Plattform RUBRIK Natascha Muff Der Unsinn vom salzreduzierten Salz nimmt in der Plattform zu alltäglichen, brisanten und Seit Längerem befasse ich mich mit so genannten Lebensmittel-Zusätzen, die unsere Gesundheit positiv beeinflussen sollen. Dazu zählen kalorien- und fettreduzierte Speisen oder Süssstoffe. Mein Metzger hat mich in diesem Zusammenhang auf Pansalz aufmerksam gemacht, quasi ein Salzersatz-Produkt. Es dient zum Würzen von Speisen, enthält nur noch etwas mehr als 50 Prozent normales Kochsalz und soll verhindern, dass wir beim Essen zu viel Kochsalz zu uns nehmen. Macht dieses «Salz mit weniger Salz» Sinn? Foto: Okapia aktuellen Themen Stellung. Reines Meersalz: Gilt unter Feinschmeckern als bestes Salz Yveline Borel, 2000 Neuenburg Antwort Salz enthält Natrium (Na), das ist ein lebensnotwendiges Mineral, das zusammen mit Kalium, Chlorid und Kalzium den Flüssigkeitshaushalt in unserem Körper reguliert und im Gleichgewicht hält. Das ideale Verhältnis von Kalium zu Natrium ist zwei zu eins und reguliert den Wasserhaushalt, das Säure-BaseGleichgewicht, die Nervenreizleitung, Muskelkontraktionen sowie das Membranpotenzial, also die Spannung an der Zellmembran. Die Spannung der Zellmembran bestimmt, wie viel Wasser eine Zelle aufnimmt oder abgibt. Ist sie zu klein, verlieren die Zellen Flüssigkeit und der Körper entwässert. Zum Aufrechterhalten all dieser Funktionen brauchen wir nur geringe Mengen von Salz respektive Natrium, nämlich nur etwa 200 bis 300 Milligramm pro Tag. Ein Übermass kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Das zeigt sich beispielsweise beim weit verbreiteten Bluthochdruck. Mitverantwort- lich dafür ist unser hoher durchschnittlicher Kochsalzkonsum. Mit unseren Speisen und Getränken nehmen wir täglich rund 20mal mehr Salz auf als nötig. Pansalz versucht diesem Überkonsum entgegenzuwirken, indem es einen Teil des Natriumchlorides ersetzt. Es besteht nur zu 57 Prozent aus reinem Kochsalz. Der Rest setzt sich zusammen aus 28 Prozent Kaliumchlorid, das ist der Gegenspieler (Antagonist) von Kochsalz, 12 Prozent des abführend wirkenden und unter dem Namen Bittersalz bekannten Magnesiumsulfat und 2 Prozent Lysinhydrochlorid. Lysin ist eine Aminosäure (Eiweiss) mit salzigem Geschmack, welche den Bitteren Geschmack von Magnesium und Kalium neutralisiert und die ganze Rezeptur abrundet. Fraglich dabei ist, ob Pansalz gleich gut schmeckt wie herkömmliches Kochsalz oder nicht vielmehr dazu verführt, einfach die doppelte Menge zu verwenden, wie das ja auch von den Light-Produkten bekannt ist. Die Frage, ob unsere Welt nun ein salzloses respektive ein salzreduziertes Salz braucht, ist berechtigt. Ein bewussterer Umgang mit Salz wäre wohl sinnvoller, genauso wie mit Fett und Zucker. Häufig liegt die Ursache von Bluthochdruck sowie vielen anderen so genannten Zivilisationskrankheiten bei einer falschen einseitigen Ernährung, kombiniert mit Stress und anderen Faktoren wie Bewegungsmangel. Vor allem Fertigprodukte wie Suppen, Pizzas und Snacks enthalten viel zu viel Kochsalz und auch schlechte Fette. Die einzige sinnvolle Lösung ist das bewusste Reduzieren des Salzkonsums und eine ausgewogene mineralstoffreiche Ernährung. Das heisst: viel frisches Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Welches Salz zum Salzen von Speisen nun gewählt wird, kann jeder selbst entscheiden. Glücklicherweise haben wir ja die freie Wahl. Noch immer sind gesunde naturbelassene Nahrungsmittel im Bioladen erhältlich, welche auch ganz ohne Werbung köstlich schmecken, dazu gehören auch Meersalz, Himalaya-Salz und gute Kräutersalze, sofern sie nicht unnötige Zusatzstoffe enthalten. ■ Natürlich | 4-2006 71