Inelastische Streuung an homogenen Partikeln und Partikeln mit Einschlüssen Dissertation zur Erlangung des Grades Doktor-Ingenieur der Fakultät für Maschinenbau der Ruhr-Universität Bochum von Thomas Weigel aus Edenkoben Bochum 2004 Dissertation eingereicht am: 26.11.2003 Tag der mündlichen Prüfung: 27.02.2004 Erster Referent: Prof. Dr. techn. Gustav Schweiger Zweiter Referent: Prof. Dr. Thomas Leisner Für meine Eltern und meine Frau Christina ii Vorwort Diese Arbeit ist im Rahmen meiner Tätigkeit am Lehrstuhl für Laseranwendungstechnik entstanden. An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Dabei gilt mein besonderer Dank Herrn Prof. Dr. techn. Gustav Schweiger für die Betreuung meiner Arbeit und die stete Diskussionsbereitschaft. Herrn Prof. Dr. Thomas Leisner danke ich für die Übernahme meines Korreferats. Frau Dr. Nadja Velesco danke ich für die Einführung in die Tiefen der geometrischen Optik. Frau Dr. Chao Liu möchte ich für ihre Diskussionsbeiträge zur Lorenz-MieTheorie danken. Neben neuen Einblicken in die Wellenoptik danke ich Herrn Dr. Jörg Schulte insbesondere für seine unermüdliche Diskussionsbereitsschaft. Meinen Dank gilt zudem Herrn Christoph Benninghoven für seine Beiträge in seiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft. Für Diskussionsbeiträgen zu den experimentellen Problemen, die man im Rahmen einer solchen Arbeit nicht aus den Augen verlieren sollte, bedanke ich mich bei Herrn Dr. Cemal Esen, Herrn Ralf Nett, und Herrn Dr. Vitaliy Sprynchak. Meiner Frau Christina will ich an dieser Stelle besonders für ihr Verständnis und ihre Geduld bedanken. iii iv Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Inneres, elastisches Feld 5 2.1 Lorenz-Mie-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2 Grundlagen zur geometrischen Optik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.2.1 Die Eikonalgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.2.2 Transmission und Reflexion - Die Fresnelschen Formeln . . . . . 17 2.2.3 Der Fokalbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.3 Behandlung der dreidimensionalen Strahlverfolgung . . . . . . . . . . . 24 2.4 Partikel mit einem sphärischen Einschluss . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.4.1 Einfluss des Brechungsindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.4.2 Einfluss der Position des Einschlusses . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.5 Partikel mit mehreren sphärischen Einschlüssen . . . . . . . . . . . . . 32 2.6 Elliptische Partikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3 Inelastische Lichtstreuung 39 3.1 Strahlrückverfolgung - Reversed Ray-Tracing . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.2 Numerische Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.2.1 Einfluss der Polarisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.2.2 Vergleich mit anderen Methoden 48 . . . . . . . . . . . . . . . . . v Inhaltsverzeichnis 3.2.3 Partikel mit einem sphärischen, inelastisch streuenden Einschluss 49 3.2.4 Partikel mit mehreren inelastisch streuenden Einschlüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 3.2.5 Inelastische Streuung an elliptischen Partikeln . . . . . . . . . . 58 3.2.6 Untersuchung von Partikeln mit mehreren Einschlüssen . . . . . 68 4 Zusammenfassung und Ausblick 73 A Implementierung 75 A.1 Strahlverfolgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 A.1.1 Die Klasse Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 A.1.2 Berechnung der Feldverteilung zur Darstellung in einer vorgegebenen Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 A.1.3 Speicherverwaltung zur inelastischen Streuberechnung . . . . . . 81 B Nützliches zur Geometrie B.1 Schnittpunktberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 B.1.1 Schnittpunkt mit einer Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 B.1.2 Schnittpunkt mit einem Ellipsoid . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 B.2 Betrachtung der Totalreflexion, evaneszente Welle . . . . . . . . . . . . 85 C Wichtige Funktionen vi 83 87 C.1 Kugelflächenfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 C.2 Sphärische Besselfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 C.2.1 Asymptotisches Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 C.2.2 Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Abbildungsverzeichnis 1.1 2.1 2.2 Elastische Streuung eines sphärischen Mikropartikels mit x = 2πr = 100, λ Brechungsindex n = 1.5, berechnet mit Hilfe der Lorenz-Mie-Theorie . 2 Strahlengang eines Strahls durch ein Partikel mit einem exzentrischen sphärischen Einschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Definition der Felder zur Beschreibung der Streuung an einem sphärischen Mikropartikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.3 Brechung und Reflexion eines Strahls an einer Grenzfläche zweier Medien 13 2.4 Erläuterungen zur Herleitung des Fermatschen Prinzips . . . . . . . . . 16 2.5 Reflexionskoeffizienten r⊥ (links) und rk als Funktion des Einfallswinkels α (durchgezogene Linie: Realteil, gestrichelt: Imaginärteil) . . . . . . . 18 2.6 Betrachtung eines Fokalbereichs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.7 Gaußstrahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.8 Beispielhafter Strahlengang in einem Gaußstrahl aus Gln. 2.58a-2.58c . 23 2.9 Vergleich: Geometrische Optik(links) mit Mie-Theorie(rechts) Größenparameter: x = 100, Brechungsindex: n = 1.333 . . . . . . . . . . . . . 24 2.10 Lage des Oberflächen-Koordinatensystems . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.11 Energiedichteverteilung in einem Partikel n = 1.333 mit einem Einschluss für verschiedene nE Brechungsindizes des Einschlusses . . . . . 28 2.12 Darstellung der unterschiedlichen Reflexionsordnungen eines Partikels mit Einschluss. Brechungsindizes: Host: nP = 1.333, Einschluss: nE = 1.0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 vii Abbildungsverzeichnis 2.13 Darstellung der unterschiedlichen Reflexionsordnungen eines Partikels mit Einschluss. Brechungsindizes: Host: nP = 1.333, Einschluss: nE = 1.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.14 Partikel (xP = 100, nP = 1.333) mit einem sphärischen Einschluss xE = 30, nE = 1.5, Abstand vom Partikelmittelpunkt: 0.6 · rP . . . . . . . . 32 2.15 Partikel (nP = 1.333, x = 500) mit sieben sphärischen Einschlüssen (rE = 0.1 · rP , nE = 1.5), die entlang der z-Achse (=Ausbreitungsrichtung des einfallenden Felds) angeordnet sind . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.16 Wie Abb. 2.15 jedoch sind die Einschlüsse entlang der x-Achse angeordnet 34 2.17 Darstellung der Orientierung eines Partikels im Raum: (a) Drehung um x-Achse (b) Drehung um y-Achse (c) Drehung um die z-Achse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.18 Energiedichte-Verteilung im Inneren eines Ellipsoids mit ~ = (900, 500, 500), n = 1.333, (a) 0◦ (b) um 90◦ gedreht . . . . . . . . A 38 3.1 Übergänge bei der inelastischen Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.2 Strahlengang für ein Partikel mit Einschluss nP = 1.5, nE = 1.9 . . . . 41 3.3 Darstellung der Streucharakteristik eines Dipols . . . . . . . . . . . . . 42 3.4 Verdünnung durch Auslaufen der vom Dipol ausgehenden Strahlen . . . 43 3.5 Schematische Darstellung der Streuung an Mikropartikeln . . . . . . . 44 3.6 inelastische Streuung eines homogenen, kugelförmigen Partikels (x = 60, xinel = 56.913, n = 1.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Depolarisationsgrad δ für ein Partikel mit x = 60, n = 1.5, einfallende Welle in y-Richtung polarisiert . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Vergleich eigener Ergebnisse mit zweidimensionalen Berechnungen und mit dem Dipolmodell, xelast = 30, xinel = 27, n = 1.333 . . . . . . . . . 48 Inelastisches Streuverhalten eines Partikels mit einem Einschluss bei Rotation um die y-Achse (⊥ zur Betrachtungsebene) xP = 1000, xP,inel = 948.55, nP = 1.333, rE = 0.3 · rP , Abstand Einschluss-Partikelmittelpunkt: 0.6 · rP , nE = 1.5 . . . . . . . 50 3.10 Inelastische Streuung eines Partikels mit einem Einschluss bei Variation der Einschlussposition entlang der z-Achse, xP = 1000, xP,inel = 845.65, nP = 1.333, rE = 0.2 · rP ,nE = 1.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.7 3.8 3.9 viii Abbildungsverzeichnis 3.11 Wie Abb. 3.10, nun aber mit Variation der Einschlussposition entlang der x-Achse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 3.12 Inelastische Streuung eines Partikels (nP = 1.333, x = 500, xinel = 422.825) mit sieben Einschlüssen (rE = 0.1 · rP , nE = 1.5), die entlang der Einstrahlachse angeordnet sind. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 3.13 Inelastische Streuung eines Partikels (nP = 1.333, x = 500, xinel = 422.825) mit sieben Einschlüssen (rE = 0.1 · rP ) . . . . . . . . . . . . . 57 3.14 Tropfenkette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 3.15 inelastische Streuung in Abhängigkeit vom Halbachsenverhältnis, nP = 1.5, rote Linie: Kugelform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 3.16 Strahlverlauf in einem Partikel mit Halbachsenverhältnis aaxy,z = 0.3, nP = 1.5, Schnitt durch die y-z-Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.17 Strahlverlauf wie in 3.16, jedoch mit einem Achsenverhältnis ay ax ,z = 1.0 61 3.18 Vergleich von Messungen an DEHS-Tropfen in einem akustischen Levitator mit eigenen Rechnungen (durchgezogene Linie) für verschiedene Achsenverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 ~ = (500, 500, 900), 3.19 Inel. Streuung eines elliptischen Mikropartikels A ~ Ainel = (474.275, 474.275, 853.695), n = 1.5, gestrichelt: volumengleiche Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 ~ = (500, 900, 500), A ~ inel = 3.20 Inel. Streuung eines Mikropartikels mit A (474.275, 853.695, 474.275), n = 1.5 in die x-z-Ebene, gestrichelt: volumengleiche Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 ~ = (500, 900, 500), A ~ inel = 3.21 Inel. Streuung eines Mikropartikels mit A (474.275, 853.695, 474.275), n = 1.5 in die y-z-Ebene, gestrichelt: volumengleiche Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 ~ = (500, 900, 500), A ~ inel = 3.22 Inel. Streuung eines Mikropartikels mit A (474.275, 853.695, 474.275), n = 1.5 in die x-y-Ebene, gestrichelt: volumengleiche Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 3.23 Relative Schwankung bei Variation der Orientierung in Abhängigkeit vom Halbachsenverhältnis ax /ay,z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 3.24 inelastische Streuung mit 2 zufällig positionierten Einschlüssen, xP = 500, xP,inel = 474.275, nP = 1.333, nE = 1.5, VE = 0.05 Vges . . . . . . . 68 ix Abbildungsverzeichnis 3.25 Inelastische Streuung mit 15 zufällig positionierten Einschlüssen, xP = 500, xP,inel = 474.275, nP = 1.333, nE = 1.5, VE = 0.05 Vges . . . . . . . 69 3.26 Relative Schwankung in Abhängigkeit von der Anzahl n der Einschlüsse, nP = 1.333, nE = 1.5, VE = 0.05 Vges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 A.1 Flussdiagramm der Strahlverfolgung 76 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.2 Skizze zur Berechnung der Schnittpunkte mit einer dicken Ebene x . . . 80 A.3 Darstellung zur Speicherverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Verwendete Variablennamen a ~ A c C D ~e1 , ~e2 ~ek ~ex , ~ey , ~ez ~0 E ~ dip (~ri , σ) E ~ RRT (σ) E H ~j ~k, k0 kmax , kmin ~n n na nE nP rci , rca r, t p~ P~ R R, T S S w w0 xinel xE xP Radius des Partikels Halbachsenvektor Lichtgeschwindigkeit Konzentrationsmatrix Drehmatrix Einheitsvektoren im Oberflächen-Koordinatensystem Einheitsvektor in Ausbreitungsrichtung des Strahls Einheitsvektoren des kartesischen Koordinatensystems Amplitude des elektrischen Felds Beitrag des Dipols am Ort ~ri zum Streufeld in die Richtung σ RRT-Feld aus der Richtung σ Matrix zur Transformation in das Einschluss-/ Partikelkoordinatensystem elektrische Stromdichte Wellenvektor, Wellenzahl im Vakuum Höhe und Tiefe des effektiven Potentials Oberflächennormale Brechungsindex (allgemein) Brechungsindex im Außenraum Brechungsindex im Einschluss Brechungsindex im Partikel Radius der inneren und äußeren Kaustik Amplitudenreflexions- und transmissionskoeffizient elektrisches Dipolmoment Poyntingscher Vektor Krümmungsradius der Wellenfronten beim Gaußstrahl Reflexionsgrad, Durchlässigkeit Streumatrix Eikonal ortsabhängiger Durchmesser des Gaußstrahls Taillendurchmesser des Gaußstrahls Größenparameter bei der inelastischen Wellenlänge Größenparameter Einschluss Größenparameter Partikel xi Abbildungsverzeichnis Z0 r, ϑ, ϕ = < α δ ε εx , εy ,εz γ µ φ σ xii Feldwellenwiderstand Kugelkoordinaten Imaginärteil Realteil Einfallswinkel, Polarisierbarkeit Depolarisationsgrad Dielektrizitätskonstante Drehwinkel um die Achsen eines ortsfesten Koordinatensystems zur Beschreibung der Lage eines nichtsphärischen Partikels im Raum Dämpfungskonstante, Drehwinkel Permeabilität Phase Streuwinkel, elektrische Leitfähigkeit Kapitel 1 Einleitung Mikropartikel spielen in vielen Bereichen, wie etwa der Medizin, der Biologie aber auch in der Erforschung der Erdatmosphäre eine wichtige Rolle. Hierbei steht die Charakterisierung in Bezug auf Form und Zusammensetzung im Vordergrund. In vielen Fällen ist eine berührungslose und zerstörungsfreie Untersuchung notwendig; diese lässt sich gut durch eine optische Methode realisieren. Zunächst scheint sich eine Betrachtung des elastischen Streulichtes anzubieten, da hier im Vergleich zu Messungen der RamanStreuung nur geringe Ansprüche an die Detektion gestellt werden. Um nun Rückschlüsse auf die Form des Partikels ziehen zu können, ist eine theoretische Betrachtung zwingend erforderlich. Bereits Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten Ludvig Lorenz [33] und Gustav Mie [38] eine Theorie zur Beschreibung der elastischen Lichtstreuung an sphärischen Mikropartikeln. Diese Theorie basiert auf einer Lösung der Wellengleichung in Kugelkoordinaten. Sie bildet als exakte Theorie die Basis für eine Vielzahl von Berechnungen. Eine Anwendung auf geschichtete Partikel ist bei Kaiser [31, 55] nachzulesen. Der Nachteil dieser Methode besteht darin, dass bereits bei einem Partikel mit nur einem größeren Einschluss die Berechnung der elastischen Streuung sehr kompliziert und rechenaufwändig wird. Da sich die wellenoptische Theorie zudem nur auf eine eng begrenzte Anzahl kanonischer Geometrien übertragen lässt, ist es zwingend erforderlich nach Berechnungsmethoden zu suchen, die unabhängig von der Form des Streuers sind. Eine Idee ist, das Streumaterial durch Dipole zu nähern. Diese Diskrete Dipol-Approximation (DDA, vgl. etwa [1]) genannte Methode ist zwar sehr flexibel in Hinblick auf die Form des Partikels, stellt jedoch hohe Ansprüche an die Speicher- und Rechenkapazität und ist daher nur begrenzt einsetzbar, d.h. es lassen sich nur Partikel berechnen, deren Größe sich nur wenig von der verwendeten Wellenlänge unterscheidet. Eine weniger aufwändige Berechnung lässt sich mit der geometrischen Optik durchführen. Mishchenko und Macke [36] verwendeten etwa ein Hybrid-Verfahren aus Strahlenoptik und Monte-Carlo für die Berechnung der Streuung an Eiskristallen. Ein wesentlicher Nachteil dieses Verfahrens ist die fehlende Berücksichtigung der Phaseninformation. Aus diesem Grund können keine Interferenzeffekte betrachtet werden, die für Mikropartikel im optischen Bereich nicht zu vernachlässigen sind. 1 Kapitel 1. Einleitung 8 10 7 10 6 10 5 P⊥ 10 4 10 3 10 2 10 1 10 0 10 0° 45° 90° 135° 180° σ Abbildung 1.1: Elastische Streuung eines sphärischen Mikropartikels mit x = 2πr = λ 100, Brechungsindex n = 1.5, berechnet mit Hilfe der Lorenz-MieTheorie Ein prinzipielles Problem der elastischen Lichtstreuung in Hinblick auf die Charakterisierung des Partikels stellt die Struktur der Winkelabhängigkeit dar, die bereits bei einfachen Geometrien sehr kompliziert werden kann, wie dies aus Abbildung 1.1 ersichtlich wird. Hier ist der differentielle Streuquerschnitt für ein homogenes, sphärisches Partikel dargestellt, berechnet auf Basis der Lorenz-Mie-Theorie. Da es sich bei der inelastischen Streuung um einen inkohärenten Prozess handelt, ergibt sich keine komplizierte Interferenzstruktur. Die Abhängigkeit vom Streuwinkel wird somit weniger kompliziert als dies bei der elastischen Streuung der Fall ist. Das inelastische Streulicht zeigt zudem eine materialspezifische, spektrale Abhängigkeit; daher lässt sich daraus auf die chemische Zusammensetzung schließen. Viele atmosphärische, biologische oder auch technische Partikel weisen Einschlüsse auf. Durch eine geeignete Wahl der Detektionswellenlänge lassen sich die Beiträge der einzelnen Bestandteile trennen. Dies ist bei einer Beobachtung des elastischen Streulichtes nur sehr schwer möglich, da man dort nur eine integrale Information über das Gesamtsystem erhält. 