Diät BRIGITTE-DIÄT 2016 DIE NEUE Aus der Ernährungsforschung gibt es gute Nachrichten: Fette sind nicht „böse“, sondern gesund und spielen auch beim Abnehmen eine wichtige Rolle. Für die neue BRIGITTE-Diät bedeutet das: Die Gerichte schmecken noch besser – und halten deutlich länger satt FOTOS THOMAS NECKERMANN * TEXT DANIELA STOHN HAUPTGERICHTE für mittags und abends maximal 465 Kalorien ALLE REZEPTE FINDEN SIE IM BRIGITTE-DIÄTPLANER 90 B R I G I T TE . DE 2 / 20 16 LACHSMEDAILLON MIT SENFGEMÜSE Fett frei Wir kennen ihn alle, den Mythos vom bösen Fett. Doch der gilt jetzt nicht mehr. Warum, erklärt der Ernährungswissenschaftler Dr. Nicolai Worm BRIGITTE: Sie sagen schon seit mehr als 30 Jahren, dass Fette zu Unrecht verteufelt werden. Wie kommt es, dass sich diese Erkenntnis erst jetzt durchsetzt? Dr. NICOLAI WORM: Die überwiegende Mehrheit der Studien zeigt seit den 70er Jahren, dass zwischen der Höhe des Fettkonsums und Herz-Kreislauf-Er­ krankungen, Diabetes und Krebs kein Zusammenhang besteht. Das gilt auch für die gesättigten Fettsäuren und die tierischen Fette. Trotzdem hielt sich der Mythos von den bösen Fetten über einen langen Zeitraum – auch, weil einflussreiche Industrieunternehmen kein Inte­ resse an einer Aufklärung der Fakten ­hatten. In den vergangenen Jahren wurden nun Metaanalysen angefertigt, die die alten Studien zusammenfassten und auswerteten. Nicht überraschend für mich zeigten sie das entsprechende Ergebnis und sorgen jetzt für eine Rehabilitierung der Fette. Wieso gerieten die Fette denn überhaupt in Verruf? Die Verleumdung der Fette begann bereits in den 50er Jahren mit einem Biochemiker namens Ancel Keys von der Universität Minnesota. Die Herzinfarktrate explodierte damals in den USA, in den Herzkranzarterien lagerten sich Fett und Cholesterin ab, und Keys dachte, das sei auf Butter und Eier zurückzuführen. Er führte einige fragwürdige Experimente dazu durch. Irgendwie schaffte er es, Politiker von seiner Hypothese, dass tierische Fette böse sind, zu überzeugen – ohne dass diese These je von der Er­ nährungswissenschaft belegt war. Das US-Landwirtschaftsministerium modifizierte seine Ernährungsrichtlinien. Und was die Amerikaner vormachen, machen die Deutschen nach, so kam die Mär von den bösen Fetten auch zu uns. Salaten isst. Ein schlanker, bewegungsUnd was nun? Jetzt wartet man in Deutschland, dass aktiver Mensch hat mit Kohlenhydraten etwas passiert. Die Deutsche Gesell- dagegen in der Regel kein Problem. Er ­ schaft für Ernährung e. V. (DGE) hat ihre braucht sie allerdings auch nicht, denn Fettrichtlinien zwar 2014 überarbeitet, Kohlenhydrate sind keine essenziellen aber nicht die Ernährungsempfehlungen. Nährstoffe – der Körper kann sie selber herstellen. Da steht immer noch: Warum sind Fette „Reichlich Getreidedie bessere produkte sowie KartofEnergiequelle? feln“ und „wenig Fett Im Fett sind essenzielle und fettreiche LebensFettsäuren enthalten, mittel“. die lebenswichtig sind Ernährungstrends und die unser Körper wie LowCarb und Paleo selber nicht herstellen, ­reduzieren inzwischen sondern nur über die die Kohlenhydrate, Nahrung aufnehmen auch immer mehr kann. Wenn wir mehr ­Mediziner und ErnähFett essen, essen wir rungsberater