Neues aus / um Cremisan und das Heilige Land 9/2014 Weinbau im Libanon heute Die Libanesen trinken ihren eigenen Wein selbst sehr gern. Dennoch wird durchaus viel der jährlichen Produktion exportiert, vor allem auf die britische Insel, nach Frankreich und in die USA[1]. In den letzten Jahren wurden durchschnittlich 7 Millionen Flaschen Wein im Libanon auf einer Fläche von ca. 2000 Hektar produziert. Der Weinbau, welcher während der Herrschaft des Osmanischen Reiches weitgehend seinen Niedergang gefunden hatte, und im Wesentlichen nur in den christlichen Familien überhaupt überlebte, wurde ab 1857 wieder belebt durch die Initiative der Jesuiten. Sie gründeten das bis heute noch wohl bekannteste Weingut des Libanon: KSARA.[2] Heute beträgt der Anteil den der Weinbau zum Bruttosozialprodukt des Landes beiträgt im Durchschnitt um die 41 Millionen US-Dollar. Mit der Zeit stieg die Zahl der Wein erzeugenden Kellereien, doch noch vor 20 Jahren waren es gerade mal 10 Weingüter die in diesem flächenmäßig sehr überschaubaren Land (gerade einmal halb so groß wie Sachsen-Anhalt, 10.500 km²) Wein veredelten. In den beiden letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Weingüter aber deutlich gestiegen: inzwischen konkurrieren über 40 Kellereien miteinander und versuchen sich gegenseitig in der Qualität der erzeugten Weine zu übertreffen[3]. Hauptanbaugebiet ist noch immer das BekaaTal, welches zwischen den Bergrücken des Libanongebirges[4] und des Antilibanon auf einer durchschnittlichen Höhe von 1000 Meter über NN liegt. Knapp 80% des im Libanon erzeugten Weines kommt von hier. Die Sonne scheint an rund 300 Tagen im Jahr und das nahe Mittelmeer wirkt als Temperaturregler. Nachts gehen die Temperaturen von 30°C auf bis zu 15°C zurück. Die Nächte in den höheren Lagen sind sogar ausgesprochen kühl, und es gibt ausreichend Feuchtigkeit[5], so dass sich der Reifeprozess verlangsamt und die SC SINCE 1885 Aus dem Inhalt: • Weinbau im Libanon heute • Weine des Monats Oktober 2014 • Für Weihnachten • Wiederaufbau von Gaza Trauben voll ausreifen und natürliche Säure entwickeln können, bevor sie geerntet werden. Einige Weingüter aber erzeugen auch an den Hängen der Gebirge Wein und gehen z.T. bis auf 1.600 Meter über NN mit ihren Weinstöcken. Hier hilft der vom Meer aufsteigende Wind, welcher die Wärme des Meeres mitbringt, dafür, dass die nächtliche Abkühlung nicht zu intensiv sich auswirken kann. Während in den großflächigen Weingärten der Bekaa-Ebene durchgängig auch mit modernen Maschinen gearbeitet werden kann, ist in den Terrassen im Gebirge noch immer Handarbeit angesagt. Darin liegt einer der Gründe, warum die Mönche des Maronitischen Ordens, welcher im Libanon seinen Ursprung hat, sich inzwischen für den Weg des biologisch 1 Größter Abnehmer bisher: Großbritannien (32%), gefolgt von Frankreich mit 17%. Nach Deutschland werden aktuell etwa 4% des Ertrages exportiert. 2 Im Norden der Bekaa-Ebene erbte 1857 die jesuitische Mission ein 25 Hektar großes Stück Land. Die Ausweitung des Grundbesitzes erfolgte im Jahr 1863, als zwei Jesuitenpater von Türken ermordet wurden und der osmanische Gouverneur daraufhin dem französischem Konsul zur Wiedergutmachung anbot, mit einem Pferd ein Gebiet zu umreiten, das dann dem Weingut zufiel. 3 Der Weinbau ist ein prosperierender Wirtschaftszweig im Libanon. Doch ausdehnen kann man ihn nicht mehr. Dafür fehlt die nötige Fläche. 4 Das Libanongebirge ist eine lange Gebirgskette, die kurz hinter dem schmalen Küstenstreifen beginnt und annähernd parallel zur Küste verläuft. Ihr höchster Gipfel, im nördlichen Teil der Kette gelegen, ist der alQornet al-Sawda mit 3088 m – was gleichzeitig auch die höchste Erhebung des Libanon ist. Nach Osten hin wird die Bekaa-Ebene durch einen weiteren annähernd von Nord nach Süd verlaufenden Gebirgszug begrenzt, den Anti-Libanon (max. 2659 m). Dessen Verlängerung nach Süden bildet das Hermon-Gebirge, dessen höchster Gipfel (2814 m) ganz im Süden des Libanon (Grenzgebiet Libanon/Syrien/Israel) liegt - und damit in politisch sehr kritischem Gebiet. 