Operante Konditionierung Prof. Dr. Guy Bodenmann Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien 1 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Methoden der Verhaltenstherapie Methoden der Stimuluskontrolle (respondente Konditionierung) Systematische Desensibilisierung Exposition und Reaktionsverhinderung Methoden der Konsequenzkontrolle (operante Konditionierung) Kognitive Methoden Methoden des Modelllernens (soziale Lerntheorien) Verstärkung Selbstinstruktion Modelllernen Token Economies Kognitive Umstrukturierung Selbstsicherheitstraining Response Cost Time-out Reizüberflutung (Flooding) Verhaltensverträge Kognitives Üben Shaping/Chaining Gedankenstopp Problemlösetraining 2 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Fallbeispiel: Bei einem 14 jährigen Mädchen, Jana, wird vom Psychiater eine Zwangsstörung diagnostiziert. Die Therapie ist erfolglos und die Patientin kommt schliesslich auf Umwegen an unsere Praxisstelle. Das Mädchen zeigt Zwangsverhaltensweisen wie Umwege um einen Teppich machen, sich mit gekreuzten Fingern auf die Brust schlagen, Hüsteln, Fenster aufsperren müssen und Aversion gegen Duschen und Körperhygiene. Es hat starke Spannungen mit seiner Mutter, mit der es immer wieder zu Konflikten kommt, während der Vater und Jana ein gutes Verhältnis haben und auch häufig am Wochenende etwas gemeinsam unternehmen. So gehen sie zusammen Fahrrad fahren oder schwimmen. Jana nervt es dann, wenn die Mutter eifersüchtig ist und dem Vater vorwirft, dass er die schönen Aktivitäten mit Jana übernehme und ihr den schwierigen Teil der Erziehung überlasse. Der Vater ist häufig abwesend, doch wenn er alleine mit Jana zuhause ist, nimmt er das Zwangsverhalten nicht wahr. 3 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Diagnostik (SORCK): Funktionale Verhaltensanalyse Stimulus • Unkonditionierte Stimuli • Konditionierte Stimuli • Diskriminative Stimuli Reaktion • • • • behavorial kognitiv emotional physiologisch S Organismusvariable O R C • genetische Anlage • biologische Konstitution • Körperbau (Grösse, Gewicht usw) • Selbstwert • Informationsverarbeitung • Attributionsstil • Copingkompetenzen • Sozialkompetenzen Kontingenzverhältnis • raum-zeitliches Verhältnis zwischen S-R / R-K Konsequenzen • qualitativ (positiv vs. negativ) • temporal (kurz- vs. langfristig) • locus (intern vs. extern) K 4 (Kanfer & Philipps,1975) Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Welches sind die theoretischen Annahmen hinter den operanten Methoden? 5 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Ansatz von Skinner Skinner führte eine Reihe neuer Begriffe/Definitionen zur objektiveren Beschreibung des Verhaltens in Lernsituationen ein. Die Folgen von Verhaltensweisen stehen im Vordergrund. B.F. Skinner (1904 - 1991) Der Begriff der „Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Reaktion” spielt eine zentrale Rolle. 6 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verstärker Verhaltenskontingenter Stimulus, der die zukünftige Auftretenswahrscheinlichkeit je nach Qualität des Verstärkers erhöht oder senkt. Positiver Verstärker Reiz, welcher durch seine Darbietung die Auftretenswahrscheinlichkeit einer Verhaltensklasse erhöht. Das heisst es sind angenehme, belohnende Stimuli, welche ungelernt (primäre positive Verstärker) oder gelernt (sekundäre positive Verstärker) sein können. Negativer Verstärker Aversiver Reiz, welcher zur Abnahme der Auftretenswahrscheinlichkeit der ihm vorangehenden Verhaltensklasse führt. 7 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verstärkung Prozess der Darbietung bzw. Entfernung eines Reizes nachdem das erwünschte Verhalten auftrat. Positive Verstärkung Darbietung eines angenehmen Reizes. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Verhaltens erhöht. Negative Verstärkung Entfernung eines aversiven Reizes. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Verhaltens ebenfalls erhöht. In beiden Fällen (bei positiver und negativer Verstärkung) wird die Reaktionswahrscheinlichkeit gesteigert. 