Transkriptlevel-Bestimmung in der Buche

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Mikroarrays
Transkriptlevel-Bestimmung
in der Buche
MAREN OLBRICH 1 , GERHARD WELZL 2 , JANA BARBRO WINKLER 3 , KARL -HEINZ
HÄBERLE 4 , DIETER ERNST 1
1 INSTITUT FÜR BIOCHEMISCHE PFLANZENPATHOLOGIE, HELMHOLTZ ZENTRUM
MÜNCHEN
2 INSTITUT FÜR ENTWICKLUNGSGENETIK, HELMHOLTZ ZENTRUM MÜNCHEN
3 INSTITUT FÜR BODENÖKOLOGIE, HELMHOLTZ ZENTRUM MÜNCHEN
4 LEHRSTUHL FÜR ÖKOPHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, TECHNISCHE UNIVERSITÄT
MÜNCHEN
Ozonstress verändert die Transkriptebene von Pflanzen. Mit einem
cDNA-Array wurden für die Europäische Buche (Fagus sylvatica L.) die
Interaktion Pflanze-Stressor und die Gen-Reprogrammierung untersucht
und die Ergebnisse durch quantitative Real-Time-PCR verifiziert.
Ozone stress leads to changes upon transcriptional level of plants. For
European beech (Fagus sylvatica L.), DNA array technology detects interaction between plant stress and gene changes. Results were verified with
quantitative real-time PCR.
Pflanzliche Reaktion auf Ozon
ó Ozon ist als abiotischer Elizitor bei krautigen Pflanzen bekannt und löst die Induktion Abwehr-verwandter Gene aus [1]. Bei holzigen Pflanzen wurde ein Ozon-induzierter
„Memory-Effekt“ mit verspäteten Symptomentwicklungen und persistenten biochemischen Antworten beobachtet [2]. Je nach Dauer, Intensität und Konzentration der Ozongabe sowie Empfindlichkeit und Entwicklungsstadium der Pflanzen werden sie entweder anfälliger oder resistenter gegen weitere Stressoren wie Pathogene [2]. So verfrühte die Exposition von jungen Buchen im
Freiland mit zweifach ambienten Ozonkonzentrationen deren Seneszenz [3, 4], adulte
Buchen im Waldbestand unter denselben
Ozonbedingungen zeigten hingegen kaum
veränderte Transkripte [5].
Ozon dringt über die Stomata in das Blatt
ein, im interzellularen Raum zersetzt es sich
relativ schnell. In wässriger Lösung führt es
zur Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies
(ROS) (Abb. 1). Sekundär entstehen durch die
Reaktion von Ozon mit Zellwand-gebundenen
phenolischen Gruppen äußerst reaktive
Hydrogenradikale. Bei der Reaktion mit Plasmamembranlipiden und -proteinen kommt es
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zur Bildung organischer Peroxide. Innerhalb
weniger Stunden nach subakuter Ozonexposition bilden sich Signalmoleküle (Ethylen,
Zellwand
Salicylsäure und Jasmonsäure), ROS, Pathogen-verwandte (PR)-Proteine und antioxidative Verbindungen. Ferner kommt es zur Aktivierung des Polyaminmetabolismus, der Polyphenol- und der Ligninbiosynthese [6].
Bestimmung von Transkriptkonzentrationen über einen
cDNA-Mikroarray und Ergebnisverifizierung mittels quantitativer
Real-Time-PCR (qRT-PCR)
Über eine suppressive subtraktive Hybridisierung (SSH) wurden Ozon-regulierte ESTs
(expressed sequence tags) isoliert, daraus wurde eine cDNA-Bank erstellt [7]. Die ESTs wurden mittels PCR amplifiziert, gereinigt und
auf einen Aldehyd-beschichteten Objektträger (Slide) gebracht (Abb. 2).
Nur qualitativ hochwertige RNA sollte für
Mikroarray-Analysen sowie für die qRT-PCR
zur Erstellung der cDNA verwendet werden.
Mithilfe von Superscript III Reverse Transkriptase wurde die RNA bei 42 °C in cDNA
umgeschrieben. Für die Mikroarray-Analysen
Ozon
Stomata
Ozon und sekundäre Produkte
Phenolische Gruppen, ungesättigte Komponenten, Amide
Ethylen, ACC ROSJasmonat Salicylsäure, Methylsalicylate
ROS
Antioxidative Stoffe
Signalkette
Lipidperoxidation
Rezeptoren
Plasmamembran
„oxidative burst“
Signalkette
Hemmung der Photosynthese
Pigmentverlust
Chloroplast
Kinasekaskade Proteinaktivierung
Spezifische mRNA
Bildung
Geninduktion/ -repression
Zytoplasma
Zellkern
Abwehrantwort
Anitoxidative Verbindungen, Polyamine, Polyphenole, Ligninbiosynthese, PR-Proteine
Veränderter metabolischer Status
Erhöhte Anfälligkeit oder Resistenz für nachfolgenden Stress
Wachstumshemmung, Sichtbare Symptome
˚ Abb. 1: Ozon-induzierte Abwehrantwort im Gewebe einer Pflanzenzelle (modifiziert nach [2]).
