Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern Inforama Oeschberg News Kirschessigfliege Nr. 1 12.06.2014 Achtung, bereits erste Befallsmeldungen! Erhöhte Alarmbereitschaft Kirschen/Steinobst Erste Fänge und Fälle: • Im Bieler Seeland wurde in Mörigen in einer Überwachungsfalle ein Kirschessigfliegenmännchen am 26.05.2014 (schwarze Punkte auf dem Flügel) gefunden. • Aus Luzern sind erste Befallsmeldungen auf einzelnen Kirschen bei der Sorte „Burlat“ eingegangen. An diesem Standort wurden bereits letztes Jahr Ende Juli erste Befälle festgestellt. In den Fallen um die Anlage herum, wurden keine Fliegen gefangen. • Massiver Befall der Kirschessigfliege in Baden-Würtenberg (siehe Bilder!) Das Landwirtschaftlichen Technologie Zentrum LTZ in Augustenberg meldet massive Befälle bei der Sorte Burlat mit gut 20% und bei der Sorte Merchant 60% Befall durch die Kirschessigfliege! Aufgrund des milden Winters, ist die Kirschessigfliege bereits zu einem früheren Zeitpunkt weit verbreitet. Es muss damit gerechnet werden, dass die Fangzahlen im Laufe der Kirschenernte rasch ansteigen können. Vorkehrungen und Hygienemassnahmen: • Überwachung der Kulturen mit Köderfallen. Evt. Fanggürtel mit Massenfallen einrichten. • Wo vorhanden, sollten die seitlichen Netze spätestens jetzt sofort geschlossen werden (auch bei späten Sorten). Nach Angaben des Technologiezentrums Augustenberg Deutschland durch Kirschessigfliegen befallene Kirschen. Früchte weisen Einbohrstellen auf und die Früchte saften beim Berühren und sind viel weicher als gesunde Früchte (Foto: Markus Hunkeler, BBZN) Überwachung Wo noch nicht geschehen jetzt unbedingt mit Becherfallen die Präsenz überwachen. Ein Fanggürtel kann helfen, die Einwanderung zu verlangsamen, es gibt aber noch keine praktischen Erfahrungen im Kirschenanbau. Becherfallen sind in der Landi oder unter www.becherfalle.ch erhältlich. Im Anhang die Bestellliste der Landi. Inforama Oeschberg, Jürg Maurer, 034 413 70 25, 079 372 52 25, [email protected] Sabine Wieland, 034 413 70 22, 079 224 28 53, [email protected] Seite 1 von 3 • Wo Fliegen gefangen werden, sollte aufmerksam auf Fruchtbefall kontrolliert werden. Auf weiche Früchte und Einbohrstellen achten. • Befallene und beschädigte Früchte sollten rasch aus der Anlage entfernt und sachgerecht entsorgt werden (nicht kompostieren, entweder solarisieren, einfrieren, fermentieren oder in den Kehricht). Keine Vermehrungspotenziale in den Parzellen schaffen bzw. lassen. Auch zu kleine und defekte Früchte aus der Anlage entfernen! • Geerntete Kirschen sollten umgehend in den Kühlraum. • Ernteintervalle kurz halten. Bei Befallsverdacht sind die Produzenten angehalten, mit der Fachstelle für Obst und Beeren Kontakt aufzunehmen um das weitere Vorgehen zu besprechen und um eine Erfolgskontrolle zu organisieren. Befallserhebungen: 1.repräsentative Früchteprobe aus Parzelle nehmen (ca.50-100 Früchte) 2.Früchte müssen intakt sein und dürfen keine sichtbaren Schäden aufweisen (Verwechslung mit einheimischen vermeiden!) 3.Probe in dicht schliessbarer Plastiktüte (z.B. mit ZIP-Verschluss) aufbewahren und ggf. 48h bei Raumtemperatur bebrüten (Schlupf der Eier sicherstellen!) 