MARKT UND INNOVATIONEN Synthetisches HydroxyI~apatit in der Dental.-Chirurgie Ergebnisse einer offenen prospektiven mul.tizentrischen Studie mit 190 Patienten Ein Beitrag von Dr. Andreas Holweg, Fulda, Henriette Lerner, Baden-Baden, und Dr. Kay Pehrsson, Herne (*) Zur Füllung von Knochendefekten und für die Kie feraugmentation steht eine Vielzahl unterschiedli cher Knochenersatzmaterialien (KEM) zur Verfü gung. Ziel dieser multizentrischen Studie war es, das neuartige, synthetische Hydroxylapatit-Produkt Osbone in unterschiedlichen Indikationen in der Dentalchirurgie einzusetzen und zu untersuchen. Einleitung Im Bereich der Zahnheilkunde, speziell in der Oral- und Mund-, Kiefer- und Gesichts-Chirurgie besteht ein erheblicher Bedarf an Knochenersatz- und Knochen aufbaumaterialien. Zwar besitzt der frische, autogene corticospongiöse- beziehungsweise spongiöse Kno chenspan eine hohe biologische Potenz, für dessen al leinigen Einsatz sind jedoch der erforderliche Zweiteingriff, dessen mögliche Komplikationen sowie seine relativ begrenzte Verfügbarkeit, der logistische Mehr aufwand und mögliche forensische Konsequenzen zu bedenken [7]. Alternativ stehen eine Vielzahl synthetischer und bio logischer Materialien zur Verfügung, die sich unter an derem in ihrer Porosität, Oberflächenstruktur und Re sorptionskinetik unterscheiden. So werden Hydroxyl apatite seit mehreren Jahrzehnten als Knochenersatz materialien im gesamten Skelettsystem eingesetzt. Prinzipiell unterscheidet man zwischen Hydroxylapa titen, die aus den Mineralstoffen Kalzium und Phos phat synthetisiert werden, und Hydroxylapatiten albgenen oder xenogenen Ursprungs. Bei den Materialien biologischen Ursprungs erfolgt eine aufwändige Be handlung mit Laugen und Hitze, um die organischen Bestandteile zu entfernen [13]. Osbone Granulat (cu rasan AG) besteht aus synthetisch hergestelltem, pha senreinen Hydroxylapatit. Seine Phasenreinheit sorgt für ein gutes Einheilungsverhalten, das wiederum ein stabiles Augmentat gewährleistet. In die Entwicklung sind die umfassenden Kenntnisse der curasan AG bei der Entwicklung und Herstellung synthetischer Knochenersatz- und -aufbaumaterialien, insbesondere von Cerasorb, eingeflossen. Gemäß neuester Erkenntnisse aus der Knochenrege neration verfügt Osbone unter anderem über folgende Eigenschaften: interkonnektierende, offene Multi-Po rosität (von zirka 80 Prozent), polygonale Granulatstruktur und eine hohe Ähnlichkeit zu humaner Spon giosa (Abb. 1). Die spezielle Struktur der Porosität för dert die zügige Durchbauung mit Knochen. Dabei wird die Diffusion von Blut und Körperflüssigkeiten ebenso unterstützt wie das tiefe Eindringen osteogener Zellen und die knöcherne Erschließung der synthetischen Matrix. Das in sich interkonnektierende Porensystem dient der progressiven Angiogenese und Vaskularisa tion und sorgt so für eine aktive Zellversorgung wäh rend des gesamten Osseointegrationsprozesses. Für die Anwendung in der Dentalchirurgie steht Osbone in den Korngrößen 0,25 bis 1 Millimeter und 1 bis 2 Mil limeter zur Verfügung. Das Ziel dieser Multicenter Studie nach § 23b MPG war es, weitere Erkenntnisse zur Effektivität und Verträglichkeit von Osbone bei ver schiedenen Indikationen in der Dental- und Oralchi rurgie zu sammeln. Material und Methodik Die prospektive Untersuchung wurde in Deutschland multizentrisch von erfahrenen Oralchirurgen und Im plantologen durchgeführt. In einem Beobachtungs plan waren Ziel