Vertikale Vielfalt

Werbung
11. März 2016 | Nr. 11
Schweizerische Bauzeitung
Vertikale Vielfalt
Wettbewerbe
«So muss jeder seine Verantwortung
zur richtigen Zeit wahrnehmen»
Panorama
Ökologisches Glaubensbekenntnis
Bettenhaus Triemli: ein Filter für Wärme und Licht
CSEM Neuenburg: Schaufassade für die Forschung
Grüne Fassaden: optisch ansprechend, ökologisch von Vorteil
Normen als Partitur der Baukultur
Pensionierung perfekt geplant
Editorial
TEC21 11/2016
«Vertical farm»: Der Landespavillon
der USA an der letztjährigen Welt­
ausstellung in Mailand griff das
Ernährungsthema mit einer fruchtund teilweise essbaren Wandinstal­
lation auf. Die Hängepaneele waren
mit 42 Arten an Früchten, Gemüse,
Getreide und Gräsern bepflanzt.
Coverfoto von Biber Architects.
SONDERHEFT: NEUBAU BETTEN­
H AUS TRIEMLISPITA L ZÜRICH
Die geschuppte Glashülle, die wir in
dieser Ausgabe von TEC21 vorstellen,
ist jene des neuen Bettenhauses des
Triemlispitals Zürich. Der Neubau
erfüllt baulich und betrieblich hohe
Anforderungen, und seine Energie­
versorgung orientiert sich an den
Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft;
es ist das erste Minergie-P-EcoSpitalgebäude in der Schweiz.
Ein Sonderheft zu diesem herausra­
genden Bau liegt dieser Ausgabe bei.
D
3
ie wichtigste Aufgabe der Gebäude­
hülle besteht darin, Innenräume
vor Umwelteinflüssen zu schützen.
Traditionell kommt der Fassade noch
eine weitere Rolle zu: Sie vermittelt
zwischen innen und aussen. Ihre bauphysika­
lische Beschaffenheit bestimmt, wie das Innere
belichtet, belüftet und beschallt wird; ihre
Ge­staltung wiederum prägt das Gesicht, das ein
Gebäude seiner Umgebung ­präsentiert, und
damit letztlich auch dessen B
­ edeutung für die
Öffentlichkeit.
Neue Material- und Konstruktionstechnologien
machen es möglich, dass heutige Fassaden noch
mehr leisten und einen zusätzlichen Nutzen für
das Gebäude und seine Umgebung generieren –
etwa indem sie Elektrizität, Wärme und saubere
Luft produzieren, Informationen vermitteln oder
Lebensräume für diverse Tierarten bieten.
In diesem Heft geht es um drei Varianten dieser
gewinnbringenden Konstruktionen. Wir unter­
suchen eine neuartige Photovoltaikfassade und
begrünte Fassaden, die als vertikale Gärten
das Stadtklima verbessern. Und wir ­beschäftigen
uns mit einer expressiv geschuppten Glashülle,
dank der das scheinbar Unmögliche gelang:
­einem Neubau die gewünschte städtebauliche
Präsenz als vollverglaster Kubus zu ver­leihen,
ohne auf eine höchstwertige Umsetzung des
­Wärme- und Kälteschutzes zu verzichten. Alle
drei Fassadenvariationen tragen folglich passiv
oder aktiv dazu bei, die Vielfalt der Gebäude­
funktionen im Siedlungsraum zu erhöhen.
Judit Solt,
Chefredaktorin
Paul Knüsel,
Redaktor Umwelt/Energie
Kreative Fassadengestaltung in Aluminium
Architekten wünschen sich bei der Umsetzung ihrer Entwürfe häufig individuelle Lösungen. Dies gilt
insbesondere für die Aussenhülle, denn sie ist die Visitenkarte eines Gebäudes. Wie sich eine individualisierte, einmalige Fassade aus industriell gefertigten Aluminiumprofilen entwerfen und herstellen
lässt, zeigt ein gemeinsames Projekt zwischen Meyer Gadient Architekten AG aus Luzern und der
Montana Bausysteme AG aus Villmergen.
Die St. Josef-Stiftung in Bremgarten im Kanton Aargau kümmert sich um behinderte Menschen. Da deren Räumlichkeiten
nicht mehr den geltenden Anforderungen entsprechen, wurde
im Jahr 2010 die grundlegende Sanierung und Neugestaltung
beschlossen. Die Umgestaltung sah vor, ein neues Wohnhaus
für 12 Wohngruppen mit jeweils sieben Einzelzimmern und den
dazugehörigen Nebenflächen zu bauen. Zur Planung des neuen Gebäudes wurde ein öffentlicher Architektenwettbewerb
ausgeschrieben, den die Meyer Gadient Architekten AG aus
Luzern mit ihrem Entwurf «Falling Water» gewannen. Spatenstich für den in Massivbauweise erstellten Rohbau war im Oktober 2013.
Die zentralen tragenden Kerne sowie die Aussenwände und
Decken bestehen aus massivem Stahlbeton. Die Absturzsicherung der Balkone erfolgt von der Brüstung bis zur Decke über
vertikale Glaslamellen, die durch ihre unterschiedliche Ausdrehung ein lebendiges Fassadenbild erzeugen. Die äussere Verkleidung geschieht mit perforierten Profilen aus anodisiertem
(eloxiertem) Aluminium. So entsteht ein filigranes Äusseres, das
dem Gebäude Leichtigkeit und Eleganz verleiht.
Aussenansicht der innovativen Fassade
Die von den Architekten entwickelte und gemeinsam mit den
Mitarbeitern der Montana Bausysteme AG aus Villmergen erarbeitete Metallfassade reflektiert das einfallende Licht auf unterschiedliche Weise, glitzert und erinnert an fallendes Wasser,
was dem neuen Wohnhaus schliesslich seinen Namen gibt.
Unter dem Namen MONTAFORM® Design werden den Planern
und Architekten ungewöhnliche Möglichkeiten geboten, um
ihre Ideen zu verwirklichen, es kann praktisch jedes erdenkliche Profil geformt werden. Für die kreativen und individuellen
Anforderungen der Architekten Meyer Gadient für die Aussenhülle von «Falling Water» boten sich diese Profile daher gerade
zu an. Insgesamt wurden mehr als 40 Varianten konzipiert, um
die Grundidee umzusetzen. Die Projektbeteiligten entschieden
sich schliesslich für eine Lösung aus anodisiertem Aluminium,
welches die gewünschten Effekte erzeugt.
Die Entwicklung und Herstellung dieser individuellen Fassadenkonstruktion lag den Architekten besonders am Herzen, da
sie sich bei der Gestaltung der Aussenhülle von den Fassaden
mit marktüblichen Metallprofilen abheben wollten. Sie suchten
und fanden den Partner, der ihren Anforderungen gerecht wurde, in der Montana Bausysteme AG. Sie ist in der Lage eine
individuelle, einmalige und kreative Fassadengestaltung in Metall zu realisieren.
Nach Fertigstellung des neuen Wohnhauses im Oktober 2015
interpretiert die individualisierte, rund 3’000 Quadratmeter
grosse Metallfassade die Einmaligkeit des Entwurfs täglich
neu. Die gestalterische, wie auch die materielle Qualität, liess
sich dank des Herstellers der Metallprofile so realisieren. Die
Montana Bausysteme AG zeigte sich bei diesem Projekt als der
richtige Partner, wenn es um individuelle anspruchsvolle Metallfassaden geht.
Montana Bausysteme AG
CH - 5612 Villmergen
Detailansicht
www.montana-ag.ch
Tel. +41 56 619 85 85
Inhalt
TEC21 11/2016
espazium.ch
A KTUELL
7
Wettbewerbe
«So muss jeder seine Ver­
antwortung zur richtigen
Zeit wahrnehmen»
Jetzt online:
Spekulationsobjekte: Der Immobilien­
markt zeigt weltweit ungeahnte
Auswüchse. Ein Fotoessay.
www.espazium.ch/tec21
5
10 Panorama
Ökologisches Glaubensbe­
kenntnis | «Wichtig ist, dass
die Emotionen stimmen»
19
Normen als Partitur der
Baukultur | Neue Excel­Tools
für die Anwendung von
SIA 2024 | Pensionierung
perfekt geplant | Studienreise
nach Berlin | a&k – Reisen
und Exkursionen
24 Veranstaltungen
15 Vitrine
Neues aus der Baubranche |
Neues aus der Schweizer
Baumuster­Centrale
THEM A
Fotos: Ibai Rigby; Biber Architects
TRACÉS 5–6/2016
11.3.2016
26
Vertikale Vielfalt
TSAM: sauvegarde de l’architecture
du 20 e siècle
Monuments modernes, restitution
ou conservation? | Patrimoine de
la grande échelle et transition
énergétique | Enseignement du
projet dans l’existant
www.espazium.ch/traces
archi 1/2016
15.2.2016
Vom Ausstellungsobjekt zur breitenwirksamen Anwendung: Innovative Fassaden­
systeme dienen der Gewinnung von Energie und der Biomassevielfalt.
Spazi per l’Arte in Ticino
Attorno al Museo d’Arte della Svizzera
Italiana (MASI) | I luoghi per la
conservazione | Percorrere il tempo
dello spazio
www.espazium.ch/archi
TEC21 12–13/2016
18.3.2016
26 Ein Filter für Wärme und Licht
Paul Knüsel Die Glasfassade des
Zürcher Stadtspitals Triemli
bringt nicht nur in der Wärme­
bilanz einen Gewinn.
30 Schaufassade für die Forschung
Cornelia Froidevaux­Wettstein
Natur – Gefahr – Risiko
«Mehr als ein Fünftel der Bauzonen
sind gefährdet» | Rückbau wird
zur Option | Gefahren erkannt –
und die Risiken?
www.espazium.ch/tec21
33 Optisch ansprechend,
ökologisch von Vorteil
Iris Scholl Grüne Gebäudefassa­
den erhöhen die Naturvielfalt
und die Erlebnisqualität im
Siedlungsumfeld. Erfahrungs­
werte zu Unterhalt und Dauer­
haftigkeit sind kaum bekannt.
Die neue PV­Fassade eines
CSEM­Laborgebäudes dient
als Aushängeschild für die
hauseigene Forschung.
AUSK LA NG
36 Stelleninserate
45 Impressum
46 Unvorhergesehenes
6
Ausschreibung
TEC21 11/2016
Kanton Zürich
Baudirektion
Hochbauamt
Kantonsschule Wiedikon, Zürich
Sofortmassnahmen Gebäudetechnik/
Brandschutz
Leistungsofferte Generalplaner
4. März 2016
Das Hochbauamt Kanton Zürich veranstaltet im Auftrag der Bildungs­
direktion eine Submission in Form einer Leistungsofferte im offenen Ver­
fahren für die Vergabe der Generalplanerleistungen für Instandsetzungs­
massnahmen an der Kantonsschule Wiedikon, Schrennengasse 7,
Zürich.
Aufgabe
Der Planungsauftrag beinhaltet die Realisierung (Phasen Projektierung
und Ausführung) von Sofortmassnahmen in den Bereichen Gebäude­
technik und Brandschutz am Gebäude der Kantonsschule Wiedikon und
am Turnhallentrakt.
Verfahren
Das Angebot hat gemäss den Angaben in den Submissionsunterlagen
zu erfolgen und wird aufgrund der festgelegten Zuschlagskriterien von
einem Bewertungsgremium unter der Leitung von David Vogt, Architekt
ETH SIA, Abteilungsleiter Baubereich 3, bewertet. Es umfasst eine Auf­
gabenanalyse, die Angabe von Referenzobjekten und Schlüsselpersonen
sowie eine Offerte zu den noch nicht definierten Honorarparametern.
Teilnahmeberechtigung
Teilnahmeberechtigt sind Planungsbüros mit Sitz in der Schweiz, in der
EU oder in einem Vertragsstaat des GATT/WTO­Übereinkommens über
das öffentliche Beschaffungswesen, soweit dieser Staat Gegenrecht ge­
währt.
Termine
Eingabe des Angebotes
Bewertung der Eingaben und Verfügung
bis 13. April 2016
bis 29. April 2016
Submissionsunterlagen
Die Submissionsunterlagen stehen unter www.hochbauamt.zh.ch, Rubrik
«Ausschreibungen Planungsaufträge», als Download zur Verfügung.
Architekturprojektwettbewerb zur Vergrösserung
des Schulzentrums Vignettaz in Freiburg.
Ausschreibung zu Handen von Architekten und
Landschaftsarchitekten.
Architekturprojektwettbewerb im offenen Verfahren gemäss
Reglement SIA 142, 2009.
Den Rahmen dieses Wettbewerbes bildet der Plan der schulischen
Infrastrukturen und die Umsetzung der Verwirklichung des Schulzentrums Vignettaz. Der Gemeinderat will nun zu diesem Zweck
einen Architekturprojektwettbewerb im offenen Verfahren durchführen, wobei der Bauherr bei der Durchführung des Wettbewerbes vom Büro Ruffieux Chehab architectes SA in Freiburg unterstützt wird. Es geht namentlich darum, eine Antwort auf den
steigenden Bedarf an Schulräumlichkeiten zu finden, der durch
das Bevölkerungswachstum bedingt ist. Nun gilt es, den angesichts der Sachzwänge des Standortes passendsten Vorschlag
zu ermitteln. Ziel des Wettbewerbes ist es, die optimalste Lösung
für die Durchführung der Vergrösserung des Schulkomplexes in
zwei Etappen zu erreichen.
Etappe 1: Diese soll 2 Schulstufen umfassen mit namentlich
4 Zimmern für Kindergarten, 12 Zimmern für Primarklassen, 4 Zimmern für Technisches Gestalten, 6 Zimmern für Stützunterricht
sowie 1 einfachen Turnhalle.
Etappe 2: 1 zusätzliche Schulstufe mit namentlich 2 Zimmern für
Kindergarten und 6 für Primarschulklassen, 2 Zimmern für Technisches Gestalten, 3 Zimmern für Stützunterricht und 1 Mehrzwecksaal.
Die Wettbewerbsdokumente können ab dem 19. Februar 2016
heruntergeladen werden auf www.simap.ch
Abgabe der Projekte: 17.5.2016
Abgabe der Maquetten: 6.6.2016
Zusammensetzung der Jury:
Nichtprofessionnelle Mitglieder: Jean Bourgknecht, Direktor
des Bauamtes; Antoinette de Weck, Gemeinderätin, Schuldirektorin; Marc Capellini, Dienstchef an der Schuldirektion; André
Brülhart, Schulleiter der französischsprachigen Abteilung an der
Vignettaz. Fachpersonen: Nicole Surchat-Vial, Stadtarchitektin;
Paul Humbert, Architekt; Gabriela Mazza, Architektin; Jean-Marc
Péléraux, Architekt; Guerric Péré, Landschaftsarchitekt. Stellvertreter: David Python, Architekt beim Bauamt; Jacqueline Raemy,
Schulleiterin der deutschsprachigen Abteilung an der Vignettaz.
Mitglieder als Fachberater: Charles Ducrot, Verantwortlicher
der Schulbauten; Bernard Flach, Bauökonom Regtec SA; Laurent
Simon-Vermot, Dienstchef beim Finanzamt; der/die künftige
Direktor/in des Bauamtes; der/die künftige Architekt/in beim Amt
für Stadtplanung und Architektur. Unterstützungsbüro für den
Bauherrn: Colette Ruffieux-Chehab, Architektin; Cécile Attia,
Architektin; Ruffieux- Chehab Architectes SA.
