DIE ORIENTBUCHE – Fagus orientalis

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Marek Rubin
DIE ORIENTBUCHE – Fagus orientalis
VERBREITUNG
Wie der Name Orientbuche bzw. Ostbuche schon verrät, ist F. orientalis beheimatet in
Kleinasien (Türkei). Ihr Verbreitunggebiet sind aber auch der östliche Balkan, der Kaukasus und
Nord-Iran (Abb. 1). Die einstmaligen riesigen Waldgebiete dieser Art sind, ähnlich wie die der
Rotbuche (Fagus sylvatica) in Mitteleuropa, durch menschliche Nutzung stark dezimiert worden.
Abb. 1: Die potentielle Verbreitung der Buche (F. sylvatia u. F. orientalis) in Mitteleuropa u. Kleinasien
(MEUSEL 1965)
In den Gebieten, wo die Orientbuche zusammen mit der Rotbuche vorkommt, z.B. Östlicher
Balkan, wächst sie „auf den mehr geschätzten Standorten“ (PHILLIPS 1980).
Dort, im Pontischen Gebirge, ist Fagus orientalis vergesellschaftet mit Picea orientalis (einer
Untergattung der Kaukasus-Fichte) u.a. Baumarten wie Abies nordmanniana, Abies
bornmuelleriana, Pinus sylvestris, Pinus nigra ssp. Pallasiana, Populus tremula und Acer
cappadocicum.
LÖKAT-PROJEKT (LANDSCHAFTSÖKOLOGISCHE KOMPLEXANALYSE IM AMANUS DER TÜRKEI)
Das aktuelle Forschungsprojekt der TU-Berlin LÖKAT (Landschaftsökologische
Komplexanalyse im Amanus der Türkei) beschäftigt sich u.a. auch mit den
Standortbedingungen der in der SO-Türkei (Abb. 2) vorkommenden Orientbuche.
Abb.: 2: Das Projektgebiet (dunkler Kreis) liegt in der SO-Türkei im Villayet (Provinz) Hatay am Golf von Iskenderun
und dort an der Westabdachung des Amanus zwischen 36° 15´ 00´´ und 36° 22´ 30´´ östlicher Länge und 36° 48´
und 36° 52´ nördlicher Breite. Es erstreckt sich oberhalb der Kleinstadt Dörtyol von der mittelcollinen Stufe (ab 250 m
ü.NN) bis in die subalpine Gipfelgruppe der Daz Daglari am Harmankaya Tepe (2.208 m ü.NN). (KEHL 1998)
LV Angewandte Gehölzökologie
Marek Rubin
Fagus orientalis bildet im LÖKAT-Projektgebiet vor allem hochmontane Wälder oberhalb von
Dörtyol bis zur Waldgrenze.
Mittelmontane Wälder werden von Quercus cerris und Carpinus orientalis gebildet.
Innermontan steigt die Orientbuche über Sandstein bis unter 400 m ü.NN hinab.
MERKMALE
Fagus orientalis „Lipsky“ ist ein bis zu 40 m hoher, sommergrüner Laubbaum mit dichter,
kegelförmiger Krone und aufstrebenden Ästen. Die Rinde ist glatt, dunkelgrau und gefurcht.
Die Blätter sind wechselständig am Spross angeordnet. Hervorzuheben ist, dass der Baum in
seiner Jugend einen auffallend raschen Wuchs hat, der oft der doppelten Wuchsleistung von F.
sylvatica entspricht. Bekannt ist der Baum auch wegen seinem sehr zeitigen Austrieb. Seine
Herbstfärbung ist leuchtend gelb und setzt 2 bis 3 Wochen früher ein als bei F. sylvatica. In
Mitteleuropa ist Fagus orientalis winterhart und wird gelegentlich in Parkanlagen angepflanzt.
BLÄTTER
Die Länge der Blätter ist 6-12 cm und damit etwas
länger als die der Rotbuche. Die Blattspreite ist im
Umriss elliptisch-verkehrt-eiförmig, welche immer
oberhalb der Mitte am breitesten ist. Ihre Basis ist
breit keilförmig bis rund. Der Stiel ist 0,5-1,5 cm lang
und mit einem seidigen Haarfilz bedeckt. Am
Blattende gibt es auf besondere Weise zugespitzt
(aufgesetzte Spitze). Der Blattrand ist wellig,
ganzrandig oder wellig-buchtig sowie dicht und fein
behaart. Die Oberseite ist dunkel blaugrün, kahl und
mit hell-gelbgrünen Adern durchsetzt. Die Unterseite
ist
mittelbis
dunkelgrün
mit
gelbgrün
hervortretenden Adern, die bräunlich behaart sind.
Bei den Adern handelt es sich um 7-12
Nervenpaare.
FRÜCHTE
Die Knospen der Orientbuche sind auffallend groß und die Blüte
ist im Mai. Dabei erscheinen die männlichen Blüten in
hängenden Köpfchen (mehr glockenförmig als bei der Rotbuche).
Die weiblichen Blüten wachsen dagegen engständig an harten
Stielen. Reife und Samenabfall ist im Oktober.
Die Fruchtkapseln sind etwa 2,5 cm lang, mit starken Borsten
besetzt und hängen an 3 cm langen Stielen abwärts (bei F.
sylvatica sind sie aufrecht!). Sie sind zur Reifezeit dekorativ
sternförmig gespreizt.
LITERATUR
GODET, J.-D. (1987): Bäume & Sträucher – Godet-Gehölzführer. Verlag
Neumann-Neudamm GmbHund Co. KG. Melsungen.
FITSCHEN, JOST (1990): Gehölzflora: Ein Buch zum Bestimmen der in Mitteleuropa wildwachsenden und
angepflanzten Bäume und Sträucher. Quell & Meyer Verlag. Heidelberg/Wiesbaden.
KRÜSSMANN, G. (1977): Handbuch der Laubgehölze. (Band II). Verlag P. Parey.
KEHL, H. (1998): LÖKAT-Projekt. Landschaftsökologische Komplexanalyse im Amanus der Türkei. TU-Berlin.
MEUSEL, H. et al. (1965, 1978, 1992): Vergleichende Chorologie der zentraleuropäischen Flora. (Band I, II, III). Gustav
Fischer Verlag. Jena.
PHILLIPS, R. (1980): Das Kosmosbuch der Bäume – Über 500 Wald- und Parkbäume in Farbe. Stuttgart.
WARDA, HANS-DIETER; (2001): Das große Buch der Garten- und Landschaftsgehölze. BRUNS Pflanzen Export GmbH
(Hrsg.). Oldenburg.
LV Angewandte Gehölzökologie
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