Noctis Labyrinthus Uranius & Ceraunius Tholus Nili Fossae Kasei Valles 10 Jahre HRSC auf Mars Express Melas Chasma Tinto Vallis Tractus Catena Candor & Ophir Chasma Promethei Planum Sacra Fossae Krater Hadley Charitum Montes Hebes Chasma Claritas Fossae Phlegeton Catena DER Mars in 3D Vulkane Am 2. Juni 2003 startete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan die erste europäische Mission zu einem anderen Planeten: Mars Express. Seit dem 25. Dezember 2003 umrundet die Sonde der europäischen Weltraumorganisation ESA den äußeren Nachbarplaneten der Erde auf einer elliptischen Umlaufbahn. Der Punkt der größten Annäherung an den Mars befindet sich etwa 250 Kilometer über der Oberfläche des Planeten. Die Mission soll bis Ende 2016 dauern. Seit die ersten Bilder von unbemannten Raumsonden in den 1970er Jahren zur Erde gefunkt wurden weiß man, dass es auf dem Mars riesige Vulkane gibt. Der Olympus Mons hat einen Durchmesser von mehr als 500 Kilometern und überragt seine Umgebung um 26 Kilometer. Damit ist er der höchste Vulkan im Sonnensystem. Nicht weit von ihm entfernt befinden sich drei weitere Vulkane mit Höhen zwischen 15 und 21 Kilometern, die Tharsis-Vulkane Ascraeus Mons, Arsia Mons und Pavonis Mons. Mit einem Durchmesser von fast 1600 Kilometern ist auch der flache, fünf Kilometer hohe Vulkan Alba Patera ein gigantischer Vulkan. An Bord befinden sich sieben wissenschaftliche Experimente, die der intensiven Beobachtung und Erforschung des »Roten Planeten« dienen. Darunter auch die in Deutschland entwickelte und gebaute »High Resolution Stereo Camera« (HRSC). Es ist das erste Kamerasystem auf einer Planetenmission, das systematisch hochauflösende Stereo-Bilddaten in Farbe liefert. Ziel des HRSC-Experiments ist eine globale topographische Kartierung des Mars in einer Auflösung von wenigstens 40 Metern pro Bildpunkt. Große Flächen des Mars werden aber auch in einer Detailgenauigkeit von 20 bis sogar nur zehn Meter pro Bildpunkt erfasst. Am Ende der Mission soll für den gesamten Planeten ein topographisches Oberflächenmodell vorhanden sein. Die dreidimensionalen Geländeaufnahmen der Marsoberfläche sind für die Wissenschaft von großem Nutzen. Die Höheninformationen in den hochauflösenden Bilddaten erlauben deutlich verbesserte Aussagen zur geologischen Entwicklung des Planeten im Verlauf seiner viereinhalb Milliarden Jahre alten Geschichte. Möglich ist diese hochpräzise »3-D«-Kartierung durch ein in der Planetenforschung erstmals verwendetes Aufnahmeprinzip: Die HRSC nimmt die unter der Sonde vorüberziehende Landschaft mit lichtempfindlichen Zeilensensoren auf, die quer zur Flugrichtung angeordnet sind. So können gleichzeitig je vier Kanäle – davon je zwei mit unterschiedlichen Farbfiltern – unter verschiedenen Aufnahmewinkeln in Flugrichtung schräg nach vorn und schräg nach hinten blicken; die senkrecht nach unten gerichtete Nadirzeile liefert die Aufnahmen mit der höchsten Detailschärfe. In die Kamera integriert ist eine Teleskoplinse. Dieser »Super Resolution Channel« (SRC) liefert in der Aufnahmespur der HRSC quadratische Bilder mit 2,5 Meter Auflösung pro Bildpunkt. Wasser Eis Die Frage, die in der Marsforschung am intensivsten diskutiert wird lautet: Zu welcher Zeit ist auf dem Planeten Wasser geflossen? Und auch: Wie viel Wasser war es, und wohin ist es verschwunden? Ganz offensichtlich war der Mars in seiner Frühzeit ein vulkanisch sehr aktiver Planet, wovon