4.Anschliessend: Plastiktüte mit warmem Wasser füllen und 2-3h stehen lassen (L. verlassen Früchte & ertrinken) 5. Inhalt durch grobes Sieb (hält Früchte zurück) in einen geeigneten Auffangbehälter abgiessen; Früchte und Sieb auf Larven kontrollieren und evtl. nachspülen 6.Warten bis Larven auf Boden des Auffangbehälters abgesunken sind; überständiges Wasser abgiessen und Larven auszählen oder aufgefangenes Wasser durch Teesieb filtern und Probe in weissem Tupperware mit wenig Wasser auszählen Chemische Bekämpfungsmassnahmen: Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass die chemische Bekämpfung der Kirschessigfliege sehr schwierig und nur als letzte Massnahme in Betracht zu ziehen ist. Mit der Allgemeinverfügung des BLW vom 31.3.2014 wurden befristet für die Saison 2014 (bis 31.10.2014) nachfolgende Pflanzenschutzmittel für einen beschränkten Einsatz (mit Auflagen) in Steinobst bewilligt: • • • • • Alanto (0.025%), Wartefrist 2 Wochen Gazelle (0.02%), Wartefrist 2 Wochen Audienz (0.02%), Wartefrist 1 Woche Parexan N (0.1%), Wartefrist 3 Tage Pyrethrum FS (0.05%), Wartefrist 3 Tage Da in den Vorjahren im Kirschenanbau in der Schweiz bisher kaum Befall festgestellt werden konnte, liegen auch keine gesicherten Praxiserfahrungen für den Einsatz dieser Mittel vor und die Wirksamkeit kann nicht garantiert werden! Voraussetzung für einen allfälligen Einsatz ob genannter Mittel ist ausserdem der Nachweis des Schädlings in der Parzelle oder in der Nähe. Kontakt mit der Fachstelle aufnehmen vor einem Insektizideinsatz. Wo die Kirschessigfliege vor und während der Erntezeit in Kirschenanlagen festgestellt wird und wirtschaftliche Schäden drohen, sind daher, in Ergänzung zur StandardKirschenfliegenbekämpfung, ggf. ergänzende Behandlungen gegen die Kirschessigfliege in Betracht zu ziehen. Erste Erfahrungen von Agroscope deuten darauf hin, dass insbesondere Spinosad (Audienz) eine gewisse stoppende Wirkung aufweist. Folglich könnte eine Behandlung nach Absprache mit der Fachstelle etwa so aussehen: • • • • Gazelle od. Alanto od. Movento Arbo od. Dimethoat (4 Wochen vor Ernte) [KiFli Bekämpfung] Audienz (3 Wochen vor Ernte) [KEF Bekämpfung] Gazelle / Alanto / Movento Arbo (2 Wochen vor Ernte) [KiFli Bekämpfung] Audienz (1 Woche vor der Ernte) [KEF Bekämpfung] oder Parexan N / Pyrethrum FS (bis max. 3 Tage vor Ernte) Achtung: Auflagen und Wartefristen beachten und einhalten; Risiko von Mehrfachrückständen berücksichtigen! Quellen: Stefan Kuske, Agroscope Wädenswil; Markus Hunkeler, BBZN Luzern Inforama Oeschberg, Jürg Maurer, 034 413 70 25, 079 372 52 25, [email protected] Sabine Wieland, 034 413 70 22, 079 224 28 53, [email protected] Seite 2 von 3 Beeren Die ersten Sommerhimbeeren sind am Reifen. In den Himbeeren und Strauchbeeren Kontrollfallen umgehend aufhängen und mit den regelmässigen Kontrollen anfangen. Bis jetzt im Kanton Bern noch keine gemeldeten Fänge und Fälle auf Beeren. Populationszunahme früh vermeiden durch Hygienemassnahmen 1. Hygienemassnahmen • Überreife und faulende Früchte entfernen • Früherer Erntezeitpunkt, kurze Ernteintervalle • Kühlkette respektieren (erhöhte Sterberate der Eier beobachtet bei 1°C) 2. Massenfang 3. Insektizide Einrichten der Massenfallen: 1. Rund um die Parzelle im Abstand von 2-4 Metern Massenfallen einrichten sowie 2-3 Beobachtungsfallen innerhalb der Kultur. 2. Kontrolle der Beobachtungsfallen innerhalb der Kultur 1x/Woche vor Erntebeginn, dann 2-3x/Woche sobald die ersten Früchte reif sind. 3. Falls Fänge in den innerhalb der Kultur aufgestellten Beobachtungsfallen entdeckt werden: weitere Massenfallen innerhalb der Kultur im Abstand von 2-3 Metern aufstellen. 4. Beobachtungsfallen 1-2x/Woche auswechseln. 5. Hygienemassnahmen ergreifen Überwachungsfallen an schattigen Plätzen aufhängen um die Kultur oder/und in Hecken. Reifende Beeren auf Befall laufend kontrollieren. Befallene Früchte werden weich, teils sind Einstichstellen sichtbar. Dieser Newsletter ist nur für Ihre persönliche Verwendung gedacht. Bitte nicht weitermailen. Inforama Oeschberg, Jürg Maurer, 034 413 70 25, 079 372 52 25, [email protected] Sabine Wieland, 034 413 70 22, 079 224 28 53, [email protected] Seite 3 von 3