Grundlagen der Resonanztransformation von Andreas Spick Inhaltsverzeichnis Aufgabenstellung 4 1. Schwingkreis 5 2. Spannungsüberhöhung 7 3. Exkurs: Andere Verfahren zur Spannungserhöhung 9 4. Aufbau eines Gegentaktoszillators 12 5. Teslagenerator mit Röhrenansteuerung 13 6. Exkurs: Elektronenröhren 14 7. Teslatransformator mit Funkenstrecke 15 8. Netzteil für Röhrenexperimente (inkl. Bauteilliste und Layout) 17 9. Bedienungsanleitung für Netzgerät 19 10. Reflexion 20 11. Literatur 21 Anhang: Lastenheft Plasmahochtöner 22 Pflichtenheft Plasmahochtöner 23 Kaskade zur Ansicht 25 Gegentaktoszillator zur Ansicht 26 Aufgabenstellung Im Zuge der Abschlussprojektarbeit der Ausbildung zum Elektrotechnischen Assistenten plante ich ursprünglich einen Plasmahochtöner aufzubauen, der eine durch hochfrequente Hochspannung angeregte Plasmaflamme zur Übertragung von hörbarem Schall nutzt. Dieser liess sich allerdings in der Projektphase von 12 Wochen nicht in hinreichender Funktionssicherheit realisieren, was im Wesentlichen in der geplanten Röhrenschaltung begründet ist. Diese erwies sich als problematisch, da sich die Röhre dermaßen aufheizte, dass ihr Glaskolben sich zu verformen drohte. (Brandgefahr!!!) Da die recherchierten Grundlagen zur Plasmaanregung, insbesondere der Blitzerzeugung durch die sogenannte Tesla-Transformation, aber ein sehr interessantes Feld bieten, entschloss ich, das Projekt umzuwidmen. Abweichend vom ursprünglichen Lasten-/Pflichtenheft, welche sich im Anhang finden, wird jetzt also die Funktion eines Teslatransformators beschrieben, der mittels einer Funkenstrecke gezündet wird. Mit diesem lassen sich Spannungen im Kilovolt-Bereich erzeugen, die sich in beeindruckenden Blitzen entladen. Die diesen Entladungen zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten sollen Inhalt dieser Dokumentation sein. 1. Schwingkreis Jedes schwingende System besteht aus zwei Energiespeichern, zwischen denen die Energie pendeln kann. Man stelle sich ein schwingendes mechanisches Pendel vor, bei dem eine Metallkugel mit einer Masse m an einem Seil der Länge l aufgehängt ist. Der höchste Punkt des Ausschlags sei h, die örtliche Fallbeschleunigung g und die Geschwindigkeit der Kugel an ihrem tiefsten Punkt v. Hier sind einerseits die Lage der Kugel (Ep = m*g*h), sowie ihre Bewegung (Ek = m*v²/2) die "Energieträger". Je weiter das Pendel ausgelenkt wird, desto höher wird seine Lageenergie und desto höher wird seine kinetische Energie im tiefsten Punkt der Pendelstrecke sein. Andererseits wird das Pendel umso weiter ausschlagen, je mehr Bewegungsenergie ihm zugeführt wird. Würde ihm die Energie nicht durch natürliche Verluste ( z.B. Reibung) nach und nach entzogen, so würde es ohne Unterlass weiterpendeln. Im elektrischen Schwingkreis sind die Energien zum einen die Spannung U, welche zum Vergleich der Lageenergie Ep entsprechen soll, zum anderen der Strom I, welcher der Bewegungsenergie Ek gleichgesetzt sein soll. Die Energiespeicher sind die Induktivität L (als Stromspeicher) und die Kapazität C (als Spannungsspeicher). Wesentlich ist, dass verschiedenartige Energieträger zum Einsatz kommen. Zwei miteinander verbundene Kondensatoren würden ihre Ladungen austauschen, bis beide die gleiche Spannung führen. Ihre halbe Energie ginge dabei verloren. Rechenbeispiel: C1 = 