CHARITÉ KOMPAKT FORSCHUNG UND EXZELLENZ 11 Risiko Thrombose! – Die lautlose Gefahr Eine Thrombose kann jeden treffen und zur lebensbedrohlichen Lungenembolie führen Der Begriff der Volkskrankheit klingt beim ersten Hören gar nicht so schlimm. Fast wie Schnupfen. Tatsächlich verstecken sich dahinter jedoch die Krankheiten, die zwar nicht ansteckend, aber mit hohen Kosten für die Gesellschaft verbunden sind. Neben Krebs, Diabetes mellitus und Arthrose gehören auch Gefäßkrankheiten dazu. »Thrombus« ist das griechische Wort für Klumpen oder Pfropf. Von einer Thrombose sprechen die Ärzte, wenn ein Blutgerinnsel ein Gefäß, beispielsweise eine Vene, verstopft. Solche Gefäßverschlüsse sind vor allem in den tiefen Bein- und Beckenvenen sehr gefährlich. Löst sich dort ein Teil des Gerinnsels ab, wird es mit dem Blutstrom über das Herz in die Lunge verschleppt. Dort verschließt es die für die Atmung lebenswichtigen Adern, und es kommt zur lebensbedrohlichen Lungenembolie. Je größer das verschleppte Gerinnsel ist, desto gefährlicher wird die Situation. In Deutschland sterben jährlich etwa 100.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie. Die Lungenembolie ist damit nach Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste zum Tode führende Herz-Kreislauf-Erkrankung. Ein Thrombus entsteht durch Blutgerinnung – ein Vorgang, der eigentlich ein Schutzmechanismus ist. Nach einer äußeren Verletzung schützt das Gerinnungssystem den Körper vor dem Verbluten. Dazu verklumpt das Blut und verschließt so die Wunde. Muss ein Patient wegen einer schweren Erkrankung lange liegen, kommt die Muskelpumpe nicht zum Einsatz und das Blut in den Venen strömt langsamer, die Gerinnungsneigung steigt. Der Blutfluss kann sich aber auch durch ein Hindernis verlangsamen, zum Beispiel wenn ein Tumor im Bauchraum die Venen zusammendrückt. Eine Verletzung der Venen durch Ope- ration oder Unfall verstärkt die Blutgerinnung. Auch eine Entzündung oder ein Tumor in der Nähe verändern die Venenwand so, dass im betroffenen Abschnitt das Gerinnungssystem aktiviert wird. Venen, die schon einmal durch ein Gerinnsel verschlossen waren, sind ebenfalls anfällig für eine erneute Thrombose. Weitere Risikofaktoren sind Veränderungen in der Zusammensetzung des Blutes, etwa durch die Einnahme der Antibabypille oder durch eine Schwangerschaft. Allerdings erleiden etwa 40 Prozent aller Thrombosepatienten eine Thrombose ohne erkennbaren Auslöser. Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie e. V. hat gemeinsam mit dem Deutsche Gefäßliga e. V. das Aktionsbündnis Thrombose ins Leben gerufen. Es initiiert eine Aufklärungskampagne, um auf die Risiken von Venenthrombose und Lungenembolie hinzuweisen. Sie soll das öffentliche Bewusstsein für Prävention, Diagnose und Therapie schärfen. Das Aktionsbündnis wird nicht nur von Ärzten und medizinischen Gesellschaften, sondern auch von namhaften Unternehmen wie Bayer HealthCare und Sanofi unterstützt. Im ersten Schritt wurde unter anderem Informationsmaterial erstellt, welches sich nicht nur an Patienten, sondern auch an Ärzte richtet. Denn auch bei ihnen besteht ein Sensibilisierungsbedarf. Parallel können alle Informationen auch im Internet abgerufen werden. Auf www. risiko-thrombose.de werden Fragen rund um die Thrombose geklärt, von der Prävention über die Diagnose bis hin zur Therapie. Im Fall einer akuten Thrombose bekommt der Patient als erste Maßnahme eine gerinnungshemmende Substanz unter die Haut gespritzt. Sie verhindert das Weiterwachsen des Blutgerinnsels und bannt damit die Gefahr der Lungenembolie. Denn nur von einem noch aktiv wachsenden Gerinnsel kann sich ein Teil ablösen. Eine Thrombose ist für den Patienten jedoch nicht immer leicht zu erkennen. Oft sind es ganz alltägliche Beschwerden, die ernst genommen werden sollten. Geschwollene Fußknöchel, schmerzende oder überwärmte Waden und eine Blaufärbung der Haut können erste Hinweise auf eine Thrombose sein. Jede neu aufgetretene Beschwerde in einem der beiden Beine kann auch ohne äußere Veränderungen auf eine Thrombose hindeuten. Menschen, die sich unsicher sind, können auf der angegebenen Internetseite auch einen Online-Risikocheck durchführen. Darüber hinaus bietet die Webseite auch eine Facharztsuche. So findet sich schnell ein Experte in der Nähe. Darunter auch PD Dr. med. Michael Laule von der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Charité. Bei der Vorsorge ist Bewegung alles. Um die Venen fit zu halten, sollten gerade die Fuß- und Beinmuskeln gebraucht werden. Treppen steigen, Spazierengehen, Wandern, Radfahren oder Schwimmen halten die Muskeln aktiv und verbessern damit die Durchblutung. Wer sich einmal seinen eigenen Tagesablauf bewusst macht, sieht schnell Möglichkeiten der Bewegung: Treppen statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Auto oder spazieren statt Bus. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Tipps und Tricks findet man in den Infomaterialien des Aktionsbündnisses. Alle Informationen und aktuelle Aktionen finden Sie unter www.risiko-thrombose.de Unbefangen über das Tabuthema Darmkrebs sprechen Darmkrebs ist für viele Menschen immer noch ein Tabuthema. Die Charité setzt sich für einen offenen und selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung ein. Beim Informationstag zum Thema »Darmkrebs« am Campus Virchow-Klinikum standen Information und Austausch im Vordergrund. Dickdarm- und Enddarmkrebs sind bösartige Schleimhautwucherungen im Dickdarm bzw. Enddarm. Diese Krebsarten werden von Ärzten auch unter dem Begriff kolorektales Karzi­ nom zusammengefasst. Häufig werden Dickdarm- und Enddarmkrebs auch nur als Darmkrebs bezeichnet. Weltweit erkranken pro Jahr um die 480.000 Frauen und 550.000 Männer an einem kolorektalen Karzinom. Der Hauptrisikofaktor für Darmkrebs ist das Alter: 90 Prozent der Fälle treten ab einem Alter von über 50 Jahren auf. Übergewicht und Bewegungsmangel sind als weitere Risikofaktoren etabliert, regelmäßiger Alkohol- sowie Tabakkonsum erhöhen ebenfalls das Darmkrebsrisiko. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass ernährungsbedingte Faktoren, wie ballaststoffarme, fettreiche Nahrung mit einem hohen Anteil an rotem (eisenhaltigem) Fleisch und Nahrung mit einem geringen Anteil an Gemüse, das Risiko für Darmkrebs anheben. Das Thema »Darmkrebs« wurde den Besuchern aus der Sicht der unterschiedlichen Disziplinen (Chirurgie, Onkologie, Gastroenterologie, Strahlentherapie) an mehreren Infostationen nähergebracht. Die Besucher waren zudem eingeladen, an einem überdimensionalen Darmmodell ihr Verdauungsorgan näher kennenzulernen, um Ihnen auch zu demonstrieren, wie wichtig – und letztlich unkompliziert – die Vorsorge-Koloskopie in der Früherkennung dieser gut behandelbaren Krebserkrankung ist. Veranstaltet wurde der Infotag durch das Darmkrebszentrum am Campus Virchow-Klinikum, vertreten durch die Kliniken für Chirurgie, Gastroenterologie, Hämato–Onkologie, Radiologie, Strahlentherapie und das Institut für Pathologie. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.charite.de/ behandlung/krebserkrankungen/ darmkrebs Lange Nacht der Wissenschaften Wissenschaft schläft nicht. Schon gar nicht am 13. Juni 2015 von 17 bis 24 Uhr in Berlin und Potsdam. Die Charité war mit zahlreichen Projekten zum Anschauen und Mitmachen an allen Standorten dabei. Medizinische Geräte selbst ausprobieren, zukunftsweisende Therapieformen kennenlernen, Wissenschaftlern zu neuesten Erkenntnissen lauschen – bei der Langen Nacht der Wissenschaften ist Forschung wieder lebendig geworden. So konnten Schüler selbst in die Rolle von Chirurgen schlüpfen und sich unter professioneller Anleitung am Operationsroboter üben. Das Stroke-Einsatz-Mobil STEMO stand am Campus Benjamin Franklin bereit. Ebenfalls dort kam das Gehirn auf den Prüfstand: Mutige Besucher konnten Konzentration, Gedächtnis und andere Fähigkeiten testen lassen – der »Gehirn-TÜV«. Am Campus Charité Mitte und Campus Virchow-Klinikum haben Besucher Wissenswertes rund um die Geburt erfahren. Ein Rundgang im Kreißsaal gab unter anderem Einblick in verschiedene Methoden der Entbindung. Auch praktische Fähigkeiten wie beatmen, reanimieren, Blut abnehmen oder komplizierte Wunden versorgen konnten unter sachkundiger Begleitung an unterschiedlichen Orten erprobt werden. FORSCHUNG AKTUELL v Mehr als 15 Prozent aller Patienten mit Krebs entwickeln während der Erkrankung eine Thrombose mit oder ohne, zum Teil tödlicher Lungenembolie. Die aktuelle GECAT-Studie soll die Frage beantworten, wie diese Patienten behandelt werden. Das Kooperationsprojekt der Charité und des Klinikkonzerns Vivantes ist als dreijährige Registerstudie angelegt und soll Aufschluss über mögliche Verbesserungen in der Behandlung dieser ernsten Komplikation geben. v Bei Morbus-Crohn-Patienten kann verändertes Darmgewebe durch eine innovative Methode, die Elastografie, verlässlich diagnostiziert werden. Dies zeigen Wissenschaftler der Charité in einer aktuellen Studie. Der Einsatz dieser auf Ultraschall basierenden, nichtinvasiven Methode kann Medizinern künftig dabei helfen, den medikamentösen Behandlungserfolg zu objektivieren oder den optimalen Zeitpunkt für eine Operation festzulegen. Weitere Themen aus der Forschung finden Sie unter: www.charite.de V Begehbarer Darm beim Infotag Darmkrebs am Campus Virchow