15.1.1.1 Renin-Angiotensin-Aldosteron-System Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System ist ein komplexes System, das die Niere in Gang setzt, wenn ihr der Arbeitsdruck nicht ausreicht. Um das Zusammenspiel der einzelnen Wirkstoffe verstehen zu können, werden zunächst die einzelnen Bestandteile besprochen und dann ihr Zusammenwirken erklärt. 15.1.1.1.1 Renin Renin1 ist ein Wirkstoff, der v.a. in der Niere im juxtaglomerulären Apparat (s.u.), aber auch in anderen Organen wie Uterus, Leber und in den Gefäßwänden gebildet wird. Die Niere sendet Renin aus, wenn ihr Arbeitsdruck zu gering ist. Aufgabe des Renins ist es, den Arbeitsdruck in der Niere zu erhöhen. Dies erreicht Renin über die Auslösung des Renin-AngiotensinAldosteron-Systems. Damit wird allerdings der Blutdruck nicht nur in den Nieren sondern im gesamten Körper erhöht. Die Blutdruckerhöhung ist für die Niere gut, da sie nun wieder einen ausreichenden Arbeitsdruck für die Blutreinigung zur Verfügung hat. Erhöht die Niere aber den Blutdruck dauerhaft, so können nun alle anderen Organe sehen, wie sie mit der erhöhten Druckbelastung zurecht kommen. 1 Beim Renin handelt es sich um ein Enzym, obwohl es in der Fachliteratur häufig fälschlicherweise als renales Hormon bezeichnet wird. Juxtaglomerulärer Apparat. Renin wird in der Niere im juxtaglomerulären2 Apparat hergestellt. Mit juxtaglomerulärer Apparat meint man, dass es sich um Zellen handelt, die nahe beim Glomerulus sitzen. Für den medizinisch besonders Interessierten sei erwähnt: Er setzt sich zusammen aus: dem Polkissen (= Zellen, die sich an der Nahtstelle zwischen dem oberen Pol des Glomerulus und dem Tubulus befinden) spezifischen Zellen in der Wand des Vas afferens (an der Kontaktstelle zum Tubulus) den Makula-Densa-Zellen (speziellen Zellen in dem Teil der Wand des Tubulus das an den oberen Pol des Glomerulus angrenzt) Makula-Densa-Zellen Polkissen juxtaglomerulärer Apparat Tubulus wegführendes Gefäß (Vas efferens) zuführendes Gefäß (Vas afferens) Nierenkörperchen (Glomerulusschlinge n mit BowmanKapsel) Abb. Übersicht über den juxtaglomerulären Apparat, der sich nahe beim Glomerulus (Glomerulusschlingen) befindet. 2 juxta: von (lat.) iuxta = nahe bei, daneben 15.1.1.1.2 Angiotensin Angiotensin3 ist ein Bluteiweiß, das von der Leber zunächst als inaktives Angiotensinogen hergestellt und ans Blut abgegeben wird. Dass es sich um eine inaktive Vorstufe handelt, erkennt man an der Endung –ogen. Trifft Renin im Blut auf Angiotensinogen, so spaltet es hiervon ein Stück ab, so dass Angiotensin I entsteht. Wurde nun Angiotensinogen von Renin zu Angiotensin I aktiviert, so trennt danach das im Blut vorhandene Enzym Angiotensin-Converting-Enzym (ACE) zwei weitere Aminosäuren ab, so dass Angiotensin II gebildet wird. Wirkungen von Angiotensin II Angiotensin II wirkt blutdrucksteigernd, und zwar durch: Verengung der Blutgefäße gesteigerte Natriumretention in den Nieren vermehrtes Durstgefühl Aldosteronausschüttung aus der Nebenniere 15.1.1.1.3 Aldosteron Aldosteron ist ein Hormon, das in der äußersten Schicht der Nebennierenrinde gebildet wird und somit zu den Mineralokortikoiden gehört. Seine Ausschüttung wird durch Angiotensin II angeregt. Wirkungen von Aldosteron Natriumretention in der Niere Kaliumabgabe in der Niere Wasserretention in den Nieren Da Aldosteron eine Natrium- und Wasserretension veranlasst, steigt der Blutdruck. Ist der Blutdruck soweit angestiegen, dass der Arbeitsdruck schließlich in der Niere ausreicht, so stellt sie die Reninfreisetzung ein. 3 Angiotensin: angi und angio (grch.) = Gefäß, Blutgefäß tendere (lat.) = spannen, straff anspannen Damit kann sich gut die Wirkung dieses Hormons ableiten: Es zieht die Gefäße zusammen und wirkt dadurch blutdrucksteigernd. 15.1.1.1.4 Renin-Angiotensin-Aldosteron-System Nun wird das Zusammenwirken des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems dargestellt: Sinkt der Arbeitsdruck in der Niere, setzt sie Renin frei. Dieses wird ans Blut abgegeben und trifft auf Angiotensinogen, das es zu Angiotensin I aktiviert. Durch das Enzym Angiotensin-Converting-Enzym (ACE) wird Angiotensin I in seine aktive Form Angiotensin II überführt. Hier eine Übersicht über die einzelnen Schritte RR sinkt in der Niere Reninfreisetzung Angiotensinogen (inaktive Form) durch Renineinwirkung Angiotensin I durch ACE (Angiotensin-converting-Enzmy) Angiotensin II Gefäßverengung Herabsetzung der Natriumausscheidung vermehrter Durst regt AldosteronAusschüttung an Natriumretention Kaliumabgabe Wasserretention