2 Die theoretische Beschreibung der inelastischen Streuung ist weitaus komplizierter als im elastischen Fall. An dieser Stelle sei angemerkt, dass in dieser Arbeit der Begriff inelastische Streuung als Synonym für Raman-Streuung verwendet wird, obwohl viele Aussagen auch auf die Fluoreszenz übertragbar sind. Die ersten theoretischen Untersuchungen haben Chew und Kerker [14, 15, 16] unter Verwendung eines wellenoptischen Ansatzes durchgeführt, wobei die Einschlüsse durch Dipole angenähert werden.1 Zu diesem Zweck muss eine Multipolentwicklung für das Feld jedes einzelnen Dipols durchgeführt werden. Da sich nicht alle Dipole im Zentrum des Koordinatensystems befinden können, ist eine Koordinatentransformation notwendig, welche die Rechnung zusätzlich erschwert. Um nicht nur die Streuung an Einschlüssen oder Partikeln berechnen zu können, deren Größe klein gegen die Wellenlänge ist, muss der gesamte streuende Körper durch eine große Anzahl von Dipolen beschrieben werden. Aus diesem Grund ist die Theorie von Chew und Kerker zur Berechnung der inelastischen Streuung an Partikeln, die nicht klein gegen die eingestrahlte Wellenlänge sind, ungeeignet. Zhang und Alexander entwickelten deshalb für den Fall eines sphärischen, homogenen Mikropartikels ein Hybrid-Verfahren, bei dem das einfallende Feld über die Lorenz-Mie Theorie berechnet wird, während man das gestreute Feld über Strahlverfolgung erhält. Es werden dabei, ausgehend von den einzelnen Dipolen, Strahlen in alle Richtungen nach außen hin verfolgt. Diese Methode erlaubt es, die Streuung von großen sphärischen Partikeln zu berechnen. Aufgrund der Vielzahl zu verfolgender Strahlen ist auch dieses Verfahren recht zeitaufwändig. Die Einführung des Reversed-Raytracing (RRT) Verfahrens führt zu einer wesentlichen Einsparung an Rechenzeit (vgl. [40, 41, 63] und Abschnitt 3.1). Hier wird die Umkehrbarkeit des Strahlengangs ausgenutzt. Man kann den in eine bestimmte Richtung gestreuten Anteil dadurch erhalten, dass man die Strahlen, die in diese Richtung gestreut werden, zunächst nach Innen verfolgt. Gewichtet man das auf diese Weise erhaltene Feld der zurückverfolgten Strahlen, das sogenannte RRT -Feld, mit dem einfallenden Feld unter Berücksichtigung der Dipolcharakteristik und integriert dieses gewichtete Feld über das gesamte Partikelvolumen, so erhält man den Beitrag der inelastischen Streuung in die betrachtete Richtung. Im Fall einer homogenen Kugel genügt eine einmalige Berechnung des RRT-Feldes aus einer Richtung. Für alle anderen Winkelbereiche muss dieses Feld lediglich entsprechend der gewünschten Streurichtung gedreht werden, bevor es mit dem einfallenden Feld gewichtet wird. Dies stellt einen wesentlichen Vorteil gegenüber der Rechnung von Zhang und Alexander dar. Viele biologische und technische Partikel haben eine nichtsphärische Form oder enthalten Einschlüsse. Daher ist eine theoretische Beschreibung der inelastischen Streuung für solche Partikel von großem Interesse. Die bestehenden Arbeiten beschränken sich lediglich auf homogene oder geschichtete sphärische Partikel [25, 24, 40, 41, 63, 22, 23]. Ziel dieser Arbeit ist es, eine Methode zu entwickeln, welche die Berechnung der in1 Bei der Fluoreszenz ist zu beachten, dass die einzelnen Moleküle ihre Dipol-Orientierung während der, im Vergleich zur Raman-Streuung, langen Lebensdauer der Übergänge beliebig ändern und sich somit im zeitlichen Mittel eine isotrope Strahlung einstellt, d.h. hier geht die Dipolcharakteristik verloren. 3 Kapitel 1. Einleitung elastischen Streuung an nichtsphärischen Partikeln und Partikeln mit Einschlüssen ermöglicht. Da solche Partikel im Allgemeinen keine Rotationssymmetrie aufweisen, reicht eine rein zweidimensionale Beschreibung des Problems nicht mehr aus. Insbesondere muss zunächst ein Modell zur Berechnung der inneren Feldverteilungen in solchen Partikeln entworfen werden. Hierzu wird eine Methode verwendet, welche wir im Folgenden als geometrische Optik bezeichnen wollen, die auf der Strahlenoptik basiert, wobei zusätzlich die Phase mit berücksichtigt wird (vgl. Velesco et al. [42]). Die Integration der Phase in die strahlenoptischen Berechnungen führt zu einer wesentlichen Verbesserung der Ergebnisse der inneren Feldberechnung insbesondere für Partikel, deren Größe sich nur um wenige Größenordnungen von der eingestrahlten Wellenlänge unterscheidet. Die erste Hälfte dieser Arbeit beschäftigt sich deshalb mit der Berechnung der Feldverteilung im Inneren von elliptischen Partikeln als Beispiel für nichtsphärische Partikel und mit Partikeln mit mehreren Einschlüssen. Dabei wollen wir die Abhängigkeit der Feldverteilung von der Position der Einschlüsse, der Form des Partikels und seiner Orientierung im Raum näher betrachten. Diese Untersuchungen bilden die Grundlage zum Verständnis der inelastischen Streuung, welche im zweiten Teil der Arbeit beschrieben wird. Hier werden nun die Erkenntnisse aus der Feldberechnung auf das Verhalten der inelastischen Streuung übertragen. Für die Berechnung der inelastischen Streuung wird das oben skizzierte Reversed-Raytracing Verfahren angewendet, das ebenfalls an die Problemstellung angepasst werden muss. Insbesondere wird auf einen modularen Aufbau Wert gelegt, um neben elliptischen Partikeln, zu einem späteren Zeitpunkt auch andere Formen hinzufügen zu können (siehe Anhang A). Da sich die Partikel im realen Experiment in den meisten Fällen nicht in einer festen Orientierung fixieren lassen, wollen wir zudem untersuchen, inwieweit man durch eine Mittelung über viele unterschiedliche Orientierungen trotzdem Informationen über die Form eines Partikels bzw. die Anzahl und Größe der Einschlüsse erhalten kann. 4 Kapitel 2 Inneres, elastisches Feld Will man die inelastische Streuung eines Mikropartikels berechnen, so ist die Kenntnis der inneren Feldverteilung unerlässlich, da das innere Feld die Anregung der Streuer darstellt. Für einige wenige einfache Geometrien stehen geschlossene Lösungen zur Verfügung. L. Lorenz [33] und G. Mie [38] gaben eine Lösung für den Fall eines homogenen, sphärischen Partikels mit Hilfe eines wellenoptischen Ansatzes in der nach ihnen benannten Lorenz-Mie Theorie an. Auf Basis dieser Theorie wurden auch Berechnungen der Feldverteilungen in sphärischen, geschichteten Partikeln (Kaiser [31], Kaiser et.al. [55]) durchgeführt. Ngo et.al. [43] führten Berechnungen an sphärischen Partikeln mit einem exzentrischen, sphärischen Einschluss ebenfalls mit Hilfe der MieTheorie durch. Barton modifizierte diese Theorie für die Berechnung des inneren Felds in Sphäroiden [26, 2, 3]. Eine Berechnung von beliebig geformten Partikeln bzw. Einschlüssen ist über wellenoptische Ansätze nur sehr begrenzt möglich, da die zugehörigen Wellengleichungen nur für einige wenige Symmetrien geschlossen lösbar sind. Aus diesem Grund wurde nach alternativen Methoden gesucht, die eine räumliche Diskretisierung durchführen und damit unabhängig von der betrachteten Symmetrie sind. Mit der Entwicklung moderner Computersysteme gewann unter den disretisierenden Techniken das sogenannte Finite-Difference-Time-Domain (FDTD) Verfahren an Bedeutung. Diese Methode geht auf Arbeiten von Yee [64], Mur [39] und Umashankar [30] zurück. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, bei dem die Maxwellschen Gleichungen sowohl im Orts- als auch im Zeitbereich über eine Finite-Differenzen-Methode gelöst werden (vgl. z.B. [60]). Da es sich hierbei um eine diskrete Lösung der MaxwellGleichungen handelt, können prinzipiell beliebige geometrische Strukturen behandelt werden. S.C. Hagness et al. [48] untersuchten etwa mit diesem Verfahren die Kopplung zwischen zwei Lichtleitfasern über einen Mikroring- bzw. einen Mikroscheibenresonator. Diese Technik benötigt eine sehr feine Diskretisierung im Ortsraum in der Größenordnung der verwendeten Wellenlänge. Dies führt bereits bei geringen räumlichen Ausdehnungen im Mikrometerbereich zu einem enormen Bedarf an Speicherplatz und Rechenzeit. Aus diesen Gründen setzte sich eine Alternative zur Wellenoptik durch, 5 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld die auf einem strahlenoptischen Ansatz beruht. Hierbei ist ein wesentlicher Vorteil die relativ einfache Theorie und der damit verbundene geringere Rechenaufwand. Auf Basis der Strahlenoptik existieren viele Berechnungen der elastischen Streuung. Berechnungen der inneren Feldverteilung mittels geometrischer Optik, insbesondere unter Berücksichtigung der Phase, wurden für ein homogenes, sphärisches Partikel in den Arbeiten von Roll et.al. [12, 10, 47] und Velesco et.al. [42] bzw. für geschichtete Partikel von Velesco [63] durchgeführt. In beiden Fällen genügte aufgrund der Symmetrie eine zweidimensionale Betrachtung. Für komplexere Probleme reicht eine zweidimensionale Betrachtung nicht mehr aus. Befinden sich etwa im Inneren des Partikels zusätzlich ein oder mehrere Einschlüsse, so werden die Strahlen an der Einschlussoberfläche derart gebrochen bzw. reflektiert, dass einige Strahlen die Einfallsebene verlassen und sich räumlich ausbreiten, wie dies in der Abbildung 2.1 zu sehen ist. Lediglich für den einfa- Abbildung 2.1: Strahlengang eines Strahls durch ein Partikel mit einem exzentrischen sphärischen Einschluss chen Fall, dass sich ein sphärischer Einschluss im Zentrum des Partikels befindet, behält der Strahl seine Umlaufebene bei und es genügt eine zweidimensionale Betrachtung des Problems. Dies gilt ebenfalls für ein Partikel mit einem sphärischen Einschluss, dessen Mittelpunkt sich innerhalb der Beobachtungsebene befindet. In allen anderen Fällen muss zu einer dreidimensionalen Berechnung übergegangen werden. Bevor wir uns der Beschreibung des in dieser Arbeit verwendeten Modells zuwenden, gehen wir noch einmal kurz auf die Lorenz-Mie-Theorie ein, da diese Theorie eine geschlossene Lösung für ein kugelförmiges Partikel und somit eine gute Vergleichsmöglichkeit zu den eigenen Berechnungen bietet. 6 2.1. Lorenz-Mie-Theorie 2.1 Lorenz-Mie-Theorie Die Wechselwirkung elektromagnetischer Strahlung mit Materie wird vollständig durch die Maxwellschen Gleichungen ~ ~ = − ∂B ∇×E ∂t ~ ~ = ∂ D + ~j ∇×H ∂t ~ ∇·D =ρ ~ =0 ∇·B (2.1a) (2.1b) (2.1c) (2.1d) beschrieben. ~ und die elektrische Feldstärke E ~ bzw. die magnetiDie dielektrische Verschiebung D ~ und die magnetische Feldstärke H ~ sind über die Dielektrizitätskonsche Induktion B stante ε bzw. über die Permeabilität µ durch die Materialgleichungen ~ = εE ~ D ~ = µH ~ B (2.2a) (2.2b) miteinander verbunden. Die Stromdichte ~j erhält man aus dem elektrischen Feld über die elektrische Leitfähigkeit σ ~ ~j = σ E. (2.3) Betrachtet man einen ladungs- und stromfreien Raum, so lässt sich aus den MaxwellGleichungen durch Elimination der magnetischen Feldstärke die Helmholtzgleichung ~ = 0. (∆ + k 2 )E (2.4) ableiten. Die Wellenzahl k ist dabei mit der Kreisfrequenz ω bzw. mit der Wellenlänge λ über k= ω 2π √ = , ω = µ c λ (2.5) verknüpft. Analog zu Gleichung 2.4 erhält man durch Ersetzen des elektrischen Felds die Wellengleichung für die magnetische Induktion ~ = 0. (∆ + k 2 )H (2.6) 7 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld Die Lösungen dieser Gleichungen lassen sich auf skalare Funktionen Ψ zurückführen, die der Gleichung ∆Ψ + k 2 Ψ = 0 (2.7) genügen. Aufgrund der sphärischen Symmetrie des Problems betrachtet man nun die skalare Helmholtzgleichung 2.7 in Kugelkoordinaten 1 ∂ r2 ∂r r r) 2 ∂Ψ(~ ∂r 1 ∂ 1 ∂2 1 ∂ + 2· sin ϑ + Ψ(~r) + k 2 Ψ(~r) = 0. (2.8) r sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ sin2 ϑ ∂ϕ2 Diese Gleichung lässt sich in einen r−abhängigen und in einen winkelabhängigen Anteil trennen. Die sphärischen Zylinderfunktionen, d.h. die sphärischen Bessel- und Neumannfunktionen bzw. die sphärischen Hankelfunktionen stellen die Lösungen der radialen Gleichung dar. Die winkelabhängige Gleichung liefert die Kugelflächenfunktionen Ylm (ϑ, ϕ). Die Funktion Ψ(~r) ist also von der Form Ψ(~r) = XX l (Alm fl (kr) + Blm gl (kr)) Ylm (ϑ, ϕ). (2.9) m Die Funktionen gl (r) bzw. fl (r) stellen Kombinationen der sphärischen Zylinderfunktionen dar. Die Koeffizienten Alm und Blm ergeben sich dabei aus den entsprechenden ~ und ~r · H ~ ebenfalls Randbedingungen des Problems. Man kann zeigen, dass ~r · E Lösungen der skalaren Helmholtzgleichung sind. Bei der Betrachtung der elektromagnetischen Felder wird zwischen dem Fall unterschieden, bei dem das elektrische Feld senkrecht auf dem Radiusvektor steht (magnetischer bzw. transversal-elektrischer Fall, TE) und dem Fall, bei dem der magnetische Feldvektor senkrecht auf ~er (elektrischer bzw. transversal magnetischer Fall, TM) steht. Für die Lösungen der Helmholtzgleichung 2.4 und 2.6 ergibt sich für diese beiden Fälle: TE: ~ (M ) = l(l + 1) fl (kr)Ylm (ϑ, ϕ) ~r · H lm k (M ) ~ ~r · Elm = 0 ~ (M ) = Z0 fl (kr) 1 LYlm (ϑ, ϕ) E lm i 8 (2.10) ~ (M ) = − i ∇ × E ~ (M ) H lm lm Z0 k 2.1. Lorenz-Mie-Theorie TM: ~ (E) = −Z0 l(l + 1) fl (kr)Ylm (ϑ, ϕ) ~r · E lm k (E) ~ ~r · Hlm = 0 (2.11) ~ (E) ~ (E) = iZ0 ∇ × H E lm lm k ~ (E) = fl (kr) LYlm (ϑ, ϕ) H lm q µ0 mit dem Feldwellenwiderstand Z0 = und dem Operator L = 1i (~r × ∇). Führt ε0 man die Vektorkugelflächenfunktionen ~ lm (ϑ, ϕ) = p 1 LYlm (ϑ, ϕ) X l(l + 1) (2.12) ein, so erhält man die folgende Multipolentwicklung des magnetischen und des elektrischen Feldes ~ = H +∞ X +l X (E) ~ lm (kr) alm fl (kr)X l=−∞ m=−l i (M ) ~ − alm ∇ × gl (kr)Xlm (ϑ, ϕ) k (2.13) +l +∞ X X i (E) (M ) ~ = Z0 ~ lm (ϑ, ϕ) + a gl (kr)X ~ lm (ϑ, ϕ) . E alm ∇ × fl (kr)X lm k l=−∞ m=−l Bei der Betrachtung der Felder im Inneren des Partikels treten nur sphärische Besselfunktionen auf, da die Feldverteilung auch im Ursprung, d.h. im Partikelmittelpunkt (E) (M ) endlich bleiben muss. Die Koeffizienten alm und alm ergeben sich aus den Randbedingungen der magnetischen und elektrischen Felder auf der Oberfläche des Mikropartikels: ~ a,|| E r=a ~ t,|| =E , r=a ~ a,⊥ H r=a ~ t,⊥ =H . (2.14) r=a ~a = E ~e + E ~ s das Feld im Außenraum ist, welches sich aus dem eingestrahlten wobei E ~ ~ s zusammensetzt. Das transmittierte Feld wird Anteil Ee und dem gestreuten Teil E ~ t beschrieben. durch E Gemäß Abbildung 2.2 erhält man also folgende Multipolentwicklungen für die entsprechenden Feldanteile: 9 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld E s , Hs E t , Ht nP E e , He na a Abbildung 2.2: Definition der Felder zur Beschreibung der Streuung an einem sphärischen Mikropartikel Einfallendes Feld: ~e = H ∞ l X X (E) ~ lm (ϑ, ϕ) ~ lm (ϑ, ϕ) − i α(M ) ∇ × jl (kr)X αlm jl (kr)X k lm l=−∞ m=−l ~ e = Z0 E ∞ l X X i (E) ~ lm (ϑ, ϕ) + α(M ) jl (kr)X ~ lm (ϑ, ϕ) αlm ∇ × jl (kr)X lm k l=−∞ m=−l (2.15a) (2.15b) Inneres Feld: ~i = H ∞ l X X l=−∞ m=−l ~ i = Z0 E (E) ~ lm (ϑ, ϕ) − βlm jl (ki r)X i (M ) ~ lm (ϑ, ϕ) βlm ∇ × jl (ki r)X k ∞ l X X i (E) (M ) ~ ~ lm (ϑ, ϕ) βlm ∇ × jl (ki r)Xlm (ϑ, ϕ) + βlm jl (ki r)X k l=−∞ m=−l (2.16a) (2.16b) Für das einfallende Feld (ebene Welle) und das innere Feld muss die Endlichkeit im Ursprung gewährleistet sein; daher kommen unter den Zylinderfunktionen nur die sphärischen Besselfunktionen in Frage. Für das gestreute Feld ergeben sich hingegen 10 2.1. Lorenz-Mie-Theorie Hankelfunktionen erster Art, da diese eine auslaufende Welle beschreiben: ~s = H ∞ l X X l=−∞ m=−l ~ s = Z0 E (E) γlm i (M ) (1) ~ ~ jl (kr)Xlm (ϑ, ϕ) − γlm ∇ × hl (kr)Xlm (ϑ, ϕ) k (2.17a) ∞ l X X i (E) (1) ~ lm (ϑ, ϕ) + γ (M ) h(1) (kr)X ~ lm (ϑ, ϕ). γlm ∇ × hl (kr)X lm l k l=−∞ m=−l (2.17b) Zur Vereinfachung führen wir die folgenden Abkürzungen ein x a = ka a = k0 n a a x i = ki a = k0 n i a d [· · · ]0j = . dxj (2.18a) (2.18b) (2.18c) Unter Anwendung der Randbedingungen 2.14 und unter Ausnutzung der Orthogona~ lm (ϑ, ϕ) und ~er × X ~ lm (ϑ, ϕ) ergeben sich die folgenden Koeffizienten für das lität von X gestreute und das innere Feld: (M ) (M ) βlm = αlm · (E) (E) βlm = αlm · (M ) (1) (E) γlm = αlm · (1) ni jl (xi ) [xa hl (xa )]0a − na hl (xa ) [xi jl (xi )]0i ni jl (xa ) [xa jl (xa )]0a − na jl (xa ) [xi jl (xi )]0i (1) (1) na hl (xa ) [xi jl (xi )]0i − ni jl (xi ) [xa hl (xa )]0a ini /xa (M ) γlm = αlm · (E) na jl (xa ) [xi jl (xi )]0i − ni jl (xi ) [xa jl (xa )]0a ni jl (xi ) (1) [xa hl (xa )]0a (1) − na hl (xa ) [xi jl (xi )]0i −ini /xa (1) na hl (xa )[xi jl (xi )]0i (1) − ni jl (xi )[xa hl (xa )]0a (2.19a) (2.19b) (2.19c) (2.19d) Mit Hilfe dieser Koeffizienten lassen sich dann die entsprechenden Feldanteile bestimmen. Die Vorgehensweise, wie sie hier für ein sphärisches Partikel beispielhaft skizziert wurde, lässt sich prinzipiell auf alle Koordinatensysteme übertragen, in denen die Helmholtzgleichung separierbar ist (hiervon gibt es 11 mögliche Koordinatensysteme [45]). 