Organisation: Bauherr des vorliegenden Verfahrens ist die Stadt
Freiburg. Organisator ist das Amt für Stadtplanung und Architektur der Stadt Freiburg. Alle Kontakte während des Verfahrens
erfolgen über das Unterstützungsbüro des Bauherrn und das
Sekretariat des Wettbewerbes, und zwar an folgende Adresse:
Ruffieux-Chehab Architectes SA
Boulevard de Pérolles 18
1700 Fribourg-CH
E-Mail: [email protected]
Wettbewerbe
TEC21 11/2016
Ausschreibungen
OBJEKT/PROGR A M M
AU FTR AGGEBER
V ERFA HREN
FACHPREISGERICHT
Villa Cristina e Cantina
vini, IAC Mezzana
Repubblica e Cantone
Ticino
6501 Bellinzona
Projektwettbewerb,
selektiv, anonym,
für Teams aus
Architekten, Land­
schaftsarchitekten,
Bauingenieuren,
Bauphysikern und
Haustechnikern
Belén Alves Pfister,
Martin Boesch,
Salvatore Ferrara,
Ivano Gianola,
Sabina Snozzi
Groisman
www.simap.ch (ID 136751)
TER MINE
Bewerbung
17. 3. 2016
– in Bearbeitung
Sofortmassnahmen
Gebäudetechnik/
Brandschutz, Kantons­
schule Wiedikon, Zürich
Bildungsdirektion
vertreten durch
Hochbauamt
Kanton Zürich
8090 Zürich
Leistungsofferte,
offen,
für Generalplaner
Stadt Freiburg
1700 Freiburg
Projektwettbewerb,
offen, anonym,
für Architekten und
Landschaftsarchitekten
Keine Angaben
Abgabe
13. 4. 2016
Inserat S. 6
www.hochbauamt.zh.ch
Vergrösserung des
Schulzentrums
Vignettaz, Freiburg
www.simap.ch (ID 133675)
Organisation:
Ruffieux-Chehab
Architectes
1700 Freiburg
– konform
Paul Humbert,
Gabriela Mazza,
Jean-Marc Péléraux,
Guerric Péré,
David Python,
Nicole Surchat Vial
Abgabe
Pläne
17. 5. 2016
Modell
6. 6. 2016
Inserat S. 6
Hochschulcampus in Brig
www.simap.ch (ID 136311)
Schulanlage Walka
mit Auditorium,
Zermatt
www.simap.ch (ID 136642)
Universitäre Fernstudien Schweiz und
Fernfachhochschule
3900 Brig
Projektwettbewerb,
offen, anonym,
für Architekten
Einwohnergemeinde
Zermatt
3920 Zermatt
Projektwettbewerb,
offen, anonym,
für Architekten
Organisation:
Mona Trautmann
3960 Sierre
– in Bearbeitung
– konform
Gion Caminada,
Lorenzo Giuliani,
Domenico Iacobucci,
Roland Imhof,
Hans Ritz,
Anton Ruppen
Abgabe
Marco Bakker,
Adrian Kramp,
Thomas Pulver,
Anton Ruppen
Abgabe
Pläne
3. 6. 2016
15. 7. 2016
Modell
29. 7. 2016
Preise
Hans Raab Umweltpreis
www.umweltpreis.li
Hans Raab
Umweltpreis Stiftung
9494 Schaan
c/o Fondecta Trust
9495 Triesen
Prix Lumière SLG
2016
http://www.slg.ch/de/prix-lumiere
Schweizer Licht
Gesellschaft
3000 Bern
Entwicklung, Produk­
tion und marktgerechte
Verwertung umwelt­
gerechter Produkte.
Das Preisgeld beträgt
50 000 Euro.
Voraussetzung und
Bewerbungsunterlagen
stehen auf der Website
bereit.
Eingabe
Gesucht werden
realisierte Projekte
der Beleuchtung von
Innenräumen, bei
denen sich Lichtgestal­
tung, Lichtqualität und
Architektur zu einem
Gesamtprojekt
verbinden.
Zur Teilnahme
berechtigt sind Firmen
und Personen jeder
Herkunft (Lichtplaner,
Architekten,
Innenarchitekten,
Bauherrschaften etc.)
mit maximal drei
Projekten.
Abgabe
Weitere laufende Wettbewerbe finden Sie unter: www.konkurado.ch
Wegleitung zu Wettbewerbsverfahren: www.sia.ch/142i
31. 3. 2016
2. 5. 2016
7
8
Wettbewerbe
TEC21 11/2016
BAUENTSCHEID VOR DEM W ETTBEW ERB
«So muss jeder seine Verantwortung
zur richtigen Zeit wahrnehmen»
Im Kanton St. Gallen entscheidet das Volk künftig bei Wettbewerben nicht
mehr über das Siegerprojekt, sondern über die Bestellung.
Kantonsbaumeister Werner Binotto erläutert, was sich ändert.
TEC21: Herr Binotto, Sie streben
schon seit Langem eine Änderung
des Planungsverfahrens an. Wes­
halb braucht es diesen Wechsel?
Werner Binotto: Der
wesentliche Vorteil liegt darin,
dass nun das parlamentarische
Verfahren, die Abstimmung und
die Planung eine logische Ordnung
und Abfolge erhalten.
War das bisher nicht der Fall?
Bis anhin wurden Bau­
vorhaben im Budget eingestellt,
danach der Wettbewerb durchge­
führt, und erst auf Stufe Vorpro­
jekt oder Projekt kam das Vorha­
ben ins Parlament oder an die
Urne. Das bedeutet jeweils einen
ein- bis zweijährigen Planungs­
stopp, um die politischen Ent­
scheide einzuholen. Dies führt zu
enormen Koordinationsverlusten.
Und wenn das Vorhaben an der
Urne scheitert, müssen die Pla­
nungskosten komplett abgeschrie­
ben werden. Das ist weder effizient
noch logisch – und es kostet viel.
Wie sieht nun das neue Verfahren
des Kantons St. Gallen aus?
Der Verwaltung muss wie
bisher die Bedürfnisplanung
vornehmen. Darin werden Stand­
ort, Programm und ein Kostendach
definiert. Über diesen Grundsatz­
entscheid gibt es danach ein
parlamentarisches Verfahren, und
dann ist der Weg frei für den
Wettbewerb und die Umsetzung.
Worüber entscheiden die Stimm­
bürger, wenn noch kein Projekt
vorhanden ist?
Das ist der wichtigste
Punkt des neuen Verfahrens. Die
Bürger sollen sich äussern, ob sie
zum Beispiel eine Schule errichten
wollen oder nicht. Sie stimmen ab
über den Standort, das Raumpro­
gramm und das Kostendach. Ob
diese Schule dann rot oder blau ist,
steht nach der Abstimmung nicht
mehr zur Debatte. So wird die
Umsetzung wieder eine Aufgabe
des Hochbauamts, während
Regierung, Parlament und Volk zu
einem viel früheren Zeitpunkt
und auf einer strategischen Ebene
Einfluss nehmen können.
Welche konkreten Vorteile bringt
das neue Verfahren?
In erster Linie können auf
diese Weise Kosten gespart wer­
den, da es zu weniger Doppel­
spurigkeiten kommt, die während
des Planungsstopps entstehen.
Die Umsetzung beginnt gleich
nach dem Wettbewerb. Es gibt
keine Reibungsverluste, und alle
Beteiligten tragen den Schwung
aus dem Wettbewerb direkt in
die Planung.
Gibt es auch für die Planer
Vorteile?
Ich sehe für die Planer eine
wesentliche Verbesserung. Auch
für die Büros ist der Unterbruch in
der Planung mit hohen Kosten
ver­bunden, da sie die Ressourcen
halten müssen oder einen Wissens­
verlust erleiden. Daneben gibt es
noch den Aspekt der Planungs­
sicherheit. Im Kanton St. Gallen
erleben wir dies zum Glück
nur selten, aber aus meiner Zeit als
Planer kenne ich die Situation,
dass es Siegerprojekte gibt, die nie
gebaut werden. Sei es, weil sich die
Finanzplanung ändert, Projekte an
Werner Binotto ist seit 2006
St. Galler Kantonsbaumeister.
Zuvor führte der Architekt
zusammen mit Diego Gähler ein
Büro in St. Gallen.
der Urne scheitern oder die Nutzer
das Programm ändern. Unter
diesem Gesichtspunkt ist die
öffentliche Hand eine unsichere
Bauherrin. Mit unserem Vorgehen
erhöhen wir die Planungssicherheit.
Dieses Verfahren kennt man im
Fürstentum Liechtenstein schon
seit geraumer Zeit.
Als ich in St. Gallen noch
ein eigenes Büro geführt habe,
gewannen wir zwei Wettbewerbe
im Fürstentum. Es war ein ange­
nehmer Unterschied zu den Wett­
bewerben in der Schweiz, dass
wir umgehend mit der Planung
beginnen konnten. Diese Erfah­
rung hat bestimmt dazu beigetra­
gen, dass ich mich für den Wechsel
stark gemacht habe.
Das Kostendach ist ein wesent­
liches Element des Verfahrens.
Wie lässt es sich festlegen, wenn
noch kein Projekt vorhanden ist?
Das Hochbauamt hat ein
eigenes Tool entwickelt, um die
Kosten zu ermitteln. Diese Berech­
Foto: Marko Sauer
Interview: Marko Sauer
Wettbewerbe
F o t o : R o m a n K e l l e r, B l u e A r c h i t e c t s & R u p r e c h t A r c h i t e k t e n
TEC21 11/2016
nungen legen wir offen. Damit ist
für alle Planer ersichtlich, von
welchen Kosten wir ausgehen und
wie sie sich zusammenstellen.
Es gibt mit der Bauherrenreserve
einen Posten für Unvorhergesehe­
nes, der dem Projekt zwar nicht
zusteht, den wir aber mit einer
Begründung aktivieren können.
Das hiesse dann «design to cost»?
Das Stichwort ist bei
Planern nicht sehr beliebt. Aber
ich weiss nicht, was daran ver­
kehrt sein soll. Wenn ich als
Bauherr einen plausiblen Kosten­
rahmen definiere, dann ist es
doch selbstverständlich, dass ihn
die Planer einhalten.
Verhindert das Kostendach
nicht innovative Projekte?
Und was passiert mit Projekten,
die darüber hinausschiessen?
Projekte, die den Kosten­
rahmen sprengen, haben im Wettbewerb keine Chance auf einen
ersten Rang. Für herausragende
Projekte, die viel zitierten «Leucht­
türme», werden wir ein entspre­
chend höheres Budget beantragen.
Wenn man als Architekt die
Kosten während des Entwurfs
in der Konzeptphase bewusst
beachtet, entwickelt sich eine
andere Kultur im Umgang mit
diesen Vorgaben. Ich habe als
Architekt die Kosten immer als
Leitplanke empfunden und nicht
als Hindernis für den Entwurf.
Häufig sind es Änderungen im
Raumprogramm oder bei den
Nutzerwünschen, die die Kosten
in die Höhe treiben. Wie wollen Sie
dies in den Griff bekommen?
Was für die Stimmbürger
zutrifft, gilt auch für die Nutzer:
Sie müssen sich früh festlegen und
dann bei dieser Entscheidung
bleiben. Mit dem neuen Verfahren
bringen wir alle Beteiligten dazu,
zum richtigen Zeitpunkt ihre Verantwortung wahrzunehmen. Dies
umfasst ebenfalls die Verwaltung.
Dort gab es übrigens auch Beden­
ken gegen den Richtungswechsel.
Was waren die Einwände?
Es braucht viel Überzeu­
gungsarbeit, um einen eingespiel­
Kosten senken beim Bauen
Die Regierung des Kantons St. Gallen stellte 2013 mit
dem Bericht zur «Neugestaltung des Immobilienma­
nagements» eine Strategie vor, um bei kantonalen Bau­
projekten Kosten zu sparen. Nun liegt die neue «Immo­
bilienverordnung» vor, die auf dem Bericht basiert und
unter anderem festlegt, welche Stationen ein Baupro­
jekt durchläuft: Startphase, Projektskizze und Projekt­
definition bereiten den Kreditbeschluss vor. Erst da­
nach wird ein Architekturwettbewerb durchgeführt.
Damit wird die Effizienz der Planung gesteigert und
das Risiko von Abschreibern verkleinert. (ms)
Als erstes Projekt nach dem neuen Regime wurde 2011
bis 2012 die Sportanlage Riet in Sargans erstellt.
9
ten Prozess zu ändern. Häufig
habe ich Ängste vor einer Verände­
rung gespürt. Besonders bei uns
im Hochbauamt wussten wir zu
Beginn noch nicht, wie dies die
Zusammenarbeit mit den Bestel­
lern verändern würde. Unter dem
Strich übernehmen wir wieder
mehr Verantwortung für den
gesamten Prozess und müssen
dafür geradestehen. Doch ich finde,
dass die klassischen Fragen nach
«venustas, utilitas, firmitas», die
immer noch jedes Gebäude definie­
ren, bei uns Baufachleuten gut
aufgehoben sind.
Gibt es schon erste Erfahrungen?
Als Testprojekt haben wir
die Sportanlage Riet in Sargans
und das Kantonale Fischereizent­
rum in Steinach nach den neuen
Regeln durchgeführt. Die Turn­
halle steht bereits, das Fischerei­
zentrum ist noch in Planung.
Ich persönlich ziehe eine positive
Bilanz, aber wir müssen noch
warten, wie das Verfahren bei der
Bevölkerung ankommt. •
Panorama
10
TEC21 11/2016
H AGNECK
Ökologisches Glaubensbekenntnis
Das Wasserkraftwerk am Bielersee setzt neue Massstäbe bezüglich
­Ökologie, Denkmalschutz und Architektur. Der Makel: Unter den
gegenwärtigen Marktbedingungen lässt es sich nicht rentabel betreiben.
Foto: BK W
Text: Lukas Denzler
Altes und neues Kraftwerk Hagneck mit dem Umgehungsgewässer in einer Aufnahme vom März 2015.
M
it der Juragewässerkorrek­
tion und dem Bau des
Hagneckkanals im Berner
Seeland entstand Ende des 19.
Jahrhunderts eine neue Landschaft
(vgl. «Der Hagneck­kanal in neuem
Kleid», TEC21 39/2015). Damit die
Aare in den Bielersee fliessen konn­
te, musste der Kanal durch den
Seerücken geführt werden. Mit der
Zeit begann die Aare sich einzugra­
ben. und die steilen Böschungen
im Hagneckeinschnitt drohten ab­
zurutschen.
Abhilfe schuf erst der Bau
eines Wehrs bei der Mündung des
Kanals in den Bielersee, das die
Voraussetzungen für die Nutzung
der Wasserkraft schuf. Es waren
Pioniere aus Biel und dem Kanton
Bern, die den Bau des Kraftwerks
Hagneck vorantrieben. 1899 in Be­
trieb genommen, war es das Grün­
dungskraftwerk der BKW, der
­Bernischen Kraftwerke.
Nach hundert Jahren war die Zeit
für einen Ersatz der alten Anlage
gekommen. Erste Pläne dazu ent­
standen 1994. Die tiefen Strom­
marktpreise um die Jahrtausend­
wende stellten das Vorhaben aber
infrage. Dennoch fiel 2004 der
Grundsatzentscheid für den Bau
­eines neuen Kraftwerks. Das Hoch­
wasser 2005 bestätigte zudem, dass
auch der Hochwasserschutz verbes­
sert werden musste. Durch das alte
Wehr konnte im Hochwasserfall
nicht genug Wasser abfliessen.
geschützte Aue von nationaler Be­
deutung und ein wichtiges Vogel­
schutzgebiet. Vertiefte Untersu­
chungen zeigten, dass das alte
Wehr nicht erhalten werden konnte.
Als Gegenleistung für dessen Ab­
bruch wurde den Projektverantwort­
lichen jedoch auferlegt, einen Ge­
staltungswettbewerb für das neue
Kraftwerk und dessen Umgebung
durchzuführen.
Den Wettbewerb gewonnen
hat das Team mit dem Architekten
Christian Penzel, dem Bauingenieur
Martin Valier und dem Land­schafts­
Durchbruch dank
architekten Raymond Vogel (vgl.
Gestaltungswettbewerb
«Wasserkraftwerk Hagneck», TEC21
16-17/2010). Ihn habe die Aufgabe
Mit den ersten Projektideen stiessen interessiert, ein Infrastrukturbau­
die Bielersee Kraftwerke – das Kraft­ werk optimal in eine so sensible
werk Hagneck gehört je zur Hälfte Landschaft einzubetten, sagt Chris­
der Stadt Biel und der BKW – jedoch tian Penzel. Und das ist dem Team
auf Ablehnung. Zum einen war das auch gelungen. Der wohl entschei­
alte Wehr denkmalgeschützt. Zum dende Einfall war, die Wehrbrücke
anderen ist das Hagneckdelta eine nicht oben auf den Pfeilern zu füh­
Panorama
TEC21 11/2016
Fotos: Lukas Denzler
ren, sondern rund 3 m tiefer zu legen
und vor der grossen Maschi­nenhalle
vorbeizuführen. Laut Penzel konn­
ten so Kraftwerk und Wehr plastisch
in Erscheinung gebracht und die
Anschlussbauwerke tief gehalten
werden. Dadurch kommt die Anlage
optimal zur Geltung und gliedert
sich harmonisch in die Landschaft
ein. Das neue Maschinen­gebäude
weist mit den grossen Fenstern eine
ähnliche Grunddisposition auf wie
das alte Kraftwerk.
Der Wettbewerb habe sich
als Glücksfall erwiesen, sagte
Andreas Stettler, der Verwaltungs­
ratspräsident der Bielerseekraft­
werke, an der offiziellen Eröffnung.
Das Kraftwerk sei ideal in die Land­
schaft integriert. Auch Hermann
Ineichen, Mitglied der Konzern­
leitung der BKW, ist von dem Re­sul­
tat überzeugt. Aus seiner Sicht ist
das Kraftwerk Hagneck gegenwärtig
das eleganteste und schönste Was­
serkraftwerk der Schweiz.
­spezieller Zement verwendet werden.
Die gewünschte Färbung wurde des­
halb mit einem Farbzuschlag erzielt.
Bis der gewünschte erdig-warme
Farbton vorlag, waren laut Penzel
­zahlreiche Versuche nötig. Für das
Umgehungsgewässer und die Umge­
bungsgestaltung verwendete man
Jurakalksteinblöcke, insgesamt
9800 Tonnen.
Von der ersten Idee bis zum
fertigen Bauwerk ergaben sich viele
Anpassungen. Dank dem Einsatz von
BIM (Building Information Mode­
ling, vgl. TEC21 42/2015) konnten
die Änderungen in die laufende Pla­
nung integriert werden (vgl. «Kraft­
werk aus Daten», TEC21 45/2013).
