Korrekturen von sinnstörenden Fehlern im Buch „Systemanalyse“ (3. Druck der 1. Auflage) Ort Fehler Korrektur S. 83 / Abb. 5.1 JA = Q CA in JA = Q C in S. 117 / Abb. 5.12 Zahl in „Ozean-Oberfläche“: 800 900 S. 121 / Formel 5.85 Bei λi fehlen die Betragszeichen min ( ׀λi ≠ ׀0) S.158 / Legende zu Abb. 6.17, 7. Zeile R = 2.5 r = 2.5 S.171 / 4. Zeile Klammer am falschen Ort geschlossen Zweidimensionale Modelle 83 Abb. 5.1: Lineare Reaktion in einem durchflossenen und vollständig durchmischten Reaktor. in im Reaktor sind:3 dMA = QCin − kA MA + kB MB − QCA dt dMB = kA MA − kB MB − QCB (5.4) dt Dividieren wir beide Gleichungen durch das konstante Reaktorvolumen V , erhalten wir analog zu Gleichung (4.22): dCA dt dCB dt = kw Cin − kA CA + kB CB − kw CA = kA CA − kB CB − kw CB (5.5) mit kw = Q/V , CA = MA /V und CB = MB /V . Wir müssen die Gleichungen (5.5) nur noch etwas umschreiben, um sie mit (5.1) zu vergleichen und die dort eingeführten Parameter zu identifizieren: dCA = kw Cin − (kA + kw )CA + kB CB dt dCB (5.6) = kA CA − (kB + kw )CB dt Also: R1 → kw Cin , p1,1 → −(kA + kw ), p2,1 → kA , R2 → 0 p1,2 → kB p2,2 → −(kB + kw ) Wie wir sehen werden, spielt die Koeffizientenmatrix P eine zentrale Rolle bei der Lösung von linearen Differentialgleichungssystemen, dies übrigens nicht nur bei den zweidimensionalen, sondern erst recht bei den höher 3 Streng genommen handelt es sich für Modelle, bei denen chemische Umwandlungsprozesse involviert sind, um eine Atom-Bilanz. Die Konzentrationen sollten daher in molaren Einheiten ausgedrückt werden. Mehrdimensionale Modelle 117 Das Modell soll für die Beantwortung der folgenden drei Fragen dienen: 1. Wie verläuft das Kohlenstoffinventar Mi (t) in den vier Boxen? 2. Wo wird langfristig der zusätzliche Kohlenstoff zu finden sein? 3. Wie lange dauert es, bis das System wieder im Gleichgewicht ist, falls keine weitere (anthropogene oder natürliche) Störung auftritt? 900 Wie kommen wir nun von dem statischen Bild in Abbildung 5.12 zu einem dynamischen Modell? An diesem Punkt müssen wir eine Annahme darüber treffen, wie die Flüsse Fi,j zwischen den Boxen auf die Veränderungen der Stoffmenge in den Reservoirs reagieren. In der gewählten Schreibweise für die Flüsse bezieht sich der erste Index (i) auf die empfangende Box, der zweite Index (j) auf die Ursprungs-Box. Da wir ein lineares Modell konstruieren wollen, besteht die einfachste Möglichkeit darin, die Flüsse Fi,j als lineare Funktionen des Inhaltes Mj der Ursprungs-Box zu beschreiben. Schauen wir uns dazu zuerst die beiden Boxen „Atmosphäre“ und „Land“ an (Abb. 5.14): Abb. 5.12: Vereinfachtes globales Kohlenstoff-Modell mit den wichtigsten Austauschflüssen. Die Zahlen in den Boxen geben das Kohlenstoffinventar an (Einheiten 1015 g C), die Zahlen bei den Pfeilen die jährlichen Flüsse (Einheiten 1015 g C a−1 ), die Prozentzahlen den relativen Anteil der Box am gesamten Kohlenstoffinventar des Modells. Die Situation entspricht etwa dem vorindustriellen Stationärzustand. (Zahlen vereinfacht nach Moore et al. (1994)). Mehrdimensionale Modelle 121 Eigenwert null haben. Das Resultat einer numerischen Eigenwertberechnung bestätigt diese Voraussage. Wir erhalten: λ1 = −0.443 a−1 λ2 λ3 λ4 = −0.114 a−1 = −0.00971 a−1 = 0 Damit können wir die Anpassungszeit mit Gleichung (5.16) abschätzen: τ5% ≈ 3 3 = ≈ 310 a min (|λi | 6= 0) 0.00971 a−1 (5.85) Natürlich ist dieses Kohlenstoff-Modell nicht sehr realistisch. Erstens haben wir die anthropogene Störung als zeitliche Singularität behandelt. Abbildung 5.13 zeigt aber, dass eine exponentiell wachsende Input-Funktion der Wirklichkeit näher käme. Eine zweite Vereinfachung besteht in der Annahme, die Flüsse seien lineare Funktionen der Reservoir-Massen. Dennoch illustriert das Modell wichtige Eigenschaften des KohlenstoffKreislaufs, die auch komplexere Modelle und vor allem Beobachtungen bestätigen. Die an sich im Vergleich zu den natürlichen Flüssen kleine anthropogene Störung hat nur deswegen (vorübergehend) eine große Wirkung in der Atmosphäre, weil die Störung auf das kleinste Reservoir einwirkt und dieses systemmäßig weit weg vom Hauptreservoir Tiefsee positioniert ist. Geübte Systemanalytiker und -analytikerinnen sollten in der Lage sein, ohne explizite Rechnung nur schon aus der Betrachtung von Abbildung 5.12 qualitative Aussagen dieser Art machen zu können. 