8 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Matrix der Verstärkung (nach Holland & Skinner, 1971) Positiver Stimulus Aversiver Stimulus Darbietung Entfernung Positive Verstärkung Indirekte Bestrafung Folge: Reaktion Folge: Reaktion Direkte Bestrafung Negative Verstärkung Folge: Reaktion Folge: Reaktion 9 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Diskriminative Stimuli Wenn einer Reaktions-Konsequenz-Abfolge regelmässig bestimmte Reize vorausgehen, erlangen diese Reize Hinweisfunktion. Sd ist ein diskriminativer Reiz, der “die Gelegenheit kennzeichnet, bei der Reaktionen positiv verstärkt werden”. Dieser Typ gibt Hinweis auf Belohnung. S∆ ist ein negativer Hinweisreiz, bei dem es sich um Ankündigung von Bestrafung handelt. 10 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Taxonomie von Verstärkern Primäre Verstärker wirken ohne vorangegangene Lernprozesse ihre Wirkung wird meist mit Triebreduktion erklärt es kann unterschieden werden zwischen: positiven primären Verstärkern (Nahrung, Bewegung, usw.) negativen primären Verstärkern (akustische Reize, elektrische Schläge, usw.) 11 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Sekundäre Verstärker Ein ursprünglich neutraler Reiz der zum Verstärker wird, wenn er mit dem primären Verstärker (konditionierte Verstärker) gepaart wird (z.B. Schulnoten). Generalisierter Verstärker Ein Verstärker, der gegen mehrere primäre Verstärker eingelöst werden kann (z.B. Geld, Tokens) 12 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufgabe: Geben Sie je 5 Beispiele für positive und negative primäre Verstärker an. 14 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) extrinsisch intrinsisch Verstärkerarten Spirituelle Verstärker religiöse Werte und Ziele, Ideologien, kognitive Befriedigung, Ideen etc. Handlungsverstärker Massagen, Basteln, Sport, Tanzen, Spazieren… Materielle Verstärker Süssigkeiten, CDs, Bücher, Spielsachen, Kleider, Panini-Bildchen, Blumen… Soziale Verstärker Lächeln, Blickkontakt, Lob, Interesse, Zärtlichkeit… 15 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufgabe: Welche Verstärkerarten sind für die Therapie für den Verhaltensaufbau vor allem wichtig? Bitte begründen Sie. 16 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verstärkung und zeitliche Kongruenz Der Verstärkungsgradient zeigt, dass die Verstärkerwirksamkeit umso grösser ist, je unmittelbarer die Konsequenzen auf das Verhalten folgen. 17 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Warum haben längerfristig hoch negative Konsequenzen kurzfristig kaum Effekte? 18 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Neurotisches Paradoxon Verhalten wird gezeigt, obgleich langfristig hoch dysfunktional: Weil kurzfristige, angenehme Konsequenzen stärker sind als mittelfristig bzw. langfristig aversive Konsequenzen Weil positive Verstärkung stärker wirkt als Bestrafung (Revidiertes Gesetz der Auswirkung (Thorndike) Beispiel: Rauchen 19 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufgabe: Geben Sie weitere Beispiele für neurotischparadoxales Verhalten 20 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Riskantes Sexualverhalten bei unbekannten Sexualpartnern (sexuelle Vereinigung ohne Kondom) Umweltverhalten (Autofahren, Heizen). Freiheit vor Sicherheit (Helmtragen, Gurten tragen) Sensation-Seeking (z.B. gefährliches Skifahren) 21 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verhaltensaufbau durch Verstärkung 22 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Taxonomie der Verstärkertypen Kontinuierliche Verstärkung: Jede gezeigte Reaktion des definierten Typs wird verstärkt. Erweist sich beim Aufbau, also in der Anfangsphase der Akquisition als besonders günstig. Intermittierende (partielle) Verstärkung Reaktionen werden nur gelegentlich verstärkt. Die Löschungsresistenz kann viel stärker sein als bei gleicher Anzahl Verstärkungen nach aufeinanderfolgenden Reaktionen. 23 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Zufällige Verstärkung Die Verstärker werden zufällig abgegeben, ohne dass zwingend eine Reaktion gezeigt werden muss oder diese Reaktion explizit verstärkt werden wollte. Zufällige Verstärkung oder Bestrafung ist in der Erziehung häufig. Daher wichtig, auf die Kontingenzen zwischen Reaktion und Konsequenzen zu achten. 