11. März 2016 | Nr. 11 Schweizerische Bauzeitung Vertikale Vielfalt Wettbewerbe «So muss jeder seine Verantwortung zur richtigen Zeit wahrnehmen» Panorama Ökologisches Glaubensbekenntnis Bettenhaus Triemli: ein Filter für Wärme und Licht CSEM Neuenburg: Schaufassade für die Forschung Grüne Fassaden: optisch ansprechend, ökologisch von Vorteil Normen als Partitur der Baukultur Pensionierung perfekt geplant Editorial TEC21 11/2016 «Vertical farm»: Der Landespavillon der USA an der letztjährigen Welt­ ausstellung in Mailand griff das Ernährungsthema mit einer fruchtund teilweise essbaren Wandinstal­ lation auf. Die Hängepaneele waren mit 42 Arten an Früchten, Gemüse, Getreide und Gräsern bepflanzt. Coverfoto von Biber Architects. SONDERHEFT: NEUBAU BETTEN­ H AUS TRIEMLISPITA L ZÜRICH Die geschuppte Glashülle, die wir in dieser Ausgabe von TEC21 vorstellen, ist jene des neuen Bettenhauses des Triemlispitals Zürich. Der Neubau erfüllt baulich und betrieblich hohe Anforderungen, und seine Energie­ versorgung orientiert sich an den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft; es ist das erste Minergie-P-EcoSpitalgebäude in der Schweiz. Ein Sonderheft zu diesem herausra­ genden Bau liegt dieser Ausgabe bei. D 3 ie wichtigste Aufgabe der Gebäude­ hülle besteht darin, Innenräume vor Umwelteinflüssen zu schützen. Traditionell kommt der Fassade noch eine weitere Rolle zu: Sie vermittelt zwischen innen und aussen. Ihre bauphysika­ lische Beschaffenheit bestimmt, wie das Innere belichtet, belüftet und beschallt wird; ihre Ge­staltung wiederum prägt das Gesicht, das ein Gebäude seiner Umgebung ­präsentiert, und damit letztlich auch dessen B ­ edeutung für die Öffentlichkeit. Neue Material- und Konstruktionstechnologien machen es möglich, dass heutige Fassaden noch mehr leisten und einen zusätzlichen Nutzen für das Gebäude und seine Umgebung generieren – etwa indem sie Elektrizität, Wärme und saubere Luft produzieren, Informationen vermitteln oder Lebensräume für diverse Tierarten bieten. In diesem Heft geht es um drei Varianten dieser gewinnbringenden Konstruktionen. Wir unter­ suchen eine neuartige Photovoltaikfassade und begrünte Fassaden, die als vertikale Gärten das Stadtklima verbessern. Und wir ­beschäftigen uns mit einer expressiv geschuppten Glashülle, dank der das scheinbar Unmögliche gelang: ­einem Neubau die gewünschte städtebauliche Präsenz als vollverglaster Kubus zu ver­leihen, ohne auf eine höchstwertige Umsetzung des ­Wärme- und Kälteschutzes zu verzichten. Alle drei Fassadenvariationen tragen folglich passiv oder aktiv dazu bei, die Vielfalt der Gebäude­ funktionen im Siedlungsraum zu erhöhen. Judit Solt, Chefredaktorin Paul Knüsel, Redaktor Umwelt/Energie Kreative Fassadengestaltung in Aluminium Architekten wünschen sich bei der Umsetzung ihrer Entwürfe häufig individuelle Lösungen. Dies gilt insbesondere für die Aussenhülle, denn sie ist die Visitenkarte eines Gebäudes. Wie sich eine individualisierte, einmalige Fassade aus industriell gefertigten Aluminiumprofilen entwerfen und herstellen lässt, zeigt ein gemeinsames Projekt zwischen Meyer Gadient Architekten AG aus Luzern und der Montana Bausysteme AG aus Villmergen. Die St. Josef-Stiftung in Bremgarten im Kanton Aargau kümmert sich um behinderte Menschen. Da deren Räumlichkeiten nicht mehr den geltenden Anforderungen entsprechen, wurde im Jahr 2010 die grundlegende Sanierung und Neugestaltung beschlossen. Die Umgestaltung sah vor, ein neues Wohnhaus für 12 Wohngruppen mit jeweils sieben Einzelzimmern und den dazugehörigen Nebenflächen zu bauen. Zur Planung des neuen Gebäudes wurde ein öffentlicher Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den die Meyer Gadient Architekten AG aus Luzern mit ihrem Entwurf «Falling Water» gewannen. Spatenstich für den in Massivbauweise erstellten Rohbau war im Oktober 2013. Die zentralen tragenden Kerne sowie die Aussenwände und Decken bestehen aus massivem Stahlbeton. Die Absturzsicherung der Balkone erfolgt von der Brüstung bis zur Decke über vertikale Glaslamellen, die durch ihre unterschiedliche Ausdrehung ein lebendiges Fassadenbild erzeugen. Die äussere Verkleidung geschieht mit perforierten Profilen aus anodisiertem (eloxiertem) Aluminium. So entsteht ein filigranes Äusseres, das dem Gebäude Leichtigkeit und Eleganz verleiht. Aussenansicht der innovativen Fassade Die von den Architekten entwickelte und gemeinsam mit den Mitarbeitern der Montana Bausysteme AG aus Villmergen erarbeitete Metallfassade reflektiert das einfallende Licht auf unterschiedliche Weise, glitzert und erinnert an fallendes Wasser, was dem neuen Wohnhaus schliesslich seinen Namen gibt. Unter dem Namen MONTAFORM® Design werden den Planern und Architekten ungewöhnliche Möglichkeiten geboten, um ihre Ideen zu verwirklichen, es kann praktisch jedes erdenkliche Profil geformt werden. Für die kreativen und individuellen Anforderungen der Architekten Meyer Gadient für die Aussenhülle von «Falling Water» boten sich diese Profile daher gerade zu an. Insgesamt wurden mehr als 40 Varianten konzipiert, um die Grundidee umzusetzen. Die Projektbeteiligten entschieden sich schliesslich für eine Lösung aus anodisiertem Aluminium, welches die gewünschten Effekte erzeugt. Die Entwicklung und Herstellung dieser individuellen Fassadenkonstruktion lag den Architekten besonders am Herzen, da sie sich bei der Gestaltung der Aussenhülle von den Fassaden mit marktüblichen Metallprofilen abheben wollten. Sie suchten und fanden den Partner, der ihren Anforderungen gerecht wurde, in der Montana Bausysteme AG. Sie ist in der Lage eine individuelle, einmalige und kreative Fassadengestaltung in Metall zu realisieren. Nach Fertigstellung des neuen Wohnhauses im Oktober 2015 interpretiert die individualisierte, rund 3’000 Quadratmeter grosse Metallfassade die Einmaligkeit des Entwurfs täglich neu. Die gestalterische, wie auch die materielle Qualität, liess sich dank des Herstellers der Metallprofile so realisieren. Die Montana Bausysteme AG zeigte sich bei diesem Projekt als der richtige Partner, wenn es um individuelle anspruchsvolle Metallfassaden geht. Montana Bausysteme AG CH - 5612 Villmergen Detailansicht www.montana-ag.ch Tel. +41 56 619 85 85 Inhalt TEC21 11/2016 espazium.ch A KTUELL 7 Wettbewerbe «So muss jeder seine Ver­ antwortung zur richtigen Zeit wahrnehmen» Jetzt online: Spekulationsobjekte: Der Immobilien­ markt zeigt weltweit ungeahnte Auswüchse. Ein Fotoessay. www.espazium.ch/tec21 5 10 Panorama Ökologisches Glaubensbe­ kenntnis | «Wichtig ist, dass die Emotionen stimmen» 19 Normen als Partitur der Baukultur | Neue Excel­Tools für die Anwendung von SIA 2024 | Pensionierung perfekt geplant | Studienreise nach Berlin | a&k – Reisen und Exkursionen 24 Veranstaltungen 15 Vitrine Neues aus der Baubranche | Neues aus der Schweizer Baumuster­Centrale THEM A Fotos: Ibai Rigby; Biber Architects TRACÉS 5–6/2016 11.3.2016 26 Vertikale Vielfalt TSAM: sauvegarde de l’architecture du 20 e siècle Monuments modernes, restitution ou conservation? | Patrimoine de la grande échelle et transition énergétique | Enseignement du projet dans l’existant www.espazium.ch/traces archi 1/2016 15.2.2016 Vom Ausstellungsobjekt zur breitenwirksamen Anwendung: Innovative Fassaden­ systeme dienen der Gewinnung von Energie und der Biomassevielfalt. Spazi per l’Arte in Ticino Attorno al Museo d’Arte della Svizzera Italiana (MASI) | I luoghi per la conservazione | Percorrere il tempo dello spazio www.espazium.ch/archi TEC21 12–13/2016 18.3.2016 26 Ein Filter für Wärme und Licht Paul Knüsel Die Glasfassade des Zürcher Stadtspitals Triemli bringt nicht nur in der Wärme­ bilanz einen Gewinn. 30 Schaufassade für die Forschung Cornelia Froidevaux­Wettstein Natur – Gefahr – Risiko «Mehr als ein Fünftel der Bauzonen sind gefährdet» | Rückbau wird zur Option | Gefahren erkannt – und die Risiken? www.espazium.ch/tec21 33 Optisch ansprechend, ökologisch von Vorteil Iris Scholl Grüne Gebäudefassa­ den erhöhen die Naturvielfalt und die Erlebnisqualität im Siedlungsumfeld. Erfahrungs­ werte zu Unterhalt und Dauer­ haftigkeit sind kaum bekannt. Die neue PV­Fassade eines CSEM­Laborgebäudes dient als Aushängeschild für die hauseigene Forschung. AUSK LA NG 36 Stelleninserate 45 Impressum 46 Unvorhergesehenes 6 Ausschreibung TEC21 11/2016 Kanton Zürich Baudirektion Hochbauamt Kantonsschule Wiedikon, Zürich Sofortmassnahmen Gebäudetechnik/ Brandschutz Leistungsofferte Generalplaner 4. März 2016 Das Hochbauamt Kanton Zürich veranstaltet im Auftrag der Bildungs­ direktion eine Submission in Form einer Leistungsofferte im offenen Ver­ fahren für die Vergabe der Generalplanerleistungen für Instandsetzungs­ massnahmen an der Kantonsschule Wiedikon, Schrennengasse 7, Zürich. Aufgabe Der Planungsauftrag beinhaltet die Realisierung (Phasen Projektierung und Ausführung) von Sofortmassnahmen in den Bereichen Gebäude­ technik und Brandschutz am Gebäude der Kantonsschule Wiedikon und am Turnhallentrakt. Verfahren Das Angebot hat gemäss den Angaben in den Submissionsunterlagen zu erfolgen und wird aufgrund der festgelegten Zuschlagskriterien von einem Bewertungsgremium unter der Leitung von David Vogt, Architekt ETH SIA, Abteilungsleiter Baubereich 3, bewertet. Es umfasst eine Auf­ gabenanalyse, die Angabe von Referenzobjekten und Schlüsselpersonen sowie eine Offerte zu den noch nicht definierten Honorarparametern. Teilnahmeberechtigung Teilnahmeberechtigt sind Planungsbüros mit Sitz in der Schweiz, in der EU oder in einem Vertragsstaat des GATT/WTO­Übereinkommens über das öffentliche Beschaffungswesen, soweit dieser Staat Gegenrecht ge­ währt. Termine Eingabe des Angebotes Bewertung der Eingaben und Verfügung bis 13. April 2016 bis 29. April 2016 Submissionsunterlagen Die Submissionsunterlagen stehen unter www.hochbauamt.zh.ch, Rubrik «Ausschreibungen Planungsaufträge», als Download zur Verfügung. Architekturprojektwettbewerb zur Vergrösserung des Schulzentrums Vignettaz in Freiburg. Ausschreibung zu Handen von Architekten und Landschaftsarchitekten. Architekturprojektwettbewerb im offenen Verfahren gemäss Reglement SIA 142, 2009. Den Rahmen dieses Wettbewerbes bildet der Plan der schulischen Infrastrukturen und die Umsetzung der Verwirklichung des Schulzentrums Vignettaz. Der Gemeinderat will nun zu diesem Zweck einen Architekturprojektwettbewerb im offenen Verfahren durchführen, wobei der Bauherr bei der Durchführung des Wettbewerbes vom Büro Ruffieux Chehab architectes SA in Freiburg unterstützt wird. Es geht namentlich darum, eine Antwort auf den steigenden Bedarf an Schulräumlichkeiten zu finden, der durch das Bevölkerungswachstum bedingt ist. Nun gilt es, den angesichts der Sachzwänge des Standortes passendsten Vorschlag zu ermitteln. Ziel des Wettbewerbes ist es, die optimalste Lösung für die Durchführung der Vergrösserung des Schulkomplexes in zwei Etappen zu erreichen. Etappe 1: Diese soll 2 Schulstufen umfassen mit namentlich 4 Zimmern für Kindergarten, 12 Zimmern für Primarklassen, 4 Zimmern für Technisches Gestalten, 6 Zimmern für Stützunterricht sowie 1 einfachen Turnhalle. Etappe 2: 1 zusätzliche Schulstufe mit namentlich 2 Zimmern für Kindergarten und 6 für Primarschulklassen, 2 Zimmern für Technisches Gestalten, 3 Zimmern für Stützunterricht und 1 Mehrzwecksaal. Die Wettbewerbsdokumente können ab dem 19. Februar 2016 heruntergeladen werden auf www.simap.ch Abgabe der Projekte: 17.5.2016 Abgabe der Maquetten: 6.6.2016 Zusammensetzung der Jury: Nichtprofessionnelle Mitglieder: Jean Bourgknecht, Direktor des Bauamtes; Antoinette de Weck, Gemeinderätin, Schuldirektorin; Marc Capellini, Dienstchef an der Schuldirektion; André Brülhart, Schulleiter der französischsprachigen Abteilung an der Vignettaz. Fachpersonen: Nicole Surchat-Vial, Stadtarchitektin; Paul Humbert, Architekt; Gabriela Mazza, Architektin; Jean-Marc Péléraux, Architekt; Guerric Péré, Landschaftsarchitekt. Stellvertreter: David Python, Architekt beim Bauamt; Jacqueline Raemy, Schulleiterin der deutschsprachigen Abteilung an der Vignettaz. Mitglieder als Fachberater: Charles Ducrot, Verantwortlicher der Schulbauten; Bernard Flach, Bauökonom Regtec SA; Laurent Simon-Vermot, Dienstchef beim Finanzamt; der/die künftige Direktor/in des Bauamtes; der/die künftige Architekt/in beim Amt für Stadtplanung und Architektur. Unterstützungsbüro für den Bauherrn: Colette Ruffieux-Chehab, Architektin; Cécile Attia, Architektin; Ruffieux- Chehab Architectes SA. Organisation: Bauherr des vorliegenden Verfahrens ist die Stadt Freiburg. Organisator ist das Amt für Stadtplanung und Architektur der Stadt Freiburg. Alle Kontakte während des Verfahrens erfolgen über das Unterstützungsbüro des Bauherrn und das Sekretariat des Wettbewerbes, und zwar an folgende Adresse: Ruffieux-Chehab Architectes SA Boulevard de Pérolles 18 1700 Fribourg-CH E-Mail: [email protected] Wettbewerbe TEC21 11/2016 Ausschreibungen OBJEKT/PROGR A M M AU FTR AGGEBER V ERFA HREN FACHPREISGERICHT Villa Cristina e Cantina vini, IAC Mezzana Repubblica e Cantone Ticino 6501 Bellinzona Projektwettbewerb, selektiv, anonym, für Teams aus Architekten, Land­ schaftsarchitekten, Bauingenieuren, Bauphysikern und Haustechnikern Belén Alves Pfister, Martin Boesch, Salvatore Ferrara, Ivano Gianola, Sabina Snozzi Groisman www.simap.ch (ID 136751) TER MINE Bewerbung 17. 3. 2016 – in Bearbeitung Sofortmassnahmen Gebäudetechnik/ Brandschutz, Kantons­ schule Wiedikon, Zürich Bildungsdirektion vertreten durch Hochbauamt Kanton Zürich 8090 Zürich Leistungsofferte, offen, für Generalplaner Stadt Freiburg 1700 Freiburg Projektwettbewerb, offen, anonym, für Architekten und Landschaftsarchitekten Keine Angaben Abgabe 13. 