Indikation und Outcome der ECMO Therapie Dr. Thomas Müller

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Indikation und Outcome der ECMO Therapie
Dr. Thomas Müller
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
Extrakorporale Lungenunterstützungssysteme finden in den letzten Jahren eine rasch
zunehmende Verbreitung in der Intensivmedizin. Im Folgenden wird ein Überblick
gegeben über die Technik und Effektivität verschiedener Systeme. Anhand klinischer
Beispiele werden die potentiellen Indikationen für einen Einsatz, aber auch Grenzen
und Gefahren aufgezeigt.
Moderne Lungenunterstützungsverfahren sind während der letzten Jahrzehnte
kontinuierlich technisch verbessert worden, so daß sie nicht mehr an den ECMO
(extrakorporale Membranoxygenierung) Systemen der ersten Generation gemessen
werden können. Vom Prinzip her ist zu unterscheiden zwischen pumpenfreien arteriovenösen Systemen und pumpengetriebenen veno-venösen Systemen. Erstere eignen
sich zur Kohlendioxidelimination, während mit letzteren bei hohem Blutfluss sowohl
die Oxygenierung, als auch die Kohlendioxideliminierung substantiell unterstützt wird.
Bei geringerem Blutfluss (< 2 l/min) können sie auch als „low-flow“ ECMO zur
alleinigen Kohlendioxidelimination Verwendung finden.
Das interventional Lung Assist (iLA), ein pumpenfreies System, das den Blutfluss
über das Gasaustauschmodul durch den arteriellen Mitteldruck generiert, findet
Einsatz bei der schweren respiratorischen Azidose, die durch konventionelle
Beatmung nicht beherrscht werden kann. Bis zu 150 ml Kohlendioxid können pro
Minute entfernt werden, wohingegen die Fähigkeit, Sauerstoff zu transferieren,
physikalisch stark begrenzt ist. Da aufgrund der Notwendigkeit zur arteriellen
Kanülierung grundsätzlich die Gefahr einer peripheren Ischämie des Beines besteht,
werden sich in der Zukunft vermutlich auch zur Kohlendioxidelimination eher
miniaturisierte veno-venöse Systeme durchsetzen.
Die Domäne der modernen vv-ECMO ist in der extrakorporalen Unterstützung einer
kritischen Hypoxämie bei schwerem akutem Lungenversagen zu sehen, die trotz
bestmöglichem Einsatz aller konventionellen Methoden therapierefraktär ist. Da
ECMO nur eine vorübergehende Unterstützungsmaßnahme darstellt, soll sie nur bei
prinzipiell reversiblen Erkrankungen der Lunge eingesetzt werden. Nur in wenigen
ausgewählten
Fällen
kann
durch
ECMO
auch
eine
Überbrückung
bis
zur
Lungentransplantation durchgeführt werden. Das Verfahren ist hocheffektiv und kann
bei einem mittleren Blutfluss von 2,7 l/min etwa 150 ml Sauerstoff und 200 ml
Kohlendioxid pro Minute transferieren. Konsekutiv kann die Beatmungsinvasivität
rasch reduziert werden, wodurch es zu einer Verminderung der beatmungsassoziierten Lungenschädigung und Stabilisierung der Hämodynamik kommt.
Erfahrene Zentren berichten heute von Überlebenszahlen zwischen 60 und 70
Prozent.
Extrakorporale Systeme zur Unterstützung des Gasaustausches sind invasive
Verfahren mit potentiell gravierenden, lebensbedrohlichen Komplikationen. Zu
differenzieren ist zwischen vaskulär bedingten Problemen (Blutung, Thrombose,
Ischämie),
systembedingten
technischen
technisches
Versagen
und
Blutungsneigung,
u.a.)
Problemen
systemischen
Thrombozytopenie,
Infektion
(Oxygenatorthrombose,
Nebenwirkungen
u.a.).
(vermehrte
Einerseits
müssen
Komplikationen rasch erkannt und beherrscht werden, weshalb extrakorporale
Verfahren nur in spezialisierten Zentren zum Einsatz kommen sollten. Andererseits
sind
bereits
bei
der
Indikationsstellung
die
potentiellen
Gefahren
mit
zu
berücksichtigen, um in der Abwägung zwischen Scylla (beatmungsassoziierter
Lungenschaden) und Charybdis (ECMO-induzierte Schädigung) den bestmöglichen
Weg zu finden.
Zusammenfassend
ist
festzuhalten,
daß
extrakorporale
pulmonale
Unterstützungssysteme keine kausale Therapie darstellen. Sie können aber den
lebensnotwendigen Gasaustausch sichern, eine hochprotektive, wenig schädigende
mechanische Beatmung ermöglichen und damit Zeit gewinnen, die für die Heilung
der Lunge notwendig ist.
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