Die Anpflanzung von Gehölzen, die als Wirtspflanzen bzw. Zwischenwirte für Feuerbrand gelten, ist nicht gestattet. Definition Wirt Als Wirt bezeichnet man in der Parasitologie einen Organismus, in oder auf dem ein Parasit bzw. Erreger schmarotzt. Die Körpersäfte oder Zellen des Wirtes dienen dabei dem Parasiten als Nahrungsgrundlage und oft auch als Aufenthaltsort. In jedem Fall wird der Wirt durch den ungebetenen "Untermieter" mehr oder weniger stark geschädigt. Reservoirwirt = Hauptwirt = Endwirt ist irgendein Lebewesen, das mit einem speziellen Parasiten bzw. Erreger infiziert ist, der an diesen seinen Reservoir- bzw. Hauptwirt auch angepasst ist. Die im Laufe der Evolution erfolgte Anpassung des Erregers an seinen Hauptwirt hat zur beabsichtigten Folge, dass die ggf. auch beim Reservoirwirt ausgelöste Krankheit diesen möglichst nicht extrem schädigt oder gar umbringt. Jeder Erreger braucht seinen lebenden Haupt- bzw. Reservoirwirt in erster Linie dazu, sich in ihm zu vermehren und oder zu wandeln. Wenn z.B. die Todesrate des Marburg-Fiebers oder von Ebola beim Menschen extrem hoch ist, dann weist das eindeutig darauf hin, dass hier die jeweiligen Erreger (Viren) noch nicht an den Menschen angepasst sind. Das bedeutet folgerichtig, dass der Mensch für diese Erreger nicht der Haupt- bzw. Reservoirwirt ist. Bei beiden genannten Beispielen sucht man noch heute nach den jeweiligen Hauptwirten, von dem die Erreger mittels eines Vektors bzw. Zwischenwirts oder Transportwirts (man beachte die Unterschiede) auf den Menschen übertragen worden sind und immer wieder werden. Was ist Birngitterrost? Der Birngitterrost ist eine Pilzkrankheit, die schon lange bekannt ist. Ab den 90er Jahren war ein stärkeres Auftreten zu beobachten. Man erkennt den Birngitterrost leicht im Sommer an den orange-roten, auffälligen Flecken auf den Blättern des Birnbaumes. Die Infektion passiert bereits im Mai/Juni bei feuchter Witterung. Über Jahre stark befallene Bäume werden geschwächt, tragen weniger Früchte oder nur noch Kümmerbirnen. Durch das stark geschädigte Laub ist auch der Kreislauf im Baum gestört. Die Bäume wachsen nicht mehr, fangen an zu serbeln und können im Extremfall eingehen. An den Birnbäumen werden nur die Blätter und Früchte befallen. Auf diesen kann der Birngitterrost jedoch nicht überwintern, das heißt, nach dem Blattfall im Herbst sind die Birnbäume wieder frei vom Krankheitserreger. Das Laub kann bedenkenlos kompostiert werden. Eine neue Infektion kann erst im nächsten Frühjahr (Mai/Juni) wieder erfolgen und zwar immer nur ausgehend von einem befallenen Wacholder (Juniperus). Welche Bedeutung haben die Wacholder? Dauerhafte Träger des Birngitterrostes sind gewisse Wacholderarten, allen voran Juniperus chinensis und der bei uns in den Alpen und Jura einheimische Juniperus sabina (Sevibaum). Jeweils im Frühjahr werden von befallenen Wacholdersträuchern aus die Birnbäume mit dem Birngitterrost infiziert. Dies geschieht jedes Jahr neu. Damit sind diese Wacholderarten die eigentliche Wirtspflanzen, ohne die der Birngitterrost nicht überleben und sich fortpflanzen kann. Bekämpfungsmöglichkeiten An sich ist der Birngitterrost auf dem Birnbaum mit gleichen Mitteln wie der Schadpilz "Schorf" bekämpfbar. Es sind aber mehrere Behandlungen während den Monaten