Datum: 6. November 2006 Thema: Von der Venenthrombose bis zur Gefäßverkalkung Die häufigsten Erkrankungen der Blutgefäße Referenten: Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kirchmair Univ.-Klinik für Innere Medizin Innsbruck Univ.-Prof. Dr. Heinrich Ebner Primar der Abteilung für Gefäß- und Toraxchirurgie des Sanitätsbetriebs Bozen Das Blutgefäss-System des Menschen besteht aus Arterien, die Blut vom Herzen weg führen und Venen, die Blut zum Herzen führen. Die häufigsten Erkrankungen dieser Blutgefässe sind die Atherosklerose (Blutgefässverkalkung) der Arterien und die Venöse Thromboembolie (Thrombose und Lungenembolie) der Venen. Die Thrombose (Blutgerinnsel) tritt meist in den tiefen Venen der Beine auf, falls diese Gerinnsel sich ablösen, werden sie mit dem Blutstrom über das Herz in die Lunge verschleppt und lösen dann eine Lungenembolie aus. Da diese Erkrankungen häufig gemeinsam auftreten werden sie auch zusammen als Venöse Thromboembolie (VTE) bezeichnet. Diese Erkrankung ist sehr häufig und kann von einer harmlosen bis zu einer tödlichen Verlaufsform durch eine schwere Lungenembolie reichen. Außerdem kann diese Erkrankung zur Schädigung des Beines (Postthrombotisches Syndrom) und zu Bluthochdruck in der Lunge führen. In der Entstehung der VTE spielen Störungen in der Blutgerinnung, des Blutflusses sowie Verletzungen der Blutgefässwand eine Rolle (Virchowsche Trias). Ein erhöhtes Risiko besteht bei einer Reihen von Erkrankungen wie Tumore, frühere Thrombosen, Operationen oder schwere internistische Erkrankungen. Deshalb ist es bei diesen Gelegenheiten notwendig vorbeugende (prophylaktische) Maßnahmen zu treffen (frühzeitiges Aufstehen, Stützstrümpfe, Heparinspritze). Bei einer Thrombose kann es zur Schwellung des Beines, zu Schmerzen und zu vielen anderen Beschwerden kommen, die jedoch nicht spezifisch sind, weshalb die Abschätzung des Risikos und der Nachweis der Thrombose mittels Ultraschall notwendig sind. Die Behandlung der Thrombose ist auch ambulant möglich und wird mit „Blutverdünnungstherapie“ (Heparinspritze, dann „Blutverdünnungstablette“) und Kompressionstherapie (Bandagierung) durchgeführt. Auch die Lungenembolie zeigt sich oft durch Beschwerden die ebenso durch andere Erkrankungen ausgelöst werden können, wie z.B. Atemnot, gesteigerte Atemfrequenz und atemabhängige Schmerzen, und muss mittels Computertomographie nachgewiesen werden. Der Schweregrad der Embolie wird durch das Ausmaß der Herzbelastung bedingt die mittels Herzultraschall nachgewiesen werden kann. Die Behandlung der Lungenembolie ist ähnlich wie bei der Lungenembolie, falls jedoch eine schwere Herzbelastung mit Gefahr des Herz-Kreislaufversagens besteht muss eine Auflösung des Gerinnsels (Thrombolyse) angestrebt werden. Die Blutgefässverkalkung der Arterien kann sich als sehr unterschiedliche Erkrankungen manifestieren, vom Herzinfarkt über den Schlaganfall bis zur Durchblutungsstörung des Beines (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK). Die pAVK kann von einer Erkrankung ohne wesentliche Beschwerden über die „Schaufensterkrankheit“ bis zu schweren Erkrankungen mit ständigen Schmerzen und Absterben von Teilen des Fußes reichen. Zu beachten ist dass die pAVK durch meist gleichzeitig bestehende Veränderungen von Herz- und Gehirn-versorgenden Arterien eine sehr schlechte Prognose hat und deshalb genau abgeklärt und behandelt werden muss. Neben einem ausführlichen ärztlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung bei dem die klassischen Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Rauchen, Diabetes und hoher Cholesterinspiegel abgeklärt werden müssen soll als nicht-invasive Diagnostik eine Ultraschalluntersuchung der Arterien durchgeführt werden, bei der Engstellen oder Verschlüsse von Blutgefässen auch dargestellt werden können. Diese Untersuchungen sollten durch eine Ultraschalluntersuchung an der Carotis (Halsschlagader) und durch ein Belastungs-EKG ergänzt werden da häufig Erkrankungen dieser Blutgefässe mit der pAVK einhergehen. Die konservative Behandlung der pAVK besteht in der Therapie der Risikofaktoren wie Rauchen aufhören, Einstellung von Blutdruck, Diabestes und hohen Cholesterinwerten sowie Hemmung der Blutplättchenfunktion mit Aspirin. Nähere Informationen: Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kirchmair Univ.-Klinik für Innere Medizin Anichstraße 35, 6020 Innsbruck Tel.: 0043/512/504-23255 e-Mail: [email protected] Univ.-Prof. Dr. Heinrich Ebner Primar der Abteilung für Gefäß- und Toraxchirurgie des Sanitätsbetriebs Bozen Zentralkrankenhaus Bozen, Lorenz-Böhler-Straße 5, 39100 Bozen Tel.:: 0471/90 97 00 e-Mail: [email protected]