24 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verstärkerpläne: Quotenverstärkung Die Belohnung ist ausschliesslich von der geleisteten Arbeit abhängig. Die verstrichene Zeit spielt keinerlei Rolle für die Verstärkung. Fixe Quotenverstärkung Verhalten wird nach einem definierten Verhältnis in Abhängigkeit seines Auftretens verstärkt (z.B. 1:1). Auch Verstärkung jedes zehnten Verhaltens stellt eine fixe Quotenverstärkung dar (1:10). Die fixierte Quotenverstärkung erzeugt eine sehr hohe Reaktionsrate. 25 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Variable Quotenverstärkung Quoten werden auf einer umfassenden Skala variiert anstatt z.B. jedes fünfte Verhalten wird jedes fünfte Verhalten im Schnitt verstärkt Ist wesentlich wirksamer als Plan mit fixierter Quote mit demselben Mittelwert an Reaktionen 26 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Fixe Intervallverstärkungspläne Nur diejenigen Verhaltensweisen werden verstärkt, welche nach dem Verstreichen des definierten Zeitintervalls auftreten. Die Reaktionsrate ist eine kurze Zeit nach jeder Verstärkung niedrig und steigt dann bis zum Zeitpunkt der erneuten Verstärkung charakteristisch an. Variable Intervallverstärkungspläne Verstärkung im Durchschnitt z.B. alle fünf Minuten. Das intervenierende Intervall kann einige Sekunden kurz oder bis zu zehn Minuten lang sein. Die Leistung des Organismus in einem solchen Plan ist bemerkenswert stabil. 27 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufgabe: Wie bauen Sie neues Verhalten auf? Welche Verstärkerpläne werden in welcher Reihenfolge eingesetzt und aufgrund von welchen Überlegungen? 28 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufbau von neuem Verhalten in Etappen 1. Fixe Quotenverstärkung (Ratio 1:1) 2. Fixe Quotenverstärkung (Ratio 1:5) Aufbau 3. Variable Quotenverstärkung (Ratio 1:5) 4. Fixe Intervallverstärkung 5. Übergang von Fremdverstärkung zu Selbstverstärkung Aufrechterhaltung 29 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verhaltensaufbau 1. 2. 3. 4. 5. Aufbau Aufrechterhaltung Fixe Quotenverstärkung (Ratio 1:1) Fixe Quotenverstärkung (Ratio 1:5) Variable Quotenverstärkung (Ratio 1:5) Fixe Intervallverstärkung Übergang von Fremdverstärkung zu Selbstverstärkung 30 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Arbeit: Was passiert, wenn die fixe Quotenverstärkung über einen längeren Zeitraum beibehalten wird? 31 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Effekte nach längerer fixer Quotenverstärkung Habituation Sättigung Der Verstärker verliert an Wirksamkeit Ermüdung der Verstärkerperson 32 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Methoden zum Aufbau von neuem Verhalten oder der Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit von bereits etabliertem Verhalten 33 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Methoden zum Verhaltensaufbau Positive Verstärkung Shaping Chaining Token Economies (Punktekarten) Response Cost 34 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufbau von Verhalten über Verstärkung Kontingente Belohnung auf angemessenes Verhalten (mittels Verstärkerlisten) Negative Verstärkung von angemessenem Verhalten 35 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Premack-Prinzip Verhaltensweisen, welche sich häufig und von selbst zeigen, können dazu benutzt werden, um weniger häufig gezeigtes Verhalten zu stimulieren. Die Methode wird insbesondere zur Steigerung der Aktivität von Depressiven verwendet. Verhaltensdefizit: Verhaltensexzesse: Aufstehen Aktivitäten Schlafen Aufstehen Schlafen Schlafen 36 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Shaping Schrittweiser Aufbau von komplexen Verhaltensmustern, die im Repertoire eines Individuums noch nicht vorhanden sind. Bereits kleinste Schritte, die in Richtung des Zieles führen, werden systematisch verstärkt. Das Zielverhalten wird in einzelne Schritte aufgeschlüsselt, danach werden Kriterien für die erste Annäherung festgelegt. Einfachste Annäherungen werden differentiell verstärkt. 