100 µF, C2 = 100 µF, Ub = 10 V C1 ist auf die Betriebsspannung Ub aufgeladen und wird mit C2 verbunden, der entladen ist. Die Energie Wges ist in C1 gespeichert und beträgt: Wges = C1*U²/2, also 100 µF*(10 V)²/2 = 5 mWs Die Kondensatoren tauschen ihre Ladung aus, bis beide auf Ub/2 = 5 V geladen sind, also jeder Kondensator die Energie Wges/2 enthält: Wges/2 = C*U²/2, also 100µF*(5V)²/2 = 1,25 mWs Somit verliert das System seine halbe Energie, denn: Wges = 2*1,25 mWs = 2,5 mWs Anders sieht es aus, wenn der geladene Kondensator C mit einer Spule der Induktivität L verbunden wird. Es beginnt ein Strom durch die Spule zu fliessen, der die elektrische Energie in magnetische umwandelt. Die Induktivität wird geladen und erreicht ihren maximalen Energiegehalt, wenn der Kondensator komplett entladen ist. Jetzt treibt die Induktivität den Strom in gleicher Richtung weiter, gibt also die Energie an die Kapazität ab. Das hat zur Folge, dass sich der Kondensator mit umgekehrter Polarität auflädt. Die elektrische Energie in Form von Spannung im Kondensator hat ihren höchsten Betrag, wenn die Spule komplett entladen ist, der Strom also null wird. Die magnetische Energie, welche in der Spule gespeichert war, wurde in elektrische Energie umgewandelt. Dies ist der Moment, in dem der Kondensator seine diesmal gegensätzlich gepolte Energie wieder an die Spule abgibt, worauf diese den Strom weitertreibt und den Kondensator mit seiner ursprünglichen Polarität lädt. Dann beginnt der Vorgang von Neuem. Die verstreichende Zeit während des Ausgleiches ist abhängig von der Dimensionierung der Spule L und des Kondensators C. Rechenbeispiel: C = 100 µF, L= 10 mH Die Resonanzfrequenz fres des Schwingkreises berechnet sich: fres = 1/(2*p*(LC)^1/2), also 1/(2*p*(10 mH * 100 µF)^1/2) = 159,15 Hz Selbstverständlich ist kein Bauteil ideal, daher kommt es auch im elektrischen Schwingkreis zu Verlusten (z.B. durch Erwärmung der Bauteile). Eine wichtige Erkenntnis aus dem oben beschriebenen Verhalten des Schwingkreises ist aber dennoch, dass ein Bauteil nach einem Viertel der Schwingungsdauer seine gesamte Energie an das andere abgegeben hat. Die Spannung am Kondensator sinkt auf null Volt, wenn die Energie in der Spule ihr Maximum erreicht, während der Strom null Ampere beträgt, wenn der Kondensator die maximale Spannung führt. 2. Spannungsüberhöhung Was passiert nun, wenn man die Größe der Bauteile zueinander so verändert, dass sich die Resonanzfrequenz nicht ändert? Vergrössert man beispielsweise die Spule und verkleinert gleichzeitig den Kondensator im selben Maße, so muss der kleinere Kondensator eine wesentlich höhere Energie aufnehmen. Zur Erinnerung: der Kondensator speichert seine Energie in Form von elektrischer Spannung. Seine gespeicherte Energie berechnet sich W = C*U²/2, woraus ersichtlich ist, dass bei Verkleinerung der Kapazität zwangsläufig die Spannung steigen muss, soll die gleiche Energie gespeichert werden. Rechenbeispiel: C1 = 100 µF, C2 = 10 µF, U = 100 V Die in C1 gespeicherte Energie beträgt: W = C1*U²/2, also W = 100 µF*(100 V)²/2 = 0,5 Ws Soll diese Energie in C2 gespeichert werden, so wird die Spannung steigen: U = (2*W/C)^1/2, also (2*0,5 Ws/10 µF)^1/2 = 316,23 V Dieses Verhalten macht man sich bei der Resonanztransformation zu Nutze. Um den Transformator-Effekt zu