11 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld 2.2 Grundlagen zur geometrischen Optik Im vorhergehenden Abschnitt wurde die Lorenz-Mie-Theorie beschrieben. Sie bietet eine exakte Lösung für den Fall eines sphärischen Mikropartikels an. Basierend auf dieser Theorie lassen sich ebenfalls geschichtete Partikel [55, 31] berechnen. Ngo et al. [43] stellten wellenoptische Berechnungen an einem Partikel mit einem exzentrischen Einschluss vor. Wird diese Theorie auf Partikel angewendet, die große bzw. eine höhere Anzahl von Einschlüssen enthalten, wird die Berechnung sehr kompliziert und zeitaufwändig, da die Anzahl der für die Berechnung notwendigen Multipolanteile mit steigender Größe des Partikels bzw. der Einschlüsse stark ansteigt. Haben die Einschlüsse zusätzlich noch eine Form, die nicht analytisch beschreibbar ist, so ist eine geschlossene Lösung des Problems nicht mehr möglich. Einen Ausweg bietet die Strahlenoptik, denn sie ist nicht an eine bestimmte Form der streuenden Partikel gebunden; zudem lassen sich physikalische Zusammenhänge leichter voneinander trennen als dies etwa bei der Mie-Theorie der Fall ist. Ein weiterer entscheidender Vorteil liegt in der Einfachheit der zu Grunde liegenden Theorie. Dies alles spricht für die Verwendung eines Modells auf Basis der Strahlenoptik, die nun im Folgenden näher betrachtet wird. Bevor wir näher auf die Berechnung der Feldverteilung innerhalb eines Mikropartikels eingehen, werden wir uns zunächst einigen wichtigen Gesetzmäßigkeiten der Strahlenoptik widmen, da diese die Grundlage für die Berechnung der Feldverteilung in dieser Arbeit bilden. Neben dem einfachen Reflexionsgesetz (Einfallswinkel=Ausfallswinkel), ist das wohl bekannteste Gesetz aus dem Bereich der Optik das Brechungsgesetz von Snellius (vgl. Abb. 2.3) sin α · n1 = sin β · n2 . (2.20) Es beschreibt die Brechung einer ebenen Welle an einer (ebenen) Grenzfläche zwischen zwei Medien mit unterschiedlichen optischen Materialeigenschaften. Beschreibt diese Grenzfläche einen Übergang von einem optisch dichteren in ein optisch dünneres Medium, so lässt sich aus diesem Brechungsgesetz ein kritischer Einfallswinkel αkrit ableiten, oberhalb dessen kein Licht mehr nach Außen dringen kann sin αkrit = n1 . n2 (2.21) Bei diesem Winkel bewegt sich der transmittierte Anteil gerade parallel zur Grenzfläche, d.h. β = 90◦ . In diesem Fall wird die gesamte einfallende Strahlungsleistung an der Grenzfläche reflektiert und im Außenraum bildet sich lediglich eine Welle aus, deren Wellenfronten sich parallel zur Grenzfläche bewegen und nach Außen einen ex- 12 2.2. Grundlagen zur geometrischen Optik ponentiellen Abfall aufweisen β= kx = k0 · sin β ky = k0 · cos β = iγ π + i · βi 2 ⇒ E = E0 e−γy eik0 x . (2.22a) (2.22b) Dieses Phänomen wird als Totalreflexion bezeichnet und spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung der sogenannten Strukturresonanzen. Bei der Strahlenoptik wird le- Abbildung 2.3: Brechung und Reflexion eines Strahls an einer Grenzfläche zweier Medien diglich die Strahlungsflussdichte betrachtet. Diese Betrachtungsweise reicht für makroskopische Objekte zumeist aus. Will man jedoch Körper betrachten, deren Größe im Bereich der Wellenlänge oder nur wenige Größenordnungen darüber liegen, so lassen sich Interferenzeffekte nicht mehr vernachlässigen. Neben der Amplitude müssen also noch Phasenterme berücksichtigt werden, welche die richtige Überlagerung der Strahlen beschreiben. Neben dem Zeitfaktor e−iωt , der für alle Strahlen gleich ist, und daher im Folgenden nicht weiter betrachtet wird, ist der ortsabhängige Faktor eiφ(~r) von großer Bedeutung. Wie wir sehen werden, bestimmt die Phasenfunktion φ(~r) die Richtung des Energieflusses und somit die Richtung der Strahlen. 13 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld 2.2.1 Die Eikonalgleichung Betrachten wir die Wellenausbreitung in einem homogenen Medium, so können wir uns zunächst auf eine skalare Betrachtungsweise beschränken. Wir gehen von f (~r) = f0 (~r) · eik0 S(~r) , (2.23) aus, die eine Lösung der Wellengleichung (∆ + k 2 )f (~r) = 0 (2.24) darstellt. Die Größe S(~r) wird als Eikonal bezeichnet und bestimmt über die Beziehung S(~r) = konst. (2.25) die Flächen gleicher Phase. Setzt man nun Gleichung 2.23 in die Wellengleichung 2.24 ein, so erhält man die Beziehung i 1 ∆f0 + {2∇f0 · ∇S + f0 ∆S} − (∇S)2 + n2 = 0. 2 k0 f0 k0 f0 (2.26) Da sich der Gültigkeitsbereich der geometrischen Optik auf kleine Wellenlängen be λ0 2 λ0 1 1 schränkt, d.h. λ0 → 0 können die Terme mit k0 = 2π bzw. k2 = 2π vernachlässigt 0 werden. Man erhält dann die sogenannte Eikonalgleichung (∇S)2 = n2 . (2.27) Um nun aber die Richtung des Energiestromes zu bestimmen, müssen wir noch einmal auf die Maxwell-Gleichungen für ein ladungs- und stromfreies Medium zurückgreifen (2.28a) ~ ∇×H (2.28b) ~ ∇·D ~ ∇·B 14 ~ ∂B ~ = iωµH ∂t ~ ∂D ~ = −iωεE = ∂t ~ =0 =0⇒∇·E ~ = 0. =0⇒∇·H ~ =− ∇×E (2.28c) (2.28d) 2.2. Grundlagen zur geometrischen Optik Dabei verwenden wir nun für das elektrische und das magnetische Feld den Ansatz ~ r) = E ~ 0 (~r) · eik0 S(~r) E(~ (2.29) bzw. ~ r) = B ~ 0 (~r) · eik0 S(~r) B(~ und setzen diesen in die Gleichungen 2.28 ein. Unter der Annahme, dass alle signifikanten Ausdehnungen groß gegen die Wellenlänge sind, d.h. für den Grenzfall λ → bzw. k → ∞, erhält man folgendes Gleichungssystem ~ 0 = cµH ~0 ∇S × E ~ 0 = −cεE ~0 ∇S × H ~ 0 · ∇S = 0 E ~ 0 · ∇S = 0. H (2.30a) (2.30b) (2.30c) (2.30d) Die Richtung des Energieflusses und somit der Strahlen ist durch den (komplexen) Poyntingschen Vektor P~ über die Beziehung ~ ×H ~∗ =E ~0 × H ~∗ P~ = E 0 (2.31) ~ ∗ mit Hilfe von Gleichung 2.30a und vorgegeben. Ersetzt man in dieser Gleichung H 0 unter Berücksichtigung von Gleichung 2.30c, so ergibt sich der folgende Ausdruck 1 ~ ~∗ P~ = (E 0 · E0 )∇S, cµ (2.32) d.h. ∇S zeigt in die selbe Richtung wie der Energiefluss und somit wie der Wellenvektor ~k und wegen der Eikonalgleichung 2.27 gilt ∇S = n ~k ~k ⇒ ∇φ = k0 n = ~k. |~k| |~k| (2.33) Die Richtung des Strahls ergibt sich also direkt aus dem Gradienten der Phase. Wie wir sehen werden, lässt sich daraus das bekannte Fermatsche Prinzip ableiten, das besagt, 15 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld dass der Strahl gerade demjenigen Weg folgt, für den das Wegintegral Z n ds (2.34) minimal wird. Aus diesem Gesetz kann man des Weiteren auch das Brechungs- und das Reflexionsgesetz ableiten. Weg 1 ds . S . Weg 2 Phasenfront Abbildung 2.4: Erläuterungen zur Herleitung des Fermatschen Prinzips Um dies zu zeigen, betrachten wir das Integral über ∇S längs eines geschlossenen Wegs, wie dies in Abbildung 2.2.1 dargestellt ist. Unter Anwendung des Stokesschen Integralsatzes erhalten wir I ZZ ∇S · d~s = Stokes (∇ × (∇S)) · df~ = 0. | {z } (2.35) =0 Betrachten wir nun den geschlossenen Weg, der sich entsprechend Abbildung 2.2.1 aus den beiden Wegen 1 und 2 ergibt, so erhält man Z Z ∇S · d~s = W eg 1 16 ∇S · d~s W eg 2 (2.36a) 2.2. Grundlagen zur geometrischen Optik oder mit ~ek = ~k/|~k| Z Z n ~ek · d~s. n ~ek · d~s = (2.36b) W eg 2 W eg 1 Der Weg 1 ist gerade so gewählt, dass stets d~s ⊥ ~ek und somit ~k ·d~s = k ds gilt, d.h. der Weg verläuft gerade senkrecht zu den Phasenfronten. Es ist leicht einzusehen, dass für den beliebig gewählten Weg 2 stets ~k · d~s ≤ k ds gelten muss und somit Z Z n ~ek · d~s = W eg 1 W eg 1 Z Z n ~ek · d~s ≤ W eg 2 n ds (2.37a) n ds. (2.37b) W eg 2 Damit gilt wegen Gl. 2.35 Z Z n ds ≤ W eg1 n ds. (2.38) W eg2 Das Integral Z n ds (2.39) W eg wird für den Weg des Strahls (=Weg 1) minimal, d.h. der Strahl nimmt immer denjenigen geometrischen Weg, für den der optische Weg gerade minimal wird. Mit dieser Gesetzmäßigkeit lässt sich prinzipiell auch der Strahlengang in einem Medium mit einem ortsabhängigen Brechungsindex berechnen. 2.2.2 Transmission und Reflexion - Die Fresnelschen Formeln Bisher wurden nur die Richtungsänderungen der Strahlen betrachtet, jedoch hat jede Änderung der Materialeigenschaften längs des Wegs auch einen Einfluss auf die 17 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld Amplitude und Phase des Strahls. Um die elektrischen Felder richtig beschreiben zu können, müssen diese Amplituden- und Phasenänderungen durch eine geeignete Wahl der Reflexions- und Transmissionskoeffizienten eingeführt werden. Da diese sich nicht aus der Strahlenoptik ergeben, muss an dieser Stelle auf die Wellenoptik zurückgegriffen werden. Man betrachtet dabei eine ebene Welle, die auf eine ebene Grenzfläche trifft. Die Lösungen, die sogenannten Fresnelschen Koeffizienten, ergeben sich dann aus der Wellengleichung unter Berücksichtigung der entsprechenden Randbedingungen [37, 27, 17]. Amplituden-T ransmissionskoeffizienten: tk = 2 sin β cos α sin(α + β) cos(α − β) (2.40a) t⊥ = 2 sin β cos α sin(α + β) (2.40b) Amplituden-Ref lexionskoeffizienten: rk = tan(α − β) tan(α + β) r⊥ = − sin(α − β) sin(α + β) 0.8 0.8 0.6 0.6 0.4 0.4 0.2 0.2 0 0 r|| 1 r⊥ 1 −0.2 −0.2 −0.4 −0.4 −0.6 −0.6 −0.8 −1 15° 30° 45° α (2.40d) αB α krit −0.8 α krit 0° (2.40c) 60° 75° 90° −1 0° 15° 30° 45° α 60° 75° 90° Abbildung 2.5: Reflexionskoeffizienten r⊥ (links) und rk als Funktion des Einfallswinkels α (durchgezogene Linie: Realteil, gestrichelt: Imaginärteil) 18 2.2. Grundlagen zur geometrischen Optik Die Abbildungen 2.5 zeigen die Verläufe der Fresnelschen Reflexionskoeffizienten in Abhängigkeit vom Einfallswinkel α auf die Grenzfläche bei einem Übergang von einem optisch dichteren (n1 = 1.5, Glas) zu einem optisch dünneren Medium (n2 = 1.0, Luft). Dabei zeigt sich, dass bei einem bestimmten Winkel der Anteil des parallel polarisierten Lichts verschwindet. Dieser Winkel αB wird als Polarisations- oder auch als Brewsterscher Winkel bezeichnet. Er ist durch tan αB = n1 n2 (2.41) bestimmt und hat für einen Glas-Luft-Übergang einen Wert von etwa 34◦ . Weiterhin ist zu beachten, dass für einen Einfallswinkel αkrit von etwa 42◦ die Reflexionskoeffizienten den Wert 1 annehmen. Dies ist gerade der Einfallswinkel, bei dem der Transmissionswinkel β aus dem Snellschen Brechungsgesetz gerade 90◦ ist, d.h. oberhalb dieses Winkels wird die ebene Welle vollständig in das erste Medium zurückreflektiert, man spricht deshalb von Totalreflexion. Der kritische Winkel αkrit ergibt sich aus αkrit = arcsin n2 . n1 (2.42) Bisher wurden lediglich die Koeffizienten für die Amplitude des elektrischen Felds betrachtet. Der Energietransport wird jedoch über den Reflexionsgrad R und den Transmissionsgrad T R = |r|2 T = n2 cos β 2 |t| . n1 cos α (2.43) (2.44) beschrieben. Für diese Größen muss wegen der Energieerhaltung R+T =1 (2.45) gelten. 2.2.3 Der Fokalbereich In der Strahlenoptik wird von Objekten ausgegangen, die sehr viel größer als die verwendete Wellenlänge sind. In diesem Fall spielen Interferenzeffekte eine untergeordnete 19 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld Rolle. Betrachtet man jedoch Partikel, die sich nur um einige wenige Größenordnungen von der Wellenlänge des Lichts unterscheiden, dann lassen sich solche Effekte nicht ~ 0 des elektrischen Felds muss somit auch mehr vernachlässigen. Neben der Amplitude E die Phase φ berücksichtigt werden ~ r) = E ~ 0 eiφ(~r) . E(~ (2.46) Bei der Strahlverfolgung sind also in jedem Volumenelement die Strahlen phasenrichtig zu überlagern. Hierbei muss man ein besonderes Augenmerk auf die Fokalbereiche legen. In der geometrischen Optik verhalten sich die Strahlen wie in Abb. 2.6(a), d.h. alle Strahlen schneiden sich in einem Punkt. Wie wir im Folgenden sehen werden, entspricht der tatsächliche Verlauf dem in Abb. 2.6(b) gezeigten Verlauf. (b) realer Verlauf (a) geometrische Optik Abbildung 2.6: Betrachtung eines Fokalbereichs Gaußstrahl Bei der Betrachtung des Fokalbereichs gehen wir vereinfachend davon aus, dass sich die Richtung des elektrischen Felds nicht wesentlich ändert, sodass eine skalare Rechnung gerechtfertigt ist. Des Weiteren wollen wir annehmen, dass das elektrische Feld lediglich p 2 von der Ausbreitungsrichtung z und von r = x + y 2 abhängt. Somit kann man das elektrische Feld ~ =E ~ 0 Ψ(~r) eikz E (2.47) als eine modifizierte ebene Welle auffassen, welche sich in positive z-Richtung ausbreitet. Es ist dabei nur noch die Wellengleichung (∆ + k 2 ) Ψ(~r) = 0 20 (2.48) 2.2. Grundlagen zur geometrischen Optik zu betrachten. In kartesischen Koordinaten ergibt dies ∂2Ψ ∂2Ψ ∂2Ψ ∂Ψ = 0. + + + 2ik 2 2 2 ∂x ∂y ∂z ∂z (2.49) Nimmt man weiterhin an, dass sich die Strukturfunktion Ψ entlang der Ausbreitungsrichtung nur wenig ändert (paraxiale Näherung), d.h. insbesondere ∂2Ψ ∂2Ψ ∂2Ψ , , ∂z 2 ∂x2 ∂y 2 (2.50) so vereinfacht sich diese Gleichung zu ∂2Ψ ∂2Ψ ∂Ψ = 0. + + 2ik ∂x2 ∂y 2 ∂z (2.51) Diese Gleichung lässt sich z.B. durch den Ansatz kr 2 Ψ = ei(P (z)+ 2q(z) ) (2.52) lösen. Für das elektrische Feld führt dies zu der Gleichung 2 r2 )−ϕ) ~ =E ~ 0 w e− wr 2 ei(k(z− 2R E . w0 (2.53) Abbildung 2.7 zeigt den Verlauf der Phasenfronten innerhalb eines Gaußschen Strahls. Die Größe R(z) gibt den Krümmungsradius der Wellenfront und w(z) die Breite des Strahls an der Stelle z an. w0 bezeichnet den kleinsten Durchmesser des Strahls. 2z ϕ = arctan kw2 s 0 2 2z w(z) = w0 · 1 + kw02 ( 2 2 ) kw0 R(z) = z 1 + 2z (2.54a) (2.54b) (2.54c) Den Öffnungswinkel Θ0 erhält man aus einer Grenzwertbetrachtung für z → ∞ w(z) ≈ 2z . kw0 (2.55) 21 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld x,y 2w(z) R(z) z 2w 0 2Θ0 Abbildung 2.7: Gaußstrahl Für kleine Öffnungswinkel gilt daher w(z) 2 Θ0 ≈ arctan Θ0 = = . z z→∞ kw0 (2.56) Obwohl bei der Herleitung einige Vereinfachungen gemacht wurden, beschreibt die obige Gleichung 2.53 sehr gut das Verhalten eines fokussierten Strahlenbündels. Um aus dieser Gleichung die Richtung der Strahlen zu erhalten, erinnern wir uns an die Berechnungen im Abschnitt 2.2.1. Dort wurde gezeigt, dass sich die Richtung der Strahlen aus dem Gradienten der Phasenfunktion ∇φ bestimmen lässt, d.h. 2 r ~k = ∇φ = ∇ k z − − ϕ) . 2R (2.57) Dies ergibt ∂φ kx = ∂x R ∂φ ky = ∂y R ∂φ 2 =k+ · ∂z kw02 22 (2.58a) (2.58b) 1+ 1 2z kw02 kr2 2 − 2R2 2 kw0 1+ . 2z (2.58c) 2.2. Grundlagen zur geometrischen Optik In Abbildung 2.8 ist der Strahlengang für einige ausgewählte Strahlen dargestellt, deren Weg sich aus den obigen Gleichungen ergibt. x z Abbildung 2.8: Beispielhafter Strahlengang in einem Gaußstrahl aus Gln. 2.58a-2.58c Aus dieser Darstellung lässt sich insbesondere erkennen, dass sich im Fokalbereich die Strahlen nicht überschneiden. Daher sind alle Strahlen gleicher Reflexionsordnung inkohärent zu überlagern. Die unterschiedlichen Reflexionsordnungen sind jedoch untereinander kohärent zu überlagern. Vergleich mit der Mie-Theorie Mit Hilfe der bisher durchgeführten Überlegungen haben wir nun die Möglichkeit, die Feldverteilung in einem sphärischen, homogenen Partikel zu bestimmen. Auf die Besonderheiten bei einer dreidimensionalen Berechnung wollen wir im nächsten Abschnitt näher eingehen. Die Feldverteilung in einem homogenen, sphärischen Partikel lässt sich jedoch über eine zweidimensionale Betrachtung berechnen, da sich die einfallenden Strahlen aufgrund der Symmetrie immer auf Meridionalebenen bewegen. In der Abbildung 2.9 ist eine solche Verteilung für eine Mikrokugel mit einem Größenparameter x = 100 und einem Brechungsindex von n = 1.333 (Wasser) dargestellt. Als Vergleich wurde die selbe Rechnung mit der exakten Lorenz-Mie-Theorie durchgeführt. Es zeigt sich eine sehr gute Übereinstimmung. Die Unterschiede im Interferenzbild lassen sich im Wesentlichen auf die nicht berücksichtigten Beugungseffekte zurückführen. Die Beugung spielt dann eine besondere Rolle, wenn sich im Inneren des Partikels Resonanzen ausbilden. Untersuchungen solcher Resonanzen mittels geometrischer Optik 23 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld Abbildung 2.9: Vergleich: Geometrische Optik(links) mit Mie-Theorie(rechts) Größenparameter: x = 100, Brechungsindex: n = 1.333 (Roll et.al. [11], Roll und Schweiger [10] und Roll [47]) zeigen, dass zu ihrer Beschreibung die Berücksichtigung von Beugungseffekten unerläßlich ist. Außerhalb dieser Resonanzen spielt die Beugung nur eine untergeordnete Rolle. Da die Berücksichtigung von Beugungseffekten die Rechenzeit sehr negativ beeinflusst, wollen wir uns auf die Untersuchung von nichtresonanten Fällen beschränken. Einen weiteren Unterschied zwischen der Berechnung mittels geometrischer Optik und Mie-Theorie ergibt sich durch die örtliche Diskretisierung. Dadurch kommt es zu einer Überbetonung der Kaustiken; dies ist besonders deutlich an den Flanken der Feldverteilungen zu erkennen. Die Wechselwirkung von elektromagnetischer Strahlung mit homogenen sphärischen Mikropartikeln wird exakt mit der Lorenz-Mie-Theorie beschrieben. 2.3 Behandlung der dreidimensionalen Strahlverfolgung Viele in der Natur, in medizinischen oder technischen Sprays vorkommenden Partikel sind nicht homogen, sie enthalten zumeist Einschlüsse aus verschiedenartigen Stoffen. Aus diesem Grund ist eine nähere Betrachtung solcher inhomogener Partikel von großem Interesse. Durch das Einbringen einer Inhomogenität wird die einfache sphärische Symmetrie des homogenen Partikels gestört. Da die Komplexität des Problems mit dem Grad der Abweichung von der Kugelsymmetrie ansteigt, beschränken sich die meisten Arbeiten auf konzentrische Einschlüssen, d.h. geschichtete Partikel (Kai- 24 2.3. Behandlung der dreidimensionalen Strahlverfolgung ser [31]) oder Partikel mit einem sphärischen, exzentrischen Einschluss (Videen und Chỳlek [43] bzw. Ngo et al. [13]). Sind die Einschlüsse klein gegen die Wellenlänge des einfallenden Lichts, so kann man diese durch Dipole approximieren(Schulte und Schweiger [22]). Durch diese Methode lassen sich auch Partikel mit einer größeren Anzahl von Einschlüssen mittels Wellenoptik beschreiben. Die geometrische Optik stellt für Einschlüsse, die groß gegen die Wellenlänge sind, eine sehr gute Alternative zur Lorenz-Mie-Theorie dar. Aus diesem Grund verwenden wir diese Technik zur Berechnung der Feldverteilungen. Im Folgenden wollen wir näher auf die Strahlverfolgung im Raum und den damit verbundenen Besonderheiten eingehen. Reicht aufgrund der Symmetrie des Partikels eine zweidimensionale Berechnung aus, so genügt eine skalare Betrachtungsweise [42, 63]. Ist jedoch eine dreidimensionale Betrachtung notwendig, so müssen die vektoriellen Feldgrößen direkt berechnet werden. Ein besonderes Augenmerk muss dabei auf die Wechselwirkung mit den Grenzflächen zwischen zwei unterschiedlichen Medien gelegt werden. Im vorhergehenden Kapitel hatten wir den einfachen Fall einer ebenen Welle betrachtet, die auf eine unendlich ausgedehnte ebene Grenzfläche fällt. Um diese Ergebnisse auch weiterhin verwenden zu können, betrachten wir die Grenzfläche als lokal eben, sodass sich die Wechselwirkung eines Strahls mit der Oberfläche weiterhin durch die Fresnelschen Formeln beschreiben lässt. Nähere Untersuchungen im Zusammenhang mit Resonanzeffekten (siehe z.B. Roll [47]) haben gezeigt, dass sich die Reflexionskoeffizienten aufgrund der Krümmung der Oberfläche im Vergleich zu den Fresnelschen Formeln verändern. Dieser Unterschied ist relativ klein und wird im Folgenden nicht mehr betrachtet. Bevor man die Fresnelschen Formeln nutzen kann, muss von dem Labor-Koordinatensystem zu einem lokalen Koordinatensystem gewechselt werden, welches durch die Lage der Grenzfläche und die Richtung des Strahls am Auftreffpunkt charakterisiert wird (Abb. 2.10). ~n(~r) stellt dabei den Oberflächen-Normalenvektor am Ort des Schnittpunkts mit dem Strahl dar. Die anderen beiden Richtungsvektoren ergeben sich durch die Projektion des Ausbreitungsvektors ~k des einfallenden Strahls auf die Tangentialebene (~e1 ) bzw. durch das Kreuzprodukt ~n × ~k (~e2 ). In diesem Koordinatensystem lassen sich nun auf einfache Weise Matrizen für die Brechung und die Reflexion des Strahls angeben: xk 0 0 M = 0 xk 0 . 0 0 x⊥ (2.59) M steht für die Transmissions- (T ) bzw. Reflexionsmatrix (R) und x für die zugehörigen Amplitudenkoeffizienten r|| , r⊥ , t|| bzw. t⊥ entsprechend den Fresnelschen Gleichungen (2.40). Mit Hilfe der obigen Gleichungen lässt sich nun das transmittierte Feld in einem nicht rotationssymmetrischen Partikel berechnen. Somit ergibt sich das neue 25 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld Abbildung 2.10: Lage des Oberflächen-Koordinatensystems elektrische Feld ~ neu = H−1 D(γ) MH · E ~ E (2.60a) nx e1,x e2,x H = ny e1,y e2,y nz e1,z e2,z (2.60b) cos γ sin γ 0 D = − sin γ cos γ 0 0 0 1 γ= 2α (2.60c) , bei Reflexion (2.60d) β − α , bei Brechung. Die Matrix H beschreibt die Transformation in das lokale Koordinatensystem. D(γ) führt die Drehung des elektrischen Feldes aufgrund der Reflexion bzw. Brechung entsprechend dem Winkel γ um die ~e1 -Achse durch. Bis auf die Matrix M sind alle Operationen ebenfalls auf den Wellenvektor ~k anzuwenden. Der Transmissionswinkel β ergibt sich aus dem Brechungsgesetz 2.20. Den Einfallswinkel α gegenüber der Grenzflächennormalen ~n erhält man aus dem Skalarprodukt zwischen dem Wellenvektor ~k, 26 2.4. Partikel mit einem sphärischen Einschluss der die Richtung des Strahls angibt, und der Normalen ~n ~k · ~n α = arccos . |~k||~n| (2.61) Nun bleibt die Frage offen, wie der Normalenvektor ~n zu bestimmen ist. Hierzu wollen wir uns der Einfachheit halber auf Grenzflächen beschränken, die sich durch die Form f (~r) = f (x, y, z) = C (2.62) beschreiben lassen, wobei f (~r) eine beliebige Funktion des Ortes ~r und C einen beliebigen reellen Wert darstellt. Man erhält dann die Flächennormale ~n(~r) über die einfache Beziehung ~n(~r) = ∇f (~r). (2.63) Da nun alle wichtigen Größen zur dreidimensionalen Beschreibung eines Partikels mit Einschlüssen bekannt sind, wollen wir im Folgenden die Feldverteilungen einiger Konfigurationen näher betrachten, um das inelastische Streuverhalten besser verstehen zu können. 2.4 Partikel mit einem sphärischen Einschluss Ein sphärisches Partikel mit einem ebenfalls sphärischen Einschluss stellt eine einfache Konfiguration dar. Anhand dieses übersichtlichen Beispiels lassen sich die Einflüsse des Brechungsindexes einerseits und der Position des Einschlusses andererseits besser untersuchen, da für diesen Fall die Form des Einschlusses keine Rolle spielt. Bei den folgenden Betrachtungen wollen wir uns zunächst auf ein Partikel mit einem konzentrischen Einschluss beschränken. Diese Anordnung zeichnet sich durch eine hohe Symmetrie aus, sodass sich der Einfluss des Brechungsindexes unabhängig von der Orientierung untersuchen lässt. Im weiteren Teil des Kapitels wollen wir einen Teil dieser Symmetrie aufgeben, indem wir ein Partikel mit einem exzentrischen Einschluss betrachten. Nun spielt die Lage des Partikels gegenüber der einstrahlenden Welle eine entscheidende Rolle. Im letzten Abschnitt verlassen wir die sphärische Symmetrie des Partikels, indem wir ein elliptisches Partikel betrachten. 27 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld 2.4.1 Einfluss des Brechungsindex Neben der Form und der Größe des Einschlusses hat der Brechungsindex des Partikels bzw. des Einschlusses einen großen Einfluss auf den Verlauf der Energiedichteverteilung im Inneren des Mikropartikels. Um dies zu verdeutlichen, vergleichen wir zunächst die Feldverteilung in einem Wasser-Partikel mit einem Einschluss dessen Brechungsindex niedriger ist als der des Partikels (z.B. eine Luftblase, nE = 1) mit der Verteilung des Feldes in einem Partikel (Abbildung 2.11(a)), dessen Einschluss einen höheren Brechungsindex aufweist (z.B. ein Latex-Partikel, nE = 1.5 (Abbildung 2.11(b)). Im Fall (a) nE = 1.0 (b) nE = 1.5 Abbildung 2.11: Energiedichteverteilung in einem Partikel n = 1.333 mit einem Einschluss für verschiedene nE Brechungsindizes des Einschlusses eines höheren Brechungsindexes ergibt sich, wie erwartet, eine zusätzliche Fokussierung durch den Einschluss, dadurch konzentriert sich die Energie entlang der Einfallsachse. Ist nun der Brechungsindex des Einschlusses geringer als der des Hostpartikels (s. Abb. 2.11(a)), so wird die Energie gleichmäßiger im Einschluss verteilt. Es bildet sich aber auch hier ein Hotspot auf der Ausbreitungsachse aus. Um dieses Verhalten besser verstehen zu können, betrachten wir die Strahlverläufe im Partikel, die in den Abbildungen 2.12(a)-2.12(d) bzw. 2.13(a)-2.13(d) dargestellt sind. Hierbei wurden die unterschiedlichen Reflexionsordnungen zur besseren Übersicht getrennt aufgeführt. Zunächst führt der relativ zur umgebenden Luft höhere Brechungsindex des Hostpartikels zu einer Fokussierung der Strahlen. Treffen nun diese Strahlen auf einen Einschluss, dessen Brechungsindex niedriger ist als der Brechungsindex des Hostpartikels (vgl. Ab- 28 2.4. Partikel mit einem sphärischen Einschluss bildung 2.12(a)), so werden sie in dem Einschluss von der Ausbreitungsachse weg gebrochen. Dadurch bilden sich im rückwärtigen Teil des Einschlusses, d.h. auf der dem einfallenden Licht zugewandten Seite, Bereiche mit höherer Strahldichte. Dies führt zu einer Erhöhung der Strahlungsflussdichte in diesen Zonen (s. Abbildung 2.11(a)). Diejenigen Strahlen, die nicht den Einschluss getroffen haben und schließlich an der vorderen Grenzfläche des Hostpartikels reflektiert werden, bilden ein starkes Maximum. Dieser ¨Hotspot¨ wird im Fall eines Einschlusses mit höherem Brechungsindex durch die Fokussierung des Lichts am Einschluss zusätzlich verstärkt (vgl. Abb. 2.11(b) bzw. 2.13(a)). Ein entsprechender Hotspot befindet sich ebenfalls innerhalb des Einschlusses, gebildet durch die Strahlen, die von innen an der Frontfläche des Einschlusses reflektiert werden. Wie wir sehen werden, bestimmen diese Maxima der Energiedichteverteilung des einfallenden Feldes die Winkelabhängigkeit der inelastischen Streuung. 29 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld Einschluss mit niedrigerem Brechungsindex (a) Direkt eingestrahlt (b) 1 Reflexion (c) 2 Reflexionen (d) 3 Reflexionen Abbildung 2.12: Darstellung der unterschiedlichen Reflexionsordnungen eines Partikels mit Einschluss. Brechungsindizes: Host: nP = 1.333, Einschluss: nE = 1.0 30 2.4. Partikel mit einem sphärischen Einschluss Einschluss mit höherem Brechungsindex (a) Direkt eingestrahlt (b) 1 Reflexion (c) 2 Reflexionen (d) 3 Reflexionen Abbildung 2.13: Darstellung der unterschiedlichen Reflexionsordnungen eines Partikels mit Einschluss. Brechungsindizes: Host: nP = 1.333, Einschluss: nE = 1.5 31 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld 2.4.2 Einfluss der Position des Einschlusses Neben dem Brechungsindex des Einschlusses spielt natürlich dessen Position innerhalb des Partikels eine wichtige Rolle. Betrachten wir deshalb ein Partikel mit einem exzentrischen Einschluss. Um die Feldverteilungen direkt miteinander vergleichen zu (a) Einschluss vorne (b) Einschluss hinten Abbildung 2.14: Partikel (xP = 100, nP = 1.333) mit einem sphärischen Einschluss xE = 30, nE = 1.5, Abstand vom Partikelmittelpunkt: 0.6 · rP können, ist für beide Abbildungen in 2.14 gleiche Farbeinteilung gewählt worden. Man erkennt deutlich, dass sich in einem Einschluss, der in Strahlrichtung weiter vorne platziert ist (Abb. 2.14(a)), eine deutlich höhere Energiedichte ausbildet als im Falle eines Einschlusses, welcher sich im hinteren Bereich des Partikels befindet (Abb. 2.14(b)). Dies ist leicht einzusehen, da der Einschluss in Abb. 2.14(a) aufgrund der Fokussierung des Partikels von einer höheren Anzahl von Strahlen getroffen wird. Weiterhin zeigt sich eine deutliche Abschattung des Feldes, wenn sich der Einschluss im hinteren Bereich des Partikels befindet. Dies hat eine besondere Bedeutung, wenn sich mehrere Einschlüsse im Partikel befinden. Wie erwartet, zeigt sich eine starke Abhängigkeit des inneren Feldes von der Position des Partikels. 2.5 Partikel mit mehreren sphärischen Einschlüssen Im vorhergehenden Abschnitt haben wir die Energiedichteverteilung in einem Partikel mit einem sphärischen Einschluss betrachtet. In vielen Fällen befinden sich jedoch in 32 2.5. Partikel mit mehreren sphärischen Einschlüssen dem Partikel mehrere Einschlüsse oder Agglomerate, die aus vielen Elementarpartikeln bestehen. Daher wollen wir uns näher mit der Verteilung der Felder im Inneren eines Partikels mit mehreren Einschlüssen beschäftigen. Abbildung 2.15: Partikel (nP = 1.333, x = 500) mit sieben sphärischen Einschlüssen (rE = 0.1 · rP , nE = 1.5), die entlang der z-Achse (=Ausbreitungsrichtung des einfallenden Felds) angeordnet sind Zur besseren Übersichtlichkeit betrachten wir ein Partikel mit sieben kugelförmigen Einschlüssen, die direkt hintereinander angeordnet sind. Der Radius der Einschlüsse beträgt 10% des Radius des Hostpartikels, der Brechungsindex des Partikels 1.333 und der Brechungsindex der Einschlüsse 1.5. In Abbildung 2.15 sehen wir die Feldverteilung eines Partikels mit einer solchen Kette von Einschlüssen, die entlang der z-Achse, d.h. in Richtung des einfallenden Lichtes, angeordnet sind. Man erkennt deutlich die Fokussierung der einzelnen Einschlüsse und die Abschattung untereinander. Diese Abschattung wirkt sich besonders stark auf die inelastische Streuung aus. Die Feldverteilung ändert sich natürlich deutlich, wenn die Einschlüsse senkrecht zur Ausbreitungsrichtung angeordnet sind, wie dies in Abbildung 2.16 zu sehen ist. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden für die Abbildungen 2.16 und 2.15 gleiche Farbeinteilungen gewählt. Sind die Einschlüsse senkrecht zur Ausbreitungsachse angeordnet, gibt es keine Abschattungseffekte mehr und es kommt zu einem höheren Feld in den Einschlüssen. 33 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld Abbildung 2.16: Wie Abb. 2.15 jedoch sind die Einschlüsse entlang der x-Achse angeordnet 2.6 Elliptische Partikel Wir haben zunächst ein sphärisches Partikel mit einem ebenfalls kugelförmigen Einschluss betrachtet. Dabei stellte sich eine deutliche Abhängigkeit von der Position des Einschlusses heraus. Neben der inneren Zusammensetzung spielt die Form des Partikels eine entscheidende Rolle für die Verteilung des transmittierten Feldes. Den Einfluss der Form wollen wir nun anhand eines homogenen Ellipsoiden untersuchen. Die Oberfläche eines solchen Ellipsoiden am Ort P~ = (x0 , y0 , z0 ) lässt sich durch die Gleichung f (~r) = (x − x0 )2 (y − y0 )2 (z − z0 )2 + + =1 a2x a2y a2z (2.64) beschreiben, wobei die Größen ax , ay und az gerade die Halbachsen des Ellipsoiden in die entsprechende Raumrichtung darstellen. Um eine äquivalente Beschreibung der 34 2.6. Elliptische Partikel Ellipsoiden gegenüber Kugeln zu gewährleisten, führen wir den Halbachsenvektor ax ~ = 2π ay A λ az (2.65) ein. Hierbei wird, wie bei den Größenparametern der sphärischen Partikel, für λ die Vakuum-Wellenlänge angenommen, falls nichts anderes angegeben wird. Die Flächennormale, die zur Berechnung der Brechung und Reflexion benötigt wird, erhält man aus ~n(~r) = ∇f (~r) = 2 x−x0 a2x y−y0 a2y z−z0 a2z . (2.66) Wobei ~r = (x, y, z) auf der Oberfläche des Partikels zu wählen ist. Die Koordinaten x0 , y0 und z0 bilden den Mittelpunkt P~ des Ellipsoiden. Die Angabe der Halbachsen ax ,ay und az reicht für die Beschreibung des Ellipsoiden noch nicht vollständig aus. Um seine Lage im Raum festzulegen, wird neben dem Ortsvektor P~ , der den Abstand des Partikelmittelpunkts zum Ursprung des Laborkoordinatensystems beschreibt, noch die Orientierung des Ellipsoiden im Raum benötigt. Wir wollen diese Orientierung im Raum durch Drehungen um die Achsen eines ortsfesten Koordinatensystems, dessen Ursprung sich im Mittelpunkt des Einschlusses befindet, beschreiben. Eine beliebige Drehung im Raum wird dann durch drei aufeinander folgende Drehungen um die ortsfesten Achsen ausgedrückt. Dabei wird zunächst um die x-Achse gedreht (Winkel εx ), danach um die y-Achse (εy ) und schließlich um die z-Achse (εz ). Die Matrizen 1 0 0 Dx = 0 cos εx sin εx 0 − sin εx cos εx cos εy 0 − sin εy 1 0 Dy = 0 sin εy 0 cos εy (2.67a) (2.67b) cos εz sin εz 0 Dz = − sin εz cos εz 0 0 0 1 (2.67c) 35 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld beschreiben die entsprechenden Drehungen, die in den folgenden Abbildungen 2.17 anhand eines Ellipsoiden illustriert werden. In Abbildung 2.18(a) ist die Energiedichte-Verteilung im Inneren eines elliptischen Par~ = (900, 500, 500) definiert ist. Abtikels gezeigt, das durch den Halbachsenvektor A bildung 2.18(b) zeigt dasselbe Partikel, nun jedoch um 90◦ gegenüber der Richtung der einfallenden Welle gedreht. Man erkennt deutlich die stark unterschiedliche Verteilung der Energiedichte. Es wurde hier auf eine gleiche Farbverteilung verzichtet, da dies wegen der stark unterschiedlichen Feldverteilungen nicht möglich war. Für den Fall eines quer beleuchteten Partikels (Abb. 2.18(a)) ist der Hotspot weniger stark ausgeprägt und breiter als etwa im Fall einer Kugel mit gleichem Volumen. Dies ist auf die geringe Krümmung in Einfallsrichtung zurückzuführen, die zu einer weniger starken Fokussierung der Strahlen führt. Anders sieht die Situation für den Fall eines längs beleuchteten Ellipsoiden aus; hier ist das elektrische Feld entlang der großen Hauptachse konzentriert und es bildet sich ein schmaler, intensiver Hotspot aus. Nun ist die schmale Seite der Beleuchtung ausgesetzt, d.h. die Strahlen werden aufgrund der größeren Krümmung weitaus stärker zur Ausbreitungsachse hin gebrochen. Wie wir später sehen werden, haben deshalb solche Ellipsoiden eine deutlich ausgeprägtere Winkelabhängigkeit im inelastischen Streuverhalten als etwa sphärische Partikel. 