4. 2016 Inserat S. 6 www.hochbauamt.zh.ch Vergrösserung des Schulzentrums Vignettaz, Freiburg www.simap.ch (ID 133675) Organisation: Ruffieux-Chehab Architectes 1700 Freiburg – konform Paul Humbert, Gabriela Mazza, Jean-Marc Péléraux, Guerric Péré, David Python, Nicole Surchat Vial Abgabe Pläne 17. 5. 2016 Modell 6. 6. 2016 Inserat S. 6 Hochschulcampus in Brig www.simap.ch (ID 136311) Schulanlage Walka mit Auditorium, Zermatt www.simap.ch (ID 136642) Universitäre Fernstudien Schweiz und Fernfachhochschule 3900 Brig Projektwettbewerb, offen, anonym, für Architekten Einwohnergemeinde Zermatt 3920 Zermatt Projektwettbewerb, offen, anonym, für Architekten Organisation: Mona Trautmann 3960 Sierre – in Bearbeitung – konform Gion Caminada, Lorenzo Giuliani, Domenico Iacobucci, Roland Imhof, Hans Ritz, Anton Ruppen Abgabe Marco Bakker, Adrian Kramp, Thomas Pulver, Anton Ruppen Abgabe Pläne 3. 6. 2016 15. 7. 2016 Modell 29. 7. 2016 Preise Hans Raab Umweltpreis www.umweltpreis.li Hans Raab Umweltpreis Stiftung 9494 Schaan c/o Fondecta Trust 9495 Triesen Prix Lumière SLG 2016 http://www.slg.ch/de/prix-lumiere Schweizer Licht Gesellschaft 3000 Bern Entwicklung, Produk­ tion und marktgerechte Verwertung umwelt­ gerechter Produkte. Das Preisgeld beträgt 50 000 Euro. Voraussetzung und Bewerbungsunterlagen stehen auf der Website bereit. Eingabe Gesucht werden realisierte Projekte der Beleuchtung von Innenräumen, bei denen sich Lichtgestal­ tung, Lichtqualität und Architektur zu einem Gesamtprojekt verbinden. Zur Teilnahme berechtigt sind Firmen und Personen jeder Herkunft (Lichtplaner, Architekten, Innenarchitekten, Bauherrschaften etc.) mit maximal drei Projekten. Abgabe Weitere laufende Wettbewerbe finden Sie unter: www.konkurado.ch Wegleitung zu Wettbewerbsverfahren: www.sia.ch/142i 31. 3. 2016 2. 5. 2016 7 8 Wettbewerbe TEC21 11/2016 BAUENTSCHEID VOR DEM W ETTBEW ERB «So muss jeder seine Verantwortung zur richtigen Zeit wahrnehmen» Im Kanton St. Gallen entscheidet das Volk künftig bei Wettbewerben nicht mehr über das Siegerprojekt, sondern über die Bestellung. Kantonsbaumeister Werner Binotto erläutert, was sich ändert. TEC21: Herr Binotto, Sie streben schon seit Langem eine Änderung des Planungsverfahrens an. Wes­ halb braucht es diesen Wechsel? Werner Binotto: Der wesentliche Vorteil liegt darin, dass nun das parlamentarische Verfahren, die Abstimmung und die Planung eine logische Ordnung und Abfolge erhalten. War das bisher nicht der Fall? Bis anhin wurden Bau­ vorhaben im Budget eingestellt, danach der Wettbewerb durchge­ führt, und erst auf Stufe Vorpro­ jekt oder Projekt kam das Vorha­ ben ins Parlament oder an die Urne. Das bedeutet jeweils einen ein- bis zweijährigen Planungs­ stopp, um die politischen Ent­ scheide einzuholen. Dies führt zu enormen Koordinationsverlusten. Und wenn das Vorhaben an der Urne scheitert, müssen die Pla­ nungskosten komplett abgeschrie­ ben werden. Das ist weder effizient noch logisch – und es kostet viel. Wie sieht nun das neue Verfahren des Kantons St. Gallen aus? Der Verwaltung muss wie bisher die Bedürfnisplanung vornehmen. Darin werden Stand­ ort, Programm und ein Kostendach definiert. Über diesen Grundsatz­ entscheid gibt es danach ein parlamentarisches Verfahren, und dann ist der Weg frei für den Wettbewerb und die Umsetzung. Worüber entscheiden die Stimm­ bürger, wenn noch kein Projekt vorhanden ist? Das ist der wichtigste Punkt des neuen Verfahrens. Die Bürger sollen sich äussern, ob sie zum Beispiel eine Schule errichten wollen oder nicht. Sie stimmen ab über den Standort, das Raumpro­ gramm und das Kostendach. Ob diese Schule dann rot oder blau ist, steht nach der Abstimmung nicht mehr zur Debatte. So wird die Umsetzung wieder eine Aufgabe des Hochbauamts, während Regierung, Parlament und Volk zu einem viel früheren Zeitpunkt und auf einer strategischen Ebene Einfluss nehmen können. Welche konkreten Vorteile bringt das neue Verfahren? In erster Linie können auf diese Weise Kosten gespart wer­ den, da es zu weniger Doppel­ spurigkeiten kommt, die während des Planungsstopps entstehen. Die Umsetzung beginnt gleich nach dem Wettbewerb. Es gibt keine Reibungsverluste, und alle Beteiligten tragen den Schwung aus dem Wettbewerb direkt in die Planung. Gibt es auch für die Planer Vorteile? Ich sehe für die Planer eine wesentliche Verbesserung. Auch für die Büros ist der Unterbruch in der Planung mit hohen Kosten ver­bunden, da sie die Ressourcen halten müssen oder einen Wissens­ verlust erleiden. Daneben gibt es noch den Aspekt der Planungs­ sicherheit. Im Kanton St. Gallen erleben wir dies zum Glück nur selten, aber aus meiner Zeit als Planer kenne ich die Situation, dass es Siegerprojekte gibt, die nie gebaut werden. Sei es, weil sich die Finanzplanung ändert, Projekte an Werner Binotto ist seit 2006 St. Galler Kantonsbaumeister. Zuvor führte der Architekt zusammen mit Diego Gähler ein Büro in St. Gallen. der Urne scheitern oder die Nutzer das Programm ändern. Unter diesem Gesichtspunkt ist die öffentliche Hand eine unsichere Bauherrin. Mit unserem Vorgehen erhöhen wir die Planungssicherheit. Dieses Verfahren kennt man im Fürstentum Liechtenstein schon seit geraumer Zeit. Als ich in St. Gallen noch ein eigenes Büro geführt habe, gewannen wir zwei Wettbewerbe im Fürstentum. Es war ein ange­ nehmer Unterschied zu den Wett­ bewerben in der Schweiz, dass wir umgehend mit der Planung beginnen konnten. Diese Erfah­ rung hat bestimmt dazu beigetra­ gen, dass ich mich für den Wechsel stark gemacht habe. Das Kostendach ist ein wesent­ liches Element des Verfahrens. Wie lässt es sich festlegen, wenn noch kein Projekt vorhanden ist? Das Hochbauamt hat ein eigenes Tool entwickelt, um die Kosten zu ermitteln. Diese Berech­ Foto: Marko Sauer Interview: Marko Sauer Wettbewerbe F o t o : R o m a n K e l l e r, B l u e A r c h i t e c t s & R u p r e c h t A r c h i t e k t e n TEC21 11/2016 nungen legen wir offen. Damit ist für alle Planer ersichtlich, von welchen Kosten wir ausgehen und wie sie sich zusammenstellen. Es gibt mit der Bauherrenreserve einen Posten für Unvorhergesehe­ nes, der dem Projekt zwar nicht zusteht, den wir aber mit einer Begründung aktivieren können. Das hiesse dann «design to cost»? Das Stichwort ist bei Planern nicht sehr beliebt. Aber ich weiss nicht, was daran ver­ kehrt sein soll. Wenn ich als Bauherr einen plausiblen Kosten­ rahmen definiere, dann ist es doch selbstverständlich, dass ihn die Planer einhalten. Verhindert das Kostendach nicht innovative Projekte? Und was passiert mit Projekten, die darüber hinausschiessen? Projekte, die den Kosten­ rahmen sprengen, haben im Wettbewerb keine Chance auf einen ersten Rang. Für herausragende Projekte, die viel zitierten «Leucht­ türme», werden wir ein entspre­ chend höheres Budget beantragen. Wenn man als Architekt die Kosten während des Entwurfs in der Konzeptphase bewusst beachtet, entwickelt sich eine andere Kultur im Umgang mit diesen Vorgaben. Ich habe als Architekt die Kosten immer als Leitplanke empfunden und nicht als Hindernis für den Entwurf. Häufig sind es Änderungen im Raumprogramm oder bei den Nutzerwünschen, die die Kosten in die Höhe treiben. Wie wollen Sie dies in den Griff bekommen? Was für die Stimmbürger zutrifft, gilt auch für die Nutzer: Sie müssen sich früh festlegen und dann bei dieser Entscheidung bleiben. Mit dem neuen Verfahren bringen wir alle Beteiligten dazu, zum richtigen Zeitpunkt ihre Verantwortung wahrzunehmen. Dies umfasst ebenfalls die Verwaltung. Dort gab es übrigens auch Beden­ ken gegen den Richtungswechsel. Was waren die Einwände? Es braucht viel Überzeu­ gungsarbeit, um einen eingespiel­ Kosten senken beim Bauen Die Regierung des Kantons St. Gallen stellte 2013 mit dem Bericht zur «Neugestaltung des Immobilienma­ nagements» eine Strategie vor, um bei kantonalen Bau­ projekten Kosten zu sparen. Nun liegt die neue «Immo­ bilienverordnung» vor, die auf dem Bericht basiert und unter anderem festlegt, welche Stationen ein Baupro­ jekt durchläuft: Startphase, Projektskizze und Projekt­ definition bereiten den Kreditbeschluss vor. Erst da­ nach wird ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Damit wird die Effizienz der Planung gesteigert und das Risiko von Abschreibern verkleinert. (ms) Als erstes Projekt nach dem neuen Regime wurde 2011 bis 2012 die Sportanlage Riet in Sargans erstellt. 9 ten Prozess zu ändern. Häufig habe ich Ängste vor einer Verände­ rung gespürt. Besonders bei uns im Hochbauamt wussten wir zu Beginn noch nicht, wie dies die Zusammenarbeit mit den Bestel­ lern verändern würde. Unter dem Strich übernehmen wir wieder mehr Verantwortung für den gesamten Prozess und müssen dafür geradestehen. Doch ich finde, dass die klassischen Fragen nach «venustas, utilitas, firmitas», die immer noch jedes Gebäude definie­ ren, bei uns Baufachleuten gut aufgehoben sind. Gibt es schon erste Erfahrungen? Als Testprojekt haben wir die Sportanlage Riet in Sargans und das Kantonale Fischereizent­ rum in Steinach nach den neuen Regeln durchgeführt. Die Turn­ halle steht bereits, das Fischerei­ zentrum ist noch in Planung. Ich persönlich ziehe eine positive Bilanz, aber wir müssen noch warten, wie das Verfahren bei der Bevölkerung ankommt. • Panorama 10 TEC21 11/2016 H AGNECK Ökologisches Glaubensbekenntnis Das Wasserkraftwerk am Bielersee setzt neue Massstäbe bezüglich ­Ökologie, Denkmalschutz und Architektur. Der Makel: Unter den gegenwärtigen Marktbedingungen lässt es sich nicht rentabel betreiben. Foto: BK W Text: Lukas Denzler Altes und neues Kraftwerk Hagneck mit dem Umgehungsgewässer in einer Aufnahme vom März 2015. M it der Juragewässerkorrek­ tion und dem Bau des Hagneckkanals im Berner Seeland entstand Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Landschaft (vgl. «Der Hagneck­kanal in neuem Kleid», TEC21 39/2015). Damit die Aare in den Bielersee fliessen konn­ te, musste der Kanal durch den Seerücken geführt werden. Mit der Zeit begann die Aare sich einzugra­ ben. und die steilen Böschungen im Hagneckeinschnitt drohten ab­ zurutschen. Abhilfe schuf erst der Bau eines Wehrs bei der Mündung des Kanals in den Bielersee, das die Voraussetzungen für die Nutzung der Wasserkraft schuf. Es waren Pioniere aus Biel und dem Kanton Bern, die den Bau des Kraftwerks Hagneck vorantrieben. 1899 in Be­ trieb genommen, war es das Grün­ dungskraftwerk der BKW, der ­Bernischen Kraftwerke. Nach hundert Jahren war die Zeit für einen Ersatz der alten Anlage gekommen. Erste Pläne dazu ent­ standen 1994. Die tiefen Strom­ marktpreise um die Jahrtausend­ wende stellten das Vorhaben aber infrage. Dennoch fiel 2004 der Grundsatzentscheid für den Bau ­eines neuen Kraftwerks. Das Hoch­ wasser 2005 bestätigte zudem, dass auch der Hochwasserschutz verbes­ sert werden musste. Durch das alte Wehr konnte im Hochwasserfall nicht genug Wasser abfliessen. geschützte Aue von nationaler Be­ deutung und ein wichtiges Vogel­ schutzgebiet. Vertiefte Untersu­ chungen zeigten, dass das alte Wehr nicht erhalten werden konnte. Als Gegenleistung für dessen Ab­ bruch wurde den Projektverantwort­ lichen jedoch auferlegt, einen Ge­ staltungswettbewerb für das neue Kraftwerk und dessen Umgebung durchzuführen. Den Wettbewerb gewonnen hat das Team mit dem Architekten Christian Penzel, dem Bauingenieur Martin Valier und dem Land­schafts­ Durchbruch dank architekten Raymond Vogel (vgl. Gestaltungswettbewerb «Wasserkraftwerk Hagneck», TEC21 16-17/2010). Ihn habe die Aufgabe Mit den ersten Projektideen stiessen interessiert, ein Infrastrukturbau­ die Bielersee Kraftwerke – das Kraft­ werk optimal in eine so sensible werk Hagneck gehört je zur Hälfte Landschaft einzubetten, sagt Chris­ der Stadt Biel und der BKW – jedoch tian Penzel. Und das ist dem Team auf Ablehnung. Zum einen war das auch gelungen. Der wohl entschei­ alte Wehr denkmalgeschützt. Zum dende Einfall war, die Wehrbrücke anderen ist das Hagneckdelta eine nicht oben auf den Pfeilern zu füh­ Panorama TEC21 11/2016 Fotos: Lukas Denzler ren, sondern rund 3 m tiefer zu legen und vor der grossen Maschi­nenhalle vorbeizuführen. Laut Penzel konn­ ten so Kraftwerk und Wehr plastisch in Erscheinung gebracht und die Anschlussbauwerke tief gehalten werden. Dadurch kommt die Anlage optimal zur Geltung und gliedert sich harmonisch in die Landschaft ein. Das neue Maschinen­gebäude weist mit den grossen Fenstern eine ähnliche Grunddisposition auf wie das alte Kraftwerk. Der Wettbewerb habe sich als Glücksfall erwiesen, sagte Andreas Stettler, der Verwaltungs­ ratspräsident der Bielerseekraft­ werke, an der offiziellen Eröffnung. Das Kraftwerk sei ideal in die Land­ schaft integriert. Auch Hermann Ineichen, Mitglied der Konzern­ leitung der BKW, ist von dem Re­sul­ tat überzeugt. Aus seiner Sicht ist das Kraftwerk Hagneck gegenwärtig das eleganteste und schönste Was­ serkraftwerk der Schweiz. ­spezieller Zement verwendet werden. Die gewünschte Färbung wurde des­ halb mit einem Farbzuschlag erzielt. Bis der gewünschte erdig-warme Farbton vorlag, waren laut Penzel ­zahlreiche Versuche nötig. Für das Umgehungsgewässer und die Umge­ bungsgestaltung verwendete man Jurakalksteinblöcke, insgesamt 9800 Tonnen. Von der ersten Idee bis zum fertigen Bauwerk ergaben sich viele Anpassungen. Dank dem Einsatz von BIM (Building Information Mode­ ling, vgl. TEC21 42/2015) konnten die Änderungen in die laufende Pla­ nung integriert werden (vgl. «Kraft­ werk aus Daten», TEC21 45/2013). Das Kraftwerk nutzt das Ge­ fälle von maximal 9.15 m zwischen dem Hagneckkanal und dem Bieler­ see. Die neue Anlage erzeugt 30 % mehr Strom als das alte Kraftwerk. Die zwei grossen Rohrturbinen im neuen Maschinenhaus steuern den grössten Teil dazu bei (vgl. Kennzah­ len, S. 12). Hinzu kommen zwei klei­ nere Turbinen, die das Wasser für Spannende Wegführung die Speisung des Umgehungsgewäs­ Insbesondere vom nördlichen Zu­ sers nutzen. Von den fünf alten Tur­ gangsweg ergeben sich spannende binen wird zudem eine weiter be­ Blicke auf das alte und das neue trieben. Die jährlich erzeugten 110 Kraftwerk. Dazu trägt auch die neue GWh Strom decken den Bedarf von Brücke über den alten Oberwasser­ 27 500 Haushalten oder einen Drittel kanal bei. Weiter fällt die farbliche des gesamten Strombedarfs der Einbettung des Bauwerks auf. Sie Stadt Biel. Speziell ist, dass auch ein nimmt die Farbe des Molassefelses sogenannter Schwarzstart möglich auf, der beim Hagneckeinschnitt an ist. Sollte das Stromnetz einmal die Oberfläche tritt. Ursprünglich komplett ausfallen, benötigt ein war Beton mit Jurakalk vorgesehen. Kraftwerk Notstromaggregate, um Um der Alkali-Aggregat-Reaktion aus eigener Kraft wieder starten zu vorzubeugen, musste jedoch ein können. Das Maschinenhaus ist in das Wehr integriert. Über die Wehr­ brücke führt eine beliebte Veloroute entlang des Bielersees. 