untersuchen wird eine Schaltung aufgebaut: Versuchsbeschreibung: Beim Einschalten der Spannung leuchtet die Lampe 230V/25W nur schwach. Es ist zu sehen, dass die 40 V vom Trafo nicht reichen, um sie zu versorgen. Wird nun aber der Kondensator zugeschaltet leuchtet sie hell, als hätte man sie direkt an das Netz angeschlossen. Eine Messung der Spanung zeigte, dass an der Lampe jetzt 200 V anliegen, während am Trafo sekundärseitig nur 40 V gemessen werden. Es wurde ein Gesamtstrom von 0,8 A Was geschieht hier? Die Spule 800 mH bildet einen Schwingkreis mit dem Kondensator 12,5 µF, wenn der Schalter geschlossen wird. Die Resonanzfrequenz fres beträgt 50 Hz, entspricht also der Netzfrequenz. Der Widerstand R100k/1W dient lediglich als Entladewiderstand, damit nach dem Ausschalten keine lebensgefährliche Spannung am Kondensator stehenbleibt. Rechenbeispiel: I = 0,8 A, L = 800 mH, C = 12,5 µF Die Energie in der Spule berechnet sich: WL = L*I²/2, also WL = 800 mH * 0,8 A/2 = 0,256 Ws Diese Energie wird an den Kondensator abgegeben. Dieser speichert sie in Form von elektrischer Spannung: U = (2*W/C)^1/2, also (2 * 0,256 Ws/12,5µF)^1/2 = 202,39 V Das kommt dem gemessenen Wert schon sehr nahe. Die Differenz von 2,39 V darf getrost den natürlichen Verlusten zugeschrieben werden. Dieses Experiment zeigt bereits die einfachste Form der Resonanztransformation, wie sie in der Hochfrequenztechnik häufig verwendet wird. Dort ist sie effektiver als die herkömmliche, elektromagnetische Transformation, da es relativ aufwändig und teuer ist, HF-geeignete verlustarme Ferrite herzustellen. 3. Exkurs: Andere Verfahren zur Spannungserhöhung Im Zuge der Vorversuche zum Projekt Plasmahochtöner wurden bereits ein paar Schaltungen untersucht, mit denen sich höhere Spannungen erzeugen lassen. Auch wenn diese mit der Resonanztransformation nicht zusammenhängen, sollen sie hier erwähnt werden. Die bekannteste Form ist sicherlich der induktive Umformer, der gemeine Trafo, der die elektrische Energie in der Primärspule in magnetische Energie wandelt, die sekundärseitig wieder in elektrische Energie zurückgewandelt wird. Das Übersetzungsverhältnis wird hier über die Anzahl der Windungen der beiden Spulen bestimmt, die über einen gemeinsamen Eisen- oder Ferritkern fest gekoppelt sind. Schaltet man mehrere Transformatoren sekundärseitig parallel, lässt sich ein höherer Strom entnehmen, Serienschaltung erhöht die Spannung. Es besteht auch die Möglichkeit Transformatoren, die eigentlich zum Heruntertransformieren der Netzspannung auf gebräuchliche Werte gedacht sind umzudrehen, also ihre Sekundärwicklung mit Netzspannung zu versorgen und an der Primärwicklung eine entsprechend hohe Spannung abzunehmen. Rechenbeispiel: Up = 230 V / 50 Hz, Us = 40V Das Übertragungsverhältnis berechnet sich: ü = N1/N2 = U1/U2 = 230 V / 40 V = 5,75 Jetzt die Sekundärseite am 230 V Netz angeschlossen: U1 = U2 * ü = 230 V * 5,75 = 1322,5 V Dem sind allerdings Grenzen gesetzt, denn eine Spule, deren Windungen eigentlich für 230 V isoliert sind kann durch Hochspannungs-Überschläge zwischen den einzelnen Windungen zerstört werden. Wenn man sich für Hochspannungsexperimente interessiert, wird man früher oder später bei den Spezialisten unter den induktiven Trafos landen. Diese seien hier nur kurz erwähnt: Ölbrennertrafos (OBIT-oil