1. Geographie des Libanon

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1. Geographie des Libanon
Zusammengefasst von: Doreen Friedt
1.1 Allgemeines
Der Name Libanon kommt aus dem lateinischen (Llbanus) und arabischen
Sprachraum (Lubnan oder Dschebel Libnan) und bedeutet „Weißes Gebirge“, da die
Hochgebirgsregionen des Landes ganzjährig mit Schnee bedeckt sind. Der offizielle
Name lautet Al-Jumhuriyah al-Lubnaniyah (Republik des Libanon). Die Hauptstadt
des Libanon ist Beirut. Das Land wird in 5 Provinzen gegliedert: Beirut, Ech Chimal,
Ej Jnoub, El Bekaa und Jabal Loubnane.
1.2 Geographische Lage
Der Libanon liegt im Vorderen Orient (Vorderasien). Das Land erstreckt sich von N
nach S über eine Länge von 210 km zwischen dem 33. und 35. nördlichen
Breitengrad. Zwischen 35° und 36° 40` östlicher Länge erreicht die W-E-Ausdehnung
eine maximale Breite von 80 km. Das Land nimmt somit eine Fläche von 10.452 km2
ein. Im Norden und Osten wird es von Syrien, im Süden von Israel und im Westen
vom Mittelmeer begrenzt.
Abb. 1: Politische Karte des Libanon mit Relief (THE UNIVERSITY OF TEXAS,
2004).
1.3 Physiogeographie
Aufgrund der Morphologie kann der Libanon von Westen nach Osten in 4 große
Landschaftsräume unterteilt werden:
a)
die Küstenebene,
b)
das Libanongebirge,
c)
die Bekaa-Ebene sowie
d)
der Antilibanon und Hermon.
a)
Küstenebene
Über eine Länge von 225 km und einer maximalen Breite von 10 km erstreckt sich
die Küstenebene zwischen dem Mittelmeer und dem schnell ansteigenden
Libanongebirge. Durchschnittlich liegt der Küstenstreifen 20 – 60 m über dem
rezenten Meeresspiegel. Im Norden des Libanon erreicht sie ihre größte Ausdehnung
in Form der Akkarebene, die über den Grenzfluß Nahr el Kebir noch weit in den
syrischen Raum reicht (KLAER, 1962). Bei Damour, um Sidon und Tyr ist die Ebene
mit einer Breite von etwa 1000 m ausgebildet. In den übrigen Küstenabschnitten
reichen die Gebirgsausläufer des Libanon bis an das Mittelmeer.
b)
Libanongebirge
Parallel zur Mittelmeerküste und der Küstenebene verläuft das Libanongebirge. Im
Norden bildet das Libanongebirge eine 60 km lange Hochfläche mit dem höchsten
Berg des Landes – dem Qornet es Saouda mit 3088 m. Nach Osten fällt das Gebirge
mit einer Sprunghöhe von 1000 m sehr steil ab. Südlich und südöstlich von Beirut
sinkt das Bergland langsam ab. Dort schließt sich im Osten der langgestreckte und
bis zu 2000 m hohe Gebirgsrücken Jabal Barouk an. Das Gebirge verliert in südlicher
Richtung bis nach Marjayoun etwa 1000 Höhenmeter.
c)
Bekaa-Ebene
Eingerahmt von dem Libanongebirge und dem Antilibanon befindet sich die 160 km
lange und 10 – 16 km breite Bekaa-Ebene. Sie wird vom Litani, dem längsten Fluß
(140 km) des Libanon, durchflossen.
d)
Antilibanon und Hermon
Im Grenzbereich zu Syrien verläuft der Antilibanon mit einer durchschnittlichen Höhe
von 2200 m. Der sich im Süden anschließende Hermon erreicht eine Höhe von 2814
m.
1.4 Klima
Libanon gehört aufgrund seiner geographischen Lage zu dem subtropischmediterranen Klima bzw. Winterregenklima der Westseiten (FORKEL, 2004). Die
mittlere Jahrestemperatur liegt bei 20 °C und die durchschnittlichen
Niederschlagsmengen bei 800 mm bis 900 mm (THE WEATHER CHANNEL, 2003).