158 Nichtlineare Modelle Modell aber — im Gegensatz zum Lotka-Volterra-Modell — strukturell stabil ist. Neben dem trivialen (R = B = 0) und dem halbtrivialen Fixpunkt (R = 0, B = Bk ), besitzt das Modell den nichttrivialen Fixpunkt(B ∞ , R∞ ), der sich aus dem Schnittpunkt einer Parabel und einer Geraden ergibt (Abb. 6.18).15 Die Parabel folgt aus Gleichung (6.46) mit dB/dt = 0: r B∞ (1 − )(B ∞ + KB ) w Bk R∞ = (6.48) Die Gerade folgt aus Gleichung (6.47) mit dR/dt = 0: R∞ = B∞ J (6.49) Die Lösungen sind geschlossene Kurven um den Fixpunkt (B ∞ , R∞ ). Im Gegensatz zum Lotka-Volterra-Modell werden diese Kurven nicht durch den Anfangspunkt ein für alle Mal festgelegt. Vielmehr bewegen sich die Trajektorien auf eine „Attraktions-Kurve“ zu und folgen ihr dann (Abb. 6.17). Eine solche Kurve nennt man einen Grenzzyklus. Ein Grenzzyklus ist also gleichsam ein „Kurven-Attraktor“ , von dem das System angezogen wird. Abbildung 6.18 zeigt das Einschwingen der periodischen Schwankungen von B(t) und R(t) auf den Grenzzyklus. 250 ∞ 250 R 200 200 B(t) 150 150 ∞ B 100 R(t) 10 20 ∞ 30 Zeit t [a] 6.2.4 100 R 50 0 0 ∞ B 40 50 Beute B Räuber R, Beute B Abb. 6.17: Numerische Lösung des Holling-Tanner Modells. Das System bewegt sich auf den Grenzzyklus zu. Verwendete Parameter: r = 2.5 a−1 , s = 0.225 a−1 , w = 5 a−1 , Bk = 300, KB = 50, J=2. Anfangsbedingungen: B 0 = 50, R0 = 60. 50 20 30 40 50 0 60 Räuber R Das Verhalten von Modellen in der Nähe von Zentren Wie wir bereits erwähnt haben, lässt sich das Verhalten eines nichtlinearen Systems in der Umgebung eines Zentrums mit der Methode der Linearisierung nicht eruieren. Folgendes Beispiel aus Arrowsmith u. Place (1992) soll diesen Sachverhalt demonstrieren. 15 Die Stabilitätseigenschaften des halbtrivialen Fixpunktes sollen in Aufgabe 6.5 diskutiert werden. Zeitdiskrete Modelle mit einer Variablen 171 Überprüfen wir, ob unsere Vermutung zutrifft, indem wir, mit V(0) ≡ V0 beginnend, Gleichung (7.8) mehrmals hintereinander anwenden: V(1) V(2) V(3) = I + a0 V0 = I + a0 V(1) = I + a0 (I + a0 V0 ) = I(1 + a0 ) + a20 V0 = I + a0 V(2) = . . . = I(1 + a0 + a20 ) + a30 V0 Daraus kann man bereits die allgemeine Regel erkennen: V(n) = I · n−1 X (a0 )i + an0 V0 (7.11) i=0 Mit der Formel zur Berechnung geometrischer Summen, n−1 X (a0 )i = i=0 an0 − 1 a0 − 1 (a0 6= 1) (7.12) folgt schließlich (für a0 6= 1):4 V(n) = I an0 − 1 I I + an0 V0 = − + an0 ( + V0 ) a0 − 1 a0 − 1 a0 − 1 (7.13) Falls |a0 | < 1, d.h. −1 < a0 < 1 gilt, verschwindet der zweite Term in Gleichung (7.13) für n −→ ∞, d.h. V∞ = lim V(n) = − n→∞ I , −1 < a0 < 1 a0 − 1 (7.14) Die in Gleichung (7.10) formulierte Vermutung stimmt also nur bezüglich der oberen Grenze von a0 (a0 < 1); tatsächlich darf a0 auch nicht zu klein werden, sonst oszilliert das System zwischen immer größer werdenden positiven bzw. negativen Werten hin und her. Abbildung 7.1 fasst die verschiedenen Fälle zusammen. Zum Schluss möchten wir darauf hinweisen, dass man, ähnlich wie im Fall einer inhomogenen linearen Differentialgleichung, Gleichung (7.8) durch das Einführen einer neuen Variable in eine homogene Differenzengleichung hätte verwandeln können, um sie dann gemäß Gleichung (7.5) zu lösen (s. Aufgabe 7.1). 4 Für a0 = 1 ergibt sich direkt aus (7.11): V(n) = nI + V0