36 2.6. Elliptische Partikel εx (a) εy (b) εεzz (c) Abbildung 2.17: Darstellung der Orientierung eines Partikels im Raum: (a) Drehung um x-Achse (b) Drehung um y-Achse (c) Drehung um die z-Achse 37 Kapitel 2. Inneres, elastisches Feld y x z Laser (a) y x z er Las (b) Abbildung 2.18: Energiedichte-Verteilung im Inneren eines Ellipsoids mit ~ = (900, 500, 500), n = 1.333, (a) 0◦ (b) um 90◦ gedreht A 38 Kapitel 3 Inelastische Lichtstreuung Bei der elastischen Lichtstreuung, die bisher behandelt wurde, haben einfallendes und gestreutes Feld die gleiche Wellenlänge. Wird nun ein Teil des einfallenden Lichtes absorbiert, so kann es zu einer Emission bei einer anderen Wellenlänge kommen. Dabei kommt es zu Übergängen im Energiezustand der Atome bzw. Moleküle. Wird dabei ein Elektron, wie in Abbildung 3.1 gezeigt, zunächst in einen angeregten Zustand EZ Zwischenniveau EZ gestreute Welle h νs einfallende Welle h νe Endzustand EE Grundzustand Abbildung 3.1: Übergänge bei der inelastischen Streuung gebracht, um dann in den Endzustand EE zurückzufallen, so spricht man von Photolumineszenz. Dabei wird Licht mit der Energie E = hνs = EZ − EE abgegeben. νs = λcs bezeichnet dabei die Frequenz der gestreuten Welle, λs ihre Wellenlänge und c die Lichtgeschwindigkeit. Neben dieser Strahlung erhält man bei bestimmten Mate- 39 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung rialien zusätzliche Spektrallinien, deren Wellenlänge einen charakteristischen Abstand von der eingestrahlten Wellenlänge haben. Der indische Physiker Chandrasekhara Venkata Raman erhielt für die Entdeckung dieses, nach ihm benannten, Effekts im Jahre 1930 den Nobelpreis [46]. Im Spektrum des gestreuten Lichts können dabei sowohl Linien auftreten, deren Wellenlänge größer als die Wellenlänge des einfallenden Lichts ist (Stokes-Linie), als auch Linien mit kleinerer Wellenlänge (Anti-Stokes-Linie). Da die inelastische Streuung sehr stark von den Eigenschaften des Materials abhängt, ist sie besser zur Charakterisierung der Einschlüsse in einem Mikropartikel geeignet als die elastische Lichtstreuung, die ja lediglich eine integrale Information über die Form und den Brechungsindex des Gesamtsystems liefert. 3.1 Strahlrückverfolgung - Reversed Ray-Tracing Die inelastische Lichtstreuung bildet die Grundlage vieler Untersuchungen an Mikropartikeln. Neben vielen experimentellen Arbeiten wurden einige theoretische Betrachtungen durchgeführt. Kerker und Chew [14, 16, 15, 34, 35] führten Berechnungen der Ramanstreuung von homogenen, sphärischen Mikropartikeln durch. Die aktiven Moleküle bzw. Einschlüsse wurden dabei wegen ihrer Abstrahlcharakteristik durch Dipole angenähert. Aufgrund der komplizierten Theorie können jedoch nur einige wenige Streuer berücksichtigt werden, insbesondere gilt dies für Partikel mit hohem Größenparameter. In Anlehnung an diesen Ansatz entwickelten Zhang und Alexander [25, 24] ein Hybrid-Modell für große sphärische Mikropartikel, bei dem das anregende Feld durch Mie-Theorie berechnet wurde, während die Streuung der Dipole mit Hilfe der geometrischen Optik durchgeführt wurde, indem von jedem Streuzentrum Strahlen in alle Richtungen ausgesendet werden. Hierbei reicht eine zweidimensionale Betrachtung aufgrund der Kugelsymmetrie aus. Die Leistung, die in die Richtung σ abgestrahlt wird, ergibt sich aus der Integration über die Beiträge aller Streuquellen innerhalb des Mikropartikels: Z Z Z 2 ~ r) dV. Pij (σ) = S(~r) · C(~r) · E(~ VPartikel (3.1) σ Die Indizes i und j stehen für die Polarisation des einfallenden Feldes bzw. des Detektors. Die inelastische Streumatrix S(~r) gibt den Beitrag eines Dipols, der sich am Ort ~r befindet, zum Streulicht in die Richtung σ an. Diese Matrix wurde mit Hilfe des sogenannten analytischen Ray-Tracing-Modells (ART) berechnet (vgl. [24]). Die Konversionsmatrix C(~r) gibt die Konzentration der inelastisch streuenden Moleküle in~ r) kann, wie bereits erwähnt, nerhalb des Partikels wieder. Das transmittierte Feld E(~ mittels Mie-Theorie berechnet werden. In diesem Modell müssen alle Strahlen, die von einem Dipol ausgesendet werden, nach außen verfolgt werden. Dabei werden viele 40 3.1. Strahlrückverfolgung - Reversed Ray-Tracing Strahlen in Richtungen gestreut, an denen man nicht interessiert ist oder die aufgrund der Symmetrie weggelassen werden können (z.B. ist die Streuung bei einem homogenen, sphärischen Partikel symmetrisch zur Einfallsachse, d.h. es genügt eine Betrachtung des Bereichs 0◦ ≤ σ ≤ 180◦ ). Es wäre also besser, wenn man nur diejenigen Strah- Abbildung 3.2: Strahlengang für ein Partikel mit Einschluss nP = 1.5, nE = 1.9 len verfolgen müsste, welche in die interessierenden Richtungen gestreut werden. Um dieses Problem zu lösen, betrachten wir zunächst den Strahlengang von Strahlen, die aus einer bestimmten Richtung von außen auf das Partikel treffen, wie in Abbildung 3.2 gezeigt. Es zeigt sich, dass ein Strahl, der von einem Dipol ausgeht und in eine bestimmte Richtung geht, den selben Weg nimmt wie ein Strahl der, von außen aus der betrachteten Richtung einfällt und diesen Dipol trifft. Man kann also die Strahlrichtung umkehren. Diese Gesetzmäßigkeit, nach der das hier verwendete Verfahren, Reversed Ray-Tracing (RRT), benannt ist, führt zu einer deutlich beschleunigten Berechnung der winkelabhängigen Streuung (vgl. hierzu [63, 41]). Das gestreute Licht in eine bestimmte Richtung erhält man, indem man Strahlen, die aus dieser Richtung einfallen, nach innen verfolgt, sie mit der Streucharakteristik der getroffenen Dipole gewichtet und schließlich alle Anteile aufsummiert. Dabei genügt eine Summation über die Strahlungsflussdichten, da es sich bei der betrachteten inelastischen Streuung um einen inkohärenten Vorgang handelt. In den Arbeiten von Zhang und Alexander wird lediglich mit den Amplituden der elektrischen Felder gerechnet. Die Dipolcharakteristik wird dann je nach Polarisationsrichtung getrennt hinzugerechnet. Eine solche 41 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung Vorgehensweise ist jedoch nur bei sphärischer Symmetrie anwendbar (vgl. Abschnitt 2.2.3). Im allgemeinen Fall ergibt sich die gestreute Leistung in die Richtung σ aus ~ dip (σ) bzw. aus dem zurückverfolgten Feld E ~ RRT (~r, σ) am Ort ~r zu dem Dipolfeld E Pinel (σ) ∝ X X dip 2 ~ (σ) E ij (3.2a) Strahlen,j Dipole,i 4 ∝ C · kinel 2 X RRT ~ E (~ r , σ) · w j i ij . X (3.2b) Strahlen,j Dipole,i Gleichung 3.2a stellt eine Strahlverfolgung von innen nach außen dar, wie dies z.B. bei Zhang und Alexander der Fall ist, während Gleichung 3.2b die Rechnung mit ReversedRay-Tracing darstellt. pi er gt l o f r ve k c rü l u z ah r St ERRT j Abbildung 3.3: Darstellung der Streucharakteristik eines Dipols Der Gewichtungsfaktor wij stellt die Verbindung zwischen zurückverfolgtem und anregenden Feld her. Er ergibt sich aus der Beziehung ~ RRT , p~i ) wij = ~eRRT,j · p~i = |~pi | cos 6 (E j 42 (3.3) 3.1. Strahlrückverfolgung - Reversed Ray-Tracing mit ~eRRT,j = ~ RRT E j ~ |E RRT | j und berücksichtigt neben der cos-Richtungscharakteristik des elektrischen Dipolfeldes ebenfalls die Polarisation des RRT-Felds. Das elektrische Dipolmoment des i-ten Dipols ~ elast angeregt und ist mit diesem über die Polarisierbarkeit wird vom elastischen Feld E α verknüpft ~ elast (~ri ). p~i = α · E (3.4) Die Polarisierbarkeit ist im Allgemeinen wellenlängenabhängig und wird im Falle einer anisotropen Streuung durch eine Matrix dargestellt. Abbildung 3.4: Verdünnung durch Auslaufen der vom Dipol ausgehenden Strahlen Bei der Berechnung der einzelnen Dipolanteile ist zu berücksichtigen, dass das abgestrahlte Dipolfeld, wie jede Strahlung einer Punktlichtquelle, umgekehrt proportional zum Abstand von der Quelle ist, man würde also einen Faktor r−1 erwarten. Bei der Strahlverfolgung ist jedoch zu beachten, dass das Flächenelement dF = r2 sin ϑ dϑ dϕ (3.5) und somit der Abstand der Strahlen zueinander mit dem Abstand r zur Quelle ansteigt (s. Abb. 3.4). Das Auseinanderlaufen der Strahlen sorgt damit direkt für die 43 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung Verdünnung der Strahlungsflussdichte. Daher darf der Faktor r−1 bei der Berechnung der inelastischen Felder nicht berücksichtigt werden. Da man sowohl die Polarisation der einfallenden Welle als auch des Detektors berücksichtigen muss, wird die folgende Konvention für die Bezeichnung der Polarisation verwendet: Der erste Index i der gestreuten Leistung Pij gibt die Polarisationsrichtung der anregenden Strahlung an (Vertikal bzw. Horizontal in Bezug auf die Beobachtungsebene) und der zweite Index j gibt die Polarisation des Detektors in Bezug auf die Ebene an, in der sich der Detektor bewegt, d.h. senkrecht (⊥) oder parallel (k). In dieser Arbeit wird die x-z-Ebene, falls nicht anders angegeben, als Streuebene verwendet. Abbildung 3.5: Schematische Darstellung der Streuung an Mikropartikeln Die Ausbreitungsrichtung des Lasers ist durch die z-Achse gegeben (vgl. Abb. 3.5). Bei der Berechnung wird ein Detektor ohne Apertur angenommen, d.h. es werden nur diejenigen Strahlen betrachtet, die auch tatsächlich in die Detektorrichtung gestreut werden. Diese Idealisierungen entsprechen in guter Näherung einem realen Detektor, der ohne Vergrößerungsoptiken das Streulicht eines Mikropartikels aufnimmt. 44 3.2. Numerische Ergebnisse 3.2 Numerische Ergebnisse Wie zuvor beschrieben, lässt sich das inelastische Streuverhalten eines Mikropartikels durch eine Überlagerung des einfallenden mit dem Feld der zurückverfolgten Strahlen interpretieren. Mit Hilfe dieser Überlegungen lässt sich das inelastische Streufeld berechnen. Im Folgenden werden wir diese Methode verwenden, um die Abhängigkeit der inelastischen Streuung von verschiedenen Parametern, wie z.B. Form des streuenden Partikels oder Position, Größe und Zahl von Einschlüssen im Partikel, zu untersuchen. Dabei wollen wir auf die Erkenntnisse aus der Berechnung der inneren Feldverteilung zurückgreifen. 3.2.1 Einfluss der Polarisation Im Gegensatz zur elastischen wird bei der inelastischen Streuung, wie in Abbildung 3.6 gezeigt, der Hauptanteil in die Rückwärtsrichtung gestreut. Hier ist die inelastische Streuung eines homogenen sphärischen Partikels (x = 60, n = 1.5) für beide Polarisationen des Detektors dargestellt. Dieses typische Verhalten ist darauf zurückzuführen, dass sich der Hotspot des transmittierten Felds im Falle einer Kugel dicht an der Partikeloberfläche befindet (vgl. etwa Abb. 3.8). Aufgrund der hohen Energiedichte wird das inelastische Streulicht vor allem in diesen Gebieten erzeugt. Da dort der Abstand zur Partikeloberfläche klein ist, treffen viele Strahlen, die von den streuenden Molekülen ausgehen, unter einem flachen Winkel auf die Oberfläche und werden dann zu einem großen Teil wieder in das Partikel zurückreflektiert, d.h. die Partikeloberfläche wirkt wie der Spiegel eines Scheinwerfers. Eine etwas weitergehende Interpretation liefert die Überlagerung von einfallendem und RRT-Feld. Beide Felder bilden aufgrund des Brechungsindexunterschieds Hotspots im Inneren des Partikels aus. Kommen nun beide Feldverteilungen aufeinander zu liegen, wie dies bei der Streuung in Rückwärtsrichtung der Fall ist, so bildet sich für diesen Fall ein Maximalwert aus. Diese Überlegung ist unabhängig von den Wellenlängen der Felder, da die Positionen der Hotspots nur vom Weg der Strahlen im Partikel abhängen. Die bisher durchgeführten Betrachtungen sind natürlich unabhängig von der Polarisation des einfallenden Lichtes bzw. des Detektors. Eine Aufspaltung der inelastischen Strahlung in einen senkrecht und einen parallel polarisierten Anteil ergibt bei genauerer Betrachtung (s. Abb. 3.6(b)) einen unterschiedlichen Verlauf der Winkelabhängigkeit. Um diesen Unterschied besser verstehen zu können, betrachten wir den Depolarisationsgrad δ für eine Polarisation des einfallenden Feldes in y-Richtung, wie dies in Abb. 3.6 der Fall ist, δ= |Ex |2 + |Ez |2 . |Ey |2 (3.6) 45 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung 4 14 x 10 PV,⊥ / bel. Einh. 12 10 8 6 4 2 0° 45° 90° σ 135° 180° 135° 180° (a) Detektor senkrecht polarisiert 3500 PV,|| / bel. Einh. 3000 2500 2000 1500 1000 500 0° 45° 90° σ (b) Detektor parallel polarisiert Abbildung 3.6: inelastische Streuung eines homogenen, kugelförmigen Partikels (x = 60, xinel = 56.913, n = 1.5 46 3.2. Numerische Ergebnisse y x z Laser Abbildung 3.7: Depolarisationsgrad δ für ein Partikel mit x = 60, n = 1.5, einfallende Welle in y-Richtung polarisiert Betrachten wir nun die Darstellung (Abb. 3.7) des Depolarisationsgrades in einem homogenen Partikel (Größenparameter x = 60, Brechungsindex n = 1.5) das von einer ebenen Welle beleuchtet wird, die sich in positive z-Richtung ausbreitet und in die y-Richtung linear polarisiert ist, entsprechend den Verhältnissen in Abb. 3.6. Man erkennt deutlich eine stärkere Depolarisation aufgrund der Brechung im Randbereich des Partikels. Dies führt zu einem Anstieg des relativ zur Detektorebene parallel polarisierten Anteils im inelastischen Streulicht in dem Bereich um 90◦ , wenn sich der Detektor in der x-z-Ebene befindet. Der depolarisierte Anteil des Streulichtes ist um etwa eine Größenordnung geringer als der zum einfallenden Licht gleich polarisierte Anteil. Zudem ist der Verlauf dieses Anteils wesentlich schwerer zu interpretieren als der gleichsinnige Anteil. Aus diesen Gründen betrachten wir zunächst nur diejenigen Fälle, in denen Detektor und anregende Strahlung in die gleiche Richtung polarisiert sind. In den meisten Fällen wollen wir uns dabei zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse auf die, zur Detektorebene senkrechte, Polarisationsrichtung beschränken. 47 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung 3.2.2 Vergleich mit anderen Methoden In diesem Abschnitt sollen die eigenen Algorithmen mit anderen Methoden verglichen werden. Dabei sind die Vergleichsmöglichkeiten aufgrund der geringen Anzahl verfügbarer Ergebnisse nur sehr begrenzt möglich. Daher wollen wir uns hier auf das einfache Beispiel eines homogenen sphärischen Partikels beschränken. Hierbei werden die eigenen Ergebnisse mit zweidimensionalen RRT-Berechnungen und Rechnungen verglichen, in denen ein klassisches Dipolmodell verwendet wurde, welches auf der Lorenz-Mie Theorie basiert (Velesco [63]). Der Vergleich ist in Abbildung 3.8 gezeigt. Leichte Unterschiede zu den Berechnungen von Velesco rühren von der dreidimensio- 0.8 Velesco Dipolmodell eigene Rechnung PV,⊥,PH,|| / bel. Einh. 0.6 0.4 0.2 0 0° 45° 90° σ 135° 180° Abbildung 3.8: Vergleich eigener Ergebnisse mit zweidimensionalen Berechnungen und mit dem Dipolmodell, xelast = 30, xinel = 27, n = 1.333 nalen Betrachtungsweise her. Da im Vergleich zum Dipolmodell bei den geometrischoptischen Rechnungen keine Beugung berücksichtigt wird, lassen sich kleinere Abweichungen damit erklären. Es wurde hier ein Partikel betrachtet, dessen Größenparameter für eine geometrisch-optische Betrachtung verhältnismäßig klein ist. Dadurch machen sich Beugungseffekte stärker bemerkbar als bei größeren Partikeln. Der Unterschied sollte daher bei größeren Partikeln geringer werden. 48 3.2. Numerische Ergebnisse 3.2.3 Partikel mit einem sphärischen, inelastisch streuenden Einschluss Bisher wurde nur die inelastische Streuung von homogenen, sphärischen Partikeln untersucht. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich die Abhängigkeit vom Streuwinkel noch verstärkt, wenn die Form oder die Zusammensetzung des Partikels von der einer homogenen Kugel abweicht. Dann spielt zusätzlich die Orientierung des Streukörpers gegenüber der Einstrahlrichtung des anregenden Lichts eine entscheidende Rolle. Daher wollen wir uns in den folgenden Abschnitten mit Partikeln beschäftigen, die von der homogenen Sphäre abweichen. Zunächst werden wir jedoch ein Partikel mit nur einem Einschluss untersuchen. Insbesondere steht dabei die Abhängigkeit der Streucharakteristik von der Position des Einschlusses im Vordergrund. Da sich in den meisten Fällen nicht nur ein einzelner Einschluss im Partikel befinden wird, betrachten wir auch Partikel mit mehreren Einschlüssen. Die Abhängigkeit der Streucharakteristik von der äußeren Form des Partikels wollen wir, wie bei der Untersuchung des inneren Feldes, anhand eines Ellipsoiden näher betrachten. Variation der Einschlussposition bei konstantem Abstand vom Partikelmittelpunkt Die Abbildung 3.9 zeigt die inelastische Streuung eines Mikropartikels (nP = 1.333) mit einem Einschluss (nE = 1.5) im Abstand 0.6 · rP vom Mittelpunkt der Sphäre. Es wurde sowohl die Position des Detektors (σ = 0◦ . . . 180◦ ) als auch des Einschlusses (ϑ = 0◦ . . . 360◦ ) variiert. Wie wir sehen werden, ergibt sich die zunächst kompliziert aussehende Struktur aus einfachen Betrachtungen der Fokussierungseigenschaften des Partikels. Zunächst ist leicht einzusehen, dass das anregende Feld im Einschluss gerade dann besonders groß ist, wenn sich der Einschluss auf der Ausbreitungsachse befindet, da die einfallenden Strahlen entlang dieser Achse fokussiert werden. Dies gilt insbesondere für den Fall, dass sich der Einschluss auf der z-Achse, also gerade in einem der Hotspots des Hostpartikels, befindet. Wird nun der Einschluss von der Ausbreitungsachse wegbewegt, so ergibt sich gerade dann ein maximaler Wert, wenn sich Einschluss und Detektor auf einer Linie durch den Mittelpunkt des Partikels, aber auf unterschiedlichen Seiten relativ zur Ausbreitungsachse befinden. Dadurch erklärt sich der Maximalbereich, der in der Abbildung 3.9 schräg verläuft. Die Abhängigkeit des Streuverhaltens vom Drehwinkel ϑ ergibt sich also im Wesentlichen durch eine Betrachtung des Zusammenspiels zwischen Foki, Position des Einschlusses und des Detektors. Bei dieser Betrachtung wurde der Abstand des Einschlusses vom Partikelmittelpunkt nicht verändert. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich das Streuverhalten bei einer Variation der radialen Position des Einschlusses ebenfalls stark verändert. Dies wollen wir im Folgenden näher betrachten. 49 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung ϑ σ Detektor Laser 5 PV,⊥ / bel. Einh. 10 104 360° 270° 180° ϑ 90° 0° 0° 45° 135° 90° 180° σ Abbildung 3.9: Inelastisches Streuverhalten eines Partikels mit einem Einschluss bei Rotation um die y-Achse (⊥ zur Betrachtungsebene) xP = 1000, xP,inel = 948.55, nP = 1.333, rE = 0.3 · rP , Abstand Einschluss-Partikelmittelpunkt: 0.6 · rP , nE = 1.5 Variation entlang der Koordinatenachsen Eine starke Positionsabhängigkeit zeigt sich ebenfalls, wenn der Einschluss entlang der Einstrahlachse (z-Achse) verschoben wird, wie dies in Abb. 3.10 gezeigt ist. Hierbei betrachten wir ein Partikel mit einem sphärischen Einschluss, dessen Radius gerade das 0.2-fache des Partikelradius beträgt. Der Detektor bewegt sich, wie in der Abbildung 3.10 zu erkennen ist, in der x-z-Ebene. Ist der Einschluss im Frontbereich des Partikels (z > 0), d.h. in der Nähe des vorderen Hotspots, positioniert, so zeigte sich bei der Betrachtung der inneren Felder eine hohe Feldverteilung im Einschluss (vgl. Abbildung 2.14(a)). Dadurch bildet sich ein ausgeprägtes Maximum in Rückwärtsstreurichtung aus. Bewegt man den Einschluss mehr zur Mitte hin, so nimmt die Winkelabhängigkeit deutlich ab. Dies ist mit der geringeren Variation des RRT-Feldes im Inneren des Partikels bei Änderung des Beobachtungswinkels (=”Einstrahlrichtung” des RRT-Feldes) 50 3.2. Numerische Ergebnisse zu erklären. Wird der Einschluss noch weiter auf das einfallende Licht zubewegt, so gelangt er in den Bereich des hinteren, kleineren Hotspots (vgl. Abbildung 2.14(b)). Da sich der Einschluss näher an der hinteren Seite des Partikels befindet, wird nun der größte Anteil des von ihm ausgehenden Lichts nach vorne abgestrahlt (z < 0, σ = 0◦ ). In den übrigen Winkelbereichen zeigt sich ein wenig ausgeprägtes Streuverhalten. Bei der Betrachtung der Winkelabhängigkeit ergibt sich ein Maximum in Vorwärtsstreurichtung, wenn sich der Einschluss im hinteren Bereich befindet. Es stellt sich hier also die Frage, warum an dieser Stelle die Überlegung, dass das Streu-Maximum stets in Rückwärtsrichtung, d.h. in diejenige Richtung fällt, bei der das einfallende und das RRT-Feld am besten überlagern, hier offensichtlich versagt. Bei dieser Betrachtung sind wir stillschweigend davon ausgegangen, dass die aktiven Moleküle gleichmäßig im gesamten Partikel, also auch außerhalb des Einschlusses, verteilt sind. In dem vorliegenden Beispiel ist das jedoch nicht der Fall, denn insbesondere in den Bereichen hoher Feldstärke des einfallenden Felds sind keine aktiven Moleküle, die zur Streuung beitragen können. Die Überlegung gilt also tatsächlich nur für den Fall, dass die Konzentration der Streuer überall im Partikel gleich groß ist. 51 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung PV,⊥ / bel. Einh. 100 10 1 0.5 0.25 z / rP 0 −0.25 −0.5 0° 45° 135° 90° 180° σ Abbildung 3.10: Inelastische Streuung eines Partikels mit einem Einschluss bei Variation der Einschlussposition entlang der z-Achse, xP = 1000, xP,inel = 845.65, nP = 1.333, rE = 0.2 · rP ,nE = 1.5 52 3.2. Numerische Ergebnisse Eine etwas andere Winkel-/Positionsabhängigkeit zeigt sich, wenn die Einschlussposition entlang der x-Achse variiert wird, wie dies in Abb. 3.11 gezeigt ist. Hierbei ist zu beachten, dass sich der Detektor auf der Seite mit x < 0 bewegt. Daher erhält man für den Fall, dass sich der Einschluss auf der dem Detektor abgewandten Seite befindet, eine besonders starke Abhängigkeit vom Streuwinkel σ. Die stärkste Streuung erhält man jedoch, wenn sich der Einschluss im Zentrum des Partikels befindet, da das anregende Feld zur Seite hin stark abfällt. PV,⊥ / bel. Einh. 20 15 10 5 0 180° 135° 90° σ 45° 0° −0.5 −0.25 0.25 0 0.5 x/a Abbildung 3.11: Wie Abb. 3.10, nun aber mit Variation der Einschlussposition entlang der x-Achse In diesem Abschnitt wurde das Streuverhalten eines Partikels mit einem Einschluss 53 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung betrachtet. Es zeigte sich dabei, dass die Streuung sehr stark von der Position des Einschlusses beeinflusst wird. Wie erwartet, zeigte sich die größte Variation in Vorwärtsbzw. in Rückwärtsrichtung. Ein besonders geringer Einfluss zeigt sich, wie erwartet, in 90◦ -Richtung. 54 3.2. Numerische Ergebnisse 3.2.4 Partikel mit mehreren inelastisch streuenden Einschlüssen Bisher wurde nur die Abhängigkeit der inelastischen Streuung eines Mikropartikels mit einem Einschluss betrachtet. In vielen Fällen werden die Partikel mehrere Einschlüsse, wie etwa in Form von Agglomeraten beinhalten. Aus diesem Grund betrachten wir nun ein Mikropartikel mit mehreren kleinen, sphärischen Einschlüssen, die, wie in dem Kapitel über das transmittierte Feld, wieder wegen einer einfacheren Interpretierbarkeit der Ergebnisse, in einer Kette angeordnet sind. Abbildung 3.12 zeigt die inelastische Streuung einer solchen Kette von Einschlüssen, die entlang der Einstrahlachse positioniert sind. 14 12 y z 10 PV, ⊥ / bel. Einh. x σ Detektor 8 Laser 6 4 2 0° 45° 90° 135° 180° σ Abbildung 3.12: Inelastische Streuung eines Partikels (nP = 1.333, x = 500, xinel = 422.825) mit sieben Einschlüssen (rE = 0.1 · rP , nE = 1.5), die entlang der Einstrahlachse angeordnet sind. Die Einschlüsse sind im Verhältnis zum Hostpartikel relativ klein (rE = 0.1 · rP ) und sind direkt hintereinander platziert. Betrachtet man die entsprechende Feldverteilung in Abbildung 2.15, so zeigt sich eine starke Fokussierung entlang der Ausbreitungsachse. 55 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung Durch diese Konzentration der Feldverteilung auf der z-Achse ergibt sich ein sehr stark ausgeprägtes Maximum in Rückwärtsstreurichtung. Anders sieht die Situation aus, wenn sich die Einschlüsse entlang der x-Achse befinden, d.h. senkrecht zur Ausbreitungsachse, wie dies in Abbildung 3.13 der Fall ist. Insbesondere findet keine gegenseitige Fokussierung im einfallenden Feld statt (s. Abb. 2.16). Betrachtet man die entsprechende Winkelverteilung des inelastisch gestreuten Feldes, wie dies in Abbildung 3.13(a) dargestellt ist, so stellt man ein, zum vorhergehenden Fall unterschiedliches, Verhalten fest. Hier bilden sich zwei Maxima um 90◦ aus, die durch ein ausgeprägtes Minimum in der Mitte getrennt sind. Zunächst erscheint dieses Verhalten überraschend, denn es ist ein lokales Maximum um 90◦ zu erwarten, da sich dort die meisten Einschlüsse im ¨Blickfeld¨ des Detektors befinden. Die Erklärung für das lokale Minimum bei 90◦ ist die gegenseitige Abschirmung der einzelnen Einschlüsse. Um dies zu überprüfen, betrachten wir den Fall bei dem der Brechungsindex der Einschlüsse gleich dem Brechungsindex des Hostpartikels ist, wie dies in Abbildung 3.13(b) gezeigt ist. Nun kommt es nicht mehr zu einer gegenseitigen Abschirmung des RRTFeldes zwischen den einzelnen Einschlüssen und damit verschwindet, wie erwartet, das lokale Minimum bei 90◦ . 56 3.2. Numerische Ergebnisse 3.8 3.6 3.4 PV, ⊥/ bel. Einh. 3.2 3 2.8 2.6 2.4 2.2 2 0° 45° 90° σ 135° 180° (a) Einschlüsse entlang der x-Achse, nE = 1.5 3.4 P V, ⊥ / bel. Einh. 3.2 3 2.8 2.6 0° 45° 90° σ 135° 180° (b) Wie oben, jedoch nE = nP = 1.333 Abbildung 3.13: Inelastische Streuung eines Partikels (nP = 1.333, x = 500, xinel = 422.825) mit sieben Einschlüssen (rE = 0.1 · rP ) 57 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung 3.2.5 Inelastische Streuung an elliptischen Partikeln Bisher hatten wir nur sphärische Partikel betrachtet. Wurde dabei die sphärische Symmetrie durch Einschlüsse gestört, so zeigte sich eine deutlich veränderte Streucharakteristik. Ähnliches ist auch zu erwarten, wenn sich die Form des Partikels ändert. Betrachten wir hierzu wieder, wie bei der Untersuchung der inneren Feldverteilungen, elliptische Partikel. Solche elliptischen Partikel lassen sich auf unterschiedliche Weise untersuchen. Eine Möglichkeit besteht darin, eine Tropfenkette z.B. mit Hilfe eines Schwingblendengenerators zu erzeugen. Dabei wird auf einen Flüssigkeitsstrom eine Querschwingung mit fester Frequenz über eine schwingende Blende aufgebracht. Dadurch reißt der Strom etwas unterhalb des Generators definiert auf und bildet Tröpfchen gleicher Größe. Diese Tröpfchen vollführen reproduzierbare innere Schwingungen, bei denen die Form zwischen elliptisch und sphärisch variiert, wie dies in der Abbildung 3.14 zu sehen ist. Abbildung 3.14: Tropfenkette Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Tropfen in einem akustischen Levitator einzufangen. Dabei wird der Tropfen in einem stehenden Ultraschallfeld gehalten. Mit Hilfe der Schallamplitude lässt sich dann die Abplattung des Partikels einstellen (vgl. Sprynchak et al. [62]). Bevor wir jedoch zu einem Vergleich der eigenen Berechnungen mit Messungen kommen, wollen wir zunächst etwas genauer untersuchen, wie sich die inelastische Streucharakteristik eines elliptischen Partikels mit dem Achsenverhältnis ändert. Im zweiten Abschnitt untersuchen wir die Frage, ob die Streucharakteristik in verschiedenen Detektionsebenen Rückschlüsse auf das Halbachsenverhältnis des Partikels zulässt. 58 3.2. Numerische Ergebnisse Untersuchung des Streuverhaltens bei Änderung der Achsenverhältnisse Um den Einfluss einer kontinuierlichen Formänderung zu untersuchen, betrachten wir ein Partikel, welches senkrecht (in y-Richtung) zur Detektionsebene (x-z-Ebene) gestreckt wird. Dabei ist natürlich darauf zu achten, dass sich das Gesamtvolumen des Partikels nicht ändert, da sonst der Effekt der Formänderung durch die Volumenänderung überdeckt wird. In Abbildung 3.15 ist die inelastische Streuung eines zur y-Achse y rotationssymmetrischen, elliptischen Partikels gezeigt, dessen Halbachsenverhältnis aax,z im Bereich von 0.5 bis 1.5 variiert wurde. Laser P V, ⊥ /bel. Einh. 103 102 180° 135° σ 90° 45° 0° 0.6 0.8 1.0 1.4 1.2 ay /ax,z Abbildung 3.15: inelastische Streuung in Abhängigkeit vom Halbachsenverhältnis, nP = 1.5, rote Linie: Kugelform Besonders auffällig ist der Verlauf in Rückwärtsstreuung (σ = 180◦ ). Dort bildet sich, anders als in den übrigen Winkelbereichen, ein deutliches Maximum aus. Um dieses Verhalten besser verstehen zu können, betrachten wir den Verlauf der Strahlen in der y-z-Ebene. 59 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung y z Abbildung 3.16: Strahlverlauf in einem Partikel mit Halbachsenverhältnis nP = 1.5, Schnitt durch die y-z-Ebene ay ax ,z = 0.3, Die dazu senkrechte x-z-Ebene ist für diese Untersuchung von geringem Interesse, da der Querschnitt in dieser Ebene aufgrund der Rotationssymmetrie stets kreisförmig bleibt. In Abbildung 3.16 ist der Strahlengang für einen Ellipsoiden mit einem Halbachsenverhältnis von 0.3 dargestellt. Man erkennt deutlich, dass sich der Fokus der direkt einfallenden Strahlen sehr weit im Inneren des Partikels befindet. Dadurch werden die inelastischen Strahlen, die aus dieser Region stammen, kaum von der Partikeloberfläche abgelenkt, und somit ist die Streuung nur wenig gerichtet. Verändert sich das Halbachsenverhältnis zu größeren Werten hin, so wandert der Fokus der gebrochenen Strahlen immer weiter in positive z-Richtung. Dabei kommt es immer mehr zu einer Überlagerung mit denjenigen Strahlen, die an der Partikeloberfläche wieder ins Innere des Partikels zurückreflektiert wurden. Dies führt zu einem Anstieg der Streuung in Rückwärtsrichtung. Die inelastische Streuung nimmt dann einen maximalen Wert an, wenn sich beide Foki im gleichen Punkt treffen. Bei einer weiteren Vergrößerung des Halbachsenverhältnisses verlagert sich der Fokus der direkt einfallenden Strahlen, wie in Abbildung 3.17 dargestellt, außerhalb des Partikels. Dies führt wiederum zu einer Abnahme der Streuung in Rückwärtsrichtung, da nun nur diejenigen Strahlen einen 60 3.2. Numerische Ergebnisse Beitrag zum Hotspot liefern, die einmal an der Partikeloberfläche wieder nach Innen reflektiert werden. Betrachtet man nun eine Streurichtung außerhalb der Einfallsachse, wie etwa bei σ = 90◦ , so zeigt sich ein etwas anderer Verlauf. Für die Streuung in diese Richtung spielt im Wesentlichen nur die Position des Fokus der direkt einfallenden Strahlen eine Rolle. Der Fokus der einmal reflektierten Strahlen liegt zu dicht an der Partikeloberfläche in Richtung der einfallenden Strahlen und kann damit keinen nennenswerten Beitrag zur 90◦ -Streuung liefern. Daher nimmt die Streuung in diese Richtung kontinuierlich mit steigendem Halbachsenverhältnis ab. Das weitere Verhalten, über ein Halbachsenverhältnis von 1, d.h. Kugelform, hinaus, hängt im Wesentlichen vom Brechungsindex des Partikels ab. Mit steigendem Brechungsindex steigt das inelastische Streufeld mit größer werdendem Halbachsenverhältnis wieder an. y z Abbildung 3.17: Strahlverlauf wie in 3.16, jedoch mit einem Achsenverhältnis 1.0 ay ax ,z = Nachdem wir nun die Ergebnisse bei Änderung des Halbachsenverhältnisses diskutiert haben, betrachten wir in Abbildung 3.18 den Vergleich mit einer Messung an DEHSTropfen (Brechungsindex n = 1.541), die in einem akustischen Levitator schwebend gehalten werden. Die Messwerte sind der Veröffentlichung von Sprynchak et al. [62] entnommen. Das Achsenverhältnis des Tropfens wurde hier durch Variation der Schallamplitude eingestellt. Der Tropfen bleibt dabei stets rotationssymmetrisch um die y-Achse, d.h. senkrecht zur Einstrahlrichtung (= z-Richtung) des Lasers. 