Durch den N-S-Verlauf der Gebirgsketten entsteht ein regional sehr unterschiedlich
ausgeprägtes Klima. In der Küstenebene liegt die gemittelte Monatstemperatur
zwischen 28 °C im Juli und 13 °C im Januar. Die Sommer sind heiß und schwül, der
Winter kühl und feucht (RATZKE, 2004). Die Bekaa-Ebene, die kontinentaler geprägt
ist, erreicht Temperaturen von 32 °C bzw. 7 °C, ist sehr heiß und trocken im Sommer
und im Winter kalt und schneearm. An den Westflanken des Libanongebirges
betragen die mittleren Jahresniederschläge ca. 1200 mm, können in den höheren
Lagen auch 2000 mm, meist in Form von Schnee, erreichen. Die Sommer sind in
diesen Bereichen kühl. Im nördlichen Teil der Bekaa-Ebene herrscht bereits
2
Wüstenrandklima, im südlichen Bereich gibt es jedoch noch Niederschläge zwischen
600 bis 800 mm (MICROSOFT ENCARTA, 2003).
1.5 Flora und Fauna
Die größten Säugetiere im Libanon sind Wölfe, Goldschakale, Wildesel, Bären und
Gazellen. Aufgrund des jahrhundertelangen Holzschlags sind Sträucher und Gräser
die Vegetationformen, die am weitesten verbreitet ist. Es gibt nur noch in den höher
gelegenen Gebirgsregionen Kiefern, Eichen und Zedern. 3,5 % des Landes sind
bewaldet.
1.6 Böden
Die häufigsten Bodentypen sind die Terrarossa, Rendzinen, Sandböden,
Gebirgsböden sowie Schwarz- und Grauböden. Im folgenden werden nur die
wichtigsten Bodentypen, die Terrarossa sowie die Schwarz- und Grauböden,
besprochen. Die Terrarossa bildet sich auf Kalksteinen aus, benötigt dazu allerdings
Niederschlagsmengen über 450 mm. Die Höhengrenze liegt zwischen 1500 und
1800 m (KLAER, 1962). Die Böden weisen aufgrund von Eisenoxid- und
Eisenhydroxidanreicherungen eine rote Farbe auf, sind entkalkt und im wesentlichen
fruchtbar, so daß ein Anbau von vielen Kulturen möglich ist. Die wirtschaftlich
ertragreichsten Böden befinden sich in der südlichen Bekaa-Ebene. Der Tongehalt
liegt zwischen 4 – 55 %. Der CaCO3-Gehalt variiert zwischen 3 und 87 %.
1.7 Bevölkerung
Im Jahr 2003 lebten im Libanon 3,7 Mio. Einwohner. Das ergibt eine
Bevölkerungsdichte von 351 Einwoh-ner/ km2. Das Land weist ein Bevölkerungswachstum von 1,8 % pro Jahr auf, das entspricht 26,9 Geburten/ 1000
Menschen. Die Lebenserwartung liegt insgesamt bei 69,9 Jahre, beträgt bei Männern
68,1 und bei Frauen 71,7 Jahre (STATISTISCHES BUNDES-AMT, 2004). 87,4 % der
Libanesen können lesen und schreiben. Die Anal-phabetenquote lag 1998 bei
Männern um 9 und bei Frauen um 21 %. Es gibt 20 Universitäten (1 staatlich, 19
privat) mit insgesamt 70.000 Studenten. Der Urbanisierungsgrad ist mit 90 % relativ
hoch. Die meisten Menschen leben in der Küstenregion, darunter 1,5 Mio. in Beirut,
160000 in Tripoli und 38.000 in Sidon. Die Kindersterblichkeitsrate be-trägt 26
Sterbefälle/ 1000 Lebend-geburten. 476 Einwohner kommen auf einen Arzt. Die
medizinische Versor-gung ist ungenügend, das Sozialver-sicherungssystem nur
rudimentär aus-gebildet und Krankenversicherung sowie Arbeitslosenhilfe bestehen
erst seit einigen Jahren (MICROSOFT ENCARTA, 2003).
