Übung Halbleiterschaltungstechnik WS 2011/12 Übungsleiter: Hannes Antlinger Martin Heinisch Thomas Voglhuber-Brunnmaier Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik Altenbergerstr. 69, 4040 Linz, Internet: www.ime.jku.at Inhaltsverzeichnis Allgemeine Informationen 1 1 Wiederholung: Lineare Netzwerke 1.1 Ersatzspannungsquelle, Ersatzstromquelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Superpositionsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 3 2 Diode 2.1 Kennlinie der Diode . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Grafische Netzwerkanalyse . . . . . . . . . . . 2.3 Temperaturabhängigkeit der Diodenparameter 2.4 Zenerdiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Kleinsignalverhalten . . . . . . . . . . . . . . i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 6 10 11 11 Allgemeine Informationen Aufgabenkatalog www.ime.jku.at → Downloads → Downloads Halbleiterschaltungstechnik Übungsmodus • Anwesenheitspflicht • Gemeinsames Lösen ausgewählter Übungsaufgaben • 2 Übungstests: – Ende November/Anfang Dezember und Ende Jänner – 3 gleichwertige Aufgaben je Test – 100 Punkte je Test – Minimum: 100 Punkte gesamt – Taschenrechner nach Wahl – keine Formelsammlung • Vorlesungsklausur: – Februar – Theorieteil und Rechenteil (analog zu Übungstests) – Mündliche Abschlussprüfung nach bestandener schriftlicher Klausur 1 1 Wiederholung: Lineare Netzwerke 1.1 Ersatzspannungsquelle, Ersatzstromquelle Ein lineares Netzwerk ist ein elektrisches Netzwerk, das ausschließlich aus linearen Elementen (R, L, C), idealen Konstantstrom- und/oder Spannungsquellen besteht. Jedes lineare (Teil)-Netzwerk kann durch eine Ersatzspannungsquelle bzw. durch eine Ersatzstromquelle dargestellt werden, wobei deren Verhalten äquivalent sind. Zur Ermittlung der Ersatzschaltungen bestimmt man (i.A. nur zwei der drei aufgelisteten Größen): • Innenwiderstand Ri bzgl. jenes Klemmenpaares, das in der Ersatzschaltung den Ausgang darstellt. Dafür werden alle Spannungsquellen durch Kurzschlüsse und alle Stromquellen durch Leerläufe ersetzt • Leerlaufspannung UL , die sich bei offenen Klemmen einstellt, • Kurzschlussstrom IK , der sich bei kurzgeschlossenen Klemmen ergibt. Die Ersatzquellen-Parameter verbindet die Beziehung IK = 1. 2. UL Ri oder Lineares Netzwerk (1.1) 3. ESB Ersatzspannungsquelle Ersatzstromquelle Lineares Netzwerk Abbildung 1.1: Bestimmen einer Ersatzspannungs-/ stromquelle 2 1 Wiederholung: Lineare Netzwerke 1.2. Superpositionsgesetz 3 Aufgabe 1 Lineare Ersatzquellen Bestimmen Sie für den strichliert umrandeten Teil der gegebenen Schaltung die Ersatzspannunsquelle sowie deren Ersatzstromquelle. 1.2 Superpositionsgesetz Enthält ein lineares (Teil)-Netzwerk mehrere Quellen, so kann der Strom bzw. die Spannung in einem bestimmten Zweig durch Superponieren der Einzelwirkungen der Quellen bestimmt werden. Um die Spannung (den Strom) bzgl. einer einzelnen Quelle im ausgewählten Zweig zu bestimmen, ersetzt man bis auf diese eine Quelle alle Spannungsquellen durch Kurzschlüsse und alle Stromquellen durch Leerläufe und ermittelt die Spannung (den Strom) in diesem Zweig. Diesen Vorgang wiederholt man für jede der im Netzwerk vorhandenen Quellen und addiert abschließend die einzelnen Teilergebnisse. In Abb. 1.2 sind zwei Spezialfälle gezeigt, bei denen beim Betrachten der Einzelwirkungen Kurzschlüsse und Leerläufe auftreten. D.h. die betrachteten Quellen liefern keinen Spannungs-/ Stromanteil am Lastwiderstand RL . 