Was ist Fitness? Eine Abhandlung über Fitness und Training im

Werbung
Was ist Fitness?
Eine Abhandlung über Fitness und Training im Allgemeinen zu schreiben ist nicht einfach, da schon die Bedeutung
von Fitness und dem zusammengesetzten Begriff "Fitnesstraining" äußerst weit fassbare Begriffe sind: ihre
praktische Verwendung ist inflationär. Wir stellen in diesem Beitrag die Eckpfeiler der Eisenklinik-Definition von
„Fitness“ und unsere Perspektive eines effektiven und vor allem langfristig wirksamen Trainings dar.
Wie bereits angedeutet ist allein die Definition des Begriffs Fitness sehr dehnbar. Aus dem Englischen übersetzt
bedeutet „to fit“ so viel wie angebracht, angemessen einsatzfähig, gesund oder geeignet. Hieraus entstand eine
gängige deutschsprachige Definition, die Fitness „als die Lebenstauglichkeit eines Menschen, sowie die Fähigkeit
beabsichtigte Handlungen durchführen zu können“. Der amerikanische Begriff der "total fitness" umfasst in seinem
Ausmaß allerdings die körperliche, emotionale, intellektuelle und soziale Fitness (Hohmann, Lames Letzelter, 2007,
S. 247) und macht die Komplexität dieses Begriffes deutlich.
Physis und Psyche stehen in einem engen Zusammenhang und beeinflussen sich dadurch gegenseitig. Die
Zusammenhänge sind äußerst komplex und können in diesem Umfang nicht näher behandelt werden Die Eisenklinik
reduziert den Begriff Fitness in den folgenden Ausführungen bewusst auf den physiologischen Aspekt.
Ganz unspezifisch bezeichnen einen Menschen als allgemein fit, dessen Fähigkeiten hinsichtlich Kraft, Ausdauer,
Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination gleichermaßen gut entwickelt sind. Hier stoßen wir auf die nächste
Frage: Was bedeutet gleichermaßen gut entwickelt?
Diese Frage wird sich nie genau beantworten lassen, sie hängt von den Anforderungen ab, die gestellt werden. Ein
Boxer hat eine andere Fitness als ein Langstreckenläufer, als ein Sprinter, als ein Gewichtheber, als ein Ruderer, als
ein Zehnkämpfer, als...
Aus diesem Grund wollen wir uns hier mit einer grundlegenden Fitness beschäftigen, die zum Ziel hat eine
optimale Basis für jegliche Form von sportlicher Belastung zu schaffen.
Es ergibt sich eine klare Abgrenzung zur Fitness im Leistungssport. Im leistungssportlichen Kontext werden sämtliche
Ressourcen zur Leistungsmaximierung in den Vordergrund gestellt - andere Bereiche der Lebensführung wie
Familie/Freunde, Ausbildung und Beruf werden diesem Ziel untergeordnet.
Umgangssprachlich wird der Begriff Fitness auf den physiologischen Aspekt reduziert und gilt als gute körperliche
Verfassung oder Leistungsfähigkeit. Die physische Leistungsfähigkeit besteht wiederum aus den motorischen
Komponenten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit. Diese Faktoren beschreiben jedoch
nur die quantitativen Aspekte der körperlichen Leistungsfähigkeit, nicht aber die qualitativen.
Im Freizeit- und Leistungssport wird leider immer noch der Fehler gemacht zu einseitig zu trainieren. So wurde in
den vergangen Jahren das extensive aerobe Ausdauertraining überproportional als DAS Fitness- und
Gesundheitstraining schlechthin propagiert. Die landläufige Meinung, dass derjenige, der lange laufen kann,
allgemein fit sei, ist mittlerweile zum „Allgemeingut“ geworden. Dabei sollte sich spätestens bei alltäglichen
Beanspruchungen, wie dem Sprint zum Bus, dem Getränkekästen tragen, dem Klettern mit Kindern am Spielplatz
zeigen, dass dies nicht allein mit Langstreckenlauf zu trainieren ist.
