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01|Überuns
scinexx.de-DasWissensmagazin
scinexx®-sprich['saineks],eineKombinationaus“science”und“next
generation”-bietetalsOnlinemagazinseit1998einenumfassenden
Einblick in die Welt des Wissens und der Wissenschaft. Mit einem
breiten Mix aus News, Trends, Ergebnissen und Entwicklungen
präsentiert scinexx.de anschaulich Informationen aus Forschung
undWissenschaft.
DieSchwerpunktthemenliegenindenBereichenGeowissenschaften,
Biologie und Biotechnologie, Medizin, Astronomie, Physik, Technik
sowie Energie- und Umweltforschung. Das Internetmagazin spricht
allewissbegierigenUseran-obinBeruf,StudiumoderFreizeit.
scinexx wurde 1998 als Gemeinschaftsprojekt der MMCD NEW
MEDIA GmbH in Düsseldorf und des Heidelberger Springer Verlags
gegründet und ist heute Teil der Konradin Mediengruppe mit dem
bekannten Magazin Bild der Wissenschaft sowie den
Wissensangeboten:wissen.de,wissenschaft.de,scienceblogs.de,
natur.deunddamals.de.
02|Inhalt
01
02
ÜBERUNS
INHALT
03
GEOTHERMIEWELTWEIT
DieLösungallerEnergieprobleme?
04
IMPRESSUM
03|Geothermieweltweit
DieLösungaller
Energieprobleme?
VONINABERGER
99ProzentdesErdballssindheißerals1000°CundeinTeildieser
WärmeströmtständigandieOberfläche.Könntemandiesein
elektrischeEnergieumwandeln-derWelt-Energiebedarfwäreleicht
gedeckt.
ZUMINNERNHINWIRD’SIMMERWÄRMER
U
rsprung der Erdwärme Wie die Beobachtungen aus
MinenundBergwerkenzeigen,wirdes,jetiefermanins
Erdinnere kommt, immer wärmer. Arbeiter in den
tiefsten Stollen der Welt arbeiten bei Temperaturen von
ca. 45°C. Durch Tiefenbohrungen und durch spezielle
Temperatursonden,dieindieweichenSedimentedesMeeresbodens
gestoßen wurden, stellte man fest, dass es sich bei der
Temperaturzunahme zum Erdinneren hin um ein weltweites
Phänomen handelt. Man nennt es Erdwärme, oder - mit dem
Fachbegriff-Geothermie.
Der Anstieg der Temperaturen mit zunehmender Erdtiefe, der
geothermische Gradient, beträgt etwa zwei bis drei Grad pro 100
Meter Tiefe. Da Wärmeenergie immer vom Ort der höheren
Temperatur zu Stellen niedrigerer Temperatur fließt, ließ sich aus
diesem Gradienten schließen, dass ein Wärmefluss vom Erdinnern
zur Erdoberfläche existiert. Der Ursprung dieses Wärmeflusses
wurde intensiv untersucht. Man führt ihn auf verschiedene Quellen
zurück. Ein Teil der Erdwärme stammt aus der Zeit der
Erdentstehung. Kosmisches
Material, das von der
Schwerkraft der wachsenden
Erde angezogen wurde,
setzte beim Aufprall mit
hohen
Geschwindigkeiten
wahrscheinlich
enorme
Wärmemengen frei. Man
nimmt an, dass die Erde bei
ihrer Entstehung glutflüssig
war und dann langsam
abkühlte. Dieser Wärmefluss,
den
man
auch
Geysire-ZeugenderErdwärme©DOE
Ursprungswärme
nennt,
macht jedoch nur etwa 30 Prozent der Erdwärme aus. Der größere
Teil,nämlichca.70ProzentdesbeobachtetenWärmeflussesentsteht
bei dem ständigen radioaktiven Zerfall der in der Erde natürlich
vertretenen radioaktiven Elementen wie Uran (U 238), Thorium (Th
232) und Kalium (K 40). Die Atomkerne geben durch a -Zerfall über
Zeiträume von Milliarden Jahren kleine aber regelmäßige
Wärmemengen ab. Die radioaktiven Elemente sind im natürlichen
GesteinwieGranitundBasaltenthalten.EineTonneGranitliefertim
Durchschnitt pro Sekunde 0,8´ 10-6 Joule Wärme. Bei einer Dicke
der Granitschicht unter den Kontinenten von durchschnittlich 20
KilometernbeträgtderWärmeflusszurErdoberfläche4,2´10-6Watt
pro Quadratzentimeter. Eine kleine, fast vernachlässigbare
Wärmequelle stellt außerdem die Gezeitenreibung dar. Würde der
TemperaturanstiegzumErdinnernhindiegleichmäßigeRatevon3°C
pro 100 Meter beibehalten, so würde man für den Erdmittelpunkt
(6350 km) eine Temperatur von 190.500°C erhalten. Vermutlich ist
dieTemperaturdortjedochgeringerals6000°C.Diesunterstütztdie
Vermutung,dassdergrößtederTeilderWärmeimGesteinnaheder
Oberfläche erzeugt wird. Die Rate des Temperaturanstieges mit
jedem weiteren Kilometer Tiefe nimmt demnach ab. Der genaue
Temperaturverlaufunterhalbvon10kmistunbekannt.
