Es handelt sich um eine ethische Trefflichkeit, die vor Aristoteles von

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DieNikomachischeEthikvonAristoteles
Einführungsveranstaltung von Prof. Dr. László Tengelyi ZurInterpretationdervierenBuches
DieTugendderHochsinnigkeit(megalopsychia,IV7‐9)
Es handelt sich um eine ethische Trefflichkeit, die vor Aristoteles von niemandem beschrieben wurde. Aristoteles formuliert hier also in gewissem Sinne sein eigenes ethisches Ideal. Im Folgenden sollen nur einige Hauptsätze von der Hochsinnigkeit hervorgehoben werden. „Als hochsinnig gilt, wer sich hoher Dinge für Wert hält und es auch wirklich ist.“ (IV 7, 1123 b 1‐2.) Das ist die Bestimmung dieser ethischen Trefflichkeit, die sich auf den richtigen Umgang mit der Ehre im Großen bezieht. Aristoteles zeigt, dass die Hochsinnigkeit alle ethischen Trefflichkeiten in sich schließt und ihnen zugleich ein großes Format aufdrückt: „Und als Wesensmerkmal darf bei dem Hochsinnigen gelten, dasß er in jeder einzelnen Trefflichkeit das große Format bekundet.“ (IV 7, 1123 b 29‐30.) Es heißt weiterhin: „So erweist sich der hohe Sinn gleichsam als krönende Zierde (kósmos) jeglicher Trefflichkeit, denn er verleiht einer jeden die größere Form und kommt andererseits ohne sie nicht zustande.“ (IV 7, 1124 a 1‐2.) Die so verstandene Hochsinnigkeit macht einer möglichen Kette von Vergeltungen oder Racheakten ein Ende, weil sie es ermöglicht, auf eine Beleidigung nicht mit Beleidigung zu antworten. Der Hochsinnige sieht nämlich „über eine Kränkung seiner Ehre“ einfach hinweg, „denn bei ihm könnte es sich nur um eine grundlose Beleidigung handeln.“ (IV 7, 1124 a 11‐
12.) Es ist allerdings wahr, dass „der Hochsinnige in dem Rufe steht, hochmütig zu sein.“ (IV 8, 1124 a 20.) In Wahrheit unterscheidet er sich jedoch von den Hochmütigen. Denn diese „spielen die Rolle des Hochsinnigen – und sind ihm doch gar nicht ähnlich; aber dieses nachahmen gelingt ihnen nur im Rahmen ihrer Kräfte: wertvolles Handeln gelingt ihnen nicht; nur auf andere herabsehen – das können sie. (Nur dann) nämlich, wenn dies der Hochsinnige tut, hat es seine Richtigkeit, denn dessen Werturteil trifft zu, die Vielen aber werten planlos.“ (IV 8, 1124 b 2‐6.) 
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