Auch die Fitnesswelt ist durchzogen von einer Trainingsmonokultur: "Brust", "Brustmukulatur", "Brusttraining",
"Bankdrücken" , "Bizeps" sind seit 30 Jahren die Themen für die sich Männer in der Fitnesswelt begeistern. Für
Frauen sind seit je her "Bauch", "Oberschenkel" und "Po" interessant. Diese Sichtweise verkennt jedoch, dass der
menschliche Körper viel mehr ist als eine Ansammlung einzelner Muskeln.
Auch im Leistungssport wird immer wieder auf die Bedeutung eines breiten Bewegungsfundaments hingewiesen. In
der Praxis wird leider zu oft auf frühe Spezialisierung gesetzt, um schnelle Erfolge zu gewährleisten. Die Ergebnisse
führen jedoch zu hohen Dropout-Raten der jungen Athleten und das "Versagen" wird auf mangelndes Talent oder
geringe Disziplin geschoben. Selten jedoch auf methodische Mängel im langfristigen Trainingsaufbau.
Bewegungsqualität erachten wir als einen wesentlichen Punkt der körperlichen Leistungsfähigkeit. Was ist darunter
zu verstehen? Wir bezeichnen Bewegungsqualität als Körpergefühl, Körperbeherrschung oder Bewegungseffizienz.
Schaut man sich Top-Athleten an während sie Höchstleistungen vollbringen fällt auf, dass hier immer alles leicht und
locker aussieht. Schauen sie sich Top- Gewichtheber, Kugelstoßer, Sprinter, Turner oder andere Sportler an: Jede
Bewegung ergibt ein harmonisches Gesamtbild komplexer Einzelbewegungen. Kein Wunder, ohne eine gute
Bewegungseffizienz würden die aufgebrachten Energien und Kräfte nicht optimal umgesetzt werden können.
Auch für den Freizeitsportler ist die Bewegungsqualität von entscheidender Bedeutung. Weniger zur Maximierung
der Leistungen, vielmehr zum gesunden und verschleißarmen Training! Die Bewegungsqualität ist im Freizeitsport
der am meisten vernachlässigte Faktor. Hier sind oft angespannte und völlig verkrampfte Mienen und
unharmonische Bewegungsabläufe erkennbar. Man muss sich nur einmal bei einem Marathon anhören (nicht einmal
anschauen) wie ein Großteil der Teilnehmer über den Asphalt schlurft und knallt, die Leute buchstäblich in sich
zusammen fallen. Oder wie in vielen Fitness-Studios, wo dem Bewegungsapparat mehr geschadet wird, als dass man
einen positiven Nutzen aus dem Training zieht, nur um durch (zu)viel Trainingsgewicht die Frauenwelt beeindrucken
zu wollen. Das ist Training für's Ego, nicht für den Körper.
Für beide Beispiele gilt: Die Fähigkeit sich kaputt zu machen, kann man sich schnell antrainieren, die Fähigkeit sich
bewegen zu können ist die eigentliche Kunst des Trainings
Die Eisenklinik ersetzt aus diesen Gründen den Begriff „Fitness“ lieber durch „Bewegungskompetenz“:
Bewegungskompetenz = Bewegungsqualität + Bewegungsquantität
Das Fundament eines erstklassigen Trainings
Trainingsmittel
Bei Trainingsmitteln handelt es sich um nichts anderes als das Equipment für das Training. „Ein Handwerker ist nur
so gut wie sein Werkzeug“, das gilt auch für die Entwicklung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Der Grundsatz hier
lautet: Je einfacher die Trainingsmittel, umso effektiver das Training. Was bedeutet dies für die Praxis?
Elektronische High-Tech-Geräte und alle Maschinen scheiden für ein erstklassiges Training aus, somit bleiben:
•
Olympische Langhantel
•
Kurzhantel
•
Kugelhantel
•
Turn-Ringe
•
Eigener Körper
•
Low Budget-Equipment
Wenn es um echtes Training geht, ist Low-Tech angesagt.
Übungen
Was bei der Planung eines Trainingsprogramms oft sträflich vernachlässigt wird, ist die Auswahl qualitativ
hochwertiger Übungen. Leider stellen wir nur all zu oft fest, das viele nur wenig Kenntnisse über hochwertige
Übungen besitzen. Was aber sind hochwertige Übungen? Die EISENKLINIK hat eine Klassifizierung vorgenommen, die
in der folgenden Abbildung zu sehen ist:
Unter die Grundlegenden Übungen GÜ fallen z.B. Kniebeugen oder Lastheben. Sie sind mehrgelenkige Übungen und
ermöglichen sehr hohe Widerstände im Verhältnis zum Körpergewicht.
