Naturkundliches Wochenende 09.05. - 12.05.2013 "Tief im Westen – Bergbau, Natur und Landschaftswandel im Nördlichen Ruhrgebiet" Leitung: B.Sc. Thomas Kaba Ort: Bottrop / Oberhausen / Essen Ablauf der Exkursion: 09.05. 2013: 14 Uhr Einchecken im Hotel "Mitten Im Pott", Gungstr. 198, 46238 Bottrop 15 Uhr – Besichtigung des Bergwerkes Prosper II – Malakowturm in Bottrop Welheim und eventuell der angrenzenden Kokerei Prosper 15:30 – Spaziergang durch die nördliche Bottroper Altstadt und den angrenzenden Bottroper Stadtgarten, Besuch des Museumszentrums Quadrat mit der Eiszeithalle 18 Uhr: Abendessen im Biergarten des Hotels, gemütlicher Ausklang und Fragerunde 10.05.2013 10:15 Uhr – Treff am Parkplatz Lindhorststrasse am Westrand des Bottroper Stadtwaldes Wanderung und Aufstieg zur Halde Haniel (höchste frei begehbare Halde im Ruhrgebiet) angrenzend an das nach wie vor noch fördernde Bergwerk Prosper Haniel (neben Ibbenbüren und Auguste Victoria in Marl das letzte noch aktiv Steinkohle fördernde Bergwerk in Deutschland) 13 Uhr: Rundwanderung um das angrenzende Landschaftsbauwerk Schöttelheide und Rückweg zum Ausgangspunkt durch den Köllnischen Wald (Teil des Naturparkes Hohe Mark im Westmünsterland) einschliesslich Brotzeit 15:30 Uhr – Currywurstverköstigung nach Ruhrpottart im Schnellimbiss Köhler in Bottrop Fuhlenbrock oder Imbiss am Tetraeder in Bottrop Batenbrock 11.05. 09:15 Uhr - Abfahrt am Hotel Richtung Essen Katernberg über B 224 / A 42 10:00 Uhr – Besuch des UNESCO Welterbes Zeche Zollverein und des anliegenden Ruhrmuseums, Besichtigung der Ausstellung "Kohle Global" über die Geologie und Wirtschaftliche Bedeutung der Steinkohle ausserhalb Europas 17 Uhr: Besuch des Berneparks in Bottrop Ebel (stillgelegtes und renaturiertes Klärwerk an der Emscher) 12.05. 10 Uhr – Frühstück und Auschecken aus dem Hotel 11 Uhr – Spaziergang zur Halde Beckstrasse oder Bottroper Stadtwaldes 16 Uhr: Abreise nach Hannover Allgemeines zum Ruhrgebiet Das Ruhrgebiet als solches ist kein homogener Siedlungsraum, keine monozentrische urbane Agglomeration wie Berlin, Hannover, Hamburg oder München. Es ist ein loses, irregulär zusammengewachsenes Gebilde aus unterschiedlichen Städten und Gemeinden, die vor allem durch ihre gemeinsame Bergbaugeschichte verbunden sind. Das klassische Klischee von rauchenden Schornsteinen, kochenden Hochöfen und sich drehenden Zechenrädern auf den Fördertürmen der Bergwerke trifft schon seit 30 Jahren nicht mehr zu. Allgemein sagt man den Menschen im Ruhrgebiet nach, dass sie sehr ehrlich und direkt sind – oftmals zu direkt. Man sagt in der Regel ungefiltert, was man grade denkt und trägt sein Herz sprichwörtlich auf der Zunge. Als früher noch unter Tage Menschen im Angesichte ihres Schweisses und teilweise unter Lebensgefahr das Schwarze Gold, die Steinkohle aus den Stollen gekratzt haben, war keine Zeit für blumige Umschreibungen und Höflichkeit. Es wurde grade aus gesprochen und nicht in verschnörkelten Kurven. Daher darf man als Besucher des Ruhrgebietes einfache Beleidigungen nicht so ernst nehmen, die einem hier schnell über die Lippen kommen. Zusätzlich zu der schonungslos direkten Ehrlichkeit gesellt sich ein gewisses Temperament. Man geht schnell an die Decke und regt sich gerne über Kleinigkeiten auf, beruhigt sich aber genauso schnell wieder und ist in der Regel nicht nachtragend. Auch wenn der Bergbau bereits seit 20 Jahren keine ökonomisch