Ruhe in Bewegung - Meisterschule für Schreiner München

DDS / APRIL 2015
Ausbildung Meisterstücke
Büroschrank in Rüster
und Beton. Josef Egelseder,
Meisterschule München.
Die subtil aus dem Winkel
gezogene Geometrie
verblüfft den Betrachter
Fotos: Helmut Specht
Die offene Zinkung
zeigt in der Seitenansicht
des Möbels den konisch
gehobelten Oberboden
Die inneren Türfriese bilden
oben einen parallelen Spalt
und laufen unten zusammen.
Die japanische Zinkung ist
der Wendepunkt
Ruhe in Bewegung
Josef Egelseder besinnt sich auf das Wesentliche seines Handwerks:
Aus Massivholz und den tradierten Verbindungen komponiert er ein atemberaubendes
solitäres Möbelstück in ruhiger, symmetrisch aufgebauter Gestaltungssprache.
DER STRENGE KORPUS ruht auf einer Betonplatte, die Rückwand und die beiden Türen sind in
Rahmenbauweise ausgeführt. Deren horizontale
Teilung im goldenen Schnitt unterstreicht die fast
majestätische Ausstrahlung dieses Büroschrankes.
Durch Herausdrehen der Korpushälften entsteht
im geschlossenen Möbel mittig ein breiter Spalt,
dadurch wirkt die Ansicht leicht perspektivisch.
Die Teilung wird durch das Zusammenführen der
unteren Türfriese wieder aufgehoben, was dem
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Schrank seine Schwere entzieht und die Vertikale in
besonderer Weise betont. Geradezu genial platziert
ist die japanische Schwalbenschwanzverbindung
im mittleren Querfries der Türen: Der Längsfries ist
dadurch unterbrochen und der Spalt wirkt durch
die Form des Schwalbenschwanzes auseinandergezogen – ein einmaliger gestalterischer Kniff, der
größte Anerkennung verdient. Doch dabei bleibt es
nicht: Josef Egelseder hebt den rechten Winkel an
den Außenkanten des Schrankes auf, indem er die
APRIL 2015 / DDS
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Frontalschnitt: Kulissenführung der
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Korpusseiten konisch verjüngt. Deutlich sichtbar
wird dies durch die Schwalbenschwanzzinken an
den Korpusaußenseiten.
Das Innenleben des Büroschrankes bleibt der
ruhigen, schlichten Ausstrahlung treu. Raffiniert
sind die Verschlussmechanismen dem Blick des
Betrachters entzogen, im Fertigungsprozess sind
die Magnetteile verdeckt in den Holzverbindungen
eingebaut worden. Als einzig sichtbare Metallteile
verbleiben die Bänder der stumpf einschlagenden
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Vertikalschnitt:
Das Spiel mit der
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die Geometrie
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Horizontalschnitt:
Konisch gehobelte Seiten
erlösen den Korpus
aus dem rechten Winkel
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Türen. Der Büroschrank von Josef Egelseder ist
ohne Frage ein herausragendes Meisterstück. Die
Stimmigkeit der Materialien mit Konstruktion und
Formensprache verweisen neben dem profunden
handwerklichen Verständnis auf außerordentlich
hohe gestalterische Kompetenz.
PROF. PETER LITZLBAUER,
»Ein grandios
entwickeltes
Meisterstück.«
Peter Litzlbauer
STAATL. AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE STUTTGART,
FACHBEREICH ARCHITEKTUR UND DESIGN
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