Komplexe Übungen KÜ sind dadurch charakterisiert, das jedes Gelenk des Körpers an der Bewegung beteiligt ist.
Beispiele hierfür sind die EISENKLINIK Langhantel-Komplexe , die Kugelhantelkomplexe das einarmige
Standumsetzen mit der Kurzhantel oder eine einfache Kür an den Ringen oder am Boden. Hier können nicht so hohe
Lasten bewältigt werden, wie bei den GÜ, die koordinativen Anforderungen sind höher und die metabolische
Belastung ebenfalls, da noch mehr Muskulatur in die Bewegung miteinbezugen ist.
Die Ergänzenden Übungen EÜ sind eingelenkige Übungen (Isolationsübungen). Sie haben im Eisenklinik Training
kaum Bedeutung, es sei denn es würde aus therapeutischer Sicht ein isoliertes auftrainieren eines bestimmten
Muskels Sinn machen, was aber selten erforderlich ist. Für die allgemeine Leistungsfähigkeit bringt dies rein gar
nichts, da sämtliche Bewegungen im Alltag und Sport in Muskelketten absolviert werden.
Der Vorteil in der Verwendung von KÜ und GÜ liegt auf der Hand: Die antrainierte Leistungsfähigkeit ist im Alltag,
Beruf und im Sport besser einsetzbar. Daher wird diese Form der körperlichen Leistungsfähigkeit auch Real-World
Fitness oder Functional Fitness genannt.
Die Prioritäten Pyramide
Diese Pyramide fasst zusammen, was für die Planung und Durchführung eines erstklassigen Trainings grundlegend
ist: es ist die Kombination der besten Übungen. Die Qualität und der Schwierigkeitsgrad der Übungen bestimmen
wiederum die Intensität des Trainings. Die Intensität beeinflusst wiederum den Umfang. Wenn ich beispielsweise mit
maximaler Geschwindigkeit sprinte, so wird die Geschwindigkeit die Länge (Umfang) meines Sprints natürlich stark
begrenzen. Die Wiederholungszahl (Umfang) im Krafttraining hängt z. B. vom aufgelegten Gewicht (Intensität) ab.
Bevor man also dazu übergeht, über Trainingssysteme, Programme, Sätze, Supplemente, Herzfrequenzen und Laktat
Haarspalterei zu betreiben, sollte man sich mit den Grundlagen beschäftigen.
Das Bewegungs-Desaster
Training an Maschinen ist eine Vergewaltigung natürlicher Bewegungen!
Sie bestimmen immer mehr unseren Alltag. Jetzt ist High-Tech auch noch ins Studio vorgedrungen, um auch an
diesem Ort Bewegung und Anstrengung zu verhindern. Sie schaffen nur eine trügerische Beruhigung „Ich hab ja was
getan“. Die Krankheit, welche sich hier ausbreitet, heißt „Bewegungslegasthenie“ oder Sensomotorische Amnesie
und hat zur Folge, das der erwachsene Mensch immer weniger in der Lage ist koordinierte Bewegungen eigenständig
durchzuführen, Anstrengungen durchzuhalten und eine gesunde Beziehung zu Natur und Körper aufzubauen.
Auch immer wiederkehrende, niemals variierende zyklsiche Bewegungsmuster, wie im exzessiven Ausdauersport
verbessern Bewegungsqualtät nicht. Der Geist schaltet ab, alles läuft auf autonomer Ebene ohne Bewusstheit ab.
Kleine Kinder dagegen verfügen noch über ein breit gefächertes Bewegungsrepertoire. Sie rennen, hüpfen, springen,
klettern, krabbeln, schwingen, heben, hocken,...Die Bewegungen selbst sind perfekt ausgeführt und scheinen gerade
zu in die menschliche DNA eingepflanzt zu sein. Die Software für diese Bewegungsprogramme geht durch
den passiven Lebensstil verloren.
Eine Erweiterung der Bewegungskompetenz muss das Wiedererlernen fundamentaler und vielseitiger
Bewegungsformen beinhalten
Quelle: www.eisenklinik.de
Herunterladen