April, Mai und Juni nötig. Der Aufwand und die Belastung der Umwelt sind sehr groß und dadurch nicht empfehlenswert. Eine chemische Bekämpfung auf dem Wacholder ist nicht möglich. Als einzige sinnvolle Bekämpfung ist das Ausreißen der kranken Wacholdersträucher in der Umgebung zu empfehlen, respektive keine anfälligen Wacholderarten mehr zu pflanzen. Der Birngitterrost kann nie mit der Pflanzung von jungen Birnbäumen eingeschleppt werden, da diese in unbelaubtem Zustand nie Krankheitsträger sind. Resistente Wacholder (Juniperus) - Das Hauenstein-Sortiment In mehrjährigen Infektionsversuchen testete die Eidgenössische Forschungsanstalt Wädenswil Wacholdersorten auf ihre Anfälligkeit gegenüber dem Birngitterrost. Die Resultate dieser Versuche flossen direkt in die Sortimentsgestaltung der Baumschule Hauenstein ein. Das heißt, wir haben das Wacholder-Sortiment so angepasst, dass Sie bei uns als Kunde zu beinahe 100% nur birngitterrostresistente Wacholder angeboten bekommen. Die folgende Liste gibt Ihnen einen genauen Überblick. Juniperus - Art / Sorte (Wacholder) Resistenz / Anfälligkeit J. communis resistent - ‘Barmstedt’ resistent - ‘Green Carpet’ resistent - ‘Hibernica’ resistent - ‘Hornibrookii’ resistent - ‘Repanda’ resistent - ‘Sentinel’ resistent - ‘Wallis’ resistent J. horizontalis ‘Blue Chip’ resistent - ‘Golden Carpet!’ resistent - ‘Prince of Wales’ resistent - ‘Wiltonii’ resistent - ‘Youngstown’ resistent J. media ‘Blaauw’ resistent - ‘Hetzii’ resistent - ‘Mint Julep’ resistent - ‘Plumosa Aurea’ resistent J. procumbens ‘Nana’ resistent J. scopulorum ‘Blue Arrow’ resistent J. squamata ‘Blue Carpet’ resistent - ‘Blue Star’ resistent - ‘Grey Owl’ gering anfällig - ‘Skyrocket’ gering anfällig Feuerbrand im Hausgarten? Die Krankheit Feuerbrand Der Feuerbrand wurde vor zirka 200 Jahren in Nordamerika erstmals erwähnt. Der Erreger der Krankheit, das Bakterium Erwinia amylovora, ist seit 100 Jahren bekannt. Über England (1957), Niederlande (1966), Belgien und Deutschland gelangte das Bakterium in die Schweiz und trat erstmals 1989 in der Region Untersee-Rhein auf. Seit dem Jahr 2000 ist das Bakterium in Teilen der östlichen Schweiz stark verbreitet. Gegen den Feuerbrand stehen keine wirksamen Bekämpfungsmittel zur Verfügung. In der Schweiz sind AntibiotikaBehandlungen nicht erlaubt. Durch regelmäßige Feuerbrandkontrollen und durch das sofortige Entfernen befallener Pflanzen (nur durch ausgebildete Fachpersonen!) wird der Infektionsdruck möglichst tief gehalten. Gesetzliche Grundlagen Die Feuerbrandbekämpfung ist in der Pflanzenschutzverordnung des Bundes vom 28.02.2001 [SR 916.20] geregelt. Feuerbrand-Wirtspflanzen (Pflanzen, die an Feuerbrand erkranken können) lateinische Namen deutsche Namen Kernobst Cydonia Quitte Malus Apfel einschließlich Zierapfel Pyrus Birne einschließlich Zierbirne und Nashi Ziergehölze Chaenomeles Scheinquitte, Zierquitte, Feuerbusch Cotoneaster Stein-, Felsen- oder Zwergmispel Mespilus Mispel Pyracantha Feuerdorn Photinia (Stranvaesia) davidiana Stranvaesie, Loorbeermispel Photinia (Stranvaesia) nussia Glanzmispel Eriobotrya Wollmispel Wildgehölze Crataegus Weissdorn, Rotdorn, Hahnendorn Sorbus (ausser Sorbus intermedia) Vogelbeere/Eberesche, Mehlbeere, Elsbeere, Speierling, usw. (außer schwedische Mehlbeere)