MAGMASTRÖMESORGENFÜRUNRUHE
G
eothermische Anomalien Nur durch Untersuchungen
von Erdbebenwellen und der Geschwindigkeit, mit der
sie sich durch die Erde fortpflanzen, kann man sich ein
Bild vom Aufbau der Erde machen. Direkte
Untersuchungen sind aufgrund der hohen Temperaturen, der
riesigen Entfernungen und den daraus entstehenden technischen
Anforderungenunmöglich.
Man geht davon aus, dass sich im Innern der Erde ein fester
Eisenkern befindet. Dieser ist von einem geschmolzenen äußeren
KernausMetall,vermutlichauchüberwiegendausEisenbestehend,
umgeben. Nach außen hin folgen ein fester Gesteinsmantel
(Mesosphäre), der wahrscheinlich im äußeren Teil eine zum Teil
geschmolzene Zone enthält (Asthenosphäre) enthält, und eine feste
Gesteinskruste (Lithosphäre) an der Erdoberfläche. Die Kruste hat
eine sehr unterschiedliche Dicke. Unter Gebirgen erstreckt sie sich
bis zu einer Tiefe von 65 Kilometer, unter den Meeren dagegen ist
die Kruste wesentlich dünner, an einigen Stellen misst sie nur 8
Kilometer.DerDurchschnittswertliegtbeietwa20Kilometern.Inder
flüssigen Asthenosphäre finden Konvektionsströme statt:
geschmolzenes, heißes Gestein - Magma - steigt auf. Mit dem
Abkühlen wird die Dichte größer und das erkaltete Magma sinkt ins
Erdinnere zurück, wo es wieder
aufgeheizt
wird.
Diese
Konvektionsströme
führen
zu
Bewegungen der tektonischen Platten.
Dort
wo
zwei
aufsteigende
Magmaströme aufeinander treffen,
drängt sich das Magma zwischen die
Plattengrenzen
und
treibt
sie
auseinander (divergierende Platten). Aus
dem erstarrenden Magma bildet sich
Lavastrom©USGS
eine neue Kruste, die sich auf dem
Meeresboden ausbreitet (mittelozeanische Rücken, Riften). In
Bereichen, wo zwei absteigende Magmaströme aufeinandertreffen,
werden zwei Platten aufeinanderzu geschoben (konvergierende
Platten),wobeisicheinePlatteunterdieandereschiebt(Subduktion).
Die tektonische Aktivität erzeugt aufsteigendes Magma, das Vulkane
aufbaut und Erdbeben erzeugt. In diesen Bereichen der Erdkruste
fließt wesentlich mehr Wärme aus dem Erdinneren an die
Erdoberfläche als anderswo. Man nennt sie daher geothermische
Anomalien. Es sind dort Temperaturgradienten von 15°C pro 100
Metern möglich. Schon in vier Kilometer Tiefe steigen die
Temperaturendortauf400°C,währendanStellenmitgeothermisch
normalem Gradienten nur zwischen 120°C und 150°C herrschen.
GebietemitgeothermischenAnomalienfindetmanalsovorallemin
den geologisch aktiven Zonen, in denen Vulkane, Geysire und
Erdbebenbesondershäufigauftreten.Diessindbeispielsweise:*die
gesamte Westküste Nord- und Südamerikas * die Aleuten, Japan,
Phillipinen, Indonesien * der Mittelatlantische Graben mit Island *
derOstenAfrikasnördlichvonTansaniabisindenBereichdesRoten
MeeresundderGolfstaaten*Iran,Türkei,Mittelmeer
LAVASEEN,AQUIFERENUNDHOTDRYROCKS
G
eothermische Lagerstätten Ein gewisse Menge der
Erdwärme wird als Wärmestrom gleichmäßig an die
Atmosphäreabgegeben.DieWärmekannabervorallem
in den Regionen mit geothermischen Anomalien auch
zum Teil recht nah an der Erdoberfläche “gespeichert” werden. Für
die Nutzung dieser Erdwärme unterscheidet man je Speicherform Gestein oder Wasser - und in Abhängigkeit von der Temperatur
folgendegeothermischeLagerstätten:InvulkanischaktivenRegionen
sind heiße Lavavorkommen zu finden. In den Lavaflüssen und
Lavaseen betragen die Gesteinstemperaturen bis zu 1200°C. In
Heißdampflagerstätten (Fumarole, Soffione) wird durch einen
magmatischen Körper Grundwasser aufgeheizt, sodass sich
Heißdampf bildet. Eine impermeable Schicht über dieser
Dampflagerstätte lässt diesen Dampf nicht entweichen. Auch in
Heißwasservorkommen wird Wasser in einer porösen
Gesteinsschicht, Aquifere genannt, durch einen magmatischen
Körper erwärmt. Durch den enormen Wasserdruck, der auf dem
Aquifer lastet, bleibt das Wasser trotz hoher Temperaturen im
flüssigen Zustand. Der Wasserkreislauf wird durch den natürlichen
Auftrieb (Konvektion) des heißen Wassers angetrieben. Über dem
Aquifer befindet sich Gestein mit niedriger Permeabilität. Wasser
dringtnurinbegrenztenBereichennachoben.DasHeißwasserkann
in Form von heißen Quellen und Geysiren zutage treten. Bei
Aquiferen mit Temperaturen unter 100°C spricht man von
Warmwasserreservoiren, wie sie vor allem in Island und Frankreich
zu finden sind. An jedem Ort der Erde befindet sich in circa fünf
Kilometer Tiefe trockenes, heißes Gestein, sogenannte “Hot Dry
Rocks”.