dominante Rolle mehr spielt und nur noch in Bottrop aktiv betrieben wird, spielt die Historie der Montanindustrie eine identitätsstiftende Rolle bei den Menschen. Der Bergbau ist auch dort noch lebendig, wo die Zechenräder bereits seit Jahrzehnten stillstehen. In Mülheim an der Ruhr und auch in Gladbeck wurden bereits in den 60er Jahren die letzten Zechen stillgelegt. Die Klischees über Currywurst, Fussballbegeisterung und Brieftaubenzucht (das Rennpferd des kleinen Mannes) treffen indes dennoch zu. Die saloppe und etwas burschikose Ruhrgebietssprache hat sich erst in der Zeit des ersten Weltkrieges und währen der Weimarer Republik ausprägen können, als zahlreiche Wanderarbeiter aus Ostpreussen und Schlesien dem Bergbau-Boom folgten und hier Arbeit und Unterkunft fanden. Die ursprünglich westfälische, platt sprechende Urbevölkerung sah sich schnell in der Minderheit. 1923 hatte Bottrop zum Beispiel 70.000 Einwohner. 30.000 Westfalen und 40.000 Ostpreussen und Schlesier. Vor allen in den Nachnamen spiegelt sich das auch heute noch wieder. Erster Exkursionstag, Donnerstag, der 09. Mai 2013 Ankunft in Bottrop und Besuch des Bottroper Stadtgartens und der angrenzenden Bottroper Altstadt Die Stadt Bottrop ist sehr stark den durch Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet geprägt, der auch bis 2018 den wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Stadt darstellt, während in anderen Ruhrgebietsstädten die Zechen schon lange stillstehen. Bottrop hat etwa 117.000 Einwohner und zählt zu den kleineren Städten im Ruhrgebiet. Im Süden grenzt es an die Stadt Essen (570.000 Einwohner), im Westen an die Stadt Oberhausen, im Norden an die Gemeinde Hünxe im Landkreis Wesel / Niederrhein und an die Stadt Dorsten im Kreis Recklinghausen / Münsterland und im Osten an die Stadt Gladbeck. Der Rhein-Herne Kanal bildet die südliche Begrenzung der Stadt. Generell kann man sagen, dass die Siedlungsdichte in Bottrop für das Ruhrgebiet eher gering ist, da 60% der Stadtfläche aus Wald oder Grünanlagen bestehen. Der Großteil der Siedlungsflächen befinden sich im südlichen Drittel der Stadt zwischen den Autobahnen A 2 und A 42. Die Bottroper Innenstadt grenz im Norden, keine 5 Fussminuten vom 1919 erbauten Rathaus direkt an den großzügigen Bottroper Stadtgarten, der nach englischen Vorbild im Jahre 1923 als Landschaftsgarten für die Bürger der Gemeinde errichtet wurde, als Bottrop die Stadtrechte erhielt. Nördlich des Stadtgartens erstreckt sich der zum Naturpark Hohe Mark gehörende Köllnische Wald, der sich weit nach Norden hin ins Münsterland ausdehnt. Teil des Bottroper Stadtgartens ist das 1983 errichtete Museumszentrum Quadrat, welches moderne Kunst und Architektur verbindet mit der Ur- und Ortsgeschichte der Stadt Bottrop. Die größte Sammlung eiszeitlicher Funde mit Skeletten von Mammut, Wollnashorn, Höhlenbären, Neandertalern und Riesenhirschen bildet dort einen inhaltlichen Kontrast zur Sammlung des verstorbenen Bottroper Bauhaus-Künstlers und Harvard-Dozenten Josef Albers mit seinem Bilderzyklus "Homage To The Square". Teil der naturwissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Sammlung des Museums sind neben Funden aus der Eiszeit auch teilweise spektakuläre Fossilien aus dem Karbon, dem Zeitalter vor 300 Mio. Jahren, in dem die Steinkohle entstand. Weitere Fossilien, wie Ammoniten, Seeigel, Haifischzähne und Zähne von Plesiound Mosasauriern