Das Erstgespräch (Gruppe 1)

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Senthuorini Praisoodi, Salome Wiedmer, Joanna Moret, Leonard Winkler Psychologische Gesprächsführung und Intervention, Dr. Esther Biedert 14.11.2016 Das Erstgespräch (Gruppe 1) Das Erstgespräch in der Psychotherapie : „Auf Grund der Tatsache, dass Sie hier sind, vermute ich, dass Sie etwas haben, worüber Sie reden möchten. Was möchten Sie gerne besprechen?“ Mit so einem Satz könnte ein Erstgespräch starten. Definition Erstgespräch: „Ein klinisch-­‐psychologisches Erstgespräch dient dazu, für einen Patienten mit einer bestimmten psychischen Störung bzw. Beeinträchtigung eine geeignete Behandlung zu finden.“ (Barnow, S., Eckert, J. & Richter, R., 2010, S.13) 5 Ziele des Erstgesprächs: • Abschätzung einer Diagnose • Therapie der Wahl definieren • Indikation/ Kontraindikation • Prognose des Behandlungserfolgs • Weitere Zusammenarbeit abstimmen Einfluss des Therapeuten: Wichtige Fragen für den Therapeuten • Ist Psychotherapie überhaupt Mittel der Wahl? • Indikation – Kontraindikation >> Negativer Einfluss von Psychotherapie • Beurteilung von Kontraindikation mit klinischer Erfahrung >> (Keine empirisch überprüften Trennwerte als Entscheidungshilfe vorhanden) • Tendenz, Verschlechterung des Zustandes im Therapieverlauf zu übersehen Einfluss Kommunikation • Empathie
• Abgrenzung
• Wertschätzung
• Kommunikationsverhalten (verbal/nonverbal)
• Art der Fragen (offen/geschlossen/direkt/indirekt/suggestiv/informativ/affektiv/multiple)
Warum ist das Erstgespräch so wichtig? • „deterioration effect“: Verschlechterung des Zustandes durch Therapie • Starker Kontrast zwischen Notwendigkeit + tatsächlichen Bemühungen zur Verbesserung der Indikations-­‐
stellung • Negative Auswirkungen von Psychotherapie im klinischen Alltag + Psychotherapieforschung wenig Rele-­‐
vanz • Quote Misserfolg Psychotherapie = 40% • Quote Wiederaufnahme Therapie = 30% Kriterien des Erstgesprächs: • Freiwilligkeit • Unverbindlichkeit • Übersichtsgewinnung (keine Details) • Schilderung der Probleme durch Patienten • Therapeut hört aufmerksam zu und stellt Fragen • Der Therapeut darf die Beschwerden des Patienten nicht in Frage stellen 1 Senthuorini Praisoodi, Salome Wiedmer, Joanna Moret, Leonard Winkler Psychologische Gesprächsführung und Intervention, Dr. Esther Biedert 14.11.2016 Entstehung des Erstgesprächs: • Der Patient sucht den Berater selbst auf (Eigeninitiative) • Der Patient kommt auf Anraten von anderen Personen o Angehörige, Hausarzt, Arbeitgeber, Erziehungsberechtigter Formen des Erstgesprächs: • Art der Therapie Z.B. Verhaltenstherapie vs. Systemische Therapie • Anzahl der Patienten Einzeltherapie vs. Paartherapie Ablaufschema (Phasen) des Erstgesprächs 1. Vorbereitung Bedingungen, damit sich der Patient wohlfühlen kann: Passender Raum, Vermeidung von Störungen jeglicher Art (Fokus auf Gespräch), Anordnung der Stühle, Patient soll es möglichst bequem haben 2. Beginn Freundliche Begrüssung, Small-­‐talk für Gesprächserleichterung (Haben Sie die Praxis leicht gefunden?“), Ge-­‐
fühl der Wertschätzung & Sicherheit übermitteln („Es ist toll, dass Sie den ersten Schritt in eine gute Richtung getan haben.“), Schweigepflicht, Grund des Kommens 3. Explorationsphase Ausführliche Schilderung des Anliegens (Problematik & Therapieanlass), Darstellung des Problems (Vergan-­‐
genheit & Gegenwart) im Mittelpunkt, Sammeln von subjektiven Sichtweisen und objektiven Fakten des Pati-­‐
enten, Konkrete Fragen an Patient stellen & dessen Gefühle ansprechen 4. Konstruktionsphase Bisheriger Umgang mit Problemen, Fragen zum Selbstbild und zum Objekterleben: Einschätzung der psychi-­‐
schen Struktur des Patienten, Abklärung unternommener Therapieversuche 5. Gesprächsabschluss Herausarbeitung des Hauptproblems, Informationen über den therapeutischen Verlauf + Vor-­‐ und Nachteile, Restliche Fragen des Patienten beantworten, Klärung ob weiterführende Therapie (Entscheidung liegt beim Patienten), Aufklärung über Zahlungsmodalitäten, Länge der Behandlung und Häufigkeit der Sitzungen Nach dem Erstgespräch: Wenn der Patient die Therapie weiterführen will: Diagnose erstellen, Problemlösungsansätze erarbeiten Literatur: Barnow, S., Eckert, J. & Richter, R. (Hrsg.), (2010). Das Erstgespräch in der Klinischen Psychologie. Diagnostik und Indikation zur Psychotherapie. Bern : Huber Margraf, J. & Schneider, S. (Hrsg.). (2009). Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 1: Grundlagen, Diagnostik, Verfahren, Rahmenbedingungen (3.,vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage). Heidelberg: Springer. Folien der Vorlesung « Psychologische Gesprächsführung und Intervention » von Dr. Ester Biedert 2 
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