Das Kraftwerk nutzt das Ge­
fälle von maximal 9.15 m zwischen
dem Hagneckkanal und dem Bieler­
see. Die neue Anlage erzeugt 30 %
mehr Strom als das alte Kraftwerk.
Die zwei grossen Rohrturbinen im
neuen Maschinenhaus steuern den
grössten Teil dazu bei (vgl. Kennzah­
len, S. 12). Hinzu kommen zwei klei­
nere Turbinen, die das Wasser für
Spannende Wegführung
die Speisung des Umgehungsgewäs­
Insbesondere vom nördlichen Zu­ sers nutzen. Von den fünf alten Tur­
gangsweg ergeben sich spannende binen wird zudem eine weiter be­
Blicke auf das alte und das neue trieben. Die jährlich erzeugten 110
Kraftwerk. Dazu trägt auch die neue GWh Strom decken den Bedarf von
Brücke über den alten Oberwasser­ 27 500 Haushalten oder einen Drittel
kanal bei. Weiter fällt die farbliche des gesamten Strombedarfs der
Einbettung des Bauwerks auf. Sie Stadt Biel. Speziell ist, dass auch ein
nimmt die Farbe des Molassefelses sogenannter Schwarzstart möglich
auf, der beim Hagneckeinschnitt an ist. Sollte das Stromnetz einmal
die Oberfläche tritt. Ursprünglich komplett ausfallen, benötigt ein
war Beton mit Jurakalk vorgesehen. Kraftwerk Notstromaggregate, um
Um der Alkali-Aggregat-Reaktion aus eigener Kraft wieder starten zu
vorzubeugen, musste jedoch ein können.
Das Maschinenhaus ist in das Wehr integriert. Über die Wehr­
brücke führt eine beliebte Veloroute entlang des Bielersees.
11
Gestaltete Fischwanderhilfe
Ohne ökologische Ausgleichsmass­
nahmen lässt sich ein solches Pro­
jekt nicht realisieren. Dazu ­zählen
die Fischwanderhilfen. Denn im
Bielersee und in der Aare kommen
mindestens 37 Fischarten vor, die
das Kraftwerk gefahrlos passieren
können sollen.
Ein Gerinne, das einem na­
türlichen Bach nachempfunden ist,
verbindet den Abschnitt unterhalb
des Wehrs sowie den alten Unter­
wasserkanal mit dem Hagneckkanal.
Damit die Fische den Einstieg finden,
bedarf es einer Lockströmung. Im
Sommer werden dafür insgesamt
3800 l/s, im Winter 2400 l/s einge­
setzt. Weitere 2000 l/s speisen das
Umgehungsgerinne. Die für die
Fisch­wanderhilfe benötigte Wasser­
menge entspricht somit 1.4 bis 1.8 %
der Ausbauwassermenge.
Spezielle Einrichtungen
beim Turbineneinlauf sollen zudem
absteigende Fische ins Umgehungs­
gerinne leiten. Ein eben gestartetes
Monitoring wird klären, wie gut die
Fischwanderhilfe für den Auf- und
Abstieg funktioniert.
Als weitere ökologische
Massnahme wird der ehemalige
Unterwasserkanal in eine Auen­
landschaft umgewandelt. Auch an
wandernde Käfer hat man gedacht.
Ein in die Wehrbrücke integrierter
Kiesstreifen soll die Querung erleich­
tern. Die Kosten der ökologischen
Massnahmen belaufen sich auf knapp
10 % der gesamten Investitionskosten
von rund 150 Mio. Franken.
Das Umgehungsgewässer bietet kleineren und grössern Fischen
verschiedene Auf- und Abstiegsmöglichkeiten an.
12
Panorama
TEC21 11/2016
Schwierige
Rahmenbedingungen
Im alten Maschinenhaus bleibt eine Turbine in Betrieb. Künftig dient das
­Gründungskraftwerk der BKW Schulklassen und Besuchern als Anschauungsobjekt.
Den Einwand, die ökologischen
Massnahmen verteuerten die Was­
serkraft unverhältnismässig, lässt
Barbara Egger-Jenzer, Vorsteherin
der Direktion für Bau, Verkehr und
Energie des Kantons Bern, nicht
gelten. Ohne Berücksichtigung der
Ökologie könne heute gar nichts
mehr gebaut werden. Die Regie­
rungsrätin ist fest davon überzeugt,
dass die Wasserkraft in der Schweiz
die wichtigste Stromerzeugungs­
quelle bleibt und die aktuelle Krise
überwunden wird. Derzeit ist nur
nicht klar, wie. Eine kluge Politik
und vielleicht auch andere Rah­
menbedingungen sind nötig, damit
Wasserkraft, Natur, Landschaft und
unsere Denkmäler nicht auf der
­Strecke bleiben. Und damit darüber
hin­aus die Chance besteht, dass gute
Ar­chitektur entstehen kann. •
Lukas Denzler, dipl. Forst-Ing. ETH /
Journalist, [email protected]
Das neue Kraftwerk nimmt den Farbton des Molassefelses in der Umgebung auf
und fügt sich damit harmonisch ins Gesamtbild.
PROJEKTBETEILIGTE
Bauherrschaft
Bielersee Kraftwerke, Biel
Koordination
Gebäude­technik/Sanitär
Grünig & Partner, Liebfeld
Gesamtplanung
BKW Energie, Bern
Gebäudetechnik
Marcel Rieben Ingenieure,
Bern
Architektur
Penzel Valier, Zürich
Elektroplanung
eproplan, Gümligen
Bauingenieurwesen/
Trag­konstruktion
Penzel Valier, Chur
Bauphysik
Gartenmann Engineering,
Bern
Landschaftsarchitektur
Raymond Vogel Landschaften,
Zürich
Umweltbaubegleitung
Prona, Biel
Baugrube und Wasserhaltung
CSD Ingenieure, Liebefeld
K ENNZA HLEN K R A FT­
W ERK UND W EHR A NLAGE
Turbinen
– 2 Rohrturbinen (Kaplan) mit
einer installierten Leistung
von je 10.4 MW
– 1 Turbine mit einer Leistung
von 0.28 MW, angetrieben
durch das Wasser, das für die
Erzeugung der Lockströmungen benötigt wird
– 1 Turbine mit einer Leistung
von 0.03 MW, angetrieben
durch Wasser, das für das
Verteilbecken im Umgehungs­
gerinne benötigt wird
– 1 Turbine mit 3 MW Leis­
tung im alten Kraftwerk
(Wiederinbetriebnahme
Ende 2016)
Stromproduktion
110 GWh/Jahr
Ausbauwassermenge
320 m3/s
Maximales Gefälle
(Hagneckkanal–Bielersee)
9.15 m
Baukosten
150 Mio. Fr.
Konzessionsdauer
80 Jahre
Mittlerer Abfluss der Aare
177 m3/s
Auslegung Wehr
Abfluss 2700 m3/s
(Jahrtausendhochwasser)
Bootstransportanlage
Automatische Standseilbahn
für Schiffe bis 10 m / 2 t
Fotos: Lukas Denzler
Das neue Kraftwerk beeindruckt.
Und trotzdem bleibt die ganz grosse
Freude aus. Die BKW liess nämlich
verlauten, schon beim Investitions­
entscheid sei klar gewesen, dass sich
das Kraftwerk – die Stromgeste­
hungskosten im Kraftwerk Hagneck
betragen 10 Rp./kWh – nicht renta­
bel betreiben lasse. «Wir haben es
trotzdem gebaut, weil wir an die
Wasserkraft glauben», sagte Her­
mann Ineichen von der BKW. Man
habe ein Zeichen setzen wollen. Frei­
lich könne man dies nicht bei jedem
Grossprojekt tun. Das schwierige
Marktumfeld hemme Investitionen.
Laut Ineichen sind allein im Kanton Bern gegenwärtig Projekte im
Umfang von rund einer Milliarde
Franken nicht möglich.
14
Panorama
TEC21 11/2016
INTERV IEW MIT SIMONA LUZI
«Wichtig ist, dass die Emotionen stimmen»
Das Baugerüst ist wesentlicher Sicherheitsfaktor und zugleich notwendiges
Übel auf dem Bau. Simona Luzi führt ein Gerüstbauunternehmen
und schildert, wie sie mit den widersprüchlichen Erwartungen umgeht.
Interview: Thomas Ekwall
Erzählen Sie uns Ihren Werdegang
bis zum Einstieg 2013 im Familien­
betrieb.
Der Bezug zum Bauwesen
war von Anfang an gegeben: Kurz
vor meiner Geburt 1985 hat sich
mein Vater als Einzelunternehmer
in der Baubranche selbstständig
gemacht. Ich habe mich später
für die Hochbauzeichneraus­
bildung entschieden, auch wenn
mich der Skisport genauso sehr
interessiert hätte. Nach der Lehre
und der Berufsmatura wollte ich
definitiv im Baugewerbe tätig sein.
Nach zwei Jahren in der Bau­
leitung bin ich zum Hauptgewerbe
gewechselt und habe die Bau­
führerschule in Aarau absolviert.
Erst dann bin ich in den eigent­
lichen Gerüstbau eingestiegen.
Sie haben als Hochbauzeichnerin
beim Architekten Conradin
­Clavuot gearbeitet – hat es Ihnen
dort gefallen?
Sehr. Die räumlichen
Überlegungen der Architekten und
das ständige Abwägen von unter­
schiedlichen Varianten zu erleben
war spannend, auch wenn es nicht
meinem Naturell entspricht. Mir
sind lineare Prozesse mit klaren
Zielen und Zahlen viel lieber.
Was bringen Sie im Familienbetrieb ein?
Neben meinen Eindrücken
aus anderen Unternehmen sicher­
lich einen neuen Führungsstil:
Mein Vater ist autoritär und pflegt
einen militärischen Stil. Meine Art
zu führen ist eher situativ. Ich
gebe die Linie und klare Parameter
vor, jedoch in Rücksprache mit
Team und Umfeld, um gemein­
same Ziele zu erreichen.
Was unterscheidet den Gerüstbau
vom restlichen Baugewerbe?
Wir haben einfache Grund­
prinzipien, die sich immer wieder­
holen: Montage, Vorhaltung,
Demontage. Die Gerüstbauer
sind ein eigener Schlag Leute: Sie
sind fleissig, arbeiten körperlich
hart und haben einen enormen
Berufsstolz.
Der Ruf der Gerüstbaubranche ist
aber umstritten, inbesondere bei
den Gewerkschaften. Wie gehen
Sie damit um?
Der Gerüstbau ist ein raues
Business, in dem Preis und Termi­
ne ganz vorn stehen. Doch das
Sicherheitsbewusstsein ist in den
letzten Jahren gestiegen und
somit auch die Wertschätzung für
Qualität. Unsere Mitarbeiter
werden geschult, sauber zu arbei­
ten und respektvoll mit Bauherren
und Nebenunternehmern umzu­
gehen. Sie tragen schlussendlich
unser Image nach aussen.
Ihr Vater ist im Förderverein für
die Erhaltung der Averserstrasse
tätig (vgl. TEC21 51–52/2014).
Welche Ideen haben Sie für Ihre
Heimatregion?
Die Instandsetzung der
alten Averserstrasse, die sich wie
ein roter Faden durchs ganze Tal
zieht, ist ein wichtiges Symbol.
Wir möchten, dass die Gemein­
schaft im Tal weiterbesteht – was
nicht einfach ist, weil die meisten
Leute in die Stadt ziehen.
Ich könnte mir gut vorstellen,
dort auch mitzuwirken.
Welche Erfahrung würden
Sie einem Jungunternehmer
weitergeben?
Niederlagen und negative
Erfahrungen gehören dazu und
stärken einen rückblickend.
Wichtig ist, dass die Emotionen
stimmen und ich meinen Beruf
mit Freude ausübe. Wo Freude
mitspielt, ist auch Fleiss und
Herzblut mit dabei, die früher oder
später zum Erfolg führen.
Und das Umfeld?
In meinem Fall muss ich
eingestehen, dass die Rahmen­
bedingungen ideal waren. Meine
Familie hat mich immer unter­
stützt, meine Geschwister und ich
haben oft und gern mitgearbeitet,
was uns eine gute Lehre für den
Alltag war. •
Simona Luzi (29) ist diplo­
mierte Hochbauzeichnerin
und Bauführerin.
Seit Anfang des Jahres ist sie
Geschäftsführerin der
Luzi Gerüste AG in Cazis GR.
Foto: Luzi Gerüs te
TEC21: Frau Luzi, Sie führen mit
knapp 30 Jahren ein Unternehmen
mit 20 Angestellten. Wie gehen Sie
mit der Verantwortung um?
Simona Luzi: Ich bin
immer jemand gewesen, der es
gern hat, wenn es ein bisschen
kribbelig wird. Anfangs hatte ich
oft schlaflose Nächte, doch mit­t­
lerweile hat sich der Tagesbetrieb
gut eingependelt, und ich kann
auf die Erfahrung und das Knowhow unserer Bauführer setzen.
15
TEC21 11/2016
Neues aus
der Baubranche
Redaktion: Danielle Fischer
Jermann
Die exakte Vermessung ansprechender Gebäude­
fassaden für ein Bauvorhaben ist nicht einfach. Enge
Masstoleranzen und komplexe Konstruktionen stellen
hohe Ansprüche an den Geometer. Aufgrund jahrzehn­
telanger Erfahrung ist die ­Firma Jermann ­anerkannte
Spezialistin für anspruchsvolle Fassadenvermessun­
gen. Von der Bestands­ermittlung bei Sanierungen
über die Fabrika­tionskontrolle bis zur Einmessung
auf der Baustelle bietet Jermann das gesamte ver­
messungstechnische Leistungsspektrum. •
www.jermann-ag.ch
Belfor
Belfor ist Dienstleister für Brandschutz und Umwelt­
dienstleistungen, Sanierungen von Brand-, Wasser- und
Sturmschäden bis zur Wiederherstellung von Gebäu­
den. Brandschutz erhöht die Personensicherheit und
vermeidet hohe Vermögensverluste. Mit der intensiven
Nutzung von Räumen steigen die Anforderungen an
den Brandschutz. Be­gren­zende Massnahmen sind
Flucht­wege mit Brandabschnitten und Rettungs­wegen.
Leitungsdurchfüh­run­­gen in Brandabschnittswänden
und Decken müssen mit Abschottungssyste­men feuer­
hemmend und rauchgasdicht verschlossen werden. Um
die Sicherheit zu gewähren, verwendet Belfor nur von
der Vereinigung kantonaler Feuerversicherer zugelas­
sene Systeme und ist von Isolsuisse zertifiziert. •
www.belfor.ch
Korrigenda
In der Ausgabe TEC21 5–6/2016 haben wir die
Messe «appli-tech» versehentlich mit einem falschen
Datum veröffentlicht. Der Anlass findet vom 7. bis
9. Februar 2018 in der Messe Luzern statt. •
www.messeluzern.ch
16
Vitrine
TEC21 11/2016
Neues aus der Schweizer Baumuster-Centrale
Redaktion: Danielle Fischer
Swisspearl
Eternit (Schweiz) entwickelt aus den natürlichen Roh­
stoffen Zement, Zellstoff, Wasser, Luft und rezyklierba­
ren Armierungsfasern Produkte für die Gebäudehülle,
den Innenbau und den Garten. Die Rohstoffe werden
gepresst, geschnitten, getrocknet und gefärbt. Der
Faser­zement im Bild wurde mit einer Stützform model­
liert und ist wetterbeständig. •
www.swisspearl.ch
Allega
«Alucobond terra»-Verbundplatten
sind inspiriert von Gesteinen. Die
Oberflächen der Dekore brechen das
Tageslicht in schimmernden Tönen
oder weisen eine erdige Farbigkeit
auf. Sie verbinden die kristalline
Oberfläche von Steinplatten mit
samtiger Haptik und den Vorteilen
von Verbundplatten: Anders als die
meisten Natursteinplatten sind sie
dünn und leicht, haben aber eine
hohe Biegesteife und Bruchfestig­
keit. Grosse Formate lassen sich
3K-Öko
einfach und passgenau herstellen,
montieren sowie durch Abkanten
Der aufziehbare 3K-Ökobelag ist ein und Rundbiegen verformen. Dazu
mineralischer Feinmörtelverbund weisen sie eine hohe Witterungsaus natürlichen Rohstoffen mit in­ und Farbbeständigkeit auf. •
dividuell handstrukturierter Ober­
www.allega.ch
fläche. Er eignet sich mit seiner Be­
lagsstärke von 4 mm für Treppen,
Wände und Innenböden auch mit
Bodenheizung. Er ist zementös und
mineralisch, fusswarm, wärmespei­
chernd und -leitend. Die Oberflächen
sind in fast jedem Farbton erhältlich.
Der dampfdiffusionsoffene Belag
hat ein Gewicht von 8.5 kg/m2.