61 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung 2.8 2.6 PV,⊥ / bel. Einh. 2.4 2.2 2 1.8 1.6 1.4 1.2 1 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 ax,z/ay Abbildung 3.18: Vergleich von Messungen an DEHS-Tropfen in einem akustischen Levitator mit eigenen Rechnungen (durchgezogene Linie) für verschiedene Achsenverhältnisse Untersucht wurde die Streuung in 90◦ -Richtung. Man erkennt eine sehr gute Übereinstimmung bis zu einem Halbachsenverhältnis von 1.5. Die Abweichung für höhere Achsenverhältnisse ist möglicherweise auf instabile Messbedingungen zurückzuführen, was ebenfalls die Streuung der Messwerte in diesem Parameterbereich erklären würde. Untersuchung der Orientierung Im vorhergehenden Abschnitt haben wir die Abhängigkeit der inelastischen Streuung von der Form des Partikels näher betrachtet. Insbesondere wurde untersucht, wie sich eine Abweichung von der Kugelform auf die Streuung auswirkt. Dabei stellt sich die Frage, wie sich die räumliche Orientierung des Partikels gegenüber der Einstrahlrichtung des anregenden Feldes bzw. dem Detektor auf das Streuverhalten auswirkt. Hierzu betrachten wir wieder ein elliptisches Partikel mit unterschiedlichen Halbach~ = (500, 500, 900) dargestellt sen wie dies in Abbildung 3.19 für ein Partikel mit A 62 3.2. Numerische Ergebnisse ist. Die entsprechende Feldverteilung (s. Abb. 2.18(b)), zeigt eine starke Konzentrierung der Energiedichte längs der Einstrahlachse. Dies führt zu einer sehr ausgeprägten Streuung in Rückwärtsrichtung. Im Vergleich zur volumengleichen Kugel (gestrichelte Kurve) ergibt sich ebenfalls eine höhere Betonung der Streuung in Vorwärtsrichtung. 10 4 y P V, ⊥ / bel. Einh. z x Detektor 10 3 Laser 10 2 0° 45° 90° σ 135° 180° ~ = (500, 500, 900), Abbildung 3.19: Inel. Streuung eines elliptischen Mikropartikels A ~ inel = (474.275, 474.275, 853.695), n = 1.5, gestrichelt: volumengleiA che Kugel Ein deutlich anderes Streuverhalten ergibt sich, wenn die lange Halbachse des elliptischen Partikels in x-Richtung, d.h. senkrecht zur Einfallsrichtung der anregenden Strahlung, gerichtet ist. An diesem Beispiel lässt sich sehr gut zeigen, dass eine Identifizierung eines elliptischen Partikels mit Hilfe der inelastischen Streuung durchaus möglich ist, zumindest können Rückschlüsse über die prinzipielle Form des Partikels und seine ungefähre Orientierung im Raum gegeben werden. Betrachten wir zunächst die Streuung in die x-z-Ebene, wie dies in Abbildung 3.20 dargestellt ist. Anders als im vorherigen Fall ergibt sich eine weitaus weniger ausgeprägte Streuung in Rückwärtsrichtung – man beachte die lineare Einteilung der Abszisse in der Abbildung 63 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung 1000 y z 800 σ x P y / bel. Einh. Detektor 600 Laser 400 200 0 0° 45° 90° σ 135° 180° ~ = (500, 900, 500), A ~ inel = Abbildung 3.20: Inel. Streuung eines Mikropartikels mit A (474.275, 853.695, 474.275), n = 1.5 in die x-z-Ebene, gestrichelt: volumengleiche Kugel 3.20 gegenüber der logarithmischen Einteilung in 3.19. Besonders auffällig ist der Anstieg des Streufeldes um 100◦ und das darauf folgende Plateau. Dies lässt sich auf den, in der x-z-Ebene ausgedehnten, Hotspotbereich des einfallenden Feldes zurückführen, wie dies in Abbildung 2.18(a) zu sehen ist. Betrachtet man hingegen die Streuung in die y-z-Ebene, so erhält man eine winkelabhängige Verteilung, welche der eines sphärischen Partikels entspricht, da das elliptische Partikel in dieser Ebene eine kreisförmige Querschnittsfläche besitzt (vgl. Abb. 3.21). Zum Abschluss unserer Untersuchung der Abhängigkeit des inelastischen Streuverhaltens von der Orientierung der Detektionsebene untersuchen wir nun die Streuung in die x-y-Ebene. Hierbei wird der Streuwinkel, wie in Abbildung 3.22 gezeigt, von der positiven x-Richtung aus gezählt. Wie erwartet, ergibt sich aufgrund 64 3.2. Numerische Ergebnisse 1000 Detektor 800 y P y / bel. Einh. σ 600 x 400 Laser z 200 0 0° 45° 90° σ 135° 180° ~ = (500, 900, 500), A ~ inel = Abbildung 3.21: Inel. Streuung eines Mikropartikels mit A (474.275, 853.695, 474.275), n = 1.5 in die y-z-Ebene, gestrichelt: volumengleiche Kugel der Symmetrie kein Unterschied zwischen der Streuung für σ = 0◦ und 180◦ . Die höhere Streuung gegenüber der Kugel in diesem Winkelbereich lässt sich durch die stärkere Fokussierung des RRT-Feldes entlang der Symmetrieachse erklären. Unter einem Streuwinkel von 90◦ , d.h. in Richtung der y-Achse bildet sich aufgrund der Dipol-Streucharakteristik der Moleküle ein Minimum aus, da die einfallende Strahlung gerade in y-Richtung polarisiert ist und somit die Moleküle vor allem in diese Richtung schwingen. Da jedoch bei dem Ellipsoiden der Fokus des elastischen Felds einen größeren Bereich einnimmt, trägt er stärker zur Streuung in diese Richtung bei, als dies bei der Kugel der Fall ist. Bisher sind wir bei allen Betrachtungen von einem einzigen Mikropartikel ausgegangen, das eine vorgegebene Orientierung besitzt. In einer realen Messung wird die Lage des Partikels im Raum mehr oder weniger beliebig sein und sich zudem noch zeitlich ändern. Dabei stellt sich die Frage, ob man, ohne eine Kenntnis der Lage des Partikels zu haben, 65 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung 300 Detektor y σ z x P y / bel. Einh. 200 Laser 100 0 0° 45° 90° σ 135° 180° ~ = (500, 900, 500), A ~ inel = Abbildung 3.22: Inel. Streuung eines Mikropartikels mit A (474.275, 853.695, 474.275), n = 1.5 in die x-y-Ebene, gestrichelt: volumengleiche Kugel Aussagen über seine Form treffen kann. Dies wollen wir im nächsten Abschnitt etwas näher beleuchten. Betrachtung der Streuung bei Variation der Orientierung Ist die zeitliche Veränderung der Orientierung des Partikels im Raum klein gegen die Messzeit, so kann eine Aufnahme der Streuung in eine Richtung als stationär angesehen werden. Hat man keine Möglichkeit in dieser kurzen Zeit eine Winkelabhängigkeit aufzuzeichnen, so wird in den meisten Fällen eine einzelne Messung alleine nicht ausreichen um eine Aussage über die Form des Partikels treffen zu können. Macht man jedoch viele verschiedene Messungen zu verschiedenen Zeiten, d.h. bei unterschiedlichen Orientierungen, so wird sich eine Schwankung des Signals von Messung zu Messung ergeben. Dabei ist zu erwarten, dass diese Schwankung umso größer wird, je stärker die 66 3.2. Numerische Ergebnisse Form des Partikels von der einer Kugel abweicht. δ PV,⊥ 0.6 σ= 0° 90° 0.4 0.2 0 0.4 0.6 0.8 1 1.2 ax / ay,z 1.4 1.6 1.8 2 Abbildung 3.23: Relative Schwankung bei Variation der Orientierung in Abhängigkeit vom Halbachsenverhältnis ax /ay,z Wir betrachten also die Schwankung der Streuung q δP (σ) = σn (P (σ)) P (σ) = 1 n−1 Pn i=1 (Pi (σ) P (σ) − P (σ))2 (3.7) in die Richtung σ für verschiedene Halbachsenverhältnisse. Die Größen σn (P (σ)) und P (σ) stellen dabei die Standardabweichung der Streuung bzw. den Mittelwert der Streuung dar. In Abbildung 3.23 ist nun die relative Schwankung in Abhängigkeit vom Halbachsenverhältnis aufgetragen. Es wurde lediglich eine der drei Halbachsen variiert, d.h. man erhält ein Rotationsellipsoid. Ausgehend von einem oblaten Partikel, also bei einem Halbachsenverhältnis ax /ay,z < 1, nimmt die Schwankung, wie erwartet, in Vorwärts- 67 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung bzw. 90◦ -Richtung kontinuierlich ab. In Rückwärtsstreurichtung ist der Einfluss des Hotspots von überragender Bedeutung. In der geometrischen Optik ist dieser Bereich etwas zu stark lokalisiert. Dadurch können sich numerische Ungleichmäßigkeiten sehr stark auf die Streuung in Rückwärtsrichtung auswirken. Deshalb spiegelt die Rückwärtsstreuung zumindest bei homogenen Partikeln nur bedingt die Realität wider. 3.2.6 Untersuchung von Partikeln mit mehreren Einschlüssen Bisher haben wir homogene Partikel bzw. Partikel mit einigen wenigen Einschlüssen untersucht. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die Größe und Anzahl der Einschlüsse bekannt ist. In der Praxis wird in vielen Fällen zumindest eine dieser Größen nicht bekannt sein, zudem werden zumeist mehrere Partikel untersucht. y Detektor σ x 120o z Laser 90o 60o 150o o 30 180o 0o σ 330o 210o 300o o 240 o 270 Abbildung 3.24: inelastische Streuung mit 2 zufällig positionierten Einschlüssen, xP = 500, xP,inel = 474.275, nP = 1.333, nE = 1.5, VE = 0.05 Vges 68 3.2. Numerische Ergebnisse Es stellt sich also die Frage, ob man aus dem inelastischen Streuverhalten Rückschlüsse auf die Größe oder die Anzahl der Einschlüsse im Partikel ziehen kann. Betrachten wir zunächst, wie in Abbildung 3.24 gezeigt, die Streuung eines Partikels mit zwei beliebig platzierten Einschlüssen, die 5% des Gesamtvolumens ausfüllen. Die Brechungsindizes des Hostpartikels und der Einschlüsse betragen 1.333 bzw. 1.5. Man erkennt deutlich die starke Abweichung gegenüber der Streuung eines einzelnen Einschlusses. Insbesondere fehlt die Überhöhung in Rückwärtsrichtung. Es ist also für eine geringe Anzahl von Einschlüssen eine hohe Variation der Streuung zu erwarten. Die Situation ändert sich, wenn man eine etwas größere Anzahl von Einschlüssen mit gleichem Gesamtvolumen betrachtet. y Detektor x 90o 120o 60o 150o σ z Laser 30o 180o 0o σ 330o 210o 300o 240o 270o Abbildung 3.25: Inelastische Streuung mit 15 zufällig positionierten Einschlüssen, xP = 500, xP,inel = 474.275, nP = 1.333, nE = 1.5, VE = 0.05 Vges In Abbildung 3.25 ist nun die Streuung von 15 zufällig platzierten Einschlüssen dargestellt. Alle anderen Parameter entsprechen denjenigen aus Abbildung 3.24. Das Streuverhalten der 15 Einschlüsse ähnelt, wie erwartet, der Streuung eines homogenen 69 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung Partikels oder eines Partikels mit nur einem Einschluss. Es zeigt sich wieder die, für inelastische Prozesse charakteristische, starke Streuung in Rückwärtsrichtung. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die grössere Anzahl von Einschlüssen das vorgegebene Volumen gleichmäßiger ausfüllt. Ist die Anzahl der Einschlüsse sehr gering, so wird die Verteilung ¨inhomogener¨ und weicht damit stärker von der Streuung eines einzelnen Einschlusses ab. Betrachtet man nun die mittleren Schwankungen zwischen unterschiedlichen Verteilungen bei gleicher Anzahl von Einschlüssen, so wird man erwarten, dass die mittlere Schwankung mit der Zahl der Einschlüsse abnimmt. Um dies zu zeigen, betrachten wir, wie zuvor bei der Untersuchung der Orientierung elliptischer Partikel, die relative Schwankung der Streustrahlung für unterschiedliche Konfigurationen. σ= o 0 o 90 o 180 δPV,⊥ 1 0.5 0 2 4 6 8 n 10 12 14 Abbildung 3.26: Relative Schwankung in Abhängigkeit von der Anzahl n der Einschlüsse, nP = 1.333, nE = 1.5, VE = 0.05 Vges In der Abbildung ist die relative Schwankung des inelastischen Streusignals für drei verschiedene Winkelbereiche (σ = 0◦ , 90◦ , 180◦ ) dargestellt. Es wurde wiederum ein Partikel mit Brechungsindex von 1.333 für das Grundmedium und 1.5 für die Einschlüsse betrachtet. Die Einschlüsse nehmen, wie bei den vorherigen Betrachtungen, 5% des Gesamtvolumens des Mikropartikels ein. Wie erwartet, ist die Schwankung in 70 3.2. Numerische Ergebnisse Rückwärtsrichtung deutlich stärker als zur Seite (90◦ ) bzw. in Vorwärtsrichtung, da unter 180◦ der Detektor vor allem inelastisches Streulicht aus dem Fokalbereich des einfallenden Lichtes empfängt, d.h. das Signal hängt stark davon ab, ob sich ein Einschluss im Fokus befindet oder nicht. Bei einer großen Anzahl von Einschlüssen variiert die Zahl der Einschlüsse, die sich im Fokus befinden, weniger stark als bei einer geringen Anzahl. Neben der unterschiedlichen Abhängigkeit vom Streuwinkel erkennt man deutlich eine gleichmäßige Abnahme der Schwankung mit steigender Anzahl der Einschlüsse. Somit ist eine qualitative Abschätzung der Einschlussanzahl aus der relativen Schwankung des inelastischen Streulichtsignals durchaus möglich. 71 Kapitel 3. Inelastische Lichtstreuung 72 Kapitel 4 Zusammenfassung und Ausblick Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der inelastischen Lichtstreuung an nichtsphärischen Partikeln und Partikeln mit Einschlüssen. Da wellenoptische Ansätze in geschlossener Darstellung nur für eine begrenzte Anzahl von Geometrien zur Verfügung stehen oder sich, wie etwa das FDTD-Verfahren, für Partikel, die größer als die verwendete Wellenlänge sind, aufgrund des hohen Speicherbedarfs nicht einsetzen lassen, wurde eine Methode verwendet, die auf der Strahlenoptik beruht, aber zusätzlich die Phase mit berücksichtigt. Diejenigen Modelle, die auf dieser Theorie basieren, wurden bisher nur auf kugelsymmetrische Partikel, unter Ausnutzung der hohen Symmetrie, angewendet. Insbesondere reichte eine zweidimensionale Berechnung in diesen einfachen Fällen aus. Bei der in dieser Arbeit betrachteten Problemstellung konnten keine speziellen Symmetrieeigenschaften verwendet werden. Aus diesem Grund wurde ein dreidimensionales Verfahren entwickelt, welches die Berechnung an beliebig geformten Partikeln ermöglicht. Bei der Berücksichtigung der Form wurde insbesondere Wert auf eine modulare Programmierung gelegt, um eine spätere Erweiterung auf andere Formen von Einschlüssen bzw. Partikeln in einfacher Weise zu ermöglichen. Aus der Untersuchung des transmittierten Felds lassen sich wichtige Rückschlüsse auf das Verhalten der inelastischen Streuung ziehen, daher wurde zunächst die Feldverteilung im Inneren des Partikels näher untersucht. Obwohl eine Berechnung von nichtsphärischen Einschlüssen innerhalb eines sphärischen Partikels mit dem entwickelten Computer-Programm durchführbar ist, wurde bewusst auf eine Untersuchung solcher Partikel verzichtet, da hier grundsätzliche Verhaltensweisen der inneren Feldverteilung und des inelastischen Streulichtes im Vordergrund stehen. Bereits in dem einfachen Fall eines Partikels mit einem Einschluss zeigte sich eine deutliche Abhängigkeit der inneren Feldverteilung von der Position des Einschlusses im Partikel. Beim Übergang zu mehreren Einschlüssen – es wurden sieben Einschlüsse betrachtet, welche zur besseren Übersichtlichkeit in einer Kette entlang der z-Achse (Einfallsrichtung) bzw. der x-Achse platziert wurden – zeigte sich eine starke wechselseitige Beeinflussung. Insbesondere ergab sich für den Fall, dass die Einschlüsse entlang der z-Achse angeordnet 73 Kapitel 4. Zusammenfassung und Ausblick wurden, eine deutliche gegenseitige Abschattung. Dieser Abschattungseffekt spiegelte sich insbesondere bei der Betrachtung der inelastischen Streuung wider. Als Beispiel für ein nichtsphärisches Partikel, wurde eine elliptische Form gewählt, da sich viele in der Natur und in der Technik vorkommende Partikel durch eine solche Form näherungsweise beschreiben lassen. Im Fall eines zigarrenförmigen Rotationsellipsoiden, dessen Symmetrieachse senkrecht zur Ausbreitungsrichtung orientiert ist, zeigt sich ein breites Fokalgebiet. Wird das gleiche Partikel um 90◦ um die y-Achse gedreht, sodass die Symmetrieachse in Richtung der einfallenden Strahlung zeigt, so konzentriert sich das elektrische Feld entlang dieser Achse. Im zweiten Teil dieser Arbeit wurde nun die inelastische Streuung an den oben beschriebenen Partikeln betrachtet. Es wurden dabei die Erkenntnisse aus den Betrachtungen der inneren Feldverteilung zur Erklärung der Winkelabhängigkeit der inelastischen Streuung herangezogen. Es stellte sich heraus, dass die Winkelverteilung des Streulichts im Wesentlichen durch die Hotspots, die durch die Fokussierung der einfallenden Strahlen gebildet werden, geprägt wird. Dies konnte eindrucksvoll im Falle eines einzelnen Einschlusses gezeigt werden. Ähnliches zeigte sich bei der Untersuchung von elliptischen Partikeln, deren Halbachsenverhältnis variiert wurde. Bei der Mittelung über verschiedene Orientierungen konnte gezeigt werden, dass auch unter realistischen Bedingungen aus der Streuung der Messwerte bei festem Beobachtungswinkel eine qualitative Ausage über die Form eines Partikels gemacht werden kann. Die Untersuchung der Schwankung der Streuung in eine bestimmte Richtung bei zufälliger Variation der Einschlusspositionen erwies sich als eine aussichtsreiche Methode zur qualitativen Abschätzung der Zahl der Einschlüsse bzw. ihrer Größe. Zusammenfassend zeigt sich, dass die inelastische Streuung durchaus Rückschlüsse auf die Form eines Partikels bzw. seine innere Zusammensetzung zulässt. Somit stellt die entwickelte Methode eine wichtige Basis zur Charakterisierung von nichtsphärischen Partikeln oder Partikeln mit Einschlüssen dar und liefert wichtige Informationen über die Feldverteilung und Winkelabhängigkeit des inelastischen Streulichtes. Erste Vergleiche mit Messungen an DEHS-Tropfen bestätigten dieses Ergebnis. Zur Verifikation wären weitergehende experimentelle Untersuchungen wünschenswert. In dem vorliegenden Modell werden keine Beugungseffekte berücksichtigt. Es können daher keine Resonanzeffekte betrachtet werden. Daher wäre die Integration der Beugung von Interesse. 