aus den kreidezeitlichen Tonmergelgruben Bottrops runden die Sammlung ab. Neben dem urig wirkenden Bottroper Rathaus und den angrenzenden Verwaltungsgebäuden aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg gibt es in der Bottroper Innenstadt drei stillgelegte Bockwindmühlen, die noch bis in die 50er Jahre Getreide gemahlen haben. Keine 50 Meter vom Rathaus entfernt tront die Vietor-Mühle und bildet die Grenze von Altstadt zur Innenstadt, die den zweiten Weltkrieg nicht überstanden hat und zahlreiche architektonische Bausünden in den 50er Jahren erdulden musste. Vor dem Rathaus ruht eine im 13. Jahrhundert gegossene Glocke. Etwa 5 Minuten Fussmarsch südlich des Rathauses liegt bereits das Südportal des Bottroper Stadtgartens, ein gründerzeitlicher Torbogen-Haus, welches den Sitz der NABUOrtsgruppe darstellt. Zweiter Exkursionstag, Freitag, der 10.05.2013 Blendet man den noch industriell geprägten südlichen Rand der Stadt aus, der an die Nachbarstadt Essen grenzt, wo die Kokerei Prosper die geförderte Steinkohle im Schatten nach wie vor rauchender Schornsteine zu Hochofenkoks für die Stahlverhüttung veredelt, ist der überwiegende, sich nördlich anschliessende Teil Bottrops eher ländlich geprägt. Zahlreiche Parkanlagen, Friedhöfe und kleine Waldstücke bilden ein Netz, welches sich harmonisch mit Wohngebieten vermischt und Bottrop gar nicht wie eine montanindustrielle Stadt aus dem Ruhrgebiet wirken lässt, wie man sie aus den Schimanski Tatorten aus den 80ern zu kennen glaubt. Zwischen dem Bergwerk Prosper Haniel im Norden der Stadt, welches mitten im Köllnischen Wald liegt, und der Kokerei Prosper im Süden der Stadt liegen etwa fünf Kilometer Luftlinie. Die Kohle wird über ein unterirdisches Förderband transportiert, wo sie über eine Länge von 4 Kilometern einen Höhenunterschied von 700 Metern überwindet und erst in der Kokerei das Tageslicht erblickt. In der Zeche Franz Haniel selbst wird nur das Abraumgestein direkt zu Tage gefördert und auf die beiden angrenzenden Halden Haniel und Schöttelheide verklappt, die zu bewandern sind. Im Bergwerk sind nach wie vor etwa 4000 Bergleute beschäftigt. Weitere 2000 Mitarbeiter arbeiten über Tage in der Verwaltung. Die geförderte Steinkohle dient ausschliesslich der Produktion von Hochofenkoks und nicht als fossiler Brennstoff. Die Halde Haniel, die mit 170 Metern die höchste frei begehbare Abraumhalde des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet darstellt, grenzt direkt an die Zeche Franz Haniel und wurde im Jahre 1966 aufgeschüttet. Der Schüttbetrieb dauerte bis 2012 an. Die Halde wurde in Form eines terrassierten, gestuften Tafelberges konzipiert, dessen Flanken dicht bewaldet sind. Im Osten grenzt dieses Relikt der letzten noch verbliebenen Bastion des Steinkohlenbergbaus in Deutschland wie ein riesiger Maulwurfshügel an den Köllnischen Wald, der als Teil des Naturparks Hohe Mark ein Naturschutzgebiet aus Buchenmischwald und moorigem Erlenbruchwald darstellt. Im Westen grenzt die Halde an den Oberhausener Stadtteil Sterkrade, der Süden bildet das Bergwerksgelände selbst. Die Wanderung zur Halde beginnt am Parkplatz Lindhorststrasse, die den südlichen Zipfel des Köllnischen Waldes durchschneidet und am Ostrand des Bottroper Stadtteiles Fuhlenbrock liegt, 5 Gehminuten von den Bottroper Stadtteichen entfernt. Von dort aus dauert die Wanderung zur Halde etwa 40 Minuten, der Aufstieg zur Halde selbst