nicht nur Vulkankegel und -schilde Zeugnis ablegen, sondern auch große Gebiete, die von Strömen einst dünnflüssiger und heute erkalteter Lava bedeckt sind. Die Auswertung von Mars Express-Daten zeigte aber auch, dass manche der großen Schildvulkane in der großen Vulkanprovinz Tharsis noch vor wenigen Millionen Jahren aktiv waren – geologisch betrachtet ein Wimpernschlag. Dies bedeutet, dass die Vulkane auf dem Mars auch heute noch einen Rest an Aktivität haben könnten. Oben: Olympus Mons, farbkodiertes Höhenmodell Unten: Uranius Tholus und Ceraunius Tholus (im Vordergrund) Unstrittig ist, dass in der Frühzeit des Mars Wasser in größeren Mengen über die Oberfläche geströmt sein muss. Wie anders könnten sich viele hundert Kilometer lange Täler erklären lassen, die große Ähnlichkeit mit Flussläufen auf der Erde haben? Neben verzweigten Talsystemen erstrecken sich zahlreiche Ausflusstäler aus dem Marshochland bis in die nördlichen Tiefebenen. Minerale, die nur in wässriger Umgebung entstehen können, zeugen davon, dass Wasser in Krater und Senken floss und dort zumindest zeitweise stehende Gewässer bildete. Zunächst bildeten sich Tonminerale, später Mineralsalze, was auf einen dramatischen Klimawandel auf dem Mars hindeutet. Ungeklärt ist, ob das Wasser, das diese Abflusstäler erodierte, in den Niederungen der nördlichen Ebenen versickerte und dort möglicherweise noch heute als Eis gefroren in Hohlräumen unter der Oberfläche vorhanden ist – oder ob es ins Weltall entwich. Schließlich schwingt bei der Suche nach Wasser immer die Frage mit: Beherbergte dieser Planet vielleicht auch einmal Leben? Die Temperaturen auf dem Mars sind viel niedriger als auf der Erde. Wasser würde sofort zu Eis gefrieren. Astronomen entdeckten schon im 17. und 18. Jahrhundert, dass die Pole des Mars von Eis bedeckt sind. Raumsonden zeigten, dass sich im Winter die Eiskappen an Nord- und Südpol bei Temperaturen von unter minus 130 Grad Celsius durch Kohlendioxideis beträchtlich ausdehnen. Im Frühjahr verdampft ein Großteil dieses Eises wieder. Zurück bleibt am Nordpol ein Schild aus Wassereis, am Südpol ist es Gemisch aus Wasser- und Kohlendioxideis. Radarmessungen zeigen, dass in den nördlichen Tiefebenen große Mengen an Eis auch unter der Marsoberfläche vorhanden sind. Es könnte aus dem Wasser entstanden sein, das einst durch die großen Täler aus dem Hochland nach Norden strömte, versickerte und gefror. Auf den Bildern der HRSC sind auch deutliche Hinweise auf Eis in den gemäßigten Breiten zu sehen. In einem dichten Gemisch aus Felsgeröll, Sand und Staub schoben sich so genannte »Blockgletscher« die Abhänge hinunter. Ungeklärt ist, wie viel Eis sich noch heute unter der schützenden Staubschicht dieser Blockgletscher befindet. Auch hatte die sich ständig ändernde Neigung der Polachse erheblichen Einfluss darauf, wo und wann es zu Vereisungen auf dem Mars gekommen ist. Oben: Promethei Planum am Südpol Unten: Chasma Boreale am Nordpol Oben: Dao und Niger Valles Unten: Quellregion von Ares Vallis 10 Jahre High Resolution STereo Camera auf Mars Express Tektonik Atmosphäre und Wind Suche nach leben Auf der Oberfläche des Mars zeugen Störungen von den Prozessen in seinem Inneren. Spannungen in der Kruste können durch verschiedenartige Kräfte verursacht werden. Sie können beispielsweise das Ergebnis der Bewegung zähplastischer Gesteinsmassen im Mantel des Mars sein: Wenn heißes Material aus der Tiefe langsam