Funktionelles Training mit dem Redondo Ball Plus Kontakt Gabi Fastner [email protected] Funktion = Aufgabe und Zweck eines Systems; unter Zweck wird der Beweggrund einer zielgerichteten Tätigkeit oder eines Verhaltens verstanden (Quelle: wipikedia). Funktionelles Training ist die Verbindung zwischen Haltung und kontrollierter Bewegung. Dabei halten, bewegen und kontrollieren Sie den eigenen Körper, einen Gegenstand, oder beides. Das was man als funktionelles Training bezeichnet, hängt also vom jeweiligen Trainingsziel ab. Hierzu zählen insbesondere: - Bewältigung der Alltagsaufgaben, - verletzungsfreies Ausüben von Sport- oder Freizeitaktivitäten, - sportspezifische Vorbereitung für Athleten, - allgemeine Verbesserung von Haltung und Figur, Beweglichkeit, Kraft, Koordination, Körpergefühl, Reaktionsgeschwindigkeit, Konzentration und - Aufrechterhaltung der Mobilität im Alter. Das Training von Alltagsbewegungen und von Bewegungen anderer Sportarten ist genauso ein Schwerpunkt des funktionellen Trainings wie das Training der die Wirbelsäule stützenden Muskulatur. Die Übungen für die tief liegenden, gelenknahen Muskeln sehen etwas anders aus als das Training der oberflächlichen Muskulatur. So verhindern kleine Bewegungsamplituden mit wenig Kraftaufwand dass durch reflektorisches Anspannen der Oberflächenmuskulatur die tiefe Muskulatur gehemmt wird. Vor einiger Zeit hatte man noch wenig Überblick über das komplexe Zusammenspiel von Muskeln, Nerven und Skelett. Die Wirbelsäule besteht aus 23 Wirbeln, welche von einer Vielzahl von Bändern und Sehnen sowie von unserer Muskulatur stabilisiert werden. Trotz der vielen Bestandteile der Wirbelsäule bilden alle eine funktionelle Einheit. Die vielen kleinen Muskeln rund um die Wirbelsäule werden durch unterschiedlichste Bewegungen und Hilfsmittel stimuliert, trainiert und in Form gehalten. Schmerzende Zonen möglichst zu schonen, führt mit der Zeit dazu, dass diese Stützmuskeln weiter verkümmern. Dieses Schonen trägt anstatt zur Verbesserung, dann schnell zur Verschlechterung der Rückenbeschwerden bei. Auch das bisherige Krafttraining zur Stabilisierung der Wirbelsäule beruhte auf dem Training der Rückenbeuger und der langen Rückenstrecker. Das Training vernachlässigte aber die Tatsache, dass auch der Rücken nicht allein von diesen Agonisten und Antagonisten getragen wird. Vielmehr wird der Rücken von viel größeren, zusammenhängenden Muskelketten bewegt. Um diese Muskelketten zu stärken, eignen sich Übungen auf wackeligem bzw. weichem Untergrund viel besser als die festgelegte Bewegung an einem stationären Fitnessgerät (Grönemeyer, 2009). Muskulatur Stabilisatoren Die Stabilisatoren sind kurz, meistens eingelenkig, arbeiten tonisch, werden aktiv unabhängig von Bewegungen, bewirken selbst nur minimale Bewegungen in den Gelenksystemen, und stabilisieren die Gelenke in ihrer neutralen Zone (neutrale Zone = mögliche Bewegungsamplitude eines Gelenks in der Ruhestellung). Die Stabilisatoren werden also angesteuert bei Übungen mit geringer Intensität, minimaler Bewegungsamplitude, minimaler Bewegung in den Gelenksystemen. Sie werden aktiv beim Einsatz von weniger als 30 % der individuellen Maximalkraft. Am besten erreicht man die Ansteuerung der tiefen Muskulatur durch Reize von außen die das Anspannen der Muskulatur herausfordern, wie: - Impulse von außen (Schütteln der Brasil®), - die Standfläche verkleinern (Einbeinstand, Zehenstand, Arm im Kniestand abheben), - zusätzliche Bewegungen mit den Armen (Armkreise, Scherbewegungen), - labile Unterlagen (z.B. Redondo Ball Plus, Aerostep), - Sinneswahrnehmung verändern (Augen schließen), (Rühl&Laubach, 2011). Zu den Stabilisatoren zählen unter anderem: - M.multifidii, - M. transversus abdominis (er formt übrigens auch unsere Taille ), - M.psoas, - Beckenboden- und Zwerchfellanteile, (Albrecht, 2006). Mobilisatoren Die oberflächliche und meist sichtbare Muskulatur, die Mobilisatoren, hat eine bewegende Wirkung auf die Gelenke und werden ab einer Intensität von 30 % der individuellen Maximalkraft trainiert (Albrecht, 2006). Bewegen wir uns im Alltag spannen unsere Stabilisatoren 50-125 ms vor den Mobilisatoren an, und das passiert unwillkürlich (Albrecht, 2006). Ohne diese Vorund Mitarbeit der tiefen Muskulatur könnten die Mobilisatoren ihre Kraft gar nicht vollständig entwickeln. Doch durch unser Alltagsverhalten, und das damit verbundene Schonen der Muskulatur verlernen die tiefen Schichten die koordinative Fähigkeit, rechtzeitig anzuspannen! Das bedeutet für unsere Gelenke schnelleren Verschleiß und die Gefahr von Fehlbelastung. Also müssen wir unser Training so verändern, dass diese Koordination der Muskelschichten verbessert wird! Durch das Training der sensomotorischen Fähigkeiten! Sensomotorik Sensomotorik = neurale Reaktion auf äußere (Exterozeptoren) und innere (Propriozeptoren) Wahrnehmung (Albrecht, 2006). Wahrnehmungsrezeptoren: Diese unterscheiden wir in sensorische und sensible Analysatoren. Sensorische Analysatoren= Exterozeptoren - Optischer Analysator: Die Augen (z. B. die eigene Körperhaltung während einer Übung im Spiegel betrachten, Gleichgewichtsübung mit offenen Augen ausführen, die Augen bewegen nach oben, unten, rechts und links) - Akustischer Analysator: Die Ohren (z.B. einer Bewegung einen Rhythmus geben indem die Brasil®s geschüttelt werden) - Gustatorischer Analysator: Der Mund - Olfaktorischer Analysator: Die Nase (diese letzten Punkte werden in der Gymnastik meist vernachlässigt. Aber werden Sie doch erfinderisch, verteilen Sie nach dem Kurs z. B. leckere „zuckerfreie“ Bonbons, oder benutzen Sie als Trainer ein dezentes, erfrischendes Deo/Parfum, sorgen Sie durch Lüften für frischen Raumduft) Sensible Analysatoren = Propriozeptoren - Vestibulärer Analysator: Der Gleichgewichtssinn im Innenohr (z. B. Kopf nach rechts/links/oben/unten bewegen, auch unter Kniehöhe, Unterlagen abwechseln, Balancieren, Drehungen einbeziehen) - Kinästhetischer Analysator: Muskel und Bewegung (z. B. die eigene Haltung spüren, den Körper bewusst wahrnehmen, eine Übung langsam ausführen, Übung mit geschlossenen Augen ausführen, Zusatzgewichte etwa die Brasil®s oder den TOPANGA® benutzen, die Atmung spüren). Funktionell trainieren heißt, den eigenen Körper und/ oder Gegenstände halten, bewegen und kontrollieren! Die speziellen Übungen bereiten uns auf Alltagssituationen oder/ und auf andere Sportarten vor. Als Gewicht, aber auch als labile Unterlage eignen sich hierfür ganz besonders luftgefüllte Bälle in unterschiedlichsten Größen. Wann haben Sie sich das letzte Mal aus dem Gleichgewicht gebracht? Beim Spazieren gehen in unwegsamen Gelände, beim letzten Rad Ausflug, im Bus oder in der U-Bahn weil Sie stehen mussten? Sie merken, ein gutes Gleichgewicht benötigen wir ständig im Alltag, und das vor allem in unvorhergesehenen Situationen. Trainieren wir diese Reaktionsschnelligkeit nicht fühlen wir uns im Alltag oder beim Sport unsicher und sind dadurch natürlich auch verletzungsanfälliger. Ausfallschritt. Den Redondo Ball Plus® mit beiden Händen an das Brustbein drücken und zur Seite des vorderen Knies drehen. Nun das hintere Bein nach vorne anheben und den Redondo Ball Plus® zum angehobenen Knie führen. Einige Male wiederholen, dann Beinwechsel. Das Brustbein anheben! Das vordere Knie über der Ferse behalten! Den Bauchnabel sanft nach innen ziehen! Kräftigung der schrägen Bauchmuskulatur und der tiefen Rumpfmuskulatur, der Oberschenkel-und Gesäßmuskulatur. Balance. Stand. Den Redondo Ball Plus zwischen die Unterschenkel klemmen. Nun das Gesäß weit nach hinten unten absetzen und wieder aufrichten. Wenn möglich so tief gehen bis sich die Oberschenkel in der Waagrechten befinden. Durch den Ball zwischen den Unterschenkeln haben die Knie eine gerade Führung! Das Gewicht auf die Fersen verlagern! Das Brustbein anheben! Kräftigung der Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur. Ausfallschritt. Den Redondo Ball Plus unter das hintere Knie legen. Nun tief gehen, dabei das Knie bewusst auf dem Ball absetzen und wieder hochdrücken. Das vordere Knie bleibt über der Ferse! Den Oberkörper aufgerichtet halten! Kräftigung der Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur. Balance. Grätschstand. Den Redondo Ball Plus in beide Hände nehmen. Aus der tiefen Grätsche ein Bein anheben und das Körpergewicht auf eine Seite verlagern. Kurz halten, dann die Seite wechseln. Die Knie zeigen in Richtung Fußspitzen! Die Körpermitte aktivieren! Kräftigung der schrägen Bauch-, der Oberschenkelmuskulatur. Balance. Kniestand. Auf den Redondo Ball Plus knien. Mit den Oberschenkelinnenseiten den Ball etwas zusammendrücken. Zuerst die Fußspitzen auf dem Boden behalten, dann die Fußspitzen abheben. Den Bauchnabel sanft nach innen ziehen! Das Brustbein heben! Kräftigung der tiefen Rumpfmuskulatur, der Oberschenkelinnenseite. Balance. Vierfüßlerstand. Auf dem Redondo Ball Plus knien. Die Hände unter den Schultern platzieren. Nun beide Beine ausstrecken, diese Position halten und auf die Ellbogen zurückrollen, dann mit Kraft aus der Mitte und mit Hilfe der Arme wieder auf die Hände zurückziehen. Den Bauchnabel sanft nach innen oben ziehen! Der Körper bildet eine Linie. Kräftigung der Armmuskulatur, Stabilisation der Körpermitte. Ganzkörperspannung. Balance. Unterarmstütz. Mit beiden Ellbogen auf den Redondo Ball Plus aufstützen. Die Knie unter dem Becken platzieren. Diese Position halten. Den Bauchnabel sanft nach innen oben ziehen! Kräftigung der tiefen Rumpfmuskulatur. Ganzkörperspannung. Balance. Als Erschwerung beide Beine ausstrecken. Ganzkörperspannung. Liegestütz. Auf den Redondo Ball Plus knien. Die Hände etwas mehr wie schulterbreit aufstellen. Nun den Brustkorb in Richtung Boden absinken lassen und wieder hochdrücken. Den Bauchnabel sanft nach innen oben ziehen! Die Fingerspitzen zeigen nach vorne! Kräftigung der Brustmuskulatur, der tiefen Rumpfmuskulatur. Balance. Schulterstütz. Beide Füße auf den Redondo Ball Plus stellen. Nun das Becken vom Boden abheben bis die Schulterblattspitzen gerade noch am Boden aufliegen. Diese Position halten. Den Bauchnabel sanft nach innen ziehen! Den Schultergürtel entspannen! Kräftigung der Oberschenkelrückseite, der Gesäßmuskulatur. Balance. Variation. Im schnellen Wechsel mit dem rechten und linken Fuß auf den Ball drücken (wie eine „Nähmaschine“). Kräftigung der tiefen Rumpfmuskulatur. Balance.