Antibiotika – Wundermittel und Fluch zugleich

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Antibiotika – Wundermittel und Fluch zugleich
Mit der Entdeckung von Antibiotika Anfang des 20. Jahrhunderts fand die Menschheit erstmals ein
Wundermittel gegen bis dahin tödliche Infektionskrankheiten wie Syphilis, Tuberkulose oder
Cholera. Dadurch führten auch – aus heutiger Sicht banale – bakterielle Infektionen
(Zahnkrankheiten, Atemwegs- und Blasenentzündungen oder Schnittwunden) nicht länger zu
tödlichen Blutvergiftungen.
Mit Antibiotika war eine echte Wunderwaffe gegen die Plagen der Menschheit gefunden. Doch im
Kampf gegen sich immer weiter entwickelnde Bakterien nutzt sie sich zusehends ab.
Antibiotikum Penicillin auf dem Vormarsch
Nachdem der Immunologe und Nobelpreisträger Paul Ehrlich das erste am Menschen einsetzbare
Antibiotikum gegen Syphilis entdeckt hatte, fand Alexander Flemming Ende der 20er Jahre (per
Zufall) das spätere Breitband-Antibiotikum Penicillin. Die US Army setzte den jungen Wirkstoff
während des Zweiten Weltkriegs in großen Mengen ein. Nach dem Krieg wurde Penicillin auch der
zivilen Bevölkerung zugänglich gemacht. Das eröffnete dem ersten Breitband-Antibiotikum den
Weg zum Massenprodukt. Weltweit sanken Produktionskosten und Verkaufspreise. Der Umgang
mit der medizinischen Wunderwaffe wurde sorgloser.
Bakterien wehren sich und überleben
Bei allem medizinischen – und kommerziellen – Erfolg blieb bis in die 60er Jahre des 20.
Jahrhunderts weitestgehend unbeachtet, dass Bakterien einen Schutz gegen den Wirkstoff
entwickeln. Jede Antibiotika-Behandlung zerstört zwar gezielt Bakterien, dennoch überstehen
einige Keime den Einsatz – sie entwickeln Resistenzen gegen ein Antibiotikum oder eine Gruppe
von Antibiotika und verbreiten sich weiter. Auf lange Sicht verliert jedes Antibiotikum damit seine
Wirkung. Das wiederum erfordert die ständige Forschung an Antibiotika, die letztlich in der Lage
sein sollen, die sich konstant weiterentwickelnden und verbreitenden Keime abzutöten.
Resistente Bakterien werden zum Problem
Vor allem Krankenhäuser haben mit resistenten Bakterien zu kämpfen. Die wohl bekanntesten
Vertreter dieser Art sind die sogenannten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA).
Für Patienten, die mit schweren Erkrankungen in Kliniken behandelt werden, sind multiresistente
Keime wie MRSA eine lebensbedrohliche Gefahr. Schätzungen zu Folge sterben in Deutschland
jährlich zwischen 7.500 und 15.000 Patienten an Krankenhausinfektionen, die überwiegend von
MRSA verursacht wurden. Seit Mitte der 90er Jahre verbreiteten sich die multiresistenten Keime
auch außerhalb von Krankenhäusern. Gründe sind der sorglose Umgang beim Einsatz von
Antibiotikum und die hinterherhinkende Entwicklung neuer Wirkstoffe. Antibiotikaresistenzen
haben sich zu einem weltweiten Problem entwickelt.
Ein Umdenken findet statt
Die Antibiotika-Resistenzstrategie der Bundesregierung, Initiativen wie der seit 2008 jährlich
stattfindende Europäische Antibiotika-Tag (EAAD – European Antibiotic Awareness Day) und der
Aufruf zur Entwicklung nationaler Aktionspläne der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigen,
dass die Weltgemeinschaft den Kampf gegen die Resistenz aufgenommen hat. Die heutigen
Kenntnisse und Aufklärungskampagnen haben das Bewusstsein zum richtigen Umgang mit dem
Arzneimittel geschärft und unterstützen den sinnvollen Einsatz von Antibiotika.
So wirkt Antibiotika
Die Arznei unterstützt unseren Körper beim Kampf gegen bakterielle Infekte, mit denen er alleine
zunächst nicht fertig wird. Ein Antibiotikum wird so lange eingenommen, bis der Körper in der Lage
ist, diese Keime alleine von weiterer Verbreitung abzuhalten und sie schließlich abzutöten.
Nachdem sich Bakterien aber konstant verändern und weiterverbreiten, ist der bewusste Umgang
mit der Arznei ein entscheidender Faktor für deren Wirksamkeit.
Tipps zur Anwendung:
1. Antibiotika sind nicht gleich Antibiotika
Nehmen Sie nur exakt das Antibiotikum ein, das Sie von Ihrem Arzt verschrieben bekommen
haben.
Antibiotika, die Sie von Freunden oder Bekannten erhalten haben, sind tabu. Darunter fallen auch
Antibiotika, die Sie ohne Arztrezept im Ausland oder Internet erwerben können.
2. Die Anwendungsdauer
Brechen Sie die Behandlung nicht vorzeitig ohne Zustimmung Ihres Arztes ab, es sei denn, sie
beobachten eine Allergie gegen das Mittel.
Sind die bakteriellen Erreger nicht vollständig abgetötet, entstehen Resistenzen gegen den
eingenommenen Wirkstoff. Ältere Arznei sollte unter keinen Umständen zu einem späteren
Zeitpunkt eingenommen werden.
3. Auf keinen Fall bei Viren
Bei viralen Erkrankungen wie Erkältungen und Grippen sollten Antibiotika auf keinen Fall
eingenommen werden. Auch dafür gilt: keine Einnahme ohne Verschreibung vom Arzt.
4.) Antibiotika und ...
die Nebenwirkungen von Antibiotika, die Kombination aus Antibiotika und Sport, Alkohol und
Milch: Bei der Einnahme tauchen immer wieder Fragen auf. Wegen der Vielzahl verschiedener
Antibiotika lässt sich keine allgemeingültige Aussage treffen. Daher gilt auch: Am besten berät Sie
ein Arzt.
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