FG Siedlungswasserwirtschaft UAN – Gewässerentwicklung und Hochwasservorsorge – vor Ort geht‘s am besten gemeinsam 04.03.2014 in Walsrode Starkregenereignisse – was können Kommunen und Verbände tun? Theo G. Schmitt, TU Kaiserslautern siwawi.bauing.uni-kl.de Vortragsübersicht Klimawandel als Denkanstoß zur „Risikobetrachtung“ kommunale Gemeinschaftsaufgabe „Überflutungsvorsorge“ Integrales Regenwassermanagement 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 2 siwawi.bauing.uni-kl.de Anstoß für Fachdiskussion Öffentliche Wahrnehmung – Medienberichte: „Häufung von Starkregen und Überflutungen - Ursache Klimawandel …!!“ = vorschnelle Vermutung?? 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 3 siwawi.bauing.uni-kl.de Häufung von Starkregen? Klimawandel? Beobachtung: außergewöhnliche Regenereignisse, z.B. Dortmund Juli 2008: > 190 mm in 2 Stunden Regendauer bis 6 h: Wiederkehrzeit Tn >> 100 a 3. Juli 2009: extreme Regenhöhen in Gelsenkirchen, Essen, Saarbrücken, Stuttgart, … statistische Wiederkehrzeit Tn > 50 a 3. Juli 2010: „Wiederholung“ in Gelsenkirchen … Regenstation B. 1999-2004: lokaler hot spot? Regendauer 15 min: 4 x Tn > 100 a Regendauer 30 min: 1 x Tn > 50 a, 2 x Tn > 20 a 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 4 siwawi.bauing.uni-kl.de Hypothese: „Häufung extremer Starkregen …“ Ursachenforschung – mögliche Erklärungen: Klimawandel: Erderwärmung höhere Niederschläge Urbanisierung: „weniger grün – mehr Versiegelung“ veränderte Klimafaktoren verändertes Niederschlagsverhalten Urbanisierung: „Entwässerungssysteme“ größeres Abflussvolumen + höhere Abflussspitzen Bevölkerungswachstum: „Ausdehnung Bebauung“ Bauen in Risikogebieten häufigere, größere Schäden Beobachter 1: „mehr Regenschreiber“ höherer Erfassungsgrad extremer Starkregen Beobachter 2: „Regenradar-Messungen“ Beobachter 3: „Zunahme Mediendichte und -berichte“ 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 5 siwawi.bauing.uni-kl.de Starkregen Siedlungsentwässerung Feststellung „medienwirksame Überflutungen“ als Folge außergewöhnlicher Starkregen: Tn > 30…100 a außerhalb üblicher Bemessungshäufigkeiten für Kanalnetze Klimamodelle (global + regional): methodisch bedingt „keine Aussagefähigkeit für Gewitterzellen“ Behelf: „Blick zurück“ statistische Analyse langjähriger Regenreihen keine eindeutigen Tendenzen („Zunahme Starkregen“) erkennbar große Ungewissheit bzgl. Entwicklung 2050 … 2100 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 6 siwawi.bauing.uni-kl.de Klimawandel - fachliche Bewertung ... keine Grundlage für pauschale Bemessungszuschläge in der SE keine statistisch signifikanten Veränderungen beobachtete Häufung: stark lokale Ausprägung kein flächendeckendes Phänomen lokale hot spots !? stattdessen: Einstieg in kommunales Risikomanagement Verbesserung der Anpassungsfähigkeit ortsbezogene Bewertung der Überflutungsrisiken Kommunikation verbleibender Risiken 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 7 siwawi.bauing.uni-kl.de Kommunales Risikomanagement … Kommunale Gemeinschaftsaufgabe „Überflutungsvorsorge“ Niederschlagsbelastung – Anliegen Bemessungsregen seltene Starkregen außergewöhnliche Starkregen Überstaufreiheit Überflutungsschutz Schadensbegrenzung … Entwässerungssystem inkl. Rückstausicherungen in Gebäuden Verkehrs- und Freiflächen (temporäre „Nutzung“) gezielter Objektschutz (öffentlich/privat) 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 8 siwawi.bauing.uni-kl.de8 Ganzheitliche Planung … Lösungsansatz, z.B. … Integrales Regenwassermanagement (IRWM) 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 9 siwawi.bauing.uni-kl.de Leitbild Integrales Regenwassermanagement Benchmark … … unbebauter Zustand “blue green dream” … möglichst geringe Beeinträchtigung des lokalen Wasserhaushalts! 