1. , 2. , Abbildung 1.2: Leerläufe und Kurzschlüsse beim Betrachten von Einzelwirkungen 1 Wiederholung: Lineare Netzwerke 1.2. Superpositionsgesetz Aufgabe 2 Superposition I Bestimmen Sie durch Anwendung des Superpositiongesetzes die Spannung Ua Geg.: U0 = 10 V I0 = 10 mA R1 = 500 Ω R2 , RL = 1 kΩ Ges.: Ua Aufgabe 3 Superposition II Geg.: U1 = 10 V, U2 = 2 V I1 = 0.5 mA R1 = 2 kΩ, R2 = 100 Ω R3 = 10 kΩ, RL = 2 kΩ Ges.: a) Ua , I2 b) Ersatzspannungsquelle c) Ersatzstromquelle 4 2 Diode 2.1 Kennlinie der Diode Variiert man die an einer Diode angelegten Spannung UD = UAK (A . . . Anode, K . . . Kathode) und zeichnet dabei den Diodenstrom ID auf, so erhält man eine (Dioden-)Kennlinie ähnlich wie in Abb. 2.1 dargestellt. Die Diodenkennlinie beschreibt den Zusammenhang A K Sperrbereich Durchlassbereich Durchbruch Abbildung 2.1: Diodenkennlinie zwischen Strom und Spannung für den Fall, dass alle Größen (quasi-)statisch, d.h. nicht oder nur sehr langsam zeitveränderlich sind. Sie lässt sich in drei Bereiche aufteilen: • Durchlassbereich UD > 0: Im Durchlassbereich nimmt der Diodenstrom mit zunehmender Spannung exponentiell zu. Ab der Flussspannung UF (engl. Forward Voltage) ist die Spannung an der Diode annähernd Konstant (z.B. UF, Ge , UF, Schottky ≈ 0.3 . . . 0.4 V, UF, Si ≈ 0.6 . . . 0.7 V, kann bei Leistungsdioden deutlich höher sein). Im Durchlassbereich kann der Zusammenhang zwischen Strom und Spannung beschrieben werden durch: U D ID = IS e n UT − 1 (2.1) 5 2 Diode 2.2. Grafische Netzwerkanalyse 6 wobei IS ≈ 10−12 . . . 10−6 A, Sättigungssperrstrom n ≈ 1 . . . 2, Emissionskoeffizient UT ≈ 25 mV (bei 20 ◦ C), Temperaturspannung • Sperrbereich −UBR < UD < 0: Hier fließt nur ein sehr kleiner Strom im µA Bereich • Durchbruchbereich UD < −UBR : Wird die Diode in Rückwärtsrichtung betrieben nimmt der Diodenstrom bei Annäherung der Durchbruchspannung UBR (engl. Breakdown Voltage) zunächst langsam und bei Eintritt des Durchbruchs schlagartig zu. Die Durchbruchspannung hängt von der Diodenart und der Dotierung ab. Für Silizium Gleichrichterdioden gilt UBR = 50 . . . 1000 V bei Germanium- oder Schottkydioden UBR = 10 . . . 200 V. Zener-Dioden haben eine genau spezifizierte Durchbruchspannung und sind für den Dauerbetrieb im Durchbruchbereich ausgelegt. Verwendet werden sie zur Spannungsstabilisierung oder -begrenzung. Die Durchbruchspannung wird in diesem Fall Z-Spannung UZ genannt und beträgt bei handelsüblichen Z-Dioden UZ ≈ 3 . . . 300 V. Zenerdioden werden in Kap. 2.4 behandelt. 