FORSCHUNG www.LTTT.uni-bayreuth.de Ins Innere der Flammen Raman-Messungen von Konzentrations- und Temperaturverteilungen Zum besseren Verständnis der chemischen Reaktionen in Flammen sowie zur Kontrolle technischer Verbrennungsprozesse ist eine orts- und häufig auch zeitaufgelöste Kenntnis der chemischen Zusammensetzung der Flamme nötig. Dabei sind besonders optische Messverfahren interessant, da diese nicht in den Verbrennungsprozess eingreifen. Raman-Spektroskopie Der Raman-Effekt beschreibt die Erscheinung, dass das Spektrum des Streulichts von mit monochromatischem (heute: Laser-) Licht bestrahlten Molekülen auch Linien aufweist, die sich von der Wellenlänge des eingestrahlten Lichtes unterscheiden. Treffen Photonen eines Lichtstrahls auf Moleküle, so bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten der Streuung: · die elastische, spektral unverschobene Rayleigh-Streuung; · die unelastische, spektral verschobene Raman-Streuung. Hat durch diesen Streumechanismus die Energie des Photons abgenommen, so ist seine Frequenz entsprechend in den roten Bereich verschoben. In diesem Fall spricht man von Stokes’schem Streulicht. Hat das Photon hingegen Energie von dem Molekül aufgenommen, so ist seine Frequenz in den blauen Bereich verschoben (anti-Stokes’sches Streulicht). Abb. 1: Typischer experimenteller Aufbau zur Ramanspektroskopie Abb. 2: Verteilung von Methan und Sauerstoff im Längsschnitt einer Flamme Die Abb. 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau des Experiments. LTTT · Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann · Universität Bayreuth · 95440 Bayreuth · Tel. (09 21) 55-71 60 · Fax (09 21) 55-71 65 · [email protected] Ins Innere der Flammen Da die so entstehenden Differenzen im Frequenzspektrum stoffspezifisch sind, lässt sich aus der spektralen Verschiebung die Identität eines Stoffes bestimmen. Die Intensität des RamanStreulichts ist proportional zur jeweiligen Stoffkonzentration. Zusätzlich lassen sich auch Temperaturen aus Raman-Spektren bestimmen. Flammenmessungen Die aus den Messungen erstellten zweidimensionalen Datensätze sind in den Abb. 2 bis 4 dargestellt. Aufgetragen sind die Stoffkonzentrationen (Molanteile) bzw. Gastemperaturen gegenüber der Höhe über der Brenneroberkante (HAB) und der radialen Position (x). Abb. 2 zeigt die Konzentrationen der Edukte Methan und Sauerstoff. Der Molanteil von Methan ist am höchsten nach dem Austritt aus dem Brennerrohr. Man erkennt deutlich die Abmessung des Brennerrohres mit einem Durchmesser von 13 mm. Der Sauerstoffanteil beträgt wie erwartet in der Umgebung der Flamme 21% und verschwindet in der Reaktionszone. Innerhalb des Flammenkegels kann man eine Sauerstoffkonzentration von bis zu 10% feststellen, was durch Ansaugen von Luft beim Ausströmen des Methans zu erklären ist. In Abb. 3 sind Konzentrationen der Verbrennungsprodukte Wasser und Kohlendioxid dargestellt. Die Konzentration von gasförmigem Wasserdampf beträgt im Außenbereich der Flamme bis zu 20%, während der Anteil an CO2 in der Spitze der Flamme Werte bis 8% erreicht. Abb. 4 zeigt die Konzentration von Stickstoff sowie die daraus berechneten lokalen Flammentemperaturen.Wie zu erwarten bleibt die Stickstoffkonzentration durch die chemische Reaktion unverändert, lediglich über dem Brennerrohr ist eine Verdünnung durch das ausströmende reine Methangas zu beobachten. Die Temperaturdaten wurden durch einen Vergleich mit in der Umgebung der Flamme gemessenen Temperaturen kalibriert. Im Inneren der Flamme herrschen Temperaturen von etwa 1500 K vor, die zum Flammenrand hin bis auf etwa 2000 K ansteigen. Abb. 3: Verteilung von Wasser und Kohlendioxid im Längsschnitt einer Flamme Abb. 4: Verteilung von Stickstoff und der Temperatur im Längsschnitt einer Flamme Veröffentlichungen: B. Mewes: Entwicklung der Phasenspezifischen Raman-Spektroskopie zur Untersuchung der Gemischbildung in Methanol- und Ethanolsprays. Band 8 der Reihe: D. Brüggemann (Hrsg.): Thermodynamik - Energie, Umwelt, Technik. ISBN 3-83250841-4, Logos-Verlag, Berlin, 2005 T. Schittkowski, B. Mewes und D. Brüggemann: LII and Raman measurements in sooting methane and ethylene flames. Phys. Chem. Chem. Phys. 4, 2063-2071 (2002). T. Schittkowski und D. Brüggemann: Ramanspektroskopie und ihr Einsatz zur ortsaufgelösten Bestimmung von Gaskonzentrationen in rußenden Flammen. Chemie Ingenieur Technik 7, 1012-1016 (2002) Förderung: Die Ergebnisse sind teilweise im Verbundprojekt “Rußbildung und -oxidation” entstanden, welches von der VolkswagenStiftung mit Nr. 75455 gefördert wurde. Weitere Informationen: Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann, Tel. (0921) 55-7160 [email protected] LTTT · Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann · Universität Bayreuth · 95440 Bayreuth · Tel. (09 21) 55-71 60 · Fax (09 21) 55-71 65 · [email protected] RSFLA-1