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 10 siwawi.bauing.uni-kl.de 10 Grundsätze IRWM Gleichrangige Berücksichtigung … Erhalt lokaler Wasserhaushalt, Gewässerschutz, Überflutungsschutz Verzahnung mit naturnaher Gewässer- und Siedlungsentwicklung Ausschöpfen des Maßnahmen-Spektrums Priorität für dezentrale Maßnahmen Regenwasser als Gestaltungselement Beachtung bevorzugter Fließwege bei lokalen Extremniederschlägen „wild abfließendes Regenwasser“ 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 11 siwawi.bauing.uni-kl.de 11 Impulse durch „Umkehr“ Stadtentwässerung anno 1850 … 1980: Strikte Ableitung von Regenwasser „Trennung von Natur und Siedlung“ „IRWM 2020 …“: Orientierung an natürlichen Zusammenhängen lenkende Impulse für Gewässer- und Stadtentwicklung Positive mikroklimatische Auswirkungen Schaffung attraktiver Ruhe- und Erlebnisorte „besondere ästhetische Qualität von Wasser“ (Quelle: Geiger et al. 2009 „Neue Wege für das Regenwasser“) 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 12 siwawi.bauing.uni-kl.de 12 Schlüsselfunktion „Entschleunigung“ IRWM erfordert „Raum und Zeit“ gezielte Verzögerung durch Zwischenspeicherung Speicherwirkung Vegetation, Wasserfläche, Boden Flächenbedarf dezentraler Maßnahmen ortsnahe Anordnung, funktionale Restriktionen Standortwahl, Siedlungs-/Bebauungsstruktur Stärkung der Vegetation Erhalt hochwertiger Vegetation Gestaltung von Freiflächen bewachsene Versickerungsanlagen „begrünte“ Stadt- und Siedlungsstrukturen 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 13 siwawi.bauing.uni-kl.de 13 Konzeption & Ansätze … Multifunktionale Nutzung von Flächen Ausgleich für „Verlust“ an bebaubarer Fläche Erhöhung der Wertigkeit der Bebauung Grün- und Freiflächen als Retentionsräume natürliche Gewässerstrukturen zur Abflussdämpfung durchlässige Flächenbeläge als Gestaltungselement naturnahe Gewässerstrukturen Integration bestehender „naturnaher“ Bachläufe Freiräume zur „Rückentwicklung“ naturnaher Strukturen multifunktional: Retention, Gestaltung/Ästhetik, Erholung „blue-green dream …“ 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 14 siwawi.bauing.uni-kl.de 14 K. Krieger, Hamburg Wasser Umsetzung von Maßnahmen … 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 15 siwawi.bauing.uni-kl.de Folgerungen … Überflutungsvorsorge „Starkregen“ = kommunale Gemeinschaftsaufgabe Verantwortung Betroffener Entwässerungsbetriebe Stadtentwicklung – Orts-/Stadtplanung Verkehrsplanung – Freiraumplanung Architektur Grundstücks-/Hauseigentümer Aufklärung („Risikokommunikation“) „Starkregen als Naturereignis“ verbleibende Unwägbarkeiten und Risiken 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 16 siwawi.bauing.uni-kl.de FG Siedlungswasserwirtschaft UAN – Gewässerentwicklung und Hochwasservorsorge – vor Ort geht‘s am besten gemeinsam 04.03.2014 in Walsrode Starkregenereignisse – was können Kommunen und Verbände tun? Theo G. Schmitt, TU Kaiserslautern [email protected] siwawi.bauing.uni-kl.de statistische Analysen zu Starkregen … zum Beispiel: DWD 2005: Fortschreibung KOSTRA-DWD 2000 für D 12 h: Zunahme Starkregenhöhen im Winter D ≤ 2 h: keine statistisch signifikanten Veränderungen auffällige lokale Häufung von Extremereignissen Untersuchung ExUS-NRW (2010): wie DWD 2005 D < 4 h: kein statistisch signifikanter Trend – aber: auffällige lokale Häufung seit 2000: ähnlich 1950-60 Einfluss verbesserter Messtechnik bei hohen Intensitäten DWD 2013: statistisch signifikante Zunahme in „regionalen Clustern“ (Malitz 2013 KOSTRA-DWD 2014) 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 18 siwawi.bauing.uni-kl.de Kommunales Risikomanagement … K. Krieger, Hamburg Wasser Zyklus Risikomanagement „kommunale Überflutungsvorsorge“ 05.03.2014 tgs: Starkregenereignisse… 19 siwawi.bauing.uni-kl.de Kommunales Risikomanagement … Ereignisse der Vergangenheit - örtliches Niederschlagsgeschehen - Überflutungsereignisse Einflussfaktoren „Gefährdung“ - Topographie - Entwässerungssystem Einflussfaktoren „Schaden“ - Bebauungsstruktur - Infrastrukturanlagen, Gebäude örtliches Schadenspotential - Gebäude - Infrastrukturanlagen mögliche Risikogebiete - örtliche Zuordnung - Kategorisierung Überflutungsverhalten - Grobanalyse (GIS, hydrologisch) - hydraulische Detailanalyse Maßnahmenplan - Wirksamkeit alternativer Maßnahmen - Bewertung, Priorisierung 05.03.2014 Analyse der Überflutungsgefährdung dokumentierte Überflutungen: wo? wie oft? rechnerischer Überstaunachweis Lokale Überflutungsberechnung Ermittlung Schadenspotenzial örtliche Gegebenheiten („Vulnerabilität“) Risikobetrachtung: „Risikokarten“ – besonders gefährdete Bereiche Entwicklung von Maßnahmen – Kriterien „Flexibilität“ / „Anpassungsfähigkeit“ Kommunikation der Risiken tgs: Starkregenereignisse… 20 siwawi.bauing.uni-kl.de