und Durchführung beschrieben worden. Sämtliche Befunde wurden in vorbereitete Dokumentationsbögen eingetragen. Aufgenommen werden sollten 200 Patienten beiderlei Geschlechts ab teamwork 5/20121419 MARKT UND INNOVATIONEN Abb. 1 Elektronenmikro skopische Auf nahme von Osbone, Vergrö ßerung lOOx APC.Nr. 67263: AG: 10, E Osbone HA-Charge Z 032 Copynght für d~e Abbildung: curasan A 18 Jahren mit folgenden präoperativen Diagnosen be ziehungsweise Indikationen: Alveolar-defekt, Wurzel spitzenresektion (WSR), Vorbereitung Implantatbett, Zystenfüllung, Sinuslift, parodontale Knochentasche sowie gegebenenfalls weitere entsprechende Indika tionen. Ausschlusskriterien für eine Behandlung im Rahmen dieser Studie waren Autoimmunerkran kungen, Diabetes mellitus mit diabetischen Syn dromen (wie Ekzemen, Parodontopathien, Wundhei lungsstörungen), regelmäßige Medikamentenein nahme, die die Wundheilungsstörung beeinflussen könnte (wie Cortisonpräparate, lmmunsuppresiva et cetera) und Nikotinabusus. Nach der Anamnese und der Aufnahmeuntersuchung, wenn möglich mit Röntgendokumentation, sowie der Aufklärung und der Einwilligung zum Eingriff, erfolgte die Dokumentation der durchgeführten Behandlung, wie Art des Eingriffs, Menge und Korngröße des ver wendeten Osbone Granulats, zusätzliche Maß nahmen, wie Vermischung mit PRP (Plättchenreichem Plasma) oder TMK (Thrombozyten-Mediatoren-Kon zentrat), Verwendung einer Membran, Weichteilver schluss et cetera. Dokumentiert wurden auch die Kon trolluntersuchungen ein bis zwei Wochen postope rativ, nach zirka drei, sechs, neun und zwölf Monaten sowie gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt —je nach Heilungs- und Regenerationsverlauf. Ergebnisse Insgesamt nahmen 32 zahnärztliche und mund-kiefer gesichtschirurgische Praxen in ganz Deutschland teil. Der Beobachtungszeitraum umfasste Mai 2010 bis Mai 2012 (erster Behandlungstag erster Patient, letzte Kon trolluntersuchung letzter Patient). Ausgewertet werden konnten die Dokumentationsbögen von insgesamt 190 Patienten (107 weiblich, 83 männlich) im Alter von 20 bis 83 Jahren. Das Durchschnittsalter betrug 53,15 Jahre (Median 54 Jahre; n=4 keine Altersangabe). Die häufigste Diagnose mit 75 Nennungen war Kiefer kammatrophie, gefolgt von „Nicht erhaltenswürdiger 4201 teamwork J CONT DENT EDUC 5/2012 Zahn“ (25), Parodontitis (18), Zustand nach Wurzelbe handlung,Wurzelspitzenresektion (14), Zustand nach Zahnverlust (13), Zystenoperation (13), alveolärer De fekt (10). Weitere Nennungen waren zum Beispiel Zahnverlust nach Trauma oder Wurzelfraktur. Insgesamt wurden 58 Begleiterkrankungen genannt, am häufigsten Hypertonus (18), Hyperthyreose (7), Herzerkrankung (6), Herzrhythmusstörungen (4). Als Begleitmedikation wurden 40 Präparate angegeben: am häufigsten Blutdrucksenker (14), Thrombozyten aggre9ationshemmer (8), Thyroxin (6). 31 Patienten waren Raucher (< 10 Zigaretten/Tag: 15, >10 Ziga retten/Tag: 16). Augmentiert wurden insgesamt 458 Lokalisationen: 1. Quadrant: 150 2. Quadrant: 179 3. Quadrant: 63 4. Quadrant: 66 Die meisten Augmentationen wurden in regio 26 (n=44) vorgenommen, gefolgt von regio 16 (n=37). Die Augmentationen und die Verwendung von Mem branen erfolgten gemäß der bekannten Prinzipien be züglich der Qualität des ortständigen Knochens und der Größe und Beschaffenheit des Defekts. Osbone Granulat in der Korngröße 0,25 bis 1 Milli meter wurde in 128 Fällen verwendet, in der Korn größe 1 bis 2 Millimeter in 71 