burner ignition transformer) stammen aus der Heizungstechnik und liefern 10 kV Leerlaufspannung Mikrowellentrafos (MOT-microwave oven transformer) stammen aus dem Küchengerät und liefern 2-4 kV bei Leistungen um 1000 W Diese beiden Trafotypen können primärseitig direkt ans Netz angeschlossen werden, was ihre Verwendung sehr einfach macht. Jedoch hat die niedrige Netzfrequenz von 50 Hz auch Nachteile. Die in der Sekundärwicklung induzierte Spannung U hängt von der Anzahl der Windungen N, der Änderung des magnetischen Flusses DF und der verstreichenden Zeit Dt ab. Rechenbeispiel: Ein am Netz angeschlossener Trafo mit 500 Sekundärwicklungen ändert sein magnetisches Feld mit jeder Halbwelle der Netzfrequenz, also 100 mal pro Sekunde, und wird somit alle 10 ms ummagnetisiert. Der magnetische Fluss ändert sich dabei um 2 mVs. Die induzierte Spannung beträgt demnach: U = N * DF/Dt = 500 * 2 mVs / 10 ms = 100 V Jetzt wird der gleiche Trafo mit einer Primärspannung gleichen Betrages aber der zehnfachen Frequenz betrieben: U = N * DF/Dt = 500 * 2mVs / 1 ms = 1000 V Durch eine erhöhte Ansteuerfrequenz arbeitet der Trafo also effizienter. Zudem wird es einfacher, diese Spannung gleichzurichten oder zu vervielfachen, da die erforderlichen Kondensatoren wesentlich kleiner zu dimensionieren sind. Trafotypen die mit höherer Frequenz arbeiten: Zeilentrafos aus dem Fernseher liefern je nach Ausführung 10-30 kV bei ca. 15-20 kHz, was natürlich eine entsprechende Ansteuerschaltung notwendig macht. Zündspulen aus dem Kraftfahrzeugbereich bringen bis zu 60 kV. Ihre Ansteuerung kann jedoch wesentlich einfacher ausgeführt sein, da ihr Übertragungsverhältnis wesentlich höher (ca. 1:100) liegt. Mit allen Trafos lassen sich ausschließlich Wechselspannungen erzeugen, die man durch geeignete Schaltungen gleichrichten oder weiter vervielfachen kann. Eine Gleichrichterschaltung zur Verdopplung der Spannung findet sich zum Beispiel im Netzteil für Röhrenexperimente, welches weiter unten noch vorgestellt wird: Beschreibung der Schaltung: Die Schaltung besteht aus zwei Einweg-Gleichrichtern mit Lastkondensatoren. Diese werden abwechselnd jeweils auf den Scheitelwert der Eingangsspannung aufgeladen. Durch Addition ergibt sich am Ausgang (+/-) eine Gleichspannung vom etwa doppelten Scheitelwert. Die Dioden müssen für die Spitze-Spitze-Spannung, die Kondensatoren aber nur für den einfachen Scheitelwert dimensioniert sein. Eine weitere Schaltung aus Kondensatoren und Dioden ist die sogenannte Kaskadenschaltung: Das besondere daran ist, dass man sie quasi beliebig fortsetzen kann. Eine Kaskade, die aus n Stufen aufgebaut ist, liefert die 2n-fache Scheitelspannung. Rechenbeispiel: Eine Eingangswechselspannung von 500 Veff soll eine 10-fache Kaskade ansteuern. Wie groß ist die Gleichspannung am Ausgang ggü. Masse? Ua = 2n * û = 2n * Ueff * 2 ^ 1/2 = 20 * 500 V * 1,414 = 14,14 kV Hieraus ist sehr gut zu sehen, welch beeindruckende Spannungen aus dieser Schaltung erzeugt werden können. Zwischen den einzelnen Stufen beträgt die Spannung lediglich 2û, weshalb auch die Gleichrichter und die Kondensatoren nur für diesen Wert ausgelegt sein müssen. Mit der beiliegenden Schaltung (1) wurden Spannungen von über 7,2 kV aus einer Eingangsspannung von 600 Vss erzeugt. 