ERSTENUTZUNGDERERDWÄRME
L
ardarello - Das weltweit erste Erdwärme-Kraftwerk Die
Energie, die die Erde in Form von Wärme ständig abgibt,
könnte-würdesie“eingefangen”-alleEnergieproblemeder
Menschen auf einen Schlag lösen. Der durchschnittliche
Wärmestrom beträgt 0,06 Watt Energie pro Quadratmeter
Erdoberfläche. Dies entspricht mehr als dem Doppelten der
gesamten Energie, die zurzeit durch die Verbrennung von Holz,
Kohle,ÖlundGasproduziertwird.FürdieGewinnungvonEnergieist
der Wärmestrom der Erde dennoch zu gering. Anders sieht es
dagegen bei der gespeicherten Erdwärme im Bereich
geothermischer Anomalien aus. Dort wird sie schon seit Urzeiten
vomMenschenfürverschiedeneZweckegenutzt.Germanen,Gallier
undKeltenbadeteninheißenQuellen.DieRömerbautendieersten
richtigen Bäder, die Thermen. Den Wärmefluss der Erde nutzten
auch arktische Völker, wie die Bewohner von Kamtschatka in
Ostsibirien, bei Bau ihrer Erdhäuser, um sich vor der Kälte zu
schützen.InihrenunterirdischenBehausungenisoliertedasErdreich
zumeinengegendieKältederLuft.Zugleichströmtevonuntenher
Erdwärmenach,sodassabetwafünfMeternTiefeganzjährigumdie
10°Cherrschten.
DieersteindustrielleNutzung
der Erdwärme gelang dem
jungen Franzosen Francois
Larderel. Dieser gründete
zwischen 1818 und 1835
neun
Borsäure-Fabriken.
Borsäure
wird
als
Desinfektionsmittel,
zur
Herstellung von Glasuren für
Steingut- und Porzellanwaren
undBlechgeschirre-“Emaille”
-
sowie
Lardarello©HaraldFrater
temperaturbeständigen und
optischen Gläsern verwendet. Die Borsäure gewann er aus dem
Wasser der “lagoni”. Dies sind aus der Erdtiefe gespeiste Teiche
zwischenVolterraundMassaMarittima.Umdasstarkmineralhaltige
WasserzuverdampfenundBorsäurekristallezuerhalten,heizteman
die Eisenkessel zunächst mit Holz. Nachdem dieses jedoch immer
teurer wurde, ließ Larderel 1827 über einigen “lagoni” Kuppeln
aufmauern,welchedenausströmendenWasserdampfeinfingenund
als Prozesswärme an die Kessel leiteten. 1828 veranlasste Larderel
die erste gezielte Bohrung nach Erddampf und hatte Erfolg.
DaraufhinsiedeltesichimmermehrchemischeIndustriean.Larderel
wurde1837derTiteleinesGrafenvonMontecerboliverliehen.1846
verlieh man sogar einer von ihm errichteten Fabrik mit der
zugehörigen Arbeitersiedlung den Namen Larderello. Ein Nachfahre
Larderels, der Prinz Piero Ginori Conti nahm dort 1913 das erste
Erdwärme-Kraftwerk der Welt in Betrieb. Die Leistung: 220 Kilowatt.
Bis 1930 wurde das Kraftwerk mehrfach verbessert und lieferte
schließlich Erdwärme von zwölf Megawatt. Larderello-Strom wurde
nachVolterra,Siena,LivornoundFlorenzübertragen.Heutespeistin
dieser Gegend 245°C heißer, meist in etwa 1000 Meter Tiefe
erbohrter Dampf mehrere Kraftwerksblöcke mit 390 Megawatt
Gesamtleistung. Außerdem werden in Larderello Wohnungen,
gewerblicheRäumeundTreibhäusermitErddampfbeheizt.
WIEMANDIEWÄRMEAUSDERERDEHOLT
G
ewinnung der Wärme Die Erdwärme kann entweder
direktzuHeizzweckenoderzurStromerzeugunggenutzt
werden. In beiden Fällen muss dafür zunächst die
Wärme aus der Erde “gewonnen” werden. Wie man auf
dieseWärmezugreifenkannundwieleichtdasist,hängtvonderArt
der Lagerstätte ab. Der einfachste Fall sind die in vulkanischen
Gegenden vorkommenden natürlich austretenden Heißwasser- und
Dampfvorkommen. In Aquiferen vorliegende Heiß- oder
Warmwasservorkommen müssen künstlich angebohrt werden. Die
Bohrungen müssen zwischen 500 Metern und drei Kilometern tief
sein. Alle Wärme, die man in Form von Wasser oder Wasserdampf
gewinnt, fasst man unter dem Begriff hydrothermaler Geothermie
zusammen. Die Energie des heißen, trockenen Gesteins in der Tiefe
ist nicht so einfach zu erschließen wie hydrothermale Energie, da
man ein Medium benötigt, um die Wärme aus der Erde zu
transportieren. Dafür steht sie aber an jedem Ort der Erde zur
Verfügung. Durch die Entwicklung des Hot-Dry-Rock-Verfahrens ist
manaufdemWegedieseEnergiequellenutzbarzumachen.
Das Verfahrensprinzip klingt einfach.
Das in der Tiefe vorhandene heiße
Gestein
wird
durch
Bohrungen
erschlossen. Durch Wasserdruck wird
zwischen den Bohrungen im Gestein ein
künstlicher
Riss
erzeugt
oder
vorhandene
Fließwege
weiter
aufgebrochen. Die so erzeugten nur
wenige Millimeter dicken Rissflächen
dienen
als
unterirdische
Wärmeaustauscher.
