| 62 LAND & LEUTE Das immergrüne Glück Der rote Sauerklee ist zum Jahreswechsel sehr gefragt klärt Michael Kopp. Entsprechend setzt er den Klee auch in verschieden große Töpfe. Gut 1 cm tief unter der Erde brauchen die Zwiebeln zunächst Feuchtigkeit und Wärme. Im Gewächshaus herrschen deswegen in den ersten Tagen angenehme 20 °C. „Schon nach einer Woche sind die kleinen Pflänzchen zu sehen, die zunächst ausschließlich rötlich schimmern. Erst wenn sich wenige Tage später das erste Blatt öffnet, ist auch die eigentliche grüne Farbe des Klees deutlich zu erkennen. Sind die ersten Blätter komplett geöffnet, kann auch Wer ein vierblättriges Kleeblatt in freier Natur findet, ist ein Glückspilz. Oft verziert sogar Michael Kopp persönlich den Glücksklee mit weiteren Glücksboten – wie hier mit Schornsteinfegern. Wenn es ums Glück geht, können Andreas Dietz und Michael Kopp wahrlich ein Wörtchen mitreden. Das Glück wächst quasi unter ihrer Regie. Vor zehn Jahren hat Andreas Dietz in seiner Gärtnerei in Rommerskirchen-Anstel damit begonnen, Glücksklee in großen Mengen anzubauen. Die Verantwortung für seine Gärtnerei-Niederlassung in Anstel übertrug er damals seinem Betriebsleiter Michael Kopp. Glücksklee (Oxalis tetraphylla) zählt zu der Familie der Sauerkleegewächse. Seine Besonderheit ist das viergeteilte Kleeblatt. Das Immergrün ist besonders zum Jahreswechsel sehr gefragt. Dem Klee werden schon seit Jahrhunderten besondere Kräfte zugeschrieben. So heißt es, dass sie böse Geister vertreiben und seine Besitzer vor Unheil bewahren. die Temperatur im Gewächshaus auf 12 °C zurückgefahren werden. „Die niedrige Temperatur drosselt auch das Wachstum des Klees“, erklärt Kopp. Die Pflanzen sind relativ genügsam. Ein heller kühler Platz reicht ihnen. Vorsicht ist allerdings bei der Bewässerung angesagt. „Glücksklee mag keine Staunässe“, erklärt Michael Kopp. Ein Tag zu Und weil viergeteilte Kleeblätter in der Natur äußerst selten zu finden sind, wurden die Finder solcher Kleeblätter seit jeher Glückspilze genannt. Kopp hat deswegen ausschließlich Glücksklee im Anbau, also jenen Klee, der wegen seiner vierteiligen Blätter Überlieferungen zufolge Glück bringen und Lebens- und Heilkraft geben soll. Je nach Größe der Kleepflanzen werden die Töpfe in große oder kleine Schweinchenübertöpfe gesteckt. Damit zum Jahreswechsel möglichst viele Menschen das grüne Glück nach Hause tragen und verschenken können, muss Michael Kopp allerdings rechtzeitig mit der Aufzucht beginnen. Schon Anfang November kommen die KleeZwiebeln in die Töpfe – 600 000 Zwiebeln verteilt auf etwa 60 000 Töpfe. „Je dicker die Zwiebeln sind, je größer werden später die Blätter des Klees“, erLZ 52/53 · 2015 | LAND & LEUTE 63 Erst am Abend geht die Beschattung im Gewächshaus runter. So lässt sich auch Energie sparen. nass reicht schon aus, damit der Klee seine Blätter hängen lässt. Die Erde im Topf sollte deswegen maximal handfeucht gehalten werden. Damit es auch mittags bei Sonnenschein im Gewächshaus nicht zu warm wird, ist die pneumatische Belüftung eingeschaltet. Sind die 20 °C im Gewächshaus erreicht, öffnen sich die Dachluken. Die Beschattung fährt erst mit Einbruch der Dunkelheit aus. Sie hält die Wärme und hilft somit auch Energie zu sparen. Die gesamte Kulturzeit dauert sechs Wochen. Schon Mitte Dezember beginnt der Verkauf über den Großhandel und die Versteigerung. Spätestens zum Jahreswechsel ist alles vorbei. Doch auch wenn dann das ganze Glück verkauft und einen neuen Besitzer hat, muss es nicht zwingend nach den Festtagen weggeworfen werden. Grünes Glück: Vor zehn Jahren hat Andreas Dietz in seiner Gärtnerei in Rommerskirchen-Anstel damit begonnen, Glücksklee anzubauen. „Glücksklee ist mehrjährig“, sagt Kopp. Er rät, die Zwiebeln im Frühjahr in den Garten oder den Balkonkasten zu setzen. „Sie kommen dreimal so tief, wie die Zwiebel dick ist, in den Boden“, so Margret Klose Vorsicht ist beim Bewässern angesagt. Glücksklee mag keine Staunässe. Fotos: Margret Klose Was bringt das Jahr 2016? Wer fürchtet, bei der Glücksverteilung im neuen Jahr zu kurz zu kommen, kann einige kleine „Helfer“ bemühen. Hier eine Auswahl an Glücksbringern: Feuerwerk: Schon die heidnischen Germanen versuchten, böse Geister mit Licht und Lärm zu vertreiben. Daraus entwickelte sich das heutige Silvester-Feuerwerk als Ausdruck der Hoffnung auf ein glückliches neues Jahr. Schornsteinfeger: Etwas Asche vom schwarzen Mann im Gesicht soll Glück bringen. Der Ursprung dieses Aberglaubens stammt aus dem Mittelalter, als Häuser leichter und häufiger Feuer fingen als heute. Der Kaminkehrer schützte durch seine Arbeit die heimischen vier Wände und brachte somit Glück. Glückskäfer: Heutzutage gilt nur noch der Marienkäfer als krabbelnder Glücksbote. Aus Schokolade in roter Folie mit schwarzen Punkten ist er besonders zum Jahreswechsel ein beliebtes Geschenk. Ursprünglich brachte jeder Käfer Glück – wenn er denn mit der linken Hand gefangen und in der Hosentasche aufbewahrt wurde. LZ 52/53 · 2015 der Glückskleeanbauer. Je nach Witterung lässt dann das neue grüne Glück gar nicht mehr lange auf sich warten. Glücksschwein: Das Borstenvieh wurde vermutlich bereits vor 2 000 Jahren wegen seiner Fruchtbarkeit zum positiven Symbol. Wer sprichwörtlich „Schwein“ hat, gilt auch ohne Schnitzel auf dem Tisch als Glückspilz. Hufeisen: In den Vorstellungen vieler Völker gilt es als Abwehrmittel von Unheil. Als dauerhaftes Glückssymbol sollte es aber mit der Öffnung nach oben aufgehängt werden, denn sonst fällt dem Aberglauben zufolge das Glück heraus. Glückspfennig: Glücksgeld ist einem alten Brauch zufolge die erste Münze, die einem jungen Erdenbürger vom Taufpaten geschenkt und sorgfältig aufgehoben wird. Daraus hat sich der Glückspfennig entwickelt. Der Aberglaube überlebte die Euro-Einführung, der Name „Glücks-Cent“ setzte sich im Sprachgebrauch aber nicht durch. Neujahrsgebäck: Wer zu Neujahr eingeladen wird, bringt nach altem Brauch einen selbst gebackenen Hefekranz oder eine Neujahrsbrezel als Glücksbringer mit. An das Vieh verfütterte Reste des Neujahrsgebäcks sorgen angeblich für Gesundheit der Tiere und Wohlstand des Bauern. ◀