weitere 45 Minuten. Entlang des Wanderweges gibt es zahlreiche Sitzgelegenheiten, für kurze Brotzeiten, die man im Ruhrgebiet "Dubbelpausen" nennt. Dubbel – so nennt man zusammengeklappte, dick geschnittene und reichlich belegte Brotscheiben. Auf dem Haldenplateau, welches einer Mondlandschaft gleicht, bietet sich den Wanderern ein erstaunlicher Blick über das Ruhrgebiet. Direkt südlich der Halde kann man die Zeche in Aktion sehen, wo sich die Zechenräder drehen, wenn ein Förderkorb unter Tage einfährt oder wieder das Tageslicht erblickt. Richtung Westen kann man die Städte Oberhausen und Duisburg bewundern. Am Horizont erkennt man sogar die Stahlhütten, die damals die Schimanski-Krimis so markant haben wirken lassen. In den Himmelsrichtungen Nordwesten bis Südosten ist die Halde fast gänzlich in einem Meer aus Bäumen eingebettet. Im Norden die Kirchheller Heide, im Osten der Köllnische Wald und das noch im Schüttungsprozess befindliche Landschaftsbauwerk Schöttelheide. Das Landschaftsbauwerk Schöttelheide besteht aus dem gleichen Abraumgestein, wie die Halde Haniel. Es dominieren petrographisch Ton- und Siltsteine des Oberkarbons, Schiefertone, Sandsteine, Grauwacken und vereinzelt auch Fragmente von Steinkohle, sowie die Eisensulfidminerale Pyrit und Markasit. Silt ist eine Korngrößenklasse größer als Ton und feiner als Sand. Pyrit und Markasit sind chemisch identisch, weisen aber unterschiedliche Kristallsymmetrien auf. Die Ton- und Siltsteine sowie die Schiefertone (früher fälschlicherweise als Tonschiefer bezeichnet) sind stark fossilführend. Die Pflanzen, die vor 300 Mio Jahre die Sumpfwälder bildeten, aus deren Torfen sich mit zunehmenden geologischen Alter, Druck und Wärme Steinkohle entwickeln konnte, sind als herrliche Fossilien überliefert. Hier dominieren Baumfarne der Gattung Neuropteris, Riesenschachtelhalme der Gattung Calamites sowie baumförmige, heute ihresgleichen suchende Riesenbärlappe aus den Gattungen der Siegelbäume (Sigillaria) und Schuppenbäume (Lepidodendron). Letztere konnten einen Stammdurchmesser von 3 Metern und eine Höhe von 45 Metern erreichen, vermehrten sich aber wie die meisten Pflanzen des Oberkarbons und ihre heute noch lebenden Nachkommen aus den Familien der Bärlappe und Schachtelhalme durch Sporen. Grade auf den noch sehr jungen Schüttungen der Halde Schöttelheide sind die Fossilien noch sehr gut erhalten. Ein dort gefundener Steinkern eines baumförmigen Schachtelhalms befand sich zwei Jahre als Dauerleihgabe in der Geologischen Sammlung der IGS List und des Wasserturms. Da die Gesteinsfragmente auf der Halde Haniel aufgrund des länger zurückliegenden Zeitraumes der Aufschüttung durch Frostsprengung, aber auch durch Bioturbation stärker verwittert sind, blieben dort nur wenige Pflanzenfossilien gut erhalten. Tierische Fossilien aus den Brackwassersedimenten des Oberkarbons sind eher selten. Hier sind vor Allem die Süßwassermuscheln Anthraconauta und Carbonicola zu erwähnen, sowie ganz selten Zähne des im Perm vor 260 Mio. Jahren ausgestorbenen Süßwasserhaies Orthacanthus. Die Halde Schöttelheide wird im Uhrzeigersinn umrundet und durch den südlich angrenzenden Köllnischen Wald, der sehr stark von bergbauinduzierter Subsidenz, also Bergsenkungen, betroffen ist, beginnt der Rückweg. Im Köllnischen Wald dominieren Buchenmischwälder mit teilweise über 250 Jahre alten und 40 Meter hohen Rotbuchen (Fagus sylvytica) mit