29.05.2013 IV. Festkörperphysik Hier: Beschränkung auf die elektrische Eigenschaften 3 Aggregatzustände: fest, flüssig, gasförmig: Wechselspiel Anziehungskräfte der Teilchen gegen die thermische Energie kT. Zustand Temperatur Bindungen mittlerer Abstand Gas hoch keine, heftige Stöße groß flüssig mittel fest niedrig temporär, schwach Dipole, van der Waals fest, stabil klein sehr klein 23. Struktur von Festkörpern 23.1 Übersicht Kristall: langsames Abkühlen: Anordnung der Atome / Moleküle unter Ausbildung der maximal möglichen Anzahl von Bindungen zu einer regelmäßigen Struktur Minimum der potentiellen Energie. Hoher Ordnungsgrad. Wohldefinierter Schmelzpunkt. Beispiel: Diamant, Quarz. Amorph: Zu schnelles Abkühlen: keine Ordnung möglich. Kein genauer Schmelzpunkt, sondern erweichen. Beispiel: Glas 23-1 29.05.2013 Häufiges Vorkommen, besteht aus vielen kleinen Einkristallen. Polykristall: Beispiel: poly-Silizium, Metalle Korn Bindungsarten: Korngrenze ionisch in der Regel Mischung kovalent metallisch Wasserstoffbrücken, Van-der-Waals 23.2 Einkristall Periodische Anordnung eines Gitters. Kleinste Einheit eines Kristall ist die Elementarzelle oder die Basis. Kristallsysteme: Einteilung in 7 Klassen (kubisch, tetragonal, orthorhombisch, rhomboedrisch, hexagonal, monoklin, triklin) und 14 Gittertypen: Bravais-Gitter 23-2 29.05.2013 Beispiele für kubische Kristalle: kubisch kubisch flächenzentriert kubisch raumzentriert fcc (face-centered-cubic) bcc (body-centered-cubic) die meisten Ionenkristalle: NaCl, KCl, AgCl, LiF ….. Ag, Al, Au, Cu, Ni, Pb Miller Indizes: 23-3 Ba, Cs, Fe, K, Li, Mo, Na 29.05.2013 23.2.1 Ionenkristall Ionische Bindung z.B. Na+ Cl¯: Jedes Atom hat 6 Nachbarbindungen zum anderen Atom. Versuch # : Gittermodell Ionenkristall NaCl a) Elektrisches Potential (anziehend) Wel k e2 r mit k 1 r Abstand der Atomzentren 4 0 e = Elementarladung = q (in Festkörperphysik) Madelung Konstante: Wirkung aller umgebenden Ladungen; hängt ab von Kristallstruktur ( > 0 für anziehend; < 0 für abstoßend ) z.B.: NaCl (fcc): Na: 1s2 2s2 2p6 3s2 3p1 6 Gegenladungen Abstand im Abstand 1 r Cl: 1s2 2s2 2p6 3s2 3p5 1 6 1 anziehend 12 Gleichnamige Ladungen im Abstand 2 r 2 12 2 abstoßend 8 Gegenladungen Abstand im Abstand 3r 3 8 3 anziehend i usw. i 6 i 1 12 8 ... 1,7476 für alle fcc gleich, r variiert 2 3 ( = 1,7627 für bcc) 23-4 29.05.2013 b) Abstoßung durch Pauli-Prinzip: WPauli B rn Abstoßung durch das Ausschlußprinzip von Pauli c) Gesamtpotential: k e2 B n r r W pot (siehe Kap. 22.1) d) Kräftegleichgewicht: Minimum des Potentialtopfs F 0 oder dW pot dr 0 bei r r0 r0 Gleichgewichtsabstand 1 k e2 (1 ) W pot ( r0 ) r0 n Entspricht Dissoziationsenergie des Kristalls: Zerlegen des Kristalls in seine Ionen (pro Ionenpaar) NaCl-Kristall: r0 0,282 nm und n 9 WDiss 7,98 eV / Ionenpaar Bindungsenergie: Zerlegen des Kristalls in seine Atome. WBindung = 7,98 eV - 1,53 eV = 6,45 eV pro Molekül; WBindung = 3,22 eV / Atom Hohe Bindungsenergie hoher Schmelzpunkt. 