Grundlagen der Logik in der Informatik WS 2016 Übungsblatt 3 Abgabe der Lösungen: Tutorium in der Woche 14.11.-18.11. Aufgabe 1 Triviale Falschheit (Präsenzaufgabe) Das Induktionsprinzip für aussagenlogische Formeln lautet: um zu zeigen, dass eine Eigenschaft P für alle aussagenlogischen Formeln φ gilt, zeige, (Induktionsbasis) dass P für φ = ⊥ gilt sowie für alle atomaren φ ∈ A; (Induktionsschritt) dass, wenn P für Formeln φ und ψ gilt, dann auch für φ ∧ ψ und ¬φ. Sei φ eine aussagenlogische Formel, die nur aus Konjunktionen, Atomen und Wahrheitskonstanten (> und ⊥) gebildet ist (dabei ist natürlich > die Abkürzung für ¬⊥). Zeigen Sie anhand des obigen Induktionsprinzips, dass für jede Wahrheitsbelegung κ, für die es ein Atom A ∈ A mit κ(A) = ⊥ gibt, κ 6|= φ gilt, wenn A in φ vorkommt. Aufgabe 2 Positives Denken (Präsenzaufgabe) Sei φ eine aussagenlogische Formel, die wie in der Vorlesung aus Konjunktion, Negation, Falsum und Atomen aufgebaut ist. Wir definieren rekursiv, dass ein Atom A positiv (negativ ) in φ ist, wenn • φ ein Atom ist (φ ein Atom ist außer A); • φ = ¬ψ und A negativ (positiv) in ψ ist; • φ = ψ ∧ ξ und A in ψ und in ξ positiv (negativ) ist. (Insbesondere ist A weder negativ noch positiv in ⊥.) Beweisen Sie, dass φ erfüllbar ist, wenn jedes Atom A ∈ A positiv oder negativ (oder beides) in φ ist. Kann eine solche Formel auch gültig sein? Hinweis: Verwenden Sie Induktion über den Aufbau von φ. Man muss in der Induktion in Wirklichkeit eine stärkere Aussage als die verlangte beweisen, indem man auch darüber redet, welche Wahrheitsbelegungen φ wahr bzw. falsch machen. Aufgabe 3 Also, können Schweine fliegen? (4 Punkte) Formalisieren Sie die Schlussfolgerung aus Aufgabe 5, Übungsblatt 1 als aussagenlogische Implikation. Überprüfen Sie nun formal, ob die Schlussfolgerung gilt, indem Sie eine Wahrheitstafel aufstellen. Geben Sie, falls die Schlussfolgerung nicht gilt, ausdrücklich an, welche Zeile der Wahrheitstafel eine Gegenbeispiel darstellt. Andernfalls halten Sie kurz in Worten fest, warum die Schlussfolgerung durch die Wahrheitstafel belegt wird. GLoIn, WS 2016 Aufgabe 4 Negationsnormalform (10 Punkte) Eine aussagenlogische Formel ist in Negationsnormalform (NNF), wenn sie durch die folgende Grammatik erzeugt werden kann: ψ, ξ ::= A | ¬A | ψ ∧ ξ | ψ ∨ ξ (A ∈ A). Dabei ist ψ ∨ ξ, wie in der Vorlesung, Abkürzung für ¬(¬ψ ∧ ¬ξ). Eine bekannte Tatsache ist, dass jede Formel φ in eine NNF φ0 umgeformt werden kann, so dass φ und φ0 logisch äquivalent sind (natürlich unter der Annahme, dass A nicht leer ist). Wir zeigen das indirekt mittels des in Übungsblatt 2 eingeführten “Schaltkreiskalküls”. 1. Zeigen Sie, dass es für jede Formel φ einen Schaltkreis gibt, durch den genau dann Strom fließt, wenn φ erfüllt ist. Verwenden Sie dafür das Induktionsprinzip für aussagenlogische Formeln von Aufgabe 1. 4 Punkte Hinweis: Um Negation zu behandeln, verwenden Sie die Ergebnisse von Übungsblatt 2, Aufgabe 2. Achtung: Verwenden Sie den folgenden leeren Schaltkreis: um logische Falschheit auszudrücken. 2. Zeigen Sie, dass es für jeden Schaltkreis eine Formel φ in NNF gibt, die genau dann erfüllt ist, wenn durch den Schaltkreis Strom fließt. Verwenden Sie dabei das Induktionsprinzip für Schaltkreise aus Übungsblatt 2, Aufgabe 2. 4 Punkte 3. Bringen Sie die folgende Formel mithilfe der Schritte (1) und (2) in NNF: 2 Punkte ((A → B) → A) → A. Genauer gesagt: Übersetzen Sie jeweils die gegebene Formel in einen Schaltkreis, führen Sie auf diesem die Transformation in NNF durch, und wandeln Sie ihn anschließend wieder in eine Formel um. Achtung: Es ist ausdrücklich verboten, Vereinfachungsregeln für Formeln zu verwenden; Sie dürfen jedoch doppelte Negationen eliminieren indem Sie Formeln der Form ¬¬φ durch φ ersetzen. Aufgabe 5 Logische Äquivalenz (6 Punkte) Beweisen Sie, dass die folgenden Paare von Formeln jeweils logisch äquivalent sind: 1. (φ → ψ) ∨ φ und (ψ → φ) ∨ ψ; 2 Punkte 2. (φ ∧ ψ) → ξ und (φ → ξ) ∨ (¬ξ → ¬ψ); 2 Punkte 3. (φ ∧ (ψ → ξ)) → ψ und (φ ∧ (ψ → ¬ξ)) → ψ. 2 Punkte Zeigen Sie dabei mindestens zwei Äquivalenzen durch Vergleichen der jeweiligen Wahrheitstafeln. 2