2.2 Grafische Netzwerkanalyse Werden Dioden bei der Netzwerkanalyse durch Glg. 2.1 beschrieben erhält man implizite nichtlineare Gleichungen, die i.A. nur numerisch gelöst werden können. Als Alternative zum Analysieren (nicht-)linearer Netzwerkre sei die grafische Netzwerkanalyse erwähnt, die im Folgenden anhand einer Serien- und Parallelschaltung von Widerständen beschrieben wird. Serienschaltung Gegeben ist die Serienschaltung zweier Widerstände (U0 = 15 V, R1 = 200 Ω, R2 = 100 Ω) sowie die Kennlinie des Widerstandes R2 durch die Funktion I2 (U2 ) = U2 /R2 , siehe Abb. 2.2. Zur grafischen Ermittlung der Teilspannungen U1 und U2 an den Widerständen sowie des Stromes I0 muss zunächst I2 als Funktion von U2 unter Verwendung der Größen R1 und U0 beschrieben werden. I2 (U2 ) = U0 − U2 = −0.01 U2 + 0.075 R1 (2.2) Diese Gerade wird nun in die gegebene Kennlinie von R2 eingezeichnet. Der Schnittpunkt beider Funktionen gibt nun Aufschluss über die Teilspannungen U1 und U2 sowie den Strom I0 , der durch beide Widerstände fließt. 2 Diode 2.2. Grafische Netzwerkanalyse Gegeben: 7 Grafische Lösung: Abbildung 2.2: Grafische Netzwerkanalyse bei Serien-Schaltungen Parallelschaltung Gegeben ist die Parallelschaltung zweier Widerstände (I0 = 150 mA, R1 = 50 Ω, R2 = 100 Ω) sowie die Kennlinie des Widerstandes R2 , siehe Abb. 2.3. Zur grafischen Ermittlung der Teilströme I1 und I2 sowie der Spannung U0 muss zunächst I2 als Funktion von U2 unter Verwendung der Größen R1 und I0 beschrieben werden. I2 (U2 ) = I0 − U2 = −0.02 U2 + 0.15 R1 (2.3) Diese Gerade wird nun in die gegebene Kennlinie von R2 eingezeichnet. Der Schnittpunkt beider Funktionen gibt nun Aufschluss über die Teilströme I1 und I2 sowie über die Spannung U0 , die an beiden Widerständen abfällt. Gegeben: Grafische Lösung: Abbildung 2.3: Grafische Netzwerkanalyse bei Parallel-Schaltungen 2 Diode 2.2. Grafische Netzwerkanalyse 8 Aufgabe 4 Grafische Netzwerkanalyse von nichtlinearen Spannungs- und Stromteilern Geg.: U0 = 15 V R1 = 25 Ω Diodenkennlinie Ges.: I U1 , U D b) Geg.: I0 = 500 mA R1 = 10 Ω Diodenkennlinie Ges.: I1 , ID UD 0.7 0.7 0.6 0.6 0.5 0.5 ID / A ID / A a) 0.4 0.4 0.3 0.3 0.2 0.2 0.1 0.1 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 UD / V (a) 1 1.2 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 UD / V (b) 1 1.2 2 Diode 2.2. Grafische Netzwerkanalyse Überblick: Grafische Netzwerkanalyse Serienschaltungen Arbeitspunkt Kennlinie der gesamten Serienschaltung Horizontale Scherung , + + + Parallelschaltungen Arbeitspunkt Kennlinie der gesamten Parallelschaltung Vertikale Scherung + + + , 9 2 Diode 2.3 2.3. Temperaturabhängigkeit der Diodenparameter 10 Temperaturabhängigkeit der Diodenparameter Aufgabe 5 Parallelschaltung von Dioden Geg.: Diodenkennlinien für T = 50 ◦ C und T = 100 ◦ C I0 = 1.5 A R = 0.25 Ω Ges.: I1,min und I1,max für den gegebenen Temperaturbereich Ad a) 1.5 I2 / A a) 100 °C 50 °C 1 0.5 b) 0 0 0.2 Ad b) I2 / A 1.5 100 °C 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 UD / V 50 °C 1 0.5 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 UD / V 2 Diode 2.4. Zenerdiode 11 Aufgabe 6 Serienschaltung von Dioden Geg.: Diodenkennlinien für T = 50 ◦ C und T = 100 ◦ C U0 = 1.2 V Ges.: U1,min und U1,max für gegebenen Temperaturbereich I2 / A 1.5 100 °C 50 °C 1 0.5 0 2.4 0 0.2 Zenerdiode 0.4 0.6 0.8 UD / V 1 1.2 1.4