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W I S S E N SCH AFT · S P E C I A L : P C R
Referenzgene und Primer-Effizienz
Herstellung der SS H-Bank
Buchenblätter
Sequenzierung der Klone
RNA isolieren
Einteilung der ESTs in funktionelle Gruppen
cDNA-Herstellung durch RT-PCR
Klonausw ahl und Plasm idpräparation
Labeln mit Cy-3 und C y-5
Amplifizierungs-PCR m it modifizierten M 13-Primern
Reinigung des Ansatzes
Reinigung und Kontrolle der PC R-Produkte (cDNA)
Auf Array auftragen
Spotten
Blocken
Prähybridisieren und w aschen
Hybridisierung für mindes tens 18 h
W aschen der Slides
Scannen
Ausw ertung über GenePixPro und Acuity
˚ Abb. 2: Arbeitsablauf zur Erstellung des Buchen-cDNA-Mikroarrays.
wurden Oligo-dT-Primer und für die qRT-PCR
Random-Hexamerprimer eingesetzt. Die
qRT-PCR-Spezifität wurde über die Anwendung spezifischer Primer erreicht, deren
Sequenzen aus Datenbanken entnommen
wurden.
Für den Mikroarray wurden die cDNAs der
Kontrollbuchen mit grün- und die der Ozonbehandelten Buchen mit rot-fluoreszierendem Farbstoff markiert. Die markierte cDNA
der zusammengehörigen Kontroll- und Testbuchen wurde auf einen Slide gegeben, wobei
gleiche cDNA an das entsprechende PCRFragment des Slides hybridisierte. Das von
einem Scanner ermittelte Farbsignal des Fluoreszenzfarbstoffs erlaubte die Bestimmung
der Transkriptgehalte der Test- relativ zu den
Kontrollbuchen (Abb. 2).
Die Transkriptmenge der qRT-PCR wurde
mittels Comparativer Ct-Methode, unter
Benutzung der Formel
2–CtBehandlung –CtKontrolle ,
errechnet. Dabei werden die Ct-Werte von
Kontroll- und Testmaterial durch ein Referenzgen normalisiert, welches während
der qRT-PCR-Reaktion mitgeführt wird. Die
Software Primer Express 2.0 (Applied Biosystems, Darmstadt) erlaubte das Primerdesign unter Beachtung der folgenden Faktoren: (1) Primerlänge von 10 bis 30 bp; (2)
Länge des Amplifikates von 50 bis 100 bp; (3)
keine Anhäufung der Base Guanin in den
Primern; (4) weniger als zwei Guaninund/oder Cytosin-Basen am 3’-Ende des
Nukleotids.
Am Blattmaterial der Buche wurden verschiedene allgemein benutzte Referenzgene
getestet und die Buchen verschiedenen Stressoren wie erhöhtem Ozon, erhöhtem CO2,
Pathogeninfektion mit dem Wurzelpathogen
Phytophthora citricola ausgesetzt sowie der
Einfluss der Blattmorphologien (Sonnen- versus Schattenblatt) untersucht (Tab. 1). Die
Probennahme erfolgte zu zwei Zeitpunkten,
für jeden Zeitpunkt wurde ein neues Referenzgen zur Normalisierung ermittelt [8]. Ob
die jeweilige Behandlung den Transkriptgehalt des Referenzgens beeinflusst, wurde
mittels Varianzanalyse geprüft. Bei Buchen
unterschiedlichen Alters und Genotyps, die
unter verschiedenen Umweltbedingungen
standen, können die Transkriptgehalte sehr
unterschiedlich ausfallen. Deswegen wurde
der Faktor „Baum“ in die statistische Analyse einbezogen und ein lineares Modell mit
gemischten Effekten angewendet [9, 10].
Bei der Anwendung der Comparativen CtMethode ist die annähernd gleiche PrimerEffizienz von Ziel- und Referenzgen wichtig.
Dafür wurde eine Templateverdünnung
erstellt und die Regressionskoeffizienten für
die verschiedenen Gene errechnet. Die Proben stammten aus den Versuchen und wurden unter denselben Bedingungen gemessen
wie die Versuchsproben.
Ergebnisse
Die 18S rRNA, die oft als Referenzgen für die
qRT-PCR von Pflanzenmaterial eingesetzt
wird, zeigte in unserer Studie allerdings 12
Tage nach der Infektion mit P. citricola einen
veränderten Transkriptgehalt. Die mRNAKonzentrationen von GAPDH1 (31 Stunden
nach der Infektion mit P. citricola, Sonnenund Schattenblätter am 19.09.05), GAPDH2
(CO2-Behandlung am 01.05.05 und am
Tab. 1: Beeinflussung der getesteten Referenzgene durch die verschiedenen Behandlungen bzw. der Einfluss der unterschiedlichen Blattmorphologien.