Er wird von Hand direkt auf einen
alten oder neuen, zementösen oder
anhydritgebundenen Unterlagsbo­
den eingebaut. Platten-, Kunststeinund massive Treppenbeläge können
mit dem 3K-System beschichtet wer­
den. Der Belag wird nur durch lizen­
zierte 3K-Systemhalter mit gut ge­
schultem Personal eingebaut. •
www.3k-oeko.ch
Holcim
Der von Prof. Eugen Brühwiler und
seinem Team an der Eidgenössi­
schen Technischen Hochschule Lau­
sanne entwickelte Ultrahochleis­
tungs-Faserbeton weist ein hohes
Verformungsvermögen und Wasserund Gasdurchlässigkeit auf. Dank
Stahl- und Kunststofffasern ist er
druck-, biegezug- und zugfest. Sein
sehr hoher Widerstand gegen
Chlorid­ein­dringung, Karbonatisie­
rung, Säureangriffe und Abrasion
machen ihn langlebig. Verwendung
findet er in Innen- und Aussenräu­
men bei Neubauten, für Verstärkun­
gen und Instandsetzungen. •
www.holcim.ch
Vitrine
TEC21 11/2016
17
IN DER V ITRINE PR ÄSENTIERT
Die Angaben zu Firmen, Produkten
und Dienstleistungen basieren auf
Firmeninformationen. Auf den
Abdruck solcher Hinweise besteht
kein Anspruch. Die Redaktion
behält sich Kürzungen vor.
Bitte senden Sie Ihre Informationen
an TEC21, Postfach, 8021 Zürich,
oder an [email protected]
Aepli
Gerber-Vogt
Dieses Mock-up der Metallfassade
des Baus von Graber Pulver Archi­
tekten für die Zürcher Europaallee
wurde von Aepli Metallbau entwi­
ckelt und konstruiert. Das Element
vereint technischen Fachverstand
mit Sinn für Ästhetik, modernes De­
sign, spezielle Materialkombinatio­
nen und eine ausdrucksvolle Archi­
tektur. Der Gebäudekomplex mit
einer hinterlüfteten Bekleidungsfas­
sade an der Europaallee umfasst
zwei unterschiedlich hohe Türme,
die durch einen Sockelbau verbun­
den sind. Techniker und Ingenieure
von Aepli setzten zusammen mit
dem Fassadenplaner Atelier P3 in
Zürich die Ideen und Vorstellungen
der Architekten ästhetisch und tech­
nisch um. Weiter prominente Pro­
jekte der Firma sind das Biozentrum
in Basel, der ETH-HIB-Bau und das
Fifa-Museum in Zürich. •
Die mit
markierten Firmen
Fenster und Fassaden aus Holz, Alu­
bzw. Produkte sind in der Schwei­
minium und Stahl bilden das Kern­
zer Baumuster-Centrale SBC.2 in
geschäft der Firma Gerber-Vogt. Der
Zürich vertreten.
Zusammenbau der Einzelkomponen­
ten zu Fassaden- und Verglasungsele­
menten sowie die Blechbearbeitung
von Aluminium, Stahl, Chromstahl
www.baumuster.ch
und Buntmetallen gehen dem voraus.
Weitere Informationen finden Sie
CNC-gesteuerte Hochleistungsma­
auch unter www.espazium.ch
schinen ergänzen das handwerkli­
che Können und Fachwissen der
Mitarbeiter. Die in der Baumuster-­
Centrale ausgestellten Schiebefens­
ter von Gerber-Vogt wurden für ein
Projekt von Sabarchitekten Basel
hergestellt. Die Glaselemente sind
kombiniert mit natureloxiertem
Aluminium und haben einen ver­
deckt liegenden Horizontalschiebe­ Element
beschlag mit Spaltlüftungsfunktion
sowie einer schmalen Mittelpartie Die Firma Element ist im Bereich der
und Ansichtsbreiten. Der Fenster­ Betonvorfabrikation tätig. Beton
flügel wiegt 250 kg. •
bietet nahezu unbegrenzte Möglich­
www.gerber-vogt.ch
keiten, die den Gestaltungswillen
der Architekten seit Generationen
ansprechen. Berater der Firma kön­
nen in der Konzeptphase Anregun­
gen und Varianten für die Umset­
zung von Ideen vorschlagen und
Planer, Architekten oder Ingenieure
bei der Entwicklung ihrer Projekte
unterstützen. Die Ingenieure sind
bei der Vordimensionierung oder
Ausführungsstatik behilflich. Im
Bild ist eine in der Baumuster-Cen­
trale ausgestellte Sammlung zu se­
hen, die in Zusammenarbeit mit
Schneider & Schneider Architekten,
Aarau entstand. •
www.aepli.ch
www.element.ch,
www.schneiderschneider.ch
19
TEC21 11/2016
Normen als Partitur
der Baukultur
Schränken Normen per se Innovation und
­Kreativität der Planenden ein? Markus Friedli,
Leiter Normen des SIA, ist überzeugt, dass
dem nicht so ist. Gedanken zur Entwicklung
der Normungspolitik 2017–2020.
Text: Markus Friedli
Foto: privat
I
m Leitbild zur Entwicklungs­
phase der SIA-Normungspo­
litik 2017–2020, die an der
kommenden SIA-Delegiertenver­
sammlung in Zug am 22. April 2016
zur Abstimmung kommt, geht es
nicht zuletzt um die Frage, wie
wirksam die derzeitige Normungs­
politik ist.
Als der Verfasser dieses
Beitrags im Sommer 2015 begann,
die Fassung der Normungspolitik
für den Zeitraum der nächsten vier
Jahre zu erarbeiten, war eines
schon zu Beginn der Überlegungen
klar: Unabhängig vom inhaltlichen
«Was» und «Wie» ist ein blosses
Fortschreiben des Bisherigen we­
der hinsichtlich der aktuellen und
der sich abzeichnenden kommen­
den Herausforderungen noch als
Ideen- bzw. Konzeptträger vertret­
bar − allein schon wegen der be­
reits in den letzten Jahren einge­
tretenen Veränderungen. Vielmehr
stehen drängend grund­sätzliche
Fragen an: Braucht es künftig über­
haupt noch eine Normungspolitik
des SIA? Oder ist dieses strategi­
sche Instrument angesichts der
digitalen Revolution, des «Building
Information Modeling» und ande­
rer in kurzen Intervallen eintreten­
der Umbrüche obsolet? Gibt es noch
feste Punkte der Übereinkunft im
Sein und Tun für die vielseitige
(Bau-)Gemeinschaft des SIA?
Die Antwort auf eine solch
ungeklärte Perspektive liegt darin,
dass gerade sie nach agilen Syste­
men und konzeptionellen Setzun­
gen verlangt. Normen und Ordnun­
gen sind kein Heiligtum oder
Selbstzweck, sondern Handlungs­
hilfen und Werkzeuge im Planen
und Bauen auf der Höhe der Zeit;
sie lösen planerische Aufgaben und
sind ein technischer, gesellschaft­
licher und kultureller Parameter.
Eine gemeinsame Sprache
Das führt dazu, dass in der Nor­
mungspolitik 2017 bis 2020 noch
einmal grundsätzlich definiert
wird, was eine Norm ist und wie
sie erarbeitet wird, wie das
SIA-Normenwerk aufgebaut ist und
wie der SIA seine Normen pflegt.
Oder anders verstanden: Normen
bilden eine möglichst klare, nach­
vollziehbare und praxisorientierte
Verständigungsgrundlage – eine
gemeinsame Sprache aller Baube­
teiligten. Sprachen sind ein Kultur­
gut – Normen sind Lehrgerüste der
Baukultur! Wird dieses Axiom
richtig verstanden und gelebt, so
gleichen Normen der Partitur zu
einer Musik; sie zeichnen die Li­
nien auf, auf denen der Bauherr,
der Architekt und Ingenieur oder
Unternehmer als Baukulturschaf­
fender seine «Noten» setzt und eine
Melodie spielt – ob diese Musik gut
ist oder nicht, liegt nicht in der Ver­
antwortung der Normen oder der
Normungspolitik.
Normen schränken die In­
novation und Kreativität von Bau­
kulturschaffenden nicht ein! •
Mit Elan und
viel Geschick
Nach mehr als sieben Jahren in der
Leitung des Sekretariats des SIA
Waadt verlässt Nicole Schick unse­
ren Verein, um ihre berufliche Lauf­
bahn in der waadtländischen Ver­
waltung fortzusetzen.
Mit ihrer Energie, ihrer
ganzheitlichen Sichtweise von Pro­
blemen, ihrem Sinn für Kommuni­
kation und Vernetzung hat Nicole
Schick Dynamik und Erneuerung in
die Sektion Waadt getragen. Ob beim
Vorantreiben von Dossiers, in der or­
ganisatorischen Weiterentwicklung
des Sekretariats oder durch das Be­
leben des Veranstaltungswesens und
der Kommunikation – sie verstand es,
gemeinsam mit allen Beteiligten den
SIA Waadt zu modernisieren und sei­
ne Strahlkraft zu verstärken.
Das Leiten eines kleinen
Teams, bei dem nicht die Hierarchie
die Triebkraft ist, verlangt Rück­
sichtnahme und Sensibilität. Die
­Arbeit mit ebenso kreativen wie zum
Teil unsicheren Ehrenamtlichen
setzt Engagement und Flexibilität
voraus. Nicole Schick besitzt all die­
se Eigenschaften und hat sie in un­
sere Dienste gestellt. Wir wollen ihr
deshalb im Namen aller Ehrenamtler,
die den Vorständen und Arbeitsgrup­
pen des SIA Waadt angehören oder
angehörten, der Präsidentschaften
und Vizepräsidentschaften, mit de­
nen sie eng zusammengearbeitet hat,
und der verschiedenen Partner in­
nerhalb des SIA Schweiz an dieser
Stelle Dank sagen. Vielen Dank für
alles, was sie uns in diesen fast acht
Jahren gegeben hat – acht Jahre, die
vergangen sind wie im Flug. •
Alain Oulevey, Präsident der SIA-Sektion
Waadt; [email protected]
Markus Friedli, dipl. Arch. ETH BSA
SIA, Leiter Geschäftsbereich Normen
Nicole Schick
20
TEC21 11/2016
Neue Excel-Tools
für die Anwendung von SIA 2024
Das revidierte Merkblatt 2024 steht jetzt mit aktualisierten
Datenblättern zur Verfügung. Begriffe und Anforderungen sind verbessert
und mit den zugrunde liegenden Normen harmonisiert.
Text: Martin Ménard
m Oktober 2015 ist das revidier­
te Merkblatt SIA 2024 Raum­
nutzungsbedingungen für die
Energie- und Gebäudetechnik er­
schienen. Das Merkblatt dient der
Vereinheitlichung von Annahmen
über die Raumnutzungen, insbeson­
dere über die Personenbelegung und
die Nutzung von Geräten. Diese An­
nahmen sollen bei den Berechnun­
gen und Nachweisen gemäss den
Energie- und Gebäudetechniknor­
men verwendet werden, wenn keine
genaueren Angaben vorliegen. Eben­
falls angegeben sind nutzungs­
abhängige Anforderungen, die die
thermische und schallschutztechni­
sche Behaglichkeit, die Beleuchtung
und die Lüftung betreffen.
Die Anforderungen gelten
als Standardwerte für die Auslegung
von Anlagen in einer frühen Pla­
nungsphase. Schliesslich werden
typische Werte für den Leistungsund Energiebedarf in den Bereichen
Geräte, Beleuchtung, Lüftung, Raum­
kühlung, Raumheizung und Warm­
wasser angegeben.
Neue Raumnutzungsarten
Im Rahmen der Revision wurde eine
Harmonisierung der Begriffe und
Anforderungen mit den zugrunde­
liegenden Normen SIA 380, 380/1,
382/1, 382/2, 384.201 und 385/1 vor­
genommen. Eine Harmonisierung
im Bereich der Beleuchtung (neu SIA
387/4, in Vernehmlassung) und der
Geräte (neu SIA 2056, in Erarbei­
tung) musste die Kommission auf­
grund der zeitversetzten Bearbei­
tung auf die nächste Revision
vertagen. Neu hinzugekommen sind
die Raumnutzungen Wohnen Mehr­
familienhaus (MFH), Wohnen Ein­
familienhaus (EFH), Labor, Ver­
Ausgabe und Darstellung der Energiebilanz mit dem Gebäude-Tool gemäss SIA 2024.
kehrsfläche 24 Std. (z. B. für Spitäler)
und Treppenhaus. Die beiden Wohn­
nutzungen umfassen neu jeweils die
gesamte Wohnfläche inkl. Küche,
Bad, Korridor etc. Die bisher sechs
unterschiedlichen Verkaufsnutzun­
gen wurden auf drei zusammenge­
fasst (Lebensmittel, Fachgeschäft
und «Verkauf Möbel, Bau, Garten»).
Die bisherigen drei Wertebereiche
«Standard», «von» und «bis» werden
neu als «Standard», «Zielwert» und
«Bestand» bezeichnet, wobei die Be­
standswerte für unsanierte Gebäu­
de mit einem Baujahr vor 1980 gelten.
Seit Januar 2016 sind nun
unter www.energytools.ch zwei
Excel-Tools zum Merkblatt verfüg­
bar. Bei der Anwendung der beiden
Tools sind die Festlegungen in SIA
2024 zu berücksichtigen.
Das Tool SIA 2024 Raumda­
tenblätter gibt alle Eingabedaten
und die Resultate der drei Wertebe­
reiche Standard, Zielwert und Be­
stand als Excel-Tabellen wieder.
Zudem können die Raumdatenblät­
ter der 45 Raumnutzungen einzeln
dargestellt und ausgedruckt werden.
Energiebedarfsschätzung
Das Gebäude-Tool gemäss SIA 2024
ermöglicht die Abschätzung des
Energiebedarfs von Gebäuden an­
hand der geplanten oder vorhan­
denen Nettogeschossfläche pro
Raumnutzung. Es kann zwischen
Gebäuden unterschieden werden,
die die Standardwerte, die Zielwer­
te oder die Bestandswerte gemäss
SIA 2024 einhalten.
Der thermische Energiebe­
darf für Raumkühlung, Raumwär­
me und Warmwasser kann, u
­ nter
Berücksichtigung der Nutzungsgra­
de der Wärme- und Kälteerzeuger
sowie der Speicher- und Verteilver­
luste, in Endenergie umgerechnet
werden. Schliesslich wird die Ener­
Grafik: Martin Ménard
I
21
TEC21 11/2016
giebilanz des Gebäudes für die ther­
mische Energie, die elektrische
Energie sowie auf Stufe der nicht
erneuerbaren Primär­energie und
der Treibhausgasemissionen tabel­
larisch und grafisch ausge­geben.
Diese Abschätzung gilt für frühe gen und Auslegungskriterien festge­
Planungsphasen (SIA Phase 1, 2 und legt und für die Berechnung der
3.1). Spätestens im Bauprojekt (SIA Energiebilanz verwendet werden. •
Phase 3.2) müssen für die Auslegung
der Anlagen die projektspezifischen Martin Ménard, dipl. Masch.-Ing. ETH
Gebäudedaten, Nutzungsbedingun­ SIA, Präsident der Kommission 2024
Pensionierung perfekt geplant
mögen; sie können bis zu 24 000 Fr.
im Jahr betragen. Auskunft hierzu
erteilt die jeweilige AHV-Zweigstel­
Ihren Altersrücktritt können Arbeitnehmer
le der Gemeinde.
Wenn bei Ehepaaren der an­
heute sehr flexibel handhaben. Dabei
dere Partner noch berufstätig ist,
sollte die Pensionsentscheidung gut mit der
kann in bestimmten Fällen dessen
AHV-Beitrag dazu führen, dass die
­beruflichen Vorsorge abgestimmt sein.
vorzeitig pensionierte Person keine
Text: Gertrud Stoller-Laternser
AHV-Beiträge mehr leisten muss.