4. Aufbau eines Gegentaktoszillators Im Folgenden soll der Aufbau einer Schaltung beschrieben werden, die sich z. B. zum Ansteuern eines Zeilentrafos eignet. Sie wird benutzt, um eine höhere Ausgangsleistung des Schwingkreises zu erreichen. Es handelt sich dabei im Prinzip um einen kleinen Mittelwellensender. Beschreibung: Die Spule L1 bildet mit dem Kondensator C3 einen Parallelschwingkreis. Dieser bestimmt die Resonanzfrequenz der Schaltung. Die Basisanschlüsse der Transistoren sind jeweils mit den gegenüberliegenden Endanschlüssen von L1 verbunden. Durch diese Gegenkopplung werden T1 und T2 abwechselnd durchgesteuert, dem Schwingkreis wird Energie zugeführt. Die Widerstände R1 und R2 stellen den Arbeitspunkt der Transistoren ein und werden von C1 bzw. C2 wechselstrommäßig überbrückt. Entsprechend dimensioniert lassen sich mit der Schaltung hochfrequente Spannungen bis zu 1000 V erzeugen. Wickelt man L1 auf den Kern eines Zeilentrafos, liegen sekundärseitig Spannungen im Bereich von 20 kV an. Beim Aufbau ist auf eine symmetrische Anordnung zu achten. Eine mehrfach abgeänderte Versuchsanordnung (2) liegt dieser Dokumentation zu Anschauungszwecken bei. 5. Teslagenerator mit Röhrenansteuerung Teslaspulen werden als Resonanztransformatoren zur Erzeugung hoher Spannungen benutzt. Bei diesen Umformern sind zwei Schwingkreise mit gleicher Resonanzfrequenz aber unterschiedlicher Güte lose gekoppelt. Die unten skizzierte Schaltung wurde mit 180 Veff betrieben und brachte nach einiger Überarbeitung und sorgfältiger Erdung eine Plasmaflamme von rund 5 mm an der Spitze der Sekundärspule L2 hervor. Da die Durchbruchfeldstärke von Luft 30 kV/cm beträgt, wird die Spannung bei 15 kV gelegen haben. Die Sekundärspule war etwa 30 cm lang, wurde mit Kupferlackdraht von 0,3 mm auf ein 15 mm starkes PVC Rohr einlagig gewickelt und mit Nagellack fixiert. Der provisorische Versuchsaufbau entstand auf einem Laminatstreifen. Mit dem Drehkondensator C1 liess sich der Primärkreis auf Resonanz abstimmen. Beim Versuch, größere Entladungen hervorzurufen wurde auf eine Röhre vom Typ EL 519 ausgewichen, die in etwa die doppelte Anodenverlustleistung der hier verwendeten EL 504 hervorbringt. Die beiden Typen besitzen beide einen Magnovalsockel und verwenden die gleiche Heizspannung von 6,3 V. Verlockend war auch der Gedanke, die wesentlich höhere Betriebsspannung der EL 519 (bis zu 700V) auszunutzen. Da das weiter unten beschriebene Netzteil für Röhrenexperimente und ein entsprechender Trenntrafo mittlerweile vorhanden waren stand dem Versuch nichts mehr im Weg. Das Ergebnis war katastrophal: Nachdem ein Blitz von wenigen Zentimetern aus der Spitze ausgetreten war, wanderte er an der Spule herab, die im nächsten Moment kurz aufglühte und dann rauchend abknickte. 6. Exkurs: Elektronenröhren Die Elektronenröhre besteht aus mehreren Metallelektroden, die in einem luftdicht geschlossenen, evakuierten Glaskolben angeordnet sind. Eine Röhre mit Katode, Anode und Steuergitter nennt man, nach der Zahl ihrer Anschlüsse, Triode. Die Katode muss bis zur Rotglut erhitzt werden, damit Elektronen aus dem Metall austreten können. Wieviele Elektronen aus der Katode austreten, hängt neben der Temperatur entscheidend von ihrem Material ab. So beträgt die Bindungsenergie von Wolfram beispielsweise 4,5 eV. Andere Metalle haben geringere Bindungsenergien. Zur