Fleet Management Schwerpunkt: Car Policy Premiumfahrzeuge sind bei den Seinen Dienstwagen selber auswählen zu dürfen, ist ein besonderes Privileg, das vor allem auf Managementstufe Anwendung findet. Wir werfen einen Blick in dieses für die Autoimporteure und die Leasingindustrie wichtige Kundensegment. Text: Florian Tremp Audi steht bei der User/Chooser-Kundschaft hoch im Kurs. I n der Schweiz, einem der reichsten Länder der Welt, werden gerne teure, gut ausgestattete und hochmotorisierte Fahrzeuge gefahren. Das gilt auch oder insbesondere für Firmenfahrzeuge. «Im Kaderbereich werden nach wie vor eher teurere Fahrzeuge beschafft», weiss Pascal Seeger, Sales and Marketing Director bei Arval Schweiz. Einen Grund dafür sieht er darin, dass das Fahrzeug für Kadermitarbeiter als Lohnbestandteil gelte, während im Segment der Aussendienstmitarbeiter das Fahrzeug als reines Arbeitswerkzeug angesehen werde. Auch die Ausstattung der Dienstwagen ist nach wie vor hoch. «Es sind immer noch gut ausgestattete Fahrzeuge gefragt», erklärt Mauro Zanello, Fleet Sales Manager bei Volvo Schweiz, der jedoch betont, der Preis sei auch ein wichtiger Faktor. Doch was darf ein Firmenwagen eigentlich kosten? Dienstwagen dürfen über 100’000 Franken kosten Im Topmanagement – dem klassischen User/Chooser-Segment – darf ein Dienstwagen laut der «Car Policy Studie 2013» (siehe Grafik auf der gegenüberliegenden Seite) bis zu über 100’000 Franken kosten. Auch die monatliche Leasingrate fällt mit 1200 bis über 2500 Franken hoch aus. Beim mittleren Management sind es immer noch 900 bis 2000 Franken pro Monat oder 30’000 bis 80’000 Franken. Beim Vertrieb und beim kaufmännischen Aussendienst kann der minimale Betrag dann schon unter 30’000 Franken liegen, im Durchschnitt ist er nicht höher als 70’000 Franken – was immer noch eine stolze Summe ist. Das entspricht einer Leasingrate von 800 bis maximal 1750 Franken pro Monat. Diese drei Hierarchiestufen verfügen also über ein ordentliches Budget für einen Dienstwagen. Dementsprechend wundert es nicht, dass in diesen Kategorien gerne Premiumfahr- 38 aboutFLEET 1/2014 zeuge gefahren werden. Zwar ist beim Vertriebsaussendienst wie auch beim technischen Aussendienst VW die beliebteste Marke, gefolgt von Skoda, doch auf Platz drei findet sich mit Audi beim kaufmännischen Aussendienst bereits eine Premiummarke. Beim mittleren Management ist VW zwar immer noch an erster Stelle, jedoch dicht gefolgt von Audi. An dritter Stelle taucht dann mit BMW eine weitere Premiummarke auf. Beim Topmanagement kehrt sich das Ganze dann um: Hier ist Audi an erster Stelle, gefolgt von BMW und VW. Erkennbar ist in den Studienergebnissen die starke Dominanz von VW. Selbst in den oberen Hierarchiestufen ist die Marke beliebt. Das zeigt, dass trotz der hohen Budgets auch die Vernunft oder das Understatement eine Rolle spielen dürften. Spürbarer Kostendruck Ohnehin macht der Kostendruck auch vor den User/Choosern nicht halt. Bei MercedesBenz wie auch bei Lexus stellt man eine Reduktion der Ausgaben in diesem Segment fest. Auch Volvo-Flottenmanager Zanello sagt: «Die Ausgaben wurden in den letzten Jahren stark optimiert.» Fernando Guida, PSA-Flottenchef, schliesst sich dem an und sagt: «Der Kostendruck ist