Linz, 30. Oktober 2013 20 Jahre Stammzelltransplantation im Krankenhaus der Elisabethinen 911 Stammzelltransplantationen wurden im zweitgrößten Transplantationszentrum Österreichs bisher durchgeführt. Der Blick in die Zukunft zeigt bessere Heilungschancen für jüngere Patienten, erfolgreiche Transplantationen auch bei älteren Patienten als bisher, und die Etablierung der Stammzelltransplantation von einem Elternteil oder Geschwistern. Presseinformation Krankenhaus der Elisabethinen Linz Strategie, Marketing & Öffentlichkeitsarbeit Fadingerstr. 1, 4020 Linz Ing. Mag. Günther Kolb +43-(0)732-7676-62235 [email protected] 2/6 Das onkologische Zentrum des Krankenhauses der Elisabethinen beschäftigt sich mit der Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von Patienten mit verschiedenen Tumorerkrankungen. Schwerpunkte liegen in der Therapie von Krebserkrankungen der Brust, des Verdauungstraktes (Magen, Darm, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse) und des Urogenitaltraktes (Niere, Harnblase, männliche Geschlechtsorgane). Stammzelltransplantation werden im Oberösterreich ausschließlich im Krankenhaus der Elisabethinen durchgeführt. „Durch die Gründung eines gemeinsamen Tumorzentrums mit der gespag, steht dieses Spitzenmedizinische Angebot auch den Patienten wohnortnahe in den Landes-Krankenhäusern zur Verfügung“, erklärt der Ärztliche Direktor und Geschäftsführer Dr. Stefan Meusburger MSc. Im Krankenhaus der Elisabethinen wurde 1992 die 1. Autologe (Spender und Empfänger sind die selbe Person) und 1994 die erste Allogene (Fremdspender) Knochenmarkstransplanation durchgeführt. Weitere Meilenstein waren vor zehn Jahren die erste 1. Allogene Fremdspender-Transplantation und vor drei Jahren die erste Nabelschnurblut-Transplantation. Insgesamt hat das Expertenteam mehr als 911 Stammzelltransplantationen durchgeführt. In diesen 20 Jahren hat sich in puncto personalisierter Medizin in der Betreuung von Leukämiekranken sehr viel Positives getan. Das Zentrum verfügt über sieben Betten zur Transplantation. Im Schnitt liegt ein Patient sechs Wochen im Spital. „Pro Jahr wird bei 400 bis 500 Patienten in Österreich Leukämie diagnostiziert. Je nach Form kann eine Chemotherapie alleine heilsam sein, in vielen Fällen aber ist eine Stammzellentransplantation die einzige Chance auf Heilung. Auch die Rückfallquote verringert sich bei Transplantation“, erklärt der Hämato-Onkologe Primar Univ.-Doz. Ansgar Weltermann 3/6 Komplexe Therapie vor und nach der Stammzelltransplantation 40 bis 50 Prozent der Patienten mit einer akuten Leukämie können geheilt werden. „Das Tückische ist, dass es bei dieser Erkrankung nur ein ‚geheilt’ oder ‚ableben’ gibt. Viele Patienten sterben innerhalb des ersten Jahres. Man kann die akute Leukämie leider nicht in eine chronische Krankheit mit der man halbwegs gut leben kann, überführen“, sagt der Krebs- und Blutspezialist. Im Krankenhaus der Elisabethinen sind alle Behandlungen sämtlicher Bluterkrankungen bis zur Stammzelltransplantation mit Nachbehandlung möglich. Auch die Grundlagenforschung sowie angewandte Forschung, sprich die Teilnahme an großen Studien, garantiert erstklassige Therapie und Kompetenz. Schonendere Chemotherapien, neue Medikamente (Biologicals) und indidviduell abgestimmte Therapie können heute Rückfälle verringern und schenken immer älteren Patienten die Chance auf eine Transplantation. Für Patienten bietet das Zentrum die große Chance, Zugang zu den neuesten Medikamenten in einem sich ständig weiterentwickelnden Gebiet zu erhalten, die nur in Studien verfügbar sind. Die Stammzelltransplantationen teilen sich 50:50 in Autologe und Allogene Transplantationen auf. Methoden zur Gewinnung der Blutstammzellen, die übertragen werden: • Aus dem Knochenmark: Stammzellen werden aus dem Beckenknochen eines geeigneten Spenders entnommen. Dies kann ein Geschwisterspender oder nicht verwandter Spender sein (Fremdspender) sein. Die Entnahme erfolgt in Narkose. • Aus dem Blut: Da Stammzellen das Knochenmark normalerweile nicht verlassen, kommen sie im Blut nur in geringer Menge vor. Daher ist es notwendig, die Stammzellen aus dem 4/6 Knochenmark heraus zu locken. Dies geschieht mit Hilfe eines körpereigenen, hormonähnlichen Stoffes, der dem Spender über einige Tage verabreicht wird. Die aus dem Blut gesammelten Stammzellen nennt man „periphere Blutstammzellen“. Sie können von einem Geschwister- oder Fremdspender stammen. „Heute werden in unserem