11 Gestaltete Fischwanderhilfe Ohne ökologische Ausgleichsmass­ nahmen lässt sich ein solches Pro­ jekt nicht realisieren. Dazu ­zählen die Fischwanderhilfen. Denn im Bielersee und in der Aare kommen mindestens 37 Fischarten vor, die das Kraftwerk gefahrlos passieren können sollen. Ein Gerinne, das einem na­ türlichen Bach nachempfunden ist, verbindet den Abschnitt unterhalb des Wehrs sowie den alten Unter­ wasserkanal mit dem Hagneckkanal. Damit die Fische den Einstieg finden, bedarf es einer Lockströmung. Im Sommer werden dafür insgesamt 3800 l/s, im Winter 2400 l/s einge­ setzt. Weitere 2000 l/s speisen das Umgehungsgerinne. Die für die Fisch­wanderhilfe benötigte Wasser­ menge entspricht somit 1.4 bis 1.8 % der Ausbauwassermenge. Spezielle Einrichtungen beim Turbineneinlauf sollen zudem absteigende Fische ins Umgehungs­ gerinne leiten. Ein eben gestartetes Monitoring wird klären, wie gut die Fischwanderhilfe für den Auf- und Abstieg funktioniert. Als weitere ökologische Massnahme wird der ehemalige Unterwasserkanal in eine Auen­ landschaft umgewandelt. Auch an wandernde Käfer hat man gedacht. Ein in die Wehrbrücke integrierter Kiesstreifen soll die Querung erleich­ tern. Die Kosten der ökologischen Massnahmen belaufen sich auf knapp 10 % der gesamten Investitionskosten von rund 150 Mio. Franken. Das Umgehungsgewässer bietet kleineren und grössern Fischen verschiedene Auf- und Abstiegsmöglichkeiten an. 12 Panorama TEC21 11/2016 Schwierige Rahmenbedingungen Im alten Maschinenhaus bleibt eine Turbine in Betrieb. Künftig dient das ­Gründungskraftwerk der BKW Schulklassen und Besuchern als Anschauungsobjekt. Den Einwand, die ökologischen Massnahmen verteuerten die Was­ serkraft unverhältnismässig, lässt Barbara Egger-Jenzer, Vorsteherin der Direktion für Bau, Verkehr und Energie des Kantons Bern, nicht gelten. Ohne Berücksichtigung der Ökologie könne heute gar nichts mehr gebaut werden. Die Regie­ rungsrätin ist fest davon überzeugt, dass die Wasserkraft in der Schweiz die wichtigste Stromerzeugungs­ quelle bleibt und die aktuelle Krise überwunden wird. Derzeit ist nur nicht klar, wie. Eine kluge Politik und vielleicht auch andere Rah­ menbedingungen sind nötig, damit Wasserkraft, Natur, Landschaft und unsere Denkmäler nicht auf der ­Strecke bleiben. Und damit darüber hin­aus die Chance besteht, dass gute Ar­chitektur entstehen kann. • Lukas Denzler, dipl. Forst-Ing. ETH / Journalist, [email protected] Das neue Kraftwerk nimmt den Farbton des Molassefelses in der Umgebung auf und fügt sich damit harmonisch ins Gesamtbild. PROJEKTBETEILIGTE Bauherrschaft Bielersee Kraftwerke, Biel Koordination Gebäude­technik/Sanitär Grünig & Partner, Liebfeld Gesamtplanung BKW Energie, Bern Gebäudetechnik Marcel Rieben Ingenieure, Bern Architektur Penzel Valier, Zürich Elektroplanung eproplan, Gümligen Bauingenieurwesen/ Trag­konstruktion Penzel Valier, Chur Bauphysik Gartenmann Engineering, Bern Landschaftsarchitektur Raymond Vogel Landschaften, Zürich Umweltbaubegleitung Prona, Biel Baugrube und Wasserhaltung CSD Ingenieure, Liebefeld K ENNZA HLEN K R A FT­ W ERK UND W EHR A NLAGE Turbinen – 2 Rohrturbinen (Kaplan) mit einer installierten Leistung von je 10.4 MW – 1 Turbine mit einer Leistung von 0.28 MW, angetrieben durch das Wasser, das für die Erzeugung der Lockströmungen benötigt wird – 1 Turbine mit einer Leistung von 0.03 MW, angetrieben durch Wasser, das für das Verteilbecken im Umgehungs­ gerinne benötigt wird – 1 Turbine mit 3 MW Leis­ tung im alten Kraftwerk (Wiederinbetriebnahme Ende 2016) Stromproduktion 110 GWh/Jahr Ausbauwassermenge 320 m3/s Maximales Gefälle (Hagneckkanal–Bielersee) 9.15 m Baukosten 150 Mio. Fr. Konzessionsdauer 80 Jahre Mittlerer Abfluss der Aare 177 m3/s Auslegung Wehr Abfluss 2700 m3/s (Jahrtausendhochwasser) Bootstransportanlage Automatische Standseilbahn für Schiffe bis 10 m / 2 t Fotos: Lukas Denzler Das neue Kraftwerk beeindruckt. Und trotzdem bleibt die ganz grosse Freude aus. Die BKW liess nämlich verlauten, schon beim Investitions­ entscheid sei klar gewesen, dass sich das Kraftwerk – die Stromgeste­ hungskosten im Kraftwerk Hagneck betragen 10 Rp./kWh – nicht renta­ bel betreiben lasse. «Wir haben es trotzdem gebaut, weil wir an die Wasserkraft glauben», sagte Her­ mann Ineichen von der BKW. Man habe ein Zeichen setzen wollen. Frei­ lich könne man dies nicht bei jedem Grossprojekt tun. Das schwierige Marktumfeld hemme Investitionen. Laut Ineichen sind allein im Kanton Bern gegenwärtig Projekte im Umfang von rund einer Milliarde Franken nicht möglich. 14 Panorama TEC21 11/2016 INTERV IEW MIT SIMONA LUZI «Wichtig ist, dass die Emotionen stimmen» Das Baugerüst ist wesentlicher Sicherheitsfaktor und zugleich notwendiges Übel auf dem Bau. Simona Luzi führt ein Gerüstbauunternehmen und schildert, wie sie mit den widersprüchlichen Erwartungen umgeht. Interview: Thomas Ekwall Erzählen Sie uns Ihren Werdegang bis zum Einstieg 2013 im Familien­ betrieb. Der Bezug zum Bauwesen war von Anfang an gegeben: Kurz vor meiner Geburt 1985 hat sich mein Vater als Einzelunternehmer in der Baubranche selbstständig gemacht. Ich habe mich später für die Hochbauzeichneraus­ bildung entschieden, auch wenn mich der Skisport genauso sehr interessiert hätte. Nach der Lehre und der Berufsmatura wollte ich definitiv im Baugewerbe tätig sein. Nach zwei Jahren in der Bau­ leitung bin ich zum Hauptgewerbe gewechselt und habe die Bau­ führerschule in Aarau absolviert. Erst dann bin ich in den eigent­ lichen Gerüstbau eingestiegen. Sie haben als Hochbauzeichnerin beim Architekten Conradin ­Clavuot gearbeitet – hat es Ihnen dort gefallen? Sehr. Die räumlichen Überlegungen der Architekten und das ständige Abwägen von unter­ schiedlichen Varianten zu erleben war spannend, auch wenn es nicht meinem Naturell entspricht. Mir sind lineare Prozesse mit klaren Zielen und Zahlen viel lieber. Was bringen Sie im Familienbetrieb ein? Neben meinen Eindrücken aus anderen Unternehmen sicher­ lich einen neuen Führungsstil: Mein Vater ist autoritär und pflegt einen militärischen Stil. Meine Art zu führen ist eher situativ. Ich gebe die Linie und klare Parameter vor, jedoch in Rücksprache mit Team und Umfeld, um gemein­ same Ziele zu erreichen. Was unterscheidet den Gerüstbau vom restlichen Baugewerbe? Wir haben einfache Grund­ prinzipien, die sich immer wieder­ holen: Montage, Vorhaltung, Demontage. Die Gerüstbauer sind ein eigener Schlag Leute: Sie sind fleissig, arbeiten körperlich hart und haben einen enormen Berufsstolz. Der Ruf der Gerüstbaubranche ist aber umstritten, inbesondere bei den Gewerkschaften. Wie gehen Sie damit um? Der Gerüstbau ist ein raues Business, in dem Preis und Termi­ ne ganz vorn stehen. Doch das Sicherheitsbewusstsein ist in den letzten Jahren gestiegen und somit auch die Wertschätzung für Qualität. Unsere Mitarbeiter werden geschult, sauber zu arbei­ ten und respektvoll mit Bauherren und Nebenunternehmern umzu­ gehen. Sie tragen schlussendlich unser Image nach aussen. Ihr Vater ist im Förderverein für die Erhaltung der Averserstrasse tätig (vgl. TEC21 51–52/2014). Welche Ideen haben Sie für Ihre Heimatregion? Die Instandsetzung der alten Averserstrasse, die sich wie ein roter Faden durchs ganze Tal zieht, ist ein wichtiges Symbol. Wir möchten, dass die Gemein­ schaft im Tal weiterbesteht – was nicht einfach ist, weil die meisten Leute in die Stadt ziehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dort auch mitzuwirken. Welche Erfahrung würden Sie einem Jungunternehmer weitergeben? Niederlagen und negative Erfahrungen gehören dazu und stärken einen rückblickend. Wichtig ist, dass die Emotionen stimmen und ich meinen Beruf mit Freude ausübe. Wo Freude mitspielt, ist auch Fleiss und Herzblut mit dabei, die früher oder später zum Erfolg führen. Und das Umfeld? In meinem Fall muss ich eingestehen, dass die Rahmen­ bedingungen ideal waren. Meine Familie hat mich immer unter­ stützt, meine Geschwister und ich haben oft und gern mitgearbeitet, was uns eine gute Lehre für den Alltag war. • Simona Luzi (29) ist diplo­ mierte Hochbauzeichnerin und Bauführerin. Seit Anfang des Jahres ist sie Geschäftsführerin der Luzi Gerüste AG in Cazis GR. Foto: Luzi Gerüs te TEC21: Frau Luzi, Sie führen mit knapp 30 Jahren ein Unternehmen mit 20 Angestellten. Wie gehen Sie mit der Verantwortung um? Simona Luzi: Ich bin immer jemand gewesen, der es gern hat, wenn es ein bisschen kribbelig wird. Anfangs hatte ich oft schlaflose Nächte, doch mit­t­ lerweile hat sich der Tagesbetrieb gut eingependelt, und ich kann auf die Erfahrung und das Knowhow unserer Bauführer setzen. 15 TEC21 11/2016 Neues aus der Baubranche Redaktion: Danielle Fischer Jermann Die exakte Vermessung ansprechender Gebäude­ fassaden für ein Bauvorhaben ist nicht einfach. Enge Masstoleranzen und komplexe Konstruktionen stellen hohe Ansprüche an den Geometer. Aufgrund jahrzehn­ telanger Erfahrung ist die ­Firma Jermann ­anerkannte Spezialistin für anspruchsvolle Fassadenvermessun­ gen. Von der Bestands­ermittlung bei Sanierungen über die Fabrika­tionskontrolle bis zur Einmessung auf der Baustelle bietet Jermann das gesamte ver­ messungstechnische Leistungsspektrum. • www.jermann-ag.ch Belfor Belfor ist Dienstleister für Brandschutz und Umwelt­ dienstleistungen, Sanierungen von Brand-, Wasser- und Sturmschäden bis zur Wiederherstellung von Gebäu­ den. Brandschutz erhöht die Personensicherheit und vermeidet hohe Vermögensverluste. Mit der intensiven Nutzung von Räumen steigen die Anforderungen an den Brandschutz. Be­gren­zende Massnahmen sind Flucht­wege mit Brandabschnitten und Rettungs­wegen. Leitungsdurchfüh­run­­gen in Brandabschnittswänden und Decken müssen mit Abschottungssyste­men feuer­ hemmend und rauchgasdicht verschlossen werden. Um die Sicherheit zu gewähren, verwendet Belfor nur von der Vereinigung kantonaler Feuerversicherer zugelas­ sene Systeme und ist von Isolsuisse zertifiziert. • www.belfor.ch Korrigenda In der Ausgabe TEC21 5–6/2016 haben wir die Messe «appli-tech» versehentlich mit einem falschen Datum veröffentlicht. Der Anlass findet vom 7. bis 9. Februar 2018 in der Messe Luzern statt. • www.messeluzern.ch 16 Vitrine TEC21 11/2016 Neues aus der Schweizer Baumuster-Centrale Redaktion: Danielle Fischer Swisspearl Eternit (Schweiz) entwickelt aus den natürlichen Roh­ stoffen Zement, Zellstoff, Wasser, Luft und rezyklierba­ ren Armierungsfasern Produkte für die Gebäudehülle, den Innenbau und den Garten. Die Rohstoffe werden gepresst, geschnitten, getrocknet und gefärbt. Der Faser­zement im Bild wurde mit einer Stützform model­ liert und ist wetterbeständig. • www.swisspearl.ch Allega «Alucobond terra»-Verbundplatten sind inspiriert von Gesteinen. Die Oberflächen der Dekore brechen das Tageslicht in schimmernden Tönen oder weisen eine erdige Farbigkeit auf. Sie verbinden die kristalline Oberfläche von Steinplatten mit samtiger Haptik und den Vorteilen von Verbundplatten: Anders als die meisten Natursteinplatten sind sie dünn und leicht, haben aber eine hohe Biegesteife und Bruchfestig­ keit. Grosse Formate lassen sich 3K-Öko einfach und passgenau herstellen, montieren sowie durch Abkanten Der aufziehbare 3K-Ökobelag ist ein und Rundbiegen verformen. Dazu mineralischer Feinmörtelverbund weisen sie eine hohe Witterungsaus natürlichen Rohstoffen mit in­ und Farbbeständigkeit auf. • dividuell handstrukturierter Ober­ www.allega.ch fläche. Er eignet sich mit seiner Be­ lagsstärke von 4 mm für Treppen, Wände und Innenböden auch mit Bodenheizung. Er ist zementös und mineralisch, fusswarm, wärmespei­ chernd und -leitend. Die Oberflächen sind in fast jedem Farbton erhältlich. Der dampfdiffusionsoffene Belag hat ein Gewicht von 8.5 kg/m2. Er wird von Hand direkt auf einen alten oder neuen, zementösen oder anhydritgebundenen Unterlagsbo­ den eingebaut. Platten-, Kunststeinund massive Treppenbeläge können mit dem 3K-System beschichtet wer­ den. Der Belag wird nur durch lizen­ zierte 3K-Systemhalter mit gut ge­ schultem Personal eingebaut. • www.3k-oeko.ch Holcim Der von Prof. Eugen Brühwiler und seinem Team an der Eidgenössi­ schen Technischen Hochschule Lau­ sanne entwickelte Ultrahochleis­ tungs-Faserbeton weist ein hohes Verformungsvermögen und Wasserund Gasdurchlässigkeit auf. Dank Stahl- und Kunststofffasern ist er druck-, biegezug- und zugfest. Sein sehr hoher Widerstand gegen Chlorid­ein­dringung, Karbonatisie­ rung, Säureangriffe und Abrasion machen ihn langlebig. Verwendung findet er in Innen- und Aussenräu­ men bei Neubauten, für Verstärkun­ gen und Instandsetzungen. • www.holcim.ch Vitrine TEC21 11/2016 17 IN DER V ITRINE PR ÄSENTIERT Die Angaben zu Firmen, Produkten und Dienstleistungen basieren auf Firmeninformationen. Auf den Abdruck solcher Hinweise besteht kein Anspruch. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Bitte senden Sie Ihre Informationen an TEC21, Postfach, 8021 Zürich, oder an [email protected] Aepli Gerber-Vogt Dieses Mock-up der Metallfassade des Baus von Graber Pulver Archi­ tekten für die Zürcher Europaallee wurde von Aepli Metallbau entwi­ ckelt und konstruiert. Das Element vereint technischen Fachverstand mit Sinn für Ästhetik, modernes De­ sign, spezielle Materialkombinatio­ nen und eine ausdrucksvolle Archi­ tektur. Der Gebäudekomplex mit einer hinterlüfteten Bekleidungsfas­ sade an der Europaallee umfasst zwei unterschiedlich hohe Türme, die durch einen Sockelbau verbun­ den sind. Techniker und Ingenieure von Aepli setzten zusammen mit dem Fassadenplaner Atelier P3 in Zürich die Ideen und Vorstellungen der Architekten ästhetisch und tech­ nisch um. Weiter prominente Pro­ jekte der Firma sind das Biozentrum in Basel, der ETH-HIB-Bau und das Fifa-Museum in Zürich. • Die mit markierten Firmen Fenster und Fassaden aus Holz, Alu­ bzw. Produkte sind in der Schwei­ minium und Stahl bilden das Kern­ zer Baumuster-Centrale SBC.2 in geschäft der Firma Gerber-Vogt. Der Zürich vertreten. Zusammenbau der Einzelkomponen­ ten zu Fassaden- und Verglasungsele­ menten sowie die Blechbearbeitung von Aluminium, Stahl, Chromstahl www.baumuster.ch und Buntmetallen gehen dem voraus. Weitere Informationen finden Sie CNC-gesteuerte Hochleistungsma­ auch unter www.espazium.ch schinen ergänzen das handwerkli­ che Können und Fachwissen der Mitarbeiter. Die in der Baumuster-­ Centrale ausgestellten Schiebefens­ ter von Gerber-Vogt wurden für ein Projekt von Sabarchitekten Basel hergestellt. Die Glaselemente sind kombiniert mit natureloxiertem Aluminium und haben einen ver­ deckt liegenden Horizontalschiebe­ Element beschlag mit Spaltlüftungsfunktion sowie einer schmalen Mittelpartie Die Firma Element ist im Bereich der und Ansichtsbreiten. Der Fenster­ Betonvorfabrikation tätig. Beton flügel wiegt 250 kg. • bietet nahezu unbegrenzte Möglich­ www.gerber-vogt.ch keiten, die den Gestaltungswillen der Architekten seit Generationen ansprechen. Berater der Firma kön­ nen in der Konzeptphase Anregun­ gen und Varianten für die Umset­ zung von Ideen vorschlagen und Planer, Architekten oder Ingenieure bei der Entwicklung ihrer Projekte unterstützen. Die Ingenieure sind bei der Vordimensionierung oder Ausführungsstatik behilflich. Im Bild ist eine in der Baumuster-Cen­ trale ausgestellte Sammlung zu se­ hen, die in Zusammenarbeit mit Schneider & Schneider Architekten, Aarau entstand. • www.aepli.ch www.element.ch, www.schneiderschneider.ch 19 TEC21 11/2016 Normen als Partitur der Baukultur Schränken Normen per se Innovation und ­Kreativität der Planenden ein? Markus Friedli, Leiter Normen des SIA, ist überzeugt, dass dem nicht so ist. Gedanken zur Entwicklung der Normungspolitik 2017–2020. Text: Markus Friedli Foto: privat I m Leitbild zur Entwicklungs­ phase der SIA-Normungspo­ litik 2017–2020, die an der kommenden SIA-Delegiertenver­ sammlung in Zug am 22. April 2016 zur Abstimmung kommt, geht es nicht zuletzt um die Frage, wie wirksam die derzeitige Normungs­ politik ist. Als der Verfasser dieses Beitrags im Sommer 2015 begann, die Fassung der Normungspolitik für den Zeitraum der nächsten vier Jahre zu erarbeiten, war eines schon zu Beginn der Überlegungen klar: Unabhängig vom inhaltlichen «Was» und «Wie» ist ein blosses Fortschreiben des Bisherigen we­ der hinsichtlich der aktuellen und der sich abzeichnenden kommen­ den Herausforderungen noch als Ideen- bzw. Konzeptträger vertret­ bar − allein schon wegen der be­ reits in den letzten Jahren einge­ tretenen Veränderungen. Vielmehr stehen drängend grund­sätzliche Fragen an: Braucht es künftig über­ haupt noch eine Normungspolitik des SIA? Oder ist dieses strategi­ sche Instrument angesichts der digitalen Revolution, des «Building Information Modeling» und ande­ rer in kurzen Intervallen eintreten­ der Umbrüche obsolet? Gibt es noch feste Punkte der Übereinkunft im Sein und Tun für die vielseitige (Bau-)Gemeinschaft des SIA? Die Antwort auf eine solch ungeklärte Perspektive liegt darin, dass gerade sie nach agilen Syste­ men und konzeptionellen Setzun­ gen verlangt. Normen und Ordnun­ gen sind kein Heiligtum oder Selbstzweck, sondern Handlungs­ hilfen und Werkzeuge im Planen und Bauen auf der Höhe der Zeit; sie lösen planerische Aufgaben und sind ein technischer, gesellschaft­ licher und kultureller Parameter. Eine gemeinsame Sprache Das führt dazu, dass in der Nor­ mungspolitik 2017 bis 2020 noch einmal grundsätzlich definiert wird, was eine Norm ist und wie sie erarbeitet wird, wie das SIA-Normenwerk aufgebaut ist und wie der SIA seine Normen pflegt. Oder anders verstanden: Normen bilden eine möglichst klare, nach­ vollziehbare und praxisorientierte Verständigungsgrundlage – eine gemeinsame Sprache aller Baube­ teiligten. Sprachen sind ein Kultur­ gut – Normen sind Lehrgerüste der Baukultur! Wird dieses Axiom richtig verstanden und gelebt, so gleichen Normen der Partitur zu einer Musik; sie zeichnen die Li­ nien auf, auf denen der Bauherr, der Architekt und Ingenieur oder Unternehmer als Baukulturschaf­ fender seine «Noten» setzt und eine Melodie spielt – ob diese Musik gut ist oder nicht, liegt nicht in der Ver­ antwortung der Normen oder der Normungspolitik. Normen schränken die In­ novation und Kreativität von Bau­ kulturschaffenden nicht ein! • Mit Elan und viel Geschick Nach mehr als sieben Jahren in der Leitung des Sekretariats des SIA Waadt verlässt Nicole Schick unse­ ren Verein, um ihre berufliche Lauf­ bahn in der waadtländischen Ver­ waltung fortzusetzen. Mit ihrer Energie, ihrer ganzheitlichen Sichtweise von Pro­ blemen, ihrem Sinn für Kommuni­ kation und Vernetzung hat Nicole Schick Dynamik und Erneuerung in die Sektion Waadt getragen. Ob beim Vorantreiben von Dossiers, in der or­ ganisatorischen Weiterentwicklung des Sekretariats oder durch das Be­ leben des Veranstaltungswesens und der Kommunikation – sie verstand es, gemeinsam mit allen Beteiligten den SIA Waadt zu modernisieren und sei­ ne Strahlkraft zu verstärken. Das Leiten eines kleinen Teams, bei dem nicht die Hierarchie die Triebkraft ist, verlangt Rück­ sichtnahme und Sensibilität. Die ­Arbeit mit ebenso kreativen wie zum Teil unsicheren Ehrenamtlichen setzt Engagement und Flexibilität voraus. Nicole Schick besitzt all die­ se Eigenschaften und hat sie in un­ sere Dienste gestellt. Wir wollen ihr deshalb im Namen aller Ehrenamtler, die den Vorständen und Arbeitsgrup­ pen des SIA Waadt angehören oder angehörten, der Präsidentschaften und Vizepräsidentschaften, mit de­ nen sie eng zusammengearbeitet hat, und der verschiedenen Partner in­ nerhalb des SIA Schweiz an dieser Stelle Dank sagen. Vielen Dank für alles, was sie uns in diesen fast acht Jahren gegeben hat – acht Jahre, die vergangen sind wie im Flug. • Alain Oulevey, Präsident der SIA-Sektion Waadt; [email protected] Markus Friedli, dipl. Arch. ETH BSA SIA, Leiter Geschäftsbereich Normen Nicole Schick 20 TEC21 11/2016 Neue Excel-Tools für die Anwendung von SIA 2024 Das revidierte Merkblatt 2024 steht jetzt mit aktualisierten Datenblättern zur Verfügung. Begriffe und Anforderungen sind verbessert und mit den zugrunde liegenden Normen harmonisiert. Text: Martin Ménard m Oktober 2015 ist das revidier­ te Merkblatt SIA 2024 Raum­ nutzungsbedingungen für die Energie- und Gebäudetechnik er­ schienen. Das Merkblatt dient der Vereinheitlichung von Annahmen über die Raumnutzungen, insbeson­ dere über die Personenbelegung und die Nutzung von Geräten. Diese An­ nahmen sollen bei den Berechnun­ gen und Nachweisen gemäss den Energie- und Gebäudetechniknor­ men verwendet werden, wenn keine genaueren Angaben vorliegen. Eben­ falls angegeben sind nutzungs­ abhängige Anforderungen, die die thermische und schallschutztechni­ sche Behaglichkeit, die Beleuchtung und die Lüftung betreffen. Die Anforderungen gelten als Standardwerte für die Auslegung von Anlagen in einer frühen Pla­ nungsphase. Schliesslich werden typische Werte für den Leistungsund Energiebedarf in den Bereichen Geräte, Beleuchtung, Lüftung, Raum­ kühlung, Raumheizung und Warm­ wasser angegeben. Neue Raumnutzungsarten Im Rahmen der Revision wurde eine Harmonisierung der Begriffe und Anforderungen mit den zugrunde­ liegenden Normen SIA 380, 380/1, 382/1, 382/2, 384.201 und 385/1 vor­ genommen. Eine Harmonisierung im Bereich der Beleuchtung (neu SIA 387/4, in Vernehmlassung) und der Geräte (neu SIA 2056, in Erarbei­ tung) musste die Kommission auf­ grund der zeitversetzten Bearbei­ tung auf die nächste Revision vertagen. Neu hinzugekommen sind die Raumnutzungen Wohnen Mehr­ familienhaus (MFH), Wohnen Ein­ familienhaus (EFH), Labor, Ver­ Ausgabe und Darstellung der Energiebilanz mit dem Gebäude-Tool gemäss SIA 2024. kehrsfläche 24 Std. (z. B. für Spitäler) und Treppenhaus. Die beiden Wohn­ nutzungen umfassen neu jeweils die gesamte Wohnfläche inkl. Küche, Bad, Korridor etc. Die bisher sechs unterschiedlichen Verkaufsnutzun­ gen wurden auf drei zusammenge­ fasst (Lebensmittel, Fachgeschäft und «Verkauf Möbel, Bau, Garten»). Die bisherigen drei Wertebereiche «Standard», «von» und «bis» werden neu als «Standard», «Zielwert» und «Bestand» bezeichnet, wobei die Be­ standswerte für unsanierte Gebäu­ de mit einem Baujahr vor 1980 gelten. Seit Januar 2016 sind nun unter www.energytools.ch zwei Excel-Tools zum Merkblatt verfüg­ bar. Bei der Anwendung der beiden Tools sind die Festlegungen in SIA 2024 zu berücksichtigen. Das Tool SIA 2024 Raumda­ tenblätter gibt alle Eingabedaten und die Resultate der drei Wertebe­ reiche Standard, Zielwert und Be­ stand als Excel-Tabellen wieder. Zudem können die Raumdatenblät­ ter der 45 Raumnutzungen einzeln dargestellt und ausgedruckt werden. Energiebedarfsschätzung Das Gebäude-Tool gemäss SIA 2024 ermöglicht die Abschätzung des Energiebedarfs von Gebäuden an­ hand der geplanten oder vorhan­ denen Nettogeschossfläche pro Raumnutzung. Es kann zwischen Gebäuden unterschieden werden, die die Standardwerte, die Zielwer­ te oder die Bestandswerte gemäss SIA 2024 einhalten. Der thermische Energiebe­ darf für Raumkühlung, Raumwär­ me und Warmwasser kann, u ­ nter Berücksichtigung der Nutzungsgra­ de der Wärme- und Kälteerzeuger sowie der Speicher- und Verteilver­ luste, in Endenergie umgerechnet werden. Schliesslich wird die Ener­ Grafik: Martin Ménard I 21 TEC21 11/2016 giebilanz des Gebäudes für die ther­ mische Energie, die elektrische Energie sowie auf Stufe der nicht erneuerbaren Primär­energie und der Treibhausgasemissionen tabel­ larisch und grafisch ausge­geben. Diese Abschätzung gilt für frühe gen und Auslegungskriterien festge­ Planungsphasen (SIA Phase 1, 2 und legt und für die Berechnung der 3.1). Spätestens im Bauprojekt (SIA Energiebilanz verwendet werden. • Phase 3.2) müssen für die Auslegung der Anlagen die projektspezifischen Martin Ménard, dipl. Masch.-Ing. ETH Gebäudedaten, Nutzungsbedingun­ SIA, Präsident der Kommission 2024 Pensionierung perfekt geplant mögen; sie können bis zu 24 000 Fr. im Jahr betragen. Auskunft hierzu erteilt die jeweilige AHV-Zweigstel­ Ihren Altersrücktritt können Arbeitnehmer le der Gemeinde. Wenn bei Ehepaaren der an­ heute sehr flexibel handhaben. Dabei dere Partner noch berufstätig ist, sollte die Pensionsentscheidung gut mit der kann in bestimmten Fällen dessen AHV-Beitrag dazu führen, dass die ­beruflichen Vorsorge abgestimmt sein. vorzeitig pensionierte Person keine Text: Gertrud Stoller-Laternser AHV-Beiträge mehr leisten muss. Das Merkblatt 2.03 der Ausgleichs­ kassen informiert leicht verständ­ as Rücktrittsalter, die Beruf­ Dazu ein Beispiel: Beschliesst je­ lich zu diesen Aspekten, es ist online liche Vorsorge, das Alters­ mand, sich mit 61 ½ Jahren pensio­ abrufbar unter: www.ahv-iv.ch • kapital, die 1. bis 3. Säule – nieren zu lassen, dann werden die das sind Begriffe, mit denen nicht Altersleistungen auf diesen Zeit­ Gertrud Stoller-Laternser, diplomierte Sozialversicherungsexpertin, Geschäfts­ alle selbstständigen oder angestell­ punkt hin fällig. Das Erwerbsein­ führerin der Pensionskasse der Techni­ ten Planerinnen und Ingenieure auf kommen fällt weg, es müssen keine schen Verbände SIA STV BSA FSAI USIC, Anhieb etwas anfangen können. Als Pensionskassenbeiträge mehr be­ [email protected] Pensionskasse des SIA ist die PTV zahlt werden, und die Altersleistun­ die Vorsorgespezialistin und berät gen der Pensionskasse kommen zur gern zum Thema Pensionierung und Ausrichtung. Doch gilt es zu beach­ Berufliche Vorsorge. ten, dass diese tiefer ausfallen als FACHEXK URSION SI A-FOR M Das AHV-Rücktrittsalter in bei einer Pensionierung mit 65 oder der 1. Säule ist für Männer bei 65 70 Jahren. Es ist klar, weshalb: Die und für Frauen bei 64 Jahren. Die Pensionskassenleistungen werden Berufliche Vorsorge (BVG) als 2. Säu­ länger ausgerichtet, im Altersgut­ le passt sich der AHV im Grundsatz haben fehlen für die vorbezogenen Zwischen dem 7. und 9. September an, kann jedoch viel flexiblere Lö­ Jahre die Beiträge von Arbeitgeber 2016 führt SIA-Form eine drei­ sungen anbieten. Der Altersrücktritt und Arbeitnehmer, und zudem geht tägige Fachexkursion