Das Merkblatt 2.03 der Ausgleichs­
kassen informiert leicht verständ­
as Rücktrittsalter, die Beruf­ Dazu ein Beispiel: Beschliesst je­ lich zu diesen Aspekten, es ist online
liche Vorsorge, das Alters­ mand, sich mit 61 ½ Jahren pensio­ abrufbar unter: www.ahv-iv.ch •
kapital, die 1. bis 3. Säule – nieren zu lassen, dann werden die
das sind Begriffe, mit denen nicht Altersleistungen auf diesen Zeit­ Gertrud Stoller-Laternser, diplomierte
Sozialversicherungsexpertin, Geschäfts­
alle selbstständigen oder angestell­ punkt hin fällig. Das Erwerbsein­ führerin der Pensionskasse der Techni­
ten Planerinnen und Ingenieure auf kommen fällt weg, es müssen keine schen Verbände SIA STV BSA FSAI USIC,
Anhieb etwas anfangen können. Als Pensionskassenbeiträge mehr be­ [email protected]
Pensionskasse des SIA ist die PTV zahlt werden, und die Altersleistun­
die Vorsorgespezialistin und berät gen der Pensionskasse kommen zur
gern zum Thema Pensionierung und Ausrichtung. Doch gilt es zu beach­
Berufliche Vorsorge.
ten, dass diese tiefer ausfallen als
FACHEXK URSION SI A-FOR M
Das AHV-Rücktrittsalter in bei einer Pensionierung mit 65 oder
der 1. Säule ist für Männer bei 65 70 Jahren. Es ist klar, weshalb: Die
und für Frauen bei 64 Jahren. Die Pensionskassenleistungen werden
Berufliche Vorsorge (BVG) als 2. Säu­ länger ausgerichtet, im Altersgut­
le passt sich der AHV im Grundsatz haben fehlen für die vorbezogenen
Zwischen dem 7. und 9. September
an, kann jedoch viel flexiblere Lö­ Jahre die Beiträge von Arbeitgeber
2016 führt SIA-Form eine drei­
sungen anbieten. Der Altersrücktritt und Arbeitnehmer, und zudem geht
tägige Fachexkursion nach Berlin
ist zwischen dem 58. und 70. Lebens­ der Zins verlustig. Im Jahr 2015 be­
durch. Im Fokus der Reise stehen
jahr möglich – und das auf jedes trug er respektable 1.75 %, 2016 sind
neben städtebaulichen und archi­
gewünschte Monatsende, also nicht es immerhin noch 1.25 %.
tektonischen Besichtigungen Ge­
In diesem Beispiel kann die
zwingend per Ende Jahr oder auf
spräche mit Architekten, Planern
den Geburtstag hin. Oftmals lassen AHV allerdings noch nicht bezogen
und Verwaltungsvertretern, um
die Vorsorgereglemente eine Teil­ werden, denn ein Vorbezug der AHV
aus erster Hand zu erfahren, wie
pensionierung in mehreren Schrit­ ist nur um ein oder zwei volle Jahre
die Berufskollegen in Berlin die
ten (beispielsweise im Alter 63, 66 möglich. In diesem Fall wird die
enormen Herausforderungen der
wachsenden Metropole angehen.
und 70) zu. Ebenfalls kann anstelle Rente lebenslang um 6.8 bzw. 13.6 %
der Altersrente das Alterskapital gekürzt. Somit muss die Einkom­
Stadtentwicklungsaufgaben und
bzw. ein Teilalterskapital bezogen menslücke zumindest bis zum Vor­
neue Wohnmodelle sind weitere
werden.
bezug der AHV aus privaten Mitteln
zentrale Themen der Tour. • (sia)
bestritten werden. Gut geeignet sind
dafür Sparguthaben aus der 3. Säu­
le. Jedoch darf nicht vergessen
­werden, dass weiterhin die Pflicht
besteht, bis zum ordentlichen Rück­
DIE WACHSENDE METROPOLE
trittsalter die AHV-Beiträge zu be­
Seminare zur richtigen Planung der
Exkursion Architektur und Städtebau
zahlen. In ihrer Höhe beziehen sie
Pensionierung und weitere Infor­
in Berlin, Weitere Infos und
mationen zum Thema: www.ptv.ch
sich auf das Einkommen und Ver­
Anmeldung unter www.sia.ch/form
D
Studienreise
nach Berlin
22
TEC21 11/2016
a&k – Reisen und Exkursionen
Studienreise «Südliches Indien» mit Georg Leuzinger
Seit der Romantik wird Indien wahrgenommen als das Land, dessen Menschen in Einklang
mit Natur und Kosmos leben, als das Land der Weisen. Dem gegenüber steht das eher abwertende,
«utilitaristische» Indienbild – Indien als ein Land der Rückständigkeit, der Armut und des
Elends. Der Schweizer Architekt Georg Leuzinger, vor zwei Jahrzehnten als Austauschstudent
zum ersten Mal nach Indien gereist, war sofort fasziniert von dem riesigen Land und seiner
Kultur. Er wird uns seine Wahlheimat Karnataka zeigen und uns durch die widersprüchlichen
Geschichtsbilder der indischen Moderne führen.
19. 11.–4. 12. 2016; [a&k Bulletin 1/16] Organisation/Info: [email protected]
Kosten: 4150.– M i m DZ 4670.– M i m E Z 4350.– N M i m DZ 4890.– N M i m E Z
Detaillierte Auskunft zu allen Reisen und auch zu den hier nicht aufgeführten
Tagesexkursionen erhalten Sie auf unserer Homepage: www.a-k.sia.ch
A NLASS
THEM A
TER MIN/CODE
KOSTEN
Studienreise
Prag − die
­goldene Stadt;
mit Tagesausflug
nach Brünn
Prag, die Hauptstadt der Tschechischen Republik, strahlt in neuem
und altem Glanz. Einzigartige Bauwerke aus neun Jahrhunderten,
Kaffeehäuser, volkstümliche Bierkneipen in den Altstadtgassen
und andere liebenswerte Reminiszenzen des Lebens von einst
ziehen seit jeher Besucher an die Moldau. Daneben findet man in
Prag bemerkenswerte Zeugnisse der Moderne. Ein Tagesausflug
nach Brno (Brünn) rundet die Reise ab.
21.–25. Juni 2016
www.a-k.sia.ch
a&k Bulletin 3/15
Org./Info: Brigitte
Jussel, office@
architektur
inform.com
1575.– M i m D Z
1795.– M i m E Z
1655.– N M im DZ
1885.– N M im E Z
Studienreise
Tiflis, Kachetien,
Kartli, Adscha­
rien, Batumi
Im 4. Jahrhundert erstmals erwähnt, lag Tiflis einst an der Kreu­
zung der Karawanenstrassen nach Persien, Indien und China.
Die georgische Hauptstadt, pittoresk gelegen auf den Hügeln über
dem Fluss Kura, strahlt den Geist ihrer orientalischer Vergangen­
heit aus. Von dort aus geht es nach Kachetien am Kaukasus, wo
bedeutende Sakralbauten zu entdecken sind. Letzte Etappe ist die
Hafenstadt Batumi am Schwarzen Meer. Die Teilnehmer lernen die
Schätze einer alten christlichen Nation kennen, die schon vielen
Eindringlingen standgehalten hat.
4.–14. Sept. 2016
2900.– M i m D Z
www.a-k.sia.ch
3450.– M i m E Z
Zuschlag NM
a&k Bulletin 3/15
Organisation und 100.–
Info: Dominic Marti,
[email protected]
Studienreise
Hamburg:
Architektur und
neue Quartiere
Mit der Internationalen Bauausstellung IBA hat sich die Hansestadt
2013 mit einer Reihe bemerkenswerter Projekte als Architektur­
metropole positioniert – vor allem im Umfeld der HafenCity.
Auf der Elbinsel Wilhelmsburg, nur wenige Minuten von der
Innenstadt entfernt, gibt Hamburg technische und soziale Impulse
für die Stadt der Zukunft. Mit der IBA konnte fortgesetzt werden,
was in der Hamburger Innenstadt und im Hafenareal begann.
31. Aug.–3. Sept. 2016
www.a-k.sia.ch
a&k Bulletin 1/16,
Nicolas Goetz,
goetz.n@swiss­
online.ch, und
Stephanie Dilbert
(architectours)
1500.– M i m D Z
1650.– M i m E Z
1600.– N M i m DZ
1750.– N M i m E Z
Studienreise
Nancy: Wiege
des Designs
Nancy ist bekannt für sein historisches Stadtzentrum und die drei
Plätze aus dem 18. Jahrhundert, die seit 1983 zum Weltkulturerbe
der UNESCO zählen. Die ab 1901 in der «Schule von Nancy» zusam­
mengeschlossenen Künstler und Architekten Emile Gallé, Henri
Sauvage, Louis Majorelle, Victor Prouvé u. a. prägten die Stadt, was
ihre zahlreichen Jugendstilbauten belegen. Höhepunkt unserer
Exkursion ist das Maison Prouvé, das der Architekt Jean Prouvé
1954 hauptsächlich aus Standardelementen herstellte.
15.–18. Sept. 2016
www.a-k.sia.ch
a&k Bulletin 1/16,
[email protected]
1475.– M i m DZ
1695.– M i m E Z
1550.– N M i m DZ
1780.– N M i m E Z
Studienreise
Kuba: Historische
Architektur und
frühe Moderne,
Musik, Leute,
Landschaft
Schwerpunkt dieser Reise sind die Städte Havanna und Santiago.
Nach Havanna zieht uns ein reiches Architekturerbe – vom Barock
bis zum Art déco. Ebenso gehört dazu die kubanische Musikszene
und Gastronomie. Zu Beginn der Reise fliegen wir in den Süden der
Insel und fahren dann von Santiago de Cuba mit dem Bus zurück
nach Havanna durch die Städte Camagüey, Santa Clara, Cienfuegos
und Trinidad. In Havanna besuchen wir neben restaurierten
Altstadtbereichen einige herausragende Bauten der frühen Moderne.
15.–25. Jan. 2017
www.a-k.sia.ch
goetz.n@swiss­
online.ch,
Nicolas Goetz und
Eloisa Vacchini
4200.– M i m D Z
4700.– M i m E Z
4400.– N M i m DZ
4900.– N M i m E Z
Weitere Informationen zu den Studienreisen
und Tagesexkursionen sowie Anmeldung
unter: www.a-k.sia.ch
Preisstruk tur: M Mit glieder a&k; NM Nichtmit glieder a&k; E Z Einzelzimmer; DZ Doppelzimmer
seit 30 Jahren
–
–
–
–
Bauherrenberatung- und Vertretung
Wirtschaftlichkeitsprüfungen
Kostenermittlungen
Submissionen
www.vabm.ch
[email protected]
062 298 19 88
24
Veranstaltungen
TEC21 11/2016
MESSE
AUSSTELLUNG
13. BIS 17. MÄRZ 2016
BIS 29. JANUAR 2017
Licht
Alexander Girard
Auf der Light + Building präsentiert
die Industrie ihre Weltneuheiten für
Licht, Elektrotechnik, Haus- und
Gebäudeautomation sowie Software
für das Bauwesen.
Ort: Messe Frankfurt
Infos: light-building.messefrankfurt.com
MESSE
18. BIS 20. MÄRZ 2016
Fotos: Balthazar Korab cour tesy of The Librar y of Congress; Giardina
Immo Messe
An der Immo Messe Schweiz dreht
sich alles um die ­Pla­nung und den
Erwerb von Wohn­eigentum. Mit ih­
rer Fülle an Pro­dukten, Dienstleis­
tungen und Innovationen rund um
Immobilien, Bau, Renovation, Finan­
zierung, Umwelt und Energie spricht
sie sowohl Fachleute als auch Bau­
herren, Immobilienbesitzer und am
Bauen Interessierte an. Während der
Messe findet die zweite Fachtagung
«Bauen und Gesellschaft 2016 – Wie
viel Dichte erträgt der Mensch?»
statt, initiiert von der SIA-Sektion
St. Gallen/Appenzell. Sechs Referen­
tinnen und Referenten setzen sich
mit dem Thema Dichte auseinander.
Viel Raum wird der Diskussion mit
den Teilnehmenden eingeräumt.
Ort: Olma Messen, St. Gallen
Info und Anmeldung: www.immomesse.ch
www.bauenundgesellschaft.ch
Alexander Girard (1907–1993) war Textildesigner und Innenarchitekt.
Eines seiner bekanntesten Werke ist die Inneneinrichtung des Irwin
Miller House in Columbus, Indiana, gebaut vom finnischen Meisterarchi­
tekten Eero Saarinen. Die Ausstellung präsentiert Girards Werk anhand
einer Vielzahl von Textilien, Möbeln, Modelle, Kleinobjekten, Interieurs,
privaten Dokumenten und Zeichnungen.
Ort: Vitra Design Museum, Weil am Rhein
Infos: www.design-museum.de
TAGUNG
KONFERENZ
26. APRIL 2016
16. UND 17. MÄRZ 2016
Light of Life
Alpenbau
An der Veranstaltung wird unter an­
derem der Physiknobelpreisträger
Professor Hiroshi Amano von der Na­
goya-Universität einen Vortrag halten.
Die erste Alpenbaukonferenz «To­
wards Net Zero Energy Buildings
(NZEB)» bietet die Möglichkeit zum
Erfahrungs- und Wissensaustausch.
Themen sind Nullemissions-Gebäude
und -Stadtquartiere, nachhaltige und
energieeffiziente Bauweisen oder
­Baukultur. Ziel ist es, Strategien und
Lösungsansätze für die alpinen Re­
gionen Europas zu entwickeln.
Ort: EPFL, Neuchâtel
Infos: www.csem.ch
MESSE
16. BIS 18. MÄRZ 2016
Giardina
Ort: Technische Universität München
Infos: www.tum.de
Urbanes Leben steht hoch im Kurs,
Damit dabei die grüne Romantik in
der Stadt nicht zu kurz kommt, prä­ CHRISTI A N V EDER KOLLOQU I UM
sentiert die Giardina 2016 einem 31. MÄRZ UND 1. APRIL 2016
Ausstellungsbereich über die Ge­
staltung von Kleinterrassen und
Balkongärten. Die grösste Wirkung Das 31. Christian Veder Kolloquium
auf kleinem Raum haben solitäre wird zum Thema Baugrundverbes­
Pflanzen. Bewusst inszeniert sind serung abgehalten.
sie der attraktive Mittelpunkt. Ort: Technische Universität Graz
­Neben der Inspiration können sich Infos: cvk.tugraz.at
Besucher direkt auf der Messe von
Fachpersonen beraten lassen.
Baugrund
Ort: Messe Zürich
Infos: www.giardina.ch
Weitere laufende
Veranstaltungen finden Sie
unter: www.espazium.ch
26
Vertikale Vielfalt
TEC21 11/2016
PASSI V ER SOLA RGEW INN
Ein Filter für
Wärme und Licht
Das Zürcher Stadtspital Triemli ist um ein Bettenhaus erweitert worden, das
hohe Ansprüche an die Betriebs- und Energieeffizienz erfüllen muss.
Die zweischichtige Glasfassade scheint funktional widersprüchlich gewählt;
sie ist aber nicht nur in der Wärmebilanz ein Gewinn.
Text: Paul Knüsel
Glashaut mit Stufen und Winkeln: Der halbhohen, semitransparenten Brüstung folgt eine ebenfalls durchgängige Fensterfront;
der Energiedurchlass wird über eine unterschiedliche Glasqualität spezifiziert.
Vertikale Vielfalt
TEC21 11/2016
F
ast ein halbes Jahrhundert nach seiner
Eröffnung hat das Stadtspital Triemli
markanten Zuwachs erhalten: Das be­
stehende Hauptgebäude und der Be­
handlungstrakt im Friesenberg-Quar­
tier am Fuss des Uetlibergs werden
nun um ein Bettenhaus ergänzt, das
100 m lang, 35 m breit, 50 m hoch ist. 15 Geschosse lie­
gen sichtbar über dem Boden; zwei w
­ eitere befinden
sich darunter. Wie die bestehenden Gebäude der nun
dreiteiligen Gruppe verfügt der ­Neuankömmling über
einen eigenständigen Charakter; die städtebauliche
Setzung der Baukörper erhöht dadurch die Spannung
im gegenseitigen Wechselspiel. Gleichwohl halten die
aussenräumlichen Beziehungen das neue Ensemble aus
prägnanten Zeitzeugen z­usammen.
27
Repräsentiert der 70 m hohe Bettenturm den grosszügi­
gen Umgang mit Beton in den 1970er-Jahren, betonen
Volumetrie und Tektonik des Neubaus eine zweck­
mässige, effektvolle und zeitgenössische Architektur.
Hauptmerkmal ist die reflektierende Fassade aus zwei
transparenten Glasschichten. Inwendig schliessen
raumhohe Fenster die Bettenzimmer ab, ohne die
Blickachsen von innen nach aussen zu behindern. Und
davor ziert jedes Geschoss eine umlaufende Service­
schicht, deren verspiegelte Brüstung jeweils unter­
schiedlich abgewinkelte Gläser sind.
Das Gebäude selbst besteht aus einem Be­
tonskelett, dem die 39 cm mächtigen Zwischendecken,
die zentralen Einbauten und ein äusserer Stützenring
zuzuordnen sind. Die Glas-Metall-Fassade übernimmt
dagegen keine statische Funktion; die Raumfenster sind
geschossweise durchgängig eingepasst. Die äussere
Serviceschicht ist an die massive Gebäudestruktur
­vorgehängt.
Foto: Berchtold.Lenzin L andschaf t s architek ten
Gestalterisches Lichtspiel
Der Glanz am neuen Bettenhaus sorgt aber nicht nur
für einen deutlichen Kontrast zu den Nachbargebäuden,
sondern verändert auch die Wahrnehmung des grossen
Baukörpers selbst. Aus gewisser Entfernung gibt die
Glasfassade die jeweils unmittelbar ändernden Wetterund Lichtverhältnisse wieder. Dagegen löst sich das
Spiegelbild in der Detailansicht wie beim Zoom auf
ein digitales Bild in unzählige Pixel auf. Erzeugt wird
dieser reflexive Skaleneffekt zum einen durch unter­
schiedlich geneigte und abgewinkelte Glaselemente in
der äusseren Brüstungsschicht, wodurch der horizon­
tale Umriss um das neue Bettenhaus zu einer Zickzack­
linie wird. Zum anderen ist das vertikale Gebäudepro­
fil abgestuft, mit einem maximalen Versatz von 2 m
zwischen den Geschossen. Deren Aussenkanten bleiben
jedoch immer unter dem Rand des leicht geneigten
­Gebäudedachs.
