Dialogmarketing – für ein gutes Gefühl im Briefkasten 2|3 Editorial Der rasante Vormarsch der digitalen Medien verändert unser Kommunikationsverhalten. Innerhalb von wenigen Jahren verlieren angestammte Rituale ihre Bedeutung und werden von neuen Gewohnheiten abgelöst. Dazu gehört auch das Briefeschreiben. Die Deutsche Post beobachtet diese Entwicklung natürlich sehr aufmerksam, um ihre Rolle als Mittler in der Kommunikation auch in Zukunft wirkungsvoll und erfolgreich wahrnehmen zu können. In diesem Zusammenhang interessiert besonders die Frage, wie sich dieser Wandel auf die Einstellungen und Gefühle der Empfänger auswirkt: Wie verändert sich das Verhältnis zum eigenen Briefkasten? Welche Emotionen und Erwartungen weckt die private Post heute? Was bedeutet das für das physische Dialogmarketing, dem Werben per Post? Und wie positioniert sich das physische Dialogmarketing im Vergleich zu anderen Medien? Inhalt Der Briefkasten – emotionale Brücke und Schleuse zur Außenwelt. 4 Frust statt Lust? Private Post im Zeitalter von Facebook. 6 Mit Werbung kehrt Freude zurück in den Briefkasten. 8 Werbung im Briefkasten und Online-Newsletter im Vergleich. 12 Informationen zur Studie. 14 Um Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu erhalten, hat die Deutsche Post beim rheingold institut, eine der führenden Adressen für tiefenpsychologische Wirkungsforschung, eine Grundlagenstudie zum Dialogmarketing in Auftrag gegeben. Die erhellenden – und teilweise auch überraschenden – Erkenntnisse aus dieser Studie finden Sie zusammengefasst in dieser Broschüre, zusammen mit vielen Anregungen, wie Sie die Studienergebnisse nutzen können, um Ihr Dialogmarketing zu optimieren. Dabei wünschen wir Ihnen viel Erfolg! Köln, im April 2012 Dr. Detlef Burow Vice President Innovationen physisches Dialogmarketing Deutsche Post AG Hans-Joachim Karopka Geschäftsführer rheingold institut 4 |5 Der Briefkasten – emotionale Brücke und Schleuse zur Außenwelt. Vordergründig scheint die Rolle des Briefkastens eine ganz selbstverständliche zu sein. Erst die tiefenpsychologische Betrachtung enthüllt, wie emotional bedeutsam er in Wahrheit für das Leben seiner Besitzer ist. Der Briefkasten ist untrennbar mit dem Ort der physischen Anwesenheit des Empfängers und seines Hab und Guts verbunden. Der Briefkasten bildet eine Brücke zwischen „Adresse“ und „Zuhause“ und zeigt an: Hier lebe ich. Insofern steht der Briefkasten – im Unterscheid zur digitalen Existenz, die sich flexibler handhaben lässt – für eine hohe Verbindlichkeit und zieht höchste Aufmerksamkeit auf sich. Der Briefkasten markiert den Zugang zur Privatsphäre, die gemeinhin besonders schützenswert ist. Als Schnittstelle zwischen der Außenwelt und den vertrauten eigenen vier Wänden bildet der Briefkasten eine Schleuse bzw. Pforte. An dieser Zwischenstation fragt sich der Post-Empfänger täglich aufs Neue: Was lasse ich in meine Privatsphäre herein? Und was bleibt draußen? Der Empfänger übernimmt die Funktion des Türstehers. Rund um den Briefkasten entsteht somit eine Zugangsbeschränkung zur Privatsphäre, die sich in stark ritualisierten und hochindividuellen Selektions- und Kontrollmechanismen äußert: g Welche Sendung wird schon am Briefkasten aussortiert? g Welche Sendung ist relevant, wichtig, attraktiv, verlockend? g Welche Sendung ist für mich, welche für die anderen Mitglieder meines Haushalts? g Welche Sendung findet wo ihren Platz in meinem Zuhause? Werbesendungen, die es in die Wohnung geschafft haben, können sich großer Aufmerksamkeit sicher sein: Der Empfänger ist offen für Ihre Botschaft. Sie hat beste Chancen, ihre Wirkung zu entfalten – sofern sie entsprechend gestaltet ist. Denn auch im Zeitalter der digitalen Kommunikation gilt: Die physische Schriftform ist der verbindlichste Kommunikationskanal. Was per Post kommt, wird ernst genommen und fordert Beschäftigung. Schließlich muss die Post häufig aufmerksam bearbeitet werden. „Ist doch immer wieder schön und spannend in den Briefkasten zu gucken.“ 6 |7 e s i d a r a p the g n i v i d a b of Scu „Ich mach das Türchen auf und guck als erstes auf die weißen Umschläge. Hoffentlich nichts Böses.