nach Berlin ist zwischen dem 58. und 70. Lebens­ der Zins verlustig. Im Jahr 2015 be­ durch. Im Fokus der Reise stehen jahr möglich – und das auf jedes trug er respektable 1.75 %, 2016 sind neben städtebaulichen und archi­ gewünschte Monatsende, also nicht es immerhin noch 1.25 %. tektonischen Besichtigungen Ge­ In diesem Beispiel kann die zwingend per Ende Jahr oder auf spräche mit Architekten, Planern den Geburtstag hin. Oftmals lassen AHV allerdings noch nicht bezogen und Verwaltungsvertretern, um die Vorsorgereglemente eine Teil­ werden, denn ein Vorbezug der AHV aus erster Hand zu erfahren, wie pensionierung in mehreren Schrit­ ist nur um ein oder zwei volle Jahre die Berufskollegen in Berlin die ten (beispielsweise im Alter 63, 66 möglich. In diesem Fall wird die enormen Herausforderungen der wachsenden Metropole angehen. und 70) zu. Ebenfalls kann anstelle Rente lebenslang um 6.8 bzw. 13.6 % der Altersrente das Alterskapital gekürzt. Somit muss die Einkom­ Stadtentwicklungsaufgaben und bzw. ein Teilalterskapital bezogen menslücke zumindest bis zum Vor­ neue Wohnmodelle sind weitere werden. bezug der AHV aus privaten Mitteln zentrale Themen der Tour. • (sia) bestritten werden. Gut geeignet sind dafür Sparguthaben aus der 3. Säu­ le. Jedoch darf nicht vergessen ­werden, dass weiterhin die Pflicht besteht, bis zum ordentlichen Rück­ DIE WACHSENDE METROPOLE trittsalter die AHV-Beiträge zu be­ Seminare zur richtigen Planung der Exkursion Architektur und Städtebau zahlen. In ihrer Höhe beziehen sie Pensionierung und weitere Infor­ in Berlin, Weitere Infos und mationen zum Thema: www.ptv.ch sich auf das Einkommen und Ver­ Anmeldung unter www.sia.ch/form D Studienreise nach Berlin 22 TEC21 11/2016 a&k – Reisen und Exkursionen Studienreise «Südliches Indien» mit Georg Leuzinger Seit der Romantik wird Indien wahrgenommen als das Land, dessen Menschen in Einklang mit Natur und Kosmos leben, als das Land der Weisen. Dem gegenüber steht das eher abwertende, «utilitaristische» Indienbild – Indien als ein Land der Rückständigkeit, der Armut und des Elends. Der Schweizer Architekt Georg Leuzinger, vor zwei Jahrzehnten als Austauschstudent zum ersten Mal nach Indien gereist, war sofort fasziniert von dem riesigen Land und seiner Kultur. Er wird uns seine Wahlheimat Karnataka zeigen und uns durch die widersprüchlichen Geschichtsbilder der indischen Moderne führen. 19. 11.–4. 12. 2016; [a&k Bulletin 1/16] Organisation/Info: [email protected] Kosten: 4150.– M i m DZ 4670.– M i m E Z 4350.– N M i m DZ 4890.– N M i m E Z Detaillierte Auskunft zu allen Reisen und auch zu den hier nicht aufgeführten Tagesexkursionen erhalten Sie auf unserer Homepage: www.a-k.sia.ch A NLASS THEM A TER MIN/CODE KOSTEN Studienreise Prag − die ­goldene Stadt; mit Tagesausflug nach Brünn Prag, die Hauptstadt der Tschechischen Republik, strahlt in neuem und altem Glanz. Einzigartige Bauwerke aus neun Jahrhunderten, Kaffeehäuser, volkstümliche Bierkneipen in den Altstadtgassen und andere liebenswerte Reminiszenzen des Lebens von einst ziehen seit jeher Besucher an die Moldau. Daneben findet man in Prag bemerkenswerte Zeugnisse der Moderne. Ein Tagesausflug nach Brno (Brünn) rundet die Reise ab. 21.–25. Juni 2016 www.a-k.sia.ch a&k Bulletin 3/15 Org./Info: Brigitte Jussel, office@ architektur inform.com 1575.– M i m D Z 1795.– M i m E Z 1655.– N M im DZ 1885.– N M im E Z Studienreise Tiflis, Kachetien, Kartli, Adscha­ rien, Batumi Im 4. Jahrhundert erstmals erwähnt, lag Tiflis einst an der Kreu­ zung der Karawanenstrassen nach Persien, Indien und China. Die georgische Hauptstadt, pittoresk gelegen auf den Hügeln über dem Fluss Kura, strahlt den Geist ihrer orientalischer Vergangen­ heit aus. Von dort aus geht es nach Kachetien am Kaukasus, wo bedeutende Sakralbauten zu entdecken sind. Letzte Etappe ist die Hafenstadt Batumi am Schwarzen Meer. Die Teilnehmer lernen die Schätze einer alten christlichen Nation kennen, die schon vielen Eindringlingen standgehalten hat. 4.–14. Sept. 2016 2900.– M i m D Z www.a-k.sia.ch 3450.– M i m E Z Zuschlag NM a&k Bulletin 3/15 Organisation und 100.– Info: Dominic Marti, [email protected] Studienreise Hamburg: Architektur und neue Quartiere Mit der Internationalen Bauausstellung IBA hat sich die Hansestadt 2013 mit einer Reihe bemerkenswerter Projekte als Architektur­ metropole positioniert – vor allem im Umfeld der HafenCity. Auf der Elbinsel Wilhelmsburg, nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt, gibt Hamburg technische und soziale Impulse für die Stadt der Zukunft. Mit der IBA konnte fortgesetzt werden, was in der Hamburger Innenstadt und im Hafenareal begann. 31. Aug.–3. Sept. 2016 www.a-k.sia.ch a&k Bulletin 1/16, Nicolas Goetz, goetz.n@swiss­ online.ch, und Stephanie Dilbert (architectours) 1500.– M i m D Z 1650.– M i m E Z 1600.– N M i m DZ 1750.– N M i m E Z Studienreise Nancy: Wiege des Designs Nancy ist bekannt für sein historisches Stadtzentrum und die drei Plätze aus dem 18. Jahrhundert, die seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Die ab 1901 in der «Schule von Nancy» zusam­ mengeschlossenen Künstler und Architekten Emile Gallé, Henri Sauvage, Louis Majorelle, Victor Prouvé u. a. prägten die Stadt, was ihre zahlreichen Jugendstilbauten belegen. Höhepunkt unserer Exkursion ist das Maison Prouvé, das der Architekt Jean Prouvé 1954 hauptsächlich aus Standardelementen herstellte. 15.–18. Sept. 2016 www.a-k.sia.ch a&k Bulletin 1/16, [email protected] 1475.– M i m DZ 1695.– M i m E Z 1550.– N M i m DZ 1780.– N M i m E Z Studienreise Kuba: Historische Architektur und frühe Moderne, Musik, Leute, Landschaft Schwerpunkt dieser Reise sind die Städte Havanna und Santiago. Nach Havanna zieht uns ein reiches Architekturerbe – vom Barock bis zum Art déco. Ebenso gehört dazu die kubanische Musikszene und Gastronomie. Zu Beginn der Reise fliegen wir in den Süden der Insel und fahren dann von Santiago de Cuba mit dem Bus zurück nach Havanna durch die Städte Camagüey, Santa Clara, Cienfuegos und Trinidad. In Havanna besuchen wir neben restaurierten Altstadtbereichen einige herausragende Bauten der frühen Moderne. 15.–25. Jan. 2017 www.a-k.sia.ch goetz.n@swiss­ online.ch, Nicolas Goetz und Eloisa Vacchini 4200.– M i m D Z 4700.– M i m E Z 4400.– N M i m DZ 4900.– N M i m E Z Weitere Informationen zu den Studienreisen und Tagesexkursionen sowie Anmeldung unter: www.a-k.sia.ch Preisstruk tur: M Mit glieder a&k; NM Nichtmit glieder a&k; E Z Einzelzimmer; DZ Doppelzimmer seit 30 Jahren – – – – Bauherrenberatung- und Vertretung Wirtschaftlichkeitsprüfungen Kostenermittlungen Submissionen www.vabm.ch [email protected] 062 298 19 88 24 Veranstaltungen TEC21 11/2016 MESSE AUSSTELLUNG 13. BIS 17. MÄRZ 2016 BIS 29. JANUAR 2017 Licht Alexander Girard Auf der Light + Building präsentiert die Industrie ihre Weltneuheiten für Licht, Elektrotechnik, Haus- und Gebäudeautomation sowie Software für das Bauwesen. Ort: Messe Frankfurt Infos: light-building.messefrankfurt.com MESSE 18. BIS 20. MÄRZ 2016 Fotos: Balthazar Korab cour tesy of The Librar y of Congress; Giardina Immo Messe An der Immo Messe Schweiz dreht sich alles um die ­Pla­nung und den Erwerb von Wohn­eigentum. Mit ih­ rer Fülle an Pro­dukten, Dienstleis­ tungen und Innovationen rund um Immobilien, Bau, Renovation, Finan­ zierung, Umwelt und Energie spricht sie sowohl Fachleute als auch Bau­ herren, Immobilienbesitzer und am Bauen Interessierte an. Während der Messe findet die zweite Fachtagung «Bauen und Gesellschaft 2016 – Wie viel Dichte erträgt der Mensch?» statt, initiiert von der SIA-Sektion St. Gallen/Appenzell. Sechs Referen­ tinnen und Referenten setzen sich mit dem Thema Dichte auseinander. Viel Raum wird der Diskussion mit den Teilnehmenden eingeräumt. Ort: Olma Messen, St. Gallen Info und Anmeldung: www.immomesse.ch www.bauenundgesellschaft.ch Alexander Girard (1907–1993) war Textildesigner und Innenarchitekt. Eines seiner bekanntesten Werke ist die Inneneinrichtung des Irwin Miller House in Columbus, Indiana, gebaut vom finnischen Meisterarchi­ tekten Eero Saarinen. Die Ausstellung präsentiert Girards Werk anhand einer Vielzahl von Textilien, Möbeln, Modelle, Kleinobjekten, Interieurs, privaten Dokumenten und Zeichnungen. Ort: Vitra Design Museum, Weil am Rhein Infos: www.design-museum.de TAGUNG KONFERENZ 26. APRIL 2016 16. UND 17. MÄRZ 2016 Light of Life Alpenbau An der Veranstaltung wird unter an­ derem der Physiknobelpreisträger Professor Hiroshi Amano von der Na­ goya-Universität einen Vortrag halten. Die erste Alpenbaukonferenz «To­ wards Net Zero Energy Buildings (NZEB)» bietet die Möglichkeit zum Erfahrungs- und Wissensaustausch. Themen sind Nullemissions-Gebäude und -Stadtquartiere, nachhaltige und energieeffiziente Bauweisen oder ­Baukultur. Ziel ist es, Strategien und Lösungsansätze für die alpinen Re­ gionen Europas zu entwickeln. Ort: EPFL, Neuchâtel Infos: www.csem.ch MESSE 16. BIS 18. MÄRZ 2016 Giardina Ort: Technische Universität München Infos: www.tum.de Urbanes Leben steht hoch im Kurs, Damit dabei die grüne Romantik in der Stadt nicht zu kurz kommt, prä­ CHRISTI A N V EDER KOLLOQU I UM sentiert die Giardina 2016 einem 31. MÄRZ UND 1. APRIL 2016 Ausstellungsbereich über die Ge­ staltung von Kleinterrassen und Balkongärten. Die grösste Wirkung Das 31. Christian Veder Kolloquium auf kleinem Raum haben solitäre wird zum Thema Baugrundverbes­ Pflanzen. Bewusst inszeniert sind serung abgehalten. sie der attraktive Mittelpunkt. Ort: Technische Universität Graz ­Neben der Inspiration können sich Infos: cvk.tugraz.at Besucher direkt auf der Messe von Fachpersonen beraten lassen. Baugrund Ort: Messe Zürich Infos: www.giardina.ch Weitere laufende Veranstaltungen finden Sie unter: www.espazium.ch 26 Vertikale Vielfalt TEC21 11/2016 PASSI V ER SOLA RGEW INN Ein Filter für Wärme und Licht Das Zürcher Stadtspital Triemli ist um ein Bettenhaus erweitert worden, das hohe Ansprüche an die Betriebs- und Energieeffizienz erfüllen muss. Die zweischichtige Glasfassade scheint funktional widersprüchlich gewählt; sie ist aber nicht nur in der Wärmebilanz ein Gewinn. Text: Paul Knüsel Glashaut mit Stufen und Winkeln: Der halbhohen, semitransparenten Brüstung folgt eine ebenfalls durchgängige Fensterfront; der Energiedurchlass wird über eine unterschiedliche Glasqualität spezifiziert. Vertikale Vielfalt TEC21 11/2016 F ast ein halbes Jahrhundert nach seiner Eröffnung hat das Stadtspital Triemli markanten Zuwachs erhalten: Das be­ stehende Hauptgebäude und der Be­ handlungstrakt im Friesenberg-Quar­ tier am Fuss des Uetlibergs werden nun um ein Bettenhaus ergänzt, das 100 m lang, 35 m breit, 50 m hoch ist. 15 Geschosse lie­ gen sichtbar über dem Boden; zwei w ­ eitere befinden sich darunter. Wie die bestehenden Gebäude der nun dreiteiligen Gruppe verfügt der ­Neuankömmling über einen eigenständigen Charakter; die städtebauliche Setzung der Baukörper erhöht dadurch die Spannung im gegenseitigen Wechselspiel. Gleichwohl halten die aussenräumlichen Beziehungen das neue Ensemble aus prägnanten Zeitzeugen z­usammen. 27 Repräsentiert der 70 m hohe Bettenturm den grosszügi­ gen Umgang mit Beton in den 1970er-Jahren, betonen Volumetrie und Tektonik des Neubaus eine zweck­ mässige, effektvolle und zeitgenössische Architektur. Hauptmerkmal ist die reflektierende Fassade aus zwei transparenten Glasschichten. Inwendig schliessen raumhohe Fenster die Bettenzimmer ab, ohne die Blickachsen von innen nach aussen zu behindern. Und davor ziert jedes Geschoss eine umlaufende Service­ schicht, deren verspiegelte Brüstung jeweils unter­ schiedlich abgewinkelte Gläser sind. Das Gebäude selbst besteht aus einem Be­ tonskelett, dem die 39 cm mächtigen Zwischendecken, die zentralen Einbauten und ein äusserer Stützenring zuzuordnen sind. Die Glas-Metall-Fassade übernimmt dagegen keine statische Funktion; die Raumfenster sind geschossweise durchgängig eingepasst. Die äussere Serviceschicht ist an die massive Gebäudestruktur ­vorgehängt. Foto: Berchtold.Lenzin L andschaf t s architek ten Gestalterisches Lichtspiel Der Glanz am neuen Bettenhaus sorgt aber nicht nur für einen deutlichen Kontrast zu den Nachbargebäuden, sondern verändert auch die Wahrnehmung des grossen Baukörpers selbst. Aus gewisser Entfernung gibt die Glasfassade die jeweils unmittelbar ändernden Wetterund Lichtverhältnisse wieder. Dagegen löst sich das Spiegelbild in der Detailansicht wie beim Zoom auf ein digitales Bild in unzählige Pixel auf. Erzeugt wird dieser reflexive Skaleneffekt zum einen durch unter­ schiedlich geneigte und abgewinkelte Glaselemente in der äusseren Brüstungsschicht, wodurch der horizon­ tale Umriss um das neue Bettenhaus zu einer Zickzack­ linie wird. Zum anderen ist das vertikale Gebäudepro­ fil abgestuft, mit einem maximalen Versatz von 2 m zwischen den Geschossen. Deren Aussenkanten bleiben jedoch immer unter dem Rand des leicht geneigten ­Gebäudedachs. Das Muster der Fassadengestaltung wurde in­ tuitiv entworfen, sowohl digital am Computer als auch analog am Gebäudemodell mit Massstab 1 : 100. Über ein Jahr lang war ein Mitarbeiter des Architekturbüros Aeschlimann Hasler Partner damit beschäftigt, jede einzelne Stufe und jeden Brüstungswinkel zu bestim­ men und die Konstruktion zusammen mit dem Fas­ sadenplaner ausführbereit weiterzuentwickeln. Die Brüstungsgläser sind zudem farblich mithilfe einer Metallbeschichtung differenziert; in der Abfolge wech­ seln sich die Scheiben jeweils in vier Tönen zwischen Blau und Silber ab. Sie sind jeweils in einen Alumi­ niumhandlauf auf einer Höhe von 1.1 m eingezogen und auf Fusshöhe an zwei