Das Muster der Fassadengestaltung wurde in­
tuitiv entworfen, sowohl digital am Computer als auch
analog am Gebäudemodell mit Massstab 1 : 100. Über
ein Jahr lang war ein Mitarbeiter des Architekturbüros
Aeschlimann Hasler Partner damit beschäftigt, jede
einzelne Stufe und jeden Brüstungswinkel zu bestim­
men und die Konstruktion zusammen mit dem Fas­
sadenplaner ausführbereit weiterzuentwickeln. Die
Brüstungsgläser sind zudem farblich mithilfe einer
Metallbeschichtung differenziert; in der Abfolge wech­
seln sich die Scheiben jeweils in vier Tönen zwischen
Blau und Silber ab. Sie sind jeweils in einen Alumi­
niumhandlauf auf einer Höhe von 1.1 m eingezogen und
auf Fusshöhe an zwei Punkthaltern fixiert. Weil die
Serviceschicht begehbar ist, wurden aus Sicherheits­
gründen teilvorgespannte Gläser verwendet. Stirnseitig
stossen die abgewinkelten Scheiben aber nur lose an­
einander, weshalb die Fugen der halbhohen Brüstung
jeweils offen sind.
Vertikale Vielfalt
Detailschnitt durch die Südfassade mit zwei Geschossen und
unterschiedlich tiefer Serviceschicht.
Energiedurchlass spezifiziert
Zu den eigentlichen Vorzügen der zweiteiligen Glasfas­
sade gehört jedoch die selektive Filterfunktion: Da sich
die Sonnenstrahlung in einen Wärme- und einen
Lichtanteil aufteilen lässt, werden unterschiedliche
Durchlassanforderungen an die Gläser definiert. Ab­
hängig ihrer Positionierung in der Aussen- oder Innen­
schicht weisen die Scheiben einander deutlich abgren­
zende Transparenzqualitäten auf. So erlauben die
Raumfenster einen hohen passiven Energiegewinn, weil
der Infrarotanteil des Sonnenlichts weitgehend ein­
strahlen kann (Gläser mit g-Wert > 50 %). Die äusseren
TEC21 11/2016
Brüstungsscheiben besitzen dagegen einen g-Wert von
durchschnittlich nur knapp 20 %, was viel Licht durch­
scheinen lässt, aber hohe Anteile der langwelligen
­Infrarotstrahlung abhalten kann. Dadurch gelingt ins­
besondere der bauphysikalische Spagat, trotz durch­
gängiger Glasfront ein weit überdurchschnittliches
Energieeffizienzniveau erreichen zu können. Das neue
Bettenhaus trägt das Minergie-P-Eco-Gebäudezertifikat
und ist damit auf einen spezifischen Energiekonsum
von rund 4 l Heizöläquivalente pro m2 ausgelegt.
Bei Inangriffnahme der Ausführungsplanung
waren Bauherrschaft und Planer jedoch damit konfron­
tiert, dass nirgendwo sonst ein derart niedriger Bedarf
oder planerisch ein solcher Nachweis für diese Ge­bäu­
detypo­logie erbracht worden war. Der hohe Glasanteil
an der Gebäudehülle erschwerte einerseits die baulichen
Bedingungen, insofern eine vertiefte Abwägung zwi­
schen solarem Energiegewinn und Wärmeschutz an der
Fassade durchzuführen war. Andererseits weist der
hohe Grad an Belegung und Technisierung im Spital­
betrieb daraufhin, dass die Räume im neuen Bettenhaus
mehr Kühl- als Heizwärmebedarf besitzen.
Daraus ergab sich, dass die unterschiedlich de­
finierte Energiedurchlassqualität ein taugliches Krite­
rium für die Auswahl der jeweiligen Gläser und Fenster
ist. Die Fassadenschichten selbst bilden daher einen
selektiven Strahlungsfilter: Die äussere Brüstung prä­
feriert den Lichtdurchlass; die baulich stärker abge­
schirmten Raumfenster eignen sich eher für einen pas­
siven Wärmegewinn. Die Brüstung ragt zudem in das
Lichtprofil der darunterliegenden Geschosse, die daher
bei hohem Sonnenstand teilweise vor direkter Ein­
strahlung geschützt werden. Automatisierte Storen
schirmen die Patientenzimmer gegen weitergehenden
Sonnen­strahleneinfall ab. Und in der Nacht sorgt ein
Lüftungsflügel, der im Raumfenster integriert ist, bei
Bedarf für die erforderliche Auskühlung. Der automa­
tisierte Hitzeschutz ist vorgängig mit Simulationen und
an ­einem Pilot- und Demonstrationspavillon definiert
­worden, inklusive optimaler Neigewinkel der Raff­
lamellen sowie der Querschnitt der Lüftungsflügel.
Detailschnitt der
Stahlkonsole und
der begehbaren
Serviceschicht
sowie der Auf­
hängung der
Glasbrüstung.
Pläne: FMTEC
28
TEC21 11/2016
Vertikale Vielfalt
29
Foto: Ralph Feiner
Zwei transparente Glasschichten umhüllen das Bettenhaus.
Durchlässige Konstruktion
beschichtung eingesetzt. Insofern zählen auch sie zu
der insgesamt 15 000 m2 grossen Fassadenfläche, die es
Der Wärmeschutz ist an der inneren Fassadenschicht regelmässig zu unterhalten und zu reinigen gilt. Haupt­
trotzdem konstruktiv angemessen umgesetzt: Zum einen sächlich erfolgt dies von der Serviceschicht aus – das
liegt der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) der Drei­ Personal hat sich dabei an einem inwendig geführten
fach-Isoliergläser unter 0.9 W/m2K, was dem bestmög­ Seil zu sichern. Zusätzlich ist auf dem Dach des Betten­
lichen Stand der Technik entspricht. Zum anderen ist hauses eine Fassadenbefahranlage installiert, die nicht
die Serviceschicht thermisch getrennt mit der massiven nur für die Reinigung, sondern auch für den Austausch
Gebäudestruktur verbunden. Die Stahlkonsolen, die das von Gläsern und Fenstern eingesetzt werden kann. •
Aussengerüst tragen, sind so nicht direkt an die Stirn­
seite der Zwischendecken geschraubt; der 0.3 m tiefe Paul Knüsel, Redaktor Umwelt/Energie
Zwischenraum ist jeweils mit Zelluloseflocken und Stein­
wolle wärmedämmend ausgefüllt. Weitere energetische
Schwachstellen sind mit Vakuumpaneelen abgedeckt.
Die begehbare Serviceschicht ist vor Wind und
Regen nur wenig geschützt und besteht teilweise aus
durchlässigen Komponenten. Den Boden bilden engma­
Bauherrschaft/Eigentümer
Gesamtkosten
Stadt Zürich
290 Mio. Fr. (exkl. Teuerung)
schige Gitter- oder Kammroste, deren Unterseite mit
abklappbaren Streckmetallelementen aus Aluminium
Architektur
Bauzeit
Aeschlimann Hasler
2010 bis 2015
besetzt sind. Die Fugen zwischen den Glaselementen
Partner Architekten,
bleiben an der Brüstung ebenfalls offen. Die ursprüng­
Gebäudevolumen
Zürich
212 413 m 3 (SIA 416)
lich befürchtete Vogelinvasion hat sich entschärft, weil
Fassadenplanung
Taube, Schwalbe & Co. keine geschützten Nistplätze
Gebäudefläche total
FMTEC, Tägerig
61 969 m 2 (SIA 416)
finden können. Zur vorsorglichen Abwehr wurden den­
noch Anschlüsse montiert, die bei Bedarf mit Tiefton­
Fassade
15 000 m 2
sendern bestückbar sind.
Die transparenten Fassaden des neuen Betten­
Geschosse
17
hauses besitzen mehrere blinde Flecken: Sowohl entlang
der vertikalen Gebäudekanten als auch unmittelbar
Bettenzimmer
250
­unter dem Dach sind Gläser mit emaillierter Blend­
30
Vertikale Vielfalt
TEC21 11/2016
A KTI V E SOLA RFASSA DE
Schaufassade für die
Forschung
Ein bestehendes Laborgebäude des Schweizerischen Zentrums für
­Elektronik und Mikrotechnik CSEM in Neuenburg hat eine neue Fassade
erhalten. Sie dient als Aushängeschild für die hauseigene
Forschung und präsentiert bifaziale, besonders effiziente PV-Zellen.
Text: Cornelia Froidevaux-Wettstein
D
as CSEM (Centre Suisse d’Electronique
et de Microtechnique) in Neuenburg
verfügt mit seinem Photovoltaik-Cen­
ter über eine renommierte Forschungs­
abteilung im Bereich der Solartech­
nologie. Hier wurden erstmals weisse
und andersfarbige PV-Module entwickelt (vgl. «Über­
wältigende Vielfalt», TEC21 24/2014); für diese Innova­
tion erhielt das CSEM im Januar den Schweizer Um­
weltpreis 2016. Als vor drei Jahren der Entscheid fiel,
eines der CSEM-Gebäude instand zu setzen, lag es denn
auch nah, im gleichen Zug eine grossflächige PV-Anlage
in den Bau zu integrieren.
Vorgehängte PV-Fassade
Die beauftragten Architekten und die Projektverant­
wortlichen des CSEM haben mit dem PV-Produzenten
Meyer Burger in Thun die Idee entwickelt, eine im
­A bstand von einem Meter vorgehängte PV-Installation
als neue Südfassade einzusetzen. Hinter dieser PV-Wand
liegt die bestehende, fensterlose Gebäudesüdmauer –
fensterlos, da sich in diesem Bereich des Gebäudes
Laboratorien befinden, in denen teilweise unter Rein­
raumbedingungen gearbeitet wird. Die Ausrichtung
nach Süden ist ideal, die Neigung der PV-Module an
der vertikalen Wand hingegen nicht optimal; idealer­
weise betrüge sie in unseren Breitengraden ca. 30 % zur
Horizontalen.
Um den Abstand zwischen der PV-Fassade und
der Gebäudemauer nicht ungenutzt zu lassen, verwen­
dete man vom CSEM entwickelte, sogenannte bifaziale
PV-Zellen. Deren Funktionsprinzip ist einfach: Das Son­
nenlicht scheint durch die halbtransparente PV-Wand
hindurch, wird an der mit einer silbrigen Farbe be­
schichteten Gebäudewand reflektiert und trifft zurück
auf die Rückseite der PV-Zellen. Auf diese Weise erhöht
sich der Wirkungsgrad der PV-Wand um ein knappes
Fünftel. Die quadratischen, dunklen PV-Zellen wurden
in transparentes Sicherheitsglas eingebettet, um ein
schönes Lichtspiel zu erreichen. Die 633 m2 grosse
PV-Fassade – Metallstruktur und Module – wiegt 35 t;
sie umfasst 210 PV-Module von 2.34 × 1.20 m mit je 66
PV-Zellen. Die Metallstruktur ist über vier Fixierungs­
punkte pro Modul in der Gebäudemauer verankert. Bei
der Bemessung der Fixierung wurde ein besonderes
Augenmerk auf die Windbelastung gelegt.
Neue Photovoltaiktechnologie
Die verwendeten PV-Zellen funktionieren auf der Basis
der sogenannten Heteroübergangs-Technologie (engl.
Heterojunction Technology, HJT), die bereits in den
1990er-Jahren in Japan entwickelt wurde. Das PVCenter des CSEM und der PV-Lab der EPFL haben die
Technologie nach Ablauf des Patentschutzes weiter­
entwickelt und in ihrer Wirkungsweise verfeinert. Für
die Herstellung der technologisch neuartigen Module
hat der Produzent Meyer Burger eine eigene Produk­
tionslinie samt neuen Maschinen entwickelt.
Bei der HJT-Photozelle handelt es sich grob ge­
sagt um einen Wafer aus kristallinem Silizium, der
beidseitig mit extrem dünnen Schichten von amorphem
Silizium (im Nanometerbereich) sowie einer transpa­
renten und leitfähigen Antireflexionsschicht beschich­
tet wird. Rückseitig erfolgt anschliessend das Auftragen
sehr dünner Metallschichten, um die Reflexion und
Leitfähigkeit zu erhöhen. Schliesslich wird noch die
typische Gitterstruktur aus Silber angebracht, die den
Strom ins Netz leitet. Diese Technologie erreicht dank
ihrer Bifazialität einen höheren Wirkungsgrad als
­Standard-PV-Zellen auf Siliziumbasis: Im Idealfall
wird nahezu das Doppelte der Sonnenlichtenergie in
elektrische Energie umgewandelt. Ein weiterer Vorteil
ist das Temperaturverhalten: Der Leistungsabfall bei
hohen Temperaturen ist gering. Zudem konnte der Anteil
des für die Leitung der elektrischen Energie benötigten
Silbers verringert werden, was Kosten spart.
Fotos: CSEM/ Viteos; Plan: GD architec tes
TEC21 11/2016
Vertikale Vielfalt
Die neue, vor die Südwand gesetzte PV-Fassade ist mit einer Metallstruktur befestigt. Die Wand ist silbrig gestrichen und
reflektiert das Licht, das zwischen den quadratischen PV-Zellen durch das Sicherheitsglas dringt. Die vom CSEM entwickelten
bifazialen PV-Zellen nutzen dieses reflektierte Licht, was ihren Wirkungsgrad um geschätzte 10 %–20 % erhöht.
Horizontalschnitt durch die Solarfassade samt Befestigung.
31
Vertikale Vielfalt
Die TEC21-Redaktion meint:
Die neue PV-Fassade des CSEM-Gebäudes mag eine be­
achtliche technische Leistung darstellen, in gestalteri­
scher Hinsicht wirft sie dennoch Fragen auf. Ist es zu
begrüssen, wenn ein Gebäude mitten in der Stadt dem
öffentlichen Raum eine geschlossene, abweisende Fas­
sade zuwendet? Zumindest auf der Fussgängerebene
hätte man sich eine andere Haltung gewünscht.
Dass die alte Südfassade aus den 1990er-Jahren
nicht viel freundlicher anmutete, ist ein schwacher
Trost. Doch immerhin haben die mit der Ertüchtigung
beauftragten Architekten – GD architectes aus Neuen­
burg (vgl. Sonderheft TEC21/TRACÉS «GD architectes»,
Mai 2014) – die neue Fassade als Chance genutzt, um die
Setzung und die Kubatur des Gebäudes zu verbessern.
Die PV-Anlage ist so platziert, dass sie die glei­
che Strassenflucht aufnimmt wie das Nachbarhaus; sie
überragt die alte Südfassade bis zur Höhe der postmo­
dernen Hauptfront auf der Westseite des Gebäudes, so­
dass dieses optisch als einheitlicher Kubus erscheint.
Diese «Beruhigung» der Strassenfront und der Volume­
trie stellt eine eindeutige Verbesserung des ästhetisch
und städtebaulich eher dürftigen Bestands dar. Ver­
mutlich war das auch die einzige Aufwertung, die auf­
grund der gegebenen Bauaufgabe mit gestalterischen
Mitteln möglich war.
Judit Solt, Chefredaktorin
TEC21 11/2016
Ist das rentabel?
Wegen der Neuheit der Technologie wird die Fassade
zu Forschungszwecken beobachtet. Das CSEM wird
kontinuierliche Messungen zur Bestimmung von Leis­
tung und Wirkungsgrad in Funktion der meteorologi­
schen Bedingungen durchführen; diese werden für die
künftige Anwendung der Technologie nützlich sein.
Auch die geschätzten Unterhaltskosten und Lebensdau­
er müssen über Erfahrungswerte bestätigt werden.
Die Präsentation von hauseigener Technologie
auf 633 m2 ist ein Aushängeschild für das CSEM. Die
Finanzierung erfolgte mit Unterstützung der Stadt
Neuen­burg und Viteos, dem Marktführer im Sektor
­erneuerbare Energien in der Region. Doch wäre diese
Technologie auch anderswo wirtschaftlich sinnvoll
einsetzbar? Von der PV-Wand wird eine jährliche Leis­
tung von 50–60 MWh erwartet, die direkt ins Netz von
Viteos eingespeist wird. Dies entspricht etwa dem Ver­
brauch von rund 15 Schweizer Modellhaushalten. Bei
Energiekosten von ca. 21 Rappen für eine Kilowattstun­
de Strom resultiert ein Ertrag von knapp 13 000 Franken
pro Jahr. In Anbetracht der Kosten von einer knappen
Million Franken für die PV-Fassade ergibt sich eine sehr
lange Amortisationsdauer.
Setzt man jedoch voraus, dass solche PV-Fassa­
den in Zukunft günstiger werden, weil die Technologie
und die Maschinen für ihre Herstellung bereits zur
Verfügung stehen, und bezieht man die «Sauberkeit»
der Energie, die ästhetischen Vorteile und die positive
öffentliche Wahrnehmung als nicht monetäre Mehr­
werte mit ein, so lässt sich doch ein gewisses Rentabi­
litätspotenzial für eine solche Investition erahnen. •
Cornelia Froidevaux-Wettstein, Dipl. Bauingenieurin ETH,
[email protected]
Vor der Instandsetzung: Die Südfassade war gegenüber
der Strassenflucht zurückversetzt und niedriger als die
Hauptfront auf der Westseite.