“ Frust statt Lust? Private Post im Zeitalter von Facebook. Früher war der Briefkasten gleichsam eine Wundertüte voller emotionaler Überraschungen. Täglich füllte er sich mit dem, was Familie und Freunde mitteilenswert fanden. Heute treten zunehmend E-Mail, SMS und Postings in sozialen Netzwerken an die Stelle des persönlichen Briefs. Bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstagen oder Beerdigungen kommt die physische Post in der Regel immer noch durchgängig zum Einsatz. Wer angesichts der schnellen und einfachen digitalen Alternativen zu Stift und Papier für seine Einladungen, Glückwünsche und Urlaubsgrüße greift, beweist in diesen Zeiten umso mehr seine Wertschätzung gegenüber dem Empfänger. Trotzdem: Die Anzahl freudvoller Nachrichten im Briefkasten sinkt. Briefe, die im Brief­ kasten landen, kommen vermehrt vom Finanz- oder Ordnungsamt, von der Bank oder der Versicherung, und sind eher Rechnung, Bußgeldbescheid oder Vertrag als eine Nachricht, die Freude macht. Daraus folgt: Das Sichten der privaten Post verändert sich vom freudig erwarteten Vergnügen zur eher langweiligen Verpflichtung. Aus psychologischer Sicht entsteht damit im Briefkasten eine Lücke, die Potenzial zur positiven Wahrnehmung von Werbung schafft. Der an den Briefkasten gekoppelte emotionale Bedarf, der von der privaten Post nicht mehr gedeckt wird, verlagert sich in wachsendem Maß auf Werbesendungen. Für die meisten Verbraucher stellen Werbesendungen immer weniger ein lästiges Übel dar, sondern wecken immer häufiger genau die Gefühle, die von der privaten Post nicht mehr ausgelöst werden. Sofern Verbraucher richtig angesprochen werden, erleben sie Werbesendungen durchaus als eine Bereicherung. 8|9 Mit Werbung kehrt Freude zurück in den Briefkasten. Aufmerksamkeitsstarke Werbung im Briefkasten bedient ganz spezifische Wünsche und Bedürfnisse der Empfänger. Die Spannweite reicht von der träumerischen Verführung bis hin zum praktischen Einkaufsleitfaden. Grundsätzlich lassen sich vier Rezeptionsweisen unterscheiden. Postalische Werbung entfaltet dann ihr volles Kommunikationspotential, wenn sie eines oder mehrere dieser Motive gezielt anspricht: ie neu-gierige Weltzuwendung gD ie träumerische Inspiration gD as Gefühl der individuellen Erwählung gD as Alltags- und Lebensmanagement gD Der Briefkasten steht für Anbindung an und Öffnung zur Welt. Die Werbesendungen darin bieten positive Überraschungen wie Einladungen zu Gewinnspielen oder abwechslungsreiche Anstöße und Angebote. So gestaltet, bedient eine Werbesendung den Wunsch nach neu-gieriger Weltzuwendung: g Ungewöhnliche Formate und auffällige Materialien oder Musterungen sorgen für Unterscheidung vom üblichen Brief- und Zeitungsformat. g Auf saisonale Ereignisse (z.B. Feste oder Jahreszeiten) wird rechtzeitig – also immer etwas im Voraus – Bezug genommen. „Wenn ich nach Hause komme, helfen die Prospekte beim Abschalten. Ich schaue mir schöne bunte Bilder an und gehe meinen Gedanken nach.“ In kleinen, bewusst gewählten Auszeiten versinkt man in der Post und taucht darin ab. Man widmet sich ganz der Lektüre, um sich in träumerische, bunte Welten zu versenken und zu entspannen. So entwickelt sich durch Werbungsendungen eine träumerische Inspiration: g Kataloge und Prospekte sind Mittel der Wahl und funktionieren wie ein „Bilderbogen der Wünsche“. Ein handliches Format (DIN A 4 o. ä.) ermöglicht eine entspannte Leseposition z. B. im Liegen. g Ein gewisser Umfang und entsprechendes Gewicht versprechen lang anhaltenden Treibstoff für schwelgerische Träumerei. g Je wertiger Bilder und Papier sind, desto mehr Zeit wird mit der Werbesendung verbracht – bis hin zur dauerhaften Archivierung. 10 |11 Mit Werbung kehrt Freude zurück in den Briefkasten. Persönlich adressierte Werbesendungen und Gutscheine für kleine Aufmerksamkeiten vermitteln das Gefühl, eigens angesprochen und (aus)erwählt zu werden. Der Empfänger erfährt, dass jemand an ihn denkt, sich Mühe gibt, sich kümmert, ein Beziehungsangebot macht. Nicht nur ältere und alleinstehende Befragte erleben diese Empfindung am Brief­kasten durch Werbesendungen. Generell werden bestehende Kundenbeziehungen durch persönliche Post emotional aufgeladen und erhöhen die Loyalität gegenüber dem Absender. Mit dem Gefühl individueller Erwählung schmeichelt die Werbesendung dem Verbraucher: g Hochwertiges, dickeres Papier (auch für den Umschlag) sorgt bei der Berührung für ein angenehmes Tastgefühl g Wichtig sind vor allem die persönliche Adressierung und eine individuelle Ansprache auch im Inneren der Werbesendung. g Coupons und Gutscheine verstärken das Gefühl individueller Erwählung. Werbung im Briefkasten stellt eine gerne genutzte und stets aktuelle Orientierungshilfe