Ausgabe 9 | November 2015 7 Das ABC der Tiermedizin Antibiotika ja, aber richtig eingesetzt Multiresistente Bakterien befallen auch Kleintiere Dr. med. vet. Esther Rothenanger, labor-zentral.ch Infektionskrankheiten sind einer der häufigsten Gründe für den Besuch beim Tierarzt. Meist verursachen Bakterien die Infektionen; Antibiotika sollten aber nur nach sorgfältiger Abklärung verabreicht werden. Denn: multiresistente Keime sind auch bei Kleintieren ein Problem. Ursache von Ohrenentzündungen sind oft relativ harmlose Keime. Viele Hunde zeigen wenig Symptome, selbst bei Mittelohrenentzündung. Heilt eine Ohrenentzündung nicht ab oder kehrt immer wieder, sollte die Tierärztin mittels Antibiogramm abklären, welche Antibiotika eingesetzt werden können und gegen welche eine Resistenz vorliegt. Auch in infizierten Hautwunden gefällt es multiresistenten Keimen bestens. Es muss sorgfältig erwogen werden, ob nicht auch eine lokale Behandlung mit einem geeigneten Antibiotikum oder Desinfektionsmittel erfolgreich sein kann. Harnwegsinfekte äussern sich bei Hunden und Katzen ganz ähnlich wie beim Menschen mit vermehrtem Harndrang und schmerzhaftem Harnabsatz. Auch hier kommen multiresistente Keime vor, und sie sind erfinderisch: Sie entziehen sich den Antibiotika durch Verstecken in der Tiefe der Schleimhaut oder durch «Winterschlaf» im Biofilm oder im Harnstein. Das macht es für den Tierarzt schwierig, eine wirksame Therapie zu finden. Im Darm wimmelt es nur so von Bakterien. Ihr Zusammenspiel ist ausschlaggebend für ein gesundes Mikroklima, eine Störung dieses Gleichgewichts kann zu Durchfall und anderen Verdauungsbeschwerden führen. Nachdem andere Durchfallursachen ausgeschlossen wurden, wird meistens gezielt nach typischen Erregern gefahndet. Wichtig bei jeder Antibiotika-Behandlung ist, dass die begonnene Kur auf jeden Fall ganz, gemäss den Anweisungen des Tierarztes, durchgeführt wird, da sonst die Gefahr besteht, dass die schädlichen Keime eine Resistenz entwickeln. 1 A A A 2 Antibiogramm: Auf dem ganzen Nährmedium wird der zu testende Keim ausgestrichen. Die runden Tupfer sind mit verschiedenen Antibiotika (A) getränkt. Bildet sich kein Hemmhof (1), ist der Keim gegen dieses Antibiotikum resistent, mit Hemmhof (2) handelt es sich um ein Antibiotikum, welches sich für die Therapie eignet. Chronische Ohrenentzündung beim Hund.