Verwendung kommen hier auch Thorium (2,9-3,4 eV), Cäsium (1,4 bis 1,9 eV) und Barium (1,5 eV). Liegt an der Anode ein positives Potenzial, werden die Elektronen von ihr angezogen. Meist legt man an das Steuergitter eine gegenüber der Katode negative Spannung. Dadurch werden die Elektronen auf ihrem Weg zur Anode abgestoßen. Über die Höhe der negativen Steuerspannung lässt sich somit der Anodenstrom steuern. Das Gitter selbst bleibt dabei stromlos, solange es ausreichend negativ gegenüber der Katode ist (ca. -1 V). Zur Verbesserung der elektrischen Eigenschaften haben viele Röhren noch zusätzliche Hilfsgitter. Ein Schirmgitter, das positiv geladen wird dient einerseits zur Reduzierung der internen Röhrenkapazitäten und beschleunigt andererseits die Elektronen auf dem Weg zur Anode. Ein Bremsgitter vor der Anode, welches auf Katodenpotential gelegt wird dient dazu, Elektronen, die von der Anode abgeprallt sind, zurück zur Katode zu leiten. Eine solche Röhre mit fünf Anschlüssen heißt Pentode. Wegen ihrer geringen kapazitiven Rückwirkungen vom Ausgang auf den Eingang werden sie oft in Resonanzverstärkern eingesetzt. In der modernen Elektrotechnik werden die Aufgaben der Röhre meist von Halbleitern übernommen. Diese sind durch Massenproduktion mittlerweile wesentlich billiger, benötigen keine separate Heizspannung und sind in punkto Lebensdauer den thermisch stark belasteten Röhren überlegen. In grösseren Sendeanlagen (Rundfunktechnik) sind sie aber nach wie vor oft die bessere Wahl. 7. Teslatransformator mit Funkenstrecke Die eindrucksvollste Resonanztransformation mit einem Teslatrafo wird erreicht, wenn der Primärschwingkreis bereits durch eine hochfrequente Hochspannung angeregt wird. Diese wird erreicht, indem mit einer ausreichend dimensionierten Energiequelle (Hochspannungstrafo) der Hochspannungskondensator C geladen wird bis dieser bei Erreichen der Durchbruchspannung eine Funkenstrecke zündet. Diese wird niederohmig und lässt die Spannung an der Primärspule schlagartig zusammenbrechen. Dadurch wird eine starke Änderung ihres magnetischen Flusses (∆Φ) in kürzester Zeit (∆t) erreicht. Der Primärschwingkreis, der aus dem Kondensator C und der Spule L1 besteht wird dadurch angeregt. Durch die präzise Abstimmung auf die selbe Resonanzfrequenz und die lose Kopplung an den Primärschwingkreis wird auch der Sekundärschwingkreis zu einer gedämpften Schwingung angeregt. Auf den ersten Blick besteht der Sekundärschwingkreis lediglich aus einer am unteren Ende geerdeten Spule und man mag sich fragen, wie diese einen Schwingkreis bilden kann. Zum besseren Verständnis muss man sich vor Augen führen, dass überall, wo sich Flächen unterschiedlicher Ladung gegenüberstehen Kapazität besteht. So bildet beispielsweise der am oberen Ende der Spule montierte Torus mit seiner Fläche eine Kapazität gegenüber Erde. Weitere nicht direkt sichtbare, aber wirksame Kondensatoren bilden die Oberflächen der Windungen der Sekundärspule. Diese kleinen Kapazitäten reichen in Verbindung mit der relativ großen Spule aus, um einen Schwingkreis zu bilden. Entspricht jetzt noch die Länge ldraht des aufgewickelten Drahtes der Sekundärspule einem Viertel der Wellenlänge λ der Resonanzfrequenz fres, so wird sich an ihrer Spitze ein Spannungsbauch ausbilden, der den Torus mit maximal positivem Potenzial