3
Abb. 2: Bevölkerungsverteilung von 1992 (THE UNIVERSITY OF TEXAS, 2004)
1.8 Ethik, Sprache und Religion
Die Bevölkerung setzt sich aus 93 % Arabern, 6 % Armeniern, 1 % Kurden und
anderen ethnischen Gruppen zusammen. Die Amtssprachen sind arabisch und
französisch. Es werden libanesisch-syrische und palästinensische Dialekte sowie
Kurdisch und Armenisch gesprochen. Englisch und Französisch werden als
Handelssprachen verwendet. Die Lage des Libanon im Konvergenzbereich zwischen
Europa, Afrika und Asien führte zur Entwicklung von vielen verschiedenen
Glaubensgemeinschaften.
Im
Libanon
existieren
18
anerkannte
Religionsgemeinschaften. Die Christen machen 40 % der Libanesen aus. Mehr als
die Hälfte der Christen bekennen sich zum maronitischen Glauben, die anderen
gehören der griechisch-orthodoxen, griechisch-katholischen und armenischen Kirche
an. 60 % der im Libanon lebenden Menschen sind Muslime. Über die Hälfte der
moslemischen Bevölkerung gehört zu den Schiiten, ein Drittel zu den Sunniten und 7
% zu den Drusen (ERDKUNDE-ONLINE, 2002, MICROSOFT ENCARTA, 2003).
4
Abb. 3: Verteilung der Religionsgemeinschaften von 1983 (THE UNIVERSITY OF
TEXAS, 2004).
1.9 Verwaltung und Politik
Aufgrund der zahlreichen Glaubensgruppen werden die politischen Ämter nach der
Verfassung von 1926 einem festgeschriebenen Religionsproporz unterworfen. Die
libanesische Staatsform ist eine parlamentarisch-präsidiale Republik. Die
Staatsführung erfolgt durch den Staatspräsidenten, der die Exekutive vertritt. Er muß
maronitischer Christ sein, wird vom Parlament für eine Amtszeit von 6 Jahren
gewählt und ernennt die Regierung, die vom einem Ministerpräsidenten
(Premierminister), einem sunnitischen Muslim, geleitet wird. Der Parlamentspräsident
ist ein schiitischer Muslim. Er leitet die Legislative, die von der Nationalversammlung
ausgeübt wird. Die Nationalversammlung bzw. das Parlament besteht aus 128
Mitgliedern, die alle 4 Jahre in allgemeinen Wahlen festgelegt werden. Die Sitze im
Parlament werden zur Hälfte jeweils an Christen und Moslems vergeben. Der
Staatsrat leitet die Judikative, dem 11 Appellations- und 4 Kassationsgerichtshöfe
unterliegen. Der Grundstock des Justizsystems wird von 56 Einzelrichtergerichten für
Zivil- und Strafsachen gebildet.
1.10 Wirtschaft
Vor dem Beginn des Bürgerkrieges 1975 zählte der Libanon zu den bedeutendsten
Finanz- und Handelszentren im Nahen Osten. Seit 1990 erholt sich die Wirtschaft nur
5
sehr langsam. Der Libanon ist vor allem auf finanzielle Hilfe aus dem Ausland
angewiesen, um die Wirtschaft und die Infrastruktur wieder aufbauen zu können.
Die Angaben zur Anzahl der Arbeitslosen schwanken sehr stark zwischen 8,6 %
(STATISTISCHES BUNDESAMT, 2004) und 25 % (MICROSOFT ENCARTA, 2003).
Hunderttausende Bürgerkriegsflüchtlinge sowie über eine Million unabhängig davon
ausgewanderte Libanesen leben zur Zeit, zumeist als Händler, im Ausland. 2001
betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach dem STATISTISCHEN BUNDESAMT
16709 Mio. US-$, das jährliche reale BIP-Wachstum 1,3 %, das BIP (real) je
Einwohner 2890 US-$ und die Inflationsrate –0,4. Jedoch stehen den Importen mit
einem Wert von 6365 Mio. US-$ Exporte im Wert von 921 Mio. US-$ gegenüber
(STATISTISCHEN BUNDESAMT, 2004). Das BIP setzt sich zu 12 % aus
Landwirtschaft, zu 27 % aus Industrie und zu 61 % aus Dienstleistungen zusammen
(ERDKUNDE-ONLINE, 2002). Das durchschnittliche Jahreseinkommen je Einwohner
beträgt 2790 US-$. Wichtigstes Standbein der libanesischen Wirtschaft ist der
Handel mit Wertpapieren und Devisen.