Fällen. Die verwendeten Mengen betrugen: 1 Gramm bei 107 Patienten, 0,5 Gramm (n=51), 2 Gramm (n=19), 1,5 Gramm (n=8), 3 Gramm (n=4), 4 Gramm (n=3), 5 Gramm (n=1). Ge mischt wurde Osbone mit autologem Knochen bei 36 Patienten. Weitere Maßnahmen waren PRP (n=27), TMK (n=3), Fibrinmembran aus Eigenblut (n=1 0). In je weils zwei Fällen wurde zusätzlich Cerasorb respektive Bio-Oss Granulat verwendet. In 73 Fällen wurde präoperativ, in 131 Fällen post-ope rativ ein Antibiotikum eingesetzt, am häufigsten CIin damycin (n=74), gefolgt von Amoxicillin (50) und Aug mentan (11). Die Behandlungsdauer variierte zwischen zwei und 14 Tagen, am häufigsten betrug sie drei Tage (n=31), fünf Tage (n=24) und sieben Tage (n=36). 137 Patienten nahmen regelmäßige Mundspülungen vor, wobei im Wesentlichen Chlorhexidin (n=95) und Me ridol (n=30) verwendet wurden. Insgesamt kam bei 128 Eingriffen eine Membran zum Einsatz: 107 resorbierbare, 1 5 nicht-resorbierbare sowie sechsmal Titan-Mesh. In 144 Fällen konnte ein primärer kompletter Wund verschluss erreicht werden. Eine Spaltöffnung mit we niger als drei Millimetern fand sich bei 19, mit mehr als drei Millimetern bei 14 Operationen. MARKT UND INNOVATIONEN = Kontrolle; M Median = Zeitpunkt! Tab. 1 Ergebnisse der Kontroll-Untersuchung ein bis zwei Wochen post-operativ Bewertung 1=- 0 ø‘i 1=- m = ‘.0 m — O‘i ~ — = Wa~ c‘~ ~.- 0 or‘~i i~ 0 1.~~ LI~ 0 0 v, ~3 r-.j Weichgewebseinheilung 82 71 11 26 Beurteilung der Membran (n=1 28) 64 44 8 12 Röntgenaufnahme 103 95 60 50 Patientencompliance 105 77 3 5 Osbone sichtbar 66 43 22 14 Rötung 14 5 5 2 Schwellung 7 2 2 — Infektion 4 1 2 Dehiszenzen wurden bei 17 Patienten beobachtet. Knochenaufbau / Regeneration ~‘ ~m m r-= ‘,~ ar00 ~‚ 1-• ~‘ 1- Tab. 2 Gesamtbeurteilung der Behandlung (n=190, absolute Werte) • Sehr gut Gut Befriedigend 0) CO Unbefriedigend • Keine Angabe Sehrgut Gut Sehr gut CO -a CO 8 = 6- .g 6‘ .2 ~ .2 01 ~ “ .2 01 0) ~ w Co = C 0) ~ iO ≥ 0. E .~ 6- ~ “ .2 01 C CO = 0) 7 11 12 21 23 31 4 41 12 22 22 19 32 5 42 13 14 23 16 33 9 43 7 14 19 24 23 34 8 44 7 15 25 25 24 35 9 45 10 16 35 26 39 36 12 46 13 17 8 27 13 37 6 47 6 18 1 28 1 38 1 48 Befriedigend Unbefriedigend Keine Angabe Abb. 2a und 2b Gesamturteil zu Wirksamkeit un& Verträglichkeit ‘ 0) -a •g — 0) ~ Verträglichkeit Gut CO 0) CO ~l Zu den einzelnen Nachuntersuchungszeitpunkten wurden folgende Angaben zu Komplikationen ge macht: 3-Monats-Kontrolluntersuchung, bei jeweils einem Patienten: Sinusitis auf der kontralateralen Seite; freiliegendes Titan-Mesh, Entfernung einschließlich des Granulates erforderlich; eitrige Infektion mit Granulatverlust, Entfernung von Membran1~ragmenten erforderlich 6-Monats-Kontrolluntersuchung, bei jeweils einem Patienten: unklare Schwellung kontralateral, Fistelbildung im OP-Gebiet, erneuter Knochenaufbau er forderlich, ungeklärte Urtikaria 9-Monats-Kontrolluntersuchung: Fistelbildung im OP-Gebiet 1 2-Monats-Kontrolluntersuchung: Druckschmerz im OP-Gebiet Die abschließende globale Beurteilung des klinischen Erfolgs der Defektfüllung beziehungsweise Augmen tation sowie der Verträglichkeit zeigt die Abbildung 2. Tab. 3 Die Anzahl der lmplantate pro regio Bei 117 Patienten erfolgte das Setzen von Implantaten primär am Tag der Defektfüllung beziehungsweise der Augmentation, bei 37 Patienten zwischen 14 und 304 Tagen post-operativ (Mittelwert: 1 59,3 Tage, Median: 161 Tage). Bei 36 Patienten fehlten die Angaben. Die Anzahl der gesetzten Implantate ist der Tabelle 3 zu entnehmen. Zum Zeitpunkt der Implantation wurde der verfügbare Knochen im lnsertionsgebiet wie folgt beurteilt: ungeeignet 36 68 I~.. 