Bei
einem
Durchmesser von 250 bis 300 Metern
ergibt das gerissene Gestein eine
GeothermischerBohrturm©
DOE
Überträgerfläche von 30.000 bis 70.000
Quadratmetern. Kaltes Wasser wird in
den Riss gepumpt, erhitzt sich dort und wird wieder nach oben
geführt. Dort wird seine Wärme auf eine Kühlflüssigkeit übertragen
und direkt zur Wärmeerzeugung oder zur Betreibung eines
Kraftwerkes genutzt. Das abgekühlte Wasser wird wieder in den
Boden gepumpt. In Soultz-sous-Forêts im Elsass beschäftigt sich ein
Projekt mit der Entwicklung der Hot-Dry-Rock-Technologie, sodass
die Energie des heißen Gesteins in Zukunft zur Stromerzeugung
genutzt werden kann. Schließlich kann auch das Erdreich als
Wärmequelle dienen, man nennt dies oberflächennahe Geothermie.
In ein bis zwei Metern Bodentiefe sinken die Temperaturen auch im
Wintergewöhnlichnichtunter5°C.Diese“Wärme”kannmitHilfevon
Wärmepumpen zur Heizung von Räumen verwendet werden. Im
Sommer kann sie zur Kühlung dienen. Dieses Prinzip wurde in
vereinfachter Form schon lange beim Bau von Erdhäusern und der
LagerungvonLebensmittelnimkühlenKellerangewendet.
AUSDAMPFENERGIEMACHEN
E
nergiegewinnung in Erdwärme-Kraftwerken Bei der
Umwandlung der Erdwärme in Energie sind je nach
Temperatur der erschlossenen Wärmequelle verschiedene
Technikennotwendig.
“DrySteam”Verfahren
Bei der Nutzung von Dampfvorkommen kann der Wasserdampf
direktdieTurbinendesDampfkraftwerkesantreiben.DadieDrücke
und Temperaturen niedriger sind als bei konventionellen
Dampfkraftwerken,sindspezielleTurbinennotwendig,derenKosten
höher, deren Wirkungsgrade aber geringer sind. Bisher gibt es nur
drei Stellen, an denen Stromerzeugung aus Heißdampfreservoirs
stattfindet:
Larderello/Italien,
Matsukawa/Japan.
“Flashsteam”Verfahren
“The
Geysers”/USA
und
Wird bei Heißwasser-Reservoirs mit Temperaturen über 100°C der
Druckerniedrigt,sowirdeinTeildesüberhitztenWassersgasförmig.
Der Wasserdampf wird abgetrennt und zur Stromerzeugung in
Dampfkraftwerkenverwendet.DieserProzessderDruckerniedrigung
mit darauf folgender Dampffreisetzung wird zwei- oder mehrfach
wiederholt (“double” oder “multi-flashing”-Methode), um möglichst
hohe Wirkungsgrade zu erzielen. In fast allen bestehenden Anlagen
wird nur der abgetrennte Dampf und nicht das Heißwasser zur
Stromerzeugung verwendet. Mit Hilfe des “Binary cycle” Verfahrens
kannesebenfallsgenutztwerden.
“Binarycycle”Verfahren
Wenn die Temperatur des Wassers nicht hoch genug ist, um
Dampfturbinen direkt anzutreiben, werden Wärmetauscher
verwendet. Dort wird die Wärme des Wassers auf Substanzen
übertragen, die bei niedrigeren Temperaturen sieden und sich
leichter verflüchtigen als Wasser, beispielsweise Frigen/Freon
(Fluorchlorkohlenwasserstoffe mit Siedepunkten zwischen 50°C und
-40°C) oder Isobutan (Kohlenwasserstoff, Siedepunkt -11,7°C). Das
entstehende Gas kann nun eine Dampfturbine antreiben, sodass
manschonbeieinerReservoir-Temperaturvon80°CStromerzeugen
kann.DerWirkungsgradistmiteinProzentallerdingssehrgering.
WARMESWASSER-NICHTNURFÜRDIEHEIZUNG
D
irekteNutzungderhydrothermalenEnergieHäufigdenkt
manbeiderdirektenNutzungvonwarmemWassernur
an die Raumheizung. In Reykjavik/Island werden 90
Prozent der Häuser auf diese Weise beheizt. Dies ist
jedochnureinemöglicheVerwendung.FürdieNutzungvonwarmem
WassergibtesvielfältigeMöglichkeiten:dieWarmwasserbereitungin
Schwimmbädern, die Enteisung von Straßen, der Einsatz in der Pilzoder Fischzucht oder bei biologischen Zerlegungs- und
Gärungsprozessen, die Trocknung von Zementplatten … Bei der
direkten Nutzung von Erdwärme holt gewöhnlich nicht jeder
Verbraucher sein eigenes heißes Wasser aus dem Untergrund,
sondern an zentraler Stelle wird zur Versorgung größerer
Siedlungen, ganzer Städte oder Industriegebieten in einer
geothermischen Heizzentrale das Thermalwasser gefördert und
verteilt. Da das Wasser in den wasserführenden Schichten, den
Aquiferen, häufig stark mineralisiert ist und um zu verhindern, dass
derSpeichernachundnachleergepumptwird,funktionierensolche
AnlagenimDublettenbetrieb.
Das bedeutet, dass heißes
Wasser
über
eine
Produktionsbohrung an die
Oberfläche gebracht wird
und dort den wesentlichen
Teil seiner Wärmeenergie
über einen Wärmetauscher
an einen zweiten, den
“sekundären”
Heiznetzkreislauf
abgibt.