empfehalso auch mehr davon. len, eher auf Fette und Das ist schon mal ein Proteine zu ­setzen. Vorteil. Alle fettlösliDas stimmt, aber auch chen Vitamine, also E, da bin ich kritisch. DR. NICOLAI WORM, 64, ist D, K und A, bekommen Auf Kohlenhydrate zu Ernährungswissenschaft­ ler aus München und Pro­ wir nur über fett­ verzichten ist meiner fessor an der Deutschen hal­tige Nahrung. Mehr Mei­ nung nach keine Hochschule für Prävention Fett bedeutet außerEmpfehlung, die für jeund Gesundheitsmanage­ dem immer: mehr Geden gilt, sondern vor ment. Sein aktuelles Buch nuss, mehr Geschmack. allem für Menschen, „Flexi-Carb“ entwirft ein Und: eine längere Verdie sich nicht bewe­ -­ Ernährungskonzept, das angepasst ist an unseren weildauer im Magen. gen, zu viel Fett im modernen Lebensstil. Fettreichere Mahlzei­Körper einge­lagert und ten halten länger satt. eine Insu­linresistenz Sie verursachen wenient­wickelt ­haben. In Deutschland sind das immerhin etwa 30 ger Anstieg im Blutzucker und Insulin, Millionen Menschen. Ihr Körper kann sind also auch für den Stoffwechsel besdie Kohlenhydrate nicht mehr richtig ser. Nur: Man kann nicht einfach mehr verstoffwechseln und lagert sie bevor- Fette essen, also mehr Käse und Butter zugt als Fett in der Bauchhöhle ein. In aufs Brot schmieren, denn Fett hat viele der Therapie werden diese Stoffwechsel- Kalorien – ganze neun pro Gramm. Zum störungen dramatisch besser, wenn man Vergleich: Ein Gramm Kohlenhydrate die Stärke- und Zuckerzufuhr senkt und und ein Gramm Proteine haben jeweils stattdessen mehr Fette und Proteine in nur vier Kalorien. Irgendwo muss man Kombination mit reichlich Gemüse und also reduzieren. Wie macht man das am besten? Man sollte versuchen, bei einer erhöhten Zufuhr von Fetten energiedichte Nahrungsmittel wie Brot und Backwaren zu reduzieren und als Sättigungsgrundlage mehr Wasserreiches wie Gemüse und ­Salate zu essen. Die sind fast kalorienfrei. So kann man den Fettanteil erhöhen, hat trotzdem weni­ger Kalorien, aber viel mehr Nährstoffe. Sättigung registriert der Körper nicht ­ aufgrund der Kalorien. Es sind Volumen und Gewicht des Mageninhalts, die satt machen. Der Wasser- und der Ballaststoffgehalt sind dabei wichtiger als der Fettgehalt. Was empfehlen Sie Menschen noch, die abnehmen wollen? Sie sollen sich erst mal auf Insulinre­ sistenz untersuchen lassen. Sind sie betroffen, heißt die erste Regel: Nur noch Kohlenhydrate mit niedrigem glykämi­ schem Index wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Salate, Pilze und Beeren sind erlaubt, bei den Getreideprodukten nur die groben Vollkornvarianten und auch nur wenig davon. Besonders wenig sollte man von den stärkereichen Lebensmitteln wie Weißmehlprodukte, Reis, Nudeln, Cornflakes essen und stattdessen mit wasserreichen Lebensmitteln wie Gemüse und Salat, Beeren, Pilzen, Früchten satt werden. Und dazu immer eine Por­ tion ­Eiweiß pro Mahlzeit, mal pflanzlich, mal tierisch. Eigentlich ganz einfach. Heißt das, ich darf jetzt so viel Fett essen, wie ich möchte? Ich sage nicht: Esst nur noch Fett und gesättigte Fettsäuren, denn wir benötigen ungesättigte und vor allem mehr Omega-3-Fettsäuren. Was ich aber sage: Gesättigte Fette sind kein nennenswertes