37 2 47 Die Gingiva-Verhältnisse wurden folgendermaßen be zeichnet: Optimal 65 •cm 89 Schlecht Keine Angabe 5 31 teamwork 5/20121421 4 MARKT UND INNOVATIONEN /. w ‚1 ‘ •r~~ c Abb. 3a Die 46-jährige Patientin: Zahnverlust 21 ohne Augmentation alio loco 4 ‘-~ Abb. 3b Nach Setzen des Implantats Abb. 3c Nach Augmenta tion mit Osbone, Korngröße 025 bis imm und Abdeckung mit resorbierbarer Membran Abb. 3d Verschluss mit KollagenMembran Abb. 3e Speicheldichter Wundverschluss Abb. 3f Das Röntgenbild zeigt in der Kon trolle nach acht Wochen eine gute knöcherne Integration des Implantats Copyright für die Abbildungen 3: Dr. G. Errgesser. Eh~ngen In 61 Dokumentationsbögen wurde die Primärstabi lität beim Einbringen der Implantate mit 20 Ncm, in 93 Fällen mit mehr als 2ONcm angegeben. In 36 Doku mentationen erfolgten dazu keine Angaben. Diskussion Der Einsatz von Knochenersatz- und -regenerations materialien gehört in der Oralchirurgie zur täglichen Praxis. Je nach Indikation können unterschiedliche Ma terialien verwendet werden. Bei starken vertikalen und horizontalen Atrophien ist meist eine Knochenblock transplantation unumgänglich. Bei gemäßigten hori zontalen Atrophien kommt ein Aufbau mit Knochen ersatzmaterialien in Betracht, unter der Vorausset zung, dass das Implantat im Restknochen stabil veran kert werden kann. Die heute verwendeten Materialien wie HA und ß-TCP liegen als Granulate vor und sind für eine Stabilisierung der Implantate bei starken Atro phien nicht geeignet. Bei geringeren Knochende fekten kann die Augmentation mit KEM jedoch oft si multan mit der Implantation durchgeführt werden [10]. Die Verwendung von TCP ist hierbei einge schränkt. Dieses Material kann bei vestibulären Aufbauten vorzeitig resorbieren. Hydroxylapatit ist hierfür besser geeignet, da dieses Material eine langsame Re sorptionskinetik aufweist und nur gering und über einen längeren Zeitraum degradiert wird. Frühere Knochenersatzmaterialien aus Hydroxylapatit, der schwerlöslichen Phase des Calciumphosphat-Sys tems, wiesen eine geringere Porosität und demnach größere Bereiche mit dichter Keramik auf. Dies führte in der Vergangenheit bei diesen Materialien zu erheb lich dichteren und festeren Bereichen im Augmentati 4221 teamwork i CONT DENT EDUC 5/2012 onsgebiet, die bei der Bohrungsvorbereitung einer Im plantatinsertion zu Komplikationen führen konnte. Daher war eine hohe Porosität mit trabekulärer Struktur gefordert, um die Menge an Fremdmaterial pro Knochendefekt zu minimieren. Wegen seiner der humanen Spongiosa entsprechenden Porosität von 80 Prozent ist bei Osbone eine schnelle Vaskularisie rung bei hoher Stabilität gegeben. Für die optimale Regeneration größerer Knochende fekte führt die aktuelle Literatur Mindestporengrößen von 200 bis 400 pm an, um eine suffiziente Neovasku larisation, Osteokonduktion mit Bildung von minerali siertem Gewebe innerhalb des Scaffolds erreichen zu können Lii]. Für die Penetration einzelner Knochenzellen wird ein unterer Grenzwert von 8Opm ange geben. Ein in diesem Kontext wichtiger Aspekt ist der Grad der Interkonnektivität“ der Poren innerhalb eines KEM-Partikels. Bedingungen, die Osbone erfüllt [ii], denn das Knochenersatzmaterial wurde unter der Maßgabe entwickelt, die spongiöse Knochenstruktur möglichst genau