Gen
CO2
n=6
P. citricola
n=6
31 Stunden
12 Tage
01.05.05
10.5.05
18S rRNA
0,1079
0,1019
0,0822
Aktin
0,3812
0,1974
GAPDH1
0,5582
GAPDH2
Ozon
n=5
Sonnen-/Schattenblätter
n=5
12.05.05
19.09.05
27.07.05
29.08.05
0,0458
0,7768
0,1819
0,2565
0,3977
0,2752
0,6422
0,1038
0,3249
0,1295
0,9942
0,3464
0,0398
0,8910
0,3686
0,6691
0,4078
0,0255
<0,0001
<0,0001
1,0000
0,5685
0,0082
0,5062
0,5164
0,9726
α -Tubulin
0,0203
0,0572
1,0000
0,7995
0,7976
0,8549
0,2947
0,4366
ubiquitin-like protein
0,0304
0,0024
0,9841
0,3675
0,8896
0,7622
0,3897
0,9440
Aufgetragen ist der jeweilige p-Wert, der unter Anwendung des linearen Modells mit gemischten Effekten aus der ANOVA-Tabelle entnommen wurde (rot = signifikante Beeinflussung) [8].
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Tab. 2: Bestimmung der Primer-Effizienz durch
Ermittlung des Regressionskoeffizienten [8].
Gene
Regressionskoeffizient
18S rRNA
0,9968
Aktin
0,9975
GAPDH1
0,9999
GAPDH2
0,3975
α -Tubulin
0,9999
ubiquitin-like protein
0,0122
Die Regression wurde aus den gemessenen CtWerten und der jweiligen Verdünnungsstufe (1:128
bis 1:4) ermittelt.
10.05.05), α-Tubulin (CO2-Behandlung am
01.05.05) und ubiquitin-like protein (CO2Behandlung an beiden Probenahmetagen)
waren durch die jeweiligen Behandlungen
beeinflusst (Tab. 1). Aktin war das einzige
unbeeinflusste Gen. Gute Effizienz wurde
für 18S rRNA, Aktin, GAPDH1 und α-Tubulin ermittelt, wohingegen GAPDH2 und ubiquitin-like protein über keine gute Effizienz
verfügten (Tab. 2).
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[4] Winkler JB, Lang H, Graf W et al. (2009) Experimental
setup on field lysimeters for studying effects of elevated ozone
and below-ground pathogen infection on a plant-soil-system of
juvenile beech (Fagus sylvatica L.). Plant Soil DOI 10.1007/
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[9] Pinheiro J, Bates D, DebRoy S et al. (2005) nlme: Linear
and nonlinear mixed effects models. R package version 3.1-66
[10] RDevelopmentCoreTeam (2005) R Foundation for
Statistical Computing. Wien, Österreich
Korrespondenzadresse:
Dr. Maren Olbrich
Helmholtz Zentrum München
Institut für Biochemische Pflanzenpathologie
Arbeitsgruppe für Pflanzlichen abiotischen Stress
Ingolstädter Landstraße 1
D-85674 Neuherberg
Tel.: 089-3187-2719
Fax: 089-3187-3383
[email protected]
Fazit
Abhängig vom Gewebetyp und appliziertem Stress eignen sich mehrere Gene als
Referenzgen für die qRT-PCR. Für die
Buche kann das Aktin-Gen das Referenzgen der Wahl sein, da es durch keine
Behandlung in dieser Studie beeinflusst
war und eine gute Effizienz besaß. Allerdings wird die Transkriptkonzentration
von Pflanzengenen durch viele Faktoren
beeinflusst. Deswegen sollte für jedes
Experiment ein geeignetes Referenzgen
ermittelt werden.
AUTOREN
1
2
3
4
Dr. Maren Olbrich3 ist wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Helmholtz Zentrum München im Institut für Biochemische Pflanzenpathologie in
der Arbeitsgruppe für Pflanzlichen Abiotischen Stress von
Dr. Ernst. Dr. Jana Barbro
Winkler4 ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Helmholtz Zentrum München in der Abteilung für Experimentelle Umweltsimulation und stellvertretende Abteilungsleiterin. Dr. Gerhard Welzl1 ist Teamleiter Biostatistik
am Institut für Entwicklungsgenetik. Dr. KarlHeinz Häberle5 ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ökophysiologie der Pflanzen
der TU München. Dr. Dieter Ernst2 ist Leiter der
Arbeitsgruppe für Pflanzlichen Abiotischen
Stress am Helmholtz Zentrum München und
stellvertretender Institutsleiter am Institut für
Biochemische Pflanzenpathologie.
5
Danksagung
Dank gilt der Deutschen Forschungsgesellschaft, die den Sonderforschungsbereich 607 „Wachstum und Parasitenabwehr“ unterstützt.
ó
Literatur
[1] Langebartels C, Schraudner M, Heller W et al. (2002)
Oxidative stress and defense reactions in plants exposed
to air pollutants and UV-B radiation. In: Inzé D, Van
Montagu (eds) Oxidative Stress in Plants. Taylor &
Francis, London, 105–135
[2] Sandermann H (2000) Ozone/biotic disease interactions: molecular biomarkers as a new experimental tool.
Environ Pollut 108:327–332
[3] Olbrich M, Gerstner E, Welzl G et al. (2009)
Transcript responses in leaves of ozone-treated beech
saplings at an outdoor free air fumigation site over two
growing seasons. Plant Soil 323:61–74
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