emporsteigt und von unten Druck auf die äußere Gesteinshülle (die sogenannte »Lithosphäre«) ausübt, führt dies zu großen regionalen Aufwölbungen. Wenn die Spannungen die Belastungsgrenze überschreiten, können Gesteine spröde zerbrechen. Ist die Deformation dagegen plastisch, verformt sich das Gestein ohne zu zerbrechen und es entstehen Falten. Wie die Erde ist auch der Mars von einer Gashülle umgeben. Allerdings ist die Marsatmosphäre sehr viel dünner als die der Erde, auch hat sie eine andere Zusammensetzung: Sie besteht zu 95 Prozent aus Kohlendioxid, sowie Stickstoff, Argon und Spuren anderer Gase. Da auch die Rotationsachse des Mars schräg auf dessen Orbit um die Sonne steht, gibt es auf dem Mars ausgeprägte Jahreszeiten, die wegen der zweijährigen Umlaufzeit aber doppelt so lange wie auf der Erde dauern. Als Folge der im Jahreslauf unterschiedlich starken Sonneneinstrahlung am Äquator, den gemäßigten Breiten und den Polen und dem daraus folgenden Energieaustausch zwischen äquatorialen Breiten und den Polen ist das Wetter auf dem Mars ausgesprochen dynamisch. Der Mars ist der Planet, der unserer Erde am ähnlichsten ist und der einzige Planet im Sonnensystem, auf dem die Existenz von Leben vorstellbar wäre. In der Frühzeit des Planeten floss zumindest zeitweise Wasser über seine Oberfläche, das sich stellenweise in stehenden Gewässern sammelte. Wasser gilt als unabdingbare Voraussetzung für Leben. Auch die für das Leben notwendigen chemischen Elemente finden wir auf dem Mars und in seiner Atmosphäre, wie zum Beispiel Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel oder Phosphor. Schließlich hat es mit der Sonne eine externe, und mit den von der Wärme im Innern des Planeten gespeisten Vulkanen auch eine interne Energiequelle. Das Studium dieser »tektonischen« Strukturen ermöglicht so einen begrenzten »Blick« in das Innere und auf die Dynamik des Mars. Allerdings hat der Mars keine Plattentektonik wie die Erde, bei der ganze Lithosphärenplatten verschoben werden. Die Lithosphäre ist bereits hinreichend abgekühlt, um weitgehend elastisch verformt werden zu können. Während die Lithosphäre der Erde aus etwa einem Dutzend einzelner Platten besteht, hat der Mars nur eine einzige, globale Lithosphärenplatte. Entlang von Dehnungszonen bildet sich ein Muster an Gräben und Spalten, häufig entstehen dort auch Vulkane. Zwischen den auseinander gerissenen Blöcken sackten ganze Krustenpakete ab. In diesen »Riftzonen« entsteht ein Landschaftsmuster, das als »Horst- und Grabenstruktur« bezeichnet wird: Ähnliches spielte sich auf der Erde entlang des Oberrheingrabens ab. Wenn die Spannung kompressiv ist, also die Gesteine zusammenstaucht, entstehen sogenannte Auf- bzw. Überschiebungen, bei denen Gesteinspakete übereinander geschoben werden können. Ein konzentrischer Gürtel derartiger Strukturen zieht sich rund um die Tharsis-Region. Oben: Noctis Labyrinthus Unten: Tractus Catena, farbkodiertes Höhenmodell Das Wettergeschehen sorgt dafür, dass sich die Marsoberfläche langsam, aber stetig verändert. Es ist von intensiven, lang anhaltenden Stürmen geprägt, die Staub und kleinste Sandkörner vom Boden aufnehmen, um den ganzen Globus transportieren und an anderer Stelle wieder ablagern. Dünen, ein Ergebnis dieses Prozesses, sind ein häufiges Phänomen auf dem Wüstenplaneten Mars. So ist zum Beispiel der Nordpol von einem mehrere hundert Kilometer breiten Gürtel von Sanddünen umgeben. Unmerklich, über