nachzuahmen, um dem Organismus bestmögliche Strukturen zur Osseointegration zu bieten. Aus Mikro-CT-Aufnahmefl ist zu erkennen, dass der mittlere Porendurchmesser bei 500 i~m liegt, bei Stegbreiten von durchschnittlich 1 50 pm. Das an organische, rein synthetisch hergestellte Material zeichnet sich gegenüber den Knochenaufbaumateria lien biologischen Ursprungs insbesondere dadurch aus, dass es mit genau definierbaren physio- und kris tallchemischen Eigenschaften herstellbar ist. Zudem besitzt es eine gleichbleibende Chargenqualität und ermöglicht somit eine besser abschätzbare biologische Reaktionsweise. „ MARKT UND INNOVATIONEN —4 .;fr ~..- .7 -:(‘ -. _j~‘ .1 Abb. 4a Bone Splitting Abb. 4b Die Insertion der Implantate erfolgt nach Bone Splitting Abb. 4c Sofortversorgung mit provisorischen Pfosten und simultaner Augmentation mit Os bone Granulat der Korngröße 0,25 bis 1 mm Abb. 4d Abdeckung mit Kollagenmembran Abb. 5a Frakturiertes Keramikimplantat in regio 12 Abb. 5b Sofortimplantation, Erhaltung der Kiefer kammhöhe mit Gingivaformer, vertikale Augmen tation mit einer Polylactidmembran (Sonicweld/ KLS Martin). “.‘ _‘ .- ‚‘3.‘ • 7.1.: ~.— 4~. J ~- •~•1A‘~4 Abb. 5c Augmentation mit Osbone Granulat der Korngröße 0,25 bis 1 mm und eigenem Knochen Abb. 5d In Form geschnittene Kollagenmembran über dem augmentierten Bereich .4 —-1 0 Abb. 5f Provisorische Versorgung in Form einer Maryland Brücke In Zellkulturuntersuchungen mit SaOS2-Zellen konnten bereits einen Tag nach der Besiedelung auf den Os bone-Granulaten in den REM-Untersuchungen deut lich adhärente Zellen mit langstreckiger Morphologie nachgewiesen werden. Im weiteren Verlauf der Kulti vierung wurde eine stetige Zunahme der Osteoblasten Abb. 5e Speicheldichter Nahtverschluss auf dem Material festgestellt. Die nachgewiesene Zellzahl am Tag 28 der Kultivierung betrug das Drei- bis Fünffache verglichen mit dem ersten Tag [15]. In einer invitro-Studie untersuchten Bernhard und Mitarbeiter das Besiedelungsverhalten der drei Knochen ersatzmaterialien Cerasorb M, Osbone und Bio-Oss mit 5a052-Zellen über vier Wochen, wobei in ihrer Studie Osbone Granulat bei folgenden Kriterien sehr gute Er gebnisse aufwies: Osteoblasten-Attachment, Prolifera tion und osteogene Differenzierung. Im Gegensatz dazu konnte nur ein geringes Osteoblasten-Attach ment auf Bio-Oss Granulat zu den frühen Untersu chungszeitpunkten gefunden werden [2]. Dies ist nicht überraschend, da unterschiedliche Sinter- und Herstel lungsparameter Hydroxylapatit-basierter keramischer Materialien physikalische Eigenschaften wie Löslichkeit teamwork 5/2012 1423 MARKT UND INNOVATIONEN / Abb. 6a Externer Sinuslift nach Tatum, Präparation der Kiefer höhlenschleimhaut Abb. 6b Osbone Granulat-Eigenblutgemisch 1 0 1~) Abb. 6c Vollständige Defektfüllung nach Einbringen von Os bone Granulat Abb. 6d Röntgenaufnahme sechs Monate post-operativ vor der Freilegung und endgültigen Versorgung: gute knöcherne Inte gration der Implantate, restliches Granulat in regio 26 sichtbar und wahrscheinlich auch biologische Verhaltensweisen der Materialien beeinflussen können [18]. Die in-vitro Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das neue Hydro xylapatit-Produkt Osbone Adhäsion, Proliferation und osteogene Differenzierung von SaOS2-Osteoblasten unterstützt. Morphologie und Anzahl der Zellen sowie die Expression von typischen Markern des Knochenwachstums, wie alkalische Phosphatase, Osteonektin, Osteopontin, sind