Punkthaltern fixiert. Weil die Serviceschicht begehbar ist, wurden aus Sicherheits­ gründen teilvorgespannte Gläser verwendet. Stirnseitig stossen die abgewinkelten Scheiben aber nur lose an­ einander, weshalb die Fugen der halbhohen Brüstung jeweils offen sind. Vertikale Vielfalt Detailschnitt durch die Südfassade mit zwei Geschossen und unterschiedlich tiefer Serviceschicht. Energiedurchlass spezifiziert Zu den eigentlichen Vorzügen der zweiteiligen Glasfas­ sade gehört jedoch die selektive Filterfunktion: Da sich die Sonnenstrahlung in einen Wärme- und einen Lichtanteil aufteilen lässt, werden unterschiedliche Durchlassanforderungen an die Gläser definiert. Ab­ hängig ihrer Positionierung in der Aussen- oder Innen­ schicht weisen die Scheiben einander deutlich abgren­ zende Transparenzqualitäten auf. So erlauben die Raumfenster einen hohen passiven Energiegewinn, weil der Infrarotanteil des Sonnenlichts weitgehend ein­ strahlen kann (Gläser mit g-Wert > 50 %). Die äusseren TEC21 11/2016 Brüstungsscheiben besitzen dagegen einen g-Wert von durchschnittlich nur knapp 20 %, was viel Licht durch­ scheinen lässt, aber hohe Anteile der langwelligen ­Infrarotstrahlung abhalten kann. Dadurch gelingt ins­ besondere der bauphysikalische Spagat, trotz durch­ gängiger Glasfront ein weit überdurchschnittliches Energieeffizienzniveau erreichen zu können. Das neue Bettenhaus trägt das Minergie-P-Eco-Gebäudezertifikat und ist damit auf einen spezifischen Energiekonsum von rund 4 l Heizöläquivalente pro m2 ausgelegt. Bei Inangriffnahme der Ausführungsplanung waren Bauherrschaft und Planer jedoch damit konfron­ tiert, dass nirgendwo sonst ein derart niedriger Bedarf oder planerisch ein solcher Nachweis für diese Ge­bäu­ detypo­logie erbracht worden war. Der hohe Glasanteil an der Gebäudehülle erschwerte einerseits die baulichen Bedingungen, insofern eine vertiefte Abwägung zwi­ schen solarem Energiegewinn und Wärmeschutz an der Fassade durchzuführen war. Andererseits weist der hohe Grad an Belegung und Technisierung im Spital­ betrieb daraufhin, dass die Räume im neuen Bettenhaus mehr Kühl- als Heizwärmebedarf besitzen. Daraus ergab sich, dass die unterschiedlich de­ finierte Energiedurchlassqualität ein taugliches Krite­ rium für die Auswahl der jeweiligen Gläser und Fenster ist. Die Fassadenschichten selbst bilden daher einen selektiven Strahlungsfilter: Die äussere Brüstung prä­ feriert den Lichtdurchlass; die baulich stärker abge­ schirmten Raumfenster eignen sich eher für einen pas­ siven Wärmegewinn. Die Brüstung ragt zudem in das Lichtprofil der darunterliegenden Geschosse, die daher bei hohem Sonnenstand teilweise vor direkter Ein­ strahlung geschützt werden. Automatisierte Storen schirmen die Patientenzimmer gegen weitergehenden Sonnen­strahleneinfall ab. Und in der Nacht sorgt ein Lüftungsflügel, der im Raumfenster integriert ist, bei Bedarf für die erforderliche Auskühlung. Der automa­ tisierte Hitzeschutz ist vorgängig mit Simulationen und an ­einem Pilot- und Demonstrationspavillon definiert ­worden, inklusive optimaler Neigewinkel der Raff­ lamellen sowie der Querschnitt der Lüftungsflügel. Detailschnitt der Stahlkonsole und der begehbaren Serviceschicht sowie der Auf­ hängung der Glasbrüstung. Pläne: FMTEC 28 TEC21 11/2016 Vertikale Vielfalt 29 Foto: Ralph Feiner Zwei transparente Glasschichten umhüllen das Bettenhaus. Durchlässige Konstruktion beschichtung eingesetzt. Insofern zählen auch sie zu der insgesamt 15 000 m2 grossen Fassadenfläche, die es Der Wärmeschutz ist an der inneren Fassadenschicht regelmässig zu unterhalten und zu reinigen gilt. Haupt­ trotzdem konstruktiv angemessen umgesetzt: Zum einen sächlich erfolgt dies von der Serviceschicht aus – das liegt der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) der Drei­ Personal hat sich dabei an einem inwendig geführten fach-Isoliergläser unter 0.9 W/m2K, was dem bestmög­ Seil zu sichern. Zusätzlich ist auf dem Dach des Betten­ lichen Stand der Technik entspricht. Zum anderen ist hauses eine Fassadenbefahranlage installiert, die nicht die Serviceschicht thermisch getrennt mit der massiven nur für die Reinigung, sondern auch für den Austausch Gebäudestruktur verbunden. Die Stahlkonsolen, die das von Gläsern und Fenstern eingesetzt werden kann. • Aussengerüst tragen, sind so nicht direkt an die Stirn­ seite der Zwischendecken geschraubt; der 0.3 m tiefe Paul Knüsel, Redaktor Umwelt/Energie Zwischenraum ist jeweils mit Zelluloseflocken und Stein­ wolle wärmedämmend ausgefüllt. Weitere energetische Schwachstellen sind mit Vakuumpaneelen abgedeckt. Die begehbare Serviceschicht ist vor Wind und Regen nur wenig geschützt und besteht teilweise aus durchlässigen Komponenten. Den Boden bilden engma­ Bauherrschaft/Eigentümer Gesamtkosten Stadt Zürich 290 Mio. Fr. (exkl. Teuerung) schige Gitter- oder Kammroste, deren Unterseite mit abklappbaren Streckmetallelementen aus Aluminium Architektur Bauzeit Aeschlimann Hasler 2010 bis 2015 besetzt sind. Die Fugen zwischen den Glaselementen Partner Architekten, bleiben an der Brüstung ebenfalls offen. Die ursprüng­ Gebäudevolumen Zürich 212 413 m 3 (SIA 416) lich befürchtete Vogelinvasion hat sich entschärft, weil Fassadenplanung Taube, Schwalbe & Co. keine geschützten Nistplätze Gebäudefläche total FMTEC, Tägerig 61 969 m 2 (SIA 416) finden können. Zur vorsorglichen Abwehr wurden den­ noch Anschlüsse montiert, die bei Bedarf mit Tiefton­ Fassade 15 000 m 2 sendern bestückbar sind. Die transparenten Fassaden des neuen Betten­ Geschosse 17 hauses besitzen mehrere blinde Flecken: Sowohl entlang der vertikalen Gebäudekanten als auch unmittelbar Bettenzimmer 250 ­unter dem Dach sind Gläser mit emaillierter Blend­ 30 Vertikale Vielfalt TEC21 11/2016 A KTI V E SOLA RFASSA DE Schaufassade für die Forschung Ein bestehendes Laborgebäude des Schweizerischen Zentrums für ­Elektronik und Mikrotechnik CSEM in Neuenburg hat eine neue Fassade erhalten. Sie dient als Aushängeschild für die hauseigene Forschung und präsentiert bifaziale, besonders effiziente PV-Zellen. Text: Cornelia Froidevaux-Wettstein D as CSEM (Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique) in Neuenburg verfügt mit seinem Photovoltaik-Cen­ ter über eine renommierte Forschungs­ abteilung im Bereich der Solartech­ nologie. Hier wurden erstmals weisse und andersfarbige PV-Module entwickelt (vgl. «Über­ wältigende Vielfalt», TEC21 24/2014); für diese Innova­ tion erhielt das CSEM im Januar den Schweizer Um­ weltpreis 2016. Als vor drei Jahren der Entscheid fiel, eines der CSEM-Gebäude instand zu setzen, lag es denn auch nah, im gleichen Zug eine grossflächige PV-Anlage in den Bau zu integrieren. Vorgehängte PV-Fassade Die beauftragten Architekten und die Projektverant­ wortlichen des CSEM haben mit dem PV-Produzenten Meyer Burger in Thun die Idee entwickelt, eine im ­A bstand von einem Meter vorgehängte PV-Installation als neue Südfassade einzusetzen. Hinter dieser PV-Wand liegt die bestehende, fensterlose Gebäudesüdmauer – fensterlos, da sich in diesem Bereich des Gebäudes Laboratorien befinden, in denen teilweise unter Rein­ raumbedingungen gearbeitet wird. Die Ausrichtung nach Süden ist ideal, die Neigung der PV-Module an der vertikalen Wand hingegen nicht optimal; idealer­ weise betrüge sie in unseren Breitengraden ca. 30 % zur Horizontalen. Um den Abstand zwischen der PV-Fassade und der Gebäudemauer nicht ungenutzt zu lassen, verwen­ dete man vom CSEM entwickelte, sogenannte bifaziale PV-Zellen. Deren Funktionsprinzip ist einfach: Das Son­ nenlicht scheint durch die halbtransparente PV-Wand hindurch, wird an der mit einer silbrigen Farbe be­ schichteten Gebäudewand reflektiert und trifft zurück auf die Rückseite der PV-Zellen. Auf diese Weise erhöht sich der Wirkungsgrad der PV-Wand um ein knappes Fünftel. Die quadratischen, dunklen PV-Zellen wurden in transparentes Sicherheitsglas eingebettet, um ein schönes Lichtspiel zu erreichen. Die 633 m2 grosse PV-Fassade – Metallstruktur und Module – wiegt 35 t; sie umfasst 210 PV-Module von 2.34 × 1.20 m mit je 66 PV-Zellen. Die Metallstruktur ist über vier Fixierungs­ punkte pro Modul in der Gebäudemauer verankert. Bei der Bemessung der Fixierung wurde ein besonderes Augenmerk auf die Windbelastung gelegt. Neue Photovoltaiktechnologie Die verwendeten PV-Zellen funktionieren auf der Basis der sogenannten Heteroübergangs-Technologie (engl. Heterojunction Technology, HJT), die bereits in den 1990er-Jahren in Japan entwickelt wurde. Das PVCenter des CSEM und der PV-Lab der EPFL haben die Technologie nach Ablauf des Patentschutzes weiter­ entwickelt und in ihrer Wirkungsweise verfeinert. Für die Herstellung der technologisch neuartigen Module hat der Produzent Meyer Burger eine eigene Produk­ tionslinie samt neuen Maschinen entwickelt. Bei der HJT-Photozelle handelt es sich grob ge­ sagt um einen Wafer aus kristallinem Silizium, der beidseitig mit extrem dünnen Schichten von amorphem Silizium (im Nanometerbereich) sowie einer transpa­ renten und leitfähigen Antireflexionsschicht beschich­ tet wird. Rückseitig erfolgt anschliessend das Auftragen sehr dünner Metallschichten, um die Reflexion und Leitfähigkeit zu erhöhen. Schliesslich wird noch die typische Gitterstruktur aus Silber angebracht, die den Strom ins Netz leitet. Diese Technologie erreicht dank ihrer Bifazialität einen höheren Wirkungsgrad als ­Standard-PV-Zellen auf Siliziumbasis: Im Idealfall wird nahezu das Doppelte der Sonnenlichtenergie in elektrische Energie umgewandelt. Ein weiterer Vorteil ist das Temperaturverhalten: Der Leistungsabfall bei hohen Temperaturen ist gering. Zudem konnte der Anteil des für die Leitung der elektrischen Energie benötigten Silbers verringert werden, was Kosten spart. Fotos: CSEM/ Viteos; Plan: GD architec tes TEC21 11/2016 Vertikale Vielfalt Die neue, vor die Südwand gesetzte PV-Fassade ist mit einer Metallstruktur befestigt. Die Wand ist silbrig gestrichen und reflektiert das Licht, das zwischen den quadratischen PV-Zellen durch das Sicherheitsglas dringt. Die vom CSEM entwickelten bifazialen PV-Zellen nutzen dieses reflektierte Licht, was ihren Wirkungsgrad um geschätzte 10 %–20 % erhöht. Horizontalschnitt durch die Solarfassade samt Befestigung. 31 Vertikale Vielfalt Die TEC21-Redaktion meint: Die neue PV-Fassade des CSEM-Gebäudes mag eine be­ achtliche technische Leistung darstellen, in gestalteri­ scher Hinsicht wirft sie dennoch Fragen auf. Ist es zu begrüssen, wenn ein Gebäude mitten in der Stadt dem öffentlichen Raum eine geschlossene, abweisende Fas­ sade zuwendet? Zumindest auf der Fussgängerebene hätte man sich eine andere Haltung gewünscht. Dass die alte Südfassade aus den 1990er-Jahren nicht viel freundlicher anmutete, ist ein schwacher Trost. Doch immerhin haben die mit der Ertüchtigung beauftragten Architekten – GD architectes aus Neuen­ burg (vgl. Sonderheft TEC21/TRACÉS «GD architectes», Mai 2014) – die neue Fassade als Chance genutzt, um die Setzung und die Kubatur des Gebäudes zu verbessern. Die PV-Anlage ist so platziert, dass sie die glei­ che Strassenflucht aufnimmt wie das Nachbarhaus; sie überragt die alte Südfassade bis zur Höhe der postmo­ dernen Hauptfront auf der Westseite des Gebäudes, so­ dass dieses optisch als einheitlicher Kubus erscheint. Diese «Beruhigung» der Strassenfront und der Volume­ trie stellt eine eindeutige Verbesserung des ästhetisch und städtebaulich eher dürftigen Bestands dar. Ver­ mutlich war das auch die einzige Aufwertung, die auf­ grund der gegebenen Bauaufgabe mit gestalterischen Mitteln möglich war. Judit Solt, Chefredaktorin TEC21 11/2016 Ist das rentabel? Wegen der Neuheit der Technologie wird die Fassade zu Forschungszwecken beobachtet. Das CSEM wird kontinuierliche Messungen zur Bestimmung von Leis­ tung und Wirkungsgrad in Funktion der meteorologi­ schen Bedingungen durchführen; diese werden für die künftige Anwendung der Technologie nützlich sein. Auch die geschätzten Unterhaltskosten und Lebensdau­ er müssen über Erfahrungswerte bestätigt werden. Die Präsentation von hauseigener Technologie auf 633 m2 ist ein Aushängeschild für das CSEM. Die Finanzierung erfolgte mit Unterstützung der Stadt Neuen­burg und Viteos, dem Marktführer im Sektor ­erneuerbare Energien in der Region. Doch wäre diese Technologie auch anderswo wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar? Von der PV-Wand wird eine jährliche Leis­ tung von 50–60 MWh erwartet, die direkt ins Netz von Viteos eingespeist wird. Dies entspricht etwa dem Ver­ brauch von rund 15 Schweizer Modellhaushalten. Bei Energiekosten von ca. 21 Rappen für eine Kilowattstun­ de Strom resultiert ein Ertrag von knapp 13 000 Franken pro Jahr. In Anbetracht der Kosten von einer knappen Million Franken für die PV-Fassade ergibt sich eine sehr lange Amortisationsdauer. Setzt man jedoch voraus, dass solche PV-Fassa­ den in Zukunft günstiger werden, weil die Technologie und die Maschinen für ihre Herstellung bereits zur Verfügung stehen, und bezieht man die «Sauberkeit» der Energie, die ästhetischen Vorteile und die positive öffentliche Wahrnehmung als nicht monetäre Mehr­ werte mit ein, so lässt sich doch ein gewisses Rentabi­ litätspotenzial für eine solche Investition erahnen. • Cornelia Froidevaux-Wettstein, Dipl. Bauingenieurin ETH, [email protected] Vor der Instandsetzung: Die Südfassade war gegenüber der Strassenflucht zurückversetzt und niedriger als die Hauptfront auf der Westseite. Bauherrschaft Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique CSEM, Neuenburg Architektur GD architectes, Neuenburg Kosten Photovoltaikfassade 1 Mio. Fr. Nach der Instandsetzung: Die postmoderne Hauptfront mit dem Logo auf der Westseite blieb weitgehend unverändert. Neu ist die Fassade mit den PV-Elementen, die vor die bestehende Südwand gestellt wurde. Sie vereinheitlicht die Höhe des Baus und rückt ihn in die Strassenflucht. Kosten übrige Gebäudeinstandsetzung 7 Mio. Fr. Bauphase Mitte 2014–September 2015 Tragwerk Acomet SA, Collombey Photovoltaikmodule (total 633 m 2) Meyer Burger, Thun Leistung PV-Module 330 W pro Modul (210 Module), total 70 kW für die Vorderseite der PV-Fassade, plus weitere 10–20 % durch das reflektierte Sonnenlicht auf der Rückseite (geschätzt) Jährlich produzierte Energie 50–60 MWh (geschätzt) Foto: C SEM/ V iteos 32 Vertikale Vielfalt TEC21 11/2016 33 GRÜNE FASSA DEN Optisch ansprechend, ökologisch von Vorteil Grüne Gebäudefassaden liegen im Trend und besitzen grosses Potenzial zur Erhöhung der Naturvielfalt und der Erlebnisqualität im Siedlungsumfeld. Erfahrungswerte zu Unterhalt und Dauerhaftigkeit sind kaum bekannt. Text: Iris Scholl Foto: Iwan Baan W o sich rund um ein Gebäude noch un­ versiegelte Fläche zieht, lassen sich Kletterpflanzen direkt im Erdboden anpflanzen. Ist mangels Raum keine derartige Pflanzung möglich, lässt sich eine fassadengebundene Begrünung realisieren (vgl. TEC21 9/2010 «Vertikalgrün»). An Fas­ saden, die mit Pflanzen gestaltet sind, können dadurch unschöne Details verdeckt werden. Meistens jedoch sollen begrünte Fassaden die Qualität im Siedlungsraum erhöhen. In einzelnen Gemeinden werden grüne Ge­ bäudefassaden sogar für den ökologischen Ausgleich von verbauten Flächen oder zur Verbesserung der ­Grünflächenziffer angerechnet. Erholung, Lebensqualität und Mikroklima Naturnahe und grüne Räume, aber auch einzelne ­Naturelemente wie Sträucher oder Bäume haben für Menschen einen hohen Erholungswert. Denselben Effekt haben grüne Fassaden: Genauso wie andere Natur­ objekte ziehen sie Insekten an, darunter Bienen, Fliegen Das Gebäude «Virchow 16» im Novartis Campus, Basel fällt mit seiner fassadengebundenen Bepflanzung auf. Die Architektur beabsichtigt damit eine Verbindung zum angrenzenden Park und der Begrünung des Gebäudeatriums. 34 Vertikale Vielfalt Bosco Verticale, Mailand TEC21 11/2016 luftreinigende Wirkung: Der Feinstaub, etwa aus dem Verkehr, lagert sich auf Blättern und Nadeln ab und wird vom Regen wieder abgewaschen. Gleichzeitig bin­ den Blätter und Nadeln CO2 und produzieren Sauerstoff. Die zwei begrünten Hochhäuser im Porta-Nuova-Quar­ tier in Mailand sind 110 m bzw. 76 m hoch und beher­ bergen zusammen 480 Personen, 780 Bäume, deutlich über 1000 Vögel und Insekten sowie sogar über 10 000 Einzelbüsche, Blumen und Gräser. Die Vielfalt des «bosco verticale» besteht aus rund 90 Arten. Die höchs­ ten Bäume dürfen 5 bis 6 m in die Höhe wachsen; sie stehen auf unterschiedlich weit auskragenden Beton­ bal­ k onen, verteilt auf jedes zweite oder dritte Ge­ schoss. Unter anderem sind die dauerhaft grüne Stein­ eiche, die sich saisonal verfärbende Flaumeiche, die Wildbirne sowie die Blasenesche eingepflanzt und mehrfach mit Stoffbändern und einem Stahlrahmen fixiert. Zur Bewässerung wird Grundwasser benutzt, das über ein vertikales Leitungssystem über alle Stockwerke hochgepumpt und auf den einzelnen Ge­ schossen verteilt wird. Ein analog begrüntes, 110 m hohes Hochhaus ist in Chavannes-près-Renens, west­ lich von Lausanne, geplant. Architekt Stefano Boeri gewann den Wettbewerb im Herbst 2015. (pk) Bei Pflanzen, die im natürlichen Boden wurzeln und an Wänden oder Fassadenkonstruktionen emporklettern, wird von bodengebundener Begrünung gesprochen. Arten, die ohne Gerüst und Kletterhilfe auskommen, sind sogenannte Selbstklimmer. Sie klettern mithilfe von Haftwurzeln oder Haftscheiben. Zu ihnen gehören Efeu und einige Arten des wilden Weins. Gerüstklet­ terer hingegen benötigen eine Kletterhilfe. Je nach Art der Pflanze – Schlinger, Ranker oder Spreizklimmer – kann diese diagonal oder senkrecht geführt werden; sie benötigen aber eine unterschiedliche Dicke, unter­ schiedliches Material und eine angepasste Stabilität. Der beliebte Blauregen (Glyzine) ist beispielsweise ein Schlinger, der sehr alt, hoch und schwer wird. Die Klet­ terhilfe muss daher stabil und gut verankert sein. Im Gegensatz dazu genügen dem Hopfen Hanfseile zum Emporwachsen, da die oberirdischen Teile einjährig sind. Letztere sind zusammen mit den verwelkten Pflanzenresten abzuräumen und zu kompostieren. Spreizklimmer wie zum Beispiel Rosen halten sich mit Dornen fest. Starker Wind kann die Ranken jedoch leicht losreissen, daher müssen sie zusätzlich befestigt werden und brauchen regelmässige Pflege. Den grössten Pflege­ aufwand verursacht das Spalierobst, da es sorgfältig aufgebunden, regelmässig zurückgeschnitten und mit Nährstoffen versorgt werden muss. Fassadengebundene Begrünung Beim direkten Fassadenbewuchs dient die Fassade selbst als Vegetationsfläche. Dadurch wird eine Begrü­ nung in grosser Höhe ermöglicht, etwa bei hohen Häu­ Bewässerung, Architektur Steuerung sern oder wenn der Raum für eine bodengebundene Stefano Boeri Deerns Begrünung fehlt. Eine vertikale Grünfläche wird an Architetti, Mailand einer vorgehängten Fassade aufgebaut. Die Pflanzen erhalten keinen Kontakt zum Baukörper. Trotzdem muss die Gebäudehülle gegen Feuchtigkeit und Durchwurze­ und Käfer, und damit weitere Tiere, die von ihnen leben. lung geschützt sein. Als Trägermaterial dienen meist Der Natur- und Erlebniswert wird noch verstärkt durch Vliese oder Steinwolle, die ein Wasser speicherndes die Vögel, die ihrerseits durch Kleintiere oder Früchte Substrat enthalten. von Fassadenpflanzen angelockt werden. Damit leisten Heute sind verschiedene Systeme auf dem Markt, begrünte Fassaden auch einen Beitrag zur Artenvielfalt die eine flächige vertikale Begrünung erlauben. Allen­ falls müssen die Anlageteile vor Ort zusammengebaut, im dichten Siedlungsraum. In und über Städten ist es in der Regel mehrere mit Substrat gefüllt und bepflanzt werden, oder sie Grad wärmer als im Umland. Baumaterialien wie As­ werden fertig geliefert und montiert. Wasserverteilung phalt, Beton und Tonziegel heizen bei Sonneneinstrah­ und Düngung erfolgen über entsprechende Leitungen lung stark auf und geben die Hitze über Nacht wieder und ein ausgeklügeltes Steuerungssystem. Dies ist not­ ab. Begrünte Fassaden verhindern dagegen ein starkes wendig, weil die oberen Fassadenbereiche sonst schnell Aufheizen des Gebäudes und schützen Wände vor der austrocknen und das Wachstum in den unteren Berei­ UV-Einstrahlung. Zudem geben die Pflanzen Wasser ab; chen dank mehr Schatten und mehr Feuchtigkeit grösser die Verdunstung senkt die Umgebungstemperatur. Nicht ist. In jedem Fall muss die vertikale Bepflanzung opti­ umsonst ist im Sommer der Schatten von Bäumen ein mal auf Licht- und Klimaverhältnisse abgestimmt und bevorzugter Platz. Ein ebenso wichtiger Aspekt ist die die Bewässerung sorgfältig geplant sein. Nur so lassen Bauherrschaft Fondo Porta Nuova Isola / HINES Italia Tragwerksplanung Arup Foto: Stefano Boeri Architet ti Bodengebundene Begrünung TEC21 11/2016 sich abhängig von Pflanze und Klima vertikal optisch ansprechende, grüne Pflanzenwände komponieren, in den verschiedensten Grüntönen und mit unterschied­ lichen Blütenfarben. Auch die althergebrachten Pflanzenkistchen, Tröge und Töpfe, in denen sich Pflanzen ziehen lassen, sind Teil der Fassadenbegrünung. Hängepflanzen bilden auf eher kleiner Fläche etwa blühende, vertikale Polster. Gerüstranker wie zum Beispiel einjährige Bohnen klet­ tern dagegen am Balkongeländer oder an einer kleinen Kletterhilfe nach oben. Für diese Art der Begrünung braucht es meist keine speziellen baulichen Massnahmen. Foto: Iwan Baan Vor- und Nachteile begrünter Fassaden Allgemein wirken grossflächige Fassadenbegrünungen isolierend, verbessern das Raumklima, schützen sowohl vor Hitze als auch gegen Kälte und haben ein gewisses Rückhaltevermögen für Regenwasser. Allerdings kön­ nen fassadengebundene Begrünungen aus Konstruk­ tionsgründen solche Vorzüge wohl besser erfüllen als bodengebundene Systeme. Der ökologische Beitrag für die Tierwelt bei fassadengebundenen Begrünungen ist hingegen nicht näher untersucht. Da an solchen Fassa­ den spezielle Verhältnisse herrschen, sind sie nur für wenige Pflanzen- und Tierarten als ganzjähriger Le­ bensraum geeignet. Öfters fehlen wichtige Strukturen wie dürre Pflanzenstängel oder welke Blätter, an denen Insekten überwintern könnten. Zudem ist der natürlich gewachsene, grosszügig durchwurzelbare Boden ein wichtiger Bestandteil im gesamten ökologischen Haus­ halt. Nur hier kommen Mikroorganismen vor, die ver­ welkte Blätter und Blüten, abgestorbene Wurzeln und andere Pflanzenteile zu Humus umwandeln und viele andere Tiere mit einem Nahrungsangebot beliefern. Die verfügbaren Systeme vereinfachen das Er­ stellen von fassadengebundenen Begrünungen. Trotz­ dem bleibt der Aufwand für Planung, Realisierung und Pflege relativ gross. Allenfalls lässt sich dies kompen­ sieren, wenn die nicht sichtbaren Fassadenabschnitte nur reduziert gestaltet werden. Zudem sind keine Er­ fahrungswerte bekannt, wie solche Begrünungen und die Bewässerungsanlagen einen frostreichen, kalten Winter überstehen. Deshalb aber auf Fassadenbegrü­ nungen zu verzichten wäre sicher falsch. Was kann schiefgehen? Jede Pflanzenart hat ihre Standortpräferenzen, bevor­ zugt Sonne oder Schatten, braucht mehr oder weniger Nährstoffe und ist auf eine passende Kletterhilfe ange­ wiesen, wenn es sich um bodengebundene Begrünung handelt. Selbstklimmer brauchen riss- und fugenlose Wände, da sie sonst Schäden verursachen können. Bei Aussenisolationen muss die Verankerung der Kletter­ hilfe thermisch durchdacht werden, um Wärmebrücken zu vermeiden. Zudem müssen die Material aufeinander abgestimmt sein. Metallene Kletterhilfen halten eher weniger lang als hölzerne und fallen unbewachsen we­ niger auf. Einmal bewachsen, wirkt Holz hingegen stim­ Vertikale Vielfalt 35 miger in Kombination mit den Pflanzen. Zentral für alle Varianten einer Fassadenbegrünung ist die Standort­ wahl: Licht, Wind und Wetter bestimmen hauptsächlich das Pflanzenwachstum und können durch die Umge­ bung, den Schattenwurf oder die Sonnenlichtreflexion von Nachbarbauten stark beeinflusst werden. • Iris Scholl, Büro für Verhaltensforschung und Ökologie, Uster; [email protected] Novartis Campus Basel Der Novartis Campus am Basler Westufer des Rheins hat einen grünen Sprössling erhalten: Der indische Ar­ chitekt Rahul Mehrotra hat dort ein Büro- und Labor­ gebäude entworfen, dessen Westfassade und Atrium auffällig begrünt sind. Die Kletterwandkonstruktion ist mit Stahlkonsolen am Gebäude fixiert. Auf jedem Geschoss stehen 25 je 1.7 m lange Pflanztröge, deren Gesamtgewicht insgesamt 80 t beträgt. Die Konstruk­ tion ist begehbar und steht für den Unterhalt der ­Fassaden und der Pflanzen zur Verfügung. Als Kletter­ hilfe für die Pflanzen dient eine aussenliegende Kon­ struktion mit vertikalen Drahtseilen. Damit die be­ grünten Fassaden aber nicht den Ausblick aus dem Gebäude behindern, sind in jedem Geschoss ein bis zwei Glaserker angebracht. Für Vögel können sie je­ doch zu einer Falle werden. Unter den ausgewählten Kletter- und Hänge­ pflanzen befinden sich die sommergrüne Mondsame, die blühende Anemonenwaldrebe, die Rostrote Wein­ rebe, der Winterjasmin und die Kletterhimbeere. Die Pflanztröge besitzen ein Wasserreservoir; die Bewässe­ rung muss allerdings in einem geschlossenen Kreislauf gesteuert werden, um einen gleichmässigen Wasser­ stand zu garantieren. Die Pflanzen selbst wurzeln in einem mineralischen Substrat, das gegen Schädlings­ befall resistent ist. (pk) Bauherrschaft Novartis Pharma, Basel Architektur Rahul Mehrotra, RMA Architects, Mumbai / Blaser Architekten, Basel Fassadenplanung Emmer Pfenninger Partner, Münchenstein Fassadenbau Aepli Metallbau, Gossau Bepflanzung Hydroplant, Zürich / Vogt Landschaftsarchi­ tekten, Zürich 36 Stelleninserate TEC21 11/2016 TEC21 11/2016 Stelleninserate 37 38 Stelleninserate TEC21 11/2016 TEC21 11/2016 Stelleninserate 39 40 Stelleninserate TEC21 11/2016 TEC21 11/2016 Stelleninserate 41 Wir sind eine verlässliche und wirtschaftlich handelnde Stadtverwaltung mit Qualität und Engagement Die Stadt Dübendorf zeichnet sich durch eine hohe Standortgunst aus und zählt als viertgrösste Zürcher Gemeinde über 26 500 Einwohner. Im Dienste der Öffentlichkeit bieten wir rund 200 vielseitige Arbeitsplätze an. Zur Ergänzung unseres motivierten Teams Hochbau suchen wir per 1. Juni 2016 oder nach Vereinbarung eine/einen Fachspezialistin/Fachspezialisten Baukontrolle (80–100%) Ihr Aufgabengebiet umfasst • Koordination und Aufsicht über die externe Baukontrolle und Feuerpolizei • Erstellen von Baufreigaben (inklusive Auflagenkontrolle) • Koordination und Bewilligungen von Baustelleninstallationen • Aufsicht und Koordination Baukontrollen und Bauabnahmen im Rahmen des baurechtlichen Verfahrens • Bearbeitung von Reklamationen unbewilligter Bauten und Anlagen inklusive Verfassen von Verfügungen • Schlussabrechnungen Baugesuche Wir erwarten • Mehrjährige Berufserfahrung im Planungs- oder Bausektor (Fachausweis oder Hochschulabschluss in Architektur oder Ingenieur wesen von Vorteil) • Gute Kenntnisse des zürcherischen Planungs- und Baurechtes und der Brandschutzvorschriften bzw. Bereitschaft, eine entsprechende Weiter bildung zu absolvieren • Gute EDV-Kenntnisse • Kundenorientiertes und sicheres Auftreten, strukturierte und exakte Arbeitsweise • Stilsichere Ausdrucksweise beim Verfassen von Entscheiden • Verhandlungsgeschick und Teamfähigkeit • Führerausweis Kategorie B Wir bieten • Einen interessanten und verantwortungsvollen Aufgabenbereich in einem motivierten Team • Ein attraktives Arbeitsumfeld mit zeitgemässen Anstellungsbedingungen • Attraktive Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten Sind Sie interessiert? Bitte bewerben Sie sich online via www.duebendorf.ch/de/ verwaltung/jobs bis Mittwoch, 30. März 2016. Unsere Leiterin Hochbau, Andrea Pulch, 044 801 67 22 erteilt Ihnen gerne weitere Auskünfte. 