dar – sowohl für Güter des täglichen Bedarfs als auch für höherpreisige Waren. Dank Werbesendungen mit Angebotsoffensiven fühlt man sich als kompetenter und cleverer Haushaltsmanager – das steigert Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. So unterstützt die Werbesendung mit regionalem Bezug das Alltags- und Lebensmanagement: g Übersichtlichkeit steht an erster Stelle: Statt sinnlicher Bilderwelten muss alles auf einen Blick zu erfassen sein. g Der Inhalt ist nüchtern und informativ: Was gibt es bis oder ab wann und wo zu welchem Preis? g Der regionale Bezug ist außerordentlich wichtig: Beim Lebensmitteleinzelhandel ist das Einzugsgebiet enger als etwa beim Möbelhaus oder Design-Outlet. g Ein einfacheres Papier in Zeitungsanmutung erfüllt hier den Zweck besser als Hochglanzpapier. „Ich genieße, dass ich von Läden, in denen ich häufig einkaufe, angeschrieben werde.“ 12 |13 „Die Newsletter vermehren sich immer stärker. Das wiederholt sich auch, ich bekomme jeden Tag die gleichen.“ Werbung im Briefkasten und Online-Newsletter im Vergleich. Physisches Dialogmarketing punktet gegenüber dem Online-Newsletter mit Individualität und Wertigkeit. Dass der Online-Newsletter von Verbrauchern gegenüber physischer Werbepost als aktueller wahrgenommen wird, erstaunt wenig: Das Medium Internet gilt einfach als schneller. Ein deutlicher Nachteil für den Online-Newsletter ergibt sich jedoch daraus, dass es für ihn in der Gleichförmigkeit des digitalen Posteingangs kaum Möglichkeiten gibt sinnlich auffällig hervorzustechen. Das geht zu Lasten seines wahrgenommen Wertes. Gut gestaltete physische Werbesendungen sind in dieser Hinsicht gegenüber dem Online-Newsletter klar im Vorteil. Hinzu kommt, dass sich das psychologische Wirkprofil von Newsletter-Werbung deutlich von dem der Werbesendung unterscheidet, die im Briefkasten landet. Das liegt sowohl an der Natur des Mediums (virtuell statt sinnlich-haptisch) als auch am geringeren Stellen­ wert des Online-Briefkastens, der mit der physischen Identität seines Besitzers nicht so eng verknüpft ist wie der echte Briefkasten. Daraus resultieren unterm Strich eine größere Unverbindlichkeit dieses Kommunikationskanals und eine niedrigere Aufmerksamkeit. 14 |15 Informationen zur Studie. Auch wenn den Online-Medien das größte Wachstum bescheinigt wird, sind sich viele Unternehmen einig, dass Printmedien auch in der Zukunft ihre Daseinsberechtigung haben und aufgrund ihrer höheren Wertigkeit aus dem Dialogmarketing nicht wegzudenken sind. Dabei spielt jedoch eine zielgerichtete, individuelle und persönliche Ansprache eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang hat die Deutsche Post AG eine umfassende Grundlagenstudie durchgeführt. Die Grundlagenstudie hatte zum Hauptziel relevante Faktoren und Aspekte zu erfassen und zu analysieren, die den Umgang und das Erleben von Werbesendungen im Alltag aus Verbrauchersicht bedingen und beeinflussen. Darauf aufbauend wurden zentrale Kriterien abgeleitet, um eine optimierte und zielgerichtete Ansprache zu entwickeln, die sowohl Attraktivität als auch Relevanz von Werbesendungen im Alltag der Konsumenten erhöht. Das rheingold institut in Köln befragte für diese Studie Probanden in tiefenpsychologischen Interviews nach der Methode morphologischer Markt- und Medienpsychologie und ließ jeden Probanden ein Online-Tagebuch anfertigen. Die Probanden (jeweils zur Hälfte Frauen und Männer) waren zwischen 20 und 60 Jahre alt. Unter ihnen gab es keine ausdrück­lichen Werbeverweigerer (mit Werbeverbot-Schild am Briefkasten). as rheingold institut ist eine der renommiertesten Adressen in der qualitativ­ gD psychologischen Wirkungsforschung weltweit. Jedes Jahr legen wir über 7.000 Frauen und Männer auf die Couch, um für unsere Kunden herauszufinden, wie und warum Märkte, Medien, Marken, Produkte und Werbung funktionieren. Das rheingold institut verknüpft dabei die jahrzehntelange Erfahrung seiner tiefenpsychologischen Forschung mit innovativen, modernen Forschungsansätzen und Methoden, um das Verhalten der Verbraucher für seine Kunden zu ergründen. www.rheingold-online.de Impressum ViSdP: Thomas Kirschmeier, rheingold institut Studie: Hans-Joachim Karopka, rheingold institut Frank Szymkowiak, rheingold institut Bilder: Fotolia.com; rheingold institut; Deutsche Post AG Grafik: Jörg Jaspert, Düsseldorf Druck: Druckerei Gutenberg, Bottrop Köln, April 2012 Foto: Deutsche Post AG