Die Zahl der Erwerbstätigen im landwirtschaftlichen Sektor variiert in den Angaben,
ähnlich der Arbeitslosenrate, sehr stark von 7,3 % (MICROSOFT ENCARTA, 2003)
bis 50 % (ERDKUNDE-ONLINE, 2002). Etwa 32,5 % des Staatsgebiets, vor allem die
Küsten- und Bekaa-Ebene, werden landwirtschaftlich genutzt. Es werden
hauptsächlich Tabak, Obst (Zitrusfrüchte, Bananen und Äpfel), Gemüse, Zuckerrohr,
Oliven, Feigen, Mandeln und Weintrauben, in der Bekaa-Ebene auch Getreide und
Hanf, angebaut. Die höhergelegenen Bergregionen werden als Weideland für Schafe,
Ziegen und Rinder genutzt, was die Erosion der entwaldeten Flächen beschleunigt.
Abb. 4: Landnutzungskarte von 1993 (THE UNIVERSITY OF TEXAS, 2004)
6
Der Libanon verfügt nur minimal über Bodenschätze (Kohle, Eisenerz, Braunkohle,
Kalkstein, Salz). Aufgrund dessen verarbeitet die Industrie größtenteils einheimische
Rohprodukte bzw. importierte Rohstoffe und Halbwaren. Dabei werden vor allem
Nahrungsmittel, chemische Produkte, Baumwoll- und Seidenstoffe, Zigaretten,
Papier, Zement, Schmuck und Möbel erzeugt sowie Maschinen und Elektrogeräte
hergestellt. Einen weiteren sehr wichtigen Industriezweig stellen die Ölraffinerien bei
Tripoli und Sidon dar. Vor der Zerstörung der Anlagen im Bürgerkrieg wurde dort
importiertes Erdöl verarbeitet. Das Werk in Sidon wurde 1986 stillgelegt. Die
Raffinerie bei Tripoli soll wieder in Betrieb genommen werden. Im Industriesektor
sind 31 % der Erwerbstätigen beschäftigt (MICROSOFT ENCARTA, 2003). Die
wichtigsten Außenhandelspartner hinsichtlich des Exports sind Saudi-Arabien,
Schweiz, Jordanien, Kuwait und USA, in Bezug auf den Import Italien, Frankreich,
USA, Türkei und Saudi-Arabien sowie Deutschland und die Vereinigte Arabische
Emirate (ERDKUNDE-ONLINE, 2002, MICROSOFT ENCARTA, 2003).
Abb. 5: Industrielle Standorte im Libanon von 1993 (THE UNIVERSITY OF TEXAS,
2004)
7
Der vor dem Bürgerkrieg florierende Tourismus erholt sich in den letzten Jahren
nur sehr langsam. 1998 reisten 631.000 Touristen in den Libanon und brachten
Einnahmen in Höhe von 1,29 Mrd. US-$.
1.11 Literatur
ERDKUNDE-ONLINE (2002): Länderinformationen. – URL: http://www.erdkundeonline.de (19.02.2004)
FORKEL, M. (21.02.2004): Das Klima der Erde. – URL: http://www.m-forkel.de
(20.03.2004)
KLAER, W. (1962): Eine Landnutzungskarte von Libanon. – S. 11 – 31, Heft 10,
Heidelberger Geographische Arbeiten, Keysersche Verlagsbuchhandlung,
Heidelberg/ München.
RATZKE, N. (24.04.2004): Libanon-Info. – URL: http://www.libanon-info.de
(26.02.2004)
MICROSOFT ENCARTA (2003): Libanon. – URL: http://www.encarta.msn.de
(20.03.2004)
STATISTISCHES BUNDESAMT (2004): Auslandsstatistische Daten. – URL:
http://www.destatis.de (18.02.2004)
THE UNIVERSITY OF TEXAS (10.02.2004): Lebanon maps. – URL:
http://www.lib.utexas.edu (19.02.04)
THE WEATHER CHANNEL (2003): Médias e registros. – URL:
http://br.w3.weather.com (20.03.2004)
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