Problem, also esst ruhig mit gutem Gewissen vollfette Milch oder Vollfettkäse, aber als Grundlage viel Gemüse und dazu Öle, am besten Olivenöl, und Nüsse und Avocados. Welche Fette empfehlen Sie? Olivenöl, auch Rapsöl und Nussöle. Ich persönlich verwende zu Hause Butter, Olivenöl und Sahne, auch mal Kokosöl, Walnussöl oder Ghee. Ich versuche, abzuwechseln. Der Vorteil von Milchfett ist, dass es alle Fettsäuren enthält: gesättigte, einfach und mehrfach ungesättigte, Omega 3 und Ome­ ga 6. Außerdem schmecken Butter und Sahne köstlich, und das Fett ist gut verdaulich. Maiskeim-, Sonnenblumen­ kern- und Distelöle empfehle ich nicht, da sind zu viele ­ Omega-6-Fettsäuren drin. Wir brauchen aber mehr Omega3-Fettsäuren, die vor allem in Meeresfisch, Lein­samen, Walnüssen stecken. Warum sind Omega-3-Fettsäuren so wichtig für die Gesundheit? Omega-3-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die der Körper braucht, aber nicht selbst herstellen kann. Sie sind unser größtes Problem, weil nur noch sehr wenig davon in der Nahrung steckt. Sie kommen besonders reichlich in fettem Fisch wie Makrelen, Lachs, Hering und Sardinen vor, auch ein wenig in artgerecht gehaltenen Schweinen, Rindern, Lämmern aus Weidehaltung. Leider stammt heute das meiste Fleisch aus Massentierhaltung, die Tiere stehen passiv in Ställen und fressen Kraftfutter, daher liefern ihre Milch und ihr Fleisch weniger ungesättigte und kaum noch Omega-3-Fettsäuren. Die Antwort wäre, die Tiere wieder frei laufen zu lassen und artgerecht zu halten. Das wäre teurer, hätte aber den Vorteil, dass wir weniger Fleisch essen würden. Kostet gute Ernährung automatisch mehr? Unser großes Problem ist, dass die Nahrung zu billig geworden ist. Viele Menschen essen den ganzen Tag, ständig wird etwas geknabbert, Snacks stehen in den Büros oder zu Hause herum, Süßigkeiten und Kekse sind ständig verfügbar. Kalorien kosten einfach nichts mehr und sind allzeit verfügbar. Deswegen werden die Leute fett. Was kann man dagegen tun? Bescheid wissen. Es ist ja kein Zufall, dass die obere, gebildete Einkommensschicht die schlankeren Menschen stellt und die untere die dickeren. Der Trend ist weltweit in den Industrieländern zu beobachten. Ein anderer Weg, der gera­-­ de vor allem in England und den USA FETTARM ESSEN MACHT NICHT DÜNN 94 B R I G I T TE . DE 2 / 20 16 diskutiert wird, ist, Steuern auf Nahrungsmittel einzuführen. Bei den zuckergesüßten Erfrischungsgetränken wie Limonaden und Nektar wird es bald ­soweit sein. Etwa 300 Kalorien nehmen die Deutschen im Schnitt pro Tag über Erfrischungsgetränke auf. Theoretisch könnte man die Übergewichtsepidemie stoppen, wenn man diese Getränke boykottieren würde. Müsste man nicht auch Schokolade, Kekse und Chips besteuern? Die sind ja genauso ungesund. Ja, aber Süßwaren bleiben wenigstens länger im Magen und sättigen dadurch ein wenig, während die Erfrischungs­ getränke blitzschnell durch den Magen in den Dünndarm laufen und null Sättigungseffekt haben. Eine „böse“ Fettsorte gibt es aber doch: die Transfettsäuren. Sie steigern das Herzinfarktrisiko. Sollten sie wie in den USA auch bei uns verboten werden? Ich bin gegen ein generelles Verbot, denn es gibt auch natürliche