37 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Chaining Eine bestimmte Reaktion dient wieder als diskriminativer Hinweisreiz für die nächste Reaktion usw. Bei der Therapie wird beim letzten Glied einer komplexen Verhaltenskette begonnen, welche dann rückwärts aufgebaut wird. Ein komplexes Verhalten muss daher in kleine Einheiten (Ketten) aufgegliedert werden Es muss bestimmt werden, welche Teile der Kette im Repertoire bereits vorhanden sind und welche erst durch Shaping aufgebaut werden müssen. 38 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Token Systeme Token Economies arbeitet mit dem Prinzip der operanten Verstärkung, dem Prinzip des Verstärkeraufschubs und kleinen Verstärkerschritten. Symbole für spätere Verstärker werden abgegeben, die selber jedoch nur geringen Verstärkerwert besitzen, jedoch für den Endverstärker eingelöst werden können. Token: − Objekt mit Tauschwert (z.B. Geld oder Spielmünzen, Smiles, Strichlisten etc.) generalisierte Verstärker − Gegen andere Verstärker eintauschbar 39 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Vorgehen beim Einsatz von Token Systemen Der Therapeut macht bekannt, welches Verhalten erwünscht ist. Möglichst viele wirksame Verstärker müssen für den Eintausch gefunden werden, um einer möglichen Habituation oder Sättigung entgegen zu wirken. Die Art der Token wird mit dem Kind festgelegt. Die Zielbelohnung (Endverstärker) wird mit dem Kind festgelegt Es wird bestimmt, wie viele Token für ein erwünschtes Verhalten erhalten werden können und gegen welche Anzahl Token ein bestimmter Verstärker eingetauscht werden kann. 40 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Wenn die Anzahl Tokens erreicht sind, muss kontingent die Endverstärkung verabreicht werden. Das Token System wird als Ouotenverstärkung (1:1) zu Beginn des Aufbaus von neuem Verhalten oder als Intervallverstärkung zur Festigung des erlernten Verhaltens eingesetzt. Wenn das Zielverhalten aufgebaut ist, muss das TokenProgramm ausgeblendet werden (Fading out), um einer Habituation oder Sättigung entgegen zu wirken. Die Belohnung durch Token kann auch mit einem Bestrafungs-system bei unerwünschtem Verhalten gekoppelt werden Response Cost 41 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufgabe: Überlegen Sie sich ein Beispiel eines Token-Plans bei einem Kind, welches störendes Verhalten (nicht Aufpassen Schwatzen, Ablenken des Pultnachbarn) in der Schule zeigt. 42 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Response Cost Operantes Bestrafungsverfahren, bei dem bereits erhaltene generalisierte Verstärker (Token, Geld) für unangemessenes Verhalten entzogen werden. Rekurriert auf das Prinzip der indirekten Bestrafung (Wegnahme von positiven Stimuli) 43 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Überlegen Sie sich ein Respone-Cost-Training bei Aggression. Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Methoden zum Abbau von störendem Verhalten 45 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Sättigung Bei der Sättigung wird gezielt auf eine Reaktion massiert mit Verstärkung reagiert, womit diese sehr schnell an Attraktivität verliert. Aus einer angenehmen Aktivität wird so mit der Zeit eine aversive oder uninteressante Beschäftigung. 46 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Stiller Stuhl / Time-Out Zuerst wird dem Kind die logische Konsequenz seines Verhaltens vermittelt (Verhaltensregeln). Rekurriert auf das Prinzip der indirekten Bestrafung (Wegnahme von positiven Stimuli) Dem Kind wird der stille Stuhl angekündigt, wenn es das gewünschte Verhalten nicht zeigt. Klare Definition dessen, was geschehen wird und wie sich das abspielt Das Kind wird für definierte Zeit und gemäss der Ankündigung auf den stillen Stuhl gesetzt (Wegname von positiver Verstärkung). Nach Ablauf der Zeit Beenden des Stillen Stuhls. Die Mutter verhält sich wieder normal und verstärkend. 