Bärlauch, Adlerfarn, Buschwindröschen und Ilex im Unterholz. Teilweise wechseln sich die kathedralenartigen Buchenbestände mit dichter stehenden Erlenbruchwäldern ab, wo das Gelände aufgrund des sehr viel höher anstehenden Grundwassers sehr sumpfig ist und teilweise moorigen Charakter hat. Augenfällig sind hier neben Grauerlen auch Weiden, Birken und Seggen, sowie für Moore charakteristische Torfmoospolster. In diesen Bruchwäldern sind die Spuren des Untertagebergbaus als Absenkungen an der Erdoberfläche und den teilweise daraus resultierenden Versumpfungen von Flussauen und Bachniederungen besonders augenfällig. Als Böden sind hier vorwiegend Gleye und Pseudogleye (Grund- und Stauwasserböden mit erhöhtem Eisenanteil und Bildung von Raseneisenstein) dominant. Unter den Buchenbeständen sind klassische Braunerden und Parabraunerden anzutreffen, welche in den Laubmischwäldern der gemässigten Breiten ausserhalb des Einflussbereiches des Grundwassers die am weitesten verbreitete Bodentypen repräsentieren. Zurückgelegte Wegstrecke zu Fuss (basierend auf Berechnungen durch Google Earth und ArcGIS): Vom Parkplatz zum Haldenplateau: 4,76 km Vom Haldenplateu durch den Köllnischen Wald zurück zum Parkplatz: 9,76 km Gesamt: 14, 51 km Koordinaten des Parkplatzes an der Lindhorststrasse: 51° 54' 89'' Nord 6° 54' 21'' Ost Höhe über Normal Null: 56 m Höhe des Haldenplateaus: 157 m Dritter Exkursionstag, Samstag, den 11.05.2013, Zeche Zollverein, Essen Katernberg In der im April 2013 eröffneten Sonderausstellung "Kohle Global" im Ruhrmuseum der Zeche Zollverein sind zahlreiche beeindruckende Fossilien aus dem Karbon aus allen Teilen der Welt den Besuchern zugänglich und stellen auch die Sammlungen des Museumszentrums Quadrat in den Schatten. Das ehemalige Ruhrlandmuseum in Essen mit der Dauerausstellung über Geologie und Industriegeschichte des Ruhrgebietes wurde vom Gelände des Folkwangmuseums in Essen Rüttenscheid nverlegt in die ehemalige Kohlenwäsche der Zeche Zollverein in Essen Katernberg. Die Zeche Zollverein war einst das größte Steinkohlenbergwerk der Welt und wurde 1986 stillgelegt. Heute ist die Zeche Zollverein UNESCO Weltkulturerbe. Zum Gelände von Zollverein gehören neben dem Bergwerk selbst auch die stillgelegte Kokerei, wo aus der geförderten Kohle Hochofenkoks für die Stahlproduktion gewonnen wurde. Insgesamt beschäftige die RAG zu den Hochzeiten der Montanindustrie 6900 Bergleute auf Zollverein und förderte jährlich bis zu 3,6 Mio. Tonnen Steinkohle, von denen täglich 10.000 Tonnen zu Koks veredelt wurden. Nach Stilllegung des Bergwerkes blieb die Kokerei noch bis 1992 in Betrieb. Für die Produktion von Koks wird die geförderte Steinkohle unter Sauerstoffausschluss auf 1200° erhitzt, um alle flüchtigen Bestandteile (Steinkohlenteer, Schwefel, Wasser) aus der Kohle zu entfernen und beinahe reinen Kohlenstoff als Reduktionsmittel zu erhalten, um das Eisenerz zu Roheisen zu verarbeiten (siehe auch Lötrohrversuch nach Dr. Claudio Burgath). Bei der Verkokung fallen als Nebenprodukte der unvollständigen Verbrennung Kohlenmonoxid und auch Wasserstoff als Gase an. Das Kohlenmonoxid wird in riesigen Druckgasbehältern, den sogenannten Gasometern gespeichert und einmal im Jahr in riesigen Turmfacken abgebrannt, die den Nachthimmel im Ruhrgebiet hell erleuchten. Dieser beeindruckende Prozess ist nach wie vor noch in der Kokerei Prosper in der Welheimer Marl zu beobachten.