42 Stelleninserate TEC21 11/2016 Das städtische Tiefbauamt sorgt für betriebssichere Strassen, Kanalisationen und Nebenanlagen, entsorgt Siedlungsabfälle und erneuert Bauten des Tiefbaus nach Massgabe ihres Zustandes. Wir suchen per sofort oder nach Vereinbarung eine/einen Die Abteilung Bau- und Feuerpolizei der Stadt Schaffhausen gestaltet die bauliche Zukunft der Stadt nach baukulturellen, ökonomischen, ökologischen und denkmalpflegerischen Grundsätzen und sucht ab sofort oder nach Vereinbarung eine/einen Kanalaufseher/Bauleiter Tiefbau (100%) Sachbearbeiterin/Sachbearbeiter Baupolizei (100 %) Ihre Aufgaben: – Bearbeitung von Bau- und Kanalanschlussgesuchen – Erstellen der Kanalisationsbewilligungen inkl. Baukontrollen – Nachführung und Betreuung des Kanalisationskatasters – Beratung der Bauherrschaften – Projekt- und Bauleitungen von Sanierungs- und Erneuerungsprojekten der Siedlungsentwässerung – Kontrolle der Bauprojekte, Siedlungsentwässerung auf technische und gesetzliche Richtigkeit Ihre Aufgaben: – Bearbeitung von Baugesuchen, Voranfragen und Vorentscheiden – Vorprüfung und Ausschreibung von Planauflagen – Verantwortung für die Aktenzirkulation – Verfassen und Genehmigen von Baubewilligungen – Beratung und Erteilung von Auskünften im Zusammenhang mit baurechtlichen Fragen – Koordination der Bauvoranfragen und Baugesuche mit internen und externen Fachstellen – Führen von Statistiken (GWR) – verantwortlich für das Bauarchiv Ihr Profil: – Abgeschlossene Berufsausbildung als Bauleiter, Bauführer, Techniker Tiefbau oder vergleichbare Ausbildung – Mehrjährige Erfahrungen im Werkleitungsbau und im allgemeinen Tiefbau – Vorzugsweise Kenntnisse im Verfahren mit öffentlichen Baugesuchen – Sicheres Auftreten gegenüber Architekten und Bauherren verbunden mit dem notwendigen Durchsetzungsvermögen – Effiziente, zuverlässige und verantwortungsbewusste Arbeitsweise – Interesse an persönlicher Weiterentwicklung/Weiterbildung Unser Angebot: – Tätigkeit mit grosser Selbstständigkeit und Eigenverantwortung – Fortschrittliche Entlöhnung und Sozialleistungen nach den Richtlinien der Stadt Schaffhausen – Arbeitsort im Herzen der Altstadt von Schaffhausen – Gründliche Einarbeitung, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten – Herausfordernde Aufgaben in einem kollegialen Team – Angenehmes Arbeitsklima in einem aufgestelltem Team Für weitere Auskünfte steht Ihnen Rolf Armbruster, unter der Telefonnummer +41 52 632 53 51 oder per E-Mail [email protected], gerne zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung, welche Sie bitte bis spätestens 20. März 2016 einsenden an: Personaldienst der Stadt Schaffhausen Loretta Schwer Stadthausgasse 10 Postfach 1000 8201 Schaffhausen [email protected] Ihr Profil: – Architekt FH, abgeschlossene Ausbildung als Hochbauzeichner, kantonaler Fachausweis Verwaltungsfachfrau/Verwaltungsfachmann im Bauwesen oder eine vergleichbare Ausbildung – gute Kenntnisse des Planungs- und Baurechts sowie der Bauordnung – Kenntnisse rund um die massgebenden Erlasse und die Bauordnung von Schaffhausen von Vorteil – sehr gute Kenntnisse der Office-Programme – Erfahrung mit GIS und GemDat von Vorteil – sorgfältige und zuverlässige Arbeitsweise sowie Kommunikationsstärke und Teamgeist – sicheres Auftreten, angenehme Umgangsformen und ein dienstleistungsorientiertes Verhalten Unser Angebot: – fortschrittliche Entlöhnung und Sozialleistungen nach den Richtlinien der Stadt Schaffhausen – Arbeitsort im Herzen der Altstadt von Schaffhausen – Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten – verantwortungsvolle Aufgaben in einem spannenden Umfeld Für weitere Auskünfte steht Ihnen Albin Sigrist, Abteilungsleiter Bau- und Feuerpolizei, unter der Telefonnummer +41 52 632 53 90 oder per E-Mail [email protected] gerne zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung, welche Sie bitte bis 31. März 2016 einsenden an: Personaldienst der Stadt Schaffhausen Loretta Schwer Stadthausgasse 10 Postfach 1000 8201 Schaffhausen E-Mail [email protected] TEC21 11/2016 Stelleninserate 43 Spreitenbach ist eine selbstbewusste, kontinuierlich wachsende Agglomerationsgemeinde im Limmattal und zählt rund 11 200 Einwoh­ ner und 7700 Arbeitsplätze. Wir suchen in der Bauverwaltung per 1. September 2016 oder nach Vereinbarung eine/einen Raumplaner/in 60% Hauptaufgaben − Durchführung und Koordination von raumplanerischen Geschäften in den Bereichen Siedlung, Umwelt und Verkehr (z.B. Sondernutzungs­ planungen, Testplanungen etc.) − Initiierung und Begleitung von Quartierentwicklungsprozessen im gesamten Gemeindegebiet − Förderung der Beteiligung der Bevölkerung bei Planungsprojekten und Quartierentwicklungsprozessen Unsere Erwartungen − Ausbildung als Raumplaner/in und Berufserfahrung in einem Planungs­ büro oder einer öffentlichen Verwaltung − Fundierte Kenntnisse und Erfahrung im Planungs­ und Umweltschutz­ recht des Kantons Aargau − Mit Vorteil Erfahrung in interdisziplinärer Arbeit − Ganzheitliches, konzeptionelles und unternehmerisches Denken und Handeln − Eigenständige und offene Persönlichkeit mit hoher Kommunikations­ kompetenz − Sehr gute mündliche und schriftliche Ausdrucksweise mit stil­ sicherem Deutsch − Teamfähig, zuverlässig, initiativ, interessiert und belastbar Unser Angebot − Mitgestaltung der räumlichen Entwicklung dieser Gemeinde − Anforderungsreiche, vielseitige und selbständige Tätigkeit in professionellem kleinerem Team − Interessante Kontakte mit Fachleuten, Behörden und der Bevölkerung − Zeitgemässe Anstellungsbedingungen, gleitende Arbeitszeit Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann senden Sie Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen bis zum 31. März 2016 an die Bauverwaltung, Poststrasse 13, 8957 Spreitenbach. Für weitere Auskünfte steht Ihnen der Bauverwalter Oliver Hager (056 418 86 31) gerne zur Verfügung. Wir sind ein mittelgrosses Bauingenieurunternehmen mit Hauptsitz in Zürich-Oerlikon und Niederlassung im Zürcher Oberland. Unsere Haupttätigkeiten liegen im Brücken-, Hoch- und Tiefbau. Zur Ergänzung unserer Teams suchen wir eine(n) versierte(n) Bauingenieur(in) FH/ETH für die Projektierung und Bauleitung von Projekten des allgemeinen und städtischen Tiefbaus sowie des Bahnbaus. Sie bringen einige Jahre Erfahrung als Projekt- und Bauleiter in diesen Gebieten mit und sind in der Lage, als Projektleiter auch anspruchsvollere Bauvorhaben initiativ und selbständig zu bearbeiten. Wir bieten Ihnen eine vielseitige Tätigkeit in einem motivierten Team. Fühlen Sie sich von dieser Herausforderung angesprochen, so erwarten wir gerne Ihre schriftliche Bewerbung ACS Partner AG Dipl. Bauingenieure ETH SIA USIC Gubelstrasse 28, Postfach 8050 Zürich 44 Stelleninserate Die Abteilung Energietechnik und Bauhygiene des Umwelt- und Gesundheitsschutzes Zürich (UGZ) sorgt im Baubewilligungsverfahren für den Vollzug der Rechtsbestimmungen zum Schutz der Umwelt und der Gesundheit sowie der Arbeitssicherheit und erbringt wichtige Beratungsleistungen gegenüber Bauwilligen und Planenden. Wir suchen auf Herbst 2016 oder nach Vereinbarung zur Ergänzung der Teams im Baubewilligungsverfahren eine/einen FachspezialistIn für energieeffizientes Bauen, 80–100 % In dieser Schlüsselfunktion mit fachlicher Führung des Fachbereichs Energetische Massnahmen sorgen Sie dafür, dass im Baubewilligungsverfahren der Vollzug der Energiegesetzgebung fortschrittlich und kongruent umgesetzt wird. Informationen zu dieser Aufgabe und zum Anforderungsprofil finden Sie unter www.stadt-zuerich.ch/jobs. Wir freuen uns auf Ihre ausführliche Bewerbung bis 15. April 2016 ausschliesslich per E-Mail [email protected] an Stadt Zürich, Umwelt- und Gesundheitsschutz, Gerti Geier, Leiterin Personalmanagement, Walchestrasse 31, Postfach, 8021 Zürich. TEC21 11/2016 Stelleninserat/Impressum TEC21 11/2016 espazium – Der Verlag für Baukultur Staffelstrasse 12, 8045 Zürich Telefon 044 380 21 55, Fax 044 380 21 57 Katharina Schober, Verlagsleitung E-Mail [email protected] Hedi Knöpfel, Assistenz E-Mail [email protected] Martin Heller, Präsident Erscheint wöchentlich, 40 Ausgaben pro Jahr ISSN-Nr. 1424-800X 142. Jahrgang, verbreitete und verkaufte Auflage: 11 216 (WEMF-beglaubigt) Adresse der Redaktion TEC21 – Schweizerische Bauzeitung Staffelstrasse 12, Postfach, 8021 Zürich Telefon 044 288 90 60, Fax 044 288 90 70 E-Mail [email protected] www.espazium.ch/tec21 Redaktion Judit Solt ( js), Chefredaktorin Nathalie Cajacob (nc), Redaktorin Tina Cieslik (tc), Architektur/Innenarchitektur Daniela Dietsche (dd), Bauingenieurwesen/Verkehr Nina Egger (ne), Gebäudetechnik Thomas Ekwall (te), Bauingenieurwesen Danielle Fischer (df), Architektur Dr. Susanne Frank (sf), Architektur Rudolf Heim (rh), Bauingenieurwesen Dr. Viola John (vj), Konstruktion/nachhaltiges Bauen Paul Knüsel (pk), Umwelt/Energie, stv. Chefredaktor Denise Neukom, Redaktionssekretärin Christof Rostert (cr), Abschlussredaktor Marko Sauer (ms), Architektur/Wettbewerbe Antonio Sedda (as), Wettbewerbstabelle Anna-Lena Walther (alw), Layout (Stämpfli AG) E-Mail-Adressen der Redaktionsmitglieder: [email protected] TEC21 online www.espazium.ch/tec21 www.baugedaechtnis.ethz.ch Korrespondenten Charles von Büren, Bautechnik/Design, [email protected] Lukas Denzler, Umwelt/natürliche Ressourcen, [email protected] Hansjörg Gadient, Architektur/Landschafts­ architektur, [email protected] Clementine Hegner-van Rooden, Bauingenieurwesen, [email protected] Dr. Lilian Pfaff, Architektur/USA, [email protected] Markus Schmid, Bauingenieurwesen, [email protected] Ruedi Weidmann, Baugeschichte/Stadtentwicklung, [email protected] Redaktion SIA-Seiten Frank Peter Jäger (fpj), Geschäftsstelle, Selnau­strasse 16, Postfach, 8027 Zürich Telefon 044 283 15 47, Fax 044 283 15 16 E-Mail [email protected] Abonnementspreise www.espazium.ch Abonnements SIA-Mitglieder Adressänderungen: SIA, Zürich Telefon 044 283 15 15, Fax 044 283 15 16 E-Mail [email protected] Nicht-SIA-Mitglieder Stämpfli AG, Bern Telefon 031 300 62 53, Fax 031 300 63 90 E-Mail [email protected] Einzelbestellungen Stämpfli AG, Bern, Telefon 031 300 62 53 [email protected], Fr. 12.– | Euro 8.– (ohne Porto) Druck Stämpfli AG, Bern Inserate Zürichsee Werbe AG, Seestrasse 86, 8712 Stäfa Telefon 044 928 56 11, Fax 044 928 56 00 E-Mail [email protected], www.zs-werbeag.ch 45 Grafisches Konzept Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich Beirat Anna Ciari, Zürich, Bauingenieurwesen Heinrich Figi, Chur, Bauingenieurwesen Markus Friedli, Frauenfeld, Architektur Markus Hubbuch, Zürich, Energie Dr. Roland Hürlimann, Zürich, Baurecht Daniel Meyer, Zürich, Bauingenieurwesen Dr. Ákos Moravánszky, Zürich, Architekturtheorie Daniel Niggli, Zürich, Architektur André Olschewski, St. Gallen, Umwelt/Raumplanung Tivadar Puskas, Basel, Bauingenieurwesen Reto Schlatter, Luzern, journalistische Qualität Dr. Martin Tschanz, Winterthur, Architektur Ariane Widmer Pham, Lausanne, Architektur/ Stadtplanung HLK-Beratung Rüdiger Külpmann, Horw, Gebäudetechnik Trägervereine Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein, SIA – www.sia.ch TEC21 ist das offizielle Publikationsorgan des SIA. Die Fachbeiträge sind Publikationen und Positionen der Autoren und der Redaktion. Die Mitteilungen des SIA befinden sich jeweils in der Rubrik «SIA». Schweizerische Vereinigung Beratender Ingenieur-Unternehmungen, usic – www.usic.ch ETH-Alumni, Netzwerk der Absolventinnen und Absolventen der ETH Zürich – www.alumni.ethz.ch Bund Schweizer Architekten, BSA – www.bsa-fas.ch Fondation ACUBE – www.epflalumni.ch/fr/prets-dhonneur Nachdruck von Bild und Text, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und mit genauer Quellenangabe. Für unverlangt eingesandte Beiträge haftet die Redaktion nicht. 46 Unvorhergesehenes TEC21 11/2016 Das Bild vom Raum D er französische Philosoph Gaston Bachelard erkundete Bilder des poetischen Raums – «Bilder des glücklichen Raums» – und, wie er präzisierte, die Befind­ lichkeiten der Menschen gegenüber diesen realen oder imaginären Räu­ men. Sein Buch «Poésie de l’espace» war zu meiner Studienzeit an der ETH Zürich Pflichtlektüre. Ich er­innere mich an eine Stelle, an der er ein Licht in einem dunklen Wald beschreibt. Es gehört zu einem Haus und versinnbildlicht menschliche Wärme und Geborgenheit. Mein persönliches Bild des glückli­ chen – oder archetypischen – Raums ist das eines ländlichen Wohnhauses in Sansibar. Die Dorfbewohner sitzen abends auf dem Barazza, der dem Haus vorgemauerten Sitzbank. Wäh­ rend sie plaudern, lesen und spielen, frisst sich der Rost über die Jahr­ zehnte ins Wellblechdach, und der Wind pudert die Wände mit dem Staub des lateritfarben Bodens. All­ mählich, würdevoll und unspekta­ kulär wird der Bau so Teil des Orts. Solche traditionellen Häuser ver­ schwinden, und die neuen sind tech­ nisch komplexer und vielschichtiger. Doch das Bild vom glücklichen Raum als ein­facher, überschaubarer und aus s­ einer Umgebung gewachsener Ort behält seine Anziehungskraft und bleibt die angestrebte, aber nicht immer getroffene Vorlage für moder­ ne Räume – auch auf Sansibar. • Foto: Danielle Fischer Text: Danielle Fischer