Polypeptid-Antibiotika 43 4.9. Polypeptid-Antibiotika Charakteristische Bestandteile der Polymyxine sind L-a ,g -Diaminobuttersäure (L-DAB), L-Threonin (L-Thr), D-Phenylalanin (D-Phe) sowie L- und D-Leucin (L-Leu und D-Leu). COOH H2N C H2N COOH COOH C C C C CH2NH2 CH3 L-a,g -Diaminobuttersäure L-Threonin L-Leu L-DAB R1 L-DAB L-DAB L-Thr OH NH2 C COOH H2N C C CH(CH3)2 D-Phenylalanin L-Leucin An R1 und R2 unterscheiden sich die verschiedenen Polymyxine: z. B. Polymyxin B: R1: D-Phe R2: -6-Methyloctanyl L-DAB L-DAB L-Thr L-DAB R2 Die Polypeptid-Antibiotika wirken bakterizid. Eine Resistenz gegenüber den Polypeptiden erfolgt langsam und ist während der Therapie eher selten. Polypeptid-Antibiotika 44 Polypeptid-Antibiotika unterteilen sich in folgende Gruppen: · Colistin · Polymyxin B · Bacitracin · Thyrothicin Da Polypeptid-Antibiotika fast ausschließlich lokal angewendet werden, bezeichnet man sie auch als Lokalantibiotika. Die systemische Anwendung hat oft schwerwiegende Nebenwirkungen im Bereich des Nervensystems und im Bereich der Nieren und sollte daher nicht eingesetzt werden. Hingegen ist die Anwendung zur Behandlung bakteriell infizierter Bereiche der Haut bzw. der Schleimhäuten möglich, wobei jedoch beachtet werden muss, dass es sich um intakte Haut bzw. Schleimhäute handelt. Das ist von Bedeutung, weil eine Aufnahme der Polypeptide in das Blut nicht erfolgen soll, um Nebenwirkungen auszuschließen. Oft aber sind gerade diese krankhaften Stellen der Haut und Schleimhäute geschädigt und daher kann die Aufnahme der Polypeptide ins Blut nicht ausgeschlossen werden. Beispielhaft für die Unterteilungen der Polypeptid-Antibiotika möchte ich an dieser Stelle das Colistin näher betrachten. Colistin wirkt ausschließlich gegen gramnegative Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli, Hämophilus influenzae, Salmonellen und Shigellen. Durch Colistin wird die Zytoplasmamembran geschädigt. Das bewirkt ein Absterben der Bakterien. Colistin bei oraler Gabe nur unzureichend über den Darm aufgenommen. Die orale Gabe ist daher eine rein lokale Anwendung, die bei Infektionen des Verdauungstraktes eingesetzt wird. Wie auch bei den übrigen Polypeptiden muss bei starken Entzündungen der Darmschleimhaut mit einer Aufnahme der Antibiotika ins Blut gerechnet werden. Die Anwendung in Form von Infusionen oder Injektionen, ist auf Grund der erwähnten Nebenwirkungen abzulehnen. Polypeptid-Antibiotika 45 • Colistinâ z. B. Colistin-Tabletten Eigenschaften und Wirksamkeit Colistin ist ein Antibiotikum, das vom Bazillus colistinus gebildet wird. Es reagiert mit bestimmten Bestandteilen der Zellmembran, wodurch deren Permeabilität verändert wird und es zum Absterben der Erreger kommt. Da Colistin bei oraler Gabe nicht oder nur minimal aufgenommen wird, bleibt die Wirkung der Tabletten auf den Magen-Darm-Trakt beschränkt. Wie bereits erwähnt, wirkt Colistin auf zahlreiche gramnegative Erreger, insbesondere Escherichia coli, Salmonellen, Shigellen, Pasteurellen, Haemophilus influenzae, Klebsiellen, Enterobacter, Pseudomonas aeruginosa. Anwendungsgebiete Die Colistin-Tabletten werden oft bei Dickdarmentzündungen bei Säuglingen und Kindern eingesetzt. Außerdem werden sonstige Darminfektionen bei Kindern und Erwachsenen durch Colistin-empfindliche Erreger mit dem Präparat behandelt. In Kombination mit anderen Antibiotika und Antimykotika (Substanzen, die das Wachstum der Pilze hemmen) wird Colistin zur Infektionsprophylaxe bei abwehrgeschwächten Patienten eingesetzt. Nebenwirkungen In seltenen Fällen können Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen oder leichte Durchfälle auftreten. Außerdem können Überempfindlichkeitsreaktionen wie Exantheme, Urtikaria oder Juckreiz als Nebenwirkungen in Erscheinung treten. Colistin-Tabletten dürfen nur bei Infektionen des Magen-Darm-Traktes eingeBesondere Warnhinweise zur sicheren An- setzt werden. Zur Therapie von Organinfektionen muss parenteral behandelt werden, da bei oraler Gabe keine Aufnahme erfolgt. wendung Schwangerschaft und Stillperiode: Für Colistin gibt es in der Schwangerschaft und Stillperiode keine Anwendungsbeschränkungen. Haltbarkeit und Abgabe 60 Monate Rezept-und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten