ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 24.04.2013 THEMA: Autorin: EXPERTE IM STUDIO: Funktion: THROMBOSE Uschi Müller MOHSEN RADJAI Allgemeinmediziner Jedes Jahr erkranken in Deutschland 80.000 Menschen an einer Venenthrombose. Sie kann tödliche Folgen haben – etwa, wenn sie eine Lungenembolie auslöst. Daran sterben jedes Jahr Schätzungen zufolge bis zu 30.000 Patienten. Schmerzen in den Beinen sowie angeschwollene, verfärbte und/oder erwärmte Beine können auf eine Thrombose hindeuten. Deshalb sollte bei Verdacht auf eine Thrombose unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Was ist eine Thrombose? Die Fähigkeit des Blutes zu verklumpen ist lebenswichtig, um den Körper bei Verletzungen vor dem Verbluten zu schützen. Doch durch Verklumpen kann auch ein Blutgerinnsel (Thrombus) entstehen, das einen Gefäßverschluss verursachen kann. Dann spricht die Medizin von einer Thrombose. Am häufigsten (> 90% der Fälle) treten Thrombosen in den Venen (Phlebothrombose) auf, also in den zum Herz hinführenden Blutgefäßen. Betroffen sind hier vor allem die tiefen Bein- und Beckenvenen, aber auch die Herzhöhlen und die Gefäße in den Armen können betroffen sein. Grundsätzlich ist die Thrombosehäufigkeit in den Venen deutlich größer als in den Arterien (vom Herzen wegführende Gefäße). Die Gründe dafür liegen im zarteren anatomischen Aufbau der Venenwände und die im Vergleich mit den Arterien geringere Fließgeschwindigkeit des venösen Blutes. Wenn sich die Gerinnsel lösen, wandern sie meistens in die Lunge. Dies ist die größte Gefahr der Erkrankung, da dadurch eine Lungenembolie ausgelöst wird. Es kann auch zu einer Thrombose im Auge kommen. Zunächst wird es zunehmend dunkler vor einem Auge, dann folgt Blindheit, während man mit dem anderen Auge glasklar sieht. Es kommt zu Einblutungen und Schwellungen der Netzhaut (Makulaödem). Der Verschluss schädigt die Netzhaut unumkehrbar und führt im Extremfall zur Erblindung. Setzt eine Behandlung rechtzeitig ein, kann das Augenlicht weitestgehend gerettet werden. Ursachen Die entscheidenden drei Faktoren für eine Thrombose werden als Virschowsche Trias bezeichnet: 1. Verlangsamung des Blutflusses - Erweiterung der Venen bei Krampfadern - Herzschwäche mit Blutrückstau - Mangelnde Bewegung, Immobilität - Verletzungen 2. Veränderungen der Gefäßwände - Verletzungen (u. a. Operationen) - Ablagerungen durch Entzündungen, Stoffwechselstörungen (Diabetes mellitus) 3. Veränderung der Blutgerinnung - Erhöhte Gerinnungsneigung kann angeboren, krankheitsbedingt, durch bestimmte Medikamente hervorgerufen oder durch Operationen verursacht sein Direkte Risikofaktoren: - Operationen (Hüft-, Kniegelenke, große Bauch-OP, Prostata) - Ruhigstellung im Gips - Bettlägerigkeit über drei Tage ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 24.04.2013 -2- - Schwere Entzündungen/Infektionen Fernreisen Grundlegende Risikofaktoren: - Höheres Lebensalter (> 60) - Thrombosen in der eigenen Vergangenheit - Familiäre Vorbelastung bei Eltern oder Thrombose bei Geschwistern in jungen Jahren - Einnahme der Antibabypille (insb. In Kombination mit Rauchen) - Hormonersatztherapie (Wechseljahre) - Übergewicht - Herzinsuffizienz - Angeborene Gerinnungsneigung - Krebserkrankung Symptome Folgende Anzeichen können auf eine Thrombose hinweisen – Sicherheit schafft jedoch nur eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung beim Arzt oder im Krankenhaus: ziehende Schmerzen und Druckempfindlichkeit in Wade, Kniekehle oder Leiste (besonders bei Wadendruck oder Beugung des Fußes), glänzende, bläuliche Verfärbung des Beins, Schwellung (ein Bein ist plötzlich dicker als das andere), Überwärmung (ein Bein ist plötzlich wärmer als das andere), Schmerz bei Druck auf die Fußsohle, Evtl. Fieber, schneller Puls. Achtung: Viele Thrombosen verlaufen völlig symptomlos! Vorbeugung viel Bewegung (Gehen, Treppensteigen, Schwimmen etc.), kaltes Abduschen der Gliedmaßen, ausreichendes Trinken (z.B. Leitungswasser, Mineralwasser, Saftschorlen, ungesüßte Früchte- oder Kräutertees), Tragen von Stützstrümpfen nach Operationen oder Entbindungen, Vermeidung von langem Stehen und Sitzen, Im Sitzen die Beine nicht übereinanderschlagen Bei Krampfader auf Sauna, heiße Bäder oder ausgiebige Sonnenbäder verzichten Verzicht aufs Rauchen, Reduzierung von Übergewicht (Adipositas), Verzicht auf die Einnahme der Antibabypille. WEITERE INFORMATIONEN Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie bietet auf ihrer Homepage einen interaktiven Fragebogen an, mit dessen Hilfe man erfahren kann, ob Zeichen für eine chronische Venenerkrankung vorliegen: http://www.phlebology.de/meinrisiko