47 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufgabe: Überlegen Sie sich, wie die Methode des Stillen Stuhls in der Schule umgesetzt werden kann. 48 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Operante Konditionierung und Aufrechterhaltung von Störungen (Performanzbedingung) 49 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Zwei-Faktoren-Theorie (Mowrer, 1947) Verbindung der beiden Lernprinzipien (klassische und operante Konditionierung). In einer ersten Phase erlernt der Organismus emotionale Reaktionen (z.B. Angst) als Folge klassischer Konditionierungsprozesse (Zeichenlernen). Diese emotionalen Zustände führen in einem zweiten Schritt zu Auslösern für instrumentelles Verhalten (Flucht- und Vermeidungsvehalten) (Lösungslernen). Einbezug intervenierender emotionaler und motivationaler Zustände (im Sinne sekundärer Triebe). 50 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Klassische und operante Konditionierung: Der Ansatz von Mowrer Mowrers Theorie wird auch als Mediatorentheorie des Lernens bezeichnet und geht davon aus, dass offene Reaktionen durch zwischengeschaltete Prozesse (sekundäre Triebe) ausgelöst werden. Berücksichtigung von intervenierenden Variablen (Emotionen) zwischen Reiz und Reaktion. Versuch einer Synthese zwischen S-R-Theorie (klassische Konditionierung) und S-R-C-Theorie (operante Konditionierung) herzustellen. Zwei-Faktoren-Theorie des Lernens Zeichenlernen („sign learning“) Lösungslernen („solution learning“) 51 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Zeichenlernen (klass. Konditionierung) Reizsubstitution: Emotionen, die die glatte Muskulatur betreffen werden durch raumzeitliche Nähe (Kontiguität) verstärkt. Sie bezieht sich auf: − autonomes Nervensystem (ASN) UCS UCR KOPPELUNG − Lernen durch Kontiguität − unwillkürliche Antwortreaktionen (Klass. Kond.) NS CS CR − Triebinduktion 52 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Lösungslernen (operante Konditionierung) Reaktionssubstitution: operante Reaktionen der quergestreiften Muskulatur führen zu einer Triebreduktion. Reaktionssubstitution bezieht sich auf: − zentrales Nervensystem (ZNS) − Lernen durch nachfolgende Verstärkung (Kontingenz) − willkürliche Zielhandlungen (operante Konditionierung) Sd/∆ - R - C+/53 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Verhinderung von Löschung / negative Gegenkonditionierung Verstärkung S r s Angst Stimulus • Konditionierte Stimuli • Diskriminative Stimuli R C - Vermeidung Motivation Wegfall von aversiven Konsequenzen Folgen 1. Negative Verstärkung führt zu einem Anstieg und zu einer Festigung der Vermeidungsreaktion (R↑). 2. Durch die nicht erfolgten erneute Exposition mit den Stimuli kann die Angst nicht gelöscht oder gegenkonditioniert werden. 54 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Aufgabe: Geben Sie klinische Beispiele, wo die 2-FaktorenTheorie eine Erklärung liefern könnte 55 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Ansatz von Ferster/Lewinsohn Verlust von Verstärkern durch: Eingeschränktes Verstärkeruniversum (wenig Verstärker insgesamt, kaum Hobbies, geringes Freundesnetz, geringe Interessen und Aktivitäten ) Eingeschränkte Erreichbarkeit von Verstärkern (z.B. schlechte geographische Erreichbarkeit, Erreichbarkeit infolge von Behinderung, schwerer Krankheit, Migration, Inhaftierung etc.) Mangelnde soziale Fertigkeiten zur Erlangung von Verstärkern (Wahrnehmungsdefizite, zu wenig soziale Responsivität, mangelnde Sozialkompetenzen) 56 Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Geringe finanzielle Ressourcen Grosse finanzielle Ressourcen Psychotherapeut Arzt PhysiotherapeutSauna Arzt Gesundheitsversorgung Museum Bilder Plastiken Massage Gesundheitsversorgung Vernissagen Kunst Kosmetik Nachschlagewerke Romane Wellness Sachbücher Bücher Romane Bücher Biographien Gesundheit Gesundheit Oper Komödie Theater Compact Disc Kultur Musik Verstärkeruniversum Kabarett Compact Disc Kultur Musik Musikanlage Konzerte Freizeit Freizeit Clubbeitrag Tennis Fussball Fussball FussballAusrüstung Clubbeitrag Fussball Wintersport EishockeyAusrüstung Schlitschuhe Clubbeitrag SnowboardFussballausrüstung Ausrüstung Tennislehrer Racket Platzmiete Skiausrüstung Billette Skischule Kleidung Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann) Depressionstherapie Aufbau von Aktivitäten als erster Schritt 58