BlaueLagune,Island©USDepartmentof
Energy
Abgekühlt wird es über eine
zweite Bohrung wieder in den Untergrund gepresst. In Altheim/
Österreich wurde im Jahre 1989 mit der Errichtung einer
hydrothermalen Geothermie-Fernwärmeversorgung begonnen. Aus
einer 2300 Meter tiefen Bohrung strömt durch artesischen Druck
104 °C heißes Wasser zutage, das über Wärmetauscher die
Heizungen und Warmwasseraufbereitungsanlagen von über 650
Kunden mit Wärme versorgt. Die Anschlussleistung der Anlage liegt
zurZeitbei10.000Kilowatt.DamitkönnenproJahrca.2500Tonnen
fossile
Brennstoffe
eingespart
werden;
die
Kohlenstoffdioxidemissionen reduzieren sich um über 70 Prozent.
DafürerhieltdieGemeindeeinenKlimaschutzpreisvonGreenpeace.
AUCH“KÄLTE”KANNZUWÄRMEWERDEN
N
utzung der oberflächennahen Geothermie Obwohl die
Bodentemperaturen im oberflächennahen Bereich in
Deutschland nur zwischen sieben und elf Grad Celsius
liegen, kann auch diese “Wärme” zur Bereitstellung von
WärmeenergieundKlimakälteverwendetwerden.Mannenntdieses
Verfahren oberflächenthermale Geothermie. Im Gegensatz zur
Nutzung von warmen oder heißen Wässern aus dem tiefen
Untergrund wird Wärme aus dem flacheren Untergrund dabei
gewöhnlichnurmitHilfevonWärmepumpengenutzt.Meistwirddie
Wärme aus dem Boden zunächst auf Wasser oder Sole - gefrierfest
gemachtesWasser-übertragen.MitderSolewirdanschließendeine
Wärmepumpe mit Wärme beliefert. Die meisten Wärmepumpe
arbeitennachdemKompressorprinzip.DabeiwirddemVerdampfer,
einem Wärmetauscher, Wärme in Form der Sole mit einer
Temperaturvonetwa10°Czugeführt.Diesegenügt,umeineniedrig
siedende Flüssigkeit - das Kälte- oder Arbeitsmittel (beispielsweise
Ammoniak) - zu verdampfen. Der Dampf hat dabei die
Wärmeenergie des Wassers aufgenommen. In einem Kompressor
wird der Dampf vedichtet, wodurch sich dieser auf bis zu 80°C
erhitzt. Nun gelangt der heiße Dampf in einen weiteren
Wärmetauscher, den Kondensator. Hier verflüssigt sich der Dampf
durch den hohen Druck und gibt Kondensationswärme ab, die auf
den Wärmeträger der Heizung übertragen wird und so
beispielsweiseeinHausheizenkann.DasverflüssigteKältemittelder
Wärmepumpe
dehnt
sich
beim
Austritt
aus
einem
Entspannungsventilausundkühltdabeiab.Anschließendgelangtes
wieder in den Verdampfer, wo der Kreislauf von neuem beginnt. Es
stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, um die im
UntergrundvorhandeneWärmezurWärmepumpezubefördern.Die
wichtigstensind:
Erdwärmekollektoren
Erdwärmekollektoren werden normalerweise horizontal in 80 bis
160ZentimeterTiefeverlegt.EshandeltsichdabeiumRohre,dievon
Sole durchflossen werden. Sie nehmen die Umgebungswärme des
Bodens auf, unterliegen aber auch den an der Oberfläche
herrschenden Witterungseinflüssen. Bei Kopplung an einen
ErdwärmekollektorwirdeineErdwärmepumpedaherimWinter-zur
Zeit des höchsten Wärmebedarfs - mit besonders wenig Wärme
beliefert. Bei horizontal verlegten Erdwärmekollektoren beträgt der
Flächenbedarf das ein- bis anderthalbfache der zu beheizenden
Wohnfläche.DazukanndereinHausumgebendeGartendienen.Ist
diese Fläche für die Beheizung nicht ausreichend, können die
KollektorenauchvertikalalsErdwärmesondenverlegtwerden.
Erdwärmesonden(EWS)
ZurVerlegungvonErdwärmesonden(EWS)werdenbiszu150Meter
tiefe Löcher in das Erdreich gebohrt, in die dann die Rohre mit der
Sole gelegt werden. Die Verlegung der Erdsonden ist teurer als die
horizontal verlegten Erdkollektoren, außerdem ist ein
wasserrechtliche Genehmigung von den Behörden einzuholen.
Betonbauteile,dieinKontaktmitdemBodenreichstehen,lassensich
nicht nur als tragendes oder architektonisches Element einsetzen,
sondern auch zu Heiz- und Kühlsystemen weiterentwickeln. Als
Schlagwort für diese Technologie hat sich der Begriff “Energiepfahl”
durchgesetzt. Grundsätzlich können in alle erdberührenden
Betonflächen Wärmetauscher eingebaut werden. Sie übertragen die
Wärme des Bodens auf eine Wärmeträgerflüssigkeit und damit ins
Innere des Gebäudes. Der Einbau der Wärmetauscher kann nur im
Rahmen der Errichtung des Bauwerks selbst erfolgen, eine
Nachrüstung bereits vorhandener Betonflächen ist daher nicht
möglich. Zwei der weltweit größten Projekte dieser Art sind die
Anlage der Etikettierfabrik Pago im schweizerischen Grabs und das
KunsthausinBregenz.DieWärme,diemiteinerdieserTechnikenaus
dem Boden gewonnen wurde, wird anschließend auf eine
Wärmepumpe übertragen und kann dann zur Klimatisierung von
Gebäudengenutztwerden.