Transfettsäuren, zum Beispiel im Rind-, Schaf- und Hirschfleisch sowie in Milch, Käse und Butter, und die sind nicht gesundheitsschädlich – im Gegensatz zu den Transfettsäuren, die durch industrielle Härtung gewonnen werden. Sie kommen in billigen Koch-, Back- und Frittierfetten vor, erhöhen das LDL-Cholesterin, senken das HDL-Cholesterin, fördern Entzündungen und stören die Funktion der Blutgefäßwände. In Studien stieg das ­Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits, wenn nur zwei bis vier Prozent der täglichen Kalorien auf Transfette entfielen. Vorsicht also bei Frittiertem, Gebäck und Fertiggerichten und vor der Kennzeichnung „gehärtete oder teilgehärtete Pflanzenfette“. Die Verteufelung der Fette hat viele „Fatfree“- und „Light“-Produkte ­hervorgebracht. Was bringen die? Gar nichts. Die Menschen essen immer fettärmer und werden dabei immer dicker, weil diese Produkte weder sättigen noch befriedigen. Man überlegt danach: Was esse ich jetzt? Studien haben gezeigt, dass die Fettersparnis kompensiert wird: Man isst von anderen Sachen mehr. Also trinke ich besser meine Vollmilch statt die fettarme Variante? Genau, denn sie sättigt und schmeckt INTERVIEW: DANIELA STOHN besser. Noch leichter wird das Schlankwerden, wenn Sie zusätzlich zur Diät ­unser Trainings-­Programm machen – und zusammen mit ­Gleichgesinnten abnehmen! KOSTENLOS TRAINIEREN 4 Wochen gratis für Sie – inklusive BRIGITTE-Diät-Fitnessprogramm Die BRIGITTE-Diät ist nie eine Hungerkur gewesen, sondern immer schon eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten: hin zu gesundem, vollwertigem Essen. Sie gehört daher zu den wenigen Diäten, die seit Jahren von Wissenschaftlern und Medizinern empfohlen werden. Was Mediziner aber auch empfehlen, wenn man dauerhaft abnehmen will: mehr Bewegung. Denn sie kurbelt den Stoffwechsel an und verbraucht natürlich ordentlich Ka­ lorien. Übrigens auch noch nach dem Training, weil Muskeln mehr Fett verbrennen. Wenn Sie schon regelINIEREN A en TR nn S eri TI es GRA nur für BRIGITTE-L mäßig laufen gehen Vorteil er siv klu Ex oder im Fitnessstudio schwitzen – prima. Als BRIGITTE-Leserin haben Sie jetzt außerdem die exklusive Chance, vier Wochen lang kostenlos bei fitnessRAUM.de zu trainieren. 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Ihre Vorteile: • 4 Wochen kostenlose Probemitgliedschaft im Online-Fitness-Studio • keine Kündigung nötig • 20 Prozent Rabatt, wenn Sie im Anschluss weiter bei fitnessRAUM.de trainieren N 4 WOCHE Brigitte Challenge CHALLENGE GEMEINSAM NIMMT MAN LEICHTER AB Redaktion und Leserinnen starten in diesem Jahr die große BRIGITTE-Diät-Challenge. Machen Sie mit! Natürlich machen auch jedes Jahr Kolleginnen aus der Redak­tion die BRIGITTE-Diät. Einfacher ­bekommt man die Feiertags­ pfunde ja nicht runter! Und da ­Abnehmen gemein­sam leichter fällt, möchten w­ir dieses Jahr eine ­Aktion daraus machen. Sie haben Lust dabei zu sein? Willkommen bei der BRIGITTEDiät-Challenge. Im OnlineForum unter www.brigitte.de/ diaetchallenge können Sie sich mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern austauschen und gegenseitig motivieren. Sie wollen länger dranbleiben? 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