5 Die sattelförmige Hochebene wird von zwei größeren Flüssen entwässert: nach Norden durch den Orontes, der erst weit nördlich in Syrien ins Mittelmeer mündet, und nach Süden durch den Litani, der nach einem Westschwenk etwa 10 km nördlich von Tyros ins Meer mündet. Der Litani wird im Südteil der Bekaa-Ebene künstlich aufgestaut und bildet so den zertifizierten Weinbaus entschieden haben. Auch das Weingut Batroun Mountains erzeugt inzwischen biologisch zertifizierten Wein und auch einige andere Weingüter denken über diese Möglichkeit nach. Doch in der Summe dominiert noch immer der klassische AnQaraoun-See, mit fünf Kilometern Länge und im Mittel einem Kilometer Breite der mit Abstand größte See des Libanon. Im späten Frühjahr bzw. Anfang Sommer vergrößert sich die Fläche des Stausees durch das Wasser der Schneeschmelze. Teilansicht der Bekaa-Ebene und Ausbau. Der Anbau im Gebirge und die sorgsame Pflege der Reben sorgt für eine hervorragende Basis um allerbeste Weine erzeugen zu können. Allerdings sind mit diesem Anbau auch massive Kosten verbunden, so dass viele der hier erzeugten Weine im internationalen Vergleich teuer wirken, was den Absatz nicht erleichtert. Auch das Familienweingut Wardy begann 2008 sein spektakulärstes und arbeitsintensivstes Terroir zu entwickeln, Terrassenlagen auf den Hängen oberhalb von Zahlé auf bis zu 1.400 Metern. Dort stehen inzwischen Carmenère, Cabernet, Syrah und Tempranillo. Sie bringen nur minimale Erträge, aber versprechen höchste Qualität. Diese Qualität ist es, die Weingüter wie ADYAR, Wardy oder auch Batroun Mountains dazu bringen das Wagnis im Gebirge einzugehen. Die Weinbauer des Libanon sind stolze Erzeuger. Sie wissen um die reiche und geschichtsträchtige Tradition ihres Landes im Blick auf die Weinkultur. Schon vor mehr als 5000 Jahren wurde von hier Wein an die Pharaonen Ägyptens geliefert. Von hier aus kam der Weinbau an die Küsten Nordafrikas und von hier bekam der Weinbau Spaniens seine stärksten Impulse, als die Phönizier vor rund 3000 Jahren das heutige Cadiz sich zu eigen machten und dort den Weinbau forcierten. In diesem Stolz gründet eine der Ursachen für die große Anzahl von Weingütern, welche in den letzten Jahren im Libanon das Licht der Welt erblickten. Ein anderer bedeutsamer Grund ist die Tatsache, dass nach dem Ende des blutigen Bürgerkrieges im Libanon 1990 ein Weg gefunden werden musste der Bevölkerung auch auf dem Land wieder Arbeit und Lebensgrundlage zu schaffen. Als ein Beispiel hierfür mag das Weingut Chateau Belle-vue in Bhamdoun gelten. Die Geschichte des Weinguts begann im Jahr 1999, mit dem Wunsch von Naji Boutros, das Dorf in dem er aufgewachsen ist, vom Krieg verwüstet, wieder zu beleben. In über einem Jahrzehnt wurden über 40.000 Reben auf Dutzenden von Grundstücken in und um das Dorf gepflanzt. Heute sind es 24 Hektar terrassierte Weinberge. Die Weingärten geben einigen Familien unmittelbar Arbeit; andere profitieren als Handwerker von Aufträgen des Weingutes und wieder andere davon, dass durch den Weinbau auch ein kleiner Tourismus in und um das Dorf verstärkt werden konnte. Diese Phänomene einer wirtschaftlichen Stabilisierung haben auch viele andere der neuen Weingüter geschaffen. Aber auch dieser Weg muss Grenzen akzeptieren. Besonders spürbar werden diese Grenzen bei der Frage nach dem Absatz der erzeugten Weine. Deshalb wurde 1997 die „Union Vinicole du Liban (UVL)“ gegründet, der offizielle Zusammenschluss der libanesischen Weinerzeuger. Zentrale Aufgabe des Zusammenschlusses ist es den Libanon als