KÜHLODERWARMMITGEOTHERMIE
W
eitere Nutzungsmöglichkeit der oberflächennahen
Geothermie
KühlenundKlimakälte
DierelativniedrigenTemperaturendesUntergrundes
machen ihn auch für die Bereitstellung von Klimakälte interessant.
SiekannüberErdwärmesondenoderEnergiepfähledirekt,alsoohne
EinschaltungeinerWärmepumpe,indenzukühlendenRaumgeleitet
werden. Dabei wird die in der Heizanlage zirkulierende
Wärmeträgerflüssigkeit genutzt und mit Pumpen im Gebäude
umgewälzt. Der Energieaufwand beschränkt sich auf den
Stromverbrauch eben dieser Pumpen. Mit einer Kilowattstunde
elektrischer Energie können so bis zu 100 Kilowattstunden
thermischerEnergiebereitgestelltwerden.DerNeubaudesprivaten
Umweltlabors UEG GmbH in Wetzlar wird seit 1992 mit Hilfe von
oberflächennaher Geothermie geheizt und gekühlt. Sie besteht aus
acht Erdwärmesonden, einer Wärmepumpe mit 47 Kilowatt
HeizleistungunddirekterKühlungausdenSonden.VonJuli1995bis
Juli 1996 konnten durch diese Anlage die KohlenstoffdioxidEmissionen gegenüber einer theoretischen Vergleichsanlage um bis
zu56Prozentvermindertwerden.
Wärme-Kältespeicherung
Im Sommer liefert uns das gemäßigte Klima ein Überangebot an
Wärme, im Winter müssen wir heizen, da uns zu kalt ist. Durch
Geothermie kann die Sommerwärme im Winter, die Winterkälte im
Sommer genutzt werden. Unter dem Reichstagsgebäude und den
umliegenden Parlamentsbauten im Spreebogen in Berlin befinden
sichzweiAquifer-Speicher,mitderenHilfedieProduktionvonStrom,
Wärme und Kälte gekoppelt werden kann. Blockheizkraftwerke
versorgendieHochtemperaturversorgung(110°C)derGebäude.Die
Abwärme geht in den einen Aquifer-Speicher, wo die Wärme
gespeichert wird und im Winter zur Versorgung eines
Niedertemperaturheiznetzesdient.DerzweiteAquifer-Speicherdient
hauptsächlich der Kühlung des Gebäudes. Die Auskühlung des
Aquifer-Speichers
geschieht
im
Winter
aufgrund
der
Umgebungskälte sowie der “Abfallkühle” der Wärmepumpe. Im
Straßenbelag einer Brücke am Thunersee in der Schweiz sind
Kunststoffrohre verlegt, in denen sich Sole, gefriersicher gemachtes
Wasser, befindet. Dieses heizt sich im Sommer bis zu 60°C auf. Die
WärmederSolewirdüber91Erdwärmesonden,dieinderNäheder
Straße nahe beieinander je 65 Meter tief in den Felsen versenkt
wurden, auf den Fels übertragen. Dieser erwärmt sich um mehrere
Grad. Im Winter transportiert die Sole die gespeicherte Wärme aus
demFelsenzumBrückenbelagzurückundhältihneisfrei.
MITGEOTHERMIEINDIEZUKUNFT?
E
nergiebedarf - Energieressourcen 1998 betrug der WeltPrimärenergiebedarf ungefähr 13 Milliarden Tonnen SKE
(=Steinkohleneinheiten, Heizwert von einer Tonne
Steinkohle). Erdöl hatte daran mit rund 40 Prozent den
größtenAnteil,gefolgtvonKohlemitetwa25ProzentundErdgasmit
über 21 Prozent. Zusammen decken diese fossilen Brennstoffe
nahezu 90 Prozent des Gesamtbedarfs. Immerhin rund sieben
Prozent der weltweit verbrauchten Energie wird dagegen in
Atomkraftwerken produziert. Die Prognosen über den zukünftigen
Welt-Energiebedarfgehenweitauseinander.Angesichtsdesraschen
Bevölkerungswachstums und der fortschreitenden Industrialisierung
der Entwicklungsländer ist mit großer Wahrscheinlichkeit
anzunehmen,dassersichbiszumJahre2025ungefährverdoppeln
wird.DieheutegesichertenfossilenEnergievorräteanErdöl,Erdgas
undKohlereichenjedochnurnochJahrzehnte.Außerdemhabensie
den Nachteil, dass bei ihrer Verbrennung zahlreiche Schadstoffe
freigesetzt werden, die Hauptursache für Umweltschäden sind. Das
Verbrennungsprodukt Kohlenstoffdioxid trägt zudem zum
Treibhauseffekt
bei
und
könnte
damit
langfristig
Klimaveränderungenverursachen.AuchdieKernenergieistaufgrund
der mit ihr verbundenen Risiken und der problematischen
Entsorgung von radioaktiven Abfällen sehr umstritten. In vielen
Ländern gehen daher die Bestrebungen dahin, langfristig aus der
Atomkraft auszusteigen. Als Ersatz für die damit verloren gehenden
Energiequellen bieten sich langfristig die regenerativen Energien an.