auch in diesem Bereich ersichtlich.» Anders sieht man es bei Arval: «Einschränkungen in Bezug auf die Fahrzeugauswahl, bedingt durch Kosteneinsparungsmassnahmen, finden eher in moderatem Masse statt», meint Seeger. Auch Roger Merki, Geschäftsführer von MF Fleetmanagement AG, meint: «Das Niveau bleibt unseres Erachtens stabil.» Alphabet-Chef Martin Erb sagt hingegen: «Grundsätzlich sind unsere Kunden immer auf der Suche nach Einsparpotenzialen.» Nach den Beobachtungen von Alphabet sollen die Einsparungen aber nicht für die User/Chooser fühlbar sein. Um diese im Grunde gegenläufigen Zielsetzungen zu erreichen, würden die Kunden versuchen, gleiche Leistungen günstiger einzukaufen. «Sie erhöhen dann den Druck auf die Lieferanten – sowohl auf die Fahrzeuglieferanten als auch auf die Leasing- und Fuhrparkmanagementanbieter», meint Erb. Firmenwagen: Berechtigungskriterien und Fahrzeugauswahl 15 14 7 5 15 12 4 4 9 56 19 33 27 34 14 40 54 43 mittleres management Freie wahl bis zu einer maximalen monatlichen gesamtkostenobergrenze Freie wahl bis zu einem höchstbetrag Auswahl aus einer Zahl von defi nierten marken und modellen 60 marke und modell werden vorgegeben 26 topmanagement Freie wahl Vert. / kauf. aussendienst technischer aussendienst Es haben 117 Unternehmen diese Frage beantwortet. Mehrere Antworten pro Mitarbeiterkategorie waren möglich. Es wurde jedoch nicht von allen für jede Mitarbeiterkategorie eine Antwort geliefert. In der Fahrzeugauswahl ist die Praxis recht heterogen. In der Regel hat das Topmanagement mehr Wahl. Fleet Management Schwerpunkt: Car Policy User/Choosern besonders beliebt «In den letzten Jahren stellen wir für User/ Chooser-Modelle eher eine leichte Reduzierung der Ausgaben fest», sagt auch Frédéric Rieder, Leiter Marketing und Verkauf bei der Mobility Solutions AG. Dies habe sicherlich auch mit der Entwicklung des Fahrzeugmarktes zu tun. «Man kriegt heute mehr Auto für das gleiche Geld als noch vor drei bis vier Jahren», so Rieder, der auch meint: «Das Geschäft ist unserer Meinung nach schwieriger geworden.» Die unterschiedlichen und ständig abwechselnden Beschaffungskonditionen – mit/ohne Euro-Boni, befristete Aktionen usw. – würden genaue Fahrzeugvergleiche weniger gut oder nur mit sehr grossem Aufwand erlauben. User/Chooser sind eine wichtige Herausforderung Alphabet-Chef Erb meint: «User/ChooserFlotten zu betreuen, ist schon immer eine grosse Herausforderung für uns als Dienstleister gewesen und wird es auch bleiben.» Der einzelne Fahrer versuche meist so viel Auto wie möglich für das zur Verfügung stehende Budget zu bekommen. Deshalb werden in der Regel Angebote für unterschiedliche Fahrzeuge und in mehreren Ausstattungsvarianten eingeholt. «Bis ein Entscheid für ein Auto gefällt wird, werden in einem iterativen Prozess nicht selten bis zu 10 unterschiedliche Angebote gerechnet», so Erb, der betont: «Teilweise erwarten die Fahrer auch neben der Beratung im Autohaus eine hersteller- und modellübergreifende Beratung zum Fahrzeug durch unsere Mitarbeiter.» Dies sei bei der heutigen Modell- und Ausstattungsvielfalt eine ex­ treme Herausforderung für die Mitarbeiter. Firmenwagen: finanzieller Rahmen – Höchstbeträge über 100’000 90’000–100’000 80’000–90’000 topmanagement 