74 Anhang A Implementierung In diesem Abschnitt wollen wir näher auf einige wichtige Details zum Berechnungsverfahren eingehen. Zunächst betrachten wir die Methoden, die zur Berechnung der Feldverteilungen verwendet wurden, um eine hohe räumliche Auflösung zu erreichen. A.1 Strahlverfolgung Bevor wir auf die speziellen Probleme bei der Feldberechnung eingehen, betrachten wir zunächst die Algorithmen zur Strahlverfolgung. Zum Überblick ist in der folgenden Abbildung A.1 der Ablauf der Verfolgung eines einzelnen Strahls in Form eines Flussdiagramms kurz skizziert. Zunächst ist der Strahl zu initialisieren, d.h. Polarisation und Richtung werden gesetzt. Nach der Berechnung des nächsten Schnittpunktes mit einer Grenzfläche - entweder Einschluss oder Partikel - wird das Feld, entsprechend der gewählten Berechnungsart, gespeichert (grau unterlegt). Danach wird mit Hilfe der Fresnelschen Formeln, bzw. dem Reflexions- und Brechungsgesetz, die Reflexion des Strahls durchgeführt und ggf. der gebrochene Anteil getrennt weiterberechnet. Der reflektierte Strahl wird solange verfolgt, bis eine vorgegebene Anzahl an Reflexionen erreicht wird (hierbei hat sich eine Verfolgung bis zur dritten Reflexionsordnung als zweckmäßig erwiesen) oder bis die Feldstärke einen bestimmten Bruchteil des Anfangswerts unterschreitet (bei den vorliegenden Berechnungen liegt diese Abbruchgrenze bei |EAbbruch |2 /|E0 |2 = 10−10 ). Um die Handhabung der Strahlen zu vereinfachen, wurde eine Klasse Strahl eingeführt, welche einen einzelnen Strahl repräsentiert. Inbesondere übernimmt diese Klasse alle Funktionen, die den Strahl selbst betreffen, d.h. Brechung, Reflexion und Suche der Schnittpunkte mit Einschlüssen bzw. mit der Außenwand des Partikels, sowie das Nachziehen der Phase. Um zusätzlich die Anpassung an verschiedene Einschlussformen zu vereinfachen, wurde eine Klasse Form erzeugt, die alle Funktionen enthält, die eine Einschlussklasse mindestens haben muss. Die Deklaration ist in Listing A.1 aufgezeigt. 75 Anhang A. Implementierung Start initialisiere Strahl berechne nächsten Schnittpkt. inelastische Streuung Felddarstellung berechne Schnittpkte. mit der Ebene nein Strahl im Einschluss ? Schnittpkte. vorhanden ? nein ja ja speichere Daten vom Anfangs− zum Schnittpkt. speichere Daten zwischen den Schnittpunkten reflektiere Strahl Einschluss− oberfläche getroffen ? ja verfolge gebr. Strahl nein nein Abbruchbed. erfüllt ? ja Ende Abbildung A.1: Flussdiagramm der Strahlverfolgung 76 A.1. Strahlverfolgung Da die Klasse Form die Schnittstelle für alle künftigen Einschlussklassen bildet, wollen wir uns im nächsten Abschnitt etwas näher mit dieser Klasse beschäftigen. Danach wird die spezielle Problematik bei der Berechnung der Feldverteilung näher beleuchtet. Ziel ist es dabei, die Feldverteilung in einer beliebigen Ebene mit einer hohen Auflösung darstellen zu können. A.1.1 Die Klasse Form Da diese Klasse einen wichtigen Teil der Implementierung darstellt, soll hier kurz ihre Funktionsweise näher erläutert werden. Die Position des Einschlusses wird durch den Ortsvektor P~ charakterisiert. Die Matrix H stellt die Transformation vom Laborsystem in das lokale Einschluss-Koordinatensystem dar, während R für die Rücktransformation zuständig ist. Diese Matrizen werden für die Berechnung der Reflexion bzw. Transmission der Strahlen benötigt (vgl. Gln. 2.60) und werden für nichtsphärische Einschlüsse unter Berücksichtigung der Drehmatrizen berechnet (vgl. Gl. 2.67 bzw Abb. 2.17)1 . Die Variablen Ealpha, Ebeta, Egamma stellen dabei die Winkel εx , εy und εz dar. Eine gleichmäßige Änderung der Einschlussgröße ist mit Hilfe der Funktion scale über einen Skalierungsfaktor möglich. Um eine Skalierung des gesamten Partikels auf einfache Weise gewährleisten zu können, ist zusätzlich die Kenntnis des Radius r0 des äußeren Partikels notwendig. Neben den Transformationsmatrizen wird die Oberflächennormale am Reflexionspunkt (vgl. Gl. 2.66) für die Berechnung der Reflexion bzw. Brechung benötigt. Sie kann über die Funktion norm bestimmt werden. Für die inelastische Berechnung sind zusätzlich die Koordinaten pul (Ecke vorne, unten, links) und por (Ecke hinten, oben, rechts) (vgl. Abb. A.2) eines umschreibenden Quaders notwendig, welche durch Aufruf der Funktion initQuad gesetzt werden. Darauf wird näher im Abschnitt A.1.3 eingegangen. Der Brechungsindex n und die Polarisierbarkeit alpha sind über komplexwertige Größen dargestellt, um auch Absorption berücksichtigen zu können. Alle Einschlussformen leiten sich von dieser Schnittstellenklasse ab. Neben den oben angeführten Funktionen ist die Routine next anzupassen. Sie bestimmt den Schnittpunkt eines Strahls mit der Oberfläche eines Einschlusses und ist daher von zentraler Bedeutung. 1 Bei sphärischen Einschlüssen haben die Drehmatrizen aufgrund der Symmetrie keine Bedeutung 77 Anhang A. Implementierung class Form { public : Form (); Form ( const Form & F ); ~ Form (); Form ( const Vector < double > & P , double_complex n , Matrix < double_complex > alpha , const Vector < double > & Ex = ex , const Vector < double > & Ey = ey , const Vector < double > & Ez = ez , const int type = -1 ); // Skalierung auf ursprüngliche Größe * sf virtual void scale ( double sf ) = 0; // Suche nach dem nächsten Schnittpunkt eines Strahls // mit dem Einschluss virtual bool next ( const Vector < double > & p , const Vector < double > & k , Vector < double > & pout , const int inside = -1) = 0; // Oberflächennormale an der Stelle P virtual Vector < double > norm ( const Vector < double > & P ) = 0; // Prüft ob P innerhalb des Einschlusses ist . virtual bool isInside ( const Vector < double > & p ) = 0; // Initialisiert den umschriebenen Quader void initQuad (); // Setzt Partikelgröße ( damit alle Größen in Einheiten // des Partikelradius angegeben werden können ) void setr0 ( double r0 ); // Berechnet Matrizen für Transformation // Labor - < - > E i n s c h l u s s k o o r d i n a t e n s y s t e m void setMatrix ( double alpha , double beta , double gamma ); // Setze Bezugspunkt des Einschlusses void setP ( Vector < double > r ) void setP ( double x , double y , double z ) /* Variablen */ Vector < double > P ; // Ort (= Ursprung des Ko or di na ten sy st em s ) Matrix < double > H , R ; // Matrizen zur Umrechnung // Einschluss < - > Laborsystem double_complex n ; // Brechungindex ; Matrix < double_complex > alpha ; // Pola risierb arkeit int type ; // Typ des Einschlusses // Ecken des umschreibenen Quaders Vector < double > pul , por ; Vector < double > e [3]; // Einheitsvektoren des // Einschluss - Ko or di na ten sy st em s double Ealpha , Ebeta , Egamma ; // Dreh - Winkel double r0 ; // Radius des Hostpartikels double sf ; // Skalierungs faktor }; Listing A.1: Deklaration der Schnittstellen-Klasse Form für Einschlüsse 78 A.1. Strahlverfolgung A.1.2 Berechnung der Feldverteilung zur Darstellung in einer vorgegebenen Ebene Wie aus dem Diagramm A.1 zu entnehmen ist, wird für die inelastische Berechnung lediglich das Feld in den Einschlüssen gespeichert, da wir im Falle einer Kugel mit Einschlüssen vor allem daran interessiert sind, ob sich Rückschlüsse auf die Form, den Brechungsindex und die Anzahl der Einschlüsse ziehen lassen. Für diesen Zweck ist eine Speicherung des Felds innerhalb des Hostpartikels unnötig, zudem lässt sich der eingesparte Speicher für eine höhere Diskretisierung innerhalb der Einschlüsse nutzen, was besonders für kleine Einschlüsse von Interesse ist2 .Wie bereits im Abschnitt 2.2.3 erwähnt, sind die Strahlen bei gleicher Reflexionsordnung für jede Speicherstelle inkohärent zu überlagern und bei unterschiedlicher Ordnung kohärent zu überlagern. Bei der Felddarstellung könnte man prinzipiell analog zur Berechnung der Felder bei der inelastischen Streuung vorgehen, jedoch ist hier eine höhere Auflösung gewünscht, um auch kleinere Details deutlich erkennen zu können. Dies ist jedoch nicht erreichbar, wenn man das Feld im gesamten Volumen berechnet, wie dies bei der inelastischen Rechnung notwendig ist. Betrachten wir beispielsweise die Abbildungen 2.14(a) und 2.14(b). Diese Bilder wurden mit einer räumlichen Auflösung von 600 × 600 Bildpunkten berechnet. Würde man dieses Bild aus einer Berechnung bestimmen, die das gesamte Kugelvolumen beinhaltet, so wäre das gesamte Feld im Volumen mit der gleichen Punktdichte zu speichern, also mit 6003 = 216 Mio. Punkten. Der entsprechende Speicherbedarf (für eine Reflexionsordnung) beläuft sich dabei auf etwa 10GB. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Berechnung der Feldverteilungen innerhalb einer Schnittebene etwas anders zu gestalten als dies bei der Berechnung des transmittierten Feldes für die inelastische Streuung der Fall ist. Hierbei ist die Schnittebene eine Ebene E endlicher Dicke d, die durch die, in Abbildung A.2 gestrichelt dargestellte, Referenzebene Eref bestimmt wird. Zur Bestimmung der Schnittpunkte wird zunächst eine Normale ~n0 zu E benötigt, die bezüglich des Anfangspunkts des Strahls, P~S1 , auf die Ebene gerichtet ist: ~n0 = (~h · ~n) · ~n |(~h · ~n) · ~n| ~h = P~E − P~S1 . (A.1a) (A.1b) Nun lassen sich die Schnittpunkte über den Schnittpunkt S0 mit der Referenzebene 2 Um Änderungen zu vermeiden,wird bei Einzelpartikeln einfach ein Partikel mit einem Einschluss berechnet. Der Brechungsindex des Hostpartikels wird dann zu 1 gesetzt. 79 Anhang A. Implementierung bestimmen: S~0 = P~S1 + λ~ek ~h · ~n0 λ= cos α d ∆λ = 2 · cos α ~1,2 = S ~0 ∓ ∆λ~ek S cos α = |e~k · ~n0 | ~k ~ek = . |~k| (A.2a) (A.2b) (A.2c) (A.2d) (A.2e) (A.2f) P S2 S2 n S0 d S1 h α PE ek PS1 O Abbildung A.2: Skizze zur Berechnung der Schnittpunkte mit einer dicken Ebene Hierbei ist noch zu überprüfen, ob sich der Anfangspunkt PS1 des Strahls inner- oder außerhalb der Ebene befindet. Ist PS1 außerhalb und λ negativ, so bewegt sich der Strahl von der Ebene weg, und es gibt keine Schnittpunkte in Strahlrichtung. Wenn sich der Strahl in der Ebene befindet und sich parallel zur Referenzebene fortbewegt, d.h. ~ek ·~n0 = 0, dann werden die Anfangs- und Endpunkte PS1 und PS2 als Randpunkte für die Speicherung in das Gitter herangezogen. 80 A.1. Strahlverfolgung A.1.3 Speicherverwaltung zur inelastischen Streuberechnung Wie zuvor erwähnt, werden die Felder für die inelastische Rechnung lediglich innerhalb der Einschlüsse abgespeichert. Hierzu ist für jeden Einschluss ein umschreibender Quader zu berechnen, wie dies in Abbildung A.3 zu sehen ist. Dabei reicht die Kenntnis der gekennzeichneten Eckpunkte (pul,por) aus. iz por pul iy ix Abbildung A.3: Darstellung zur Speicherverwaltung Jeder einzelne Einschluss erhält dann sein eigenes Gitter, in das die Feldverteilung geschrieben wird. Um die Zuordnung eines Punktes zu einer Speicherstelle in den Gittern zu vereinfachen, wurde ein virtuelles Übergitter zwischengeschaltet, an das die Einschlussgitter angepasst werden, wie dies in Abb. A.3 zu sehen ist. Nun sind alle Speicherstellen über fortlaufende Indizes ix , iy und iz auf einfache Weise anzusprechen. 81 Anhang A. Implementierung 82 Anhang B Nützliches zur Geometrie B.1 Schnittpunktberechnung Für die Berechnung mittels geometrischer Optik ist eine Beschreibung der Schnittpunkte mit den Objekten zwingend erforderlich. Im Folgenden sollen nun die verwendeten Schnittpunktberechnungen beschrieben werden. Hierbei wird der Strahl durch die Gleichung ~r = P~S + λ~ek (B.1) beschrieben. Der Punkt P~S ist dabei der Startpunkt des Strahls und ~ek sein Richtungvektor, d.h. ~ek = ~k |~k| (B.2) mit dem Wellenvektor ~k. Im Falle der Kugel und des Ellipsoiden wird vereinfachend angenommen, dass sich der Ursprung im Mittelpunkt der Kugel bzw. des Ellipsoiden befindet. Ist dies nicht der Fall, muss einfach zuvor eine Transformation in das entsprechende Koordinatensystem durchgeführt werden. 83 Anhang B. Nützliches zur Geometrie B.1.1 Schnittpunkt mit einer Kugel Eine Kugeloberfläche wird durch x2 + y 2 + z 2 = r 2 (B.3) ~ beschrieben. Damit ergibt sich für den Schnittpunkt S ~ = P~S + λS ~ek S √ −P~ · ~k ± D λS = . |~k|2 (B.4) < 0 : kein Schnittpunkt 2 2 ~ 2 2 ~ ~ ~ = 0 : ein Schnittpunkt D =(P · k) − |k| (|P | − r ) = > 0 : zwei Schnittpunkte. Als Schnittpunkte in Strahlrichtung sind natürlich nur diejenigen Punkte zu sehen, für die λS > 0 erfüllt ist. B.1.2 Schnittpunkt mit einem Ellipsoid Eine allgemeinere Form stellt der Ellipsoid dar. Seine Oberfläche lässt sich durch die Beziehung x2 y 2 z 2 + 2 + 2 =1 a2 b c (B.5) beschreiben. Somit stellt die Kugel einen Spezialfall eines Ellipsoiden für den Fall a = b = c = r dar, jedoch lässt sich die entstehende Gleichung nicht mehr durch eine vektorielle Schreibweise zusammenzufassen. 84 B.2. Betrachtung der Totalreflexion, evaneszente Welle A= kx2 ky2 kz2 + 2 + 2 a2 b c Px k x P y k y Pz k z B=2 + 2 + 2 a2 b c 2 2 2 Py P P C = x2 + 2 + 2z − 1 a b c (B.6) D = B 2 − 4AC √ −B ± D λS = 2A Die Aussagen über die Determinate D und λS sind analog zur Kugel. B.2 Betrachtung der Totalreflexion, evaneszente Welle Betrachten wir das Snelliussche Brechungsgesetz sin β = n1 sin α n2 (B.7) mit n1 > n2 . Weiterhin betrachten wir keine Absorption, d.h. beide Brechungsindizes sind reell. Wird die rechte Seite größer 1, wie dies bei der Totalreflexion der Fall ist, ergibt sich ein komplexwertiges β. Im Folgenden wird nun der Wert für β näher betrachtet. Setzt man β = βr − iβi , so ergibt sich sin β = sin(βr − iβi ) = sin βr cos(iβi ) − cos βr sin(iβi ) n1 sin α = sin βr cosh βi − i cos βr sinh βi = n2 βr = π2 , 32 π, . . . ⇒ cos βr sinh βi = 0 ⇒ , ∨βi = 0 βi = 0 würde bedeuten, dass der Realteil komplex wäre, daher kann nur βr = (B.8) π 2 gelten. 85 Anhang B. Nützliches zur Geometrie 86 Anhang C Wichtige Funktionen C.1 Kugelflächenfunktionen Die Kugelflächenfunktionen Ylm (θ, φ) sind die Lösungen der Gleichung 1 ∂ sin ϑ ∂ϑ ∂ sin ϑ ∂ϑ 1 ∂2 + Ylm (ϑ, ϕ) = l(l + 1)Ylm (ϑ, ϕ) sin2 ϑ ∂ϕ2 (C.1) und lassen sich wie folgt definieren (−1)l Ylm (ϑ, ϕ) = 2l s 2l + 1 (l + m)! imϕ dl−m e (sin ϑ)−m (sin ϑ)2l , 4π (l − m)! d(cos ϑ)l−m (C.2) dabei gelten die Orthogonalitätsrelationen ∞ X +l X l=0 m=−l Z2π Zπ 0 Ylm (θ, φ)Ylm (θ0 , φ0 ) = 1 δ(θ − θ0 )δ(φ − φ0 ) sin θ ∗ Ylm (ϑ, ϕ)Yl0 m0 (ϑ, ϕ) sin ϑdϑdϕ = δll0 δmm0 . (C.3) (C.4) 0 87 Anhang C. Wichtige Funktionen C.2 Sphärische Besselfunktionen Die sphärischen Besselfunktionen jl bilden die Lösungen des radialen Anteils der Wellengleichung. Sie sind mit den Besselfunktionen Jl durch r jl (x) = r yl (x) = π J 1 (x) 2x l+ 2 (C.5a) π Y 1 (x) 2x l+ 2 (C.5b) verknüpft. Die sphärischen Hankelfunktionen sind definiert über (1) = jl (x) + iyl (x) (C.6a) (2) = jl (x) − iyl (x). (C.6b) hl hl Einige nützliche Eigenschaften [21]: fl−1 (x) + fl+1 (x) = 2l + 1 fl (x) x lfl−1 (x) − (l + 1)fl+1 (x) = (2l + 1) dfl (x) dx d −l (x fl (x)) = −x−l fl+1 (x) dx d l+1 (x fl (x)) = xl+1 fl−1 (x) dx 88 (C.7a) (C.7b) (C.7c) (C.7d) C.2. Sphärische Besselfunktionen C.2.1 Asymptotisches Verhalten Für x << 1: jl (x) ≈ xl 1 · 3 · 5 · · · (2l + 1) (C.8a) yl (x) ≈ 1 · 3 · 5 · · · (2l + 1) xl+1 (C.8b) Für x → ∞ jl (x) ≈ lπ π 1 cos(x − − ) x 2 2 (C.9a) yl (x) ≈ 1 lπ π sin(x − − ) x 2 2 (C.9b) (1) eix x (C.9c) e−ix x (C.9d) hl (x) ≈ i−(n+1) (2) hl (x) ≈ i(n+1) C.2.2 Sonstiges Additionstheoreme für sin- und cos-Funktionen: sin(α ± β) = sin α cos β ± cos α sin β (C.10a) cos(α ± β) = cos α cos β ∓ sin α sin β (C.10b) 89 Anhang C. Wichtige Funktionen 90 Literaturverzeichnis [1] B. T. Draine, J. C. Weingartner, Radiative torques on interstellar grains. I. Superthermal spin-up, Ap. J. 470, 551–565 (1996). [2] J.P. Barton, Internal and near surface electromagnetic fields for an absorbing spheroidal particle with arbitrary illumination, Appl. Opt. 34(24), 5542–5551 (1995). [3] J.P. Barton, Internal and near surface electromagnetic fields for an absorbing spheroidal particle with arbitrary illumination (Technical note), Appl. 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Fernmeldebatallion 920 in Kastellaun/Hunsrück Studium 10.1990 - 10.1996 04.1994 - 10.1996 10.10.1996 seit Juni 1997 Studium der Physik, Ruhr-Universität Bochum studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Plasmadynamik, Fakultät für Physik und Astronomie Abschluss : Diplom Hauptfach : Plasmaphysik Nebenfach : Elektrooptik und elektrische Entladungen wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Laseranwendungstechnik und Messsysteme, Fakultät für Maschinenbau 97