Aufgabe 1 Im Rahmen Ihrer neuen Tätigkeit lesen Sie einen Bericht der EU-Kommission über die Auswirkungen der US-Schutzmaßnahmen für Stahlerzeugnisse auf den US- und Weltmarkt. Darin erfahren Sie z.B. „ ... Bei der Ankündigung der Schutzmaßnahmen erklärte Präsident Bush, die US-Stahlindustrie müsse die mit diesen Maßnahmen gewährte, zeitlich befristete Unterstützung nützen, um eine Umstrukturierung vorzunehmen und dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. ...“. a) Der Teil des Berichts, in dem die US-Schutzmaßnahmen aufgezeigt werden, liegt bei Ihnen zu Hause auf dem Schreibtisch. Doch ihr Abteilungsleiter erwartet in kürze einen Bericht von Ihnen darüber. Mit dem Wissen aus Ihrem Studium können Sie herleiten, welche Maßnahmen Präsident Bush neben einem Importzoll angekündigt haben könnte. Nennen Sie, welche Maßnahme nach dem Bhagwati-Prinzip gewählt werden sollte. Welche weiteren (drei) Argumente, neben einer Umstrukturierung, kennen Sie mit denen solche Schutzmaßnahmen gerechtfertigt werden? (8) b) Im Text weiter unten lesen Sie: „ ..., dass die Schutzmaßnahmen zu erheblichen künstlichen Preissteigerungen in den USA führen. ...“. Diskutieren Sie unter Berücksichtigung der Zielerreichung und Wohlfahrtseffekte die Auswirkungen einer solchen Preissteigerung auf die US-Stahlproduzenten und die US-Stahlnachfrager. Erläutern Sie dabei auch welche Gruppe zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern zählen wird, sowie, weshalb es die Interessenvertreter der Verlierer nicht schafften, sich im politischen Entscheidungsprozeß gegen den Interessenvertretern der Gewinner durchzusetzen. Bei welcher Maßnahme treten im Normalfall keine Preissteigerungen auf?(12) c) Ihr Abteilungsleiter ist von Ihrer theoretischen Analyse zwar überzeugt, benötigt aber zum besseren Verständnis eine graphische Darstellung. Mit deren Hilfe sollen Sie ihm zeigen, welche Auswirkung die Einführung eines US-Importzolls in Höhe von 2 1 3 GE pro Mengeneinheit Stahl auf den Weltmarktpreis und die Wohlfahrt in den USA und Europa (als Rest des Auslands) hat. Sie wissen, dass die USA mit ihrem inländischen Angebot xUSA = −3 + 1 2 p und ihrer inländischen Nachfrage xUSA = 18 − p groß genug ist, um den A N Weltmarktpreis von Stahl zu beeinflussen. Ihr Mitarbeiter liefert Ihnen Informationen über die Nachfrage- und Angebotsfunktionen Europas: x NAus = 12 − p und x AAus = −2 + p . (i) Bestimmen Sie zunächst rechnerisch und graphisch das Gleichgewicht bei Freihandel! Berechnen Sie die Import- und Exportmenge! (ii) Ermitteln Sie nun ebenso das Gleichgewicht mit dem Importzoll! (iii) Erläutern Sie die Effekte auf die Import- und Exportmenge, auf dem Weltmarktpreis und anhand der Grafik (keine Rechnung erforderlich) die Effekte auf die Wohlfahrt der USA und Europas! (25) Aufgabe 2 Wie die EU-Kommission mitteilte, widerspricht die derzeit noch gültige 36 Jahre alte EUZuckermarktordnung den Grundprinzipien der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik sowie internationalen Handelsregeln. Deshalb ist eine Reform der EU-Zuckermarktordnung notwendig. Aus diesem Grund werden Sie beauftragt, zu folgenden Fragestellungen Antworten auszuarbeiten. Dazu stellt Ihnen die EU-Kommission diese Informationen zur Verfügung: Die Nachfrage in der EU nach Weißzucker x (in Mio. t) sei 5 gegeben durch x = 12,5 − 4 p und das Angebot der EU-Produzenten wird beschrieben durch x = −2 ,5 + 5 2 p . p ist der Preis für Zucker in GE (1 GE = 100€). a) Berechnen Sie Gleichgewichtspreis und –menge sowie die Gesamtwohlfahrt der EU bei Autarkie und stellen Sie die Gleichgewichtslösung in einem Preis-Mengen-Diagramm graphisch dar! Wie hoch ist der Autarkiepreis in € und die Menge in Mio. t im Gleichgewicht? (10`) b) Nehmen Sie im folgenden an, dass die EU als Weltmarktakteur klein genug ist und somit einem gegebenen Weltmarktpreis für Weißzucker in Höhe von p W = 200 € gegenübersteht. Die EU entschließt sich nun zum Freihandel überzugehen. Wie verändern sich die Konsumenten- und Produzentenrente und die Wohlfahrt (nur rechnerisch!)? Zu welchem Preis werden wieviel Mio. Tonnen Weißzucker bei Freihandel nachgefragt? Welche Menge wird dabei von europäischen und welche von außereuropäischen Produzenten abgesetzt? Nutzen Sie für Ihre Analyse das Preis-Mengen-Diagramm aus 1a) und veranschaulichen Sie die neue Situation graphisch! (15`) c) Jedoch ist in der Realität Freihandel zwischen verschiedenen Wirtschaftsräumen nur selten zu beobachten. Nennen Sie Argumente und wirtschaftspolitische Ziele, die den Einsatz von Handelsbeschränkungen rechtfertigen! (8`) d) Die europäischen Zuckerindustrieverbände fordern nun ein wirtschaftspolitisches Eingreifen seitens der EU-Kommission. Sie begründen ihre Forderungen mit dem Vorliegen eines allokativen Marktversagens. Sie argumentieren, dass die sozialen Grenzkosten der außereuropäischen Anbieter in Wirklichkeit größer seien als deren private Grenzkosten (in Höhe von 200€) mit denen sie auf dem Weltmarkt anbieten. Wodurch wird dieses allokative Marktversagen hervorgerufen? Welches wirtschaftspolitische Instrument würden Sie der EU-Kommission empfehlen, um dieses Marktversagen zu korrigieren? In welcher Höhe muß dieses Instrument ausgestaltet werden, damit die europäischen Anbieter 6,5 Mio. t Weißzucker absetzen können? Wie hoch ist die Importmenge? Zeichnen Sie auch die Veränderungen in der Grafik ein! (15`) e) Die EU-Kommission lehnt jedoch Ihren Vorschlag mit der Begründung ab, er führe nicht zu einer erst-besten Lösung. Welche Anforderungen werden an eine erst-beste Lösung gestellt? Welches wirtschaftspolitische Instrument wäre die erst-beste Lösung, um eine europäische Produktionsmenge von 6,5 Mio. t Weißzucker zu erreichen und wie muß dieses Instrument ausgestaltet sein? Stellen Sie es grafisch dar! Wie hoch ist jetzt der Preis, die Konsummenge und die Importmenge? Beurteilen Sie den Einsatz dieses Instrumentes unter Effizienzgesichtspunkten (Konsum und europäische Produktion)! (12`)