70’000–80’000 60’000–70’000 50’000–60’000 mittleres management 40’000–50’000 Vertrieb / kauf. aussendienst 30’000–40’000 20’000–30’000 tieferer wert topmanagement mittleres management User/Chooser-Kunden sind dennoch für die Fahrzeugimporteure und Leasingfirmen eine wichtige Kundschaft und haben einen hohen Stellenwert. Der Anteil des User/ Chooser-Prinzips macht bei Mobility Solutions etwa 35% und bei Arval zwischen 25 und 30% der Gesamtflotte aus. Arval-Manager Seeger räumt deshalb ein: «Der Stellenwert der User/Chooser-Kunden ist sehr hoch für uns.» In den letzten Jahren hätte Arval deshalb eine Reihe von unterstützenden Tools entwickelt, um den Anforderungen dieses spezifischen Kundensegments gerecht werden zu können. Auch bei der MF Fleetmanagement AG haben laut Aussage von Geschäftsführer Merki die User/ChooserKunden einen sehr hohen Stellenwert. Das gilt logischerweise ebenso für die Premiummarken: Bei Mercedes-Benz liegt der Anteil über 2500 2250–2500 2000–2250 topmanagement 1500–1750 1350–1500 mittleres management 1200–1350 1100–1200 1000–1100 Vertrieb / kauf. aussendienst 900–1000 technischer aussendienst 800–900 600–700 700–800 tieferer wert topmanagement Vert. / kauf. aussendienst technischer aussendienst Die Fahrzeugpreise für Managementfunktionen sind eindeutig höher als für andere Mitarbeitende, wobei die Praxis sehr heterogen ist. Firmenwagen: finanzieller Rahmen – Leasingrate in CHF 1750–2000 technischer aussendienst mittleres management Vert. / kauf. aussendienst technischer aussendienst Die monatliche Full-Service-Leasingrate ist für Managementfunktionen eindeutig höher als für andere. Die Raten sind über alle Mitarbeiterkategorien sehr heterogen. der User/Chooser-Kunden gar bei 75%, bei Volvo sind es auch rund 60%. B ei PSA mit den Marken Citroën und Peugeot ist der User/ Chooser-Anteil mit 30% zwar deutlich geringer, aber dennoch sehr wichtig, wie PSAFlottenchef Guida betont. Beim zum BMWKonzern gehörenden Leasingprovider Alphabet liegt der Anteil der User/ChooserKunden ebenfalls bei hohen 60%. AlphabetChef Erb sagt darum: «Das User/ChooserGeschäft hat für uns einen herausragenden Stellenwert.» Das soll seiner Meinung nach auch in Zukunft so bleiben, wenn das Portfolio wachse und immer mehr «weisse Flotten» und Transporter enthalten werde. «Unser Betreuungskonzept fokussiert die Flotten mit hohem User/Chooser-Anteil», so Erb. Nur ein kleiner Kreis hat freie Wahl Die «Car Policy Studie 2013» zeigt auf, dass Unternehmen aus den Sektoren Energie und Pharma, gefolgt von der Industrie und dem Retail-Bereich, am häufigsten einen Firmenwagen anbieten. Die Mitarbeiter im Topmanagement sind dabei die User/ChooserGruppe Nummer 1 (siehe Grafik). Sie dürfen in den meisten Fällen aus einer Auswahl von definierten Marken und Modellen auswählen. Fast annähernd so häufig haben sie jedoch ganz freie Wahl bis zu einem Höchstbetrag. Das mittlere Management darf schon seltener frei entscheiden. Hier werden überwiegend Marke und Modell vorgegeben bzw. der Mitarbeiter kann aus einer Zahl von definierten Marken und Modellen auswählen. Beim Vertriebsaussendienst zeigt sich dies noch deutlicher, beim technischen Aussendienst sind User/Chooser dann eher eine Seltenheit. ■ 1/2014 aboutFLEET 39