Bauherrschaft
Centre Suisse d’Electronique
et de Microtechnique CSEM,
Neuenburg
Architektur
GD architectes, Neuenburg
Kosten Photovoltaikfassade
1 Mio. Fr.
Nach der Instandsetzung: Die postmoderne Hauptfront
mit dem Logo auf der Westseite blieb weitgehend
unverändert. Neu ist die Fassade mit den PV-Elementen,
die vor die bestehende Südwand gestellt wurde. Sie
vereinheitlicht die Höhe des Baus und rückt ihn in die
Strassenflucht.
Kosten übrige
Gebäudeinstandsetzung
7 Mio. Fr.
Bauphase
Mitte 2014–September 2015
Tragwerk
Acomet SA, Collombey
Photovoltaikmodule
(total 633 m 2)
Meyer Burger, Thun
Leistung PV-Module
330 W pro Modul (210
Module), total 70 kW für die
Vorderseite der PV-Fassade,
plus weitere 10–20 % durch
das reflektierte Sonnenlicht
auf der Rückseite (geschätzt)
Jährlich produzierte Energie
50–60 MWh (geschätzt)
Foto: C SEM/ V iteos
32
Vertikale Vielfalt
TEC21 11/2016
33
GRÜNE FASSA DEN
Optisch ansprechend,
ökologisch von Vorteil
Grüne Gebäudefassaden liegen im Trend und besitzen grosses Potenzial
zur Erhöhung der Naturvielfalt und der Erlebnisqualität im Siedlungsumfeld.
Erfahrungswerte zu Unterhalt und Dauerhaftigkeit sind kaum bekannt.
Text: Iris Scholl
Foto: Iwan Baan
W
o sich rund um ein Gebäude noch un­
versiegelte Fläche zieht, lassen sich
Kletterpflanzen direkt im Erdboden
anpflanzen. Ist mangels Raum keine
derartige Pflanzung möglich, lässt sich
eine fassadengebundene Begrünung
realisieren (vgl. TEC21 9/2010 «Vertikalgrün»). An Fas­
saden, die mit Pflanzen gestaltet sind, können dadurch
unschöne Details verdeckt werden. Meistens jedoch
sollen begrünte Fassaden die Qualität im Siedlungsraum
erhöhen. In einzelnen Gemeinden werden grüne Ge­
bäudefassaden sogar für den ökologischen Ausgleich
von verbauten Flächen oder zur Verbesserung der
­Grünflächenziffer angerechnet.
Erholung, Lebensqualität und Mikroklima
Naturnahe und grüne Räume, aber auch einzelne
­Naturelemente wie Sträucher oder Bäume haben für
Menschen einen hohen Erholungswert. Denselben Effekt
haben grüne Fassaden: Genauso wie andere Natur­
objekte ziehen sie Insekten an, darunter Bienen, Fliegen
Das Gebäude «Virchow 16» im Novartis Campus, Basel fällt mit seiner fassadengebundenen Bepflanzung auf. Die Architektur
beabsichtigt damit eine Verbindung zum angrenzenden Park und der Begrünung des Gebäudeatriums.
34
Vertikale Vielfalt
Bosco Verticale, Mailand
TEC21 11/2016
luftreinigende Wirkung: Der Feinstaub, etwa aus dem
Verkehr, lagert sich auf Blättern und Nadeln ab und
wird vom Regen wieder abgewaschen. Gleichzeitig bin­
den Blätter und Nadeln CO2 und produzieren Sauerstoff.
Die zwei begrünten Hochhäuser im Porta-Nuova-Quar­
tier in Mailand sind 110 m bzw. 76 m hoch und beher­
bergen zusammen 480 Personen, 780 Bäume, deutlich
über 1000 Vögel und Insekten sowie sogar über 10 000
Einzelbüsche, Blumen und Gräser. Die Vielfalt des
«bosco verticale» besteht aus rund 90 Arten. Die höchs­
ten Bäume dürfen 5 bis 6 m in die Höhe wachsen; sie
stehen auf unterschiedlich weit auskragenden Beton­
bal­
k onen, verteilt auf jedes zweite oder dritte Ge­
schoss. Unter anderem sind die dauerhaft grüne Stein­
eiche, die sich saisonal verfärbende Flaumeiche, die
Wildbirne sowie die Blasenesche eingepflanzt und
mehrfach mit Stoffbändern und einem Stahlrahmen
fixiert. Zur Bewässerung wird Grundwasser benutzt,
das über ein vertikales Leitungssystem über alle
Stockwerke hochgepumpt und auf den einzelnen Ge­
schossen verteilt wird. Ein analog begrüntes, 110 m
hohes Hochhaus ist in Chavannes-près-Renens, west­
lich von Lausanne, geplant. Architekt Stefano Boeri
gewann den Wettbewerb im Herbst 2015. (pk)
Bei Pflanzen, die im natürlichen Boden wurzeln und an
Wänden oder Fassadenkonstruktionen emporklettern,
wird von bodengebundener Begrünung gesprochen.
Arten, die ohne Gerüst und Kletterhilfe auskommen,
sind sogenannte Selbstklimmer. Sie klettern mithilfe
von Haftwurzeln oder Haftscheiben. Zu ihnen gehören
Efeu und einige Arten des wilden Weins. Gerüstklet­
terer hingegen benötigen eine Kletterhilfe. Je nach Art
der Pflanze – Schlinger, Ranker oder Spreizklimmer –
kann diese diagonal oder senkrecht geführt werden;
sie benötigen aber eine unterschiedliche Dicke, unter­
schiedliches Material und eine angepasste Stabilität.
Der beliebte Blauregen (Glyzine) ist beispielsweise ein
Schlinger, der sehr alt, hoch und schwer wird. Die Klet­
terhilfe muss daher stabil und gut verankert sein. Im
Gegensatz dazu genügen dem Hopfen Hanfseile zum
Emporwachsen, da die oberirdischen Teile einjährig
sind. Letztere sind zusammen mit den verwelkten
Pflanzenresten abzuräumen und zu kompostieren.
Spreizklimmer wie zum Beispiel Rosen halten sich mit
Dornen fest. Starker Wind kann die Ranken jedoch leicht
losreissen, daher müssen sie zusätzlich befestigt werden
und brauchen regelmässige Pflege. Den grössten Pflege­
aufwand verursacht das Spalierobst, da es sorgfältig
aufgebunden, regelmässig zurückgeschnitten und mit
Nährstoffen versorgt werden muss.
Fassadengebundene Begrünung
Beim direkten Fassadenbewuchs dient die Fassade
selbst als Vegetationsfläche. Dadurch wird eine Begrü­
nung in grosser Höhe ermöglicht, etwa bei hohen Häu­
Bewässerung,
Architektur
Steuerung
sern oder wenn der Raum für eine bodengebundene
Stefano Boeri
Deerns
Begrünung fehlt. Eine vertikale Grünfläche wird an
Architetti, Mailand
einer vorgehängten Fassade aufgebaut. Die Pflanzen
erhalten keinen Kontakt zum Baukörper. Trotzdem muss
die Gebäudehülle gegen Feuchtigkeit und Durchwurze­
und Käfer, und damit weitere Tiere, die von ihnen leben. lung geschützt sein. Als Trägermaterial dienen meist
Der Natur- und Erlebniswert wird noch verstärkt durch Vliese oder Steinwolle, die ein Wasser speicherndes
die Vögel, die ihrerseits durch Kleintiere oder Früchte Substrat enthalten.
von Fassadenpflanzen angelockt werden. Damit leisten
Heute sind verschiedene Systeme auf dem Markt,
begrünte Fassaden auch einen Beitrag zur Artenvielfalt die eine flächige vertikale Begrünung erlauben. Allen­
falls müssen die Anlageteile vor Ort zusammengebaut,
im dichten Siedlungsraum.
In und über Städten ist es in der Regel mehrere mit Substrat gefüllt und bepflanzt werden, oder sie
Grad wärmer als im Umland. Baumaterialien wie As­ werden fertig geliefert und montiert. Wasserverteilung
phalt, Beton und Tonziegel heizen bei Sonneneinstrah­ und Düngung erfolgen über entsprechende Leitungen
lung stark auf und geben die Hitze über Nacht wieder und ein ausgeklügeltes Steuerungssystem. Dies ist not­
ab. Begrünte Fassaden verhindern dagegen ein starkes wendig, weil die oberen Fassadenbereiche sonst schnell
Aufheizen des Gebäudes und schützen Wände vor der austrocknen und das Wachstum in den unteren Berei­
UV-Einstrahlung. Zudem geben die Pflanzen Wasser ab; chen dank mehr Schatten und mehr Feuchtigkeit grösser
die Verdunstung senkt die Umgebungstemperatur. Nicht ist. In jedem Fall muss die vertikale Bepflanzung opti­
umsonst ist im Sommer der Schatten von Bäumen ein mal auf Licht- und Klimaverhältnisse abgestimmt und
bevorzugter Platz. Ein ebenso wichtiger Aspekt ist die die Bewässerung sorgfältig geplant sein. Nur so lassen
Bauherrschaft
Fondo Porta Nuova
Isola / HINES Italia
Tragwerksplanung
Arup
Foto: Stefano Boeri Architet ti
Bodengebundene Begrünung
TEC21 11/2016
sich abhängig von Pflanze und Klima vertikal optisch
ansprechende, grüne Pflanzenwände komponieren, in
den verschiedensten Grüntönen und mit unterschied­
lichen Blütenfarben.
Auch die althergebrachten Pflanzenkistchen,
Tröge und Töpfe, in denen sich Pflanzen ziehen lassen,
sind Teil der Fassadenbegrünung. Hängepflanzen bilden
auf eher kleiner Fläche etwa blühende, vertikale Polster.
Gerüstranker wie zum Beispiel einjährige Bohnen klet­
tern dagegen am Balkongeländer oder an einer kleinen
Kletterhilfe nach oben. Für diese Art der Begrünung
braucht es meist keine speziellen baulichen Massnahmen.
Foto: Iwan Baan
Vor- und Nachteile begrünter Fassaden
Allgemein wirken grossflächige Fassadenbegrünungen
isolierend, verbessern das Raumklima, schützen sowohl
vor Hitze als auch gegen Kälte und haben ein gewisses
Rückhaltevermögen für Regenwasser. Allerdings kön­
nen fassadengebundene Begrünungen aus Konstruk­
tionsgründen solche Vorzüge wohl besser erfüllen als
bodengebundene Systeme. Der ökologische Beitrag für
die Tierwelt bei fassadengebundenen Begrünungen ist
hingegen nicht näher untersucht. Da an solchen Fassa­
den spezielle Verhältnisse herrschen, sind sie nur für
wenige Pflanzen- und Tierarten als ganzjähriger Le­
bensraum geeignet. Öfters fehlen wichtige Strukturen
wie dürre Pflanzenstängel oder welke Blätter, an denen
Insekten überwintern könnten. Zudem ist der natürlich
gewachsene, grosszügig durchwurzelbare Boden ein
wichtiger Bestandteil im gesamten ökologischen Haus­
halt. Nur hier kommen Mikroorganismen vor, die ver­
welkte Blätter und Blüten, abgestorbene Wurzeln und
andere Pflanzenteile zu Humus umwandeln und viele
andere Tiere mit einem Nahrungsangebot beliefern.
Die verfügbaren Systeme vereinfachen das Er­
stellen von fassadengebundenen Begrünungen. Trotz­
dem bleibt der Aufwand für Planung, Realisierung und
Pflege relativ gross. Allenfalls lässt sich dies kompen­
sieren, wenn die nicht sichtbaren Fassadenabschnitte
nur reduziert gestaltet werden. Zudem sind keine Er­
fahrungswerte bekannt, wie solche Begrünungen und
die Bewässerungsanlagen einen frostreichen, kalten
Winter überstehen. Deshalb aber auf Fassadenbegrü­
nungen zu verzichten wäre sicher falsch.
Was kann schiefgehen?
Jede Pflanzenart hat ihre Standortpräferenzen, bevor­
zugt Sonne oder Schatten, braucht mehr oder weniger
Nährstoffe und ist auf eine passende Kletterhilfe ange­
wiesen, wenn es sich um bodengebundene Begrünung
handelt. Selbstklimmer brauchen riss- und fugenlose
Wände, da sie sonst Schäden verursachen können. Bei
Aussenisolationen muss die Verankerung der Kletter­
hilfe thermisch durchdacht werden, um Wärmebrücken
zu vermeiden. Zudem müssen die Material aufeinander
abgestimmt sein. Metallene Kletterhilfen halten eher
weniger lang als hölzerne und fallen unbewachsen we­
niger auf. Einmal bewachsen, wirkt Holz hingegen stim­
Vertikale Vielfalt
35
miger in Kombination mit den Pflanzen. Zentral für alle
Varianten einer Fassadenbegrünung ist die Standort­
wahl: Licht, Wind und Wetter bestimmen hauptsächlich
das Pflanzenwachstum und können durch die Umge­
bung, den Schattenwurf oder die Sonnenlichtreflexion
von Nachbarbauten stark beeinflusst werden. •
Iris Scholl, Büro für Verhaltensforschung und Ökologie, Uster;
[email protected]
Novartis Campus Basel
Der Novartis Campus am Basler Westufer des Rheins
hat einen grünen Sprössling erhalten: Der indische Ar­
chitekt Rahul Mehrotra hat dort ein Büro- und Labor­
gebäude entworfen, dessen Westfassade und Atrium
auffällig begrünt sind. Die Kletterwandkonstruktion
ist mit Stahlkonsolen am Gebäude fixiert. Auf jedem
Geschoss stehen 25 je 1.7 m lange Pflanztröge, deren
Gesamtgewicht insgesamt 80 t beträgt. Die Konstruk­
tion ist begehbar und steht für den Unterhalt der
­Fassaden und der Pflanzen zur Verfügung. Als Kletter­
hilfe für die Pflanzen dient eine aussenliegende Kon­
struktion mit vertikalen Drahtseilen. Damit die be­
grünten Fassaden aber nicht den Ausblick aus dem
Gebäude behindern, sind in jedem Geschoss ein bis
zwei Glaserker angebracht. Für Vögel können sie je­
doch zu einer Falle werden.
Unter den ausgewählten Kletter- und Hänge­
pflanzen befinden sich die sommergrüne Mondsame,
die blühende Anemonenwaldrebe, die Rostrote Wein­
rebe, der Winterjasmin und die Kletterhimbeere. Die
Pflanztröge besitzen ein Wasserreservoir; die Bewässe­
rung muss allerdings in einem geschlossenen Kreislauf
gesteuert werden, um einen gleichmässigen Wasser­
stand zu garantieren. Die Pflanzen selbst wurzeln in
einem mineralischen Substrat, das gegen Schädlings­
befall resistent ist. (pk)
Bauherrschaft
Novartis Pharma, Basel
Architektur
Rahul Mehrotra, RMA
Architects, Mumbai /
Blaser Architekten, Basel
Fassadenplanung
Emmer Pfenninger
Partner, Münchenstein
Fassadenbau
Aepli Metallbau,
Gossau
Bepflanzung
Hydroplant, Zürich /
Vogt Landschaftsarchi­
tekten, Zürich
36
Stelleninserate
TEC21 11/2016
TEC21 11/2016
Stelleninserate
37
38
Stelleninserate
TEC21 11/2016
TEC21 11/2016
Stelleninserate
39
40
Stelleninserate
TEC21 11/2016
TEC21 11/2016
Stelleninserate
41
Wir sind eine verlässliche und wirtschaftlich handelnde Stadtverwaltung mit Qualität und
Engagement
Die Stadt Dübendorf zeichnet sich durch eine hohe Standortgunst aus und zählt als viertgrösste
Zürcher Gemeinde über 26 500 Einwohner. Im Dienste der Öffentlichkeit bieten wir rund 200
vielseitige Arbeitsplätze an.
Zur Ergänzung unseres motivierten Teams Hochbau suchen wir per 1. Juni 2016 oder nach
Vereinbarung eine/einen
Fachspezialistin/Fachspezialisten Baukontrolle
(80–100%)
Ihr Aufgabengebiet umfasst
• Koordination und Aufsicht über die externe Baukontrolle und Feuerpolizei
• Erstellen von Baufreigaben (inklusive Auflagenkontrolle)
• Koordination und Bewilligungen von Baustelleninstallationen
• Aufsicht und Koordination Baukontrollen und Bauabnahmen im Rahmen des baurechtlichen
Verfahrens
• Bearbeitung von Reklamationen unbewilligter Bauten und Anlagen inklusive Verfassen von
Verfügungen
• Schlussabrechnungen Baugesuche
Wir erwarten
• Mehrjährige Berufserfahrung im Planungs- oder Bausektor (Fachausweis oder Hochschulabschluss in Architektur oder Ingenieur wesen von Vorteil)
• Gute Kenntnisse des zürcherischen Planungs- und Baurechtes und der Brandschutzvorschriften
bzw. Bereitschaft, eine entsprechende Weiter bildung zu absolvieren
• Gute EDV-Kenntnisse
• Kundenorientiertes und sicheres Auftreten, strukturierte und exakte Arbeitsweise
• Stilsichere Ausdrucksweise beim Verfassen von Entscheiden
• Verhandlungsgeschick und Teamfähigkeit
• Führerausweis Kategorie B
Wir bieten
• Einen interessanten und verantwortungsvollen Aufgabenbereich in einem motivierten Team
• Ein attraktives Arbeitsumfeld mit zeitgemässen Anstellungsbedingungen
• Attraktive Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten
Sind Sie interessiert? Bitte bewerben Sie sich online via www.duebendorf.ch/de/
verwaltung/jobs bis Mittwoch, 30. März 2016. Unsere Leiterin Hochbau, Andrea Pulch,
044 801 67 22 erteilt Ihnen gerne weitere Auskünfte.
