Verein für medizinische Qualitätskontrolle Association pour le contrôle de Qualité medical Associazione per il controllo di qualità medico Kommentar zum Ringversuch B9 Mikrobiologie 2016-1 Probe A: Anforderung: Harnwegsinfekt Potentiell pathogene Bakterien (Genus + Spezies) + Resistenzprüfung Der bei diesem Harnwegsinfekt isolierte Enterococcus faecium zeigte eine Vancomycin-Resistenz (VRE). Die molekulare Untersuchung hat das Vorliegen des vanA Gens bestätigt. Die MHK für Vancomycin war > 256 mg/L und von Teicoplanin 8 mg/L. Daneben konnte eine high levelResistenz gegen Gentamicin, nicht aber gegen Streptomycin festgestellt werden. Bei Enterokokken sollten zumindest bei systemischen Infektionen die hohe Resistenz gegen Gentamicin getestet werden. Wir bitten Sie, in Zukunft keine aus diagnostischen Gründen getesteten Antibiotika mehr anzugeben (zum Beispiel Clindamycin). Nitrofurantoin und Fosfomycin sind nach EUCAST bei einfachen Harnwegsinfekten nur für Enterococcus faecalis empfohlen. Resistenzprüfungen für Doxycyclin, Minocyclin und Tetracyclin sind bei EUCAST für Enterococcus sp. nicht angegeben, bei CLSI hingegen schon. Wir haben die Angabe dieser Antibiotika akzeptiert, werden sie aber das nächste Mal nicht mehr bewerten, so dass bei einer ungenügenden Anzahl getesteter Antibiotika nicht die volle Punktzahl erreicht wird. Die Angabe von Ceftazidim haben wir als «unsinnig» bewertet, da Cephalosporine bei Enterokokken a priori unwirksam sind. Bitte beachten Sie, dass EUCAST seit 2016 für Enterokokken auch die Hemmhöfe für Ciprofloxacin und Levofloxacin definiert sind; leider war dieser Stamm auch gegen Chinolone resistent. Solche VRE sind spitalhygienisch ein Problem. Wenn in einem Spital wegen einer hohen MRSAFrequenz Glykopeptide (Vancomycin oder Teicoplanin) empirisch gegen Staphylococcus aureus eingesetzt werden müssen, ist der Selektionsdruck für VRE besonders hoch. Falls bei einem VRE mit Zusatzresistenzen eine Therapie notwendig ist, muss unbedingt mit einem Infektiologen Kontakt aufgenommen werden. Leider kommen vermehrt Daptomycin und Linezolid zum Zuge. Tigezyklin war bei unserem Stamm ebenfalls empfindlich. Identifikation Anzahl Enterococcus faecium Enterococcus gallinarum Enterococcus species Gram-positive Kokken Probe B: Anforderung: 55 5 1 1 Harnwegsinfekt Potentiell pathogene Bakterien (Genus + Spezies) + Resistenzprüfung Die in dieser Probe enthaltene Escherichia coli konnte von allen Teilnehmern problemlos identifiziert werden. Diese E.coli besitzt eine molekularbiologisch nachgewiesene Carbapenemase der Klasse D vom Typ Oxa-48 und eine Extended-Spectrum Betalactamase (ESBL) vom Typ CTX-M. Zu beachten ist, dass nach EUCAST (auch nach CLSI) bei einer ESBL eine Anpassung der Cephalosporine von «sensibel» zu «resistent» nicht mehr vorgesehen ist. Die Cephalosporine werden so berichtet, wie sie abgelesen werden. Das Gleiche gilt auch für die Carbapeneme bei einer vorhandenen Carbapenemase. Bei den Carbapenemen haben wir alle Resultate gelten lassen. Der Marker zur Erfassung einer Oxa-48 ist Temocillin, welches sich dann «resistent» zeigt (< 11mm nach EUCAST). Es ist wichtig, dass man die Resistenzmechanismen mitteilt, damit der Patient isoliert wird und allenfalls bei kritischen Infektionen der Spezialist sich über die EUCASTRegel hinweg setzen kann. Wir bitten Sie in Zukunft beim Verdacht auf eine Carbapenemase auf dem Resultateblatt auch ein Carbapenem anzugeben, analog dazu bei Verdacht auf ESBL ein Cephalosporin. MQ Kommentar zum Ringversuch 2016-1 Seite 2/4 Für Norfloxacin haben wir alle Werte akzeptiert. Nalidixinsäure (eine Vorstufe der Quinolone, welche als Punktmutationsmarker diente) war bei unserem Stamm resistent. Nach CLSI werden die Quinolone immer noch angepasst, wenn Nalidixinsäure resistent ist. Bei EUCAST wird diese Regel nicht mehr angewandt aufgrund von Fällen, bei welchen Norfloxacin resistent und Nalidixinsäure sensibel waren. Die EUCAST Regel 12.9 http://www.eucast.org/expert_rules_and_intrinsic_resistance (S.151, Table 12) besagt, dass wenn