig abzubilden.
 Schlussfolgerung
Nach einem embolischen Schlaganfall müssen gerade bei jüngeren und scheinbar herzgesunden Patienten als Emboliequelle auch seltene Herztumoren in Betracht gezogen werden. Zu
deren Nachweis bzw. Ausschluss ist die Bildgebung mittels
TTE nicht ausreichend. Bei Verdacht auf eine intrakardiale Emboliequelle sollte deshalb routinemäßig auch eine TEE
durchgeführt werden.
Literatur:
1. Hoffmeier A, Sindermann JR, Scheld HH,
Martens S. Herztumoren – Diagnostik und
chirurgische Therapie. Dtsch Ärztebl Int 2014;
111: 205–11.
3. Gowda R, Khan IA, Nair CK, Mehta NJ, Vasavada BC, Sacchi T. Cardiac papillary fibroelastoma: a comprehensive analysis of 725
cases. Am Heart Journal 2003; 146: 404–10.
2. Carrel T, Roost E, Reineke D, Tapsanji Z,
Zanchin L, et al. Triplizität der Fälle: drei Fibroelastome in einem Monat mit Befall der
Aorten-, Mitral- und Trikuspidalklappe.
Schweiz Med Forum 2013; 13: 991–3.
4. Le Tourneau T, Betto M, Richardson M,
Juthier F, Ennezat PV, et al. Prospective assessment of multiple cardiac papillary fibroelastomas: an echocardiographic and surgical
study. Int J Cardiol 2010; 145: 319–20.
Korrespondenzadresse:
OA Dr. Wolfgang Gappmaier
Institut für Intervetionelle Kardiologie
Landeskrankenhaus Feldkirch
A-6800 Feldkirch, Carinagasse 47
E-Mail: [email protected]
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J Kardiol 2014; 21 (11–12): 334–7.
 Einsatz einer perioperativen Blockertherapie
zur Reduktion von Morbidität und Mortalität
J Kardiol 2015; 22 (1–2): 38–40.
 Diagnostik der Synkope
J Kardiol 2015; 22 (5–6): 132–4.
 Kardiologische Rehabilitation nach
akutem Koronarsyndrom (ACS)
J Kardiol 2015; 22 (9–10): 232–5.
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