lädt. Rechenbeispiel: Die Sekundärspule hat einen Durchmesser d von 110 mm und ist mit Kupferlackdraht von 0,56 mm Durchmesser ddraht auf einer Länge l von 480 mm einlagig gewickelt. N = l / ddraht = 480 mm / 0,56 mm = 857 Windungen Der Umfang u der Spule beträgt: u = π ∗ d = π * 110 mm = 345,58 mm Die Länge ldraht des Drahtes berechnet sich also: ldraht = u * N = 345,58 mm * 857 = 296,16 m Die Länge ldraht soll λ/4 entsprechen. Die optimale Resonanzfrequenz liegt also bei: f = c/λ = 300 * 10^6 m/s / 4 * 296,16 m = 253,24 kHz Dieser Wert kommt der gemessenen Resonanzfrequenz unserer Versuchsspule (263 kHz) schon sehr nahe. 8. Netzteil für Röhrenexperimente Um mit Röhrenschaltungen zu experimentieren, braucht man oft verschiedene Spannungen. Gebräuchliche Röhren benötigen je nach Typ Heizspannungen von 6,3 V bis 40 V bei zum Teil enormen Strömen. Die Anodenspannungen liegen bei Verstärkerröhren (meist Pentoden oder Leistungstrioden) zwischen 200 und 700 V. Um Gleichspannungen dieser Höhe zur Verfügung zu haben wurde eine entsprechende Schaltung gesucht. So konnte dem abgebrochenen Projekt Plasma doch noch etwas abgewonnen werden. Denn das dort benötigte Netzteil bietet hierfür beste Voraussetzungen. Es stellt Gleichspannungen von bis zu 600 V gegen Masse oder aber je eine positive und eine negative Spannung von 300 V (für Gegentaktverstärker) zur Verfügung. Diese wird durch eine Gleichrichterschaltung mit Spannungsverdopplung erreicht, die bereits beschrieben wurde. Der Niederspannungsteil bietet 8 V Gleichspannung bei einer Belastung von 50 Ohm ( Brummspannung < 0,6 V). Erst bei einer Last von weniger als 10 Ohm bricht die Spannung auf Werte unter 6 V ein. Zum Betrieb des Netzteils ist es erforderlich, dem Gerät einen Trenntrafo (z.B. 230 V / 150 VA) vorzuschalten. Die Kondensatoren der Verdopplerschaltung ziehen im Einschaltmoment einen hohen Strom, der sonst die Sicherung auslöst. Durch die Phasenverschiebung der Transformatorspule wird dieses Problem umgangen. Bauteilliste Netzteil für Röhrenexperimente: 1 Trafo 6 V/ 10 VA 2 Elektrolyt-Kondensatoren 470 µF/ 400 V 7,35 2 Widerstände 680 kOhm/1W 0,15 2 Dioden 1N5004 0,09 2 Dioden 1N4007 0,07 1 Elektrolyt-Kondensator 2200 µF/ 35 V 2,35 1 Brückengleichrichter 40B3300/5000 1 Platine Europaformat 2 Kondensatoren 150nF / 400 V 1,05 1 Kondensator 100nF / 400 V 1 Widerstand 560 Ohm 1 ABS Gehäuse mit ALU-Frontplatte 1 Polklemmen Set 10 St. 1 Schalter 1 Kaltgerätestecker mit Sicherungshalter und Schalter 3 Leuchtdioden 0,09 Summe 4,60 14,70 0,30 0,18 0,07 4,70 0,89 3,85 2,10 0,82 0,09 7,85 4,99 1,57 3,85 0,27 50,83 Layout des Netzgerätes für Röhrenexperimente 9. Bedienungsanleitung für Netzgerät Dieses Gerät ist einfach in der Handhabung. Trotzdem sollten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit einige Punkte beachten: Verwenden Sie das Gerät immer mit einem Trenntrafo!! Durch den hohen Einschaltstrom der Schaltung kann andernfalls die Sicherung auslösen. Sicherheitshinweis: Die Kondensatoren der Verdopplerschaltung laden sich auf den Scheitelwert der Netzspannung (325 V) auf!! Die Entladung über die Entladewiderstände dauert 27 Minuten. Zum Gebrauch verbinden Sie das Gerät mittels einer Kaltgeräteleitung mit dem Trenntrafo (nicht im Lieferumfang enthalten). Schalten Sie das Gerät ein, indem Sie "Power" betätigen. Sie können jetzt einen Verbraucher (z.B. Röhrenheizung) an die Klemmen "8 V" anschließen. Um hohe Gleichspannungen von "300 V" oder "600 V" abzunehmen verbinden Sie den Verbraucher mit den entsprechenden Klemmen. Die Plus-Anschlüsse sind rot, der mit "0 V" gekennzeichnete Anschluss ist der Minuspol des Gleichrichters/Verdopplers. Hochfrequenzschaltungen benötigen oft einen definierten Erdungsanschluss. Die nicht beschriftete Polklemme auf der Frontplatte ist mit dem PE-Anschluss des Kaltgerätesteckers verbunden und dient dazu, ihre Schaltung zu erden. 10. Reflexion Ausgehend von meinem ursprünglichen Projektziel, der Herstellung eines auf den Grundlagen der Resonanztransformation basierenden Plasmalautsprechers, eröffnete mir die Projektarbeit erste Einblicke in die faszinierende Welt der Teslatransformation. Die Möglichkeit, durch eine auf den ersten Blick relativ einfache Schaltung beeindruckende Blitze zu erzeugen, fesselte mich sofort. Ein tieferer Einstieg in die Materie zeigte, dass die Zusammenhänge nicht so simpel sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Auch für Röhrenschaltungen konnte ich mich schon seit geraumer Zeit erwärmen, experimentierte mit Röhrenverstärkern einfacherer Bauart. Klar, dass ich diese Themen in mein Abschlussprojekt einzubinden versuchte. Nach anfänglichen logistischen Problemen (Verfügbarkeit der passenden Röhren und diverser Hochspannungsbauteile) begann ich mit dem Aufbau des Plasmalautsprechers und stiess auf technische Probleme, die sich recht bald als unüberwindbare Hürde herauskristallisierten und letztlich zum Abbruch des Projektes führten. Im Wesentlichen war es die übermäßige Erwärmung der verwendeten Röhren, die mich aus Vernunftgründen bewog, das Ziel der modulierten Plasmaerregung vorerst auf Eis zu legen und mich eines anderen Themas anzunehmen. So freute ich mich sehr, als mir Herr Kamin seine Unterstützung bei der Arbeit an einem Funkenstrecken -Teslatrafo (sgtc – spark gap tesla coil) anbot. Die Arbeit daran gestaltete sich sehr interessant und lehrreich. Nie zuvor hatte ich dermaßen viele Versuchsaufbauten in so kurzer Zeit erstellt. Zu jeder Unterrichtsstunde brachte Herr Kamin neue Ideen mit, die in das Projekt einflossen. Die Projektphase hat mir, so stressig sie auch zeitweise war, persönlich sehr viel gegeben und ich werde mich auch weiterhin mit dem Thema Resonanztransformation beschäftigen, dass noch viel Spielraum für spassige Tüfteleien bietet. Andreas Spick Feldbergen, 08. Juni 2006 11. Literatur Bei der Arbeit am Projekt Plasmahochtöner/Teslatransformator war die Lektüre folgender Bücher sehr aufschlussreich: "Röhren-Projekte von 6 bis 60V" von Burkhard Kainka, Elektor-Verlag "Experimente mit Hochspannung" von Jochen Kronjäger, Franzis-Verlag "Blitz & Donner selbst erzeugt" von Günter Wahl, Franzis-Verlag "Experimente mit Hochfrequenz" von Harald Chmela, Franzis-Verlag "Das komplette Werkbuch Elektronik" von Dieter Nührmann, Franzis-Verlag "Minispione" von Günter Wahl, Franzis-Verlag Des Weiteren dienten folgende Internetseiten der Sammlung wertvoller, hilfreicher Informationen: www.plasmatweeter.de von Ulrich Haumann www.jogis-röhrenbude.de von J. Gittel www.hcrs.at von Harald Chmiela und Richard Smetana www.ctc-labs.de von Martin Ebbefeld www.hardcoreaudio.de von Sebastian ?