Tobramycin intermediär, Gentamicin resistent und Amikacin sensibel ist, Tobramycin resistent gesetzt werden muss. Bei unserem Stamm war dies der Fall. Resistent und intermediär bei Tobramycin gaben dieses Mal die volle Punktzahl. Das Erfassen einer ESBL oder Carbapenemase ist wichtig, da es spitalhygienische Massnahmen indiziert und der Infektionskontrolle dient. Identifikation Anzahl 62 Escherichia coli Probe C: Anforderung: Prothesen-assoziierte Infektion Potentiell pathogene Bakterien (Genus + Spezies) Propionibacterium acnes konnte bei dieser Probe einer Prothesen-assozierten Infektion von den meisten Teilnehmern problemlos identifiziert werden. Es handelt sich um ein Gram-positives, coryneformes Stäbchen, welches besser anaerob als aerob kultiviert werden kann. Nebst der Identifikation mittels Maldi-TOF war es aber auch durch die positive Katalase-Reaktion, CAMP Factor, Nitrit und Indol gut zu identifizieren. Bei der Fermentation von Glucose wird die metabolische Fettsäure Propionsäure gebildet. P. acnes ist Teil der Hautflora aber auch ein bekannter Erreger einer Kunstklappen«Endocarditis». In über 90% sind die Blutkulturisolate von P. acnes Kontaminationen, aber bei Fremdkörpermaterial soll jedes Isolat von P. acnes näher beurteilt werden. Identifikation Propionibacterium acnes Propionibacterium species Corynebacterium species Gram-positive Kokken Probe D: Anforderung: Anzahl 59 1 1 1 Ulcus Potentiell pathogene Bakterien (Genus + Spezies) Pseudomonas stutzeri, ein Gram-negatives nichtfermentierendes Stäbchen, war für die meisten Teilnehmer gut identifizierbar. Vitek, Api 20 NE und Maldi-TOF hatten keine Probleme bei der Identifikation. Unser Stamm war Oxidase positiv, TSI Gruppe 4, C390 resistent und war positiv im Wachstum bei 42°C. Auf Schafblutagar zeigten sich nach 24h Bebrütung mit CO2 flache krümelige Kolonien. P. stutzeri ist ein ubiquitäter Keim. Identifikation Pseudomonas stutzeri Pseudomonas oryzihabitans Pseudomonas species Gram-negative Stäbchen Anzahl 59 1 1 1 MQ Probe E: Anforderung: Kommentar zum Ringversuch 2016-1 Seite 3/4 Pneumonie Potentiell pathogene Bakterien (Genus + Spezies) und Resistenzprüfung Haemophilus influenzae ist ein fakultativer Anaerobier. Er braucht X- und V-Faktoren, welche im Kochblutagar enthalten sind, um gut wachsen zu können. Auf Schafblutagar wächst er mit Hilfe von Staphylococcus aureus (welcher V-Faktor produziert) im Ammenphänomen. Unser Stamm konnte mittels Api NH oder Maldi-TOF gut identifiziert werden. H. influenzae ist ein typischer Erreger von Infektionen des oberen Respirationstraktes. Er kann dort entzündliche Erkrankungen wie Epiglottitis, Bronchitis, oder Pneumonie verursachen. Unser Stamm war Beta-Lactamase negativ, zeigte eine Resistenz gegenüber Ampicillin, Amoxicillin-Clavulansäure, Cefepim und Ceftriaxon und war sensibel für Ciprofloxacin, Meropenem und Tetracyclin. Es handelt sich hierbei um eine durch modifiziertes PBP bedingte Resistenz und nicht um eine Beta-Laktamase. Wichtig war die Konzentration der Antibiotika-Blättchen zu beachten. Dies war bei AmoxicillinClavulansäure sehr gut sichtbar. Die Auswertung ergab, dass alle Teilnehmer, welche AmoxicillinClavulansäure als «sensibel» berichtet hatten, die Konzentration AMC 30 verwendeten. Die Teilnehmer welche «resistent» als Resultat berichteten, testeten entweder AMC 3 oder machten eine MHK. Bei EUCAST wird AMC 3 angegeben, demnach ist das Isolat AMC resistent. Untenstehend die Zusammenstellung der Resultate (Anzahl Teilnehmer bei R/I/S). Leider war es aus administrativen Gründen nicht möglich die Resultate auf dem Auswertungsbogen zu integrieren. (Fett markiert der jeweilige Sollwert) Antibiotikum R I Ampicillin 53 47 30 0 26 4 2 0 0 0 0 0 0 1 Ceftriaxon Augmentin Ciprofloxacin Cefepim Meropenem Tetracyclin Identifikation Anzahl 59 3 Haemophilus influenzae gram negative Stäbchen Mit freundlichen Grüssen Prof. Dr. R. Zbinden S 2 7 8 43 2 26 25 F.S. Hufschmid-Lim MQ Kommentar zum Ringversuch 2016-1 Resistenzprüfung der Probe A Seite 4/4 Resistenzprüfung der Probe B