vergleichbar zu der etablierten ß-TCP-Keramik Cerasorb M [2]. In der klinischen Anwendung hat sich die vestibuläre simultane Augmentation mit Hydroxylapatit bei Kiefer atrophien Grad 1 und II bewährt, da das Material im bukkalen Bereich nicht wie zum Beispiel Tricalcium phosphat—schnell resorbiert wird. Bei größeren Alveo larfortsatzdefekten wird jedoch nach wie vor häufig die Verwendung eines Knochentransplantats in Be tracht gezogen, da bei alleinigem Einsatz von Hydro xylapatit-Granulat bei dentalen Implantaten nicht un bedingt eine Primärstabilität zu erreichen ist [10]. Al lerdings gibt es neue Untersuchungen, die belegen, dass ein halbes Jahr post-operativ nach Sinusboden elevation mit autogenem Beckenknochen mit einer Transplantatresorption von 52,4% zu rechnen ist [3]. Ein Resorptionsrate, die bei Hydroxylapatit keinesfalls zu erwarten ist. In Hinblick auf Materialien biologi schen Ursprungs ist zudem zu beachten, dass bei Ein satz rein synthetisch hergestellter Knochenregenerati onsmaterialien, wie Osbone, bei der Patientenaufklä rung mögliche Komplikationen einer Knochenent nahme und Transplantation nicht erörtert werden müssen. Dazu zählen auch die Problematik von Absto Bungsreaktionen oder potentielle Allergisierungs- und Restinfektionsrisiken, wie sie bei der Verwendung bo vinen Materials auftreten können [14]. Im Rahmen dieser Studie konnte eine gute Biokompa tibilität und Osseointegration von Osbone gezeigt werden. Nur in 19 Prozent der Fälle wurde zusätzlich In einer Vergleichsstudie verschiedener Knochenersatz materialien mit unterschiedlicher Porosität und Resorp tionskinetik wurde auch Osbone über 18 Monate im Schafknochen untersucht. Das Material zeigte über den gesamten Studienverlauf in den größenkritischen Defekten eine sehr gute Osteokonduktivität und Biokompatibilität. Die Osbone Granulate wiesen einen sehr dichten Knochen-Partikel-Kontakt auf sowie eine sehr gute knöcherne Integration und Partikeldegrada tion. Wobei die Keramikpartikel auch nach 18 Monaten nicht vollständig resorbiert waren. Was jedoch genau ihren Design-Kriterien entspricht, da sie für Indika tionen entwickelt wurden, in denen eine erhöhte me chanische Stabilität erforderlich ist. Darüber hinaus fanden sich zu keinem Untersuchungszeitpunkt ent zündliche oder lokale beziehungsweise systemische to xische Reaktionen [12]. 4241 teamwork i CONT DENT EDUC 5/20 12 — MARKT UND INNOVATIONEN autologes Knochenmaterial verwendet. Häufigster Eingriff war eine Sinusbodenelevation. Die post-opera tive Gabe von Antibiotika in 69 Prozent der Fälle ent spricht der gängigen Praxis. Sicherlich hat auch die ausgesprochen hohe Patientencompliance (sehr gut und gut: insgesamt 96 Prozent) zu den guten Heilungs ergebnissen beigetragen. Die bei den einzelnen Nach untersuchungszeitpunkten als Komplikationen getä tigten Angaben sind post-operativ nicht ungewöhnlich und als nicht produkt-spezifisch einzuschätzen. In drei Fällen wurde der Verlust von Osbone Granulat, jedoch in keinem Fall der Verlust eines dentalen Implantats be schrieben, was ebenfalls die stabile Einheilung des ke ramischen Materials bestätigt. Allerdings lässt Osbone, wie die anderen aktuell verfügbaren osteokonduktiven Materialien auf Hydroxylapatit- und Tricalciumphos phat-Basis eine osteoinduktive Wirksamkeit vermissen. Wohl vermögen die in den vergangenen Jahren vorge nommenen Modifikationen von Knochenersatzmate nahen durch bioaktive Oberflächen die ossäre