Sonnenenergie, Wasserkraft, Windenergie, Biomasse und Erdwärme
sind Energiequellen, die sich laufend ergänzen. Die Erdwärme
vermindert sich zwar insgesamt langsam, an menschlichen
Zeiträumen gemessen gilt sie jedoch trotzdem als “unerschöpflich”.
Bisher liegt der Anteil der regenerativen Energien an der
Energieversorgungweltweitallerdingsnurbeietwa2,6Prozent.
MEHRALSGENUG
W
eltweites Potential der Geothermie Über das
theoretischePotentialderGeothermiekönnenjenach
zugrunde gelegten Annahmen sehr unterschiedlich
Werte angegeben werden. Betrachtet man den
ständigen Erdwärmestrom vom Erdinneren zur Erdoberfläche, so
liefert er allein auf der Landfläche ein Potential von weltweit 10
MilliardenTonnenSKE(=Steinkohleneinheiten)proJahr.Einerheblich
höheresEnergiepotentialbietetallerdingsderWärmeinhaltderErde.
Würde in einer Zone zwischen vier und sechs Kilometer Tiefe soviel
Wärme entzogen, dass sich das Gestein auf 130°C abkühlt, könnte
weltweitinsgesamteineEnergievon610.000MilliardenTonnenSKE
(6,1´ 1014 Tonnen SKE) freigesetzt werden. Auf 30 Jahre verteilt
würde dies eine jährliche Energiemenge von 20.000 Milliarden
Tonnen SKE bedeuten. Bisher konzentriert sich die Nutzung
geothermischer Energie jedoch auf die Gebiete mit geothermischen
Anomalien, in denen besonders günstige Bedingungen vorliegen.
HierbestehtweltweiteinEnergiepotentialvon550MilliardenTonnen
SKE. Im Vergleich zum Bedarf an Energie ist das Potential der
Geothermie also riesig. Es fehlt nicht an Energie, sondern an der
TechnologiezuderenNutzung.ImVergleichzumWeltleistungsbedarf
von 1013 Watt ( = 10 Millionen Megawatt) liefert die Geothermie
davon bisher nur den minimalen Anteil von 0,06 Prozent der
notwendigenEnergie,d.h.siespieltheutenureinebegrenzte,wenn
auch lokal wichtige Rolle. Die drei größten geothermischen
KraftwerkesteheninTheGeysers(USA,700MW),Lardarello(Italien,
400MW)undWairakei(Neuseeland,300MW).Insgesamtgibtesweit
über200KraftwerkemiteinerinstalliertenLeistungvonüber6000
MW. Die Leistung aller geothermischen Heizwerke ist mit weltweit
etwa 15 000 MW noch größer, im Vergleich zum Potential dieser
Energiequellejedochebenfallsverschwindendgering.
GEOTHERMIE-AUCHBEIUNS?
G
eothermische Energie in Deutschland Das Angebot an
geothermischerEnergieistinDeutschlandaufgrundnur
weniger geothermischer Anomalien bisher gering. Die
vorhandenen Anomalien liegen vor allem im
OberrheingrabenbeiWiesbadenundLandau,wosichin1000Meter
Tiefe 100°C heißes Wasser befindet, und im Uracher Vulkangebiet
südlichvonStuttgart.WeiterebekannteHeißwasservorkommensind
im Bereich des bayerischen Molassebeckens mit Temperaturen von
56°C, in der Eifel beispielsweise im Raum Aachen (70°C) und in
Norddeutschland zu finden. Bisher gibt es in Deutschland keine
geothermischen Kraftwerke. Die Erdwärme wird nur für die direkte
Nutzung in Geoheizwerken und für Thermalbäder in Kombination
mit Gebäudeheizung verwendet. Insgesamt existieren 24 größere
Anlagen mit Leistungen zwischen 100 Kilowatt und 20 Megawatt
thermischer Energie. Die Gesamtleistung aller Geoheizwerke
Deutschlands liegt bei 50 Megawatt. Der Energiebedarf in
Deutschland liegt bei 500 Millionen Tonnen SKE im Jahr. Der
Erdwärmefluss über die Oberfläche Deutschlands beträgt nur etwa
24 Millionen Tonnen SKE im Jahr, das Energiepotential der
thermischen Anomalien im Oberrheingraben beträgt 12 Millionen
Tonnen SKE. Erst wenn mit Hilfe des Hot-Dry-Rock-Verfahrens das
Energiepotential des heißen Gesteins im Untergrund von rund 19
Milliarden Tonnen SKE ausgeschöpft werden kann, könnte eine
Energieproduktion in der Größenordnung des Energiebedarfes
erreicht werden. Vor allem in Deutschland ist das Energiepotential
der einfacher nutzbaren thermischen Anomalien zu gering und
dahernurregionalvonBedeutung.
GEOTHERMIE-DIEUMWELTFREUNDLICHEENERGIE?
W
ie nachhaltig sind geothermische Kraftwerke? Die
Nutzung der Erdwärme setzt im Gegensatz zu den
fossilen Brennstoffen Erdöl, Erdgas und Kohle kein
Kohlenstoffdioxid frei und trägt damit nicht zum
Treibhauseffekt bei. Im Vergleich zur Kernenergie ist sie auch eine
weit risikolosere Technik und produziert keine schwer zu
entsorgenden Abfallprodukte. Dennoch ist die Umweltfreundlichkeit
nichtsohochwieoftangenommen.
