Grundlagen der Logik in der Informatik WS 2015 Übungsblatt 3 Abgabe der Lösungen: Tutorium in der Woche 16.11.-20.11. Aufgabe 1 Triviale Falschheit (Präsenzaufgabe) Das Induktionsprinzip für aussagenlogische Formeln lautet: um zu zeigen, dass eine Eigenschaft P für alle aussagenlogischen Formeln φ gilt, zeige, (Induktionsbasis) dass P für φ = ⊥ gilt sowie für alle atomaren φ ∈ A; (Induktionsschritt) dass, wenn P für Formeln φ und ψ gilt, dann auch für φ ∧ ψ und ¬φ. Sei φ eine aussagenlogische Formel, die nur aus Konjunktionen, Atomen und Wahrheitskonstanten (> und ⊥) gebildet ist (dabei ist natürlich > die Abkürzung für ¬⊥). Zeigen Sie anhand des obigen Induktionsprinzips, dass für jede Wahrheitsbelegung κ, für die es ein Atom A ∈ A mit κ(A) = ⊥ gibt, κ 6|= φ gilt, wenn A in φ vorkommt. Aufgabe 2 Positives Denken (Präsenzaufgabe) Sei φ eine aussagenlogische Formel, die wie in der Vorlesung aus Konjunktion, Negation, Falsum und Atomen aufgebaut ist. Wir definieren rekursiv, dass ein Atom A positiv (negativ ) in φ ist, wenn • φ ein Atom ist (φ ein Atom ist außer A); • φ = ¬ψ und A negativ (positiv) in ψ ist; • φ = ψ ∧ ξ und A in ψ und in ξ positiv (negativ) ist. (Insbesondere ist A weder negativ noch positiv in ⊥.) Beweisen Sie, dass φ erfüllbar ist, wenn jedes Atom A ∈ A positiv oder negativ (oder beides) in φ ist. Kann eine solche Formel auch gültig sein? Hinweis: Verwenden Sie Induktion über den Aufbau von φ. Man muss in der Induktion in Wirklichkeit eine stärkere Aussage als die verlangte beweisen, indem man auch darüber redet, welche Wahrheitsbelegungen φ wahr bzw. falsch machen. Aufgabe 3 Dame oder Tiger, aussagenlogisch (5 Punkte) Formalisieren Sie das Szenario der Dame-oder-Tiger“-Aufgabe von Übungsblatt 1 in Aussagen” logik. Prüfen Sie dann, ob die Aussagen Eine Dame ist in Raum I“ bzw. Eine Dame ist in ” ” Raum II“ logische Folgerungen aus dieser Formalisierung sind, indem Sie entsprechende Wahrheitstafen bilden. GLoIn, WS 2015 Aufgabe 4 Negationsnormalform (6 Punkte) Eine aussagenlogische Formel ist in Negationsnormalform (NNF), wenn sie durch die folgende Grammatik erzeugt werden kann: ψ, ξ ::= A | ¬A | ψ ∧ ξ | ψ ∨ ξ (A ∈ A). Dabei ist ψ ∨ ξ, wie in der Vorlesung, Abkürzung für ¬(¬ψ ∧ ¬ξ). Eine bekannte Tatsache ist, dass jede Formel φ in eine NNF φ0 umgeformt werden kann, so dass φ und φ0 logisch äquivalent sind (natürlich unter der Annahme, dass A nicht leer ist). Wir zeigen das indirekt mittels des in Übungsblatt 2 eingeführten “Schaltkreiskalküls”. 1. Zeigen Sie, dass es für jede Formel φ einen Schaltkreis gibt, durch den genau dann Strom fließt, wenn φ erfüllt ist. Verwenden Sie dafür das Induktionsprinzip für aussagenlogische Formeln von Aufgabe 1. Hinweis: Um Negation zu behandeln, verwenden Sie die Ergebnisse von Übungsblatt 2, Aufgabe 2; verwenden Sie den folgenden widersprüchlichen Schaltkreis A ¬A (mit beliebigen A ∈ A) um logische Falschheit auszudrücken. 2. Zeigen Sie, dass es für jeden Schaltkreis eine Formel φ in NNF gibt, die genau dann erfüllt ist, wenn durch den Schaltkreis Strom fließt. Verwenden Sie dabei das Induktionsprinzip für Schaltkreise aus Übungsblatt 2, Aufgabe 3. Die Aussagen 1 und 2 zusammen zeigen, dass für jede Formel φ eine NNF berechnet werden kann indem man φ zunächst in einen Schaltkreis übersetzt und danach zurück in eine aussagenlogische Formel. Aufgabe 5 Logische Äquivalenz (4 Punkte) Beweisen Sie, dass die folgenden Paare von Formeln logisch äquivalent sind: 1. (φ ∧ ψ) → ξ und φ → (ψ → ξ); 2. (φ ∧ ψ) → ξ und (φ → ξ) ∨ (ψ → ξ); 3. φ → (ψ ∧ ξ) und (φ → ψ) ∧ (φ → ξ); 4. φ → ψ und ¬ψ → ¬φ. Zeigen Sie dabei mindestens zwei Äquivalenzen durch Vergleichen der jeweiligen Wahrheitstafeln. 2 GLoIn, WS 2015 Aufgabe 6 Aussagenlogisches Trinkerparadoxon (5 Punkte) Das sogenannte “Trinkerparadoxon” lautet: “Es gibt jemanden in der Kneipe, so dass, wenn er trinkt, auch alle anderen trinken”. Das lässt sich wie folgt in Aussagenlogik formalisieren. Sei n ≥ 1 der Anzahl von Leuten in der Kneipe. Wie führen aussagenlogische Atome A1 , . . . , An ein, deren Bedeutung ist: Ai gilt g.d.w. Besucher i der Kneipe trinkt. Sei φn die Formel A1 ∧ . . . ∧ An . Dann gilt: (A1 → φn ) ∨ . . . ∨ (An → φn ) Beweisen Sie diese Formel mittels Induktion über n und unter Verwendung des Ergebnisses von Aufgabe 5. Achten Sie darauf, dass ausdrücklich ein Beweis per Induktion über n gefragt ist. Hinweis: Beachten Sie, dass die Aussage für die Induktion verstärkt werden kann, da sie auch dann gilt, wenn A1 , . . . , An beliebige aussagenlogische Formeln sind. 3