23.2.2 Nicht-kubische Kristalle Beispiel: hexagonal dichteste Packung hcp (hexagonal-closely-packed) 23-5 29.05.2013 Beispiele: Be, Cd, Mg, C60 23.2.3 Kovalent gebundene Kristalle gemeinsame Nutzung der Valenzelektronen durch benachbarte Atome gerichtete Bindungen Beispiel: Diamantstruktur (C, Si, Ge) Gitterkonstante Si: 0,543 nm Versuch: Gittermodell Diamant Kohlenstoff: weitere Strukturen Graphit: hexagonale Struktur in der Ebene (eine Atomlage heißt Graphen) Quelle: Tippler Physik Verbindung der Ebenen über Dipolkräfte sehr schwach Schmiermittel 23-6 29.05.2013 C60-Fullerene und Carbon-Nano-Tubes (CNT) C60 CNT Bindungsenergie der Atome im C60: 7,4 eV (wie Diamant) Bindungsenergie der Moleküle: ca. 1,5 eV (Dipol-Dipol wie Graphit) Kohle: amorph 23.3 Metallbindung ca. 75% der Elemente im Periodensystem zzgl. Legierungen Aus Messungen: ca. 1 frei bewegliches Valenz-Elektron pro Atom Elektronengas Metallbindung: kein Pendant auf Molekülebene, ähnlich zu kovalenter Bindung. Alle Atome teilen sich die frei beweglichen Elektronen (Molekül: gemeinsame Nutzung durch Atome eines Moleküls). Gitter aus Metallionen (fest) umgeben vom frei beweglichem „Elektronengas“. 23-7 29.05.2013 Klassisches Theorie: j E spez. Leitfähigkeit ne Beweglichkeit der Ladungsträger (= Elektronen) n freie Elektronen pro Volumen Anzahl Atome / Volumen vD Driftgeschwindigkeit vD E mittlere makroskopische Geschwindigkeit aller Ladungen. vD ne für E = const. vD = const. E Widerspruch! für E = const. a = const. vD a dt a t vD steigt linear F e E me a Verbessertes mikroskopisches Modell (P. Drude 1900) (aus Gasmodell): v mittlere Geschwindigkeit der Einzelladungen zwischen den Stößen. Beschleunigung nur zwischen den mechanischen Stößen mit den Atomen a = f(t) . mittlere freie Flugzeit od. Stoßzeit: Mittlere Zeit zwischen zwei Stößen (~ 10-15 s) mittlere freie Weglänge (~ 0,1 – 0,5 nm) es gilt: v 1 1 2 n A n r me v n e2 e me n Anzahl Ionen pro Vol. A Querschnittsfläche der Ionen r Ionenradius μKupfer = 43,6 cm2/Vs 23-8 29.05.2013 Ursache für <v>: Elektronengasmodell Thermische Energie der Elektronen: Annahme: Maxwell-Boltzmann Verteilung für Gase: v vrms 3kT T me vgl. vD 105 ...104 für T = 300 K: v 1,2 105 m s m f (E) s Schwächen des Drude Modells: 1. v : Annahme Maxwell-Boltzmann - Verteilung v f( T) v f( T) f (T ) gemessen: 2. (T = 300 K) für Kupfer: mit v 1,2 105 m ; 0,38 nm und 3,5 10 15 s s theoretisch: 1,2 10 7 Ω m gemessen: 0,17 10 7 Ω m Faktor 7 zu klein 3. Unterschied Leiter – Isolator – Halbleiter nicht erklärbar 4. Negativer Temperaturkoeffizient von Halbleiter nicht erklärbar Ursachen: 1. Freie Elektronen verhalten sich nicht wie ein ideales Gas Maxwell-BoltzmannVerteilung ist falsch. 2. Modell mechanische Stöße der Elektronen mit Gitter als Teilchen ist falsch; quantenmechanische Betrachtung Streuprozess der Elektronenwelle am Gitter Fermi-DiracVerteilung Lösung siehe Kap. 24 23-9