42
Stelleninserate
TEC21 11/2016
Das städtische Tiefbauamt sorgt für betriebssichere Strassen, Kanalisationen und Nebenanlagen, entsorgt Siedlungsabfälle und erneuert Bauten
des Tiefbaus nach Massgabe ihres Zustandes. Wir suchen per sofort
oder nach Vereinbarung eine/einen
Die Abteilung Bau- und Feuerpolizei der Stadt Schaffhausen gestaltet die
bauliche Zukunft der Stadt nach baukulturellen, ökonomischen, ökologischen und denkmalpflegerischen Grundsätzen und sucht ab sofort oder
nach Vereinbarung eine/einen
Kanalaufseher/Bauleiter Tiefbau (100%)
Sachbearbeiterin/Sachbearbeiter Baupolizei (100 %)
Ihre Aufgaben:
– Bearbeitung von Bau- und Kanalanschlussgesuchen
– Erstellen der Kanalisationsbewilligungen inkl. Baukontrollen
– Nachführung und Betreuung des Kanalisationskatasters
– Beratung der Bauherrschaften
– Projekt- und Bauleitungen von Sanierungs- und Erneuerungsprojekten
der Siedlungsentwässerung
– Kontrolle der Bauprojekte, Siedlungsentwässerung auf technische und
gesetzliche Richtigkeit
Ihre Aufgaben:
– Bearbeitung von Baugesuchen, Voranfragen und Vorentscheiden
– Vorprüfung und Ausschreibung von Planauflagen
– Verantwortung für die Aktenzirkulation
– Verfassen und Genehmigen von Baubewilligungen
– Beratung und Erteilung von Auskünften im Zusammenhang mit baurechtlichen Fragen
– Koordination der Bauvoranfragen und Baugesuche mit internen und
externen Fachstellen
– Führen von Statistiken (GWR)
– verantwortlich für das Bauarchiv
Ihr Profil:
– Abgeschlossene Berufsausbildung als Bauleiter, Bauführer, Techniker
Tiefbau oder vergleichbare Ausbildung
– Mehrjährige Erfahrungen im Werkleitungsbau und im allgemeinen
Tiefbau
– Vorzugsweise Kenntnisse im Verfahren mit öffentlichen Baugesuchen
– Sicheres Auftreten gegenüber Architekten und Bauherren verbunden
mit dem notwendigen Durchsetzungsvermögen
– Effiziente, zuverlässige und verantwortungsbewusste Arbeitsweise
– Interesse an persönlicher Weiterentwicklung/Weiterbildung
Unser Angebot:
– Tätigkeit mit grosser Selbstständigkeit und Eigenverantwortung
– Fortschrittliche Entlöhnung und Sozialleistungen nach den Richtlinien
der Stadt Schaffhausen
– Arbeitsort im Herzen der Altstadt von Schaffhausen
– Gründliche Einarbeitung, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
– Herausfordernde Aufgaben in einem kollegialen Team
– Angenehmes Arbeitsklima in einem aufgestelltem Team
Für weitere Auskünfte steht Ihnen Rolf Armbruster, unter der Telefonnummer +41 52 632 53 51 oder per E-Mail [email protected],
gerne zur Verfügung.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung, welche Sie bitte bis spätestens
20. März 2016 einsenden an:
Personaldienst der Stadt Schaffhausen
Loretta Schwer
Stadthausgasse 10
Postfach 1000
8201 Schaffhausen
[email protected]
Ihr Profil:
– Architekt FH, abgeschlossene Ausbildung als Hochbauzeichner,
kantonaler Fachausweis Verwaltungsfachfrau/Verwaltungsfachmann
im Bauwesen oder eine vergleichbare Ausbildung
– gute Kenntnisse des Planungs- und Baurechts sowie der Bauordnung
– Kenntnisse rund um die massgebenden Erlasse und die Bauordnung von
Schaffhausen von Vorteil
– sehr gute Kenntnisse der Office-Programme
– Erfahrung mit GIS und GemDat von Vorteil
– sorgfältige und zuverlässige Arbeitsweise sowie Kommunikationsstärke
und Teamgeist
– sicheres Auftreten, angenehme Umgangsformen und ein dienstleistungsorientiertes Verhalten
Unser Angebot:
– fortschrittliche Entlöhnung und Sozialleistungen nach den Richtlinien der
Stadt Schaffhausen
– Arbeitsort im Herzen der Altstadt von Schaffhausen
– Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
– verantwortungsvolle Aufgaben in einem spannenden Umfeld
Für weitere Auskünfte steht Ihnen Albin Sigrist, Abteilungsleiter Bau- und
Feuerpolizei, unter der Telefonnummer +41 52 632 53 90 oder per E-Mail
[email protected] gerne zur Verfügung.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung, welche Sie bitte bis 31. März 2016
einsenden an:
Personaldienst der Stadt Schaffhausen
Loretta Schwer
Stadthausgasse 10
Postfach 1000
8201 Schaffhausen
E-Mail [email protected]
TEC21 11/2016
Stelleninserate
43
Spreitenbach ist eine selbstbewusste, kontinuierlich wachsende
Agglomerationsgemeinde im Limmattal und zählt rund 11 200 Einwoh­
ner und 7700 Arbeitsplätze.
Wir suchen in der Bauverwaltung per 1. September 2016 oder nach
Vereinbarung eine/einen
Raumplaner/in 60%
Hauptaufgaben
− Durchführung und Koordination von raumplanerischen Geschäften in
den Bereichen Siedlung, Umwelt und Verkehr (z.B. Sondernutzungs­
planungen, Testplanungen etc.)
− Initiierung und Begleitung von Quartierentwicklungsprozessen im
gesamten Gemeindegebiet
− Förderung der Beteiligung der Bevölkerung bei Planungsprojekten und
Quartierentwicklungsprozessen
Unsere Erwartungen
− Ausbildung als Raumplaner/in und Berufserfahrung in einem Planungs­
büro oder einer öffentlichen Verwaltung
− Fundierte Kenntnisse und Erfahrung im Planungs­ und Umweltschutz­
recht des Kantons Aargau
− Mit Vorteil Erfahrung in interdisziplinärer Arbeit
− Ganzheitliches, konzeptionelles und unternehmerisches Denken und
Handeln
− Eigenständige und offene Persönlichkeit mit hoher Kommunikations­
kompetenz
− Sehr gute mündliche und schriftliche Ausdrucksweise mit stil­
sicherem Deutsch
− Teamfähig, zuverlässig, initiativ, interessiert und belastbar
Unser Angebot
− Mitgestaltung der räumlichen Entwicklung dieser Gemeinde
− Anforderungsreiche, vielseitige und selbständige Tätigkeit in
professionellem kleinerem Team
− Interessante Kontakte mit Fachleuten, Behörden und der Bevölkerung
− Zeitgemässe Anstellungsbedingungen, gleitende Arbeitszeit
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann senden Sie Ihre Bewerbung mit
den üblichen Unterlagen bis zum 31. März 2016 an die Bauverwaltung,
Poststrasse 13, 8957 Spreitenbach. Für weitere Auskünfte steht Ihnen
der Bauverwalter Oliver Hager (056 418 86 31) gerne zur Verfügung.
Wir sind ein mittelgrosses Bauingenieurunternehmen mit Hauptsitz in Zürich-Oerlikon und Niederlassung im Zürcher Oberland. Unsere Haupttätigkeiten
liegen im Brücken-, Hoch- und Tiefbau. Zur Ergänzung unserer Teams suchen wir eine(n) versierte(n)
Bauingenieur(in) FH/ETH
für die Projektierung und Bauleitung von Projekten des allgemeinen und städtischen Tiefbaus sowie des Bahnbaus.
Sie bringen einige Jahre Erfahrung als Projekt- und Bauleiter in diesen Gebieten mit und sind in der Lage, als Projektleiter auch anspruchsvollere
Bauvorhaben initiativ und selbständig zu bearbeiten.
Wir bieten Ihnen eine vielseitige Tätigkeit in einem motivierten Team.
Fühlen Sie sich von dieser Herausforderung angesprochen, so erwarten wir gerne Ihre schriftliche Bewerbung
ACS Partner AG
Dipl. Bauingenieure ETH SIA USIC
Gubelstrasse 28, Postfach
8050 Zürich
44
Stelleninserate
Die Abteilung Energietechnik und Bauhygiene des Umwelt- und
Gesundheitsschutzes Zürich (UGZ) sorgt im Baubewilligungsverfahren für den Vollzug der Rechtsbestimmungen zum Schutz
der Umwelt und der Gesundheit sowie der Arbeitssicherheit
und erbringt wichtige Beratungsleistungen gegenüber Bauwilligen und Planenden.
Wir suchen auf Herbst 2016 oder nach Vereinbarung zur
Ergänzung der Teams im Baubewilligungsverfahren eine/einen
FachspezialistIn für energieeffizientes
Bauen, 80–100 %
In dieser Schlüsselfunktion mit fachlicher Führung des Fachbereichs Energetische Massnahmen sorgen Sie dafür, dass im
Baubewilligungsverfahren der Vollzug der Energiegesetzgebung
fortschrittlich und kongruent umgesetzt wird.
Informationen zu dieser Aufgabe und zum Anforderungsprofil
finden Sie unter www.stadt-zuerich.ch/jobs.
Wir freuen uns auf Ihre ausführliche Bewerbung bis 15. April
2016 ausschliesslich per E-Mail [email protected]
an Stadt Zürich, Umwelt- und Gesundheitsschutz, Gerti Geier,
Leiterin Personalmanagement, Walchestrasse 31, Postfach,
8021 Zürich.
TEC21 11/2016
Stelleninserat/Impressum
TEC21 11/2016
espazium – Der Verlag für Baukultur
Staffelstrasse 12, 8045 Zürich
Telefon 044 380 21 55, Fax 044 380 21 57
Katharina Schober, Verlagsleitung
E-Mail [email protected]
Hedi Knöpfel, Assistenz
E-Mail [email protected]
Martin Heller, Präsident
Erscheint wöchentlich, 40 Ausgaben pro Jahr
ISSN-Nr. 1424-800X
142. Jahrgang, verbreitete und verkaufte Auflage:
11 216 (WEMF-beglaubigt)
Adresse der Redaktion
TEC21 – Schweizerische Bauzeitung
Staffelstrasse 12, Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 288 90 60, Fax 044 288 90 70
E-Mail [email protected]
www.espazium.ch/tec21
Redaktion
Judit Solt ( js), Chefredaktorin
Nathalie Cajacob (nc), Redaktorin
Tina Cieslik (tc), Architektur/Innenarchitektur
Daniela Dietsche (dd), Bauingenieurwesen/Verkehr
Nina Egger (ne), Gebäudetechnik
Thomas Ekwall (te), Bauingenieurwesen
Danielle Fischer (df), Architektur
Dr. Susanne Frank (sf), Architektur
Rudolf Heim (rh), Bauingenieurwesen
Dr. Viola John (vj), Konstruktion/nachhaltiges Bauen
Paul Knüsel (pk), Umwelt/Energie, stv. Chefredaktor
Denise Neukom, Redaktionssekretärin
Christof Rostert (cr), Abschlussredaktor
Marko Sauer (ms), Architektur/Wettbewerbe
Antonio Sedda (as), Wettbewerbstabelle
Anna-Lena Walther (alw), Layout (Stämpfli AG)
E-Mail-Adressen der Redaktionsmitglieder:
[email protected]
TEC21 online
www.espazium.ch/tec21
www.baugedaechtnis.ethz.ch
Korrespondenten
Charles von Büren, Bautechnik/Design,
[email protected]
Lukas Denzler, Umwelt/natürliche Ressourcen,
[email protected]
Hansjörg Gadient, Architektur/Landschafts­
architektur, [email protected]
Clementine Hegner-van Rooden,
Bauingenieurwesen, [email protected]
Dr. Lilian Pfaff, Architektur/USA,
[email protected]
Markus Schmid, Bauingenieurwesen,
[email protected]
Ruedi Weidmann, Baugeschichte/Stadtentwicklung,
[email protected]
Redaktion SIA-Seiten
Frank Peter Jäger (fpj), Geschäftsstelle,
Selnau­strasse 16, Postfach, 8027 Zürich
Telefon 044 283 15 47, Fax 044 283 15 16
E-Mail [email protected]
Abonnementspreise
www.espazium.ch
Abonnements
SIA-Mitglieder
Adressänderungen: SIA, Zürich
Telefon 044 283 15 15, Fax 044 283 15 16
E-Mail [email protected]
Nicht-SIA-Mitglieder
Stämpfli AG, Bern
Telefon 031 300 62 53, Fax 031 300 63 90
E-Mail [email protected]
Einzelbestellungen
Stämpfli AG, Bern, Telefon 031 300 62 53
[email protected], Fr. 12.– | Euro 8.–
(ohne Porto)
Druck
Stämpfli AG, Bern
Inserate
Zürichsee Werbe AG, Seestrasse 86, 8712 Stäfa
Telefon 044 928 56 11, Fax 044 928 56 00
E-Mail [email protected], www.zs-werbeag.ch
45
Grafisches Konzept
Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich
Beirat
Anna Ciari, Zürich, Bauingenieurwesen
Heinrich Figi, Chur, Bauingenieurwesen
Markus Friedli, Frauenfeld, Architektur
Markus Hubbuch, Zürich, Energie
Dr. Roland Hürlimann, Zürich, Baurecht
Daniel Meyer, Zürich, Bauingenieurwesen
Dr. Ákos Moravánszky, Zürich, Architekturtheorie
Daniel Niggli, Zürich, Architektur
André Olschewski, St. Gallen, Umwelt/Raumplanung
Tivadar Puskas, Basel, Bauingenieurwesen
Reto Schlatter, Luzern, journalistische Qualität
Dr. Martin Tschanz, Winterthur, Architektur
Ariane Widmer Pham, Lausanne, Architektur/
Stadtplanung
HLK-Beratung
Rüdiger Külpmann, Horw, Gebäudetechnik
Trägervereine
Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein,
SIA – www.sia.ch
TEC21 ist das offizielle Publikationsorgan des SIA.
Die Fachbeiträge sind Publikationen und
Positionen der Autoren und der Redaktion.
Die Mitteilungen des SIA befinden sich jeweils
in der Rubrik «SIA».
Schweizerische Vereinigung Beratender
Ingenieur-Unternehmungen, usic –
www.usic.ch
ETH-Alumni, Netzwerk der Absolventinnen und
Absolventen der ETH Zürich – www.alumni.ethz.ch
Bund Schweizer Architekten, BSA –
www.bsa-fas.ch
Fondation ACUBE –
www.epflalumni.ch/fr/prets-dhonneur
Nachdruck von Bild und Text, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion
und mit genauer Quellenangabe. Für unverlangt
eingesandte Beiträge haftet die Redaktion nicht.
46
Unvorhergesehenes
TEC21 11/2016
Das Bild vom Raum
D
er französische Philosoph
Gaston Bachelard erkundete
Bilder des poetischen Raums –
«Bilder des glücklichen Raums» –
und, wie er präzisierte, die Befind­
lichkeiten der Menschen gegenüber
diesen realen oder imaginären Räu­
men. Sein Buch «Poésie de l’espace»
war zu meiner Studienzeit an
der ETH Zürich Pflichtlektüre. Ich
er­innere mich an eine Stelle, an der
er ein Licht in einem dunklen Wald
beschreibt. Es gehört zu einem Haus
und versinnbildlicht menschliche
Wärme und Geborgenheit.
Mein persönliches Bild des glückli­
chen – oder archetypischen – Raums
ist das eines ländlichen Wohnhauses
in Sansibar. Die Dorfbewohner sitzen
abends auf dem Barazza, der dem
Haus vorgemauerten Sitzbank. Wäh­
rend sie plaudern, lesen und spielen,
frisst sich der Rost über die Jahr­
zehnte ins Wellblechdach, und der
Wind pudert die Wände mit dem
Staub des lateritfarben Bodens. All­
mählich, würdevoll und unspekta­
kulär wird der Bau so Teil des Orts.
Solche traditionellen Häuser ver­
schwinden, und die neuen sind tech­
nisch komplexer und vielschichtiger.
Doch das Bild vom glücklichen Raum
als ein­facher, überschaubarer und
aus s­ einer Umgebung gewachsener
Ort behält seine Anziehungskraft und
bleibt die angestrebte, aber nicht
immer getroffene Vorlage für moder­
ne Räume – auch auf Sansibar. •
Foto: Danielle Fischer
Text: Danielle Fischer
Herunterladen