Europa und die Welt um 1500 Ein Gemälde der Renaissance interpretieren M 10 Lexikoneinträge a) „Raffael“: (1483–1520), eigentlich Raffaello Santi, italienischer Maler und Baumeister, geboren in Urbino (Mittelitalien). Er wurde 1508 von Papst Julius II. an den päpstlichen Hof nach Rom berufen und 5 hatte seit 1514 die Bauleitung der Peterskirche inne; von seinen Plänen wurde allerdings nur wenig ausgeführt. Zu seinen Hauptwerken zählen die Fresken (u. a. die so genannte „Disputa“ und „Die Schule von Athen“) in den Prunkgemächern 10 des Vatikans (Stanzen), die Fresken in der Villa Farnesina, die „Sixtinische Madonna“ (heute in Dresden, Gemäldegalerie) und andere Madonnenbilder sowie Porträts. Raffael stellt den Menschen in harmonischer Schönheit dar (klassisches 15 Ideal). Mit Michelangelo und Leonardo da Vinci zählt er zu den größten Künstlern der Renaissance. b) „Platon“: M8 Raffael (1483–1520): Die Schule von Athen (1510/11) Fresko, Breite ca. 10,55 m, Rom, Vatikan (lat.: Plato; 427–347 v. Chr.), griechischer Philosoph aristokratischer Abstammung aus Athen. Der Schüler des Sokrates studierte u. a. bei Euklid in Megara, möglicherweise auch in Ägypten. Er lebte 5 am Hof von Dionysios I. in Syrakus, um durch dessen Gunst seine staatspolitische Ideenlehre (Herrschaft der Philosophen) verwirklichen zu können (388/87). Zurück in Athen, gründete Platon die Akademie (387 v. Chr.), die bis zur Aufhebung 10 durch Kaiser Justinian (529 n. Chr.) bestand. Bis in die heutige Zeit wirken seine in den Schriften „Der Staat“ („Politeia“) und „Die Gesetze“ („Nomoi“) begründeten politischen Lehren fort. c) „Aristoteles“: M9 Umzeichnung: 1 Platon, 2 Aristoteles, 3 Sokrates, 4 Xenophanes, 5 Aischinos (oder Alkibiades), 6 Alkibiades (oder Alexander), 7 Zeno, 8 Epikur, 9 Federico Gonzagna, 0 Averroes, q Pythagoras, w Francesco Maria della Rovera, e Heraklit, r Diogenes, t Euklid, z Zoraster 160 (384–322 v. Chr.), griechischer Philosoph. Sein Vater Nicomachos war Leibarzt bei Amyntas III. von Makedonien, dem Vater Philipps II. In Athen wurde Aristoteles an der Akademie Schüler Pla5 tons (367). Nach dessen Tod (347) gründete er eine eigene Akademie in Mitylene auf der Insel Lesbos (343). Aristoteles war Lehrer Alexanders am makedonischen Hof (343–340 v. Chr.) und erhielt auch später nachhaltige Förderung von Alexander für 10 seine naturwissenschaftlichen Forschungen. Wieder in Athen, gründete er eine eigene Philosophenschule, das Gymnasion Lykaion (336/35). Aristoteles fasste das Wissen der Antike fast vollständig zusammen und systematisierte es. Durch 15 arabische Übersetzungen wurden seine Erkenntnisse auch nach dem Untergang des Weströ- mischen Reichs bewahrt und über das maurische Spanien im 12. Jahrhundert wieder dem Westen, zunächst der Universität Paris, vermittelt. Als Grundlage der mittelalterlichen Scholastik war die 20 Lehre des Aristoteles bis zum Aufkommen der modernen Naturwissenschaften ab dem 16. und 17. Jahrhundert maßgeblich, die aristotelische Logik wirkte bis ins 20. Jahrhundert. d) „Zentralperspektive”: Darstellung eines Raumes auf einer zweidimensionalen Bildfläche auf eine Weise, die den Raum und die darin enthaltenen Gegenstände dem Betrachter erscheinen lässt wie unter den Sehbedingungen im wirklichen Raum. Die Prinzipien der Zentralperspektive beruhen auf der perspektivischen Verkürzung: Alle ins Bild laufenden Linien schneiden sich im sogenannten Fluchtpunkt, der auf der Horizontlinie liegt. Dinge, die vom Betrachter weiter entfernt erscheinen sollen, sind kleiner dargestellt als Gegenstände im Vordergrund. Der sogenannte Augenpunkt bestimmt den Blickwinkel des Betrachters. Liegt der Augenpunkt hoch im Bild, erscheint es in der Vogelperspektive, liegt er sehr tief, sieht der Betrachter aus der Froschperspektive. Eine gute Tiefenwirkung erreicht der Maler v.a. durch gleichartige Gegenstände, die sich mit zunehmender Entfernung gleichmäßig verkürzen, z.B. einer Säulenreihe, einer Baumallee oder einer Häuserflucht. Die Anwendung der Zentralperspektive setzt profunde mathematische und optische Kenntnisse voraus und wurde erst in der Kunst der Renaissance konsequent angewendet. Einzelne Elemente wie räumliche Anordnung der Gegenstände, Größenverminderung und Verkürzung finden sich allerdings schon in der griechischen und besonders der römischen Wandmalerei. Die Malerei des Mittelalters hatte räumliche Elemente fast völlig verdrängt und stattdessen eine flächige, von Farben dominierte Malweise gepflegt. Anfang des 15. Jh.s, zu Beginn der Renaissance, entwickelte sich in Florenz mit zunehmendem Interesse an der Wissenschaft die perspektivisch richtige Malerei auf der Grundlage mathematischer Berechnungen. 5 10 15 20 25 30 35 a), b) © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2006 c) Immanuel Geiss, Geschichte griffbereit. Personen – Die biographische Dimension der Weltgeschichte, Gütersloh/ München 2002, S. 37 und S. 39. d) http://www.wissen-digital.de 161