Haus bei den Transplantationen zu 95 Prozent periphere Blutstammzellen übertragen. Die Knochenmarksspende hat ihre Bedeutung nurmehr in Spezialfällen“, erklärt Primar Weltermann. • Aus Nabelschnurblut: Bei Fehlen eines geeigneten Spenders können diese Zellen zum Einsatz kommen. Es handelt sich um Blutstammzellen, die nach dem Abnabeln eines Neugeborenen in der Plazenta verbleiben. Sie werden vor der Lagerung von den übrigen Blutbestandteilen getrennt. Das Nabelschnurblut wird in Linz zum Beispiel in der NabelschnurBlutbank gelagert. Gefürchtete Rezidive „In 80 bis 90 Prozent kehrt bei Leukämiekranken, die nicht transplantiert werden können, der Blutkrebs wieder. Diese Zahl kann mit einer Transplantation kombiniert mit Spezialmedikamenten auf 60 Prozent gesenkt werden. In Zukunft hoffen wir durch den Fortschritt der personalisierten Medizin die Zahl noch weiter senken zu können“, erzählt Primar Weltermann. Rezidive treten meist innerhalb von zwei, drei Jahren auf. Die Therapie wird individuell auf adaptiert. Je nach Allgemeinzustand und Erkrankung kann auch ein zweites Mal transplantiert werden, sofern ein Spender vorhanden ist. Zukunft: Ältere transplantieren, Abstoßung und Rückfälle verringern. Dozent Weltermann nennt künftige Ziele der Therapie mit Stamzelltransplantation: „Bezüglich personalisierter Medizin, die individuell auf die Bedürfnisse und Umwelt des Patienten, auf Art 5/6 und Gewebe des Tumors sowie den Allgemeinzustand abgestimmt ist, schon viel verwirklicht. Die Hämato-Onkologie ist ein innovatives Forschungsgebiet“. Weltweit steigen die Zahlen transplantierter Patienten. In einem Netzwerk rund um den Globus sind 20 Millionen Menschen als Spender registriert. „In Österreich sind in der Spenderbank ‚Geben für Leben’ 15.000 Menschen gemeldet“, sagt Primar Weltermann. Transplantationszahlen steigen durch: • eine wirksamere Mobilisierung von Stammzellen aus dem Knochenmark ins periphere Blut • optimierte Vorbehandlungen des Empfängers und Transplantats • eine bessere Prophylaxe von Graft-versus-HostErkrankungen (GvHD), sprich der Abstoßungsreaktion. Künftige Ziele: • Das Transplantationsalter hinaufsetzen: Früher wurden nur Patienten unter 50 Jahren transplantiert, heute wird diese Behandlung gegebenenfalls schon in der Generation 70 plus durchgeführt. • Bessere Heilungschance für Jüngere: durch noch präzisere und zum Teil schonendere Chemotherapien, bessere und zielgerichtete Medikamente. 15 bis 20 Prozent der Transplantierten sterben derzeit an einer Infektion. • Ausbau und Etablierung der haploidenten Transplantation, sprich der Transplantation von einem Elternteil oder Geschwister. Derzeit werden vor allem Kinder mit Leukämie nach dieser Methode behandelt. Man findet für rund 30 Prozent der Patienten einen HLA-identischen (gewebetyp-identischen) Familienspender. Für etwa 70 Prozent derer, die keinen HLA-identen Familienspender haben, findet man einen HLA-gematchten Fremdspender – allerdings kann das Monate dauern. Vor allem bei einem Rezidiv einer akuten Leukämie drängt die Zeit. In diesem Fall wird derzeit auch eine haploidente Stamzelltransplantation in Erwägung gezogen. „Die neuen immunsuppressiven Medikamente 6/6 helfen uns dafür zu sorgen, dass das Spenderblut nach der Übertragung die Oberhand gewinnt und die letzten Leukämiezellen abgetötet werden. Daher kann man auch haploidentes Spenderblut, dessen Gewebemerkmale nicht optimal passen, transplantieren“, erklärt der Hämato-Onkologe. Im besten Fall gewöhnt sich innerhalb eines Jahres das Transplantat an die neue Umgebung, die Abstoßungsreaktion verschwindet und man kann die Gabe von Immunsuppressiva einstellen. In etwa 30 Prozent kommt es zu einer chronischen Abstoßungsreaktion., die weiter behandelt werden muss. Haploide Transplantationen wollen die Spezialisten der Elisabethinen ab 2014 auch bei Erwachsenen durchführen. „Das Feld rund um die Stammzelltransplantation gehört zu einem der komplexesten und hoch spezifischen Bereiche der medikamentösen Tumortherapie“, fasst Weltermann zusammen. Weitere Informationen: Dr. Stefan Meusburger, MSc.; Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor Tel.: +43 / 732 / 7676 / 4002 Prim. Univ. Doz. Dr. Ansgar Weltermann; 1. Internen Abteilung Hämatologie mit Stammzelltransplantation, Hämostaseologie und medizinische Onkologie Tel.: +43 / 732 / 7676 / 4400 OA Dr. Hedwig Kasparu DGKP Daniela Nöstlinger ; Organisation Pflege: Stammzell- und Knochenmarktransplantation .