Integra tion zu beschleunigen und deren Einsatzspektrum zu erweitern [17], die Potenz autologer Spongiosa ist damit aber nicht zu erreichen. In der Vergangenheit wurden daher bereits zahlreiche Versuche unter nommen, alternativ zur Verwendung autologen Kno chenmaterials die keramischen Materialien zu biolo gisieren“. Als kostengünstiges und gut verträgliches Verfahren wird die Verwendung patienteneigenen, plättchenreichen Plasmas (PRP) propagiert. Klinische Erfahrungen über die Verwendung in der Dentalchi rurgie wurden beispielsweise von Anitua [1], Hoch [51, Intini [9] und Yi/maz [19] publiziert. Auch in dieser Studie wurde in 14 Prozent der Fälle PRP verwendet. „ Kontaktadressen Die Nutzung der autologen Wachstumsfaktoren bringt insbesondere in der postoperativen Frühphase Vorteile durch eine beschleunigte Heilung der Schleimhaut und Reduktion der Schmerzen, was zu einer Verringerung der Analgetikagabe führt. Der Vorteil eines schnelleren Wundverschlusses ist auch im verminderten Risiko einer Infektion der Wunde oder des Augmentats zu sehen, wodurch die Vorhersagbarkeit des Ergebnisses und die Prognose inserierter Implantate erhöht werden [81. Eine weitere, vielversprechende Methode könnte die Verwendung von Thrombozyten-Mediatorenkon zentrat TMK (ATR curasan) darstellen. Hierzu liegen zurzeit im Wesentlichen Erfahrungen über der Be handlung von Weichteildefekten vor, wie zum Beispiel des diabetischen Fuß-Ulcus, in der Behandlung von Problemwunden oder bei Sehnenläsionen [16]. TMK wurde in dieser Studie nur bei drei Patienten ver wendet, systematische Untersuchungen in der Dental chirurgie sind dazu jedoch in Vorbereitung. Fazit: Das neue Knochenersatzmaterial Osbone eignet sich insbesondere zum Einsatz bei Indikationen, in denen eine erhöhte mechanische Stabilität erforderlich ist, da es bestmögliche Strukturen zur Osseointegra tion bietet, über eine langsame Resorptionskinetik ver fügt und eine hervorragende Biokompatibilität auf weist. Literatur beim Verfasser oder im Internet unter www.teamwork-media.de in der linken Navigationsleiste unter „Literaturverzeichnis“. tw IHE ~FM1A~ rUB~SNE~S (*) Teilnehmer an dieser Osbone Studie: Dr. Andreas Holweg Tagesklinik und Praxis für MKG-Chirurgie, Implantologie, Oralchirurgie und Zahnheilkunde Sturmiusstraße 9—11 36037 Fulda mkg@praxis-fulda .de Dr. Henriette Lerner Videnti Zentrum für Ästhetik und Implantologie Kapuzinerstraße la 76530 Baden-Baden [email protected] Dr. Kay Pehrsson Zahnmedizin an der Haranni Clinic Schulstraße 30 44623 Herne [email protected] V. Barth, Tuttlingen; Dr. F. Bergmann, Viernheim; D. Bilk, Münzenberg; Dr. M. Bittner, Bayreuth; Dr. M. Christiansen, Buxtehude; Dr. 5. Diehl, Lauterbach; Dr. G. Engesser, Ehingen; Dr. i. Finger, Mannheim; 5. Gebhart, Bad Hersfeld; Dres. D. Grubeanu u. B. Grubeanu-Block, Trier; Dr. R Hahner, Köln; Dr. Dr. F. Halling, Fulda; Dr. M. Heller, Neuhaus am Rennweg; Dr. K. Hoffmann, Siegburg; Dr. A. Holweg, Fulda; Frau K. Kubiack, Hannover; Dr. H. Lerner, Baden Baden; Dr. F. Lindner, Nordhausen; PD Dr. Dr. A. Ludwig, Kassel; Dr. H.-G. Luh, Cottbus; Dr. K. Pehrsson, Herne; Dr. R. Pertzsch, Eilenburg; Herr 5. Pertzsch, Eilenburg; Dr. F. Petschelt, Lauf a.d. Pegnitz; Dr. G. Reif, Schöneck-Kilianstädten; Dr. H. Rolf, Bux tehude; PD. Dr. Dr. 5. Rupprecht, Erlangen; R. Starke, Hildeseim; Dr. H. Tekyatan, Simmern; Dr. M. UlIner, Hochheim; C. Walz-Becker, Münzenberg; Dr. F. Wol frum, Gefrees. teamwork 5/2012 1 425