Wein erzeugendes Land in der Welt bekannter zu machen, die Interessen der Weinbauern zu bündeln und nach außen hin gemeinsam zu vertreten. Weine des Monats Oktober 2014 Im Oktober bieten wir Ihnen zwei Weißweine aus dem Libanon etwas günstiger als sonst üblich an. Sie können sich für den einen oder den anderen entscheiden, oder aber beide in Kombination beziehen - z.B. für eine vergleichende Verkostung. Wie auch immer - es gilt vom 01. bis 31. Oktober für den Sechserpack der Einheitspreis von inklusive Verpackungs- und Versandkosten; allerdings nur bei Versand innerhalb Deutschlands (ohne Inseln); Angebot 1: Chateau Heritage Blanc de Blancs 2013 Cuveè aus Chardonnay & Sauvignon-Blanc & Viognier 0,75 l Flasche 13% vol. Aromen von Zitrone, Ananas, exotischen Früchten; alternativ Angebot 2: Chateau Fakra Blanc de Blancs 2011 Cuveè aus Viognier & Ugni-blanc & Muscat 0,75 l Flasche 13% vol. Wein mit Aromen von Honig, Akazien und Zedern. alternativ Angebot 3: „fifty - fifty“ - je drei Flaschen aus FAKRA und aus Chateau Heritage. Für Weihnachten: 3 neue Weihnachtskarten (mit ausführlichen Beschreibungen) 3 neue Glasengel Bester Wein aus 5 Weinkellereien des heiligen Landes. Mehr unter www.cremisan.de. Wiederaufbau von Gaza Als der mit Mitteln aus Deutschland, Spanien, Saudi-Arabien, Ägypten und Japan erbaute Internationale Flughafen von Gaza durch das israelische Militär im Februar 2001, während der Zweiten Intifada, zerstört wurde, fragte man sich in Deutschland, wohl mit Recht, wozu Gelder investiert werden, wenn deren Ergebnis umgehend wieder zerstört wird. Seitdem sind diese nachdenklichen bis kritischen Stimmen nicht verstummt. Es ist ja auch schwer nachzuvollziehen warum man in eine Region investieren soll, in der Menschen offensichtlich nicht zur Einsicht bereit sind. Jetzt, nach der Zerstörung von Gaza, stellt sich diese Frage wieder; nicht nur mit Blick auf Öffentliche Mittel der Regierungen, sondern auch mit Blick auf Spenden von Einzelnen an humanitäre Organisationen. Doch die Leidenden in Gaza dürften in den aller seltensten Fällen selbst verantwortlich sein dafür, dass unendlich viele Privathäuser, Schulen und Kliniken zerstört wurden. Der Wiederaufbau in einem Landstrich, welcher auch in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter vom Rest der Welt „abgeschnitten“ sein wird, wird eine „Mega“-Aufgabe für alle Beteiligten sein - in einer Region in der mehr als die Hälfte der Bevölkerung Kinder und Jugendliche sind und eine zivile, eigene Struktur, um diesen Wiederaufbau zu organisieren, nur rudimentär existiert. Bis Menschen im Gaza-Streifen wieder ein einigermaßen „normales“ Leben werden leben können, wird noch viel Zeit und viel Ausdauer verlangt werden und viel Unterstützung von außen. Hier in Deutschland fragt sich Mancher, wie er/sie einen eignen Beitrag leisten kann. Viele Organisationen rufen zur Zeit zur Hilfe auf und wahrscheinlich sind die größte Anzahl von ihnen auch seriös und gut. Hier, im Rundbrief, sollen Ihnen drei Einrichtungen ans Herz gelegt werden, die nachweislich gute Kontakte in den GazaStreifen haben, über viel fachliche Kompetenz verfügen und durch ihre Vernetzung in den zurückliegenden Jahren wertvolle Projekte realisiert haben: MISEREOR Konto 10 10 10 BLZ 370 601 93 Pax Bank Aachen IBAN DE75 3706 0193 0000 1010 10 SWIFT-BIC GENODED1PAX Stichwort: GAZA Caritas international IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02 BIC: BFSWDE33KRL Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe Stichwort „Nothilfe Gaza“ Deutsches Rotes Kreuz IBAN: DE63370205000005023307 BIC: BFSWDE33XXX Stichwort: GAZA Sollten Ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten es zulassen, so zögern Sie bitte nicht eine dieser Gelegenheiten zur Hilfe zu nutzen. Ihnen/Euch allen eine gute Zeit! G. Dittrich