InfolgedesgeringenEnergie-Wirkungsgrades(15Prozent)istdiebei
der Stromerzeugung entstehende Abwärme zwei- bis dreimal höher
als bei konventionellen Kraftwerken. Dies könnte dauerhaft Folgen
für das Mikroklima haben. Mit dem geförderten Dampf oder dem
Heiß-undWarmwasserwerdengiftige,korrosiveundübelriechende
Stoffe (Schwefel, Bor, Salze) aus dem Gestein gelöst, die sich zum
einen auf der Turbine ablagern und ihren Verschleiß fördern, zum
anderendieUmweltbelastenkönnen.Umletztereszuvermeiden,ist
beistarkverunreinigtemWasserdieReinjektiondesAbfallwassersin
das Gestein notwendig. Während sich die entstehenden Abgase
Wasserstoff und Methan mit der Luft verbrennen lassen, bereiten
nichtkondensierbare-nichtverflüssigbare-Gasewiebeispielsweise
Schwefelwasserstoff
(H2S)
und
Ammoniak (NH3) im Kondensator
Schwierigkeiten und werden deshalb
ungefiltert
in
die
Atmosphäre
abgeblasen.
Die
freigesetzten
Schwefelmengen des geothermischen
Stromkraftwerkes “The Geysers” sind
beispielsweise vergleichbar mit denen
eines konventionellen Kraftwerkes. Bei
GeothermischesKraftwerk©
Anlagen, in denen das aus dem Boden
DOE
geförderteHeiß-oderWarmwassernicht
ersetzt wird, entstehen Hohlräume, die einstürzen und zu einer
Landabsetzungführenkönnen.InWairakei(Neuseeland)hatsichder
BodendadurchumvierMetergesenkt.ÜberdieseismischenEffekte
ist man sich nicht im Klaren. Einige Experten vermuten örtlich
begrenzteBebenalsFolge,andereerwartendasGegenteil:durchdie
ReinjezierungdesAbfallwasserswerdenkritischeStellen“geschmiert”
und Beben so verhindert. Schließlich ist der Flächenbedarf
geothermischer Anlagen erheblich. Im geothermischen Kraftwerk
“The Geysers” sind über 100 Bohrungen auf 30 Quadratkilometern
Fläche verteilt. Außerdem erzeugt die Bohrung wie auch der
austretendeDampfeinenerheblichenLärm.
KEINEFÖRDERMITTELFÜRNEUEFORSCHUNGSPROJEKTE
S
parpolitik der Bundesregierung Geeste - In einem
SchreibenandieGeothermischeVereinigungvom25.10.99
teilte der zuständige Referatsleiter MinR Geipel im Auftrag
von Bundeswirtschaftsminister Müller mit, dass “zu den
wenigen im Haushaltsentwurf 2000 noch förderbaren Projekten im
Bereich Energieforschung/Umwandlungstechniken” das europäische
Hot-Dry-Rock-Projekt gehört. “Doch leider”, so Geipel weiter in
seinem Schreiben, “können neue Forschungsprojekte zur
hydrothermalenGeothermiebisaufweiteresindiesemBereichnicht
mehrgefördertwerden.”BegründetwurdedieseMaßnahmemitder
Sparpolitik der Bundesregierung die auch “in vielen anderen
sensiblen Bereichen” zu drastischen Einschränkungen geführt hatte.
Geipel ergänzte aber: “In Anbetracht dessen suchen Bundestag und
BMWi weiterhin im Rahen der parlamentarischen Beratung des
Haushaltsentwurfs 2000 nach Wegen, die Energieforschung wieder
besserauszustatten.ZumindestabdemJahr2001rechnetdasBMWi
mit zusätzlichen Mitteln auch für diesen Förderbereich.” Geipel
verwies darauf, dass die Geothermie in das Stromeinspeisegesetz
aufgenommenwerdensollundaufdasneueMarktanreizprogramm
desBundes,indem“jetztauchMittelfürdieErrichtungvonAnlagen
der hydrothermalen Geothermie zur Verfügung stehen,” schränkte
jedoch gleich ein, dass Forschungsprojekte daraus nicht gefördert
werden könnten. Der Forschungspolitische Sprecher der
Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Hans-Josef Fell
kommentierte“DasProblemistbekannt.WirwerdendenSachverhalt
nicht akzeptieren. Derzeit arbeiten wir daran, die Blockade-Situation
im Ministerium aufzuweichen. Dazu stehen in den nächsten Tagen
weitere Gespräche an.” Der Vorsitzende der Geothermischen
Vereinigung, Helmut Tenzer zeigte sich wegen der schlechten
Nachrichten aus dem BMWi nicht gerade überrascht. “Was die
Geothermie betrifft hören wir Ähnliches seit Jahren. Das ist wohl
unabhängigdavon,wergeraderegiert.TrotzdemsinddieGründein
diesem Fall kaum nachvollziehbar, da der Forschungshaushalt
insgesamtangehobenwerdensoll.”ErstimmteFellzu,derkürzlichin
einem Interview gegenüber der Zeitschrift “Geothermische Energie”
geäußert hatte, dass die Verlagerung der Energieforschung vom
Forschungs- in das Wirtschaftsministerium wohl ein Fehler gewesen
sei. Ausdrücklich begrüßte Tenzer, dass seitens der
Regierungsfraktionen, insbesondere von Bündnis 90/Die Grünen
versucht werde, den unerfreulichen Zustand, in den die
Energieforschung im Bereich der erneuerbaren Energien dadurch
insgesamt geraten sei, zum Besseren zu wenden. (Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft (idw), Geothermische Vereinigung
e.V.27.10.1999)
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