hunderte Millionen von Jahren – also in einer um mehrere Größenordnungen langsameren Geschwindigkeit als auf der Erde – werden Felsen und Steine durch die geringe, aber permanente Erosionskraft des Windes abgeschliffen. Dabei entstehen Windgassen, so genannte Yardangs. Häufig lassen sich kleine Windhosen oder »Staubteufel« beobachten. Oben: Dünen, Krater Danielson Unten: Yardangs in Gordii Dorsum Die Frage, ob es auf dem Mars jemals Leben gab oder sogar noch heute geben könnte, ist noch nicht beantwortet. Unklar ist, ob die Zeiten, in denen es Wasser gab, lange genug andauerten, damit sich Leben entwickeln konnte, und ob die Temperaturen früher höher lagen. Bis heute wurde kein Leben auf dem Mars entdeckt, weder fossil noch aktuell. Die Suche nach Leben auf dem Mars bleibt jedoch eine der wichtigsten Aufgaben der Planetenforschung. MARSMONDE Phobos und Deimos, die beiden Monde des Mars, wurden 1877 entdeckt. Ihre Namen haben sie von den Begleitern des griechischen Kriegsgottes Ares, „Furcht“ und „Schrecken“. Phobos (Bild) ist ein unregelmäßig geformter Körper mit Durchmessern zwischen 18,4 und 27,8 Kilometern. Für einen Umlauf um den Mars in einer Höhe von knapp 6000 Kilometern über dem Äquator benötigt Phobos 7,65 Stunden. Deimos, mit Durchmessern zwischen 10,4 und 15,0 Kilometern, umkreist den Mars in einer Entfernung von etwa 20.000 Kilometern. Er benötigt für einen Umlauf 1,26 Erdentage. Beide Monde haben eine an den Mars „gekoppelte“ Rotation, sie drehen sich also in der Zeit, die sie für einen Marsumlauf benötigen, einmal um die eigene Achse. Deshalb ist immer dieselbe Seite dem Mars zugewandt. Unklar ist der Ursprung der beiden Monde. Ihre Oberfläche ist dunkler als die des Mars. Das führte zu der Annahme, dass Phobos und Deimos keine „Kinder“ des Mars sind, sondern von der Schwerkraft des Planeten eingefangene Asteroiden. Mars im Vergleich zur Erde Durchmesser Oberfläche Masse Gravitation Orbit Jahreslänge Tageslänge Achsenneigung Topographie Temperatur Mittl. Luftdruck Atmosphäre Mars 6779 km 144 Mio. km2 0,642 x 1024 kg 3,69 m/s2 227.900.000 km 687 Tage 26,62 Stunden 25,2° -8000 m bis 21.200 m -60 °C (-133 °C bis 27 °C) 6,35 mbar 95% CO2, 3% N2, 2% Ar Erde 12.742 km 510 Mio. km2 5,976 x 1024 kg 9,78 m/s2 149.600.000 km 365,24 Tage 23,93 Stunden 23,4393° -11.000 m bis 8850 m 15 °C (-88 °C bis 58° C) 1013 mbar 78% N2, 21% O2, 1% Ar Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) präsentiert Bilder, die mit der am DLR entwickelten und gebauten Hochleistungs.Kamera HRSC auf der aktuellen ESA-Mission Mars Express aufgenommen wurden. Für den Betrieb der High Resolution Stereo Camera ist das Experiment-Team am DLR-Institut für Planetenforschung unter der Leitung von Prof. Dr. Ralf Jaumann verantwortlich. Die gezeigten Bilder wurden vom Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung aus dem HRSC-Datensatz erstellt. DLRWissenschaftler stellen sechs Schwerpunkte der Marsforschung vor. Weiterführende Links:www.dlr.de/mars-express www.dlr.de/mex10 ww.esa.int/marsexpress www.geoinf.fu-berlin.de/projekte/mars/ Kontakt: Regional Planetary Image Facility DLR Berlin Rutherfordstr. 2, 12489 Berlin E-Mail: [email protected] www.dlr.de/rpif/ Gestaltung: Susanne Pieth, Ulrich Köhler (DLR), HRSC-Experiment-Team, 2013 Bildnachweis: alle Bilder Mars, Phobos: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) HRSC: EADS/Astrium Grafik Funktionsweise HRSC: DLR